Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - So viele Wunden

von Teekon

Der Junge starrte ihn an aus seinen herrlich schönen Augen, grün wie wogendes Gras im Sommer, genauso flackernd von tanzendem Licht funzliger Laternen in der düsteren Küche. Ein Muskel zuckte irgendwo in seiner Nasenfalte, dass die Brille fast hüpfte, doch Harry bekam das gar nicht mit, merkte nicht, wie viel von seinem Inneren er damit verriet, welch merkwürdige Mischung an Gefühl er damit auslöste. Und so wie die Kniffe in seinen Augenwinkeln tiefer und tiefer wurden, war ihm das auch egal. Das Herz in Remus' Brust vollführte einen hässlichen Sprung, wie sich das Weasley'sche Heim für Sekundenbruchteile in das runde Turmzimmer von Gryffindor verwandelte.

Dass so etwas gleichzeitig geschehen konnte. Wütend zu sein, enttäuschten Zorn und mitleidiges Sehnen im selben Moment wie einen brennenden Dornbusch in die Eingeweide gedrückt zu bekommen und trauriges Erinnern als neuaufkeimenden Kummer in der Kehle zu spüren. Der Puls, voll und dennoch schwach, verirrte sich unter die Schlüsselbeine und schaffte es nicht, darüber hinaus zu steigen. Es gab nichts zu erklären. Das Kind würde es nicht verstehen, würde nicht begreifen, was in ihm vorging, und wenn er ehrlich war, hatte er auch keine Lust dazu, es überhaupt nur zu versuchen. Für einen Augenblick wurde die Aggressivität größer als der Schmerz, und die Faust in seinem Ärmel ballte sich, ehe es wieder abebbte. So war's nunmal. Er interessierte sich nicht für ihn.

Wie er den Mund öffnete, musste es für Harry aussehen, als wolle er etwas erwidern, als habe er eine Antwort auf seine zu offensichtliche Anklage, die ihm genauso wenig gefallen würde wie die Sätze zuvor. Nur für mehr Atem. Es kam nicht dazu. Endlich gab das Holz nach und knirschte gefährlich, als Hagrid seinen massigen Körper durch den Rahmen der Hintertür gezwängt bekam, und das ganze schiefe Haus seufzte regelrecht. Ein ploppendes Geräusch begleitete den Halbriesen, der in die Küche hineinstolperte und beinahe die leere Speisetafel als Wippe benutzt hätte, aber statt dessen eine kleine Kurve nahm, um sich einen Stuhl zu greifen. Remus wandte sich ab von Harrys versteinertem Gesicht, und er schüttelte sacht den Kopf. Sinnlos.

Von nebenan konnte man sie hören, Mollys Stimme, die beruhigend flüsterte, das Streicheln ihrer hart arbeitenden Hände förmlich darin zu hören, Ginny auf der Armlehne des Sofas unter der Fensterreihe. Raschelnde Kleidung, unterdrücktes Schluchzen, aber nicht einmal George gab einen Laut von sich, auch wenn seine glasigen Augen nun hin und her rollten, die Umgebung in sich aufnehmend, noch nicht wirklich wach. Nicht einmal das ächzende Knarren, gefolgt von lautem Bersten, als der Stuhl unter dem Gewicht des Wildhüters nachgab, schien in den Wohnraum hinüber zu dringen, in dem sie wenige Tage zuvor noch diesen waghalsigen Plan gefasst hatten.

Zwischen der Anrichte und dem Tisch halb verschwunden, lugte nur noch Hagrids Kopf mit der zerzausten Matte seines eng gelockten Haares hervor, die kleinen Käferaugen und die hochrot glühende Nase aus dem dichten Bart herausstechend, jaulte er auf und schlug das riesige Taschentuch von der Größe eines Bettlakens aus. „Tschuldigung, 's tut mir leid, wollt' das nich',“ murmelte er in einer Tour, nur unterbrochen von einigen kräftigen Schnäuzern, doch es hörte ihm sowieso niemand zu. Ihrer aller Ohren gespitzt, lauschten sie in beide Richtungen, hinaus in den stillen, dunklen Hof, und hinein in die schwach erleuchtete Stube der Weasleys.

