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Im Silberlicht bis Nimmermehr - Wem das Schicksal dräut

von Teekon

„Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu bezwingen, ist nahe. Denen geboren, die dreimal ihm trotzten, wenn der siebente Monat stirbt … Und der Dunkle Lord wird ihn zeichnen als ihm ebenbürtig, doch er soll eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt … Und jedweder muss sterben durch die Hand des anderen, denn keiner kann leben, während der andere überlebt … Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu bezwingen, wird geboren werden, wenn der siebente Monat stirbt ...“

Die silbern schimmernde Figur verharrte für einen winzigen Moment, als wolle sie jeden Anwesenden eindringlich anschauen, obwohl sie das nicht konnte, und dann zerfloss sie wie Melasse in heißer Sommersonne und versank in dem flachen Becken, als wäre sie niemals dort gewesen. Dabei musste das mindestens das 27. Mal gewesen sein, dass sie dieser Stimme gelauscht hatten. Und immer noch legte sich danach eine unwirkliche Stille über den ganzen Raum, dass nichtmal mehr jemand zu atmen wagte.

Sogar das Feuer im Kamin schien sich zu knistern nicht zu trauen. Als könne es die Gedankengänge unterbrechen, die erneut aufkamen, die verzweifelt versuchten, eine Lösung zu finden. Ein Rätsel. Wahrscheinlich schrecklich einfach und dennoch nicht ersichtlich, und das frustrierte, das beschäftigte, tagelang nun schon. Black war derjenige, der es nicht mehr aushielt und sich mit der flachen Hand auf den Schenkel in teurer Nadelstreife schlug. Die Locken schüttelnd, die sonst so glatte Stirn in hunderte Falten gelegt, schnaubte er. „Wir sind genauso schlau wie vorher,“ tat er kund.

Ob es ihnen gefiel oder nicht: Er hatte recht. Egal, wie oft sie es sich anhören würden, wie viele Male Sybill Trelawney aus dem Denkarium von Charlus Potter aufsteigen würde, sie kämen keinen Schritt weiter. Da stand die niedrige Schale, mitten auf dem Teetischchen im Salon, umgeben von den beiden hohen Sesseln, und das magische Wasser, mit dem sie gefüllt war, warf noch immer konzentrische Kreise, als habe jemand eine Münze in einen runden Brunnen geworfen. Hell leuchtende Schatten tanzten an der Decke und huschten gespenstisch über die Gesichter, die Kerzen und Laternen herunter gedimmt, dass im ganzen Hause Düsternis herrschte.

Das war es. Das war das, worauf sie gehofft hatten, der Hinweis, wie es 'zuende gehen sollte', wie James sich an jenem Abend nach dem schlimmen Gefecht auf Gillythorn Manor ausgedrückt hatte, und er brachte ihnen nichts. Rein gar nichts. Das war grauenhaft, diese Ungewissheit, nicht sehen zu können, welche Richtung es einschlug und gleichzeitig so wenige Wege vor sich. Verdrossen, verärgert, knirschte der junge Mr. Potter mit den Zähnen und ballte die Faust, die er auf die Armlehne fallen ließ, dass Geschirr in der Vitrine auf der anderen Seite des Raumes schepperte. Aber er sagte kein Wort.

Dumbledore hatte ihnen seine Erinnerung zur Verfügung gestellt an jene gewittrige Nacht oben in Hogsmeade, genau wie jedem anderen Ordensmitglied. Und nun zerbrachen sich alle die Köpfe, hier in Wales genauso wie unten in London, in Devonshire, in Schottland am Schwarzen See. Es bestand kein Zweifel daran: Dies war eine echte, wahre Prophezeiung, dafür hätte man die Zustimmung von Chrystostomus Pellyn nicht gebraucht, die er sofort und ohne zu zögern mit einem bitteren Lachen gegeben hatte. Und genau deshalb – er hatte sie gewarnt, oh, mit solcher Inbrunst – musste man sie ernst nehmen, musste man äußerst vorsichtig an ihre Deutung herangehen. Doch wie das funktionierte, das konnte der Wahrsager nicht einmal selbst sagen.

