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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Das Namensschild

von Teekon

Sich den Ruß von den Kleidern klopfend, duckte sie sich und trat aus dem in schwarz gekachelten Kamin heraus, um rasch Platz zu machen für den nächsten Ankömmling. Wie immer brummte das Foyer des Ministeriums von eifriger Geschäftigkeit, mehr noch, hatte man das Gefühl, seit jene schlimmen Nachrichten aus Hogwarts vor gut zwei Wochen die Zaubererwelt erreicht hatten. Als wollte halb Britannien noch rasch wichtige Termine erledigen, bevor es nicht mehr möglich war, sicher das Haus zu verlassen und ebenso ungeschoren zurück zu kehren. Und vielleicht hatten sie damit auch recht, all diese vielen Bürgerinnen und Bürger, die lange Schlangen am Sicherheitsschalter und Gedränge und Geschiebe in Kauf nahmen.

Es stimmte schon: Viele Leute sahen zu, ihre Geschäfte zwischen Sonnenaufgang und Dämmerung hinter sich gebracht zu haben. Die Winkelgasse schaute ganz ähnlich aus, oder zumindest hatte Mutter das behauptet vorhin noch beim Frühstück, selbst dort gewesen zu unschicklicher Uhrzeit, um eben genau solches Chaos zu umschiffen. Es war vergeblich gewesen. „Man könnte meinen, es gäbe nichts mehr zu essen!“ hatte sie sich die Locken gerauft und eine große Schüssel Rührei für alle auf den Tisch gestellt, und ihre nun erweiterte Familie hatte zugegriffen und ihr murmelnd zugestimmt. Viel zu müde noch, die ganze Bande. Dora musste lächeln, wie sie daran dachte, und das Bild brannte sich förmlich liebevoll in ihre Augenlider ein.

Aber wenn sogar eine so fähige Hexe wie ihre Frau Mama, das unschlagbare Blut des Black'schen Stammes in jeder Unze, die durch ihre Adern lief, bei Einbruch der Nacht nicht mehr auf den Straßen angetroffen werden wollte, was sollten da erst mittelmäßig oder minderbegabte Zauberer tun? Und ein wenig, das konnte der Stolz nicht verleugnen, fühlte sich ein Auror von so etwas herausgefordert und beleidigt. Denn es war ihr Job, dafür zu sorgen, dass jedes Pflaster sicher war für Ihresgleichen. Allerdings war Dora zur Zeit absolut nicht in der Lage, sich wegen irgendetwas wirklich schlecht zu fühlen. Nicht einmal mit dem Gedanken im Hinterkopf, die Welt müsse sich nun ohne Albus Dumbledore weiter drehen.

Es ging ihr gut. Es ging ihr großartig. Alles war wie Frühling, ein bisschen leichter, ein bisschen beschwingter, die Schritte wie auf Watte so weich, und das mitten im heißen Juli. Der Asphalt da draußen kochte förmlich, die Luft stand flimmernd in den Straßen von London, und doch konnte keine Schwüle, keine drückende Hitze sie berühren. Und das alles nur, weil ... Sie sprach es nicht einmal im Geiste aus, musste auch nicht, wie ihr Daumen im langen Ärmel der schwarzen Robe des Aurors das Grundglied des Ringfingers fand, quer unter den anderen her verschränkt, und der von ihrer Haut gewärmte Streifen aus poliertem Edelmetall war noch genau da, wo er ihn hingesteckt hatte.

Offen trug sie das verräterische Schmuckstück, ohne Desillusionierung, ohne Velaminis oder dergleichen. Darum hatten sie es doch gemacht. Offiziell. Aktenkundig. Von selbst dorthin geschrieben in dem Moment, in dem der Bund gültig geworden war. Dora musste schmunzeln und sich eine Hand vor den Mund halten, wie sie in den Aufzug stieg und daran dachte. Ganz nach anglikanischem Gebetbuch. Davon rauschte ihr ein prickelnder Schauer das Rückgrat hinauf, und sie bekam es gar nicht recht mit, wie der Liftboy ihr grüßend zunickte, sie sofort erkennend, den Metamorphmagus aus der Strafverfolgung. Ganz woanders mit ihren Gedanken. Im Morgengrauen am weißen Strand von Lulworth, wenn die Sonne den langen Schatten der Durdle Door über das nur sanft bewegte Wasser der Bucht warf.

Dort hatte der neue Tag sie gefunden, sie das dunkle Jacket um die Schultern gelegt, er nur das offene Hemd, feiner Kalksand zwischen den Zehen hervorquellend. Genauso golden und strahlend wie der vergangene Abend, von feuchtem Tau schwanger die Wiesen, über die sie herunter gelaufen waren, vorsichtig, barfuß, Schritt für Schritt den steilen Pfad an den Klippen hinab, bis auf den Grund. Perfekt im Rund und fein geschwungen der Bogen aus Küste, und an jener Stelle hatten sie gesessen, Arm in Arm, eng aneinander geschmiegt, bis das Gestirn die Wärme brachte und erneut winzige Perlen aus Schweiß auf jede Schläfe trieb. Den ganzen Arbeitstag hätte sie damit verbringen können, hier gegen die messingfarbenen Streben zu lehnen und immer wieder rauf und runter zu fahren, zu träumen von diesem kurzen Moment eines Honeymoons.

