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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Mundungus' Plan

von Teekon

Der abnehmende Mond schien von einer Wolke zur anderen zu huschen dort oben am Himmel, wie ein Hase, der zwischen blattlosen Büschen herumschlich, hüpfend, sprunghaft, immer auf der Hut, und dabei leuchtete das Silberfell wie eine Laterne. Eine frische Brise trieb die Schafe aus watteweicher Kondens vor sich her, immer landeinwärts, trug den Duft von Seetang und Salz über die Klippen und das Marschland bis hier herauf. Hochstehendes Gras, dicht aneinanderr gedrängt die Halme, wisperte raschelnd mit jeder Böe, dass es klang, als kicherten die Ähren daran, reif und bereit, winzige Samenkörnchen in den Wind zu schütteln.

Sterne blinkten auf, wo die Wolkenfelder Löcher hatten, und der satt blaue Zenit der Nacht schimmerte darunter, spiegelte die Landschaft, deren flache Hügelketten wie Wellen im Meer auf und ab stiegen, ineinander griffen und sich erst weit am Horizont auflösten zu einer ebenen Mulde links und rechts. Bäume schüttelten ihre Kronen, die Blätter tanzend, dass sich das Mondlicht auf den flaumigen Unterseiten verfing und die Zweige davon wie mit Metall übergossen schimmerten, während die dunklen Gegenstücke wie lauter Opale winkten.

Er stellte sich vor, wie eine Eule gurrte im krummen Giebelgehäuse der schiefen Behausung, wie sie ihre Schwingen öffnen und mit einem einzigen, majestätischen Swisch herniedersausen würde, ehe sie in den lautlosen Jagdflug übergehen konnte. Ihm war, als berühre ein Schatten in genau dieser Malteserkreuz-Form sein peripheres Gesichtsfeld, und er zuckte nicht einmal zusammen davon. Doch er hörte nichts. Denn die Fenster waren zu und versiegelt, jedes Geräusch von außen nach innen genauso unterdrückt wie von innen nach außen.

„Wir sind uns, glaube ich, einig,“ flüsterte Arthurs ruhige Stimme dennoch, „dass wir das Ministerium komplett heraushalten wollen.“ Das kollektive Nicken, das er darauf erntete, bestätigte seine Vermutung. Keiner wollte die Regierung auch nur im geringsten involviert wissen, nichtmal annähernd – auch nicht als notwendiges Übel – irgendwelche noch zu kleinen Informationen durchsickern lassen, zu ungewiss, wer längst verloren. Moody grollte schnarrend dazu und stützte sich mit einer halbwegs unversehrten Hand auf dem Knie seines Holzbeines ab. Damit fielen so viele Möglichkeiten absolut flach. Auch das war jedem Anwesenden klar.

Wenn man näher an das windschiefe Gebäude herantrat, gelangte man aus den umgebenden Lehmdünen auf ein ausgetretenes Rondell, das Gras hier viel niedriger, wenn auch definitiv nicht getrimmt und von der heißen Juli-Sonne ausgebleicht. Blumen konnten hier aus dem Bewuchs sprießen, schaukelnde Kornblumen in Himmelblau und gelbe Rispen, ausgespannt dazwischen die kunstvollen Netze von Schilfradspinnen. Dort lag ein zerbrochener Übertopf, da hinten ein Schuh oder Stiefel, es war nicht mehr so genau zu erkennen, nur die Schnürsenkel noch deutlich im Halbdunkel.

Auf einem der tiefen Sessel hockend, bequem zurückgelehnt und trotzdem Aufmerksamkeit ausstrahlend, gestikulierte der hochgewachsene junge Mann mit den blütenweißen Streifen aus Mull im Gesicht. „Damit fällt das Flohnetzwerk flach,“ bemerkte Bill Weasley, und es war bemerkenswert, wie rau er noch immer klang, auch gute vier Wochen nach der Verletzung. „Da hat das Ministerium absolute Kontrolle.“ Missmutig schnaubte die ganze Runde, wie sie auch hier alle sehr gut verstanden, was das bedeutete. Na klar. Warum einfach, wenn's auch kompliziert ging? Sie mussten eben einen anderen Weg wählen.

