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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Nachspiel

von Teekon

Das Wetter hatte sich kaum verändert. Noch immer hing ein trüber Dunst über dem ganzen Moor, in hier und dort dichteren Schwaden zwischen den Hügeln, duckte sich in die flachen Mulden und waberte um die Stämme der Alleebäume, von der die ursprüngliche Landschaft vom Einfluss der hier lebenden Menschen abgeschirmt wurde. Im Süden verschwand das Gelände leicht abfallend hinter dieser Mauer aus lebenden Pflanzen, die Zweige und Äste noch immer unbelaubt, doch nicht mehr von magischem Sturm geschüttelt. Absolute Windstille beherrschte die küstennahen Sümpfe von Devon.

Kein Regen hatte die halbe Ruine gewaschen, versprengte Mauerreste lagen verstreut über dem winterlich schlafenden Garten in den Beeten und auf dem Rasen, hatten die niedrige Weißdornhecke an manchen Stellen aufgerissen, und anklagend ragten die aus dem Erdreich brechenden Wurzeln in den diesigen Februarhimmel. Es war kühl, aber nicht kalt, und Atemwolken zogen jedem Lebewesen voraus, das sich in die Nähe des Hauses wagte. Von dieser Seite aus schaute es gar nicht so verhehrend aus. Längst hatte sich der Rauch verzogen, qualmte der umgestoßene Küchenofen nicht mehr vor sich hin, gelöscht und beiseite gezerrt von einem Locomotor.

Von der höchsten Erhebung im Norden aus machte das Anwesen der Longbottoms einen völlig normalen Eindruck. Abgesehen davon vielleicht, dass es kein Anzeichen davon gab, irgendjemand könnte zuhause sein. Und das war schon ungewöhnlich. Friedlich fast mochte man es nennen, erkannte man nicht die feine, ovalrunde Brandspur im gelblich verwelkten Gras, wo der Apparierschutz gewaltsam gesprengt worden war, wo mächtige Zauber und Gegenflüche aufeinander geprallt waren. Um den Fuß des Hügels herum führte die schmale, unbefestigte Straße darauf zu, gut gepflegt und ohne tiefe Reifenspuren, gesäumt von strahlend weißen Markierungssteinen hier und dort, damit man sie auch in der laternenlosen Dunkelheit fand. Und das war alles. Halb in den Hang dahinter hineingebaut, schauten Fachwerk und Lehm durch den im Sommer üppig grünen Bewuchs hindurch.

Traurig dennoch die oberen beiden Fenster über der Eingangstür, hatte Frank das Gefühl, wie er dort oben stand mit beiden Händen tief in den Taschen eines Mantels vergraben. Weil es wusste, dass ihm der Rücken aufgeplatzt war wie eine rohe Eierschale. Fröstelnd zog er die Schultern hoch an seine Ohren, dass der Kragen sie verdeckte und ihm die braunen Haare verdrehte, und er musste sich die Kälte abschütteln, die klamm und feucht unter die Kleider kroch. Also gut. Dann wollte er zur Arbeit schreiten. Wie immer, durchsuchen, sichern, Beweise sammeln. Wie an so vielen Schauplätzen schon zuvor, und dieses Mal nur glücklich, dass kein giftig grüner Totenschädel noch immer darüber verschwamm in einer künstlich niedrigen Wolkendecke. Er musste für Sekunden die Augen schließen. Heute war es sein eigenes Heim.

Schön, nicht ganz allein hier zu sein. Das machte es leichter, jeden Schritt den Hang hinunter mit gebeugten Knien, die Füße schwer wie Blei, wie noch nie zuvor dieser Weg gewesen war. Und dennoch glücklich darüber, dass es nicht Alice war, die an seiner Seite mitging. Bei den Potters geblieben, während er und die beiden anderen jungen Männer hier für den Orden, nicht nur er für das Ministerium, arbeiteten. Rechts von ihm, die stattliche Gestalt in Nadelstreifen, seufzte Sirius Black und folgte mit grimmigem Blick, und zu seiner Linken schüttelte stumm Remus Lupin den Kopf, eine fahle, blasse Säule, genauso unscheinbar und trüb wie die Landschaft ringsherum. Der Hauself trippelte eilig voraus und schien nicht einmal zu frieren in der ärmlichen Pseudokleidung.

