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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Im Kellergewölbe

von Teekon

Der Erste, der in dem langen Speisesaal im Kellergewölbe eines schmucken Hauses im Herzen von Godric's Hollow erschien, entzündete den Kronleuchter und flutete damit die ganze rundbogige Decke. Das Feuer im Kamin, heruntergebrannt nach einer Sitzung im Kleinen, flammte lodernd auf, und sofort breitete sich eine wohlige, fast zu heftige Wärme aus für gerade frisch aus einem Gefecht kommende Soldaten. Vor den niedrigen, sonst oft verhangenen Fenstern, hoch oben eingelassen in die Wände, sammelte sich watteweicher Schnee, viel flockiger und schöner als hoch im Norden, und einzelne kristallene Gebilde froren an den Scheiben fest. Mehr war von der Außenwelt nicht zu erkennen.

Genau so, wie sie fortappariert waren aus der dunklen Lichtung am Steinkreis der Nine Stanes, in der selben Formation, kamen sie im Hauptquartier des Phönixordens an, Moody zuletzt, und nur Kingsley fehlte. Seinen Gefangenen gleich fortgeschafft, den Kollegen angeblich zurückgelassen zur Sondierung der Lage nach einem ordentlichen Kampf, und Dorian Jugson würde nun in die Kerker des Ministeriums geworfen werden. Das sollte sie nun nicht kümmern. In ihren Winterroben, langer, fester Lodenstoff, dampften sie buchstäblich, erhitzt und schwitzig, doch keiner so feurig wie das Ehepaar Potter. Schweigen geboten hatte ihnen der alte Auror an jenem Ort dort oben, keine Ahnung, wie viele ungebetene Ohren lauschen mochten, doch das galt nicht für hier. Und augenblicklich brach ihr Streit wieder los.

„Du bist wahnsinnig!“ betonte James jede einzelne Silbe des Eigenschaftswortes, und dabei vollführte er harte, schlagende Gesten in Richtung der jungen Frau, die schon während des Apparierens eine Haltung eingenommen zu haben schien, die denen der aufrechten Steine im Menhirkreis ganz ähnlich war. Funkelnd blitzten ihre grünen Augen, die Hände in die Hüften gestemmt, das kurze Weidenholz hastig rotierend. „Ich weiß genau, was ich tue!“ konterte sie sogleich, die Zähne knirschend vor Wut. Genau wie damals auf dem Weg zur Stiege, den langen Korridor hinunter, der sie zu dem verborgenen Raum mit dem Steinbänkchen geführt hatte, um Sirius abzuholen. Zu ihrer ersten Schlacht.

Fast hätte Remus darüber gelächelt, doch danach war ihm absolut nicht zumute. Wegen dieses Ausbruchs vor seinen Augen, wegen seines körperlichen Zustands. Übelkeit kämpfte sich globusartig hinter seinem Brustbein hinauf, die Knie mit einem Mal ganz weich, obwohl dieses Ziehen in seinem Innern vorüber war. Das war es, womit es ihn immer zurückließ, mit diesem entsetzlichen Gefühl der Schwäche und der Ausgelaugheit. Er musste sich setzen, wusste gleichzeitig, dass die Wolkendecke über Südwales zu dicht war, um das Mondlicht hindurch zu lassen, Schutz genug am Ende eines Zyklus. Diese widerliche Mischung aus Niesenmüssen und nicht Können, Hustenreiz ganz tief im Rachen und krampfartigem Zusammenziehen der Magenwände, zwang ihn endgültig in vornübergebeugte Stellung. Ein Stuhl. Nur einen Stuhl.

Das Geräusch, das aus Potters Kehle drang, war dem gar nicht so unähnlich, das der Wolf herauswürgte, wenn das aufsteigende Tagesgestirn ihn in den Mann zurückdrängte. „Verflucht nochmal, Lily!“ platzte er heraus und fuchtelte mit beiden leeren Händen herum, bläulich noch von der Kälte da draußen und nun von einem Schuss zu rasch erwärmten Blutes schmerzhaft pulsierend. Wie es ihnen allen ging. Alice rieb sich die Finger mit leidendem Blick, und die Nase des Aurors neben ihr glühte, als wolle sie zerspringen. „Begreifst du das nicht?“ konnte James nicht fassen, wie diese doch so unglaublich intelligente Frau sich so unwahrscheinlich hirnrissig anstellen konnte. Sie war doch sonst nicht so rücksichtslos.

