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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Schwarze Schatten nur am Himmel

von Teekon

Lange konnte er nicht im Inneren des Fuchsbaus verschwunden gewesen sein, bevor das rotierend blaue Leuchten erneut über den Feldern und Wiesen erschien, und dennoch kam es den drei Verbliebenen auf dem Weasley'schen Hinterhof wie eine Ewigkeit vor. Nur für einen einzigen Schlag hüpfte Remus das Herz in die Höhe, bevor der Verstand der Hoffnung den Boden unter den Füßen wegzog. Ein Portschlüssel war das, kein Besen, und ihrer lag längst hier zwischen all dem anderen Plunder auf dem festgetrampelten Boden. Eine rostige Ölkanne, verbeult und verbogen, die verblichene Aufschrift des Herstellers darauf noch schwach zu erkennen im trüben Licht der Laterne.

Sofort rauschte die Erleichterung wieder in den tiefen Keller seiner Zehen hinunter, und dennoch hob er den Kopf und kniff die Lider zusammen, um schneller erkennen zu können, wer da im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Wolken fiel. Eine gertenschlanke, hochgewachsene Gestalt, die andere Figur gedrungener, doch beide Haltung bewahrend und demnach zumindest nicht schwerer verletzt, kreiselten sie zur Erde hernieder, kamen nur so gerade eben außerhalb des Lichtkegels auf und stemmten sich sogleich – geübt in dieser Fortbewegungsart – auf die Beine, um auf die Wartenden zu zulaufen. Bereits den Zauberstab zückend, baute Kingsley Shacklebolt sich auf, gespannt wie eine Feder, und Lupin hatte keine Ahnung, wieso er selbst so unwahrscheinlich locker blieb, während sogar Hermine von einem Fuß auf den anderen zu hüpfen begann, während Hagrid, gerade erst erneut aus dem Türrahmen befreit, nur weiter seine Nase putzte.

Zwei Schritte allerhöchstens, und Arthur war einwandfrei zu identifizieren, seine dicke Hornbrille komplett schief auf der Nase, dass der eine Bügel vom Ohr regelrecht abstand, die Gläser speckig und verdreckt, doch es schien ihn in keiner Weise zu behindern, wo er doch sonst, ganz ähnlich wie Harry, ohne das Hilfsmittel aufgeschmissen war. Hier, rund um sein eigenes, mindestens genauso krumm gebautes Heim, kannte er sich gut genug aus, um ohne es zurecht zu kommen. Auf den Fersen hatte er seinen Sohn, der ihn begleitet hatte, ebenfalls bereits wieder er selbst, die Wirkung des Vielsafttranks verflogen. Merlin, war es wirklich mehr als eine Stunde her, dass sie vom Ligusterweg #4 aufgebrochen waren? Als hätte er das erst jetzt bemerkt, fiel es Remus auf: Den Verwundeten, den er hergebracht hatte mit so viel Mühe, das war ebenfalls George gewesen, kein Abbild von Harry.

Hastig, noch nichtmal ganz angekommen, flog der Schädel des siebenfachen Vaters regelrecht von links nach rechts, musternd die anwesenden Personen in seinem Hof, und er blinzelte dabei, um ganz sicher zu gehen, dass er sah, wen er zu sehen glaubte. Nur drei. Drei nur, wo war der verfluchte Rest? Man konnte es schwimmen sehen auf seinen Hornhäuten, wie er genau das dachte. Fred war verbal rascher bei sich, als hätte man darauf eine Wette abschließen können. „Seid ihr die einzigen?“ stockte ihm ungläubig der Atem, noch verschlimmert dadurch, dass er selbst von ihrer waghalsigen Flucht ganz außer Puste gewesen waren. Hestias Wohnung war heiß umkämpft worden, ehe sie zu ihrem Portschlüssel hatten gelangen können.

