Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Miss Tonks

von Teekon

Ein schmaler, langer Strahl aus goldenem Morgenlicht mogelte sich zwischen den mehr schlecht als recht in wenig sorgsamer Eile zugezogenen Vorhängen hindurch, und wie sich die beiden Seiten des schwer fallenden Stoffes bewegten, schlug er Wellen und tanzte über den Teppich des Schlafzimmers. Nur angelehnt das Fenster, drangen die ersten Gesänge der Vögel herein, und hin und wieder startete irgendwo ein rostiger Wagen mit dringend erneuerungsbedürftigen Zündkerzen, um rumpelnd die holprige Straße hinauf oder hinunter zu schaukeln und auf die großen Avenues einzubiegen. Nicht viel los, ein schläfriger Wochenendsmorgen in einem einfachen Vorort. Wie immer.

Und doch wieder nicht. Ein merkwürdiges Gefühl. Er schlief immer gut, egal, was der Tag gebracht hatte, grübelte nie herum und drehte und wälzte sich in den Kissen. Das war ihr Job, sie tat das, in tiefen Träumen die Brauen ineinander geschoben auch jetzt, unruhig und dennoch kaum aufzuwecken. Aber heute ertappte Ted Tonks sich dabei, dass er seit Stunden kein Auge zu getan hatte. Dort vorn, auf der anderen Seite ihres King Size Bettes, das er sich mit seiner Frau teilte, tickte ein silberner Wecker lautstark vor sich hin, das gleichmäßige Geräusch reine Gewohnheit, und er erinnerte sich genau, wann er zuletzt darauf gesehen hatte. Gegen halb fünf. Als da draußen ein erster, bläulicher Schimmer über den Dächern von Penge ihm das baldige Ende der Nacht angekündigt hatte. Einer durchwachten Nacht.

Auf die rechte Seite gerollt, der Bettkante den Rücken zudrehend, dass sein erster Blick morgens auf die unglaubliche Schönheit neben ihm fiel, so wie immer, lag er da, beide Hände unter der nun stoppeligen Wange gefaltet, und blinzelte vor sich hin. Er war nicht aufgeregt oder ängstlich, nicht nervös oder panisch. Doch gelassen konnte man das auch nicht nennen, obwohl sein Atem ganz regelmäßig und tief ging. Es war nicht sein Körper, der Probleme machte, sondern sein Kopf. Und das war er nicht gewohnt, nicht auf diese Art. Ted war kein Dummkopf, und auch wenn viele ihn dafür hielten mit seinen manchmal einfach nur treudoofen Augen und seiner behäbigen Art, so war er noch lange kein Einfaltspinsel. Nur konnte er seine Gedanken eben nicht so gut in Worte fassen und ließ es deshalb einfach sein.

Und heute Nacht hatte er viel denken müssen. Er wusste genau warum. „Es ist nicht mein Bestes, das ihr wollt,“ hatte sie gesagt, bevor sie mit hochrot leuchtendem Kopf, so wütend, wie er sie noch nie gesehen hatte – und immerhin war sie nicht gerade das brave Püppchen gewesen, Gott bewahre – in ihr früheres Jugendzimmer gerauscht war und die Tür zugeschlagen hatte mit der Wucht eines donnernden Schnellzugs, „es ist eures.“ Diese Worte brannten ihm hinter den Augen und ließen ihn die Lider nicht schließen. Wann immer er es versuchte, waren sie wieder da, wie feurige Schrift, wie auf dem komischen Ring in dem Buch, das er wie jeder gute britische Junge als Kind verschlungen hatte. Nur viel bedrohlicher.

Noch immer konnte Ted nicht recht begreifen, wie es so weit hatte kommen können. Natürlich war er es gewohnt, dass seine beiden Mädchen sich stritten, und er besaß das einmalige Talent, niemals parteiisch zu werden, sondern besonnen vermitteln zu können wie ein guter Premier League Schiedsrichter. Dann legte er ihnen beide Standpunkte offen, wie sie meist selbst sie noch nicht entdeckt hatten, verdeutlichte ihnen, wo sie einander berührten und führte sie darüber so geschickt zu einem Kompromiss, dass es ihnen nicht einmal auffiel, wer das getan hatte. So waren sie zufrieden, ihre Dickköpfe durchgesetzt zu haben, und Ted hatte wieder einmal den Familiensegen gerettet. Als wenn das jemals nötig gewesen wäre. Sie liebten sich, sie alle, das war unumstößlich, daran gab es nichts zu zweifeln, und das zu spüren war ein Geschenk des Himmels. Aber gestern.

