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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Wetterleuchten

von Teekon

Raureif bedeckte die Wiesen wie Zuckerguss so fein, ließ Büschel aus verdorrtem Gras wie weiße Dolche in den heraufziehenden Abend sprießen. Kein noch so zartes Lüftchen wehte, die Zweige der kahlen, krüppeligen Küstenbäume hingen traurig und unbewegt herab oder staken empor, zeichneten sich gegen einen eintönig gefärbten Himmel ab. Blaugrau und niedrig wie eine natürliche Zimmerdecke erstreckte sich der Zenit von Horizont zu Horizont, ungebrochen von ziehenden Wolken in tieferen Atmosphärenschichten. Geregnet hatte es nicht, auch nicht mehr geschneit, und längst lagen die sanften Hänge der Hügel in Tönen aus Braun und Gelb und schmutzigem Grün.

Noch kämpfte sich kein Pflänzchen durch die gefrorene Erde, entfaltete sich erstes Blütenblatt an geschützten Stellen unter Dickichten und in Mulden, und glänzend von wässrigem Eis schmiegten sich die unbefestigten Wege an die herausbrechenden Schieferstücke an offenen Lehmgruben. Knospen zierten die Äste, doch keine wollte sich öffnen und den endlich nahenden Frühling begrüßen. Immer noch waren die Luftmassen zu kühl, die Temperaturen zu niedrig, auch wenn sie keinen Schnee mehr mitbrachten aus dem hohen Norden. Es wehte der sanfte Geruch von Schmelze über die Landschaft, und man mochte einen tiefen Atemzug nehmen, dass die Bläschen in den Lungen schmerzten, nur um ganz sicher zu sein, diesen winzigen Vorboten nicht nur eingebildet, sondern tatsächlich schmecken zu können.

Unter dem dichten Wolkendach, der Mond noch neu und in schmalster Sichel nicht fähig, den trüben Nebel zu bezwingen, verdunkelte sich der Tag Stück für Stück, wie die Sonne, seit gefühlten Wochen nicht mehr entdeckt, irgendwo im Westen unterging. Die bunten Lichter der winterlichen Weihnachtszeit schon weggeräumt, zeigte sich der Februar von seiner dunkelsten Seite, je mehr es nun Nacht wurde in der Grafschaft Devon. Am besten sperrte man sie aus, die Kälte und die Finsternis, zog sich zurück in ein gemütliches, heimeliges Heim, und so ließ der schlanke junge Mann den Stoff des kurzen Vorhangs zurückfallen vor das geachtelte Fenster. Sofort verzog sich die fröstelnde Gänsehaut, er rieb sich ein letztes Mal beide Arme und wandte sich ab von der Welt da draußen.

Hier drinnen war es viel schöner und angenehmer, wo im offenen Kamin das Feuer lustig prasselte und in Küche und Flur die Öfen noch glühend vor sich hin bollerten. Zeit fürs Abendessen war längst, gebratene Eier und ein bisschen Speck, dazu leicht gebräuntes Toastbrot und eine große Kanne bestens Kräutertees, das wäre jetzt genau das Richtige nach einem langen Arbeitstag im eisigkalten London, wo der Wind vom Meer her frisch und jagend durch die Kleider fuhr. Keine besonderen Vorkommnisse, seit Tagen nicht, aber das bedeutete gar nichts. Der Sturm brach immer unverhofft los, und je länger man darauf warten musste, um so gieriger wurde die Paranoia. Vor allem unter den Hexen und Zauberern im ganzen Land. Für sie, die Auroren, hieß das nur umso größere Wachsamkeit. Und umso schwieriger die Arbeit.

Die Stirn gleich wieder in grübelnde Denkfalten gelegt, schlurfte er aus dem schmalen Eingangsbereich des Hauses herüber, stopfte sich eine Faust in die Hosentasche und durchquerte mit langsamen Schritten die Garderobe. Schon richtig dunkel war es dort, wo nur die kleinen, runden Fenster durch die Tür und rechts daneben Licht hereinließen, waren die Gardinen nicht bereits davor gezogen. Das Treppengeländer nach oben schimmerte nur noch im flackernden Schein der Flammen aus dem Privatsalon, abseits der repräsentativen Räumlichkeiten, und Frank Longbottom warf einen letzten Blick nach oben. Ein breiter Streifen trüben Graus verriet ihm, dass seine Mutter noch nicht gänzlich in ihrem Schlafgemach verschwunden war. Lange dauern würde es nicht mehr; sie ging stets früh zu Bett, um noch zu lesen.