Aus dem Augenwinkel das Sitzmöbel erhascht, tastete Remus danach, griff die Lehne des Stuhls und drehte ihn sich leicht herum, die Beine auf dem Parkett klappernd, ehe er sich vorsichtig, langsam darauf sinken ließ. Gern hätte er sich einfach fallen lassen, doch das ging nicht, das Brennen in der Flanke zu heiß, zu nass, um schnellere Bewegungen zu zulassen. Wie er danach langte, die Hand unter Robe und Jacket gleiten ließ, wo seine Finger sogleich mit nur leicht sämiger Flüssigkeit in Berührung kamen, wurde ihm für einen winzigen Moment schwarz vor Augen. Er hatte es geahnt, gespürt das Bersten, sollte es gewöhnt sein. War es aber nicht.

Schnippisch lachte sie auf, wusste genau, was ihr Gatte damit sagen wollte, und wenn es etwas gab, dass Lily Potter, Lily Evans, auf die sprichwörtliche Palme trieb, dann war es der Vorwurf von Dummheit. Blitze zuckten um ihre Jochbögen, als könnte ihr Zorn in magischer Form sichtbar werden. Niemand schritt ein, alle standen nur da und beobachteten, schluckend, besorgt, bekümmert, sich erst eine Meinung bilden müssend. „Spar' dir die Rede, James, wir hatten das schon!“ erinnerte sie an ein stattgefundenes, privates Gespräch, dem keiner ihrer Freunde beigewohnt hatte. „Und ich werde nicht wie das stille, brave Muttchen zuhause sitzen und darauf warten, dass du dich in deinem bescheuerten, leichtfertigen Kopf braten lässt!“ Die Arme vor der Brust verschränkend, dass ihr Zauberholz steil nach oben an die Decke zeigte, nickte sie heftig, nur noch einmal bestätigend.

„Remus!“ quietschte Peter so fein und leise, es drang nur an ein Gehör, das direkt neben ihm war. Klein, musste er sich nicht einmal großartig bücken, hielt sich gleich neben Moonys eigener Hand an dem gepolsterten Rückenteil des Stuhls fest und schielte mit großen, wässrigen Augen um die Lehne herum, wo Lupin nun den Clip seiner Robe öffnete und die Kleider beiseite schob, um sich selbst einen Überblick zu verschaffen. „Du blutest,“ flüsterte Pettigrew, und erneute Schweißperlchen, gerade getrocknet die Tropfen, vom Adrenalin getrieben, bildeten sich zu Dutzenden an seinen Schläfen. Die Pupillen rollen lassend, machte Remus ihm keinen Vorwurf. Sah eben nicht schön aus, wenn gelblich rotes Wundwasser durch drei Lagen Wäsche sickerte. Er keuchte nur schwach und warf ihm einen kurzen, bejahenden Blick zu.

„Merlins ...“ fing James wieder an, unterbrach sich selbst, weil er schnauben musste vor Aufregung, den Kopf nach hinten kippend, dass die geschwollenen Schlagadern wunderbar zur Geltung kamen. Merkwürdiger Schimmer mochte auf seinen Hornhäuten liegen, doch mit der teils schlammig bespritzten, teils komplett zersprungenen Brille war das kaum richtig zu erkennen. „Du,“ quetschte er Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort heraus, „gefährdest – das – Leben – unseres – Kindes!“ Mit solcher Wucht kam ihm das aus der Kehle, dass er sich halb nach vorn werfen musste dazu. Lily reagierte instinktiv offensiv, ein rollendes R hervorpressend, und so schnell tat sie diesen Schritt nach vorn, den gezückten Zauberstab drohend erhoben, keiner konnte sie aufhalten.

Rasch neben ihm in die Knie gehend, die flackernden Flammen des Kamins gleich hinter ihm, Eiskörnchen auf seinen schwarzen Locken schmilzend, schaute auch Sirius besorgt zu Remus auf, während Peters Lippen bebten vor Kummer. Das sah wahrhaftig nicht gut aus. Eine Hand ausstreckend und sofort zurückziehend, ehe er ihn wirklich berührt hatte, zog Black eine Braue hoch und forschte in Lupins schmerzverzerrtem Gesicht. Der knorrige Auror im Halbschatten hinter ihnen knurrte nur leise, sagte aber keinen Ton. „Bist du OK?“ fragte Sirius, schwierig, seinen Bass nicht hören zu lassen, um das lautstark streitende Paar nicht aufmerksam zu machen. Augenblicklich flog Moonys abwehrende Hand hoch, und man mochte es bezeichnend nennen, wie er Kopf und Gelenk schüttelte. „Ich bin in Ordnung, es geht mir gut,“ behauptete er, und Pettigrew und Black schauten einander von der Seite her an. Na klar. Blendend ging's ihm. Das sah ja ein altersschwacher Niffler.