War das sein Fehler gewesen? „Sag doch auch mal was!“ hatte Drom ihn angeherrscht, einen so seltsam flehentlichen Ausdruck im Gesicht, den er nicht kannte von ihr. Und der hatte ihn verleitet, herumdrucksend, sich den Oberschenkel reibend, wie er da auf seinem Küchenstuhl gehockt hatte. „Liebes, vielleicht hat deine Mutter recht.“ Ja. Ja, jetzt wo er hier lag unter der dünnen Sommerdecke, war ihm das ganz klar. Falsch. Er hätte das nicht sagen dürfen. Das hatte sie in eine Ecke gedrängt, und sie war eben eine Hufflepuff, ein echter Dachs. Der zubeißt, wenn er keinen Ausweg sieht. Mit spitzen kleinen Zähnchen, aber kraftvollem Kiefer. Und dann wieder ... Diese ganze Situation war so verfahren und kompliziert, er mochte das nicht. Es war nicht richtig, nicht in Ordnung, über solche Dinge zu streiten. Sie hatten doch nie solche Eltern werden wollen.

Sein kleines Mädchen. Ausgezeichnete, wenn auch furchtbar alberne Schülerin, die viel zu viel Unsinn angestellt hatte. Im ersten Auswahlverfahren zum Aurorentraining angenommen. Durchgezogen, „volle Möhre“, wie sie sich ausgedrückt hatte, in strammen drei Jahren aufgestiegen schon zu einer der Jüngsten, die je in den Teams der Schwarzmagier-Jäger dabei gewesen waren. Eine strahlende Zukunft vor sich, auf dem besten Wege, Mad-Eye Moodys Nachfolgerin zu werden, ohne dabei auszusehen wie der alte Kauz. „Du machst dir das alles kaputt,“ hatte ihre Mutter ihr klar zu machen versucht, hatte ihr vor Augen führen wollen, was sie da tat, wie sich das auswirken würde auf die blendende Karriere einer Aurorin, einer Ministeriumsangestellten, wenn sie offen zu ihm stand. In aller Öffentlichkeit. Aber Dora hatte nicht hören wollen.

Immer hatte sie im Mittelpunkt gestanden, ganz von allein, obwohl sie beide, Drom und er, dafür gesorgt hatten, dass sie nicht jedes Mal das bekam, was sie wollte, hatten ihr beigebracht, darum zu kämpfen, auch etwas dafür zu tun. Und trotzdem, so leicht für sie gewesen, Freunde zu finden, lustig und kameradschaftlich und ohne zu zögern bereit, alles liegen und stehen zu lassen für die, die ihr etwas bedeuteten. Das war schon so gewesen, als sie gerade ihre ersten Sätze hatte sprechen können. Von Anfang an klar, dass sie kein Squib war, sondern das unbändige magische Talent ihrer traditionsreichen Sippe in jeder Ader, egal ob die da oben in den reicheren Vierteln der Stadt ihre Existenz verleugneten oder nicht. Sich selbst einen Namen gemacht. Tonks.

Die Erkenntnis darüber, woher sie das hatte, sich so vehement festzubeißen an dieser, wie Andromeda es genannt hatte, „fixen Idee“, fiel ihm wie Schuppen von den offenen Augen, hier an diesem Morgen im Bett, und Ted musste zärtlich lächeln, einen winzigen Knick der Sorge im Mundwinkel. Black'sches Blut und Tonks'sche Beharrlichkeit. Sie würden sie nicht umstimmen, niemals. Das begriff er jetzt. Und warum dann weiter streiten? Ihre Argumente waren und würden weiterhin an ihr abprallen wie Flummis an einer Hausmauer, hin und her und am Ende doch wieder zurück. Sie wusste das alles, sie kannte das Risiko und verstand problemlos, worum es ging. Stur, ja, aber nicht kopflos. Starrsinnig, aber nicht unsinnig.

„Du wirst alles verlieren“, hatte sie ihr prophezeit, heftig gestikulierend dort unten in der hell erleuchteten Küche, ein Zauber über die Fenster gelegt, damit die Nachbarn sie nicht hörten, nicht dieses Mal, nicht bei einem solchen Thema. „Deine Freunde, deinen Job, deine ganze Zukunft, alles“, und es dröhnte ihm noch in den Ohren, dass er körperlich davon zusammenzuckte, obwohl es still und friedlich rings um ihn herum war. „Und das alles nur für eine völlig unverständliche Affäre!“ Und es hatte ausgesetzt.