Die Schwelle überschritt er, geöltes Kiefernholz von den Klippen, und dort blieb er wie angewurzelt stehen. Sie saß in einem der uralten, hohen Ohrensessel, an die er sich schon von seinen eigenen Großeltern erinnern konnte, während dieser Teil des Longbottom'schen Anwesens noch ihre Wohnstatt gewesen war. Summend, auf dem Schoß ein Wollknäuel, aus dem sie unermüdlich von Hand, ohne die Hilfe ihres Zauberstabs, ein winziges Leibchen strickte, beugte sich Alice vornüber und lächelte dabei. Ein Bild für die Götter. Der Bauchteil und die Ärmelchen fielen auf den nun schon leicht vorgewölbten Körper, und er hätte schwören können, der Strahlenkranz des Feuers aus dem Kamin käme nicht von dort, sondern rührte einzig und allein von ihr selbst her. Wie ein Heiligenschein.

Wie konnte man da noch Kummer haben, wenn man so etwas täglich zu Gesicht bekam? Die Sorgen des Tages fielen von ihm ab, wie er nur da stand, in den Rahmen gelehnt und die Knöchel gekreuzt, ihr dabei zusehend, als sie Masche um Masche aneinander reihte und dabei leise vibrierend zu singen begann. Keine Ahnung, ob das Baby sie bereits hören konnte oder nicht. Aber er liebte es, wenn sie das tat. Einschlaflieder, wenn die Nacht sich herabsenkte. Fröhliche Spielverse, kam ein neuer Morgen. Bald schon, es ging schneller um, als man gucken könne, hatte seine Mutter gesagt zu ihr, dann wäre das kleine Wunder ganz bei ihnen, dann würden sie eine Familie sein. Kaum auszudenken. Und gerade noch war man doch erst selbst so winzig gewesen.

Seufzend stieß Frank sich ab vom Holz und trat hinein in den so herrlich warmen und angenehmen Raum, den er schon als Kind so geliebt hatte. Großvater hatte hier gesessen und ihm seine ersten Zauber beigebracht, in dem Teil des Hauses, der halb in einen Hang hinein gebaut war und deshalb immer hervorragendstes Klima bot. War es kalt draußen, hielt sich die wohlige Wärme dumpf und behütend. Drückte die Sommerhitze, blieb es kühl und frisch unter den Wänden aus Lehm. Fenster waren durch den Hügel gebohrt worden, so dass es nicht einmal richtig dunkel wurde, solange die Sonne schien. Jetzt jedoch war es still und friedlich, und nur das Knistern der Scheite, das Klappern der Stricknadeln und die süße Stimme seiner Frau erfüllten den alten Salon.

Offizielle Gäste führte man eher in den vorderen und neueren Bereich des Anwesens, wo eine breite Terrasse einen wunderschönen Ausblick über die moorige Landschaft bot, die in bei guter Sicht nicht weiter Entfernung auslief in Kulturlandschaft. Eine Allee begrenzte das leere Feld, das die ansässigen Muggel nicht als das Eigentum einer Zaubererdynastie begriffen, und dazwischen lagen Tümpel und Pfuhle und glitzernd grünes Seggengras, wenn erst einmal der Winter besiegt sein würde. Hierher brachte man enge Freunde, die sich auf Sessel und Canapé fläzen konnten, lang ausgestreckt wie Lupin es immer tat oder tief versunken wie Pettigrew. Das obere Stockwerk, abgesehen von dem breiten, quadratischen Türmchen in der Mitte, beherbergte nur die Schlafzimmer der Familie, doch für Träume war Frank noch zu aufgewühlt. Und außerdem zeigte die Standuhr, tickend in gemächlich tiefem Klang, gerade einmal kurz nach sechs Uhr am Abend. Noch kam die Dunkelheit früh.

Schlendernd näherte Frank sich dem Sitzplatz seiner Gattin, und Alice schaute kaum hoch, um ihn zu begrüßen. „Hallo, Liebes,“ flocht sie nur melodiös in ihr Lied ein und strickte weiter, das leuchtende Aufblitzen ihrer dunklen Augen deutlich zu erkennen für ihn, wie der Jungauror sich herunterbeugte, eine Hand an der Lehne des Sessels, und sie auf die Wange küsste. „Ich bin zuhause,“ flüsterte er, zog die Faust aus der Tasche und breitete alle Finger auf ihrem Bauch aus, damit auch sein Kind sich dessen sicher sein konnte. Manchmal konnte man schon zaghafte Bewegungen von außen spüren, doch heute Abend war das Kleine ruhig. Er musste trotzdem fürchterlich breit und selig grinsen. Ja, das war schon keine kleine Beule mehr. Noch fünf Monate etwa, solange mussten sie noch warten.