Den Arm ausstreckend, deutete Lupin durch die offene Tür, viel zu schnell in den Augen des Aurors, der den Mund aufklappte und ein protestierendes Geräusch von sich gab, was vollkommen unterging. „Harry und George sind drinnen,“ zählte Remus die wenigen Rückkehrer auf, konnte Arthur dabei kaum ansehen. Dumm war es, sich schuldig zu fühlen, aber er konnte einfach nicht anders. „George ist verletzt!“ brach es aus Hermine heraus, und die sowieso blasse Gesichtsfarbe des Hausherrn sackte endgültig und gänzlich aus seinen Wangen. Wie versteinert für einen winzigen Augenblick, beide, Vater und Sohn, stierten sie das Mädchen an, dessen Nasenflügel bebten, und dann stürmten sie los. Versuchten es zumindest.

Noch ehe sie überhaupt in die Nähe der grün gestrichenen Hintertür gelangen konnten, hatte Shacklebolt sich aus seiner gespannten Haltung gelöst, war vorgesprungen wie eine lauernde Wildkatze, wie der Luchs, der sein Patronus war, und mit dem ganzen massiven Körper versperrte er ihnen den Weg, den Zauberstab drohend erhoben. „Halt!“ rief er gebieterisch, und, nicht damit gerechnet, wären Arthur und Fred beinahe in ihn hineingerasselt. Staub wirbelte auf, wie sie das so gerade eben noch verhindern konnten, und Mr. Weasleys Augen glühten bereits in heftigem Zorn auf, während der Auror noch den Grund für diesen Ausbruch nannte. Da drin war Harry. Und er würde sie nicht einfach so in seine Nähe kommen lassen.

„Erst will ich Passwörter hören!“ verlangte er unumstößlich und richtete sich zu voller Größe auf. Beeindruckend sonst immer, der riesige Mann mit dem nun kahlen Schädel, das obligate Käppchen in der wilden Hatz verloren, doch Arthur war absolut nicht in der Stimmung. Verletzt. George war verwundet, sein Sohn, sein Junge, und er würde sich nicht davon abhalten lassen, ihn zu sehen, bei ihm zu sein, auf der Stelle. Sich auf sicheren Füßen wähnend, sah Shacklebolt nicht kommen, wie der sonst so freundliche und friedliche Herr aus der Abteilung für den Missbrauch von Muggelartefakten wie ein Wildschweineber knurrte und auf kürzeste Distanz Schwung holte und den eigenen Zauberstab, noch immer in den Fingern gedreht, unter das gekerbte Kinn hielt. „Ich beweise, wer ich bin, wenn ich meinen Sohn gesehen habe!“ lehnte er die so antrainierte Maßnahme, auf die auch er immer bestanden hatte, kategorisch ab, keine Nerven dazu jetzt. „Also geh' mir aus dem Weg, wenn du weißt, was gut für dich ist!“

Ganz perplex, stumm geschlagen, trat der Auror nicht einmal beiseite, wurde regelrecht überrannt, obwohl beide, der Vater zuerst, dann Fred, geschickt um ihn herum manövrierten, und sein empörtes Luftschnappen brachte ihm genauso wenig wie das heftige Herumfahren, mit dem er ihnen zu folgen beginnen wollte. Noch bevor er die Bewegung vollführen konnte, die dem Fluch vorausgehen wollte, hatte Remus ihn gepackt, beide Oberarme mit seinen langgliedrigen, kräftigen Fingern umfasst, und er musste sein ganzes Gewicht in den Boden stemmen, um Shacklebolt halten zu können. „Kingsley, lass sie,“ bat er, gerade laut genug, dass er ihn und die in die Worte gelegte Eindringlichkeit deutlich vernehmen konnte. Augenblicklich entspannte er sich.

Ja, Lupin hatte recht, diese Erkenntnis spiegelte sich sofort in seinem glänzenden Gesicht, und resigniert, fast ein wenig beschämt, knickte Kingsley ein und nickte. Die Aufregung, die schiere Panik und dieser so ungewohnte Zorn waren Beweis genug dafür, dass Arthur selbst vor ihnen gestanden hatte. Hastige Stimmen, mehrere durcheinander, konnten sie nun von drinnen hören, und lauschte man genau, mochte auch Georges schwaches Wispern dabei sein. Wach also, das war gut.

