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Im Silberlicht bis Nimmermehr - Was zurückbleibt

von Teekon

Grillen zirpten melodisch und so vertraut im hochstehenden Gras, während verspätete Frösche im tiefen Graben nördlich des Feldwegs vereinzelt quakten. Blau statt schwarz schwebte die Nacht zwischen den Hügeln, färbte Röhricht und Ginster ein und spielte mit den feinen Kräuseln auf den winzigen Tümpeln, die sich in den Senken gebildet hatten. Ein kurzer, warmer Regenschauer war herniedergegangen, und nun glitzerten dicke Tropfen in den Halmen und auf den Blättern, rannen daran herunter, um sich zu vereinen, schwer und gewichtig gen Gravitation, bis sie herab plumpsten und die Pflanzenteile in die Höhe schnellten, das Restwasser im hohen Bogen davon spritzte.

Spät war es geworden, dass selbst das Dorf irgendwo dort hinten kurz hinter dem Wäldchen kaum noch zu erkennen war, außer an kantigen Umrissen seiner Häuser und hier und da winzigen Puffschwaden verfliegenden Rauchs aus niedrigen Schornsteinen. Die Lichter jedoch waren alle erloschen. Rauschend in kräftigem, aber nicht böigem Wind, schaukelten die Laubbäume hin und her, durch die der schmale, unbefestigte Weg mitten in die Felder und Wiesen führte, wo die Bauern von Ottery St. Catchpole ihre Schafe und Kühe weideten und Gemüse und Getreide anbauten. Von hier aus konnte man den wogenden Weizen nicht mehr sehen, und die Tiere hatten sich zu Grüppchen zusammengerottet rund um die Tränken.

Längst war der Himmel klar und beinahe wolkenlos, blinkten Sterne auf in großer Zahl, unberührt von Lichtern einer großen Stadt, und nach Süden hin fiel das Land Stück für Stück ab gen Küste, während sich gegenüber davon der hohe, kahl und plumpe Gipfel des Wieselkopfs gegen den Horizont abhob. Und in das Tal zu seinen Füßen schmiegte sich der Fuchsbau, umgeben von den dazugehörigen Gärten voller Obst und kleiner Ackerfläche, wo Zwiebeln längst hochgesprossen waren und ihre lilafarbenen Kugeln in den Wind hängten, Salat spross und pralle Stachelbeeren an den Sträuchern zu wachsen begannen. Das feine Plopp des Apparierens, dicht gefolgt von einem Zweiten, als wäre es bloß ein Echo, ließ weder Katzen noch Marder aufhorchen.

Wo gerade noch die leere Straße sich in schnurgerade Richtung zwischen den Hügeln verloren hatte, standen nun zwei Männer in der angenehmen Nachtluft, und ihre Schuhe knirschten auf losen Kieseln, wie sie sich zu einander umwandten. Gebeugt die Schultern von Müdigkeit und Gram, Erschöpfung und Enttäuschung, waren die Köpfe nach vorn geschoben, dass die Ohren beinahe den Kragen berührten. Groß sonst, stattlich, schrumpften sie zusammen in der gemeinsam durchgestandenen Flut. Es hatte keinen Zweck mehr gehabt. Zu dunkel, zu weitläufig das Gebiet, zu viel Zeit verstrichen. Morgen würden sie sich erneut zurück begeben an jenen Ort drüben in Surrey. Jetzt aber brauchten sie beide eine Pause, mussten sich ausruhen von der Qual, und der eine griff, leise durch die Zähne zischend, unter das schäbige Jacket, um sich die Seite zu halten. Der Andere durfte das nicht sehen und bemerkte es doch, ohne ein Wort daran zu verschwenden.

Die Augen längst gewöhnt an das wenige Restlicht des abnehmenden Mondes irgendwo dort über ihnen, konnten Bill Weasley und Remus Lupin die Miene des jeweils anderen gut genug erkennen. Einander zunickend, die Brauen so fest ineinander getürmt, dass sie miteinander verschmolzen, machten sie die paar Schritte auf das Gartenzäunchen zu, und der vorausgehende William bückte sich, um das Tor zu öffnen. Es quietschte nicht, und das zarte Kribbeln des überwundenen Schutzzaubers flirrte wie winzige Glühwürmchen um ihre Körper, ehe sie ganz auf dem Grundstück standen und das Gatter ins Schloss zurückfiel. Ob es drinnen jemand gehört hatte oder noch wach war, um es überhaupt wahrnehmen zu können, wussten sie beide nicht.