Molly hatte Sonnenblumen ausgesät, gleich hier unter den Fenstern, und ihre dicken, grünen Triebe drängten dem Himmel entgegen. Erste Blätter, lang und mit weißen Härchen bedeckt, entfalteten sich daran, und die Spitze formte sich zu saftig grüner Knopse, wo bald schon die weichen, gelben Lanzetten auseinander weichen würden. Herrlich schön, kaum auszuhalten, dass sie nicht einfach sofort erblühen konnten. Das ganze Unkraut, das ihre Füße umringte, bildete nur einen Teppich ringsherum, genauso kostbar und noch tausendmal fantastischer als der Brokatläufer vor einem Königsthron.

Dumpf lag der Zauber über dem Häuschen unter dem Wieselkopf, und es fühlte sich an, als fahre man durch einen langen Eisenbahntunnel, so sehr lastete der Druck auf den Ohren der Anwesenden. Die grübelnde Stille, wie sie alle Mitglieder des Phönixordens ergriff, die sich gerade hier, im Hauptquartier, aufhielten, tat ihr Übriges dazu. Nur das Knarzen der Möbel, bewegte sich jemand unruhig, oder prustendes Seufzen, wie die Gedanken im Kreis liefen, unterbrach eine sonst unerträgliche Stille. Sich vorbeugend auf seinem Puff, den er von oben mit herunter geschlörrt hatte, legte Ronald die Finger aufeinander und zuckte mit den Achseln. „Und wieso apparieren wir ihn nicht einfach weg?“

Ein Gnom trippelte im Eiltempo flitzend am halb verfallenen und brüchigen Zaun entlang, der irgendwann einmal weiß gestrichen gewesen sein musste, fand die lose Latte und donnerte sie nach außen auf, so dass die Spitze nach innen ausschlug, wie eine verkehrt herum aufgehängte Saloon-Schwingtür. Das Grasbüschel dahinter raschelte sicherlich und schunkelte einen Moment lang wie eine Sambatänzerin im Karneval von Rio, dann war alles still. Der Garten der Weasleys war wieder friedlich und schlief seelenruhig unter dem Mond.

Es klatschte kurz, wie Ginevra ausholte und ihres Bruders Knie erwischte. „Weil er noch nicht 17 ist, du Dummkopf,“ schollt sie. „Er hat immer noch die Spur,“ schien sie Ron erinnern zu müssen und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Der Junge rollte mit den Augen und funkelte sein einzig jüngeres Geschwister beleidigt an. „Ich meine mit einem von uns, blöde Ziege.“ Niemand ging auch nur ansatzweise auf das Gezanke ein, viel zu sehr beschäftigt mit dem eigentlichen Inhalt dieser kurzen Auseinandersetzung. Ginnys Augen leuchteten mit einem Mal, wie sie halb von unten her zu ihrem Bruder aufsah.

Wie wundervoll die Luft da draußen sein musste. Der Ginster blühte immer noch, und das Korn wurde gemäht und gedroschen in den Feldern. Die Erde, aufgebrochen und warm von tagelangem Sonnenschein, verströmte angenehmen, würzigen Duft, vermischt mit so vielen Blumen und Blüten, vielleicht grillte jemand im nahe gelegenen Dorf, und das gar nicht so weit entfernt liegende Meer schickte seine erfrischende Note mit dazu. Obwohl der Wind kräftig vom Atlantik wehte, konnte man es auf den Hügeln aushalten, die ganze Nacht, Wache schiebend unterm Sternenzelt.