„Es wird gut, mein Hase, hörst du?“ wisperte die Mutter ihrem verwundeten Sohn in das noch vorhandene Ohr, und Harrys noch nicht voll ausgebildeter Adamsapfel bewegte sich wie in Zeitlupe nach oben, um sich langsam wieder abzusenken. Die Härte schwand aus seinem Gesicht, und ein winziger Tropfen kalten Schweißes perlte ihm die Schläfe hinunter, während sein Blick abglitt vom alten Freund seiner Eltern und hinüber huschte durch den schmalen Rahmen, wo sich Ginny über ihren Bruder beugte. „Wird George in Ordnung kommen?“ fragte er, mit einem Mal so zittrig und leise wie damals als Junge in einem Klassenzimmer bei Nacht, und Remus zog sich der Brustkorb zusammen.

Als habe man den Propfen aus einem Abfluss gezogen in einem tiefen Pfuhl aus Schuld und Trauer und Resignation, all diese so seltsam negativen Gefühle für das Kind in einem Strudel aus seinem System entfernt, und halb nüchtern wieder der Lehrer, halb mitfühlend der Freund, blinzelte er sich die Reste davon fort. „Ich denke schon,“ gab er seine ehrliche Meinung kund, vermied dabei angestrengt, seine eigene Schulter anzuschauen, die noch immer klebrig und fast schwarz von einem blutigen Fleck bedeckt war. „Obwohl keine Chance besteht, sein Ohr zu ersetzen, wenn es von einem Fluch ...“ Weiter kam er nicht.

Nicht im Wohnzimmer hatte sich etwas geregt, sie hatten es beide genau wahrgenommen, das Pfeifen und den so vertrauten Donnergroll eines Portschlüssels, und als wären ihre Hirne mit einem Mal doch vernetzt, glitten die Augen, einmal grün, einmal silbern, zur Uhr hinauf, wo alle neun Zeiger noch immer auf „In Lebensgefahr“ standen. Nichts daran hatte sich verändert, und trotzdem war es wieder fünf Minuten später, eine weitere Ankunft sehnlichst erwartet. Nur ob auch dieses Mal ein einsamer Gegenstand seinen Weg hergefunden hatte, oder ob endlich heil und ganz Mitglieder des Ordens vor ihnen stehen würden, das wusste keiner so genau. Die Hitze schoss beiden, dem Jungen und dem Mann, in den Schädel, und gleichzeitig stoben sie hinaus.

Remus flog regelrecht zur Hintertür hinaus, dicht gefolgt von Harry, der erst einmal an Hagrid vorbei musste, und die Schwelle überspringend, ignorierte Lupin selbst die kleine Stufe, die auf das platt getretene Rasenrondell hinter dem Ungetüm von Haus führte. So schwarz die Nacht, dass die Augen sich erst daran gewöhnen mussten, konnte man im ersten Moment überhaupt nichts erkennen, die Hügelketten nur schemenhaft gegen den Horizont abgezeichnet, und Bäume warfen gespenstische Schatten in die blaue Finsternis. Das rotierende Licht, das sie beide aufgeschreckt hatte, längst verschwunden, waren die beiden erschienenen Gestalten nur an ihren Umrissen zu erkennen.

Das Mädchen lief aufrecht, schien unverletzt, wie sie sofort auf den jungen Mr. Potter zustürmte und sich ihm in die Arme warf, dass Remus sie gar nicht mehr beachtete. Sie war OK, das war alles, was er wissen musste. Dass sie und der breitschultrige Farbige gemeinsam erschienen, war Beweis genug für ihre Identität. Von Kingsley erwartete er, was er bekam, reagierte gelassen und wunderte sich selbst darüber. Die Spitze des Zauberstabs deutete ihm direkt auf die Brust, und beinahe hätte er gelacht. Es war alles und immer dasselbe. Und dennoch wäre alles andere falsch gewesen.