Hätte Eddie sich nicht geräuspert, der schmächtige Zauberer, der den Lift operierte, dümmlich grinsend und auffällig laut, es wäre vermutlich wirklich so gekommen. Ganz verlegen, sich aber keine Sorgen machen müssend, wo ihr Status als „völlig verpeilte Träumerin“ in jedem Stockwerk allgemein bekannt war, quiekste Dora und zuckte die Achseln, ehe sie sich verstohlen an dem jungen Mann vorbei mogelte und auf den langen Korridor hinaus trat. Und am liebsten wäre sie gleich auf dem Hacken wieder umgedreht, heimappariert und hätte sich krank gemeldet. Denn genau wie im restlichen Ministerium quoll hier das auf den Flur hinaus verlängerte Wartezimmer über wie ein zu gierig gefüllter Teller mit glitschigen Spaghetti. „Merlins Scheißhaus!“ fluchte sie sich in den Kragen, rollte mit den Augen und zauberte für Sekundenbruchteile genervt feuerrote Strähnen in ihre Haar, bevor sie sich zusammenriss und schnurstracks vorwärts eilte.

Bloß nicht nach links oder nach rechts schauen, wo die Türen offen standen, wo eifrige Sekretärinnen ohne Atem zu holen blubberten und Termine vergaben (sofern die überhaupt einzuhalten waren), wo (was schlimmer war) dutzende traurige, empörte und ängstliche Augenpaare sie anstarrten, und ihre Hand rutschte hastig hoch, um das viel zu offensichtliche Abzeichen der Morgenröte darauf zu verbergen. Sinnlos. Der Schnitt, der Sitz verriet auch so wunderbar, dass es sich hier um einen Auror mittleren Ranges handelte, und dass ihr niemand ein Bein stellte oder sich an ihr Knie klammerte, schreiend und bettelnd, darüber wunderte sie sich sogar. Nur schnell weg hier und rüber in das Großraumbüro, in das man nicht einfach hineinstiefeln konnte. Obwohl das Einige anscheinend versucht hatten, so wie der Türrahmen noch immer rauchte.

Es war nicht weit, da hatte sie Glück, und rasch duckte sich die nun wieder von einem kräftig pink dominierten Haarschnitt gekrönte junge Frau zwischen die Pfeiler, ihre magische Signatur sofort erkannt und ihr Einlass gewährend. Fast sofort legte sich eine angenehm ruhige Atmosphäre um ihre Ohren, das freundlich-fröhliche Murmeln bekannter Stimmen, das klappernde Scheppern selbsttippender Schreibmaschinen darunter gemischt. Ein Tablett mit gut gefüllten, dampfenden Teetassen flotierte gemächlich über die Köpfe beisammen stehender und gemütlich trabender Kollegen hinweg, dorthin, wo die Spitze eines tanzenden Zauberstabs aus einer der Kabinen herausschaute und der in Pause befindliche Auror nur darauf wartete. Ja, so hatte sie das gern. Seufzend, sich entspannend und die Schulter gerade rückend, richtete Dora sich wieder auf.

Einen verflucht praktischen Platz hatte sie selbst, noch von Moody beschafft damals, als sie sein persönlicher Lehrling gewesen war, während er, kurz vor der Pensionierung, nur noch ausgebildet hatte. Sein ganz spezieller Liebling, sein Protegée mit entsprechenden Voraussetzungen und Privilegien versehen, war es für sie immer recht einfach gewesen, zurecht zu kommen. Obwohl sie das vermutlich kaum nötig gehabt hätte. Herzlich, lustig und immer zu einem Spaß aufgelegt, verlässlich jedoch und gewissenhaft in der Arbeit, ohne dabei pedantisch zu sein oder ihre Jungs zu verpfeifen, nur weil sie zu spät kamen oder mal früher abhauten, mochte sie jeder hier gern. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, von Nymphadora „Dora“ Tonks nicht abgründig eingenommen zu sein.

Schon auf dem Weg durch die verwinkelten Gassen zwischen den gleichseitig aufgebauten Kabinen hindurch, die alle die selbe Größe und einen ähnlichen Zuschnitt hatten, konnte sie ihre Grübeleien komplett vergessen. Von allen Seiten schossen winkende Hände hoch, rief man sie bei ihrem allseits bekannten und favorisierten Spitznamen, um sie zu begrüßen, wo man sie nun einige Tage nicht zu Gesicht bekommen hatte. In Zeiten wie diesen beunruhigte das, auch wenn ihnen allen klar sein sollte, dass jeder seine Aufträge hatte, Aufgaben, die eben viele Stunden, manchmal sogar Wochen im Außendienst verbracht wurden. Aber das war eben was Anderes, wenn Schwarzmagier in Massen die Nation bedrohten. Egal, sie war wieder da, das hübsche burschikose Schusselchen, das den schlauen Kopf unter Flausen und Unfug und anzüglichen Witzen verbarg.