Zugezogen waren sämtliche Vorhänge, die sie von der Vorderseite des Gebäudes aus einsehen konnten. Rechts, das waren die großen Küchenfenster, während direkt geradeaus nur der enge Flur lag. Gen Osten gab es mehr Gucklöcher in der aus bunt zusammengewürfeltem Material errichteten Mauer. Hier bewahrte Molly ihre Vorräte auf, weil es keinen Keller gab, sammelten sich Marmeladentöpfe und eingemachte Früchte, hingen Wurstwaren und Speck von der Decke und lagerten all die vielen Gebrauchsgegenstände, die in einer so großen Familie ständig neu herangeschafft werden mussten. Im oberen Stockwerk, windschief auf das Erdgeschoss aufgesetzt, befanden sich mehrere Schlafzimmer, ehe die erste Dachkonstruktion knarzend aus dem Gebälk ragte und den Blick versperrte, auf das, was noch darüber in den Nachthimmel ragte.

Sie trotteten mehr als das sie gingen, kaum in der Lage, die Füße hochzuheben, und eigentlich wollten sie das auch nicht so recht. Es war keine schöne Arbeit gewesen, die sie nochmal hinaus getrieben hatte, und egal wie lau das Lüftchen wehte, sie froren nun schon ein wenig. Das war die Müdigkeit. Den schmalen Saum Wiese vor dem Haus überquerend, scherten sie sich nicht um die quietschenden Gnome, die sich gestört fühlten zu ihrer aktivsten Zeit, aber die kleinen Plagegeister schienen gnädigerweise zu erkennen, dass sie an diesen zwei Kerlen heute Nacht keinen Spaß mehr haben würden und ließen sie in Ruhe. Ein Blick voraus verriet Remus und Bill, wie still der Fuchsbau noch immer dalag. Nicht einmal der funzligste Kerzenschein drang durch die dichten Vorhänge hinaus zu ihnen, während sie auf den Stufen zu Williams Elternhaus innehielten.

Die angeknabberte Sichel des Mondes reichte ihnen immer noch. Fast gleich groß, von ähnlicher Statur mit breiten, sehnigen Schultern, standen sie sich Auge in Auge gegenüber, der Älteste der zahlreichen Weasley-Jungs und der nicht mehr ganz so junge Ex-Lehrer. Der einzig prägnante Unterschied war vielleicht, wie sie die Kleider ausfüllten, Remus sein übliches Set aus Tweed und Cord und Bill die dunklen Stoffhosen und eine dazu passende, sportliche Jacke. Fast verlegen grinste der Fluchbrecher im Dienste der Kobolde von Gringotts, und Lupin erwiderte mit seinem so tyischen sanften Lächeln. „Danke, dass du mitgekommen bist, Bill,“ war das erste, was er wieder zu ihm sagte, seit sie gemeinsam und ohne groß diskutieren zu müssen darüber eingekommen waren, die Suche abzubrechen und heimzukehren. Wo man auf sie warten würde.

„Das war selbstverständlich,“ winkte sein Gegenüber ab, und für einen Moment flackerten Traurigkeit und Verlust über seine Züge, lenkten den Blick so unbewusst, so unfreiwillig und dennoch unausweichlich auf die im Schatten seines eigenen Kopfes verborgene linke Wange. Remus konnte gar nicht anders, als dort hinzusehen, fast hinzustarren, und obwohl er etwas hatte erwidern wollen, dass seinen Worten widersprach, den ehemaligen Gryffindor lobte, ob nötig oder nicht, blieb er stumm. War das die selbe Art und Weise, wie Menschen ihn neugierig, ängstlich und fragend musterten, die ihn nicht kannten?

William fiel es sofort auf, selbst schon daran gewöhnt, und nur noch mehr in verschämter Erkenntnis knickte er zur Seite ein, als wolle er die freie Sicht darauf verwehren, gleichzeitig begreifend, wie unsinnig das in Gegenwart dieses Mannes war, und er gab die Taktik auf und präsentierte sich wieder. Unwillkürlich griff seine Hand hinauf und berührte mit dem Daumen, dann mit dem Rücken dreier Finger die wulstig aufgerissene Haut. Die Achseln zuckend schnaubte er, merkwürdig amüsiert. „Es verheilt erstaunlich gut,“ bestätigte er die Frage, die er in Lupins Augen sah, und der Ältere legte den Kopf schief und betrachtete die verbliebenen zwei längsförmigen Schnitte scharfer, aber nicht glatter Krallen, die sich von der Stirn über die linke Augenbraue bis hinunter zum Kiefer zogen, wo niemals mehr ein einziges Barthaar sprießen würde.