„Die letzten Worte, die Albus Dumbledore zu uns beiden sagte?“ grollte die sonst so weiche, tiefe Stimme von Kingsley Shacklebolt wie Donner über dem Kilimandscharo, und sein ewig lächelndes Gesicht war verzerrt zu einer Maske aus erregter Wut, sonst so verborgen irgendwo in seinem Innern. Gelassen, so als stehe er vor einem langweiligen Fernsehquiz, zuckte Remus regelrecht die Achseln und gab ihm eine prompte und korrekte Antwort: „Harry ist die beste Hoffnung, die wir haben. Vertraut ihm.“

Das zu sagen, während eben dieser Junge fast direkt neben ihm stand, es war seltsam und unpassend, irgendwie, als spräche man gemein von einem Kind in der dritten Person, das anwesend war, um es zu schellten. So wie er es gewohnt gewesen war von Sirius' Vater. Jetzt auch noch an ihn zu denken, wo so ungewiss der Ausgang ihres Himmelfahrstkommandos, war nicht förderlich. Und wenn Remus ehrlich war, musste er auch den verletzten Stolz zugeben. Sollte George der einzig Verwundete sein, was für ein mieser Beschützer wäre er damit? Oh nein nein, natürlich wollte er nicht, dass jemand Anderem etwas geschehen war. Oder noch geschah.

Augenblicklich ließ der Aurorenführer von ihm ab und fuhr blitzschnell herum, den Zauberstab aus Makoré wie eine Pistole im Anschlag erhoben und mit noch von durchgestandenem Gefecht glühender Spitze in Harrys Richtung schnellend. So als wäre er ausgestattet mit den Reflexen von Superman, alles um sich herum so langsam, dass er alle Zeit der Welt zum Reagieren hatte, winkte Remus ab. „Er ist es, ich habe ihn überprüft,“ verschonte er den Jungen mit einer weiteren Runde Scharade, für die er sowieso keinerlei Nerven hatte, Hermine fest im Arm und ihr bloß nicht zeigen wollend, wie aufgewühlt er war. Dummkopf. Sein Gesicht hatte die Farbe von frischgetünchter Wandweiße.

„Also gut, also gut,“ gab Kingsley auf, zog die Waffe zurück und versenkte sie gekonnt im Innenfutter seiner wallenden blauen Robe, dass der weite Ärmel einen eleganten Bogen schlug. Im schwachen, heimeligen Licht, das durch die zugezogenen Vorhänge der Stubenfenster fiel, konnte man die versengten Flecken, die Brandspuren kaum erkennen, wo ihn Fluch und Spruch in wilder Hast getroffen hatten, selbst auf dem sicheren Rücken eines geschickten Reittiers. „Aber irgendwer hat uns verraten! Sie wussten es!“ rief er aus, scherte sich nicht darum, wie weit der volltönende Bass trug in dieser hügeligen Landschaft, kein Haus, kein Hof ringsherum. „Sie wussten, es war heute!“

Remus nickte kurz und bestimmt, ohne dabei seine so merkwürdig stoische Haltung aufzugeben, wie zuvor, und so verhallten, wie ihm das Herz unter dem Rippenbogen schlug, schummelte sich für einen Sekundenbruchteil die Erkenntnis in sein Bewusstsein, warum er das tat. Die stille See nach außen hin, doch unter der Oberfläche Welle um Welle an ungestümer Wucht. Sein Blick glitt rasch hinauf an den Himmel und suchte den Horizont ab, fand jedoch nichts außer blinkenden Sternen und rasch dahin ziehenden Wolken. „So sieht es aus,“ bestätigte er den Gedanken und unterdrückte damit seine eigenen, winzigen Extraschläge aus sorgenvoller Furcht. „Aber offenbar hatten sie keine Ahnung, dass es sieben Harrys sein würden.“

Sie endlich absetzend, schien Potter sich wieder an dem beteiligen zu wollen, was um ihn herum geschah, auch wenn es ihm deutlich schwer fiel, sich nicht einfach in den Dreck plumpsen zu lassen und hemmungslos zu heulen wie ein dreijähriges Kind, das im Supermarkt seine Mutter nicht finden konnte. Die Knie schlotterten ihm sichtbar, aber Hermines Nähe half dabei, ihn aufrecht zu halten, ohne dass sie ihn berühren musste. Die Kiefer fest zusammengebissen, die hübschen braunen Augen nun hin und her huschend zwischen ihrem ehemaligem Lehrer und dem Begleiter in soeben durchgestandener Flucht, flogen ihre Locken regelrecht, der Weinstockstab noch immer in ihrer Hand.