Er war sich fast sicher, dass Dora das nicht so hatte preisgeben wollen, nicht schon jetzt und nicht auf diese Weise, nicht so hart und unüberlegt. Es hatte nie eine Waffe sein sollen und war dennoch eine geworden in der hitzigen Debatte. Weil es ihr zu wichtig war. Weil es zu viel bedeutete. „Das ist keine verfluchte Affäre, Mutter!“ Wie ähnlich sie ihr dabei geworden war, das so wenig erwachsen wirkende, sonst zu grellpinken Strähnchen hochgegelte Haar mit einem Mal halblang und in wunderbar schwungvollen Wellen aus dunklem Brünett auf ihren Schultern springend, hatte weder sie noch Andromeda bemerkt. Er schon. Und er hatte sie mit solch unermesslichem Vaterstolz angestarrt, dass er kein Wort herausbekommen hatte, bis ihn dieser so unerwartete Eispfeil zwischen die Rippen getroffen hatte. „Das geht seit – zwei – Jahren!“

Mit einem Mal war ihm alles klar gewesen, ihr Verhalten, das sich so sehr verändert hatte, und er hatte verstanden, warum Fußball im Fernsehen mit ihm nicht mehr so interessant war, wieso sie sich in ihrer Freizeit nicht mehr so oft hier hatte blicken lassen, in ihrem Kinderhaus. Weil sie kein Kind mehr war. Sie hatte jede verfügbare Minute mit ihm verbracht. Und das tat einem alten Vater weh, egal wie dumm und altmodisch das sein mochte und wie kindlich eigentlich eher von ihm als von ihr. So lange schon. Zwei ganze Jahre. Drom hatte geschwiegen, ja, richtig mit offenem Mund dagestanden, als wäre sie soeben zu einer Wachsfigur in Madame Tussauds Kabinett geworden, die Augen ganz weit. Und er hatte es mehr nur flüstern können, damit sie nicht heraushörte, wie ihm ein paar Brocken vom Herzen abbröckelten. „Warum hast du denn nichts gesagt?“ Doch seine Kleine war zu aufgebracht gewesen, es überhaupt zu bemerken.

Nur tiefer hatte sie die Widerhaken ins Fleisch getrieben. „Wegen genau dieser Szene, Pop,“ hatte sie die Arme ausgebreitet und den Kopf dazu hin und her gewandt, die ganze Küche umspannend mitsamt ihrer Eltern an ihren so typischen Plätzen bei Auseinandersetzungen. „Dann warst du zu Weihnachten ...“ Lächerlich irgendwie, dass es ihm darum gegangen war, wo doch gerade noch Doras gesamte Zukunft auf dem Spiel gestanden hatte. „Ich war bei ihm, ja!“ hatte sie bestätigt, noch ehe er ganz ausgesprochen hatte, trotzig, aber nicht wie es 10jährige taten, die um ein Pony stritten. Klar und offen jetzt. 'Wo ich hingehöre' hatte diese Geste verdeutlicht, wie sie sich aufrichtete und die Arme vor der Brust verschränkte. Und so schrecklich reif und mündig ihre Worte.

„Ich wusste, dass ihr es nicht begreifen würdet, und ich hatte keine Lust, mich zu rechtfertigen. Das sollten wir nicht müssen.“ Er musste die Augen schließen und einen tiefen, zittrigen Atemzug nehmen, wie sich die Erinnerung an sie lebendig machte und ihm in den Ohren klingelte, als wäre sie immer noch hier, im Schlafzimmer jetzt, wie er drei Köpfe unter ihr gesessen und zu ihr hatte aufschauen müssen. „Schon gar nicht vor Freunden und Familie.“ Familie. Sie hatte so recht, seine Kleine, so recht. Es war nicht in Ordnung, dass es so sein musste, dass man ihr das antat, ihnen beiden. All diese schrecklichen Argumente gegen ihn, den doch so guten Kerl, den verlässlichen Kameraden, den bedingungslosen Freund, die sie ihr vorgekaut hatten, ihn so gut sie konnten mit aller Macht zu diskreditieren suchend, damit sie einsah und davon abließ, ihn verließ ... Ted schämte sich, schlimmer als damals, als Professor Sprout ihn und Bobbin nachts beim Stehlen von Kuchen aus der Küche erwischt hatte.