Ihr Truppführer, wie immer ein einfaches, doch mit Stickereien geschmücktes Käppchen auf dem hohen Kopf, kam ihr entgegen und drückte ihr lächelnd einen Stapel Pergamente in die Hand, wahrscheinlich Einsatzberichte und für sie persönlich bestimmte Bögen mit zu erledigenden Jobs, dabei mit seiner tiefen, angenehmen Stimme ein brummendes „Hallo“ sagend, und sich eine Strähne aus dem Gesicht wischend, runzelte sie nur für einen kurzen Moment die Stirn. Blau war seine Lieblingsfarbe, doch heute das weite Cape in samtenem Nachtschwarz gehalten. Vielleicht für seinen eigenen neuen Auftrag, wer wusste das schon? Die Richtung, die er einschlug, sobald er an ihr vorbei war, ließ das ein wenig erahnen. Offenbar befand sich Kingsley Shacklebolt auf dem Weg zum Leiter der Aurorenzentrale.

Das Ende des langen Mittelganges erreichend, schlug sie sich nach rechts, wo eine Reihe von vielleicht fünf Tischen in halb offenen Kabinen sich direkt unter die großen Pseudofenster schmiegte, nur zwei Stockwerke unter der Erde, und der imaginäre Himmel dahinter spiegelte so gar nicht das tatsächliche Wetter wider. Graue Wolken, durchsetzt von helleren Stellen, die nur träge vorwärts zogen, bedeckten sämtliche Scheiben, ein Ausblick somit gar nicht gegeben. Aber das machte gar nichts, wenn einem die Sonne im Herzen schien. In der Eckkiste hockend, schob Williamson sein gegerbtes, doch immer noch ansehnliches Gesicht bis zur Nasenspitze über die eingelassenen Wände und zwinkerte ihr zu. „Hi, Tonks, schön dich zu sehen!“ freute er sich, hakte die Hände in die niedrige Barriere und zog sich daran hoch, damit er die Ellbogen ablegen konnte.

Und da fiel es ihr erst recht auf, noch viel mehr als bei Kingsley, denn Taddhäus bevorzugte ein schreiendes Rot von etwa der Farbe einer Muleta im Stierkampf. Heute jedoch waren beide Arme bedeckt von fast stumpfem, langweiligem Schwarz, der lange, gebundene Zopf seines vollen Haares darauf fallend, und er sah tatsächlich recht unglücklich aus. Nicht einmal sagen musste sie, was sie entdeckt hatte, so schwer fiel ihre ganze glatte Stirn in unzählige gruslige Falten. Sogleich rutschte ihm das Lächeln aus dem Gesicht, wurde ersetzt von bekümmerter, vorgespielter Gleichgültigkeit, wie er die Schultern zuckte. „Robards besteht darauf, dass wir,“ er prustete abschätzig und senkte die Stimme, einen raschen Blick um sich werfend, wer alles zuhörte, „'Uniform' tragen,“ erklärte er es ihr, und begreifend, aber genauso wenig begeistert wie er, zog sie eine Braue steil nach oben, ohne zu merken, wie sehr sie für einen kurzen Moment ihrer jüngsten Tante ähnelte dadurch.

Angewidert rollte sie sogleich mit den Augen. Gawain Robards, dieser blöde Pomadenhengst. Warum zum Teufel Scrimgeour ausgerechnet dem Deppen seinen Posten überlassen hatte, als er zum Zaubereiminister gewählt worden war, das wussten die Sterne am Himmel im Lichtjahre entfernten Krebsnebel, aber sicher niemand sonst. Nichtmal Rufus selbst. Anfangs war's ja noch gegangen, hatte 'der Neue' sich mit dem übergebenen System zufrieden gestellt und stolz verkündet, wie hervorragend es funktionierte. Anscheinend stieg ihm die Macht langsam zu Kopfe. Auroren hatten einen Scheißjob, einen verdammt harten Job, sie rissen sich täglich den Arsch auf in ständiger Gefahr, fort von Familie und Freunden (nicht selten ohne Partner, weil sie niemanden diesem Risiko aussetzen wollten oder sich niemand fand, der das ertrug), hatten bescheidene Arbeitszeiten und kein dafür angemessenes Gehalt. Da wollten sie wenigstens ihre Freiheit, ihre Aufträge nach eigenem Gutdünken ausführen und dabei tragen zu dürfen, was ihnen in den Kram passte. Nicht selten waren gewaltige Exzentriker unter ihnen, und 'Tonks' gehörte mit Abstand zu den größten Verfechtern dieser Tradition. Das hatte sie von Moody.

