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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Nine Stanes

von Teekon

Achtung! Es gibt ein Kapitel 230a bei den "Ausgelagerten"! Siehe Vorwort oder Thread!



Die roten Funken stoben, knisterten regelrecht, wie sie den Findling trafen und daran zersplitterten, als seien sie aus Glas. Hastig nur konnte er sich ducken, den ganzen langen Körper zusammenstauchen und hinter dem immensen Stein verschwinden. Verflucht knapp. Und alles, was ihm übrig blieb, war, an drei Fronten gleichzeitig zu kämpfen. Sie brauchten Verstärkung, dringend, und in seiner Hosentasche zirpte die aus Talkschiefer geschnitzte Grille in flehentlichem Rhythmus und wahnsinniger Frequenz. Wenn das nicht reichte, dann gar nichts.

Und das ausgerechnet heute. Natürlich hätte er Moodys Ruf nicht folgen müssen, jeder hätte das verstanden, niemand hätte ihm einen Vorwurf gemacht. Aber zuhause im Bett zu liegen, an die mit Raureif überzogene Decke zu stieren, während die Anderen sich in einen Kampf warfen, daran konnte er nicht einmal den Gedanken ertragen. Es würde schon gehen. Auch wenn er es noch immer spüren konnte, wie es an ihm zerrte, weil nur ein winziger Bruchteil fehlte, um den Fluch gewinnen zu lassen. Konnte bisweilen sogar ein Vorteil sein. Grimmig, halb aggressiv, halb wehmütig, brummte Remus Lupin im Schatten des Megalithen und zückte den Erlenstab.

Die Lichtung war erfüllt von krachenden Blitzen aus Magie, ganze Heerscharen schienen Sprüche aus der Dunkelheit zu werfen, ein Sperrfeuer von nordwestlicher Seite, das sich unablässig über die wenigen Gegner ergoss. Kaum die Nase zeigen konnte man, und er war sich im Moment nicht einmal sicher, wie viele seiner Ordenskameraden sich irgendwo dort hinten zwischen den Bäumen aufhielten, sich in Senken und Mulden duckten oder – wie er – hinter den tonnenschweren Felsen in sonst so flacher Landschaft hockten. Es war Alistors Signal, das hergerufen hatte, und das allein war beunruhigend genug. Der alte Haudegen hasste es, wenn er nicht allein zurechtkam.

Die Pläne für heute Abend waren jedem Mitglied bekannt gewesen. Ein Auroreneinsatz, offiziell sogar, der junge Shacklebolt und Moody, überprüfen, festnehmen, verhören, falls notwendig, zugetragen worden ein angeblich schwarzmagisches Versteck hier oben in dem kleinen Forstwaldstück. Und so wie sich das hier präsentierte – Remus schob nur den Kopf ganz vorsichtig hoch, dass er um die Ecke schauen konnte, und schon regnete es Flüche in seine Richtung – erneut verraten worden. So schnell konnten nicht einmal Todesser zusammen gezogen werden. Die hatten hier gewartet. Und gut positioniert waren sie obendrein.

Einen kühlen Kopf bewahren. Das war nicht schwierig in dieser eisigen Nacht. Fast hätte er über seinen eigenen dummen Witz gelacht, wie Lupin sich gegen den klirrenden Findling drückte, sich regelrecht an ihn schmiegte, um seine Rundung auszunutzen. So sahen sie ihn nicht. Kein Angriff erfolgte. Genügend Zeit, sich rasch umzusehen, die Lage zu sondieren. Die Sicht war gut, trotz des recht dicht fallenden Nieselschnees, mehr 'crushed ice' als Regen oder Flocken, und die Bewegungen in den Schatten verrieten mindestens drei Männer gleich schräg gegenüber, eng zusammengedrängt, zwei Steine nur weiter. Der vorderste von ihnen, das war definitiv Rowle. Die restlichen Beiden blieben bloße Schwärze in der Nacht.