Hier draußen jedoch nahm die Stille merklich zu, legte sich dumpf auf ihre Ohren, und selbst der Wind war nicht willkommen. Immer wieder zerzauste er die Bäume, raschelten Büsche und Sträucher unter seinen unruhigen Händen, und jedes Mal zuckten die vier Verbliebenen zusammen. Lächerlich. Wer noch fehlte – Ron und Tonks, Bill und Fleur, Moody und Fletcher – würde entweder auf Besen oder Thestral oder mittels übriger Portschlüssel erscheinen. Die meisten davon waren ohne die ihnen zugeteilten Ordensmitglieder zurückgekehrt, was bedeutete, dass ihr gut ausgeklügelter Zeitplan komplett durcheinander geworfen und zerstört worden war. Umso mehr brachte es die Flüchtenden in Gefahr, denn nun konnten sie nicht mehr ungesehen und unangreifbar von einem Ort hierher reisen. Das brachte auch den Fuchsbau, das Versteck, ins Visier. Nicht darüber nachdenken. Erstmal jetzt die Sechs, bitte, bald und heil und ganz.

Den Platz genießend, den er in dem engen, verwinkelten Haus der Weasleys nicht gehabt hatte, drückte Hagrid Knie und Wirbelsäule durch, die Wangen ganz rot vom Weinen, nah am Wasser gebaut wie er war. Selbst diese schlimme Szene gerade hatte er nicht kommentieren können, genauso stumm geschlagen wie Hermine und Shacklebolt selbst, und Remus war der erste von ihnen gewesen, der sich wieder gerührt hatte. Den Auror längst losgelassen, war er bereits aus dem Kegel des Lichts hinaus getreten in die Dunkelheit, wo man besser sehen konnte, erst recht, wenn man winzige schwarze Schatten an einem von wenigen rasch dahin ziehenden Schleierwolken bedeckten Nachthimmel ausmachen wollte.

Unerträglich. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals eine so endlose Wache geschoben zu haben, so sehnlichst auf irgendetwas gewartet zu haben, nichtmal in all der langen Zeit, die er im Ersten Krieg für den Orden gearbeitet hatte. 24-Stunden-Dienste in Westminster, ereignislose Tage im Schatten von Big Ben und der Parliament Hall, Bittstellerei vor dem grässlichen Büro im Ministerium, die gezogenen Minuten vor der Großen Halle, ehe die NEWT-Prüfungen stattfanden, ja, selbst die einsame Stunde an der langen Speisetafel in Godric's Hollow, bis endlich Dumbledore kam, um ihn von der Ungewissheit zu erlösen. Alles, all das, nichts im Vergleich zu dieser Tortur. Vielleicht kam ihm das auch nur so vor, dachte Remus Lupin, weil es jetzt war, weil es noch nicht vorbei war. Das machte keinen Unterschied. Es war entsetzlich.

Unruhig sollte er sein, fand er, aufgekratzt und kaum zu bändigen, so wie Kingsley nun anfing, sich leicht vornübergebeugt in Trab zu setzen, auf und ab laufend, hin und her auf dem trockenen Hof, Unkraut niedertrampelnd, uralte Schuhe beseite tretend. Aber nichts davon bekam er hin. Steif, wie eingefroren, eine Statue aus lebendem Stein, dass nichtmal sein Atmen sichtbar war. Stattdessen stierte er hinauf an die Sterne, als könnten sie ihm eine Antwort geben, einander zugeflüstert, wie Stille Post von einem zum anderen, die sie den viel besseren Überblick hatten über die Welt von hoch dort oben, doch sie blieben sprachlos und blinkten ihn nur an, als wollten sie ihn ermutigen und ablenken.