Marlenes erschrockenes Einatmen blieb ihr im Halse stecken, und Frank schaffte es gerade mal, einen Fuß nach vorne zu schieben, da stach Lilys Zauberstab ihrem Ehemann schon förmlich mitten ins Gesicht. „Occulus reparo,“ brachte sie klar und deutlich hervor, und ein knatterndes Geräusch, ein Klirren und ein feines Staubwölkchen später saß James' Brille sauber, heil und ordentlich auf seiner schlanken Nase. Fast dümmlich griff er hoch, als wäre es das erste Mal, dass sie diesen Spruch darauf anwenden musste. Immer wieder überraschend, wie gut geschliffene Gläser seine enorme Sehschwäche ausgleichen konnten. Seine Stimmung änderte das in keinem Fall, doch sie ließ ihn gar nicht erst zum Sprechen ansetzen. „Ich will, dass du mich ansiehst, wenn ich mit dir rede!“ erklärte sie sich und diese Aktion, und jetzt erst konnte er das wahre Ausmaß ihres aufgebrachten Gemüts erkennen. Es beeindruckte ihn nur halb so sehr wie die Anderen.

„Doch nicht einer von Snapes ...?“ wollte Black wissen, schon den eigenen Buchenstab aus der Robe fingernd, die ihm ebenfalls längst zu heiß geworden war hier im Keller. Nicht nur gut geheizt, auch die Atmosphäre tat ihr Übriges. Noch bevor er ausgesprochen hatte, schüttelte Remus den Kopf, ein Winseln unterdrückend, weil er mit dem eigenen Finger auf zu enge Tuchfühlung mit der Wunde gegangen war, und verstehend nickte Sirius. Also nur die alten Narben, wieder einmal aufgesprungen unter zu viel Bewegung in zu großer Kälte, und am liebsten hätte er Lupin in den Hintern getreten. Als wüsste er's nicht besser. Halb erleichtert schien Peter, dass es nicht dieser nonverbale, schwarzmagische Fluch gewesen war, den der Slytherin so gern verwendete, und gegen den keiner so recht einen guten Heilzauber kannte. Abgesehen von Dumbledore.

Fast aufstampfend wie als wütende 11jährige, wenn er ihr einen fiesen Streich gespielt hatte, donnerte Lily ihre Tirade heraus, kein bisschen kühle Ruhe bewahrend. Ihr rotes Haar stob auf bei jeder Geste, jedem Schwenken ihres Armes mit ausgestrecktem Zeiger. „Ich habe mir noch nie irgendwas getan im Kampf!“ konnte sie mit Fug und Recht behaupten. „Im Gegensatz zu dir,“ sie deutete wild auf ihren Gatten, „oder irgendeinem der anderen Pappnasen da!“ Wen sie damit meinte, das war absolut deutlich, doch mit einander mehr beschäftigt, ging keiner von ihnen wirklich darauf ein. Erst ihr Aufquieksen, wie sie sich aus dem Augenwinkel mal wieder bestätigt sah, Remus' Hemd in glänzendem Rot tingiert, Petes wulstige Narbe am Hals, weckte ein wenig. „Sieh' dir Blacks Visage an!“ fauchte sie, und erst jetzt bemerkte Sirius den seltsam klebrigen Strich an seiner Wange, der ihm die Mimik einschränkte. Hochlangend, haftete ihm geronnenes Blut am Daumen, und erstaunt hob er dieses Mal beide Brauen. Nichtmal den Schnitt hatte er gespürt.