Nickend, sacht, aber zufrieden, erwähnte er mit keinem Ton die winzigen graubraunen Fasern, die aus den Wundrändern wuchsen. Vermutlich war das normal. Vier Wochen jetzt erst her, dass Fenrir Greyback dem jungen Mann mitten ins Gesicht gesprungen war, mit seinen abscheulich dreckigen Klauen die Wange aufgerissen hatte, Anstalten machend, ihm die Nase mit allzeit bereiten Fangzähnen abzureißen. Das hatte er nicht geschafft, Merlin sei Dank, zuvor von ihm heruntergehext von einer angewiderten Hermine, und gejault hatte er wie ein verwundetes Tier. Ein Geräusch, das Remus das Blut in den Adern hatte gefrieren lassen. Er kannte das. Silbergelber Funkenschauer. Auch jetzt, wo seine zweite Seite keinerlei Bedrohung spüren konnte – ein winziger Vorteil dieser Liaison – schauderte es ihn, wenn er es heraufbeschwor im Geist, und das prickelnde Kitzeln von Schweiß auf dem Rücken schmerzte in der Wunde, die er fast verdrängt gehabt hatte, solange er so bequem stand.

Auch das sagte er nicht, ließ es sich in keinster Weise anmerken, lächelte nur noch offener. „Es sind bloß Narben,“ tröstete sein heiserer Bariton, und Bill konnte nicht umhin, das als unglaublich beruhigend zu empfinden. Eine schöne Welle von Erleichterung, fast wie eine letzte Bestätigung dessen, was er längst wusste, lachte er leise und schüttelte sich darunter, den Blick auf die Schuhe senkend, ehe er Lupin wieder anschaute. „Ja,“ war alles, was er dazu sagen konnte. Vollmond eine gute Woche her, und nichts war geschehen. Er war er selbst geblieben, eingesperrt nur für den Fall, und wenn er ehrlich war, dann waren das die allerschlimmsten Stunden seines Lebens gewesen. Nur zugeben wollte er das nicht. Höchstens vielleicht gegenüber diesem Ordenskämpfer hier.

Die Striemen leuchteten wie Goldadern in Erzgestein, wenn das Silberlicht sie tastend, zärtlich berührte, so vertraut in diesem Gesicht, und trotzdem sah William sie zum ersten Mal vollkommen anders. Symbole. Zur Schau getragene Tapferkeit, und ein kleines bisschen an Stolz schlich sich ins eigene Herz. So würden ihn die Menschen nun ebenfalls sehen. Kaum zu begreifen. Ein Flush aus Röte schoss ihm in die Wangen, ließen die eigenen Male pulsieren, wie er erneut hinunter schauen musste und nun nestelnd mit den eigenen Fingern spielte. „Ich muss zugeben,“ flüsterte er fast, und die Bäume ringsherum waren lauter als er, wie der Wind durch ihre Zweige rauschte, „ich hatte ganz schön Bammel.“ Genauer erklären musste er das nicht.

Natürlich. Niemand zuvor war ohne den vollen Mond von einem Werwolf angegriffen worden, weil kein Mondsüchtiger so wahnsinnig war wie Fenrir Greyback. Keine Erfahrung, keine Ahnung, inwiefern es ihn verändern würde, wenn überhaupt. Würde er einer von ihnen werden? Oder war der Effekt abgemildert? Passierte vielleicht gar nichts? Ein wenig schlauer nun, wie er den ersten Zyklus des Erdtrabanten überstanden hatte, ohne zur Bestie zu werden. Und Remus nickte erneut. Er verstand ihn mehr als gut. Als hätte er es anders erwartet. Bill kam sich mit einem Mal sehr dumm und albern vor, konnte nicht einsehen, warum er so seltsam darüber gedacht hatte. Wie sollte es sonst sein? Das hier war Lupin, Remus Lupin, der ruhige, sanfte Denker. Und dennoch war es Dankbarkeit, was er spürte.