Das sofortige, bestimmte Kopfschütteln fiel so heftig aus, dass ihr doch so kurz getragenes Haar flog. „Nein,“ musste die Aurorin diesen schönen Plan zunichte machen, und dabei ließ sie seine Hand noch immer nicht los, rieb sacht und sanft seine Finger zwischen den ihren. „Der Anti-Apparierschild, der Harry vor der Außenwelt schützt, funktioniert auch in die andere Richtung.“ Und ihr Kollege, in seiner nun bevorzugten Arbeitskleidung des Muggel-Bodyguards ganz unscheinbar und kaum zu sehen in dem abgedunkelten Wohnzimmer, ergänzte diese niederschmetternde Botschaft: „Außerdem wissen wir nicht, ob nicht zusätzlich eine Apparierfalle darüber geworfen wurde.“ Viel zu gefährlich, das auszuprobieren.

Er sehnte sich danach, über die Wiesen zu laufen. Egal ob hoch aufgerichtet, barfuß und mit feuchten Hosenbeinsäumen oder auf allen Vieren, die Welt so farblos und trotzdem voller Gerüche und Geräusche. Nein, ehrlich: Lieber so. Lieber im raschen Trab, wenn jeder Tautropfen an den Ballen kitzelte. Und sie nebenher, lachend und sich an dem hohen Rist festhaltend. Wie damals, im Juni, wie vor einem Jahr, als die Hoffnung noch in zwei Herzen mehr gelebt hatte, alles viel leichter. Mit dem Gefängnis des verschlossenen Beratungszimmers verdunkelte sich auch seine Stimmung ein Stück mehr, zog ihn zurück in die Realität.

„Prächtig,“ murrte einer der Zwillinge (Fred? Nein, George! Oder?), und der Zweite gab ein ganz ähnliches Grollen von sich. „Dann bleibt uns ja nur, Harry ans Händchen zu nehmen und mit ihm die Straße runterzubummeln.“ Einstimmend nickte der erste Rotschopf dazu. „Warum kleben wir ihm nicht gleich 'ne Zielscheibe auf die Stirn?“ Gerade noch mehr als angepisst von so miesen Aussichten, warf sein Bruder die schulterlangen Haare nach hinten, richtete sich auf und grinste. „Weil er die da schon hat,“ beantwortete er die rhetorisch gemeinte Frage und vollführte mit dem Finger eine zackige Bewegung quer über die eigene Braue, lautmalerisch begleitet von einem „zeeet“. Sämtliche Weasley-Jungs zeigten zufrieden die Zähne.

Die Stimmung wurde davon nur kurz aufgeheitert. „Leider ist das genau das, was Ihr-wisst-schon-wer erreichen will,“ musste ihr Vater ihnen allen klarmachen, und das Lächeln aus ihren Gesichtern rutschte wieder davon, wie sie leise schnaubend alle miteinander nickten. Die Blicke suchten ebenfalls den Dielenboden mit den fransigen alten Teppichen. Selbstverständlich ging es genau darum: Es würde so gut wie unmöglich sein, Harry Potter aus dem Haus seiner Tante und seines Onkels zu bekommen, ohne dass sämtliche Todesser davon erfuhren. Man hätte genauso gut eine Anzeige in den Tagespropheten setzen oder eine Blaskapelle engagieren können, die seinen Auszug aus dem Ligusterweg begleitete. 'Tötö!' 'Achtung, Achtung: Potter verlässt das sichere Nest! Greifen Sie jetzt an!'

Man konnte es regelrecht brodeln hören hinter all diesen vielen Augen, die nervös hin und her huschten, ohne wirklich zu sehen. Jeder wälzte die Möglichkeiten um, immer und immer wieder, die ihnen nun noch zur Verfügung standen, hatte schon Bilder im Kopf von rasanter Flucht und heiß umkämpftem Londoner Vorort, gleichzeitig genau wissend, dass eine solche Nummer um jeden Preis vermieden werden musste. Zu viele Unschuldige, zu viele Muggel in einer absolut wehrlosen Wohngegend. Nein, sie mussten einen Weg finden.