Erstaunlich unversehrt präsentierte sich der Ort seiner Kindheit auch als sie näher kamen. Das kleine Törchen in einem kurzen Stück weiß gestrichenen Zauns war nur angelehnt, wie immer, die Beeren des vergangenen Jahres noch an den Sträuchern zu beiden Seiten. Im langsam erwachenden Vorgarten sprossen erste zarte Keimlinge aus dem halb gefrorenen Boden, Schneeglöckchen in Gruppen, Krokusse einzeln, wildes, hellviolettes Kleid mit dicken, orangeroten Stempeln dazwischen, bald schon, wenn der März Einzug halten würde, in einem einzigen Teppich jedes Stück der Wiese bedeckend, von der Hecke bis an die schmalen Beete unter den Fenstern. Jetzt aber waren sie nur leise Vorboten.

Als wäre er ein Fremder, zum ersten Mal hier, verharrte Frank stocksteif auf dem lehmig braunen Pfad, der vom Dorf herauf führte, sein Oberkörper zögernd schwankend. Ja, er war dabei gewesen, als es geschehen war, er wusste, welche Auswirkungen der Angriff des Dunklen gehabt hatte, bereits mit eigenen Augen gesehen. Und dennoch fiel es ihm schwer, dies nun bei Tageslicht zu tun, mit nüchternem Blick, ohne die entstellende Angst vor Folter und Tod, ohne das Adrenalin des Kämpfenden, begreifen zu können, wie groß der Schaden wirklich war. Es war ihm nie unverständlich gewesen, wieso die vielen Opfer schwarzer Magie, die er in seinem bisherigen, noch kurzen Berufsleben begleitet hatte, zitternd und unfähig zur Aussage vor den Trümmern ihrer Existenz gestanden hatten. Doch tatsächlich mit ihnen fühlen, das konnte er erst jetzt.

Sirius nahm es ihm ab, voraus zu gehen. „Bringen wir's hinter uns,“ sagte er, resigniert mit den Zähnen knirschend, griff nach dem polierten Messing des Törchens und zog es auf, um durch den winzigen Spalt zu schlüpfen, und von hinten breitete Remus die Arme aus und schien den jungen Auror regelrecht wie eine Schar Hühner vor sich her zu treiben, ohne ihn zu drängen. Frank folgte, und sie waren auf dem Anwesen. Sie nahmen nicht die Vordertür, egal wie merkwürdig es besonders ihm vorkommen mochte, umrundeten statt dessen das ganze Haus über die Terrasse. Hier war es bereits sichtbar, gesprenkelt mit geborstenem Holz und zerschellten Dachziegeln, herumgeflogen und über den Giebel bis hierher geschleudert. So dicht am Gemäuer war der Blick noch versperrt auf das ganze Ausmaß.

Unter den Stiefeln gurgelte der Rasen, wo sich der Frost langsam verflüchtigte unter steigenden Temperaturen. Durch die graue Wolkendecke war die Sonne nur als weiße, kraftlose Scheibe zu erkennen, doch ihre Strahlen reichten bis in den Boden und vertrieben vorsichtig den Winter. Man konnte das spüren in jedem Knochen. Nichtmal der Krieg änderte etwas daran. Auch wenn er hier so grausam wieder zugeschlagen hatte, man musste dankbar sein. Niemand war verletzt oder getötet worden. Kaum zu glauben, sah man dieses riesige Loch, diese Wunde in dem hübschen Haus im Moor. Eine ganze Wand fehlte hier, das Dach darüber halbkreisförmig wie herausgesägt, und schaukelnd in einem kaum vorhandenen Wind baumelten Balken der Fachwerkverstrebung aus dem zerrissenen Leib.