So wie sie da stand schaute Dora an sich herab, eine einfache, zwar auch schwarze, doch recht extravagant halb schräg geschnittene Robe über ihr corsagiertes Top mit aufgesetzten Nieten und einigen klimpernd klirrenden Ketten aus groben Gliedern daran betrachtend und mit je zwei Fingern daran zerrend. Keine Ahnung, wo dabei das Problem lag. Extrem cool. Und überhaupt. Sehr geil figurbetont. Wogegen sie zur Zeit überhaupt nichts hatte. Noch nie so gefühlt, so ... ja, einfach sexy. Und was war falsch an gestreiften Jeans? Würde sie wenigstens die anlassen dürfen, solange sie so ein Regenschirmkondom mit Aurorenmarke drüber schmiss? Dann schauten aber die Schuhe unten raus, und die waren grün-schwarz kariert und hatten schreiend neongelbe Senkel. Nope. Die würden Robards gar nicht schmecken. Sie seufzte und warf Taddhäus einen vielsagenden Blick zu. Er grunzte und duckte sich wieder hinter seine Bürowand.

Im Moment wollte sie nichts daran ändern, und solange sie keine offizielle Weisung auf ihrem Schreibtisch vorfinden würde (und nur dort, nirgendwo sonst), beschloss Dora, würde sie das auch nicht tun. Gawain konnte sie mal kreuzweise. Was für ein vertrockneter Korinthenkacker. Noch mit dieser dämlichen Neuheit beschäftigt, stolperte sie missmutig vorwärts, eine winzige Wolke aus Ärger über ihrem Scheitel mit wabernd. Gleich die erste, halb schräg von der Kreuzung, das war ihre Box, und hinein stiefelnd blieb sie gleich wieder wie angewurzelt stehen. Genau auf der Mitte ihres Pultes, umgeben von niedrigen Häufchen aus feinpapierigen Berichten ihrerseits und ein paar querverweisenden, lilafarbenen Memos aus anderen Abteilungen, prangte ein viel zu gut leserliches Plakat mit der schnörkelig-schwuchteligen Unterschrift vom 'Leiter der Aurorenzentrale, Gawain Robards'. Na toll. Der Arbeitstag fing ja echt reizend an.

Am liebsten wollte sie wie ein nasser Sack auf ihren Sessel fallen und erst einmal die Pergamente von Kingsley darauf werfen, dann ein bisschen umschichten und das Ganze gut vergraben, damit sie es nicht sehen und an Sinnvolleres (und Schöneres, oh raue Handflächen) denken konnte. So eilig konnte das nicht sein, sich für einen Konjunkturritter im Anti-Schwarzmagier-Geschäft in vermeintliche Schale zu schmeißen. Aber noch ehe Dora in Reichweite des Sitzmöbels gelangen konnte, hörte sie wieder klar und deutlich in all dem Gemurmel von Gespräch und Diktiererei ihrer Kollegen eine Stimme nach ihr rufen. „Tonks!“ schallte es über zwei Plätze hinweg. „Ey, Tonks!“

Augenblicklich zauberte die Erkenntnis ein fröhlicheres Gesicht auf ihre Wangen, und den Kopf hebend, lugte sie in die passende Richtung, wo das leuchtende, doch irgendwie merkwürdig verlegene Grinsen von Proudfoot ihr entgegen strahlte. Fintan Proudfoot, den kannte sie ewig, mit dem hatte sie viele Einsätze zusammen erlebt und endlos langweilige Stunden vor den Toren mit den geflügelten Ebern zugebracht in jenem vergangenen, abscheulichen Winter, gefangen in ihrem mausgrauen Seelenschmerz über verlorenen Himmel. Vorbei jetzt, doch würde sie ihm ewig dankbar sein für seine ruhigen, netten Witze, um sie aufzuheitern, ohne dabei aufdringlich zu sein und zu viele Fragen zu stellen. Einmal hatte er's gesagt „ist mit dir was nicht OK, kann ich dir helfen?“ Und sobald sie den Kopf geschüttelt hatte, war sie nie wieder damit belästigt worden.

„Wie geht's dir?“ rief sie zu ihm herüber, wuschelte sich selbst durch die steil hochgegelten Strähnchen und tat, was sie vorgehabt hatte: Mit einem Wisch war Robards Dienstanweisung vergraben. Ganz unruhig, seltsam für ihn, räusperte sich Fintan und deutete mit dem Kinn auf irgendwas in ihrer Nähe. „Da hat irgendson dämlicher Pissfrosch an deinem Namensschild rumgehext,“ machte er sie auf etwas aufmerksam, das ihm anscheinend aufgefallen war, und sofort hatten sie die Aufmerksamkeit des Kollegen, der in der Kabine zwischen ihnen sein Lager aufgeschlagen hatte. Der Stuhl quietschte, wie sich John Dawlish aufrichtete und halb im Sitzen herüberlunste. „Ja, hab' ich auch gesehen,“ bestätigte er, doch im Gegensatz zu Proudfoot grinste er und rieb sich das breite Kinn. Vermutlich irgendwas Hochlustiges, das man entweder zum Brüllen komisch oder einfach nur scheißniveaulos finden konnte. Also einer der üblichen Streiche. Dora rollte mit den Augen.