„Die Alternative wäre, einfach abzuwarten, bis der Schutz aufgehoben wird,“ meinte Bill rein hypothetisch, und noch bevor er zuende gesprochen hatte, war jedem klar, wie wenig ernst er das tatsächlich meinte. „Wie eine Ente auf dem Präsentierteller.“ Für einen kurzen Moment ballte er die Faust, und ein grimmiges Flämen ließ ihn die Lippen hochziehen. Man hätte schwören können, er unterdrücke ein wütendes Knurren, doch es kam nicht heraus, und nur eine unangenehme Gänsehaut ließ die Nackenhaare derer zu Berge stehen, die ihm am nächsten saßen. „Womit auch das keinerlei Perspektive 'at,“ verbalisierte seine Verlobte nur, die auf der Armlehne seines Sessels hockte und die Arme vor der Brust verschränkte.

Eine verzwickte Situation. Er musste hinaus. Es gab gar keine andere Wahl; der Blutschutz seiner Familie – egal wie widerwärtig die Dursleys sich zeitlebens verhalten hatten – endete mit Harrys Volljährigkeit. Und dann musste er fort sein, dann musste sein Aufenthaltsort geheim sein, und auf diese Art war das einfach nicht drin. Brachten sie ihn unter aller Augen weg, war es vollkommen irrelevant, wie weit sie kamen. Solange ihre Richtung bekannt war, das Ziel glasklar, gab es kein Entrinnen für Harry. Nicht ohne Dumbledore. Nicht mit einem so erstarkten Lord Voldemort. Keiner der Anwesenden glaubte daran, dass selbst ein Großaufgebot an Auroren hier noch lange würde standhalten können. Der einzige Zauberer, vor dem sich der Dunkle immer gefürchtet hatte, war nicht mehr.

Diese Stille kehrte zurück, länger nun, tiefer, anhaltender, wie sie alle ihre grauen Zellen anstrengten, manche mehr, manche weniger. Der Wind war kräftiger geworden vor dem Fenster, während sie ihre Beratschlagung eröffnet hatten mit dieser so niederschmetternden Darlegung der Ausgangslage. Das war es, womit sie arbeiten mussten. Hier heraus einen Plan entwickeln. Brainstorming. Warten auf die ersten Ideen, Vorschläge, und dabei selbst danach forschen und hoffen, jemand anderes habe einen halsbrecherischen Einfall, den man nicht selbst zu verantworten würde haben müssen.

Vielleicht war das mit ein Grund, wieso es so leicht fiel, auf diese sonst in Unterredungen eher selten gehörte Stimme zu achten, wie sich jemand irgendwo zwischen dem kürzeren Sofa und Rons Puff räusperte, und der Junge hätte schwören können, eine Wolke kräftigen Tabaks abzubekommen. Augenblicklich verstummte das Klappern von Geschirr, das Molly einzusammeln begonnen hatte, um neuen Tee einzugießen, und quer durch den Raum richtete man sich auf, beugte sich vor und versuchte, das Gesicht unter dem fleckigen Schlapphut zu entdecken. Da saß Mundungus Fletcher auf dem Boden, halb versteckt hinter den langen Beinen von Fred (oder George? Ach, egal), und er hatte eine Hand steil, doch zögerlich nach oben gestreckt wie ein Schüler, der sich mit der Antwort nicht sicher war, aber dringend seine mündliche Note verbessern musste.

„Dung?“ fragte Tonks, die jetzt eigentlich nicht mehr so hieß, was feines Grinsen durch das Wohnzimmer von einer Miene zur anderen wandern ließ (denn niemand würde es je ablegen, sie weiterhin so zu rufen, gleichgültig wie schön der Ring an ihrem Finger war). „Hast du ne Idee?“ ermunterte sie ihn, sich zu äußern, denn der abgerissene und wenig geachtete Zauberer fühlte sich besonders in der großen Runde immer recht unwohl. Mochte daran liegen, dass Molly ihn anfunkelte, sobald sie ihn nur aus dem Augenwinkel erhaschte, weil sie (und jeder andere) genau wusste, dass er ihren Söhnen wieder nur Unsinn vertickte.