Es zählte nicht für James. Sie verstand es einfach nicht, wollte es nicht begreifen, aber sie musste doch, verdammt. „Das tut überhaupt nichts zur Sache, Lily,“ und er wünschte sich, sie hätte einen längeren Namen, einen, der nicht das verniedlichende Y am Ende trug, das Zurechtweisungen so schwer machte. „Trotzdem trägst du jetzt nicht mehr nur für dich Verantwortung!“ Sie explodierte bloß noch mehr und richtete sich auf, nur das Kinn vorgestreckt. „Ach, und du etwa nicht, oder wie?“ keifte sie, und er – aber auch jeder andere Anwesende im Raum – wusste sofort, auf welcher Schiene sie jetzt waren. Und wie unmöglich es sein würde, sie davon wieder runterzukriegen. Ja, es war ihrer beider Baby. Und ja, das bedeutete für ihn genauso Windelnwechseln wie für sie. Und Füttern. Und nachts Aufstehen. Und all den anderen Unsinn. Aber das hier, diese Zeit, die bewältigte sie, zumindest körperlich, immer noch allein. Und das wollte aus irgendeinem merkwürdigen Grund nicht in ihren Schädel. James presste die Kiefer aufeinander.

Immer wieder versuchten diese dummen Jungs das, und Remus musste ein bisschen darüber lächeln. Kastanie und Buche zielten in seine Richtung, doch er winkte schwach ab. Das funktionierte nicht, hatte keinen Sinn. „Lasst,“ murmelte er ihnen zu und schüttelte den Kopf. „Ein bisschen Murtlap und eine warme Wickel, dann geht es schon wieder,“ erinnerte er sie an sein unumstößliches Patentrezept, das auch seine Mutter schon angewandt hatte, als der Wolf kaum mehr als ein größerer Schoßhund gewesen war. Bei dem Wetter konnte man eh nicht besonders vorwärts eilen, da machte das ein oder andere Hinterherziehen eines Beines nicht so viel aus. Vielmehr Ruhe wäre nun wichtig. Ihm wurde schon wieder schlecht, ein unangehmes Zusammenzucken seines Schlunds, und sich mit beiden Händen stabilisierend, deutete er mit dem Kopf nur vorsichtig über seine Schulter. „Und aufhören zu streiten könnten die.“

Es war Moody. Vielleicht reagierte er auf diese zaghaft und indirekt vorgetragene Bitte. Möglicherweise reichte es ihm aber auch einfach. Sich aufstemmend, dass sein Holzbein ein hässliches Knirschen von sich gab, der Stock, auf den er sich zu stützen pflegte, dazu sein polterndes Geräusch erzeugend, trat er aus der Ecke beim Kaminbesteck hervor, wo er die Situation begutachtet hatte, seit er ins Hauptquartier appariert war. Grunzend, grollend aus der Kehle heraus, wischte er mit seiner freien Hand durch leere Luft, als wolle er 'genug jetzt' befehlen. Er tat es nicht, beendete die hitzige Debatte mit einer klaren Frage. „Du bist schwanger?“ richtete er sich an die junge Frau, ihren Zorn geflissentlich ignorierend und aus seinen winzigen, dunklen Augen zu ihr herüber glimmend. Sofort verpuffte einiges von ihrer Hitzigkeit, und ein wenig einknickend gab Lily zu, was den älteren Ordensmitgliedern bisher verborgen gewesen war. „Ja.“

Der Auror schnaubte durch die Nase, als müsse er sich dringend mal schnäuzen, und die nicht mehr ganz so vollständigen Zähne zeigten sich in einem versehrten Hochziehen des Mundwinkels. Bei Merlins Unterhosen, er war ehrlich ein ganz schön grusliger Zeitgenosse, befand Sirius, fast vor ihm kniend, wo Moony sich mit geschlossenen Augen sacht schwankend auf seinem Stuhl hielt. Die eingetretene Stille mochte er viel lieber, aber in seinen Ohren fiepte es noch immer, als hätte er die ganze Nacht im 'Den Man's' verbracht. Hinlegen wäre schön gewesen, doch das ging hier nicht, es gab nicht eine einzige Couch oder Bank.

Was er darüber dachte, es drang nicht nach außen. Ob er es für pure Idiotie hielt, für kindischen Unsinn, ausgerechnet in einem Krieg Kinder in die Welt zu setzen, oder ob es ihm egal war, er sich vielleicht sogar freute, das konnte niemand sagen. Alistor Moodys Gedanken blieben sein Eigentum, und aus der immer in wachsamem Grimm verzogenen Miene ließ sich absolut gar nichts ablesen. Dass er nachdachte, grübelte, das war das Einzige, was man noch ansatzweise erkennen konnte, doch keiner wagte es, ihn um eine Meinung zu bitten. Nur für einen Sekundenbruchteil schwangen seine Augen in Richtung der Longbottoms, die einander nun fest bei der Hand hielten und ebenfalls kein Wort heraus brachten. Auroren wie er selbst.