Am liebsten hätte er sein herzförmiges Gesicht, das er an seine Tochter vererbt hatte, gepaart mit der herben Strenge ihrer Mutter bisweilen, in ein Kissen gedrückt und ein paar Tränen vergossen, aber danach fühlte er sich gar nicht. Noch immer unbewegt, lag Ted Tonks im Bett, die Brust seiner geliebten Frau zugewandt, die zwar schlief, jedoch entsetzlich unruhig war. Und das schon die ganze Nacht. Weil es ihr damit genauso wenig gut ging wie ihm. Bei ihr würde es länger dauern, bis sie das zugeben konnte, bis sie gestehen würde, dass sie sich nicht richtig verhalten hatten, dass es zwar legitim war, sich um das eigene Kind zu sorgen, doch eine solche Einmischung und so fürchterliche Worte ungeheuerlich und vollkommen übertrieben gewesen waren. Der leidenschaftliche Vater wollte nicht, dass es dann zu spät war.

Er musste dringend etwas trinken. Seufzend füllte er den Brustkorb und schaute sie an, wartete ab, ob sie reagierte, wenn sich die Bettdecke von ihnen beiden so weit abhob. Andromedas Nase zuckte nur leicht, doch sie wachte nicht auf. Und Ted rutschte langsam rückwärts, glitt an der Bettkante abwärts, damit keine kühle Luft an sie heran kam, stemmte sich auf die Füße und verharrte einen Moment in seinem gestreiften Pyjama, barfüßig, vor ihrer gemeinsamen Schlafstatt. Sie würden reden müssen vor dem Frühstück, sich eine gemeinsame Linie überlegen und sich ausdenken, wie sie die Sache wieder ins Lot bringen könnten. Zusammen. Denn, obwohl das – wie ihm jetzt erst bewusst wurde – seltsam war, dass Dora nicht einfach das Haus verlassen und in ihre eigene Wohnung nach Soho appariert war, so war sie doch noch hier. Die Gelegenheit sollte man auf keinen Fall ungenutzt verstreichen lassen. Nein, kein solcher Riss in ihrer Familie. Nicht in Zeiten wie diesen.

Ihr krauses Haar sah aus wie die Überbleibsel einer Schafschur oder Mäusegewölle, befand Ted lächelnd, wie er dort stand, sich reckte, die Arme hinter dem Kopf verschränkend und sich am Schädel kratzend, wo sich langsam aber sicher eine Halbglatze zu bilden begann. So wunderschön, sie hatte ja keine Ahnung. Und was sie alles durchgestanden hatten, zusammen. Er bereute keine einzige Sekunde davon. Alles würde er noch einmal ganz genauso machen. Sich losreißend von diesem Anblick, stapfte er los, die lange, breite Gestalt mit dem mittlerweile ausladenden Bauch wesentlich geschickter als erwartet zwischen Fenster und Bett hindurch balancierend, vorbei am Kleiderschrank und auf die Tür zum Flur zu. Sacht, ganz vorsichtig die Klinke drückend, warf er einen Blick über die Schulter und schmunzelte schon wieder. Als spüre sie es im Schlaf, wälzte Andromeda sich herum und streckte eine Hand aus, um sich zu vergewissern, dass er wirklich aufgestanden war.

Behende schlüpfte der ehemalige Spitzenjäger von Hufflepuff hinaus auf die lichtgeflutete Galerie im ersten und einzigen tatsächlichen Obergeschoss seines Elternhauses. Ein Durchbruch zwischen dem Schlafzimmer und dem Bad öffnete sich links von ihm zu einem großen Fenster und einem schmalen Balkon, die Köpfe von herrlichen Malven sich im leichten Sommerwind biegend darauf, und heller, blendend warmer Sonnenschein schoss bereits zwischen den Dächern hindurch. „Wow,“ entfuhr es ihm, welch unglaublicher Juli-Tag sich da entfaltete, der Himmel blassblau, mit jeder Meile Atmosphäre dunkler werdend nach Westen hin, und von heißgoldenem Licht angestrahlte Fetzen aus längsstreifigen Wolken, wie langsam zerfasernde Kondensstreifen, waberten sich verändernd und verschiebend über den Zenit.