Sich an der längeren Wand festhaltend, stöhnte sie leise und fing schon an, sich darum herum zu ziehen, während auch zu ihrer nun Linken ein Kopf sichtbar wurde. Der Vierte aus der Reihe, Ulrik Savage, hatte ein mindestens so amüsiert versautes Feixen im Gesicht wie Dawlish. Einen Arm dekorativ in Doras Box fallen lassend, dass seine Finger ihre Familienfotos streiften (und ihre Mutter angeekelt aus dem Weg hüpfen ließ), stützte er das Kinn auf den Unterarm der anderen Seite. „Muss einer von Fins und meinen Jungs gewesen sein, der mit die Beerdigung vom Dumby bewacht hat,“ vermutete er stark, und John zog beide Brauen hoch und nickte ihm fest zu. Das machte Sinn. „Ja, hat bestimmt gesehen, wie du dem armen Schlossheulehund das Patschhändchen gehalten hast dabei,“ grinste er nur noch breiter und lehnte sich zurück, dass der Sessel erneut erbärmlich quietschte. Dora schien die Formulierung gar nicht recht bemerkt zu haben.

Längst stand sie wieder halb auf dem Gang, beugte sich vor und schielte um die Wand herum, um sich das anzusehen, was diese Dreckskerle da wieder mal angestellt hatten. Das gut einen Fuß lange Schild aus blank geputztem Messing, eingeätzt die schwarzen Buchstaben, klebte zumindest genau da, wo es immer war, in gut lesbarer Augenhöhe für jeden, der nach ihr suchen könnte in diesem riesigen Büro voller Auroren sämtlicher Alters-, Gehalts- und Zauberklassen. Die Stirn fiel bereits wieder in kräftige Runzeln, wie sie es las, und während Savage noch „tja, sowas darfst halt nicht machen, Süße, nett ist manchmal der kleine Bruder von Scheiße“ grunzte und damit seine Kameraden zum Lachen brachte, kapierte sie das Problem nicht.

„N. 'Tonks' Lupin“ prangte darauf in wunderschönen, brandneuen und wasserglänzenden Buchstaben. Unbeschreiblich schön, es ausgeschrieben zu sehen, zu begreifen, wie sehr es damit öffentlich und echt und korrekt wurde, und am liebsten hätte sie gejuchzt, so sehr glühte ein hitziger Stern an Glück in ihrer Brust auf. Nur als sanftes, zärtliches Lächeln drang das nach Außen, das keiner der drei kichernd gröhlenden Männer ringsherum bemerkte. Die Hand ausstreckend, berührte sie das große L, fuhr den langen und den kurzen Schenkel ab, um sich dann wieder ihnen zu widmen und die Schultern zu zucken. „Was stimmt denn damit nicht?“ fragte sie in die Runde und sah es, wie verzerrt und grimassierend ihre sonst so wohlbekannten Gesichter geworden waren. Sogar Finbart hatte einen sehr unkleidsamen Knick in seinem freundlichen Mund.

Und sie begriff. Oh, die Jungs hielten das für einen Scherz. Langsam nur drang es an ihren Verstand, was sie gehört, was die drei Auroren gesagt hatten. 'Schlossheulehündchen'. 'Nett'. Nett? Die dachten, sie hatte nur nett sein wollen, als sie bei dem Begräbnis die Hand des Mannes neben sich ergriffen hatte, dem stumme Tränen im Bart versickerten. Während sie noch rekapitulierte, grübelte darüber, wie das gemeint gewesen war, schmunzelte Savage schon wieder und verbarg einen Moment seine Nase in der eigenen Ellbeuge. „So entstehen Gerüchte, Tonks, weißt du?“ Und Proudfoot ergänzte, ganz das eingespielte Team. „Die Leute glauben noch, du hättest unnatürlich haarige Vorlieben,“ ließ er anzüglich beide Brauen hüpfen, und die Freunde gröhlten umso lauter, dass Dawlish sich auf den Schenkel klopfen musste, ehe er ein albernes Geheul anstieß.

Es krampfte sich innerlich alles zusammen. Das Herz flatterte förmlich, so wie früher als Kind, wenn man Angst vor Erwachsenen gehabt hatte, wenn man sich nicht traute, die eigene Meinung zu sagen oder ein besonders forscher Mensch einem überlegen gegenüber stand. Ein Klumpen verhakte sich in ihrer Drosselgrube, so als drücke ihr jemand die Luftröhre ab, und das Blut schoss hoch in die Wangen, um sie rosarot zu färben wie Rokkoko-Puder. So also fühlt sich das an, wovon er sprach. Eingeredete Scham. Von außen induzierte Verlegenheit für ... wofür eigentlich? Für nicht existente Fehlbarkeiten. Es gab keinerlei Grund. Und sie spürte, wie ihr ein Lächeln auf die Lippen kroch. Sein Lächeln. Entschuldigend irgendwie und dennoch so unauslöschlich und souverän, dominierend die ganze Situation, egal wie unangenehm. Und es wirkte.