Alice hakte nicht nach, wie es gewesen war in seiner Schicht, kannte den Drang, all diese Dinge außen vor zu lassen, sich zu entspannen, an Anderes zu denken, und so schnurgerade, wie Frank bereits auf die Küche zuhielt, hatte er sowieso bereits etwas vor, was wesentlich befriedigender war als ewiges Palaver über Spione und Angriffsstrategien. Ihn also nicht einmal nach seinem Befinden fragend, widmete sie sich sogleich dem gelben Hemdchen, das bald schon ihrer Tochter oder ihrem Sohn gehören sollte. Es war schon lustig und schön zugleich, dass Lily und sie im selben Monat ein Kind bekommen sollten. Freunde könnten sie sein, beste Freunde vielleicht sogar, gemeinsam zur Schule gehen, rauf nach Hogwarts und Unfug anstellen und dabei unzertrennlich sein, so wie es dieser ganze Haufen hier auch fertig brachte. Ach was – könnte – es musste ganz einfach so kommen.

Die herrliche Abendstille nicht zerstörend, konnte Frank nicht anders, als ebenfalls unterschwellig zu summen, dass ihm der Adamsapfel unter das Zungenbein surrte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangs, das Treppenhaus dazwischen, befand sich die schmale, längliche Küche des Hauses, der einzige Elf längst entlassen für die Nacht, und hierher zog es ihn nun. Der Duft von gebackenen Bohnen in roter Sauce hing noch immer zwischen Töpfen und Kupferkellen, und er musste die Nase hinein hängen und brummend seufzen vor Appetit. Vielleicht war noch etwas davon übrig geblieben? Im Ofen mochte noch ein Pott stehen, und er bückte sich, hielt sich an der Tischkante fest, auf der die wunderbaren Speisen immer zubereitet wurden und lugte durch den winzigen Spalt des Kläppchens hindurch.

Rumpel. Wie ein entferntes Gewitter. Die Ohren spitzten sich, sanken sofort wieder hinab. Kein außergewöhnliches Geräusch. Oh ja, da stand tatsächlich eine abgedeckte Schale, und freudig die Hände reibend, angelte der junge Mr. Longbottom nach einem Trockentuch. Dazu noch das ein oder andere Spiegelei, und er wäre für den Anfang zufrieden. Schon wieder leise pfeifend, begann er mit seinen Vorbereitungen, beförderte den so verführerisch riechenden Steinguttopf auf die Herdplatte, noch warm vom Mahl seiner Mutter und seiner Frau, fischte einen großen Löffel aus der Schublade des Geschirrschranks und ließ beide Brauen hüpfen, so sehr sehnte er sich nach einem guten Essen. Sein Magen knurrte.

Rumpel. Lachen musste er und sich den Bauch reiben, so wie er es gerade noch bei Alice getan hatte. Na, so schlimm war es nun auch nicht. Es kam von draußen, irgendwo dort oben über den Köpfen der Alleebäume, und nur aus dem Augenwinkel sah er, wie sie sich schüttelten davon. Mächtige Windböe. Eine Pfanne hervorziehend, die andere Hand schon ausgestreckt nach der Tür zur Speisekammer, hatte er keine klare Sicht darauf. Rumpel. Merkwürdige Jahreszeit für ein Gewitter, allerdings. Klar und beständig war das Wetter gewesen in den vergangenen Tagen, keine Veränderung in der Luft, die das Heranprallen von wärmerer Front angezeigt hätte. Rumpel.

Und dann sah er es. Viel zu begrenzt, wie der Blitz sich spinnenartig über den Himmel ausbreitete. Wie eine kleine Entladung, ganz normal und natürlich und dennoch nicht richtig. Eine glühende Gabel aus weißblauem Licht, zuckend und von diesem feinen, gleichmäßigen Geräusch begleitet. Rumpel. Das war kein Gewitter. Sich duckend, die Pfanne noch immer in der Rechten, beugte Frank sich gleichzeitig vor, um besser aus den Butzenscheiben des länglichen Fensters schauen zu können. Ein tieferes Blau hatte die Wolkendecke längst angenommen, schwierig die Sichtverhältnisse nun, und von Minute zu Minute verdichtete sich die Nacht. Es war nichts zu sehen da draußen.