Wieder erhellten gelbe Schauer aus Eversio den Steinkreis, und nur aus dem Augenwinkel nahm er wahr, was kaum eine Schädellänge von ihm entfernt auf dem Ruhenden Stein aufgereiht worden war. Nur für Sekunden schoss es ihm durch die Gedanken, dass vielleicht doch nicht bloß eine Falle sie an diesen Ort gebracht hatte. Grasgrüne Äpfel, Bündel von Kräutern, die er alle hätte benennen können mit etwas Gelegenheit und ohne die ständige Unterbrechung durch aufwallenden Angriff, Kienspan und Feuerholz dabei. Keine Zeit jetzt, darüber nachzudenken. Später. Denn das feine, ploppende Geräusch von apparierenden Hexen und Zauberern hallte durch die zitternden Stämme der Lärchen in unmittelbarer Umgebung. Eine erste Welle Verstärkung.

Dumbledores Grillen waren einfach fabelhaft. So präzise wiedergegeben, die Koordinaten, dass keiner in die Schusslinie oder zwischen die Fronten geriet, huschte eine wehende Robe irgendwo rechts zwischen die dicht bei einander stehenden Nadelbäume, verborgen von einer Wand aus dunklen Fichten, und gleichzeitig materialisierte sich die breitschultrige Gestalt von Sirius Black keine sieben Fuß voraus, um sich augenblicklich zu orientieren und in Deckung zu gehen. Na klar, das konnte er sich in keinem Falle entgehen lassen, wenn es irgendwo ordentlich was auf die Glocke gab. Remus musste grinsen und sich den Schnee aus dem Bart reiben, schon eindringlich zu ihm hinüber schauend, dass er ihn bemerke.

Sirius tat, gab ihm einen Wink mit dem Kinn, und der ehemalige Zimmergenosse hinter dem Ensemble am Südende des Steinkreises begriff sofort. Beiseite rückend, sich noch tiefer hinab drücken müssend, damit er unter den platt liegenden mittleren Felsen passte, machte er Platz, und mit den Armen Schwung holend, setzte Black zum Sprung an. Er hechtete förmlich über die verflucht weite Lücke, nutzte beide Hände und rollte sich gekonnt über die Schulter ab, um auf einem Knie und einem Fuß kampfbereit zu landen. Beeindruckt pfiff Remus und verzog den Mund, nickte ihm grußlos zu. Grinsend, sich schon die Position erarbeitend, in der sein Freund gerade noch verharrt hatte, schaute Sirius bereits unruhig in Richtung der versteckten Feinde. „Hab' ich im Kino gesehen,“ murmelte er ihm zu, und Remus musste lächelnd den Kopf schütteln.

Nicht nur die Steine waren wahnsinnig kalt. Auch der Boden, gefroren bis in die Wurzeln der krautigen Pflanzen, war so hart, dass einem sofort die Finger aufsprangen, wenn man sich darauf stützte. Betäubt, die Nerven, spürte man es kaum. Schon gar nicht, war man es gewohnt, zu frieren. In seiner dünnen Robe stand er halb gegen den Menhir, halb gegen zu Eissäulen erstarrte Büschel von Rispenseggen, die darunter hervor wuchsen, gepresst, als der Widerstand in Moodys Ecke so drastisch zunahm, dass ihnen hier etwas Ruhe gegönnt wurde. Der dritte Stein im Nordosten offenbarte seine Besatzung, und das hellblonde Haar von Lucius Malfoy flog, wie er sich in Sicherheit werfen musste. Nur der knackende Schnee verriet seine Fluchtrichtung, und jemand übernahm seine Deckung, ein bloßer schwarzer Schatten gegen das weite, offene Feld, wo das Wäldchen in die Umgebung floss.

„Wie viele sind's?“ raunte Sirius ihm zu, sein Buchenholz in nervöser Angriffslust gegen den Felsen klackernd, als wolle er einen Rhythmus trommeln – wie das Kreless – und das wenige Licht eines gerade erst im Abnehmen begriffenen Mondes spiegelte sich in seinen fast schwarzen Augen. Die Finger hebend, damit er ihn verstehen konnte in seiner kratzigen Heiserkeit und dem Flüsterton, den er anschlagen musste, bewegte Remus die beiden äußeren Glieder der Linken auf und ab, während die anderen stehen blieben. „Mindestens acht,“ gab er zu verstehen, und Black schnellte eine Braue hoch. 'Ne ganze Menge.