Es nicht aushaltend, löste sich James als Erster aus seiner Starre. Wesentlich weniger laut, aber genauso eindringlich wie zuvor, wandte er sich nun herum, schaute nicht mehr nur Lily an, sondern nahm endlich die ganze Mannschaft wieder wahr. Frank und Alice ganz rechts außen konnte er kaum sehen, Marlene dicht bei ihnen, und dann kam die Ecke des Tisches, ehe er Moony auf dem Stuhl, sich die Seite haltend, Peter halb von ihm verdeckt und Sirius in der Hocke erkennen konnte, und der baumstumpfartig anmutende Älteste verharrte am unteren Ende der Gesellschaft. „Sie kann doch in dem Zustand nicht solche Kämpfe ausfechten!“ beschwor er sie alle, und nun stahl sich auch dieses umgekehrte Dreieck auf seine Nasenwurzel, das stumm um Mithilfe bat. Black war es, an den er sich schließlich wandte, seinen besten Freund.

Kacke. Das musste ja unbedingt sein. Sirius hätte am liebsten mit den Augen gerollt. In so etwas hineingezogen zu werden, war Mist, aber Potter konnte eben nicht anders. Er brauchte seinen Rückhalt, den brauchte er immer, und nur in den seltensten Fällen bekam er ihn nicht. Und außerdem teilten sie wirklich oft eine Meinung. Auch dieses Mal. Diese jedoch auch kundzutun, war mit Sicherheit nicht die weiseste Entscheidung. „Sirius?“ machte es James zu deutlich und ließ ihm keine Wahl. Seufzend, sich auf das eine Knie gänzlich herabsenkend, legte Black die dazugehörige Hand auf den Oberschenkel, wischte sich mit der anderen die Locken aus der Stirn, um sie gleich wieder vor die Augen fallen zu lassen, wie er nur leicht das Kinn in ihre Richtung hob. „Weißt du, Lily,“ druckste er, sichtlich Schwierigkeiten, „er hat da schon recht.“ Und auch das entschärfende Wort dazwischen half nicht im Geringsten.

Lily Potter spuckte Lava und Asche wie ein ausbrechender Vulkan. Ihre hübschen Wangen glommen selbst in dem hell erleuchteten Raum umso heftiger, wie sie „ha!“ ausrief und beide Hände gegen ihre Hüften fallen ließ. „Natürlich bist du auf seiner Seite, Black, das bist du doch immer!“ blaffte sie ihn an und atmete so schwer, als sei sie ein nach Würmern grabender Igel. Die Stacheln dazu richtete sie auf, wie ihr kupferfarbenes Haar abzustehen begann vor elektrischer Ladung. „Selbst wenn er behauptet, ein blaues Buch ist grün!“ Man konnte wütende Tränen in ihren Augen erkennen, sie wollte, sie würde sich nicht geschlagen geben. Das könnte sie nicht ertragen, zum Zuschauer degradiert zu werden, nicht mehr eintreten zu dürfen für das, woran sie glaubte. Auch wenn sie wusste, dass was zwischen ihr und ihm war, sich ganz anders darstellte als die bedingungslose Loyalität zwischen ihrem Geliebten und seinem Kameraden, suchte sie für sich Bestätigung bei ihrem besten Freund. „Remus?“ bat sie ebenso um seine Meinung, wie es James gerade noch bei Sirius getan hatte.

Der verwundete Mann auf seinem Stuhl, blass und entstellend bleich nun mit tiefschwarzen Ringen unter den Augen, genauso zittrig atmend, vibrierend gestikulierend wie das geschundene Kind damals im Bett im Turm von Gryffindor, hob mit geschlossenen Lidern eine Hand und schüttelte so sacht den ganzen Körper, wie es eben nur ging. „Lily,“ sagte er so leise, sie musste aufhören, sich zu bewegen, damit sie ihn verstehen konnte. „Ich möchte mich da raushalten.“ Die Enttäuschung war nicht ganzheitlich, weil sie erwartet war, weil ihr klar gewesen war, dass Remus ihr nicht in den Rücken fallen würde, wenn er die Sache genauso sah wie die anderen Männer, aber dass er auch genauso wenig den sich doch nur sorgenden werdenden Vater vor den Kopf stoßen wollte. Ein Grund mehr, ihn 'bester Freund' zu nennen, auch wenn er ihr damit gerade kein bisschen weiterhalf. „Es ist euer Kind,“ fügte er an, und sie musste fest auf ihre weichen Lippen beißen, um das Wimmern zu unterdrücken. Weil er damit genauso gut 'es ist nicht mein Kind' hätte sagen können.