Da war es wieder, erhellte für einen kurzen Moment das flache, weitläufige Terrain, diesiges Februartrüb, aber weit und breit keine Deckung. Nicht einmal ein Fuchs stromerte durch den kühlen Abend. Niemand war dort. Rumpel. Violettgelb dieses Mal, und das war endgültig und offensichtlich. Instinktiv riss Frank Longbottom den Zauberstab aus der Innentasche seines Jackets, das er noch immer trug, und gleichzeitig konnte er spüren, wie Alice sich nebenan anspannte. Sie hatte es auch gehört.

„Frank?“ Dieser winzige, spitze Unterton war dabei, wie sie seinen Namen sagte, nach ihm fragte, doch er antwortete nicht. Hastig suchten die Augen in der Dunkelheit, versuchten, sich daran zu gewöhnen, und beinahe hätte er vergessen, das Licht des Deckenleuchters zu löschen. Eine perfekte Zielscheibe sonst hinter den Gläsern. Für Bruchteile von Sekunden tanzten noch immer die Punkte auf seinen Lidern, bevor sie verblassten und sich seine Pupillen weiteten. Die Welt vor dem Fenster war in Grau und Blau und Schwarz getaucht, bewegungslos nun wieder, und erst, als ein weiteres Wetterleuchten über den Himmel schoss und die Bäume sich unter der Druckwelle bogen, glaubte er, etwas erkennen zu können.

Rumpel. Als wäre es nun ein wenig näher. Wie sie zu ihm herüberkroch, das ganze Haus nun dunkel und still, als würde es schlafen, und dabei angespannt wie die Menschen darin, vollkommen lautlos, bemerkte er wiederum nur aus dem Augenwinkel, der Blick nun huschend, aber starr auf den winzigen Ausschnitt des Firmaments gerichtet, der ihm von hier aus einsichtig war. „Siehst du das?“ fragte er heiser, die Spitze seines Zauberholzes hierhin und dorthin deuten lassend, so als versuche er, ihr hektische Schwärme fliehender Heringe zu zeigen. Alice nickte eifrig, hockte sich zwischen die Anrichte und den Tisch, den Stab ebenfalls parat in der Hand gedreht.

Wie Rauch. Wie schwarzer Nebel, der sich überschlug und verwirbelte in einem Tornado, doch zielgerichtet und umeinander tanzend, ein, zwei, drei, vielleicht mehrere davon. Noch nie zuvor gesehen, und dennoch wussten beide gleich, was hier geschah. Sie waren nicht umsonst Auroren, vertraut mit den Methoden und ja, auch mit der schwarzen Magie selbst. „Wie eine Mischung aus Fliegen und Apparieren,“ murmelte Alice, und Frank stimmte ihr nickend zu. Und was das bedeutete, darüber waren sich beide ebenso klar. Rumpel. Noch einmal lauter als zuvor, und wie die Risse in einer Suppenschüssel sich verbreiterten unter Gewicht, so vergrößerte sich der Radius des Lichtbogens. „Wir werden angegriffen,“ knirschte er mit den Zähnen und stemmte sich hoch.

Seite an Seite die Küche verlassend, eilten sie durch den Salon und bereits hinüber zum Foyer, Alice rasch an ein Fenster auf jener Seite tretend, um auch dort den Himmel zu observieren. Das gleiche Bild wie im Süden. Mit mindestens gleicher Kopfstärke und Intensität. „Mutter!“ brüllte ihr Ehemann durch das Treppenhaus, doch das Geräusch ihrer klappernden Schuhe war bereits deutlich zu vernehmen, wie Augusta Longbottom auf dem Absatz erschien. „Was ist da los?“ forderte sie eine Erklärung, die resolute ältere Dame, und ihr Sohn schnaubte missmutig. „Sie versuchen, unsere Schutzzauber zu durchdringen.“ Namen zu nennen war nicht notwendig. Seine Mutter verbalisierte dennoch für sich, genauso verärgert wie er. „Todesser.“