Träumerisch, den Hals ganz verdreht, griff Ted blind nach dem Geländer, um sich Schritt für Schritt ohne Pantoffeln die Treppen hinunter zu arbeiten, und beinahe hätte er die Stimmen aus der Küche überhört, obwohl sie so klar und deutlich zu vernehmen waren in der morgendlichen Stille. Der Duft von Eiern, Speck und Toast weckte ihn auf, riss ihn aus seinen Träumen von kreischenden Mädchen im Schwimmbad zwei Blocks weiter, von Eiscreme an der Ecke und Wasserschlachten gleich vor dem Haus auf der Straße. Juli. Der 13. Juli. Hochsommer in Penge, wie man ihn sich schöner nicht erträumen konnte. Abgesehen vom Krieg vielleicht. Und dem Streit mit seiner Kleinen.

Seine Kleine? Ja, das war sie, wach und in der Küche. Augenblicklich wurzelte Ted Tonks auf der vierten Stufe von oben fest, das eine Knie noch im 90°-Winkel gebeugt, das ganze Gewicht darauf gelegt, die Ohren spitzend. Sie redete. Wie immer, fröhlich, ungeniert, wenn auch möglichst leise, um natürlich niemanden aus dem Schlaf zu reißen, plappernd beinahe im Tonfall und in der Geschwindigkeit. Und während sein Hirn gerade weit genug getickert war, um von selbst darauf zu kommen, mit wem sie da sprechen musste, antwortete der rauchig-heisere Bariton von Remus Lupin. „Nein, danke, ich möchte wirklich nichts. Iss ruhig.“ Der amüsierte Unterton darin war unüberhörbar, und Ted hätte schwören können, er reibe sich das bärtige Kinn dabei.

Oh, er sollte besser wieder nach oben gehen. Sich etwas zu trinken zu holen, solange die beiden sich dort unten aufhielten, war sowieso gänzlich unmöglich, nicht vor diesem Gespräch mit Drom. Und er wollte sie auch nicht stören und schon gar nicht lauschen. Sie klangen so entspannt, so kaum berührt von dem, was hier gestern Abend, vor wenigen Stunden erst, abgelaufen war (vielleicht, weil sie derartige Anfeindungen gewohnt waren?), und einen so herrlichen Tag wie diesen sollte ihnen niemand verderben. Auch wenn es weh tat, sich das vorstellen zu müssen. Dora hatte ihn nie wütend begrüßt. Weil ihr Zorn verraucht war, wenn sie einander nach Vater-Tochter-Zoff wiedersahen. Wie das dieses Mal sein würde? Er wusste es nicht. Sich schon auf dem Ballen herumdrehen wollend, ging er noch etwas tiefer in die Knie und konnte einfach nicht anders, als einen kleinen, unschuldigen Blick zwischen den Geländerstreben hindurch zu werfen.

Beide standen, Remus mit dem Hosenboden so gegen die Fensterbank gelehnt, wie es Andromeda sonst so gern tat, die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt, die Hosenträger spannend, während Dora in Jeans und einem ihrer unzähligen abgerissenen Tops (Merlins Bart, wie als Teenager) auf und ab lief, einen Teller knapp unter das Kinn gehalten, mit der anderen Hand die Gabel haltend. Unermüdlich schaufelte sie sich Rührei in den Mund und quasselte trotzdem weiter dabei, und kauend und schluckend erklärte sie, wieso: „Wenn ich nervös bin, muss ich immer was essen.“ Als wenn er das nicht gewusst hätte, dachte Ted und schnaubte fast, doch es blieb ihm im Halse stecken, wie er dieses wissende, lächelnde Nicken in Lupins Gesicht widergespiegelt fand. Oh ja, er wusste auch.

„Jedenfalls,“ fuhr das Mädchen kopfschüttelnd fort, als habe sie das gar nicht bemerkt, und ihr immer noch welliges Haar flog dabei märchenhaft schön, dass sich die goldenen Diamanten aus gebrochenem Sonnenlicht darin verfingen und wie auf fließendem Wasser tanzten. Sie musste wieder schlucken, um nicht mit komplett gefüllten Backen zu reden und die Hälfte über den Fliesen zu verteilen. „Ist das alles total bescheuert,“ befand sie trotzig. Remus nickte nur. Augenblicklich wusste Ted, wovon sie sprach, und ihm sank das Herz ganz tief in die Hose, dass er sich fast setzen musste. An Zurückgehen ins Bett war nicht mehr zu denken. Egal, wie fies lauschen war.