Noch einmal schoss ihm Hitze ins Gesicht, wie er die Hand hob und mit Daumen und Kopfnicken in Richtung der noch verschlossenen Haustür deutete. „Aber sag's nicht Fleur oder Ma,“ bat er beinahe etwas flehentlich, und noch ehe er gesagt hatte, warum er das nicht wollte, wusste es Remus. „Sie haben sich so schon viel zu viele Sorgen gemacht, und ich hab' den Harten gespielt.“ Und wie er das hatte. Mit größter Mühe. Lupin schloss die Lider und konnte wieder nur nicken, drückte zwei zur Schwurhand erhobene Finger gegen seine Brust, dass es hohl klopfte. „Ehrenwort,“ versprach er ihm nur, und zufrieden damit, blies Bill Luft aus den Wangen. Darauf konnte er sich verlassen. Remus selbst tat doch stets so, als wäre alles das reinste Kindertheater, und dabei rieb er sich bereits wieder verräterisch die Flanke. Zeit, endlich ins Warme zu kommen.

In stiller Übereinkunft, schon wieder, zückte der junge Mr. Weasley seinen Zauberstab und berührte damit den Türknauf, der augenblicklich klickend aufschnappte, so dass sie die Tür in den Innenraum schieben konnten. Jetzt, das schwere, rot gestrichene Holz und den dicken Wollvorhang vor dem Fensterchen nicht mehr dazwischen, fiel schwach flackernder Schein einer einzelnen Kerze auf die Stufen, und keiner der beiden Männer wunderte sich darüber. Der Blick war frei auf die Stube, und allein das Geräusch des entsicherten Schlosses hatte die beiden vor sich hin dösenden Frauen aufgeschreckt. Der Sessel, auf dem Fleur saß, knarzte unangenehm, wie sich die hübsche Dame herumwarf und um die Lehne herum lugte, während Tonks sich auf der Couch mit freier Sicht und glänzenden Augen aufrichtete. Endlich zuhause.

Einer nach dem anderen überquerten sie die Schwelle, eine Welle von angenehmster Ofenwärme schlug ihnen entgegen, und die Französin war bereits aufgestanden, um ihnen entgegen zu kommen. „Ihr seid zurück,“ sagte sie beinahe tonlos mit ihrem noch immer kräftigen Akzent, und da waren tiefe, dunkle Ringe unter ihren hellen Augen auf der sonst so makellosen Haut. Selbst in der fast vollständigen Dunkelheit konnte man die nicht übersehen. Bill ignorierte das und schloss seine Verlobte in die Arme, nickte nur ohne Worte und schien selbst erleichtert darüber, diesen grausigen Trip durch die Nacht hinter sich zu haben. Dora hatte sich aus dem Sofa gestemmt, machte jedoch keine Anstalten, das niedrige Tischchen vor sich zu umrunden, und das brauchte sie auch nicht. Remus war bereits mit seinen langen Beinen die wenigen Schritte den Flur hinunter und durch den Salon auf sie zugekommen.

Zum zweiten Mal in dieser Nacht ein Wiedersehen, zumindest körperlich einigermaßen heil, und sich an ihn schmiegend, entkam ihr ein winziges, zittriges Seufzen. „Habt ihr was gefunden?“ fragte sie, zu ihm aufschauend, und auch Fleur sah an der Brust hoch, gegen die sie sich lehnte. Beide Männer schüttelten resigniert die Köpfe, die Lider dabei kaum geöffnet, und Lupin unterdrückte ein Zähneknirschen so gut er konnte. „Nichts,“ gab er ungern zu, und der Frust darüber war in jedem Zug zu lesen. „Nichtmal seinen Besen, seinen Zauberstab, gar nichts.“ Die Tränchen, die schon wieder in ihren so herrlich braunen Augen standen, waren kaum zu ertragen.

Sie hatten eine ungefähre Ahnung gehabt, wo Moody abgestürzt sein musste, hatte Bill es doch mit eigenen Augen gesehen, dieses furchtbare Desaster. Dennoch. Es war in großer Höhe geschehen, die Landschaft unter ihnen ein Vorort wie jeder andere rings um London herum, die Häuserreihen allerhöchstens an ihren unterschiedlichen Straßenverläufen zu erkennen, wenn überhaupt. Gräben, ausgebaggerte und begradigte Bäche zogen sich dazwischen hindurch, hier und da ein Spielplatz, ein mickriger Park, ein Sportgelände, das war alles. Er konnte unter einem Baum liegen, in irgendeinem verwilderten Dickicht am Rande einer Gosse, sie hatten keinen Schimmer. „Es war einfach zu dunkel,“ erklärte Bill unnötigerweise, aber das war kaum ein Trost. Mad-Eyes Leiche war nirgends zu entdecken gewesen. Und die Ungewissheit über ihren Verbleib, die nagte wie hungrige Ratten.