Sie konnten gar nicht so lange brauchen, das war unmöglich. Muriels Knusperhäuschen war nicht so weit fort, wohnte sie wie alle Mitglieder ihrer weitläufigen Sippe im Süden Englands, irgendwo in Devon, nicht weit von der Küste entfernt. Er hatte sie die richtige Richtung einschlagen sehen, und wenn sie bis dorthin gekommen war – er mochte nicht daran denken, was wäre wenn nicht. Davon schlug sich ihm eine Würgekette, wie die eines bissigen Rottweilers, mit Widerhaken aus Stahl versehen, um das Herz in seiner Brust. Man musste sie nur noch spannen und einen kräftigen Ruck tun, und es würde herausgerissen werden wie ein festsitzender Nagel in einer Wand.

Keine Panik. Ruhe bewahren. Sie mussten nicht sofort aufbrechen von Muriel, vielleicht konnten sie das auch gar nicht, die Verfolger einfach noch zu nahe bei, hatten sie die nicht abschütteln können auf ihrem Weg zu der alten Tante. Solange sie bei ihr waren, unter dem Schutz so unendlich vieler Bannzauber, waren sie in Sicherheit. Und das war ihm tausendmal lieber als irgendein halsbrecherischer Versuch, zum Fuchsbau zu gelangen, nur um herauszufinden, wie es ihm ging. Denn das würde sie wissen wollen, das war ihm ohne jeglichen Zweifel klar. Genauso sehr wie er erfahren wollte, nein, erfahren musste, ob sie in Ordnung war. Seine Finger begannen, unkontrolliert zu schwitzen in den Aufschlägen von Hemd und Jacket, und Remus nahm einen tiefen Atemzug.

Wie auf der einen Seite die ehemalige Schülerin zu ihm trat, dicht auf, fröstelnd, obwohl die Sommernacht angenehm warm war, sich selbst im Arm, das spürte er kaum. Selbst Hagrids massige Gestalt, die seine andere Schulter berührte, war mehr als willkommen, sperrte sie doch das störende Licht vom Haus her gänzlich aus. Eingehüllt in Finsternis und unbemerkt gestützt von Freunden ringsherum wurde es ein bisschen leichter. Vielleicht auch für die anderen Zwei. Ein Seitenblick – oh, da war ja Hermine – verriet ihm die selbe Anspannung auf ihren so über die Jahre hübsch gewordenen Zügen, und die Lippen fest aufeinander gepresst, atmete die junge Frau schwer. Ihre braunen Augen huschten hierhin und dorthin am Horizont, und fast hätte er breit gelächelt. Verräterisch, so deutlich nun für einen, dem es ganz genauso ging.

Sie nicht darauf ansprechend, nicht einmal irgendwie zu erkennen gebend, dass er ihren Gemütszustand erkannt hatte, wandte Remus sich wieder seiner eigenen Suche zu. Drei Paar Augen sahen mehr als zwei, und auch der Halbriese schräg rechts von ihm war nicht müßig. Sie mussten kommen. Bald nun. Die Zeit verstrich in der Geschwindigkeit eines müden Dreizehenfaultiers, und sie hatten nicht die leiseste Ahnung, ob fünf Minuten vorüber waren oder dreihundert, als Ginny und Harry zu ihnen stießen, Hand in Hand, wenn auch verborgen die Verbundenheit irgendwo zwischen ihnen. Wie nah, wie eng zusammen einen Momente wie dieser führten. Inmitten der Angst und der quälenden Unsicherheit verpasste die Erkenntnis ein schimmerndes Leuchten, wie einen Juwel, ganz tief drinnen.