Fast gleichzeitig, noch im Überlegen, stemmten sich die beiden jungen Männer hoch und feuerten eine Salve Stupor rechts und links um jenen Megalithen, hinter dem sie das widerliche Kotzgesicht von Malfoy entdeckt hatten, und ein kurzer, ärgerlicher Schrei durchbrach die so unmenschlich von magischer Energie angefüllte Nacht. Nicht ernsthaft erwischt, das war ihnen gleich klar, denn Lucius fluchte ungebührlich, und sie mussten lachen darüber, wie sie synchron die Faust ballten zu einem enttäuschten Schnaufen. Ohne dass er weiter fragen musste, setzte Remus seinen Lagebericht fort: „Moody und Shacklebolt sind dort oben,“ deutete er über seine linke Schulter, nun wieder den Rücken an den Ruhenden Stein gelehnt, „und Marlene hab' ich da rumlaufen sehen.“ In dem Moment knallte es nicht weit von ihnen im Brombeergestrüpp. „Und da ist Pete.“

Pettigrew rollte mit den Augen, wie er sich in dieser misslichen Lage wiederfand, zupfte und zerrte an seiner Robe, um sich aus dem Dickicht zu befreien. Er musste sich keine Sorgen machen. Zwischen ihm und dem nächsten Todesser war nicht nur eine ansehnliche Distanz zu überwinden. Auch seine beiden Freunde bückten sich dort in perfektem Schützengraben. Ganz glücklich mit der Situation sah er dennoch nicht aus. Schmunzelnd warfen Black und Lupin sich einen Seitenblick zu, registrierten durchaus das Erscheinen weiterer Ordensmitglieder, und das vibrierende Zirpen in ihren Hosentaschen ließ spürbar nach. Nicht mehr ganz so dringlich, der Ruf.

Schlank und geschickt brauchte James nicht mehr als einen der aufgeschossenen Stämme der kahlen Winterlärchen, Borke sich an seinen Kleidern sammelnd, wie er seinen Kameraden zunickte und sich sofort am Geschehen beteiligte. Die Intensität des Gefechtes nahm zu, Wärme breitete sich aus zwischen den hoch aufragenden Steinen aus vergangenen Zeiten, und sofort begann der matschige Schnee, sich zu verflüssigen. Pfützen bildeten sich in kleinen Mulden, wie Feuerwerk aus Rot und Gelb und Silber über das offene, grasbewachsene Rund flackerte. Ausgeglichene Verhältnisse nun, das war gleich klar, sobald schräg rechts von ihnen am südwestlichen Ende eine zweite, kräftige Front eröffnet wurde. Die Signaturen wären ausreichend genug gewesen, doch es war die Präzision, wie abgestimmt die Flüche flogen, die sie verriet: Alice und Frank Longbottom, und da war noch jemand bei ihnen.

Nur um Herzschläge verzögert, änderte sich der Befehl, den die winzigen nachgebildeten Insekten direkt am Körper verbreiteten. Natürlich. Remus konnte das fühlen, wie es in ihm zu streiten anfing, der Mond zwischen den tief hängenden Wolken noch viel zu hell, viel zu machtvoll, sein eigenes Herz besorgt, die taube Stelle in der Mitte seines Schädels jedoch frohlockend. Weil er's gern so mochte. Keine Zaubersprüche aus der Ferne. Direkten Kontakt. Physisch, lebendig. Es zog und zerrte, und er hätte schwören können, ihm verwische die Sicht zu seinem breiten, flachen Feld, und für wenige Augenblicke lagen sie vor ihm, zehn Todesser, ihre Umrisse glühend infrarot. Und dann war es wieder vorbei.

Kein Hilfeschrei mehr. Ausgeglichen nun, die Verhältnisse, kein Grund mehr, sich zu verbergen oder zurückzuziehen. 'Fangt sie!' lautete Moodys Anweisung. 'Holt sie euch, so viele, wie ihr nur kriegen könnt!' Und keiner dieser jungen Leute, die sofort auf sein Signal hatten reagieren können, würde sich diese Chance entgehen lassen. Fast gleichzeitig sprangen sie aus ihren Verstecken heraus, und aus einer Stellungsschlacht wurde eine Angriffswelle – double time, march!