Ein kleines Denkgeräusch machend, gab Remus zu verstehen, dass er eine Anmerkung zu machen hatte, und schon den Teller wegstellend, immer noch angestrengt mit den Kiefern mahlend, angelte sich Dora eine Tasse Tee. „Um ein weiteres Gespräch dieser Art werden wir nicht herumkommen,“ sagte der 15 Jahre ältere Mann, sich mit beiden Händen rechts und links von seinen schmalen Hüften abstützend, während sie mit dem fast noch brüllend heißen Getränk die letzten Brocken Frühstück herunterspülte und die Temperatur nicht einmal zu bemerken schien. Dabei rollte sie bereits mit den Augen und grunzte unbefriedigt, klarstellend, wie viel Lust sie darauf hatte, und sobald sie den Mund frei hatte, erklang ein so ungewohnter Ton, dass Ted auf der Treppe die Stirn runzeln musste. Den kannte er nicht. Nicht von ihr. „Oh, das tut mir so leid, dass du jedes Wort davon mithören musstest.“

Zärtlichkeit war die einzige Beschreibung, die ihm dazu einfiel. Zärtlichkeit, gemischt mit Schuldigkeit und Sorge, und sie breitete die Arme aus und trat einen langen Schritt zwischen dem kleinen Geschirrschrank und dem Tisch hindurch auf ihn zu, die Geste sogleich erwidert. Ihre Hände auf seine Taille und von dort auf seinen Rücken vorschiebend, ließ Dora sich von dem hochgewachsenen Mann mit den glühenden Narben im Gesicht in die Arme schließen, ihre Schläfe gegen seine Brust reibend mit geschlossenen Augen. Remus küsste sanft ihre Stirn und schnaubte belustigt, alles unter Teds heimlichem Blick, wie er „hab' ich doch gar nicht“ gestand. Wie furchtbar. Er war die ganze Zeit nebenan gewesen, während sie, Andromeda und er, über ihn geredet hatten. Wie ein mieser, dreckiger Verräter kam er sich vor.

Ohne ihn loszulassen, hob die junge Frau den Kopf und schaute ihn von dort unten her an. „Nicht?“ „Nu uh,“ schüttelte Remus gleich wieder das Kinn hin und her und grinste frech, vollführte mit der einen Hand eine Bewegung, als schwinge er seinen gut im Hemd verborgenen Zauberstab und murmelte klar verständlich „Muffliato!“. Sofort schlug sie ihm lautstark auf den Rücken mit einem gespielt entsetzten „oahr!“ und brach in Gelächter aus, und auf seine so vertraute, stille Weise, fiel er mit ein. Die eintretende Ruhe konnte Ted kaum ertragen, und er ließ sich endgültig auf eine Stufe sacken und blieb dort sitzen, die Augen fest geschlossen. Wie leicht er das wegsteckte. Tat er das wirklich? Oder spielte er das gekonnt? Für sie. Oh ja, für sie. Diese nagende Scham bekam regelrecht Zähnchen, wie sie an ihm zu knabbern begann.

Mindestens genauso erschrocken wie Dora, riss er die Lider wieder auf, ihr quieksiger Aufschrei aus der Küche wie ein Weckruf wirkend. „Scheiße, Merlin, wir haben keine Zeit!“ gackerte sie los, und auch ohne hinzusehen wusste er, dass sie frustriert mit den Ärmchen schlackern würde, und Remus gähnte laut und kratzte sich am Kopf. „Warum noch mal müssen wir so früh los?“ presste er gegen den Luftstrom hinaus und schüttelte sich, um wach zu bleiben. Ihm war die Nacht genauso bescheiden vergangen wie Ted, ohne Träume, ohne Schlaf, wenn auch nicht allein. Denn in jeder Sekunde hatte sie ihm in die Augen gesehen dabei.

Jetzt allerdings war er müde und sie aufgekratzt, der Schlafentzug wie Speed für sie, und er musste sie zurückhalten, wie sie ihr Morgenchaos zu beseitigen suchte. „Oh na na na na!“ wehrte er sie ab, noch ehe sie ausgesprochen hatte, und mehr im Hintergrund vernahm Ted das geflüsterte „Ratzeputz“, dicht gefolgt vom „Evanesco“, mit dem das Geschirr, sauber nun, im Schrank verschwand.