Und dieser Edelstein zerbarst in einer Explosion aus purer Erlösung, nur um noch heller zu strahlen und einem die ganze Seele auszufüllen. Noch bevor er richtig sehen konnte, dass der winzige schwarze Punkt, kaum größer als ein Floh auf dem Rücken einer Katze, ein viel zu schnell fliegender Besen war, wusste Remus, wer darauf sitzen würde. „Sie sind es!“ kreischte Hermine und vollführte einen Sprung, als wolle sie einen Apfel vom Baum pflücken und dabei gleichzeitig Charleston tanzen, während Reisig am Stiel viel zu gerade und sicher gesteuert flog, um Verwundete zu transportieren. Hagrid klatschte ohrenbetäubend in die Hände und schluchzte, während Lupin sich nichtmal bewegen konnte.

Keine Ahnung, wie sie das machte, gänzlich ohne beleuchtete Landebahn eine einigermaßen gerade und ebene Spur zu finden, aber Tonks bremste nicht mal ab, bevor sie den Besen herumzog und mit in den Boden gestemmten Schnürstiefeln die wahnsinnige Geschwindigkeit erst drosselte und dann komplett zum Stillstand kam. Beinahe wäre Ron hinterrücks in den Dreck gefallen, Kiesel stoben in alle Richtungen davon, wie die junge Frau mit den grell pinken Haaren, fast pulsierend vor Anspannung wie ein Diskothekenlicht, den hölzernen Stiel einfach fallen ließ und trotzdem darüber strauchelte. „Remus!“ quietschte sie förmlich, und es war mehr die Stolperei, die sie in seine Arme beförderte, als ein vernünftiger Schritt.

Weder bekam er mit, wie Hermine loslief und Ron entgegenflog, noch wie er sich selbst bewegte, sie so fest an sich drückte, dass man nur den dunklen Mantel noch von ihr sehen konnte, sonst nichts. Ihr Gesicht vergrub sie an seiner Brust, ließ ihn die winzigen Tränchen der Erleichterung spüren durch sein dünnes Hemd, die selben, die sich auch hinter seinen Lidern sammelten, und die er heimlich und leise auf ihren Oberkopf rinnen ließ, wo niemand sie erkennen konnte außer sie selbst. Endlich wieder atmen könnend, seufzte er zaghaft, diesen herrlichen Duft von Sommersonne mit Johannisbeeren regelrecht aufsaugend, der letzte Beweis nur dafür, dass sie wieder bei ihm war, dass ihr nichts geschehen war. Seine Finger, seine Ohren waren eiskalt, er fühlte das genau, und ohne sich selbst betrachten zu müssen, war ihm klar, er musste so weiß sein wie die Klippen von Dover.

Ihr ging es ganz genauso. Das verriet das Zittern ihres weichen Körpers gegen seine sehnigen Muskeln, die klatschnassen Kuppen ihrer Fingerchen auf seinem Rücken, die das Jacket komplett zerknitterten in ihren abgeschnittenen Handschuhen als Schutz gegen den fiesen Fahrtwind. Unversehrt, aber gebeutelt von der Jagd, schmiegte sie sich enger an ihn und lächelte, er konnte das sagen, ohne es wissen zu müssen, wie ihre Nase fast im Traum eine Lücke zwischen Knöpfen und Knopfleiste fand, um genauso wie er diesen vertrauten Geruch zu inhalieren und sich damit vollkommen sicher zu sein. Alles gut gegangen, die Starre, die ihn so gehemmt und wortlos gelassen hatte, fiel von ihm ab, und das Herz schlug nicht mehr so verhalten. Die größten Ängste wieder einmal besiegt. Vorerst. Eine weitere Schlacht für sich entschieden.