Sich rasch hinter Moonys und Blacks breite Silhouetten duckend, entging Peter dem Zwang, eine Meinung kundtun zu müssen, und auch die McKinnon wandte sich mit gesenktem Haupt ab. Beide ließ Lily in Ruhe, hatte viel lohnendere Objekte im Sinn und beugte sich leicht vor, um an James vorbei zu ihnen herüber schauen zu können. Bettelnd, diese steile Falte auf ihrer Stirn, die Augen glitzernd im Schein des Kronleuchters, wie sie die Handflächen nach oben drehte und präsentierte. „Alice, was sagst du?“ forderte sie Unterstützung an der besten Stelle, die zu kriegen sie hoffen durfte. „Du bist doch auch ... Du bist genauso weit wie ich,“ erinnerte sie daran, dass beide Frauen im nächsten Sommer Mütter sein würden.

Das Lächeln in dem herzförmigen Gesicht hatte sich ganz verändert, das konnte man jetzt schon erkennen, wo es gerade einmal knapp drei Monate waren. So seltsam gütig und süß zugleich, gar nicht mehr albern und verspielt, sondern ein wenig bekümmert, ohne dabei an Fröhlichkeit zu verlieren. Sich noch enger an ihren Mann schmiegend, den hochgewachsenen, gutaussehenden Mr. Longbottom in seiner Aurorenrobe, das Zeichen der Morgenröte auf seiner Brust, schlang sie ihre Finger fester um seine, und er erwiderte die Geste liebevoll. „Frank und ich,“ fing sie an, „haben uns unseren Standpunkt ausgesucht.“ Und wie sie das sagte, fiel es ihnen allen plötzlich ein, dieser befehlende Ruf inmitten des Gefechts, genau zu dem Zeitpunkt, als aus Stellungskampf eine Angriffswelle wurde, als die Todesser zu fliehen begonnen hatten, wild und rücksichtslos und ziellos um sich feuernd. Es war Franks Stimme gewesen, der ihr geboten hatte, sich von nun an zurückzuhalten.

„Ihr müsst euren eigenen Weg finden,“ lehnte es auch er kategorisch ab, sich in die Angelegenheiten des anderen Paares einzumischen. Diese Diskussion war nicht neu für einen eingefleischten Jäger jeglicher schwarzmagischer Umtriebe. Es gab keine perfekt gestrickte Lösung, das hatte er dabei gelernt. Sie auszuschließen, seine Alice, die kleine Kampfmaschine, ohne die er nur halb so gut war, absolut undenkbar. Eingehen würde sie daheim, vor Sorge, vor Tatenlosigkeit, vor gekränktem Stolz. Und er konnte sich beileibe nicht vorstellen, dass es Lily Potter anders gehen würde. Nur sagen würde er das nicht. Wenn James das nicht von allein wusste, erkannte, sich dagegen wehrte, dann war alles von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Somit auf sich gestellt, verzweifelt, aber wesentlich ruhiger als zu Anfang noch, gab Lily gedrückte, piepsige Geräusche von sich. Keinen Zweck, sich an irgendwen anderen zu wenden als an ihn selbst, und sie wandte sich ihrem Gatten wieder vollständig zu. Unwillkürlich, keine Ahnung, wie verletzlich es sie einerseits machte, ihr auf der anderen Seite jedoch diese so seltsame Macht der Frauen verlieh, die sie erst dann richtig entfalten konnten, wenn sie so von Innen heraus leuchteten wie sie nun, schob sie eine Hand auf ihren Bauch, während die andere sich hob und senkte, wie sie sprach. „Das ist die Zukunft meines Kindes, James, unseres Kindes,“ führte sie ihm vor Augen. „Und ich will dafür kämpfen. Ich muss dafür kämpfen, verstehst du das nicht?“