Die Küche und die darüber liegende Bibliothek waren am stärksten in Mitleidenschaft gezogen worden. Gähnend hatte sich ein Tunnel geformt, wo einstmals nur eine schmale Tür in den Salon geführt hatte, und in relativer Dunkelheit konnten sie die umgeworfenen Sessel, den niedrigen Tisch und den erloschenen Kamin entdecken. Wie durch ein Wunder war die gegenüberliegende Mauer, hinter der sich der große Wohnraum verbarg, in dem die Longbottoms sonst ihre Gäste empfingen, stehen geblieben, Spuren von dagegen geschlagenem Mobiliar und Inventar daran, ein riesiger Fleck eines abgeprallten Fluches, wie gemalt. Längst war Mimsy vorausgehastet, mit ihren patschigen, bloßen Füßen in das Zimmer gesprungen, das einmal ihr Zuhause und ihr Arbeitsplatz in einem gewesen war. Quietschend, wimmernd, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und konnte nicht fassen, was damit geschehen war.

Wie lange hatten sie den kleinen Hauselfen schon? Frank konnte sich nicht daran erinnern, dass es jemals anders gewesen war. Und auch auf den alten Fotos auf dem Kaminsims, nun zersplittert das Glas und versengt die Bilder, hatte sie bereits zwischen den Schössen der Zaubererroben ihre langen Öhrchen ausgebreitet und stolz gelächelt, ein echtes Mitglied dieses Clans. Für sie musste das hier mindestens genauso schrecklich sein wie für ihn. Kupferkellen aufsammelnd, die sie tagtäglich benutzt hatte, bald schon bemerkend, dass sie nicht mehr als drei davon tragen konnte, brach die Dienerin jammernd zusammen und setzte sich auf etwas, das ausschaute wie ein heilloser, verschmolzener Berg aus Herd, Speisetafel und Trockentüchern. Das Gesichtchen verborgen in den langen Fingern, schluchzte Mimsy vor sich hin, doch er hatte weder die Zeit, noch die richtigen Worte, um sie zu trösten, selbst beschäftigt mit den Auswirkungen jener Nacht.

Sich aufteilend, begannen sie mit ihrer Suche, stöbernd, die Zauberstäbe gezogen und immer bereit. Unruhig drehte Black den seinen in der Hand, während Lupins Erlenholz auf und nieder zuckte wie eine Wünschelrute über einer Quelle. Man wusste nie, was man fand, wo sich Todesser herumgetrieben hatten. Magische Fallen. Fetzen ihrer Umhänge. Bruchstücke von silbernen Masken wie dieser hier, und Remus bückte sich zwischen einem umgefallenen Stuhl und dem von der Decke gerauschten Leuchter, um aus zersprungenen Fliesen eine winzige Scherbe zu klauben. Konnte man gebrauchen, zurückverfolgen vielleicht, einem Gesicht zuordnen. Er versenkte die schnörkelig verzierte Keramik in der tiefen Tasche seines Trenchcoats und richtete sich langsam wieder auf.

„Was für ein Chaos,“ murmelte Sirius irgendwo unter dem wenig Vertrauen erweckenden Bogen, der einmal der Türsturz zum Salon gewesen war. Leise hatte er gesprochen, doch die klare Luft des Wintermorgens trug seine Worte in jeden Winkel der Ruine. Nichts, aber auch gar nichts war an seinem Platz verblieben. Verkohlte Kissen, angesengte Möbel, zerbrochenes Geschirr türmte sich regelrecht zu kleinen Bergen auf, wie auf einer Schlackehalde, als hätte jemand mit einem riesigen Besen versucht, hier bereits Ordnung zu schaffen und es damit nur schlimmer gemacht. Noch weiter vorgewagt hatte sich Frank, drehte sich im Kreis auf seinen Schuhen, genau an der Stelle, an der er gestanden hatte in der Nacht, in der aus einem gemütlichen Heim, einer sicheren Zufluchtsstätte, dieser Alptraum geworden war. Blass sah er aus, schlimmer als Lupin nach Vollmond, und seine dunklen Augen rollten in ihren Höhlen, wie sie die Umgebung zu fassen versuchten.