„Habt ihr Todesser gesehen?“ musste Fleur wissen, ob die beiden Männer noch gefochten hatten da draußen, aber auch das verneinten sie einstimmig. „Es war niemand dort,“ fasste William in Worte, und sein wieder gut verstauter Zauberstab bestätigte dies. Keiner. Absolute Stille in den Rabatten, den Gärten, den Hinterhöfen. Die allseits gespannte und jederzeit auf 180 laufende Kampfbereitschaft war unnötig gewesen, nur ein schlimmes, vertaubendes Herzklopfen, wenn sie um Ecken schlichen, wenn sie sich zwischen die Sträucher duckten. Plätscherndes Wasser, miauende Katzen, ein Luftzug, ein klirrender Mülltonnendeckel, aber keine schwarzen Kapuzen, kein Besen am Himmel, der Feind hatte sich zurückgezogen. Die Frauen wussten genauso wenig wie ihre Männer, ob sie darüber erleichtert oder besorgt sein sollten.

Es nützte nichts. Wie sie es entschieden hatten, war es richtig gewesen, keinen Zweck, noch länger an jenem Ort zu verweilen, bis sie irgendein neugieriges Muggelweib in ihren Blumenbeeten erwischte. Zu hart gewesen dafür auch der Abend, die Flucht, die Kämpfe, das entsetzliche Warten. „Wir müssen auf Tageslicht hoffen,“ befand Remus und implizierte damit eindeutig, was Bill und er vorhatten, sobald sich die Sonne wieder zeigen würde. Dann würde Desillusionierung herhalten müssen. „Nein!“ riefen Dora und Fleur fast synchron aus, senkten jedoch sofort wieder ihre Stimmen, um niemanden zu wecken, beinahe peinlich berührt über diesen Ausbruch. Trotzdem ließen sie keine Widerrede zu, legte die Enkelin einer Veela ihrem Verlobten einen Finger auf die Lippen, ehe er den Mund öffnen konnte, und Tonks nahm jeglichen Wind aus Remus' Segeln: „Mad-Eye würde das nicht wollen.“

Dass sie sich erneut in Gefahr brachten, das meinte sie damit. Ja, vielleicht hatte sie recht. Aber hatte sie das jemals davon abgehalten, es doch zu tun? Keine Kraft mehr für eine Diskussion. Das Stechen in der Seite zu harsch, das Hemd zu feucht von serösem Wundwasser, und längst hatten ihre zarten Finger die erneut aufgegangenen Verletzungen gefunden, die er so sehr zu verbergen gesucht hatte, ehe diese Arbeit erledigt war. Flach ausgestreckt kühlte die ganze Hand und linderte den Schmerz. Verfluchtes Besenreiten. „Lasst uns morgen darüber sprechen,“ schlug Bill vor, und damit einverstanden, nickten alle Vier.

Es war an der Zeit, endlich zur Ruhe zu kommen. Das sich ausbreitende Schweigen verstärkte diesen Eindruck nur, und ihr den Rücken streichelnd, schaute der Fluchbrecher Fleur von schräg oben ins Gesicht. Eine simple Geste mit dem Kinn reichte aus, und sie nickte, sich immer noch an ihm festhaltend, als habe sie Angst, er würde ihr davonlaufen und Unsinn anstellen, wenn sie ihn losließe. „Gehen wir schlafen,“ sagte Bill, ohne es wie eine Frage klingen zu lassen, und die beiden Paare wünschten einander leise 'Gute Nacht'. Die vorsichtig knirschenden Stufen eine nach der anderen hinaufsteigend, verschwanden die Verlobten im Obergeschoss, irgendwo dort oben in den verwinkelten Stockwerken und kreuz und quer angebrachten Zimmern des Fuchsbaus, und Remus und Dora blieben in der Wohnstube zurück.