„Ein schwacher Trost,“ schnaubte Shacklebolt, die blendend weißen Zähne fletschend wie ein sich verteidigender Leopard in der Savanne, ehe er sich fing und zu Drängenderem überging: „Wer ist sonst noch zurück?“ verriet er unabsichtlich den Ausgangspunkt dieses ganzen Wahnsinns, und Remus brauchte nicht einmal eine Hand zu heben zum Abzählen. „Nur Harry, Hagrid, George und ich.“ Schluckend, dass man das Zuschnappen ihres Kehldeckels vernehmen konnte, schluchzte Hermine auf und hielt sich schlagartig eine Hand vor den Mund, um das Geräusch zurück zu halten. Sie versagte dabei kläglich.

So gut wie eben möglich ignorierend, welche Ängste sich in den Augen der Jugendlichen widerspiegelten, weil sie genau das tun würden – sich spiegeln – konzentrierte sich Lupin auf die Aufgabe, die er so sehr zu vermeiden versucht hatte. „Was ist euch passiert?“ hob er das Kinn zum Zeichen für Kingsley, dass er einen kurzen Bericht erwartete, und gewohnt, sich genau so auszudrücken, zählte der Auror nur das Wesentliche auf: „Fünf Verfolger, zwei davon verletzt, vielleicht einen getötet,“ sagte er vollkommen leidenschaftslos, und erst, als er den Schwarzmagier selbst erwähnte, leuchtete ein grimmes Glimmen für den Moment in seinem Gesicht auf. „Und wir haben Du-weißt-schon-wen gesehen. Er hat sich der Jagd mittendrin angeschlossen, war aber recht schnell wieder verschwunden.“ Man hätte schwören können, er verliere etwas an Farbe, wie er, nun dicht bei ihm, fest nach Remus' Ärmel griff, dass sich die Knöpfe der Hemdsaufschläge in das schlanke Handgelenk bohrten. „Remus, er kann ...“

Weiter kam er nicht. Harry war schneller, und beide Männer drehten sich zu ihm herum, der da im Schein des glosenden Ofens aus der Küche steif wie ein Besenstiel und klamm wie in den Regen geratene Bettlaken auf dem Hof der Weasleys stand. „Fliegen,“ ergänzte er, die ausgestreckt zu den Seiten herabhängenden Arme immer wieder hoch ziehend, als wären seine eigenen Kleider mit einem Mal unbequem. „Ich hab' ihn auch gesehen,“ erklärte er, „er kam hinter Hagrid und mir her.“ Augenblicklich entglitt dem Auror der viel zu dürre Arm, wie er sich gänzlich dem Jungen zuwandte, und die Faust von der Größe einer Apfelsine knallte lautstark in die offene Linke. „Deswegen also hat er von uns abgelassen! Um dir nachzujagen.“

Als wäre das so unverständlich. Lupin sagte keinen Ton, spürte wieder das schmutzige Wasser ansteigen, als wäre der vorhin so selig geleerte Klärteich erneut verstopft und laufe wieder voll, wie bitterer Zorn auf die vermeintliche Dummheit erneut hochkochte und grüne Blasen mit gelben Schlieren in missglücktem Trank hervorbrachte. Faulig und gärig. So viel, was er da aufs Spiel setzte, nachträglich, leichtsinnig zuließ, dass Menschen, dass geliebte Menschen, die mehr gebraucht worden waren als Mauerwerk an einem Heim, umsonst gestorben sein mochten. „Ich konnte nicht verstehen, wieso er verschwand,“ fuhr Kingsley fort, mit sich selbst zu sprechen, laut darüber nachzudenken. „Aber was hat ihn veranlasst, das Ziel zu wechseln?“

Dieses Mal war es an Remus, einen Ton so harsch niederzukämpfen, der aus seiner Kehle entwischen wollte, dass er einen Buckel machen musste wie eine erschrockene Katze, ausgerollt über beide Schultern, wenn sie bemerkte, es bestand keine Gefahr. „Harry war Stan Shunpike gegenüber etwas zu zartfühlend,“ presste er heraus, und es war unmöglich, die schneidende Klinge darin nicht wahrzunehmen. Nur für einen Augenblick bereute er das, bevor es ihm egal wurde. So war es eben. Ob dem Jungen das passte oder nicht. „Stan?“ fragte Hermine ganz irritiert, schüttelte ihre Löwenmähne aus und schielte von der Seite her zu Kingsley hinüber, der schon mit den weißen Augäpfeln rollte. „Ich dachte, der säße in Azkaban!“ Und der Auror prustete regelrecht, ohne das geringste Bisschen an Amüsement darin.