Wo sich Remus nun regte und wo Mimsy den Verlust ihrer Heimat betrauerte, dort hatte er ihn gesehen, diesen Schrecken, diesen Horror, den er nun darstellte, der Mann, dessen Namen man kaum noch hörte, den kaum einer auszusprechen wagte in ihrer Angst vor seinen Taten. Als würde er erscheinen, wenn man ihn riefe. Zuvor gesehen, zuvor gegenüber getreten, ja, sogar schon gegen ihn gefochten, Frank erinnerte sich mit Schaudern an jenen Tag in Rosmertas Biergarten, würde ihn niemals vergessen. Und dennoch ganz anders. Etwas war mit ihm geschehen, wieder einmal und mehr, kahlköpfig nun das Ungeheuer, das ein Mensch zu sein behauptete. Und dieses lackartige Glänzen seiner Haut, es spiegelte sich auch auf dem Schädel wider. Frank fröstelte erneut, stärker dieses Mal, die aufschießende Gänsehaut schmerzhaft, und er schüttelte den Kopf, hörte sich nicht einmal selbst flüstern: „Wenn Dumbledore nicht gekommen wäre ...“

Mimsy hatte genau das getan, worum Alice sie gebeten hatte. Ohne Umwege, ohne Verzögerungen. Und so ungern ein Kämpfer so etwas zugab: Alles Andere hätte ihrer aller Leben gekostet. Er konnte das nicht beschreiben, welche Präsenz an magischer Macht Lord Voldemort darstellte, sobald er nur auf der Bildfläche erschien. Diese ungeheure Kraft, die in seinen Flüchen steckte, holte er zum Schlag aus, der hatte sein Arm nichts mehr entgegen zu setzen. Keine Ahnung, woher er das nahm, was er Grauenhaftes getan haben musste in den vergangenen Monaten, um solche Fülle anzuhäufen und sie sich zu eigen zu machen. Dass sie seinem Körper nicht bekam, dass ein einzelner Mann dafür nicht geschaffen sein konnte, man sah es in den farblosen Pupillen seiner Augen, durch die seltsam helles Blut in bleichem Rot schimmerte.

Seine Gefühle konnten sie nachvollziehen, um das zu begreifen, brauchte Frank seine beiden Kameraden nicht einmal anzusehen. Ihm am nächsten, den Hals gereckt in einer Mischung aus ungebrochenem Stolz und wütendem Trotz, glomm Sirius Black buchstäblich zwischen dunklem Zimmer und gräulichem Himmel. „Es ist gut,“ beruhigte er, ohne tatsächlich anzusprechen, ihm jeglichen Wind aus den Segeln nehmend und ihm gleichzeitig verständlich machend, dass es keinen Zweck hatte, darüber noch nachzugrübeln. Sie waren alle in Sicherheit, ganz besonders Alice und das Baby, denn dass er daran am meisten dachte, das musste wiederum Frank niemandem erklären. Nickend, genauso aufgerichtet und dennoch mit seinem so üblichen Knick im Nacken, einerseits wegen seiner Größe, immer gezwungen, sich zu anderen herunter beugen zu müssen, andererseits geprägt nun schon durch viel zu häufige, erniedrigende Bittstellerei, stimmte Remus Lupin zu, ein Teil seines Körpers verdeckt vom Schutt.

Ein grimmiges Lächeln war das, was da um Longbottoms Mund spielte, und er ballte die Faust um den Zauberstab. „Sie hätte uns nie allein gelassen,“ schüttelte er abwesend den Kopf, mehr zu sich selbst sprechend als zu den anderen. Zusammenhanglos oder nicht, er konnte nur von seiner Ehefrau sprechen, und sie beide grinsten flüchtig und warfen einander einen Blick zu. Oh nein, hätte sie nicht. Und dass ihnen so viele Möglichkeiten nicht eingefallen waren, wie sie Hilfe herbeirufen hätten können, dass sie mit dem Elfen hätte verschwinden können, zumindest sie, das blendeten beide Auroren geflissentlich aus. Weil es erneute Fragen aufwarf, ihre so schmerzhaft erzwungenen Kompromisse über den Haufen warf. Und das konnten sie nicht gebrauchen. Einfach mal darüber hinwegsehen, das Risiko in Kauf nehmen für ein bisschen Normalität, für ein wenig mehr innige Zweisamkeit als ewigen Clinch über Vorgehensweisen und Gefahr. So wie es bei James und Lily auch zu greifen begonnen hatte.