Ob er es gekonnt hätte, wenn es seine eigene Weissagung gewesen wäre? Und wäre es so, hätte er ihnen geholfen, hätte er wirklich das Mysterium entschlüsselt? Auch ohne darüber diskutieren zu müssen, was ohnehin müßig gewesen wäre, war ihnen allen die Antwort klar: Nein. Niemals. Oft genug erklärt hatte er es in seinem Unterricht: Prophezeiungen waren selbsterfüllend, sobald jemand in sie einzugreifen versuchte. Man nahm sie an und machte daraus, was immer einem am besten erschien. Sie ändern zu wollen, ihren Ausgang beeinflussen zu wollen, mochte erst recht zu ihrer Erfüllung führen. Und darum sprach er nicht darüber und gab sie nicht preis, gleichgültig, welchen Schrecken ihm die Träume bereiteten, die ihn bei Nacht ebenso überfielen wie bei Tag. In ihrer Schulzeit hatten sie es nicht verstanden. Jetzt jedoch war ihnen bewusst, welch schreckliche Gabe die Wahrsagerei tatsächlich war. Und Remus Lupin, auf dem Boden hockend, die Beine zum Schneidersitz ineinander verflochten, senkte die Augen auf den Teppich und verfiel in wehmütiges Grübeln.

Lily seufzte, wie sie sich zurechtrückte, dicht neben ihrem Ehemann in den gleichen Sessel gezwängt, und sie schüttelte ihr langes, kupferfarbenes Haar aus. „Fassen wir es nochmal zusammen,“ schlug sie vor, erntete ein Augenrollen von fast allen Seiten, aber keinerlei Prostest. Es blieb ihnen nichts Anderes übrig, als es immer wieder zu probieren. Auch wenn das langsam zu entnervten Mienen und sehr hungrigen Bäuchen führte. Den einen Arm um seinen Rücken geschlungen, gestikulierte sie mit der freien Hand und präsentierte den Zeigefinger. „Der 'siebente Monat', das ist eindeutig,“ befand sie zum wiederholten Male, und die drei Männer, die sich in ihrer Gesellschaft befanden, stöhnten synchron: „Juli.“ Fast hätte sie gegrinst. Diese Idioten.

„Wenn der Juli also 'stirbt',“ fing die werdende Mutter an, und Sirius beendete ihren Satz. „Geht er zuende, also Ende Juli.“ Und er zog leicht aggressiv die Nase hoch, ohne wirklich auf sie böse zu sein. Sich nicht angegriffen fühlend, stimmte Lily mit einem Nicken in seine Richtung zu. Ende Juli, die letzte Woche dieses Sommermonats also, das war so ziemlich das einzige, was an dieser bescheuerten Prophezeiung absolut glasklar war. Ein lächerlicher Versuch, diese Zeitbestimmung irgendwie zu verschlüsseln. Vermutlich musste das so sein. Da keiner, weder Lupin, noch Black, noch James, Anstalten machten, fort zu fahren, tat sie es selbst.

Gar nicht erst aufzählen müssend, wie viele Male sie Voldemort persönlich gegenüber gestanden hatten, Auge in Auge, Zauberstab gegen Zauberstab, ließ sie diesen Part der Weissagung komplett weg. Jeder von ihnen konnte sich viel zu lebhaft an diese grauenhaften Momente erinnern, an das Leuchten in seinen farblosen Regenbogenhäuten, den Schimmer seiner wie lackiert erscheinenden Haut, den haarlosen Schädel, das wallende Gewand. Selbst hier, in ihrer so gewohnten Umgebung, warm und heimelig und so unglaublich geborgen, jagte es jedem einen eisigen Schauer aus prickelnden Kristallen den Rücken hinunter, versackte irgendwo dort, wo das Kreuzbein endete, und sie schüttelten sich leise und heimlich.