Die Kinder konnten es nicht so sehen wie sie. In ihren Knochen, ihren Adern, steckte noch nicht in jeder Unze der Schmerz, der Verlust, die Resignation, sie hatten Hoffnung, sie hatten Eifer. Vorm Kurzem zum ersten Mal wirklich und persönlich getroffen, gesehen, erlebt, was Krieg bedeutete, als Dumbledore gefallen war, so tief von jenem Turm. Das stumme Einverständnis zwischen den erwachsenen Männern auf der anderen Seite war unglaublich stark und dennoch weich, wie eine Wand aus Wasser, wie dieser erste Schwall, der aus dem zerrissenen Staudamm brach, wenn die Rollbombe darüber gegangen war. Frustriert, die Schwere der Bürde fühlend, richteten sie sich erst recht auf und hätten fast wehmütig gelächelt. Waren sie nicht auch einmal so gewesen? Zerschlagen diese unbändige Leidenschaft der Jugend in einer einzigen Nacht?

„Hermine,“ seufzte Shacklebolt regelrecht, „es hat offensichtlich einen Massenausbruch gegeben, den das Ministerium zu vertuschen versucht.“ Halb zu dem Mädchen, halb zu Lupin sprechend, führte er seine unumstößlichen Beweise an. „Travers hat seine Kapuze verloren, als ich ihn erwischt habe, er sollte eigentlich auch sitzen.“ Remus nickte erneut, ohne sich tatsächlich darüber zu wundern, erschrocken zu sein, obwohl ein neuer Mühlstein auf seinen Nacken gelegt worden sein müsste. Als hätte er seine Gedanken gelesen, vielleicht aber auch nur den in dieser Düsternis undefinierbaren Fleck auf seiner Schulter entdeckt, wechselte Kingsley das Thema zu Akuterem. „Was ist bei euch passiert? Wo ist George?“

Der gerade noch angenehm durch die dicht belaubten Bäume streichende Wind schien sofort zu verebben und ließ den Hinterhof in gespannter Stille zurück. Das Feuer im Ofen knisterte noch, und weit weg, leise murmelnd, vernahm man noch die beruhigende Stimme von Molly, Hagrid schluchzte vor sich hin, doch der junge Mann gab keinen Laut von sich. Die Lider für einen verlängerten Reflex schließend, vertrieb Remus die aufkommende Gänsehaut, den Ekel vor dem Jacket auf seiner Schulter mit aller Macht. „George hat ein Ohr verloren,“ beichtete er förmlich, die heisere Stimme mit dem kratzigen Unterton mit einem Mal gänzlich ohne Resonanz, belegt. Als hätte man sie zurückgespult, dass sie die gleiche Bewegung komplett wiederholte, bedeckte Hermine ihren Mund mit einer Hand und quetschte das Wort „Ohr?“ dazwischen hervor.

„Snape,“ sagte Remus, und es war nicht einmal Wut darin, keinerlei Gefühl für den Verräter mehr, den Mörder von Albus Dumbledore, Vertrauen so entsetzlich missbraucht. Auch das zuvor erlebt. Dran gewöhnt? Nein, daran gewöhnte man sich nicht. Aber hier war es anders als damals, und darüber brauchte Lupin nicht einmal länger nachzugrübeln. Seltsam, oder? Dass man den Tod ihres geistigen Führers, des Stärksten und Besten von ihnen gegen alle Feinde der Welt, nach so kurzer Zeit einfach wegstecken konnte, während man in tausend und abertausend Scherben glitzernder Keramik zerbrach wegen eines Freundes mehr? Die Erde blieb stehen, um ihm Gelegenheit zu geben, den Grund dafür zu spüren wie feine, hell pink leuchtende Seidenschals, die sich um das Herz in der Brust schlangen und es zärtlich zusammenhielten, ohne es einschnüren zu müssen. Der Blick glitt wieder hastig hinauf zu den Sternen, wandte sich nach Ost-Nordost, wie der Puls sich hinaufschraubte. Nichts.