Mehr musste nicht gesagt werden. Mit ihrem Notfallköfferchen, immer gepackt am Bett stehend, eilte die rüstige Lady die schmale Stiege hinunter und erschien innerhalb weniger Herzschläge im Flur. Rumpel. Nach einem Mantel für Alice greifend, war Frank bereits auf dem Hacken herumgedreht. „Wir sollten das Haus verlassen, bevor es ihnen gelingt,“ empfahl der junge Auror, und obwohl sie gern protestieren wollte, ihr Heim ungern dem Feind überließ, verhärtete sich Mrs. Longbottoms Gesicht nur, dass sie grimmig nickte. Das waren bloß Steine und Holz, egal wie lange es der Familie gehört hatte. Das konnte man wieder aufbauen. Gemeinsam, zu dritt, hasteten sie quer durch den Salon und auf den breiten Kamin zu. „Ja, du hast recht,“ befand die baldige Großmutter, als der Boden heftigst schwankte und das Rumpeln zu einem Donnergrollen anschwoll.

Das Flohpulver bewahrten sie in einer silbernen Schale auf, glitzernd die darin enthaltenen Fünkchen aus Magie, und seine Familie abschirmend, breitete Frank beide Arme aus, wie er nervös die Decke absuchte, als erwarte er jeden Moment die schauderhaften Schwaden, die er da draußen am Himmel um die unsichtbare Kuppel hatte kreisen gesehen. Augusta zuerst, sie langte in den Sand und hob eine gute Handvoll heraus, Alice halb auf den Knien neben ihr, und mit einem lauten Puffen erschien grünes Reisefeuer, einladend flackernd, wo gerade noch das heimelige Licht von orangegelben Flammen geleuchtet und gewärmt hatte. Ihre Gesichter versanken in ungesundem Schimmer aus blässlicher Übelkeit. Nur ein Schritt und in Sicherheit.

„Nicht!“ Halb ziehend, halb reißend, hielt Alice ihre Schwiegermutter zurück, so gerade eben noch, hinaufstarrend mit vor Entsetzen geweiteten Augen in den hohen, breiten Schornstein. Beinahe wäre Mrs. Longbottom rücklings auf ihren Sohn gefallen, doch er schwang blitzschnell herum bei dem Warnruf seiner Frau, eintrainiert in ihrem gemeinsamen Beruf, und fing sie rechtzeitig auf. Niemand fragte, was los war, so unglaublich groß und wässrig schimmerten die Augäpfel, und mit einem ausgestreckten Zeiger deutete Alice nach schräg oben. In absolute Dunkelheit, in die eine Spirale aus grünlichem Flackern hinaufzog. „Sie haben uns vom Netzwerk getrennt.“

Rumpel. Sonst Stille. Das Schweigen, dass sich zwischen den drei Longbottoms ausbreitete, war eisig und gleichzeitig erfüllt von panischem Puls. Sie konnten auf diesem Weg nicht hinaus. „Wir können so nichtmal eine Nachricht schicken,“ sagte Frank tonlos, griff sich an die Stirn, sich suchend herumwendend, den Raum abtastend nach irgendeiner anderen Möglichkeit für sich, seine Mutter, seine Frau und sein ungeborenes Kind. Die resoluten Schritte der alten Dame auf die Haustür zu unterbanden sie beide. „Apparieren geht nicht,“ flüsterte Alice, noch immer auf einem Knie auf den steinernen Fliesen unter dem Funkenfang, wo das grüne Feuer des Flohpulvers nun langsam verblasste, zurück zum wahren Flammenknistern.

Keine Ahnung, wie viele da draußen waren, wie weit weg. Zu breit die Kuppel ihres eigenen Schutzes, um unbemerkt über so freies Gelände bis zu einem Punkt zu gelangen, von dem aus sie unbeschadet durch die Dimensionen springen konnten. Sich trennen? Nein. Selbst wenn es eine Option wäre, hätte Frank es nicht zugelassen. Das musste er nicht sagen. Gefangen in ihrem eigenen Haus. Ob sie es so mit den Prewetts gemacht hatten? Mit den Bones? Mit Isentung und all den anderen? Ja, so musste es gewesen sein. Die Kiefermuskeln traten wie Klumpen hervor, matter Glanz auf seinen Hornhäuten, und er umschloss den Zauberstab fester.