„Es kommen nur Ordensmitglieder in Frage,“ stellte sie unumstößlich fest, als säße sie hier bei Professor McGonagall in Verwandlung und erkläre einfachste Prinzipien dieser besonderen Form der Magie, und mit den Augen rollend, schnippisch prustend, gab sie den passenden Kommentar dazu. „Stellt sich ja sonst keiner mehr gegen ihn, schon gar nicht dreimal.“ James grinste grimmig, und Sirius drückte Luft aus dem Kehlkopf nach oben, dass es ein schnarrendes, fast lachendes Geräusch erzeugte, während Remus die Kiefer fest aufeinander schlug. So recht, das Mädchen, so recht.

Das Ministerium bäumte sich nur noch schwach auf. Keine Tiraden mehr, keine feurigen Aufrufe zur Verteidigung der Freiheit im Tagespropheten, keine Aurorenpatrouillen in besonders gefährdeten Gebieten. Der Regierungsbezirk für Zauberer wie für Muggel, das Herz von Westminster, war abgeschirmt durch Bannmeile, strengste Kontrollen und Sonderaufgebote, und man munkelte insgeheim, die Ministerin würde ihr Büro gar nicht mehr verlassen aus Angst vor Todesserangriffen in ihrem Heim. Niemand sicher in den eigenen vier Wänden, das hatten so viele bewiesen, die vermisst wurden, deren Leichen man irgendwo fand, ob unversehrt mit dem Bild ihrer Überraschung noch im Gesicht, oder grausam verstümmelt, die Schmerzen eingebrannt in ihre blutigen Körper.

Furcht hatte das ganze Land im Griff, geschahen überall merkwürdige Dinge, die das nicht-magische Volk nicht zu deuten wusste, Naturkatastrophen daraus machte, Zufälle, die so furchtbar zuschlugen dieser Tage, und wer einen Zauberstab zu schwingen in der Lage war, der blieb daheim und hielt sich bedeckt, bloß keinen Verdacht auf sich ziehen. Das Dunkle Mal, fast täglich schwebte es über irgendeinem Gebäude im Vereinigten Königreich, und der Geruch von Panik und Krieg lag in der Luft. Nichtmal der aufziehende Frühling mit wärmendem Sonnenschein und dem Wiedererwachen der Welt konnte das überdecken.

„Es ist zum Auswachsen“, hatte Gilbert gesagt auf der Straße, als sie ihn getroffen hatten, selbst der so harte und unbeugsame Dearborn mit gehetztem Blick die Umgebung nach lauschenden Spionen absuchend dabei, wie er davon berichtet hatte. „Sie weigern sich.“ Und seine Brauen hatten einen dunklen Schatten auf seine Miene geworfen, „jede Nation, ob es die Franzosen sind oder das Große Reich.“ Abschätzig fast war sein Kinn gen Kontinent gezuckt, wo Konzile und Räte die Geschicke der Hexen und Zauberer bestimmten. Nein, sie wollten nicht helfen. Genau wie damals die Briten sich geziert hatten, als Grindelwald sich erhoben hatte im Herzen des einstigen Imperium Sacrum Romanum. Die Bitterkeit darüber, der gleiche Fehler erneut, die konnte man nicht herunterschlucken. Wozu er diesmal führen mochte? Wer wusste das schon?

Ihre Taille streichelnd, wie sie schräg ihm zugewandt saß, öffnete James die flache Hand wie einen Suppenteller. „Die Frage ist doch,“ schaute er in die Runde seiner Freunde, „sind es die Longbottoms, oder sind es wir?“ Und damit brachte er auf den Punkt, worum es ging, was ihnen solches Kopfzerbrechen bereitete, was sie alle so entsetzlich beschäftigte und Unruhe, Sorge in ihre Seelen hineinfraß. Denn Ende Juli, das wussten sie nicht erst seit diesem Tag im Hog's Head, würden in ihren Reihen zwei Kinder geboren werden, zwei winzige Säuglinge mit nun düsteren Vorzeichen über den kleinen Köpfen. Und diejenigen, die dem Dunklen Lord getrotzt hatten, das waren Frank und Alice und James und Lily.