Lauschend nur standen sie da in der herrlichen Dunkelheit, umgeben von Wänden und Gardinen vor den Fenstern, nur der Kerzenstumpen auf einem irdenen Teller ein kleines Flämmchen an Licht verbreitend. Warm und dumpf war es, fast ein bisschen stickig, aber das machte nichts, wenn man fror und müde war. Einen Schritt an ihr vorbei machend, löste Remus sich aus der Starre und ließ sich langsam in die Knie sinken, um auf dem Sofa Platz zu nehmen, und Dora folgte ihm, ohne sich aus seinen Armen zu befreien. Er sah erschöpft aus, fast so sehr wie nach einer Vollmondnacht, und sie konnte nicht anders als ihm an den Kiefer zu greifen und ihm sacht den Bart zu reiben. Was er jetzt brauchte, wusste sie nur zu genau. Und schlafen würde er erst dann können.

„Komm her, zeig's mir,“ wisperte sie in die nächtliche Stille hinein, und mehr musste er nicht hören. Ohne sich zu zieren, wie er es so lange Zeit getan hatte, begann er, sich umständlich aus dem blutbesudelten Jacket zu pellen, langsam und bedächtig. Nichtmal ansatzweise versuchte er, den Schmerz herunter zu spielen, ahnte es nicht nur, wusste es, wie sehr sie das genoss. Keine Zurückhaltung mehr. Schon während er noch die Hand aus dem zweiten Ärmel zog, konnte sie die Flanke sehen, durchscheinend das dünne Hemd an jener Stelle, die seit mehreren Stunden nun schon wieder suppte und gegen sich bewegenden Stoff scheuerte. Mit den Augen rollend, sparte sie sich die Schelte. Schon bei der Planung dieser Irrsinnsaktion war ihnen beiden klar gewesen, dass es passieren musste.

Ihm mit den Knöpfen helfend, streckte sie beide Arme aus, entfernte vorsichtig Perlmutt von Knopfleiste, und es ihr vollends überlassend, knickte er einfach den Kopf ein und legte seine Nase auf ihr Handgelenk. Zärtlich, wie dankend im Voraus, küsste er den prominenten Knöchel ihres Zeigefingers, brauchte das Lächeln in ihrem Gesicht nicht zu sehen um zu wissen, dass es da war. So gut, alle falsche Stärke sausen lassen zu können. Nichts vormachen zu müssen. Es tat weh, es tat verflucht weh, und das war die reine Wahrheit. Die durchgescheuerte Baumwolle von der Wunde zu entfernen, teilweise schon angebacken von gerinnendem Wasser, zog und stach an allen Ecken und Enden, und er schluckte fest und zischte durch die Zähne. „Sht,“ flüsterte sie sanft, und dann war es auch schon vorbei.

Völlig versaut, das Hemd. Jeder normale Mensch hätte es jetzt aufgegeben und weggeworfen, aber weder konnte Remus sich das leisten, noch würde er zulassen, dass sie es tat. Zwischen den Armen ausgebreitet, betrachtete Dora das gute Stück kopfschüttelnd, ehe sie die Achseln zuckte. „Naja,“ meinte sie, „das krieg' ich schon wieder sauber.“ Und augenblicklich breitete sich ein breites, fast boshaftes Grinsen auf seinem Gesicht aus, über das sie selbst lachen musste. „OK, OK, Ma kriegt's wieder sauber,“ gab sie zu, streckte die Zunge raus und schlug ihm sacht auf die Schulter, was ihn nicht von glucksendem Kichern abhielt. Das Hemd zusammengeknüllt in eine Sofaecke pfeffernd, schnaubte sie. „Los, komm' her, du blöder Kerl.“

Lachen musste er, auch wenn ihn das ganz schön zwickte, aber er kam ihrer Aufforderung nach und lehnte sich ihr entgegen, bis er mit der Halsbeuge auf ihrem rechten Schenkel zu liegen kam. Ein kleines Ritual bald schon, diese liebevolle Pflege seiner Wunden, und genau wissend, wo Molly ihre Murtlap-Essenz und die Mullwickeln aufbewahrte, half ein kurzes Accio, um alles zu besorgen. Das war das einzige Mittel, was einigermaßen Linderung schaffte. Achtsam und zahm trug sie die grünliche Masse auf die offenen Stellen auf, rieb sie in die Haut, wo es möglich war, bis er wohlig schnurrte davon. Viel zu sehr stachen seine Rippen heraus, jede Kante daran deutlich zu spüren, während er seine Hände unter dem Kopf faltete und sich fast unwillkürlich an ihrem Bauch rieb, bevor er zusammenzuckte und wie ein Dampfkessel pfiff. Au.