Ignorierend jedes schneidende Wort, nicht darauf hinweisend, wie unangebracht und entsetzlich sie sich aufführten, zuckte Dora die Achseln. „Es ist alles in bester Ordnung mit dem Schild,“ verdeutlichte sie, machte zwei Schritte in die Kabine hinein und setzte sich endlich, unterbrach damit das Gröhlen ihrer Kollegen für einen winzigen Moment nur. Sie stutzten, das war hörbar, das war sichtbar an Savages Stirn leicht über ihr, ehe sie wieder zu Lachen anfingen. „Komm' schon, Tonks!“ klopfte John von hinten mit der Stiefelkappe gegen die Wand. „Sei doch nich' so'n Spielverderber,“ bat er langgezogen, als habe er sie zum Quidditich eingeladen und sie habe wegen eines Klöppelkränzchens bei ihrer Oma abgesagt. „Der hat sich doch bloß 'n Scherz erlaubt,“ konnte auch Proudfoot nicht glauben, dass ein selbst so verruchter Eulenspiegel so dermaßen eingeschnappt sein konnte. Obwohl dieser Streich echt fies war.

Längst hatten sie Publikum. Man erkannte es nicht überall, kaum einer zeigte sich offen, und nur die blitzblauen Augen von Williamson direkt gegenüber fielen ihr auf aus der Position, in der sie nun saß. Hart wie Obsidian nach außen hin. Die brauchten nichts zu wissen von diesem See an schmerzenden Tränen tief im Bauch. Von der kochenden Wut darüber, wie sie von ihm, wie sie von ihrer Liebe sprachen in diesem verächtlichen Hohn. „Es hat niemand daran etwas gedreht,“ versicherte sie nur erneut, griff nach den Papieren, die Shacklebolt ihr gegeben hatte und legte die Füße gekreuzt auf den Tisch, um darin in aller Ruhe lesen zu können. So zu tun als ob. Und das Gebrüll verebbte endgültig. Die drei Auroren warfen einander sprachlose, fragende Blicke zu und konnten sich keinen Reim darauf machen.

Mehrere Atemzüge lang trat Stille ein, sofern das in dem Großraumbüro möglich war, konnte sie es regelrecht ticken hören in ihren Schädeln, und versteckt hinter den Pergamenten schmunzelte Dora nun selbst ein wenig, boshaft, schadenfroh. Ja, das kapierten sie wohl nicht, was? Zu hoch für ihre Spatzenhirne. Und sie hatte zumindest Proudfoot gern gehabt, und Savage war OK. John, der war nicht ganz dicht, na klar, aber er hatte – lustig, nicht? Wie Remus – ein glattes Outstanding-NEWT-Zeugnis. Ihm hätte sie mehr Verstand zugetraut. Offenbar abgenutzt in den Jahren, in denen er angesetzt gewesen war, auf sein reines Schulkönnen und in den Kopf geprügeltes Wissen angewiesen, auf weit übersteigende Zauberer und Hexen wie Dumbledore persönlich. Am liebsten hätte sie ausgespuckt.

„Ähm, Tonks?“ traute sich Fintan als erster wieder, den Mund aufzumachen, und sie hätte schwören können, er nestele an den Knöpfen seiner vorschriftsmäßigen Robe herum dabei. Dawlish setzte sich gerade hin, das war deutlich wahrzunehmen an dem Knirschen im Sitz. Dagegen rührte sich der dritte Auror kein bisschen, musterte sie nur mit immer wieder aufschauendem Blick, ohne sie fixieren zu können. „Du meinst ... willst du uns damit sagen, du hast ... Also ...“ druckste Proudfoot herum und bekam es offenbar nicht so recht heraus. „Geheiratet?“ half sie ihm, schlug die Papiere aus und präsentierte auffällig den leuchtenden, blassblauen Stein an ihrem Ringfinger. 'Don't love make a diamond shine?' sagte der im gleichen Maße, wie sie laut und klar „ja!“ proklamierte.

Die Verblüffung war komplett. Ohne hinsehen zu müssen, konnte Dora sich die Szenerie vorstellen, wie sie mit offenen Mündern und weiten Augen zu ihr herüber starrten, vermutlich das halbe Büro. Und sie kümmerte es nicht. Es war ihr egal. Absolut egal, und endlich begriff sie, dass es keine leeren Worte gewesen waren, die sie ihm versprochen hatte an jenem Tag damals in Aldgate East, wo fahles Novemberlicht sie beide geweckt hatte in seinem Bett nach ihrer ersten gemeinsam durchgefühlten Nacht. Es stimmte. 'Egal' und so viel mehr. Stolz sickerte ihr aus dem Herzen bis runter in die knubbligen kleinen Zehen, die er so gern zählte. „Aber,“ fing nun Dawlish an, gedämpft durch die Wand zwischen ihnen, „nicht den Lupin, oder?“ Und er stammelte ebenfalls. „Nicht den von der Beer ...“ Weiter kam er nicht, denn Dora seufzte theatralisch. „Es gibt nur den einen Lupin, John.“

Das Wispern in den Kabinen veränderte sich schlagartig. Es war so lustig irgendwie und gleichzeitig so beunruhigend, so grausig unschön. Ein winziger Schuss Kummer, eine Sorge schlich sich zu ihrem Glück, und sie konnte Remus' Stimme flüstern hören in ihrem Kopf, die sich veränderte, zu der ihrer Mutter wurde. ' Du wirst deinen Job verlieren'. Subversiv, diese Beziehung. Lange, glatte schwarze Roben erschienen in Bildern wie von einer Modenschau. Erst der Anfang von absoluter Gleichschaltung. Da passte niemand hin, der einen Mann liebte, der nicht der Gesellschaftsnorm entsprach. 'Egal'.