Instinktiv glitt ihre Hand auf den weichen Stoff ihres Pullovers, unter dem sich bereits deutlich jetzt die sanfte Rundung ihrer Schwangerschaft abzeichnete, und die filigranen Finger bedeckten so viel davon, wie es eben nur ging. Für Bruchteile eines Augenblicks huschten graue Ringe unter ihre mandelförmigen Augen, und wahrscheinlich bemerkte Lily das nicht einmal selbst. Aus seiner Position, so ungewohnt weit unter ihr, sah Remus sie jedoch genau, und die steile Falte ängstlichen Kummers kroch auf seine Nasenwurzel. Noch ehe James es ausgesprochen hatte, teilte er seine Meinung, weil sein Herz es ihm ganz einfach zuflüsterte.

„Ich glaube nicht, dass es so offensichtlich ist.“ Aurorenkind. Reinblüter. Das meinte er damit, drückte Lily fester an sich, und für niemanden voraussehbar, fuhr Sirius halb aus seinem Sessel davon. Mit beiden Händen dieses Mal, donnerte er auf die Armlehnen ein, das Rückgrat durchgedrückt zu drohendem Habitus, und sein Kinn reckte sich in die Höhe, als schellte er ein unartiges Kind. Fast so wie damals, fast so wie Orion, wenn er ihn zurechtgewiesen hatte. „Warum?“ schrie er dabei regelrecht. „Warum solltet ihr es sein? Wieso nicht Alices Baby, wieso nicht?“

Im gleichen, zornigen Tonfall, die Nasenflügel gebläht und die Zähne gebleckt, warf sich James seinem besten Freund halb entgegen, konnte jedoch nicht so gut aufstehen, weil er Lily in den Armen hielt. Nur die eine freie Hand ihm entgegen streckend, herrschte er genauso laut und beinahe brüllend: „Weil ich's einfach weiß!“ Es war kein Argument. Nichtmal ein schwaches, es war gar keins. Und dennoch Sirius so perplex, dass er nicht gleich antworten konnte. Wie Brüder vom ersten Moment an gewesen, die Zwei, da sie sich in einem Abteil des Hogwarts Expresses kennengelernt hatten, hockten sie da, keine drei Zoll auseinander, glommen ihre Augen sich an in der Dunkelheit, nur beleuchtet die Gesichter vom Feuerschein.

Als nehme man ihm ein Privileg damit. Als könne er die Drohung nicht ertragen. Der eine so, der andere so, und jeder im Raum, einschließlich sie beide selbst, wussten genau, worum es dem anderen wirklich ging. Blacks Atem war so rasch und so treibend, dass seine Brust sich hob und senkte wie ein Blasebalg, und Potters Kiefermuskulatur verdrängte die Bügel seiner Brille von den Schläfen, so fest stach sie hervor. Keiner wich dem Blick aus, wütend und anklagend, und nur Lilys Hand an James' Oberarm und Remus' beruhigendes „Hey“ ließ sie sich langsam entspannen. Die Schultern senkten sich, aber keiner schaute weg.

„Die Prophezeiung spricht eindeutig von einem Jungen,“ erinnerte Lupins sanfter, heiserer Bass vom Fußboden aus, und nur dank seiner Größe waren Kopf und Hals für jedermann sichtbar. So gern sie das hergenommen hätte, um ihren Mann und seinen Blutsbruder zu besänftigen, so wenig konnte sie, und Lily wischte sich eine Strähne aus der Stirn. „Wobei wir nicht wissen, ob wir einen Sohn oder eine Tochter bekommen,“ tätschelte sie vorsichtig ihren Bauch. „Und Frank und Alice ebenso wenig.“ Ein bisschen resigniert, senkte Remus den Blick und nickte schwach.