Nur eines nagte noch an ihm, wie er da stand im Zentrum seines zerstörten Heims, Fotos in den Händen drehend in ihren Rahmen und nicht in der Lage, auszusortieren, was er mitnehmen wollte. Die Brauen kräuselten sich, die Stirn verdunkelte sich. „Aber warum ausgerechnet uns?“ fragte er, als wäre es nicht offensichtlich. Black schnaubte, sprach es jedoch nicht an. Das hier, das war kein Zufallswerk. Es war Lupin, seine heisere Stimme nun gedämpfter, wie er, erstaunlich leise und geschickt tretend, in den Salon hineinkam. Ein wenig wärmer war es hier, angenehmer als in dem aufgerissenen Teil des Gebäudes, wo noch immer in der Flaute der Geruch von verbranntem Holz hing. „Er hält sie für ein leichtes Ziel,“ traute er sich, es zu verbalisieren, so wie er es immer tat in den Ordenssitzungen, schonungslos, ja, grausam manchmal, und Frank zuckte darunter zusammen, während Sirius spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Verdammt, Moony.

„Ich denke nicht,“ und er fuhr fort, um es schlimmer zu machen, „dass ihm verborgen geblieben ist, in welchen Umständen sich Alice und Lily befinden.“ Dabei gab er es immer noch nicht preis, als könnten die zersprengten Wände Ohren haben, die es weitertrugen an Hexen und Zauberer, die es längst wussten. Und damit aus den beiden Frauen eher etwas Anderes machten: Leicht hatte er gesagt. Aber eigentlich meinte er wirkungsvoller, entsetzlicher, fürchterlicher. Auf eine Art und Weise zerstörend, wie sie grausiger kaum sein konnte. Zukunft. Liebe. Alles. Longbottoms Kiefermuskeln sprangen einem regelrecht entgegen, und er stierte auf ein Brandloch im Parkett, als hätte er nie etwas Interessanteres gesehen.

Als fiele es ihm jetzt erst wieder ein, fügte sich das Bild langsam nur zusammen. Sicher. Er hatte länger arbeiten sollen an jenem Abend, eine Doppelschicht geplant. Aufschauend, plötzliche Hitze in seinem Kopf färbte die Wangen rot, selbst in der nur von Blacks Lumos erhellten Düsternis deutlich, stopfte Frank sich den Knöchel seines Daumens in den Mund und biss darauf. „Moody hatte mich heimgeschickt,“ erzählte er es ihnen, und als wäre ihnen das viel eher klar gewesen als ihm, zeigten sie kaum Reaktion darauf. Eine Grenze des Spions gefunden, die es auszuloten galt. Zu dritt hatten sie aushalten können, bis Dumbledore sie erreichte. „Das konnte der Verräter nicht wissen,“ stellte Remus in den Raum in seinem kühlen Planerkopf.

Dieses schreckliche Misstrauen, es nagte an ihnen, an jedem Herzen im Orden. Einer von ihnen spielte falsch. Nur wer? Schlau, vorsichtig, so sacht vorgehend, dass er niemals auffiel oder Verdachtsmomente aufkommen ließ, die wirklich greifbar waren. Jeder von ihnen konnte es sein, sogar man selbst, ohne es zu wissen, ohne zu ahnen, dass der Imperius einem die Sinne vernebelte und einen zu diesen Taten zwang. Wie ging man damit um? Wie konnte man fühlen über so jemanden, der es vielleicht nicht mit Absicht tat? Und wenn doch? Aus Überzeugung, so genial verheimlicht tief drinnen, dass niemand es mitbekam? Konnte man das überhaupt? Und wem konnte man sich anvertrauen? Mit wem war es möglich, über Details zu sprechen, und waren es nur alltägliche Sorgen? Für Voldemort, für die Todesser, konnte das bereits eine Eintrittspforte sein. Schlimmer als die Panik im Gefecht. Eine Bedrohung, die jede Existenz, jede Freiheit, alles, einfach alles in Frage stellte.

Vergessen. Das mussten sie. Weitermachen, oder sie würden verrückt werden. Es war seltsam, wie er seine zweite Seite – welche davon die Wahre war, Frank Longbottom kannte ihn nicht gut genug, um sicher sein zu können – offenbarte, der raue Bariton merkwürdig weich und angenehm werdend, obwohl das Kratzen der Stimmbänder nicht abnahm. „Wo werdet ihr wohnen?“ erkundigte sich Remus in sanfter Sorge eines Freundes, den Kopf schieflegend, und nur für den Bruchteil einer Sekunde fuhr diese Idee durch Franks Schädel, sofort verschwunden. Er lächelte schief und zuckte die Achseln. „Wir sind bei Verwandten untergekommen,“ behielt er den genauen Aufenthaltsort seiner Mutter für sich, Alice gut aufgehoben wissend in Godric's Hollow für den Tag. „Davon haben wir ja 'ne Menge,“ schaute er auf und zwinkerte ihm zu, und wie er sich selbst und ihn daran erinnerte, konnte er kaum fassen, was er da soeben noch gedacht hatte. Mondsucht. Kein Grund. Seine Mutter war eine von ihnen gewesen. Cousin.