Und Dawlish grunzte, seltsam belustigt und gleichzeitig angewidert, sie kannte dieses Geräusch. Snape machte das. Malfoy machte das. „Dora, das ist entweder der mieseste Witz des Jahrhunderts oder du hast jetzt endgültig 'ne Vollmeise,“ tat er seine Meinung unumstößlich kund. Sich aus der lässigen Haltung über ihr zurückziehend, rümpfte auch Ulrik die Nase und knurrte leise. „Das ist'n sabberndes Fellknäuel, Mädchen,“ schien er sie erinnern zu müssen, „und du willst mir erzählen, mit sowas steigst du ins Bett?“ Der Tiefschlag tat weh, grub sich tief in ihren Magen hinein, doch nicht eine Wimper zuckte. Ungerührt, anscheinend weiter in ihren Aufträgen schmökernd, erwiderte sie. „Mein Sexleben geht dich immer noch genauso wenig an wie beim letzten Mal, als du mich so wahnsinnig charmant angebaggert hast, Savage.“ Und er lief puterrot an wie Williamsons altes Cape, ausgeknockt von dieser Retourkutsche. Oh nein, das hatte sie nicht vergessen, seine ekligen Annäherungsversuche. Und würde sie auch nie.

Sie hatte keine Lust, freundlich zu sein. Diese Männer hatten ihr gerade eindrucksvoll bewiesen, was wirklich in ihren Seelen und hinter dem lieben Lächeln eines Fintan Proudfoot steckte, es gab keinerlei Veranlassung mehr zu kollegialem Verhalten. Nichts weiter als abscheuliche Bestien. Und ihn nannten sie ein Ungeheuer, diesen grundguten, süßen Schuljungen im Körper eines geschundenen Mannes. Sie wollte nach Hause. Zu ihm. Auf der Stelle. Die Blöße würde sie sich nicht geben. Sich nicht mehr direkt am Gespräch beteiligen wollend, aber offenbar sehr darauf bedacht, dass sie ihn weiterhin hörte, griff Dawlish raschelnd nach einem Mülleimer. „Ist das widerlich, ich glaub', ich muss mich übergeben,“ würgte er heraus, aber Dora summte beinahe. „Jetzt weißt du, wie sich all die Mädchen fühlen, die nie auf deine Einladungen reagieren.“ Und er saß. John knirschte mit den Zähnen, dass man eine Gänsehaut bekommen konnte.

Jetzt fühlte er sich persönlich angegriffen. So bloßgestellt vor der ganzen Zentrale, sie alle hatten zugehört, mitgekriegt, wieso Dawlish wirklich noch allein war, ganz anders, als er es immer behauptete, absolut ungewollt, und sein Kopf schwoll zu fast doppelter Größe an, wie er beide Füße polternd auf den Boden beförderte und sich beinahe geifernd vorbeugte. Nun würde er andere Geschütze auffahren, das wusste sie, kannte seine Verhörmethoden, hatte ihn in schweren Kämpfen erlebt. Sich innerlich dagegen wappnend, gar nicht bemerkend, wie Proudfoot sich zurückzog aus der Situation, spannte Dora sich an und wartete den ersten Schlag ab.

Zischend brachte er ihn über die Lippen, diesen Spruch. „Na, wirfst du denn dann bald niedliche Welpen in eurer selbstgegrabenen Erdhöhle?“ höhnte er, und fast hätte sie mit den Augen gerollt. Schwach. Zum Gähnen. So ein alter Hut. „Oder kann er sich die auch nicht leisten?“ Besser, wenn auch längst nicht heftig genug. Doch weiter kam Auror John Dawlish nicht. Eine Stimme, tief der Bass und volltönend, als läge ein immerwährender Sonorus darauf, ohne laut werden zu müssen, ertönte mitten von der Kreuzung der beiden langen Gänge. „Was ist hier los?“ fragte Kingsley Shacklebolt ruhig, die darin enthaltene Drohung zu subtil für Leute, die ihn nicht kannten. Hier jedoch war er Truppführer. Hier wusste jeder, wie ein unterschwelliges Brodeln bei ihm klang.