Einen Lichtblick für sich entdeckend, beendete Sirius das Adlerauge-Spiel und zuckte die Achseln. „Können wir's rausfinden?“ erkundigte er sich bei der baldigen Mutter, die sogleich die Lippen schürzte und in ihrem Hirn herumkramte, ihrem eigenen besten Freund einen fragenden Blick zuwerfend. Remus kräuselte die Brauen und grübelte offen mit zur vorwärts ziehenden Raupe werdendem Schnäuzer. „Es gibt Möglichkeiten,“ fiel es ihm genauso ein wie ihr. „Allerdings kann es auch durchaus sein, dass beide einen Jungen erwarten,“ gab er zu Bedenken, und Sirius grunzte am Ende seiner Geduld. „Und dann stehen wir wieder am Anfang.“

Erneut brach Stille herein im gemütlichen Cottage der Potters unter der glitzernden Felswand von Godric's Hollow. Die Spannung größer nun, der flirrende Zorn auf das Schicksal deutlich zu spüren wie die Hitze einer Feuersbrunst, wenn man daneben stand und Funken und Asche die Nase verbrannten bei jedem Atemzug. Es half alles nichts. Sie kamen nicht voran. Es gab keine Lösung, zumindest nicht jetzt, nicht heute, und vielleicht viele Wochen nicht. Ja, sie wussten es, sie wussten, dass Voldemort genauso rätseln und sich entscheiden musste, doch hatte er einen entscheidenden Vorteil: Im Endeffekt könnte er einfach beide Kinder aus dem Weg schaffen und so absolut sicher gehen. Und das durfte niemals passieren. Doch Severus Snape hatte gelauscht, hatte mitgehört, und leider war er entkommen, die Prophezeiung somit nicht nur ihnen bekannt, sondern auch dem mörderischen Feind ohne jeden Skrupel.

Seufzend, den Kopf gegen Lilys Schlüsselbein lehnend und sie auf seinem Schoß höher ziehend, resignierte James. „Wir sollten einfach davon ausgehen,“ begann er, zu einem vorläufigen Schluss zu kommen, und sie vollendete. „Dass beide Paare, die Longbottoms und wir, in Gefahr sind.“ Schnaubend und nickend, sich hinter seinen Locken verbergend, schaltete sich auch Sirius in ruhigerem, immer noch verbittertem Ton wieder ein. „Was für dich bedeutet,“ und er meinte Lily, „dass du ab heute nie alleine bleiben solltest.“ Sich auf die Lippe beißend, wehrte sie sich nicht. Er hatte recht. Und Remus auch: „Und mit uns kämpfen kannst du auch nicht.“

Es gefiel ihr nicht, oh nein, und auch wenn Lily Potter, geborene Evans, gesunden Menschenverstand und rationales Denkvermögen besaß, so wollte sie nicht so ohne Weiteres aufgeben. Auf der eigenen Zunge herumkauend, dachte sie nach, hob plötzlich den Kopf und schaute mit leuchtenden Augen hastig von einem zum Anderen, dass die Haare nur so flogen. „Aber weiß denn Voldemort überhaupt, dass ich schwanger bin?“ Die Erwähnung des Namens, vorbehalten nur noch dem Orden des Phönix und einigen wenigen Mutigen, die sich nicht von einem selbstgewählten Titel einschüchtern lassen wollten, verursachte dennoch Gänsehaut. Gleichzeitig setzten sich Sirius und James auf, dieselbe Aufhellung im Gesicht, die Erleichterung verhieß, und es tat Remus im Herzen weh, ihnen das wegnehmen zu müssen.