Vorsichtig löste sie sich von ihm, gerade so weit, dass sie den Kopf heben konnte, und seine Nase noch auf dem winzigen Wirbel direkt in der Mitte ihrer Stirn, drehte sich Dora leicht herum und lächelte, so warm und herzlich, wie nur sie es konnte. „Ron war großartig,“ klinkte sie sich in das Gespräch der Jugendlichen ein, hörte nicht auf, ihrem Ehemann die Wirbelsäule zu streicheln. „Einfach toll. Hat einen Todesser betäubt, mitten ins Gesicht.“ Ihre Augen strahlten regelrecht, wie sie davon erzählte, ein echter Auror, ein fabelhafter Soldat. Remus musste selbst lächeln, aber nicht wegen des jüngsten Weasley-Sohnes, sondern einzig wegen ihr. „Und wenn du auf ein bewegliches Objekt zielst, während du auf einem fliegenden Be...“ Weiter kam sie diesmal nicht, denn Hermine unterbrach sie, halb ungläubig, halb stolz, und mehr brauchte Lupin nicht zu hören. Was die Kinder da redeten? War ihm ganz egal.

Ganz wie er es befürchtet hatte. Das durchgeknallte Weib hatte dieses Gefecht genossen, diesen Kampf vermutlich auch noch künstlich in die Länge gezogen, nur um ein paar Treffer mehr zu erzielen. Er war nur oberflächlich böse, das wusste sie gleich, kannte ihn zu gut, aber die leichte Wut über so viel Black'schen Leichtsinn, die hörte sie sofort heraus, zog eine Hand zurück und nestelte an dem fussligen Stoff herum, fast beschämt die Augen senkend, wie Remus sein angekratztes „warum hat das so lange gedauert? Was ist passiert?“ fragte.

„Bellatrix,“ sagte Dora wahrheitsgemäß, auch wenn ihr klar war, wie sehr ihn das verstören und ihm kaum die Last der Sorge von den Schultern nehmen würde. Ron würde sich sowieso verplappern früher oder später, und außerdem war sie sich sicher, dass er sie selbst gesehen hatte. Und wem sonst hätte sie nachjagen sollen, wenn nicht ihr. Noch ehe sie ganz ausgesprochen hatte, versickerte das letzte bisschen Farbe in seinem Kragen, als tropfe ausgegossenes Putzwasser eine Treppe hinunter. „Sie will mich mindestens genauso sehr, wie sie Harry will, Remus,“ blieb sie ehrlich, „sie hat sich große Mühe gegeben, mich umzubringen.“ Seine Kiefer knirschten übereinander, nur sie konnte das hören, die sie so dicht bei ihm stand. Loslassen wollte sie ihn noch immer nicht, und seine Arme waren in ihrem Rücken verhakt wie Bügel und Maul eines Vorhängeschlosses.

Einfach weiter plappernd, ließ sie ihm keinen Moment zum Denken. Das würde ihm jetzt nicht gut tun. Die Nacht war entsetzlich genug gewesen. „Ich wünschte, ich hätte sie erwischt, ich hab' noch einen gut bei ihr,“ konnte Dora nicht vermeiden, ein grimmiges Funkeln in die Augen zu bekommen, dem so ähnlich, dass in Sirius' Pupillen gebrannt hatte wie das Aufblitzen eines reflektierten Fulguratus so viele Jahre zuvor, wenn er nur an seine heißgeliebte Mutter gedacht hatte. Ihre kleine Faust ballte sich, und dann war es verflogen. „Aber wir haben definitiv Rodolphus verwundet, und dann waren wir bei Rons Tantchen Muriel,“ redete sie wie ein Wasserfall, beunruhigend die Worte und doch gleichzeitig so zärtlich tröstend ihr unerschütterlicher Charakter darin zu erkennen, „und wir hatten den Portschlüssel verpasst und sie hat uns furchtbar bemuttert und ...“

Vielleicht hielt sie doch besser die Klappe. Seine Kiefermuskeln zuckten, dass ihm ein Schlag bis runter in den Nacken fuhr, und das war jetzt absolut genug. Von dort oben, fast zwei Köpfe über ihr, zu ihr herunterschauend, nickte Remus, mehr als zufrieden mit dieser ausführlichen Antwort, und er sagte nichts mehr, drückte sie nur mit der Seite enger an seinen Bauch und hielt sie fest, als wolle er nie wieder loslassen. Ihm bestätigend und beschwichtigend die ganze Linke auf die Flanke legend, trat Dora ein Stück beiseite, um auch die anderen wieder ansehen zu können, musterte nur schwach, wen sie entdecken konnte und wer hier draußen fehlte. „Also, was ist euch allen passiert?“ wollte sie nun auch von ihnen wissen.