Fast hätte er den Aufschrei nicht gehört, der Harry an seiner Statt entkam und die Stille wieder zerriss, ein Häschen im Mondenschein auf der Wiese vertrieb. „Snape?!“ Ihn aus seinem Gebet reißend, ohne dass sich diese Unterbrechung in Gestik, Mimik oder purer Körpersprache wiederfand, nickte Lupin erneut. „Ihm ist auch die Robe heruntergerutscht. Sectumsempra war schon immer eine Spezialität von ihm.“ Lebhaft konnte er sich erinnern an jenen hässlichen, noch winzigen Striemen, blutig und in Fetzen, gleich unter dem Brillenglas auf James' Wange, aber auch an schlimmere Treffer dieses entsetzlichen Fluchs. „Ich wünschte, ich könnte behaupten, es ihm ordentlich heimgezahlt zu haben, aber alles was ich noch tun konnte, war, George auf dem Besen zu halten, als er ersteinmal verwundet war.“ Noch im Redefluss wurde er leiser, als könne man ihn drinnen hören. „Er verlor so viel Blut.“

Und die Stille war wieder da, intensiver noch als zuvor, und der Drang, die Jacke auszuziehen und wegzuwerfen, einfach irgendwo in die ungeschnittenen Büschel blühenden Sommergrases zu donnern, dass der trockene Boden staubte, wurde fast unerträglich. Er tat es trotzdem nicht, antrainiert, solche Bewegungen zu vermeiden, hastig und zu stark drehend aus der Brustwirbelsäule, denn das schwache Trickeln von Flüssigkeit, wie ihm stockig werdend Tropf um Tropfen in den Hosenbund sickerte, war Zeichen genug. Er ließ es sich nicht anmerken, tat nicht einen einzigen Schritt mehr, wie der Nerv schon Impulse stechenden Schmerzes gen Hirn schoss.

Ihm zitterten die Hände. Ob das schon dagewesen war die ganze Zeit und er es einfach nicht bemerkt hatte, oder ob es jetzt erst angefangen hatte, konnte Remus nicht sagen. Keiner der anderen schien es zu sehen, Kingsley längst von ihm abgewandt, dass die Stickereien seiner afrikanischen Robe glänzten bei jedem Schritt, die Unruhe seiner Glieder befallend. Hermine kaute auf ihrer Zunge herum, wie sie es auch im Unterricht immer getan hatte, kam sie nicht sofort auf die erhoffte Lösung, und ein klitzekleines Lächeln huschte über Lupins Mundwinkel, um sofort wieder zu verschwinden. Der Junge stand schräg rechts neben ihm, nur wirklich zu sehen, wenn er die Augen schmerzhaft weit in seine Richtung zog, aber die Finger ballten und entspannten sich und begannen wieder von vorne. Remus' Knie stimmten in das Schlottern mit ein, und am liebsten hätte er nach der Fensterbank gegriffen oder einem kräftigen Ast.

Wo? Wo zum Teufel, bei Merlins Bart, bei allen dreizehn Gammotsdruiden und dem lieben Herrgott von Großmama blieb sie? Die Ungewissheit, diese schreckliche Form der Angst, er hatte sie zuvor gespürt in seinem Leben. Am Kai damals, an den Ufern der Themse, wo die Brücke nach Westminster herüberkam. Und im Sommer, ja, im letzten Sommer, als sich der helle Mörtelstaub unter dem steinernen Bogen verfärbt hatte zu reifem Wein, Blut, so viel Blut, wie das auf seiner Schulter jetzt. Sein Puls trieb sich in ungeahnte Höhen, wie er es in seine Eingeweide zu pressen versuchte, es nicht an sich heranlassen wollend, und dennoch drängte es wie tatsächlich körperlich. Sich übergeben. Wenn das nicht sofort aufhörte. Wie Harry hinein gerufen wurde, das hörte er nicht.



Die Dialoge sind mal wieder nicht von mir, sondern nur von mir übersetzt!


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Daniel ist total nett. Er ist klasse. Er spielte mir gute Musik vor. Ich hatte immer noch Beatles gehört bis ich hierher kam. Er ist sehr leidenschaftlich. Für sein Alter hat er einen guten Geschmack.
David Thewlis über Daniel Radcliffe