Potter und Black die Ersten, die nicht still sitzen konnten, wie immer, während Kingsleys blaues Cape wie die Flügel einer riesigen Eule rauschten und er sich vorwärts warf, war James schon dicht bei Marlene, die Yards aus dem Wald heraus rasch zurückgelegt. „So gefällt mir das!“ raunte Sirius halb sich selbst, halb seinem Freund zu, zwinkerte und stieß sich mit der ganzen Kraft seines rechten Arms nach vorn ab. Er hatte nicht übel Lust, seinem unfreiwilligen Cousin mal gehörig die Frisur zu versauen. Und einen Malfoy in den Knast zu schicken, oh Freude, nach Azkaban, das war einfach zu verlockend. Remus grinste und schüttelte den Kopf. „Wahnsinnskerl,“ musste er es aussprechen, aber Black hörte ihn schon gar nicht mehr.

Er ließ sich Zeit dort hinter den Menhiren, wartete ab, bis die Formationen standen. Schmunzelnd konnte Lupin es nicht fassen, wie das immer wieder geschah. An Wellingtons Truppen musste er denken, wie sie ordentlich in Reih und Glied ihre Waffen luden, und es war zum Lachen. Wieso kriegten Zauberer das niemals hin? Nein. Kreuz und quer fanden sich die Gegner, und gefährlich schneidend rauschten ihre Kugeln durch die Nacht. Und der da, der allein und offen stand, störend diejenigen, die bereits in Duelle verwickelt waren, der gehörte ihm. Die fettleibige Gestalt machte fast den Eindruck, selbst ein Megalith zu sein, aber so hässlich konnte nicht mal ein von Flechten überzogener, verwitterter Stein sein, und Dragomir Avery stolperte rückwärts, sobald er den hageren, bleichen Mann entdeckte, der schnurstracks auf ihn zuhielt. Nach Vollmond immer besonders furchteinflößend.

Der Steinkreis leuchtete förmlich, als wäre die Sonne aufgegangen mitten in einer eiskalten Januarnacht. Legenden formend. Mit solcher Wucht hatten die Todesser nicht gerechnet, zurückgedrängt aus ihren so gut vorbereiteten Stellungen, und ihr enger Verband begann, sich aufzulösen unter dem heftigen Ansturm. Hinausgetreten aus dem uralten Bannring der Menhire, war es wieder möglich, und einander in den Weg apparierend, vergrößerten die Kontrahenten noch das Chaos. Schrecklich leichtsinnig. Verdammt verwegen. Unglaublich riskant. Man konnte sich nicht darauf konzentrieren, was Andere taten, und gleichzeitig musste man, fast wie Quidditch, die Klatscher immer unterwegs, während man im selben Moment das Auge auf dem Schnatz haben musste. Nur, dass dieser Ball feuerte.

Mit solcher Gewalt drosch Marlene auf ihren Gegner ein, die schlacksige Figur von Casper Yaxley geduckt und in Panik, längst bereuend, welch große Worte er ausgespuckt hatte vor fast einem halben Jahr. Sie würde ihn kriegen. Und ihr ging es nicht um Azkaban, das war jedem klar. Niemand hielt sie zurück. Sowieso keine Zeit. Zwei Korridore hatten sich gebildet, Schneisen aus Impedimenta und Mordeo, die Hauptrotte der Todesser im Nordwesten von zwei Seiten in die Zange nehmend. Das war dieser Karkaroff, unbekannte Sprüche aus seiner Heimat, gelernt in Durmstrang, einen nach dem anderen auf Black feuernd, der sich verbissen wehrte. Sein Ziel war woanders, der bärtige Russe hielt ihn nur auf.

Die fallenden Eisflocken verpufften, verdampften regelrecht, noch ehe sie ganz aus den Bäumen herabschweben konnten. Ein Heiligenschein stülpte sich wie eine Glocke über den Ritualplatz, schmilzend der Schnee, tropfend die traurig herunter hängenden Zweige der Lärchen. Es war Kingsley, der den Kampf ein weiteres Mal veränderte. Mit einem Satz seiner langen Beine, ein grimmiger Ausruf von ungeduldiger Wut, sprang er aus seinem Versteck, überquerte das offene Feld und warf sich auf den Mann, gegen den er erbittert gekämpft hatte. Dorian Jugson kreischte auf wie ein Mädchen beim Anblick einer frisch geschlüpften Acromantula, weder damit gerechnet, noch solch körperliche Aggression gewohnt. Remus, gar nicht so weit fort, lachte beinahe. Genau das hatte er gemeint.