Den Kopf schüttelnd, konnte er selbst kaum aufsehen, fixierte den ihm am nächsten liegenden, schön gedrechselten Fuß des Tisches. „Vergesst den Verräter nicht.“ Und ihnen allen rutschte der Funken an Hoffnung nicht nur aus dem Schädel, sondern aus dem ganzen Körper, wie sie dessen gewahr wurden, und jeder verstummte und sackte in sich zusammen. Ja. Frank und Alice mochten es nicht verstecken können, weil sie ein Auror war und ihre Arbeit aufgeben hatte müssen, aber auch die Potters waren nicht verborgen. Nicht für den Dunklen Lord und seine Todesser. Oder zumindest nicht für Voldemort selbst.

Bedrückender fast das wiedererstarkte Schweigen, und niemand wollte so recht davon lassen, Auswege zu suchen. Vielleicht war da etwas, das sie übersehen hatten, ein Hinweis im Hinweis, den sie nicht verstanden, aber so sehr sie sich auch abmühten, es tat sich keine Möglichkeit auf. Die Scheite im Kamin verglühten Stück für Stück, und die Nacht draußen vor den Fenstern verdunkelte sich wie ihre Gemüter. Niemand stand auf, die Läden und Vorhänge zu schließen und sie auszusperren. Zu beschäftigt mit ihrem Inneren. Richtiggehend Herzrasen löste der erschrockene, wortlose Ausruf aus, der Lily über die Lippen kam.

Sich aufrichtend, alle Blicke aus weiten Augen auf sich gezogen, schaute sie sich um, lugte hinter den Tisch, wo doch nur Remus auf dem Teppich hockte. „Wo ist Pete?“ fragte sie bestürzt, hatte sein Fehlen gar nicht bemerkt, der er sich meist aus solchen Diskussionen heraushielt, sich für zu dumm, für zu träge im Geiste hielt, und ihre drei Männer waren für einen Moment genauso verdutzt wie sie. Bis Lupin sich erinnerte und nicht einmal abwinkte. „Bei Tom im 'Kessel',“ sagte er nur, und das Mädchen atmete tief aus. Arbeiten also. Da war er relativ sicher. Die Todesser hatten ungern Zeugen, und je mehr Menschen man um sich hatte, desto besser. Wieder beruhigt, ließ sie sich gegen James rutschen und schlang ihre beiden Arme um seinen Hals.

Mehr als Frustration war das, was ihre Herzen erfüllte. Angst. Gram. Das immerwährende Gefühl von Bedrohung im Nacken. Nicht des eigenen Lebens, viel mehr als nur das. Die gesamte Existenz auf der Kippe nun, denn sie waren nicht mehr einfach lästige Zecken in Voldemorts Fleisch. Sie waren Ziele. James und Lily und ihr ungeborenes Kind, das für sie alle längst der sechste Rumtreiber war, so wie sie davon sprachen, ohne überhaupt nur zu wissen, ob Junge, ob Mädchen, ob blond, ob dunkelhaarig oder so kupferrot wie sie, ob pummelig oder gertenschlank wie er. Als wäre es hier bei ihnen, das Baby, in jedem Pulsschlag, in jedem Zwinkern. Ihrer aller, ihr gemeinsamer Nachwuchs, für den jeder von ihnen sich einen Arm abgebissen hätte. Ein merkwürdiges Ziehen in der Brust. So als würde man vor Glück zerspringen und im gleichen Atemzug von Sorge erdrückt.

Sie saßen da, in den Sesseln, auf dem Boden, grübelnd, sinnierend, und wie Remus sie sich von unten her anschaute, rutschte erneut diese senkrechte Falte mitten auf seine Stirn, zog sich hinauf bis zum Scheitel. Die Longbottoms oder die Potters. Das war ihr einziger Gedanke, er wusste es genau. Und dabei fragte er sich mit einem Mal, ob nicht viel wichtiger die anderen Sätze waren, die diesem einen folgten. Ebenbürtig. Macht. Sterben. Leben.


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