Sich erneut räuspernd, rutschte er auf seinem Hosenboden herum. „Öhm, ja,“ stammelte er los, und trotz der schwachen Beleuchtung war ein kräftiges Erröten von kleinen Spinnengefäßen durchzogener Wangen deutlich zu erkennen. „Wisst ihr, ich hab mir gedacht ...“ Er zögerte erneut, druckste herum und legte den Kopf schief. „Wenn ich jemandem was aus der Tasche zieh...“ Wieder konnte er den Satz nicht beenden und schrumpfte unter Mrs. Weasleys harschem Blick zusammen, dass der sowieso kurze Hals komplett im schäbigen Mantel verschwand.

Er brauchte das nicht weiter auszuführen. Feixend kicherten die Zwillinge, und Kingsleys Braue schnellte hoch in Amüsement, gleichzeitig den professionellen magischen Polizisten in ihm weghören lassend. Schon kapiert: Wenn er jemanden beklaute. „Naja, also,“ winkte Mundungus ab, sich dessen bewusst, „was ich sagen will ist: Man braucht Ablenkung.“ Nur kurz ließen alle Mitglieder des Phönixordens diese Aussage sacken, bevor fast tumultartig ein Stimmengewirr anhob. Gerade noch so still gewesen, waren ihre gedämpften Stimmen fast ohrenbetäubend. Nur Remus Lupin, die Linke, den dazu gehörigen Arm vor dem Bauch, noch immer mit ihrer Hand verbunden, die Rechte nachdenklich den Kinnbart malträtierend, bewegte sich nicht und starrte stumm und mit schwer gerunzelter Stirn hinaus in den Garten.

Schnippisch quieksend stellte Molly das Tablett voller Tassen wieder ab. „Du-weißt-schon-wer wird sich von nichts und niemandem von Harry ablenken lassen,“ stellte sie felsenfest klar, und die Zustimmung von allen Seiten war ihr absolut sicher, was ihr ein überlegenes Zurückwerfen des Kopfes gestattete. Der Tagedieb greinte und wand sich fast wie eine Schlange, wie er die Hand mit den dringend mal schneidebedürfitgen Nägeln hin und her wog. „Dann müssen wir eben dafür sorgen, dass er nicht weiß, wer Harry ist.“ Und die soeben noch fürchterlich lauten Gespräche setzten so plötzlich aus, als habe jemand ein Grammophon verstopft.

Einfach. Aber genial. Die Idee war so einfach wie genial: Harry quasi unsichtbar machen. Auch ohne, dass sie darüber reden mussten, jeder von ihnen nicht gerade unbegabt und von Hogwarts großartig gebildet in magischer Kunst, war ihnen klar, dass weder Desillusionierungs-Zauber noch Tarnumhänge ausreichen würden, dass es notwendig war, den Jungen absolut in einem Pulk aus Begleitern untergehen zu lassen. Mit großen Augen, ihre hübschen Locken ganz wirr vor Anspannung, als habe sie zu nah neben einer Hochspannungsleitung geschlafen, wisperte Hermine: „Vielsafttrank!“

Wie der Startschuss zu einem Marathon, sprudelten sie über, besonders die jungen Leute, der Funke geflogen, der sie in Flammen setzte und sie weiter sehen ließ. Dungs Idee hatte eine ganze Lawine losgetreten. Wer letztendlich das Ganze soweit sponn, dass der Plan stand, sieben kleine Teams zu bilden, jedes davon mit einem Harry und einem Beschützer, das konnte später niemand mehr nachvollziehen in dieser Runde. Das war der Grundgedanke, darauf baute alles auf, wurden sämtliche Folgeerscheinungen als zu lösende Probleme betrachtet.