Wie vom Blitz getroffen. Das jaulende Schreien ihres Kameraden, seine verzweifelten Versuche, sich gegen die festen Stricke eines magischen Vincere zu wehren, ließen jeden Schwarzmagier im Umkreis von 200 Yards erstarren wie die Salze von Gomorrha. Und dann brach die Kopflosigkeit aus, und sie stürmten davon, so gut sie eben konnten. Einer von ihnen war gefangen, von einem Auror, und keiner wollte so enden. Der Schrecken von Azkaban, die Dementoren, das allein hätte ausgereicht, aber es war auch der selbstgefällige Erhaltungstrieb des reinblütigen Zaubereradels. Geld und Macht und makellosen Leumund, den genoss man nicht als Sträfling. Malfoy war der Erste, der rettendes Ufer erreichte und sich in Luft auflöste.

Augenblicklich tönte ein kommandierender Ruf durch den Wald, nicht zu verstehen von seinem Standort aus, und Remus konnte nur die Stirn runzeln. Sein Duell-Kontrahent musste sich noch verteidigen, war noch nicht weit genug fort, aber dennoch schon zu entfernt, um ihn noch genauso zu erwischen wie Jugson, über dem Shacklebolt nun breitbeinig wachte, den Zauberstab drohend erhoben. Diese Beute nahm ihm niemand mehr. Und da war Moody, mit den Zähnen knirschend, und die beiden winzigen, dunklen Käferaugen rollten wie Murmeln. Rosier war es, der ihm so heftig Paroli bot und als einziger Todesser nicht weichen zu wollen schien.

Bis ihn jemand packte, von hinten an der spitzen Kapuze seiner schwarzen Robe zerrte, dass er fast hintenüber fiel. Keiner von ihnen, da war Lupin sich sicher, kurz erhellt die Szenerie von Blacks schmetternd zerplatzendem Glomeramen. Die Wucht dieses mächtigen Fluchs beförderte den vorbeieilenden MacNair mit dem Gesicht voran in den Schlamm, sofort aufgeklaubt von Rowle, rennend, ihn an den Schultern hochziehend, von seinem bisherigen Gegner noch immer verkrampft und unermüdlich verfolgt. James Potter, die Brille schief und gesprungen, harsch und fast boshaft grinsend, jagte die beiden alten Schulkameraden buchstäblich über den matschig aufweichenden Waldboden. Er machte nicht den Eindruck, als wolle er sie schon verloren geben.

In Paaren liefen sie davon, aus dem Steinkreis heraus und zwischen die schützenden Äste von Fichten und Tannen, eine nachtschwarze Wand, dunkler als der Himmel über ihnen, der so angefüllt war mit fallendem Eis, dass es einem auf der Haut brannte. Hier durchschnitt der Forstweg das Gehölz, bog sich in einer sanften Schleife den Feldern entgegen gen Süden, hinüber zu den sonst so stillen Dörfern, nun in heller Aufruhr, und die beiden Gestalten wurden sichtbar gegen den weißen, in Mondlicht glitzernden Reif und Schnee in ihren Todesserroben. Avery folgte ihnen, sobald er sie sah, ließ von Remus ab, und Lupin wollte ihm genauso flink nachsprinten, wie es James grad tat, wie es Sirius tat, wenn auch in eine andere Richtung, Karkaroff und die Rosiers im Visier, unterstützt von Peter. Aber er konnte nicht.

Die Wolken rissen auf, ohne dass der Niederschlag versiegte, und groß und rund, die unterste Ecke nur abgeknappst, als habe ein unartiges Kind vom Kuchen genascht, brach der Trabant hervor, doch es traf den Unvorbereiteten mit ganzer Wucht. Dieses unbändige Reißen im Innern, so als presse ihm jemand alle Organe rauf in den Brustkorb, raubte ihm den Atem, und Remus Lupin sackte auf ein Knie in die eisigkalten Pfützen aus halb geschmolzenem Graupelschnee. Oh nein, nicht hier, nicht jetzt, er musste sich wehren mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, und es trieb ihm die Tränen in die Augen und sofort ins Gesicht, wie er sich zusammenkrümmte, um das Unvermeidliche aufzuhalten. Die letzten Stunden eines Mondzyklus. Die er immer wach verbringen musste. Damit sie ihn nicht unvermittelt im Schlaf erwischten und aus einem Tag zwei oder drei machten.