Es lenkte ab, all das noch einmal zu erzählen, wie das Motorrad auseinandergebrochen war in der Verfolgungsjagd, Voldemort höchstselbst fliegend hinter sich, wie Hedwig – oh, die arme Hedwig – nicht hatte entkommen können aus ihrem Käfig, aber auch Hermines und Kingsleys wilde Flucht mit Travers im Gepäck, Stan Shunpike, die ausgebrochenen Todesser und verhexten Mitleidsvögel, und nicht zuletzt Yaxleys aufmunternd spotzender Boxenstop im Round Pond von Kensington Gardens. Und dennoch war es da, dieses Gefühl, immer noch, denn weiterhin fehlten Vier aus ihrem erlauchten Kreise. Wo blieben Moody und Mundungus? Wo steckten Bill und Fleur? Es nagte weiter an ihnen, obwohl sie ein bisschen grinsen mussten über Rodolphus Fall in ein Mistbeet.

So amüsant das auch war, Kingsley erschrak fast bei einem Blick auf die Uhr. Seine eigenen Sorgen hatten ihn fast vergessen lassen, dass er eigentlich im Dienst war, und die grässliche Ungewissheit hatte die Zeit so in die Länge gezogen. „Ich muss zurück zur Downing Street,“ entschuldigte er sich und sah alles andere als glücklich darüber aus, gehen zu müssen, bevor nicht alle wieder im Nest waren. „Ich hätte vor über einer Stunde dort sein müssen,“ verzog er ganz verlegen die Lippe. Das war nicht seine Art, zu spät zu kommen, pflichtvergessen zu sein. Der Muggelpremier wartete auf ihn, war seine Aufgabe, ihn musste er beschützen vor magischen Angriffen in seiner vor Menschen gut gesicherten Residenz in der abgesperrten Seitenstraße von Whitehall.

Einmal noch schaute er hinauf zu den Sternen, überflog mit den weißen Augäpfeln und den darin schwimmenden, fast schwarzen Regenbogenhäuten den gesamten einsehbaren Horizont, bevor er sich winkend zum Gehen wandte. „Lasst es mich wissen, wenn sie da sind,“ brauchte er ihre Namen nicht zu nennen, wartete Remus' Nicken kaum ab und trottete davon, um die Hausecke herum und auf das seitliche Törchen im Gartenzaun zu, sich weit herunter bückend, um es zu öffnen. Und schon verschluckte ihn zuerst die Nacht, das tranige Licht aus den Küchenfenstern nicht stark genug, um die Büsche und Obstbäume zu erleuchten, und dann ploppte es sacht, wie er apparierte. Einer weniger im Hause Weasley.

Die vorher so schreckliche Stille konnte dieses Mal nicht aufkommen. Arthur und Molly, von ihrer Tochter über die Rückkehr eines weiteren Sohnes in Kenntnis gesetzt, stürzten regelrecht aus der Hintertür, als ginge es ums Ostereiersuchen oder als stünde ein Sommerschlussverkauf bei Harrods an. Sie schlossen den Jungen regelrecht in ihrer Mitte ein (sonst wäre er auch hoffnungslos umgefallen, trotz seiner mittlerweile stattlichen Quidditch-Hüter-Figur), zerquetschten Ron fast, und er konnte gerade mal ein japsendes Geräusch von sich geben. So rasch wie sie ihn erwischten, so schnell ließen sie ihn auch wieder los und wandten sich an das eng umschlungen dastehende Paar, das einfach nicht von einander lassen konnte.