„Ach,“ winkte Dora grinsend ab und warf Shacklebolt schon entsprechenden Blick zu, wie Ginny darauf hinwies, dass vier Wochen für das Brauen von Unmengen an Vielsafttrank definitiv zu lang waren bis in sieben Tagen, „darüber macht euch mal keine Sorgen.“ Eine Bewegung vollführend, als klaube sie etwas vom Tisch auf und stopfe es sich in die Tasche, klopfte die Jungaurorin auf Holz. „Wir haben immer Vorräte von dem Zeug im Büro für die Einsätze der Kollegen, da zweigen wir einfach was ab,“ erklärte der Metamorphmagus, für den solcher Schnickschnack absolut überflüssig war, und Kingsley nickte einmal bestimmt. Teilten sie sich das, dürfte es weder an ihren ausgebeulten Roben auffallen, noch überhaupt zu bemerken sein. War ja nicht gerade so, als wäre der Vielsafttrank ein selten genutztes Utensil.

Sichere Orte brauchten sie, an denen sich die Teams sammeln konnten, möglichst in allen Himmelsrichtungen, um es den Todessern schwer zu machen. Da mussten Zufluchten gefunden und mit Zaubern und Flüchen geschützt werden, mächtigen Apparierblöcken, undurchdringlichen Glocken aus magischem Geflecht, die vor jeglicher Penetration ungebetener Gäste, aber auch ihrer Angriffe feihten. Man konnte dabei zusehen, wie Mad-Eye unaufgefordert einen Schlachtplan zu erstellen begann, hastig gekritzelt auf eine Serviette mit einem Kohlestift, den er immer in der Tasche mit sich herumtrug, und Arthur rannte los in seinen Schuppen, um Landkarten der Gegend zu besorgen. In Windeseile sah sich Molly damit konfrontiert, wie aus ihrem gemütlichen Wohnzimmer die Wolfsschanze des Phönixordens wurde. Fast ein bisschen zum Lachen.

„Wer macht's?“ blieb die große Frage am Schluss, nur noch Kleinigkeiten zu klären, Besen und Reittiere aufzutreiben, und die dicht aufgerückte Runde, keiner mehr interessiert an Tee, sogar die Hausherrin ihren Kopf dazwischen gesteckt, schaute mit im Laternenschein flackernden Augen einander an. Die Zwillinge schlangen so schnell die Arme um die Schuler des jeweils anderen und grinsten, dass man sie glatt auf einer Liste eintragen hätte können. Moody knurrte und schüttelte den Kopf, jedoch nicht, um es ihnen zu verwehren. Augenscheinlich war er ganz einverstanden, so hastig wie sein magisches Auge rotierte. Die Hände hochreißend, ließen sich die jüngeren Weasleys da nicht mehr ausschließen: „Wir sind auch dabei!“ verlangten Ginny und Ron.

Sie hätten es erwarten müssen. Nicht nur Molly, nicht nur ihre Mutter, verzog das Gesicht zu einer Mischung aus empörtem Entsetzen und ängstlicher Abwehr, sondern auch Arthur hob sofort beide flachen Hände. „Nein,“ lehnte er kategorisch ab, noch während seine Gattin tief Luft holte, um zu ihrer Tirade anzusetzen. Es blieb ihr im Halse stecken, erstaunt. Er war doch sonst nicht so. Es war ihr Job, 'böse, alles verbietende Mama' zu spielen, während er der ruhige, milde Vater war, aus dem man alles herauskriegen konnte. „Ginny nicht,“ ergänzte er und provozierte damit ein zorniges Aufkreischen von Tochter und Mutter gleichermaßen, derweil Ron sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel schlug und sich genüsslich zurücklehnte. Klasse. Er durfte machen, was er wollte. Volljährig sein rockte.

Molly aber hatte offensichtlich nicht vor, ihn so leicht mit einem solchen Himmelfahrtskommando ziehen zu lassen. „Arthur!“ tadelte sie, gleichzeitig diese so bekannten hektischen Flecken im Gesicht, die mütterliche Sorge signalisierten. Ihr 'wie kannst du das nur zulassen?' schaffte sie nicht mehr, wie Mr. Weasley sich vorbeugte und in sanftem, beruhigendem Ton sachlich blieb. „Wir brauchen sechs Personen, Liebes, die wissen, was sie tun und mündig sind.“ Und ob sie wollte oder nicht: Letzteres war Ron seit Anfang März. Nach Luft schnappend, schaute sie sich um, ihre Augen schon zählend. „Aber ...“ fing Molly an, „aber es sind doch genug Leute da!“ behauptete sie und deutete wild herum.