Die Wunden spannten, schmerzten, er wusste genau, was als Nächstes geschehen würde und konnte es nicht im Geringsten verhindern. Zu viel Aufwand für Wichtigeres nötig. Er würde es niederkämpfen, er wusste das, mochte sich nicht vorstellen, was passieren mochte, wenn nicht, und als könne er das wirklich sehen, hatte er das Gefühl, Schlieren von giftigem Grün über seine Hornhäute schwimmen zu sehen, wie er sich halb aufrichtete und mit den Blicken wenigstens seinem Freund folgte. Und der helle Mond, ihm solche Qualen bereitend, enthüllte für die Jäger jedes Versteck und leuchtete die verschobene Kampfarena aus wie Flutlicht. MacNair keuchte, und die schlanke Gestalt neben ihm verlor im Lauf die Kapuze. Severus Snape.

Aus dem Nichts katapultierte sie sich ihnen mitten in den Fluchtweg hinein, die dunkelgrüne Robe, lang bis auf die Schuhspitzen, wehte noch im Zug des Apparierens, aber sie stand aufrecht und drohend wie eine Gesteinsnadel fest und sicher auf dem breiten Pfad. Ihr rotes Haar, zusammengebunden und dennoch von schwebenden Strähnchen umflimmert, glühte, als wäre es lebendes Feuer. Sie war es, die den Longbottoms beigestanden hatte, und sie hatte nicht vor, den Feind einfach ziehen zu lassen. Ob ihr klar gewesen war, gegen wen sie dort gekämpft hatte? Remus wusste es nicht, vermutete nur an einem winzigen Flackern von Ungewissheit in ihren grünen Augen, dass dem nicht so gewesen war. Und dennoch blieb sie nun hart wie Granit, unbeugsam und entschlossen. Auch ein bester Freund aus Kindertagen durfte ihr nicht einfach entkommen. Lily Potters so alabasterschönes Gesicht war gnadenlos.

Und Snape wurzelte am frostigen Boden fest. Er schwankte, vor und zurück, die gelblichen Züge entglitten, die Nasenflügel gebläht, als bekäme er genauso schlecht Luft wie der auf abgeknickten Seggen kniende Lupin, um den ein weiter Bogen gezogen war, unwillkürlich, als spürten sie alle das Untier, das sich freizukämpfen suchte. Aus den schwarzen Augen starrte er sie an, mit keinem Muskelzucken zu erkennen gebend, was er dachte, den Stab aus gebeiztem Tannenholz schlaff in der Hand, und keiner holte zum Schlag aus. Wie hätte ein sterblicher Mensch auch je einer zornigen Göttin die Stirn bieten können?

Die Angst siegte. Remus wusste es, bevor es geschah, die Instinkte des Wolfes ihm den nahenden Angriff ankündigend mit einem hohen, spitzen Aufschrei, für die Außenwelt stumm, der ihm fast den Schädel spaltete, doch er konnte sich gerade einmal vorbeugen und den Ansatz eines Schrittes vollführen, bevor es ihn wieder in den Dreck zwang. Er war nicht der Einzige. Snape spürte es genauso, ahnte nicht nur, sondern reagierte, und ehe MacNair in wutschäumender Panik seinen Fluch ganz entlassen hatte, zuckte sein Holz in Richtung des eigenen Kameraden, und rot funkelnd zerbarst Waldens Attacke. In der Aufregung jedoch schimmerte das Scutum zu schwach, um sichtbar zu sein. Lily rührte sich nicht einen Achtelzoll.

Wie ein Echo auf das, was ihm noch zwischen den Ohren widerhallte, war es James' Stimme, die laut und deutlich, in rasender Hitze und gleichzeitig verzweifeltem Schrecken brüllte, und schlitternd, springend förmlich, überflog er die Distanz, kam mit ausgestreckten Armen zum Stehen, die Füße breitbeinig in den knackenden Frost gestemmt. Wie eine lebendige Mauer zwischen ihr und den beiden Todessern, während von Osten her die Mitglieder des Phönixordens herbei liefen, ihre Kontrahenten alle geflohen, und noch bevor die letzten Kieselsteinchen in hohen Bögen in die erfrorene Vegetation schlugen, warf seine magische Antwort beide, MacNair und Snape, von den Schuhen, schleuderte sie aus dem Bannkreis der Neun Steine heraus.