Dora kriegte gar nicht recht mit, wie man ihr wieder einmal Hausarbeit abgenommen hatte, mit der sie sowieso nicht klarkam. Mit den Augen rollend, röhrte sie nur leise. „Damit uns meine Eltern nicht auf den letzten Yards noch abkäschern,“ erklärte sie vollkommen logisch, und ganz gönnerhaft die Lippen schürzend, rückte Remus die Stühle per Hand an den Tisch und nickte ihr zu. „Ausgezeichnete Idee,“ heuchelte er herrlich übertrieben, und selbst der heimliche Lauscher musste das Kichern unterdrücken. Auch wenn es traurig war. Der Gast wollte sich nichtmal zu erkennen geben, geschweige denn, sich von ihnen verabschieden. Weil sie ihn schnitten. Weil sie ihn nicht für gut genug befanden. Ach, es war doch nicht wahr.

Ihm schoss der Blutdruck mit einer Wahnsinnsamplitude in den Kopf, wie Ted gewahr wurde, dass sie nur einen Weg einschlagen konnten, und da trat das Pärchen schon auf den Korridor hinaus, langsam, kein bisschen in Eile, und es war viel zu spät, um sich unbemerkt zurück zu ziehen. Er musste jetzt dort an dieser Stelle ausharren und hoffen, dass er, der Riesenkerl mit dem flachsblonden Leuchtehaaren, mit dem Hintergrund verschwamm. Ja, klasse, das würde bestimmt toll funktionieren. Ted grummelte, leise wütend auf seine eigene Dummheit. Aber ein Stockwerk tiefer senkte man nur die Stimmen etwas mehr.

„Und jetzt erklär' mir, wie du das so schnell hingekriegt hast,“ verlangte Remus, die eine Hand tief in der Hosentasche vergraben, die andere merkwürdig verdreht über die Schulter geworfen, doch von seiner Position aus konnte der Herr des Hauses nicht erkennen, wieso er das tat. Im Flur auf den Hintern plumpsend, fischte Dora nach ihren Schuhen, ausgelatschte, abgetretene Chucks, deren Sohlen schon kleine Schnäbel hatten, und sie winkte ab, als hätte sie gar nichts Großartiges geleistet, wie sie in den Linken schlüpfte. Dass sie puterrote Wangen bekam, das konnte ihr Vater nicht erkennen, und sie biss sich auf die Lippe. „Ach, das war nicht schwer,“ senkte sie die Augen und murmelte mehr als deutlich zu sprechen, „wir machen's einfach auf Muggelart.“

Große Querfalten zeigten sich auf dem Gesicht ihres Vaters, wie er sich dort gegen das Geländer drückte und vorsichtig nach unten schielte. Nur nach und nach erschloss sich ihm das Thema des Gesprächs, und noch war diese seltsame Unruhe irgendwo ganz tief in seinem Bauch versteckt. Über ihr stehend, diesen lässige Knick in der Hüfte, der ihn so viel jünger erscheinen ließ, als er eigentlich war, schnaubte Remus. „Du meinst, in einer Kirche?“ fragte er erstaunt, und Dora antwortete sogleich mit einem „yup!“, den Schnürsenkel fest anziehend. „An die Ministeriumspapiere zu kommen, hätte Wochen gedauert,“ brauchte sie nicht zu sagen, wusste er das selbst gut genug, und es war nur winzigste Wehmut dabei, wie sie an seinem Hosenbein zupfte und „besonders für so ein zotteliges Ungeheuer wie dich“ kleinlaut hinzufügte. Gar nicht daran denken wollte er, so laut prustete Remus durch die Nase. Ja. Wenn überhaupt. Der Blick, den die beiden tauschten, sagte das deutlich genug. Nicht mehr wichtig. Sie hatte die perfekte Lösung gefunden.

Papiere? Kirche? Ted verstand kein Wort mehr. Es war doch vorhin noch um sie alle gegangen, um die Familie, um den schlimmen Streit, oder nicht? Wovon die mit einem Mal redeten, was das sollte, wollte nicht in seinen Schädel. Doch, es wollte, es klopfte ziemlich laut und ungestüm, nur weigerte Mr. Tonks sich, es wahrzunehmen. „Und das war problemlos?“ drehte Remus die freie Hand um das eigene Gelenk, erinnerte sich dunkel daran, dass auch bei Muggeln, besonders bei Glaubensgemeinschaften, gewisse Regeln und Vorgaben beachtet werden mussten, und Dora, den rechten Schuh nun auch an, schwang den Kopf herum und grinste ihn frech an. „Na, hör' mal, ich bin die Tochter eines Muggelgeborenen, natürlich habe ich die anglikanische Taufe genossen!“ rollte sie mit den Augen, als wäre das so selbstverständlich für ein Hexenkind. „Und du, du hast einen überzeugten Royalisten zum Großvater. Der würde wohl kaum zulassen, dass du ohne den Segen der heiligen Mutter Kirche durch die Gegend stapfst!“ Remus sackte der Kiefer nach unten, und er musste lachen.