„Fred und George und,“ es widerstrebte ihr offenbar, den Namen in den Mund zu nehmen, „Mundungus und,“ auch hier zuckte ihr Finger unangenehm, wie sie das Mädchen am liebsten auch abgehalten hätte, aber keinerlei Handhabe besaß, „Hermine und ...“ Und da war Feierabend. „Und ...“ stotterte sie erneut, die Haare ganz wirr vor Aufregung hin und her fliegend wie unentschlossene Singvögel. „Isch,“ meldete sich Fleur auf der Armlehne, gleich einen mahnend erhobenen Finger ihrem baldigen Gatten unter die verbundene Nase haltend. „Untersteh' disch, es mir verbieten zu wollen!“ Bill grinste nur. Hätte er nie gewagt.

Fünf. Das waren immer noch nur fünf, sie brauchte einen Sechsten, wenn sie ihren Jüngsten aus der Sache heraushalten wollte, oder zumindest, um gute Argumente zu haben. Ganz verzweifelt suchte Molly den Raum ab, als könnten sich dort noch irgendwelche anderen Leute verstecken, die man einspannen könnte, aber alles, was sie fand, war Remus Lupin am Fenster. Remus. Remus musste ihr helfen, das hatte er doch immer gemacht, oft ihrer Meinung gewesen in derlei Dingen, immer darauf bedacht, die Kinder möglichst behütet zu wissen. „Remus!“ rief sie nun auch aus, halb anklagend, halb bettelnd, und ein Zucken seines Blickes in ihre Richtung verriet, dass er sie durchaus gehört hatte.

„Kannst du nicht ...“ Aber wie dieses Mal? Er konnte auch niemanden herbeizaubern, der Rons Part übernehmen könnte. Abgesehen von … „Kannst du's nicht machen?“ flehte sie förmlich, fehlte nur noch, dass sie auf die Knie ging vor dem aufrecht stehenden, groß gewachsenen Mann, dessen Jacket einmal mehr zu weit geworden war. Mit allem rechnete sie, aber nicht mit einem raschen, jedoch bestimmten Kopfschütteln, das keine Widerrede zuließ.

„Nein.“ Ihr Gebiss knallte, wie es zuschnappte. „Es geht nicht,“ ergänzte er, und sich mit der rechten Hand noch fester Kinn und Bart reibend, drehte er sich aus der Hüfte fort von der Versammlung. Wie er sich den Daumen halb zwischen die Zähne steckte und fest darauf biss, konnte niemand mehr sehen.

Es fiel ihr schwer, sich zurückzuhalten, wenn es um ihre Jungs und ihr Mädchen ging. Molly wusste das selbst, konnte es nicht abstellen und bemerkte es in entsprechendem Moment kaum. So auch jetzt. Das tat er nie. Remus war ein grundguter Kerl, 'nein' zu sagen war ihm fast völlig unbekannt. Und doch hatte er gerade. Unmissverständlich. Ohne zu zögern. Das wollte sie nicht hinnehmen. „Aber ...“ „Nein!“ So hastig fuhr er wieder herum, verborgen von der Dunkelheit, dass man vor ihm hätte zurückschrecken können. „Es geht nicht, Molly, der Vielsafttrank ist nur für ...“ Und er sprach es nicht aus.

Zum Zerreißen, diese wirre Mischung aus betretener Stille und verzweifelter Aufregung. Die meisten hatten ihn verstanden, begriffen, wie der Satz hätte enden sollen, und wie bescheuert diese Formulierung klang, auch wenn sie schlicht und ergreifend der Wahrheit entsprach. Für Menschen. So als wäre er keiner. Die Knuts fielen zum Sickle, und auch Molly verstand und explodierte regelrecht vor Scham, wie sie sich abwandte und im selben Augenblick geschlagen gab. Nichtmal Ron konnte sich darüber freuen.