In Übersprungshandlung, irgendwas tun müssend, wollte er nicht losheulen oder in absoluter Hoffnungslosigkeit genauso in die Knie gehen wie es Sirius immer noch tat, der sich nicht rührte, getroffen von Lilys so harschen, aber wahren Worten, fuhr James sich durch das noch immer verschwitzte, wie immer völlig konfuse Haar. Natürlich begriff er das. Und sicher hatte sie recht. Und trotzdem war es zu gefährlich. Für sie. Für das Baby. Noch einen letzten Trumpf aus ihrem Ärmel schütteln wollend, setzte seine Frau erneut zum Sprechen an: „Und außerdem ...“ Doch beenden tat den Satz jemand anders für sie, und das grummelige Schnarren von Moody präzisierte viel zu vollkommen. „Brauchen wir jeden fähigen Zauberstab, den wir kriegen können.“ Jeglicher Protest verstummte darunter.

Es stimmte einfach. Nie viele gewesen, von Anfang an schwierig, Leute zu finden, die nicht nur willig und dazu imstande waren, sondern auch vertrauenswürdig genug, sie einzuweihen, einzuführen in eine Organisation wie den Orden des Phönix, der davon zehrte, dass seine Mitglieder unerkannt blieben, zur Sicherheit und zu Effizienz. Und sie wurden nicht mehr. Zu eng geworden die Situation, zu viel Macht vereint in den Händen von Lord Voldemort, dessen Namen auf der Straße niemand mehr in den Mund nahm oder über die Lippen brachte. Ein Verräter schon in den eigenen Reihen, unerkannt, auf leisen Sohlen arbeitend. Nicht riskieren konnten sie, einen weiteren in ihre Mitte zu nehmen. Und dabei schrumpften sie zusammen. Die einen durch Angst, die anderen durch Mord. Und die Gesichter von Fabian und Gideon schwebten wieder vor ihrer aller Augen, und Marlene ballte die eine Faust im hängenden Ärmel ihrer tropfenden Robe.

Mit dem Kinn in ihre Richtung deutend, stellte Moody klar, wie er die Sache sah: „Mir gefällt, wie die das machen,“ womit er die Longbottoms meinte, und längst nickte James zögerlich, niemanden ansehen könnend. Die eine Hand, die soeben noch sein Schläfenhaar malträtiert hatte, hielt ihm nun den eigenen Nacken. Lily sagte nichts, schaute ihn nur an. „Kannst du damit leben, Potter?“ Bestimmter bestätigte er, die Entspannung im Raum regelrecht spürbar, und dankbar, aber nicht triumphierend, atmete auch sie aus, trat einen Schritt auf ihn zu und schlang ihre schlanken Arme, aus der Robe geschoben, um seine Taille, um sich an ihn zu drücken. Augenblicklich erwiderte James diese Geste, seufzend und sich geschlagen gebend. Moody grunzte zufrieden. Ging doch.

Der Streit löste sich in Luft auf, genau wie die aufgezwungene Stille und das abscheuliche Gefühl dazu, das den ganzen Haufen befallen gehabt hatte. Erleichtert pustete sich Alice eine Strähne ihres kurzen Haares aus der Stirn, die Frank sofort küsste, und Marlene lächelte schon wieder über das ganze Gesicht. Sich lautstark auf den Schenkel klopfend, prustete Sirius, während Pete den Kopf schüttelte, und nur Remus blieb starr und unbewegt. Man hätte ihn kaum bemerkt, wie die Potters sich aneinander festhielten und Versöhnung zelebrierten ob dieses Kompromisses, hätte er nicht mit einem Mal einen langen Zeigefinger gehoben, als wolle er sich in der Schule melden. „Äh,“ machte Lupin, klang dabei halb gebrochen, halb ernst, wie bei einer Abschlussrede.

Nur schleppend wandte man sich ihm zu, und er durfte das gar nicht recht mitbekommen, die Augen noch immer beinahe geschlossen, der ganze Oberkörper wie zu einem Singsang hierhin und dorthin schunkelnd. „Ich stehl' euch ja nur ungern die Show,“ fing er seine Erklärung an, hielt kurz inne und wartete den heftigen Anfall von Schwankschwindel ab, bevor er weiter sprechen konnte, „aber ist das OK, wenn ich jetzt ohnmächtig werde?“ Und ob sie wollten oder nicht, darüber mussten sie alle ein bisschen lachen.


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