Im ersten Moment reagierte überhaupt niemand. Die beiden noch involvierten Männer stierten ihren Vorgesetzten stumm an, und das Mädchen in der Mitte zuckte die Achseln, den Blick weiter hin und her gleitend auf die Zeilen gerichtet. Ungerührt stand der farbige Auror mit den breiten Schultern da, die Hände in die Hüften gestellt, wortlos um Antwort ersuchend, ohne bittend zu sein. Ein unausgesprochener Befehl, und schließlich knickte Savage ein und schnarrte abschätzig, mit dem Daumen über die Wand in die mittlere Kabine deutend, als wolle er auf einen Abfallhaufen hinweisen. „Tonks hat 'geheiratet',“ betonte er das Verb randvoll mit Missfallen und schielte nur zu ihr herüber, seiner Aufmerksamkeit nicht wert. Dawlish nickte schnaubend. „Diesen Lupin,“ ergänzte er, „Greybacks feines Anhängsel.“

So beherrscht sonst, man hätte in seiner Miene keine noch so heftige Regung lesen können, und dennoch zuckte seine Braue nach oben, gefolgt vom Mundwinkel, und dieser blieb, wo er war. Zärtlich, weniger als einen einzelnen Achtelzoll, und trotzdem für sie deutlich zu sehen, wie Dora über den Rand ihrer Zeitung hinweg lugte, direkt in sein Gesicht. Shacklebolt lächelte, und er erhaschte das Schild zu ihrer Box, 'N. 'Tonks' Lupin', um es nur noch eindeutiger zu machen. Ein feines Zwinkern. „Ach ja?“ wandte er sich an sie, und auch wenn er nie wieder recht die Gelegenheit dazu gehabt hatte, Zeuge davon zu werden, es irgendwie erahnen zu können, war das Bild wieder glasklar vor seinen Augen: Die Aurorin im Dreck mit blutgetränktem Sweater, so fest in die Arme des Mannes in Tweed gebettet, der ihre Braue mit endloser Liebe küsste und ihr beruhigende Worte zuflüsterte. Welche Wonne.

Ein einzelnes Kopfnicken reichte aus, so schwach es auch war. Der alte Kämpfer hätte sie ewig betrachten können in dem strahlenden Glück in ihren Augen, hätten sie ihn nicht aus seinen Gedanken gerissen und daran erinnert, dass ihr Geliebter eben doch nicht für all die Hexen und Zauberer der Welt war, was er für sie darstellte, wie auch er ihn kennengelernt hatte. „Ist das nich' irgendwie verdächtig, Sir?“ mockierte Savage wieder mit diesem Daumen, und Dawlish stimmte hastig zu. „Ja, Sir, da müsste doch dringend mal wer drüberschauen, das ist doch nicht normal,“ deutete er mit einem kreisenden Finger an seiner Schläfe an, doch was er erntete, damit hatte er niemals gerechnet. Kingsley Shacklebolt, soeben zum persönlichen Leibwächter des Muggelministers ernannt, richtete sich zu voller Größe auf, und funkelndes Knistern spielte um seine schwarzen Augen wie zuckende Blitze über der Sahel, wenn die Regenzeit hereinbrach.

„Mr. Dawlish!“ donnerte er ihn an, so laut und widerhallend, dass nun jeder, der bisher der Konversation nicht zugewandt gewesen war, innehielt und die Ohren spitzte, und der Angesprochene sank regelrecht in sich zusammen. „Remus Lupin ist ein großzügiger, freundlicher, überaus intelligenter und fürsorglicher Gentleman, der sich trotz aller Anfeindungen seines unverdient ärmlichen Lebens eine Menschlichkeit erhalten hat, die ihresgleichen sucht.“ Die absolute Stille, die er mit diesen Worten erzeugte, beeindruckte Shacklebolt nicht im Geringsten. „Obendrein ist er ein großartiger, talentierter und geschickter Zauberer, der jeden in diesem Raum,“ und er holte aus, dass sein Umhang nur so flog, „bei Weitem und mühelos übertrifft!“ Den ausgestreckten Zeiger auf den zusammengeschrumpften Auror in seinem Stuhl deutend, dass sie es alle sahen, beendete Shacklebolt seine Tirade. „Einschließlich und besonders Sie!“

Nun selbst wieder in sich sinkend, die drohend erhobene Stimme herunter schraubend zu einem sanften Sprechen, lächelte er wieder. „Und Miss Tonks hier kann sich glücklich schätzen.“ Mehr brauchte er gar nicht zu sagen. Sie verstand auch mit einem so einfachen Satz, und auch seine Hand musste er nicht reichen. Das leise jetzt gewisperte „ich gratuliere“ ließ sie schauernd quieksen und kichern, und Dora wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Danke, Kingsley,“ flüsterte sie mit schamesroten Wangen. Ein göttlicher Anblick, engelsgleich und so verlegen, wo sie gerade noch den Schmerz seiner Ausgrenzung in vollem Umfang erspürt hatte. Somit also der Erste im Orden, der davon wusste.

Der Truppführer richtete sich wieder auf zu furchteinflößender Statur, zog seine Robe um sich und beäugte jeden Untergebenen von oben herab. „Falls sonst noch jemand ein Problem hat,“ flog eine Braue nach oben, wie sein Blick Savage und Dawlish berührte, die nur noch weiter in ihren Kabinen verschwanden, „ich bin in meinem Zimmer!“ Und dann rauschte er davon wie Fledermaus Snape persönlich, während Dora sich summend zurücklehnte und den Kopf in ihren Unterlagen vergrub. Die Fronten absolut klar.


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