Klar. Wurde nicht gern darauf angesprochen, daran erinnert, jetzt, wo ihm der Wolfsbann nicht mehr zur Verfügung stand. Snape übergelaufen. Endgültig zum Feind zurückgekehrt. Und für ihn bedeutete das so viel, sie konnten das nicht ermessen, und er wollte es ihnen nicht erklären. Diese Schwere auf den Schultern. Diese viel zu große Bürde. 'Snape führt was im Schilde,' hatte Harry gesagt. Und er hatte es abgetan als Erbe, als James' Erbe, als Sirius' Erbe. Der Preis so hoch. Der Kontrollverlust nun wieder, der Würde wieder so vollständig beraubt in endlos wiederkehrendem Schmerz. Er nahm es beinahe als eine Art Strafe hin. Hätte er den Jungen ernst genommen, wäre es so gekommen? Keine Ahnung. Nur einmal mehr der Beweis: Nicht zum Führen gemacht. Sollten es andere tun.

„Also haben wir Sechs,“ entschied Mad-Eye Moody ein für allemal mit einem schnarrenden Geräusch aus dem Kehlkopf, beugte sich vor über den Couchtisch, auf dem die Landkarte ausgebreitet worden war, und langsam, nur noch verstohlene Blicke riskierend, widmete sich die ganze Mannschaft wieder der Verfeinerung des Plans. Hagrid noch dazu, das wäre eine gute Idee, und alles würde zwischen ihnen hier bleiben.

Sie wusste genau, wie sie ihn zu nehmen hatte. Sie kannte jede steile Falte zwischen den Brauen, sie schaute hinter die Stirn, und genau darum sagte sie nichts. Nicht hier. Im geeigneten Moment, später, allein. Ihn vorsichtig an der Hand ziehend, deren Finger sie noch immer zwischen den ihren hielt und sie sanft streichelte, machte Dora ihn auf sich aufmerksam. Den Kopf über die Schulter rollend, schaute Remus sie an, sein Mädchen, und ein Lächeln, ein Augenrollen, eine Geste mit dem Kinn reichte aus. In seinen so typischen, fließenden Bewegungen, trat er näher, drehte sich herum und ließ sich auf die Armlehne der Couch sinken, gleich neben ihr, Seite an Seite.

Das leise Gemurmel der Beratung wurde ein wenig lauter mit dem Aufflammen der einzigen Laterne, besser sichtbar die Karte, und Remus konnte nicht anders, als sie eindringlich zu mustern, sie sich einzuprägen. Oh, sie wusste, wieso. Weil er Landkarten, Baupläne, liebte. Weil er beobachtete. Weil jedes Detail für ihn wichtig war, auch wenn er noch so krampfhaft versuchte, sich aus allem rauszuhalten. Er konnte nicht anders, er musste sich Plan B, C, D bis M im Hinterkopf zurechtlegen, und früher oder später, das war niemandem so klar an diesem Tisch wie Dora 'Tonks' Lupin, würde er in diese Rolle finden, die ihm das Schicksal gegeben hatte. Und er würde sie meistern. Nur sagen durfte man ihm das nicht.

„Hey,“ wisperte sie und lehnte sich gegen ihn, sein Gewicht sogleich dagegen gestemmt. „Was denkst du?“ Ohne es weiter erläutert bekommen zu müssen, nickte Remus vorsichtig, die silbernen Augen noch immer im Schein der Öllampe flickernd. Sie meinte diese hirnrissige Geschichte. Sieben Potters. Wahnsinn. Absolut suizidal. Das Werk einer Horde geisteskranker Schluckspechte auf 'Rapidatis'-Trank. „Ist'n guter Plan,“ gab er seine Meinung zum Besten, und Tonks grinste. Genau. Fand sie auch. Schön bescheuert.


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