Gleichzeitig drückten sie sich alle in aufrechte Positionen. Da blieb nur eins: Kämpfen. Egal wie aussichtslos. Wenn schon, dann ging man mit fliegenden Fahnen unter. Aber das durfte nicht sein. Nicht so wie Edgar und seine hilflose Familie, er der einzige Zauberer, bewaffnet. Und sie waren nicht Fabian und Gideon, nur einander Rechenschaft schuldig, sonst niemandem. Da war ein Baby unter Alices Herz, das leben wollte, das leben musste, das sie nicht aufgeben konnten und wollten. Und dennoch keine andere Wahl. Schweiß stand jedem von ihnen auf der Stirn, wie sie einander wortlos in die Augen sahen. Sollte sich irgendein Moment ergeben, an dem sie sich retten könnte, da waren sich Augusta und Frank einig, dann müsste sie es tun, auch wenn es ihr das Herz brach. Alice biss sich auf die Lippe, dass es blutete.

Rumpelrumpel. Erneut zitterten die Grundmauern, und scheppernd schwankten die Sammeltassen in der großen Vitrine gegeneinander. Der Leuchter schaukelte wie auf hoher See, so als wolle die Titanic noch einmal bugvorwärts ins Meer kippen. An einander hielten sie sich fest, wartend darauf, dass der Schutz über ihren Köpfen zerbarst. Der eine Sessel rutschte, und aus der Küche drang das unverwechselbare Klirren von ersten Tellern, die in Stapeln aus dem Schrank fielen und auf dem Boden zerschellten. „Wir müssen Mimsy da raus holen,“ konnte Mrs. Longbottom ihre Hauselfe nicht zurücklassen, die irgendwo dort hinten in einem alten Wäscheschacht ihren Schlafplatz hatte, und wie sie dazu ansetzte, die Dienerin bindend zu rufen, klatschte Alice sich lautstark mit der flachen Hand vor die Stirn.

Fast gleichzeitig riefen sie es heraus. „Aber natürlich! Mimsy!“ Nur eine Erkenntnis, ausreichend jedoch schon für die Elfe, und mit einem puffenden Geräusch, kaum hörbar in dem aufziehenden Sturm, der das ganze Anwesen der Longbottoms in Verhehrung zog, erschien ein winziges, schlotterndes Wesen, die Ohren lang herabgezogen und halb um sich geschlungen, die Knie zitternd, dass sie wie Klangstäbe aneinander rappelten. „Madame?“ quietschte das ärmliche Geschöpf, trippelnd schon näher kommend, dass Mistress Alice nach ihrer so liebgewonnenen Gewohnheit zärtlich beide Hände auf die fragilen Schultern legen konnte. Furcht hatte die Dienerin, konnte nicht verstehen, was da vor sich ging, wieso alles bebte und hin und her geworfen wurde. Kabumm. Es knallte nur noch lauter, wie der Einschlag einer Kanonenkugel auf dem Oberdeck eines Schiffes, begleitet von einem ohrenbetäubenden Knirschen, so als falle der Mast.

„Hör zu, Mimsy, Liebes,“ streichelte sie dem völlig verängstigten Wesen über den zu kleinen Kopf, „du musst zu Dumbledore apparieren und Hilfe holen, ja?“ Kein Befehl, doch eine Bitte, die von der Elfe niemals hätte abgeschlagen werden können. Hastig nickte sie, glücklich, diesem Horror entkommen zu können. „Sag ihm, das wir angegriffen werden!“ Und noch ehe Mimsy mit den Augen klimpern konnte, verpuffte sie so schnell, wie sie gekommen war. Im selben Augenblick brach der Schild, sprengte sich die halbe Küche weg und riss ein riesiges Loch in die südliche Außenwand. Mörtel, Staub und Stein rieselte auf die drei Longbottoms herab, und obwohl er kein Hüne war, beugte sich Frank über die am Boden kniende Schwangere, um sie vor dem Gröbsten zu bewahren.

Und dann war alles still. So dumpf und dämpfend ruhig wie vorhin noch, als die gebackenen Bohnen auf dem Tisch gestanden hatten. Und doch ganz anders. Unheilvoll dräute die Dunkelheit der nun vollständig heraufgezogenen Nacht, und trotz der Flaute drang kalte Februarluft in das Haus ein, schwappte ihnen entgegen mit einer Welle aus Schwefel und Teer. Sich zusammenrottend formierten sie ihren Widerstand, Herzschlag um Herzschlag darauf wartend, dass die Todesser, die ihren Schutzzauber vernichtet hatten, gegen sie ausholten. Doch nichts geschah. Wie das gähnende Loch eines Tunnels lag die ehemalige Küche da, bis sich endlich etwas regte und lange Beine, eingehüllt in wallendes, schwarzes Tuch über die Trümmer hinweg stiegen wie über lästigen Abfall.

Es war Voldemort selbst.


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