„Entschuldige,“ flüsterte sie, hatte in ihrer Beobachtung einen Moment lang nicht aufgepasst, aber er griff nur nach ihrer Hand auf seiner Schulter und drückte sie sanft. „Ist schon OK.“ Sie hatte ja keine Ahnung. Sie hatte keine Ahnung, wie gut das tat, wie wunderbar diese Berührung war, auch wenn es manchmal weh tat. Nichtmal seine Mutter hatte das gedurft. Das war sein Schmerz, seiner ganz allein, immer gewesen. Geteilt jetzt. Und damit leichter zu ertragen. Sich längst den Wickeln zugewandt, sie sorgsam glättend, um sie ohne Falten um ihn legen zu können, bemerkte sie das nicht, wie er sich mehr auf den Rücken gleiten ließ, um sie betrachten zu können von dort unten, ihr beim Summen zuhören zu können. Niemals mehr ohne sie. Unmöglich, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ohne sie leben zu müssen. Dann lieber tot.

Überkreuz, einmal unter beiden Achseln hindurch und über die Kappenmuskeln zurückgeführt, leuchtete er im Dunkeln, so weiß waren die Binden, die den heilenden Wirkstoff in den alten Verletzungen halten sollten, und noch ehe sie alles richtig befestigt hatte, setzte Remus sich auf und rückte näher heran. Als scheußliche Erinnerung, viel zu lebendig für einen Augenblick, war es wieder da, dieses Gefühl von dort draußen, vom Hof, wie er hatte warten müssen, keine Möglichkeit zu erfahren, wie es ihr ging, ob alles in Ordnung war, oder ob sie genauso wie Mad-Eye irgendwo im Dreck lag, vielleicht schon längst von Todessern fortgeschafft, oder schlimmer noch, lebend in ihre Fänge geraten. Nie mehr so etwas fühlen, nie mehr. Den linken Arm um ihre ganze schlanke Taille herumschlingend, zog er sie so nah an sich heran, wie es eben nur ging, dass ihr Nabel gegen seine Hüfte rutschte, und am liebsten hätte er sie aufgehoben und auf seinen Schoß gesetzt.

Jetzt war sie dran. Sofort umschwenkend von der fröhlichen Samariterin auf das trauernde kleine Mädchen, das so etwas wie einen Großvater verloren hatte, knickte Dora ein und lehnte ihre Schläfe gegen sein Schlüsselbein. Da waren sie wieder, die Tränen, füllten ihre Augen und liefen über wie aus einem vollen Staubecken, rannen ihre Wangen hinunter und gruben sogleich erneut tiefe Spuren hinein. Sie nur noch fester in seine Arme schließend, legte Remus sein Kinn auf ihrem Scheitel ab, rieb beruhigend ihre Oberarme und blieb stumm. Kein 'nicht weinen', sie hatte allen Grund dazu. Kein 'shhhh', sollte sie es herauslassen.

Niemals hätte sie das erleben sollen. Von ihr fernhalten wollen hatte er diese Qual, diesen Verlust, jeden Verlust. Aber er hatte es nicht gekonnt. Keinen Einfluss darauf. Remus wusste, dass es weder seine Schuld war, noch dass er irgendetwas dagegen hätte tun können. Sie beschützen vor dieser furchtbaren Realität des Krieges. Das brauchte sie nicht. Und dennoch wollte er es so sehr, hasste es, dass er es nicht vermochte. Und im gleichen Moment wurde ihm hart bewusst, was Moodys Tod auch für ihn bedeutete und gleichzeitig so sehr genau das brachte, was er sich wünschte, ohne das jemals gewollt zu haben. Nun noch mehr würden sie auf ihn schauen. Heraushalten keine Option mehr. In der Hierarchie des Ordens wieder eine Stufe höher geklettert. Und der Zwiespalt dessen – die Zügel in der Hand, die Verantwortung auf den Schultern – drückte ihn nieder und richtete gleichzeitig auf.

Das Mädchen in seinen Armen, sein Mädchen, tröstend und den Kummer mildernd, wiegte er sie, ließ sie einfach gewähren, wie sie weinte und jammerte ob des Verlustes ihres Mentors, ihres Ausbilders. „Es tut mir so leid,“ brummte er mehr, als dass er sprach, dass es sich über den Knochen mehr verbreiterte als über die Luft. „Es tut mir so leid.“


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