„Danke,“ schluchzte Molly, die Spuren von Tränen noch immer im Gesicht, und schon sah sie wieder aus, als wolle sie hemmungslos losheulen, und Arthur rieb verständnisvoll ihre Schulter. „Unsere Söhne,“ ergänzte die Mutter, und Tonks schnaubte fast und winkte heftigst ab. „Sei nicht albern, Molly,“ verbot sie ihr solches Gewäsch sofort. Da gab es nichts zu danken. Die Jungs hatten ihren Teil leisten wollen und hatten das bravourös gemeistert, ganz ohne Hilfe von Mr. und Mrs. Lupin. „Wie geht es George?“ war für Remus auch gleich viel wichtiger, was dessen jüngsten Bruder zu einem mädchenhaften Kreischen hinriss. „Was ist mit ihm?“

Sich zu ihrem Sohn herumdrehend, faltete Molly die Hände in ihrem Taschentuch, schaute ihn ganz mitleidsvoll an und konnte es kaum aussprechen, doch Ron, in Friedenszeiten so gern über die fiesen Streiche und blöden Sprüche seiner Zwillingsbrüder erbost und mürrisch, war jetzt schon auf 180 vor Kummer. „Er hat ein ...“ wollte sie es ihm sagen, aber es kam nicht heraus, denn in eben diesem Moment zerriss das kräftige Schlagen zarter Flügel die Nacht, und der ganze Haufen, diese tapferen Wahnsinnigen, fuhren herum und starrten mit offenen Mündern hinauf zu jenem schwarzen Schatten.

Es war ein Thestral, ein grausig schönes Wesen mit dem Leib eines verhungerten Pferdes für jene, die es zu sehen in der Lage waren, und elegant, vorsichtig, wie nur ein solches Tier sein konnte, landete es mit wenigen Trippelschritten leise wiehernd direkt vor ihnen. Erst als es seine Flügel faltete, unbeeindruckt von dem kollektiven Aufschrei der Wartenden, wurden die beiden Reiter darauf sichtbar, und erst der hochgeschossene, rothaarige Bill rutschte vom schweissnassen Rücken, um seine Arme dann hochzurecken und seiner Verlobten ebenfalls hinunter zu helfen. Zerzaust schauten sie aus, beiden die Haare ganz wirr vom Wind, blass und die Gesichter ausdruckslos, aber sie waren gesund. Niemand scherte sich darum, sie zu überprüfen. Dies hier war ein Thestral aus Hagrids Herde, und keinen außer seinen Freunde hätte es reiten lassen.

Alle Weasleys wieder vereint; Molly schrie förmlich. „Bill! Gott sei Dank, Gott sei Dank ...“ Und sie wankte auf ihren Ältesten mit den noch immer krustig schlecht verheilten Wunden im Gesicht zu, um auch ihn in die Arme zu schließen. Seine Erwiderung fiel merkwürdig frostig aus, oberflächlich, obwohl seine Wangen zuckten und seine dunkelbraunen Augen matt wurden, solange er seine Mutter berührte. Die Französin schräg hinter ihm blieb genauso kühl, ganz gegen ihre Gewohnheit, und Remus spürte schon diesen alten Freund in Brust und Bauch, das so wohl bekannte Gefühl von Trauer, von Verlust, von Ohnmächtigkeit. Seine Kiefer verkrampften sich, und das Mädchen in seinem Arm, sein Mädchen, sank halb gegen ihn, ihre freie Hand flach auf seine Brust gedrückt.

William Weasley richtete sich auf und suchte sich jemanden, dem er ins Gesicht zu sehen wagte, Arthur in seiner Blickrichtung, wie er, die Miene so verzerrt und gleichzeitig so furchtbar neutral, die Worte über die Lippen brachte, die zuerst gesagt werden mussten. „Mad-Eye ist tot.“ Und das Gefühl schlug wie ein stürzendes Trümmerteil in die Eingeweide, während Doras Knie nachgaben und sie sich vollends in den sicheren Halt seines Körpers fallen ließ.



Auch hier sind die Dialoge nicht von mir!


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