So perplex von diesem Verhalten, ganz irritiert, fielen Lilys Schultern ineinander, zog sie den Kopf zurück und stierte den Rücken ihres Ehemannes an, konnte nicht verstehen, was er da tat. Und er bewegte sich nicht. Keinen Fingerbreit. Stand nur da, keuchend, die so schmächtige Brust hob und senkte sich asthmatisch wie ein Blasebalg in einer Schmiede, und wie die Kohlen dazu glühten seine Augen, seine Wangen, der lodernde Blick fest auf den so verhassten Slytherin gerichtet, als wäre MacNair überhaupt nicht mehr da. Diesen Umstand nutzte Walden, krabbelte auf allen Vieren in die Dunkelheit und verschwand. Snape lag halb auf der Seite, auf den Ellbogen gestützt, in dessen Hand er noch den Zauberstab hielt. Sein Hals war angeschwollen von Ekel und Wut, die Schlagadern pulsierten, wie er mit den Zähnen knirschte. Er wollte nicht weichen. Nicht Potter. Nicht schon wieder. Aber er hatte keine Wahl.

Sich herumrollend, aus der Starre lösend, stemmte Severus Snape sich auf die Füße, so hastig, dass sein fettiges Haar aufflog, und dann stolperte er davon, seine schwarze Robe verschluckt, wie die Wolken sich wieder vor den Mond schoben und das Menhirfeld in tiefe Dunkelheit legten. Das Bersten in der Brust, das Pochen in der Flanke, ließ augenblicklich nach, und japsend sammelte Remus Lupin sich auf und zog sich am borkig warmen Stamm der nächsten Lärche in die Vertikale. Von oben, unten und hinten nun erreichten sie alle den Schauplatz dieses letzten Schlagabtausches, abgesehen von Kingsley, der bei seinem Gefangenen blieb, und endlich erkannte man, wer alles dem Ruf gefolgt war. Da stand Moody selbst, knorrig wie ein Baum, und seine Kollegen, Alice und Frank, sprinteten mit Sirius heran. Marlene McKinnon und Peter kamen als Letzte, und mit großen Augen, noch immer nach Atem ringend, richteten sich alle Augen auf die Potters.

Die Gefahr vorbei, sie spürten es alle, fuhr James so heftig herum, dass ein Splitter seines zersprungenen Brillenglases aus der Fassung fiel und klirrend auf Kristallen aus Eis landete. Noch immer hatte er beide Arme ausgebreitet, und dieser merkwürdige Ausdruck von Entsetzen und Zorn, als steile Falte zwischen den Brauen zu erkennen, verstärkte sich in eine Richtung. Aber Lily war schneller. Genauso rasch zeigte sich der Unmut über diese Aktion in ihrem Gesicht, die Härte darin umgemünzt zu Unnachgiebigkeit. „Was sollte das?“ keifte sie ihn an und holte aus, um ihm eine Hand auf die Brust zu legen und von sich zu schieben. Die Umgebung war ausgeschaltet, die übrigen Ordensmitglieder nicht mehr anwesend für sie beide.

„Was tust du hier?“ schrie James im selben Tonfall zurück, standfest, ließ sich nicht von ihr entfernen, und eine weitere Erklärung war nicht notwendig. Jeder begriff sofort, worum es ihm ging, erst recht Lily selbst. Ihre Augen funkelten, setzten zum Rollen an und blieben dennoch liegen. „Ich bin dem Ruf gefolgt,“ erklärte sie schnippisch, wie einem Kleinkind, diese Selbstverständlichkeit herausstellend. Klumpen von verkrampften Muskeln bildeten sich an seinen Kieferwinkeln, wie er herumzufuchteln begann. „Ich dachte, wir hätten beschlossen, dass du dich ab jetzt aus sowas raushältst!“ schien James erinnern zu müssen, doch alles, was er damit auslöste, war ein patziges „ha!“

Ihn erneut mit diesem von ihr so gewohnten Fingernagel fest ins Brustbein stechend, kaum zu spüren durch verschwitzte Lagen von Winterkleidung, weiße Wolken vor dem Gesicht, wie ihr Atem kondensierte, revidierte Lily. „Oh nein, mein Freund: Du hast beschlossen, nicht wir!“ stellte sie unumstösslich fest, provozierte damit seinen Protest, den sie aber nicht zuließ. So heftig schüttelte sie den Kopf, dass ihn ihr Zopf traf. „Das kannst du mit deinem Quidditch-Team machen, aber nicht mit mir,“ unterdrückte sie kategorisch und fügte mit solch schneidender Zunge und beleidigtem Kummer an: „Und das solltest du wissen.“