Seufzend verdrängte Frank auch diese Grübeleien und schlug sich mit beiden Händen gegen die Seiten seiner Oberschenkel. „Es wird alles wieder aufgebaut werden,“ versicherte er, fest entschlossen dazu. „Noch bevor dieser Krieg zuende ist.“ Hier sollte sein Kind geboren werden, genauso wie er selbst und alle Generationen zuvor, seit das Anwesen der Longbottoms in Devonshire erbaut worden war. Daran würde auch ein Lord Voldemort nichts ändern. Diese kleine Hexe, dieser kleine Zauberer, würde über die selben Hügel laufen, um Zauberdrachen steigen zu lassen, würde da oben in dem Zimmerchen mit der hübschesten Aussicht über die in der Sonne glitzernden Tümpel leben und von hier aus seine Reise nach Hogwarts antreten. Und wenn er dafür die Welt aus den Angeln heben müsste.

Nur zustimmen konnten sie ihm, als würden sie seine Gedanken erraten, wie er sich mit beiden Händen an den eigenen Revers festhielt, und einander erneut einen Blick zuwerfend, gewohnt, wortlos miteinander zu kommunizieren, frei von Missverständnissen, grinsten Black und Lupin. Immer noch ein Phänomen, diese vier Jungs und ihre weibliche Mitte, befand Frank still für sich und musste selbst selig lächeln. Oh ja, er liebte Alice und gab ihr alles von sich, aber das, was diese Kerle (und da bezog er Lily mit ein) teilten, das war unnachahmlich. Wie hatte Filch sie noch immer geschimpft? 'Rumtreiber', ja, das war's gewesen. Und auch wenn Potter längst sesshaft geworden war, stimmte es noch immer. Ganz besonders für die beiden Schlingel hier. Oder zumindest hörte man solche Gerüchte. Wenn es welche gab, die stimmten, dann dieses.

„Dann lass uns zusammen suchen, was du mitnehmen willst,“ schlug Sirius vor und fing schon an, einen ordentlich großen Sack aus seiner Tasche zu ziehen, der erstens aussah, als wäre er mal für den Transport von Kartoffeln vorgesehen gewesen und zweitens so überhaupt nicht zu seiner eleganten Erscheinung passte (schließlich war Black mal wieder so abartig adrett gekleidet, dass er auf jeder Reinblüter-Modenschau den ersten Preis abgeräumt hätte). „Und wir sollten Anti-Eindringlingszauber über das Haus legen,“ schlug Lupin vor, sich bereits daran machend, während Mimsy schniefend in den Wandschrank kroch, unter dem sich die Luke zu ihrem Schlafplatz befunden hatte. Musste doch nicht jeder hereinlatschen und klauen können, was in die Finger fiel. Und sie brauchte ihre Decken.

Sie hatten recht. Es hatte keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, was hätte passieren können. Es war vorbei. Sie hatten es gemeistert. Zulassend, etwas Ähnliches wie Erleichterung zu fühlen, schloss Frank für einen Moment die Augen und schüttelte sich. Wirkte. Also los. Und gemeinsam durchforsteten sie das Haus, sicherten es mit Statik-Zaubern, legten Flüche und Banne auf jede Tür, sammelten, was die Longbottoms brauchen würden in ihrer Abwesenheit und befestigten, was nicht niet- und nagelfest war bis spät in den Nachmittag hinein. Entkommen wieder dem Dunklen Lord. Ein drittes Mal.


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Schon als mir zum ersten Mal klar wurde, dass Bücher von Menschen geschrieben werden und nicht einfach so auf Bäumen wachsen, stand für mich fest, dass ich genau das machen wollte.
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