Es dämmerte ihm so behäbig, als sei er mit einem Mal zu einem Riesen geworden irgendwo in den tiefen Tälern von Rumänien. Und dabei kam er sich halb so vor wie als Kind, wenn er am Weihnachtsabend hatte spicken wollen, während seine Eltern den Salon schmückten und vorbereiteten, andererseits jedoch wie in einer Sturmnacht, auf der Treppe gefangen, weil das Licht ausgegangen war. Dora stemmte sich auf die Füße, fast direkt hinein in Lupins drohend ausgestreckten Zeigefinger, wie er sich vornüber beugte und mit diesem so schauerlich verschmitzten Grinsen zwinkerte. „Sehr gut kombiniert, Miss Tonks!“ Sie kicherte wie ein Mädchen. Die Knuts fielen zum Sickle. Und Ted setzte das Herz aus. Miss Tonks. Er hatte 'Miss' zu ihr gesagt. Weil sie bald 'Mrs.' sein würde.

Heiraten. Die redeten von Hochzeit, von Handfasting, von ... Heiraten! Das gefährliche Knarzen der Stufe in Kauf nehmend, auf der er hockte, musste der lauschende Vater sich gerade hinsetzen, um Luftholen zu können, und seine braunen Augen waren ganz weit mit einem Mal. Sie wollten es offiziell machen, nicht nur öffentlich, sie wollten es unumstößlich und unmissverständlich zur Tatsache erklären, dass sie zusammengehörten. Dieser wirre Mischmasch aus Gefühlen, der ihn da überrannte, hinderte ihn an jeglicher Reaktion. Angst, Stolz, Sorge, Liebe, Panik, Freude, Ted konnte das gar nicht alles benennen und wusste nicht, was davon in Ordnung war, objektiv betrachtet, und was nicht. Oder ob es in einer solchen Angelegenheit etwas wie Objektivität überhaupt geben konnte. Gut gut, OK, OK, ganz ruhig und tief einatmen. Es war ja noch nicht passiert, sie konnten doch auch darüber reden, richtig?

„Hast du alles?“ hörte er seine Tochter flüstern, und da war er wieder, dieser Unterton, dieses so wonnevoll zärtliche Summen aus der Kehle in jedem Wort, um jedes Wort herum gewickelt wie Watte, und einem wurde die Zunge ganz trocken davon. „Mhm,“ brummte Lupin zur Antwort, genauso verklärt davon wie der Lauschende, ehe er Luft holte und seine eigene aufkommende Nervosität, die Müdigkeit komplett vertreibend, zu überspielen suchte mit einem so gut von ihm gekannten Scherz: „Lass sehen: Anzug,“ er hob die beiden Kleidersäcke auf seinem Rücken etwas an, die Ted nun als das erkannte, was sie waren, „Krawatte,“ er klopfte sich auf die Hosentasche, „Ring“, Remus tätschelte sanft seine eigene Brust, dass Erlenholz und Edelstein gegeneinander klimperten wie Kirchenglocken, „Braut,“ und er deutete mit einem tanzenden Finger auf ihre Nase, dass sie lachte. „Brauch' ich sonst noch was?“

Sie wollten es jetzt machen. Nichts sagte das so klar wie die Hand, die Dora mit zierlichen, aber kräftigen Fingern um Remus' Nacken legte, um ihn zu ihr herunter zu ziehen, und sie küssten sich so gar nicht schüchtern, so vertraut und sehnlich zugleich, wie es diesem so stillen und zurückhaltenden Mann niemand zugetraut hätte. Wie ihr Vater noch gänzlich überrollt von diesem Eindruck, geplättet von so viel Liebe, mit der Stirn gegen die Sprossen im Geländer, da saß, griff das Mädchen nach der Hand ihres Begleiters, und nicht einen Moment ihre Augen aus seinen nehmend, zog sie ihn mit sich, den Flur hinunter und aus der Tür, hinaus in einen gleißend schönen Sommertag. Ein letztes Mal als Miss Tonks.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich tanze sehr gern und gerade die Walzerproben haben viel Spaß gemacht, aber interessanterweise wollte Mike gar nicht, dass wir die Tänze perfekt beherrschen. Er wollte vielmehr unsere Unsicherheit bei den Tanzschritten ins Bild bringen.
Emma Watson über die Dreharbeiten zum Ball