Nicht nur seine drei Freunde, jetzt dicht bei einander stehend, der Größte zur Seite geknickt, dass er Black kaum noch überragte, rollten mit den Augen. Zwei Felsen, die beiden. Und keiner würde nachgeben. Eine endlose Debatte, die sich solange hinziehen würde, bis der selbstlimitierende Faktor ihres Zustands zuschlug. Darauf könnten sie wetten. Als hätten sie es laut ausgesprochen, breiteten Pettigrew, Black und Lupin eine Handfläche aus, um sie den anderen zum Einschlagen anzubieten. Nur vorsichtig jetzt, sonst wurden sie da mit reingezogen. Und das vermied man besser, denn James schraubte sich bereits in kometenhafte Höhen hinauf.

„Du kannst nicht wie eine Irre auf einen Haufen Todesser losgehen!“ überschlug sich seine Stimme, als wäre er wieder 13 und mitten im Stimmbruch, und ihre Antwort war ebenfalls quietschend: „Wieso nicht?“ Ihm beulte sich der Mundboden aus wie bei einem Frosch im Teich, wie ihm die Augen fast aus den Höhlen quollen, und beide Arme noch heftiger von sich streckend, konnte James Potter nicht begreifen, was es daran zu erklären gab. „Lily, du bist sch...!“ Doch Moodys schnarrendes Grunzen unterbrach ihn, und der eindringliche Blick des alten Aurors verbot ihm, auch nur eine Silbe weiter zu sprechen. „Nicht hier,“ raunte er durch geschlossene Kiefer hindurch, keine Widerrede gestattend. Darunter knickte sogar James ein, zumindest für den Moment. Von ihm und ihr stiegen regelrechte Rauchfahnen auf.

Auf seinen Stock gestützt, das Holzbein, das ihm Gibbon verpasst hatte damals auf der Gefangenenfähre am Boggle Hole, in diesem Gelände so hinderlich, drehte sich Moody herum, so gut er konnte, mit einem Pfiff auf sich aufmerksam machend. „Kingsley!“ rief er den Kollegen und Kampfgefährten, aufrecht stehend über dem sich windenden Jugson, mittlerweile einen Stiefel in dessen Rückgrat gedrückt. „Kommst du allein zurecht?“ Shacklebolt hob nur bejahend das Kinn und bückte sich schon, um den kreuzunglücklich und erbärmlich weiter zappelnden Todesser aufzulesen. Er würde ihn ins Ministerium bringen, wo ein sehr rasches Verfahren auf ihn wartete. Schwarzmagier konnten keine Gnade erwarten dieser Tage. Und auch das Verhör würde ihm nicht gefallen. Aber was ihm viel mehr Angst machte, das wussten sie alle, war die Strafe seines Herrn.

Es kümmerte sie nicht. Ein Erfolgserlebnis, wenn auch geschmälert dadurch, dass neun Weitere entkommen waren, darunter Lucius Malfoy und der alte Rosier, selbst ein entflohener Sträfling, schwach und gebrochen und dennoch fort. Sich ihnen wieder zuwendend, füllte Moody seine Position als das aus, was er im Orden darstellte: Einen Befehlshaber, erst recht über die Jungriege. Mit einer simplen Geste, die Zähne wieder fest zusammen gepresst, erteilte er Order. „Hauptquartier,“ sagte er nur, und sie alle gehorchten. Einer nach dem anderen, Plopp um Plopp, löste sich auf und verschwand, und die kleine Lichtung im Wald von Blairdryne blieb zurück, wieder still und dunkel und gezeichnet von magischem Kampf.

Wenn am Morgen die Dorfbewohner sich herauftrauen würden, fänden sie längst überfrorene Pfützen in schlammig zerwühltem Boden, von vielen Füßen aufgeworfen, Brandspuren an den heiligen Steinen der keltischen Druiden. Und glitzernder Raureif überzog die aufgeschnittenen Äpfel, der Drudenfuß gen Himmel weisend, wie die Sonne durch die Wolken brach und der Schnee sich verzog.


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