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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Ein kleines Malheur

von Teekon

Mit einem mächtigen Ruck knarzten die eingefrorenen Scharniere, und das große Gatter ließ sich mühevoll über die oben und unten angebrachten metallenen Schienen aufdrücken. Einen ganz schönen Kraftaufwand brauchte man allerdings schon dafür, und nur zu zweit bekamen sie es durch den tiefen, mittlerweile zusammen gesackten Schnee geschoben. Ächzend das Holz, genauso wie die jungen Männer, fletschte der eine die Zähne, während der andere fest die Kiefer aufeinander presste, und schließlich gab das Tor ganz nach und öffnete sich einen Spalt. Gerade breit genug, um sich gegen den Lenker zu stemmen und mit ein paar ordentlichen Antritten das Motorrad in den muffig warmen Innenraum befördern zu können.

Sobald James Potter und Sirius Black unter den Türschlag traten, konnten die leise fallenden Flocken sie nicht mehr erreichen, und die klitzekleinen Eissternchen auf ihren Schultern, der abgewetzten Lederjoppe und der hochgeschlossenen Lodenjacke, schmolzen Stück für Stück vor sich hin, während sie Blacks geliebtes fliegendes Gefährt in relative Sicherheit gebracht hatten. Hier konnte es ausruhen und gut geschützt ein bisschen schlafen zwischen Traktoren und Transportanhängern, Kupplungen, Eggen und Mähwerkzeug. Eine angenehme Wärme hielt sich hier drin, stabil genug, um Motorröl und Benzin vor dem Gefrieren zu bewahren, und besser für den gepflegten Ledersitz und den Chromlack. Wurde er zu kalt, konnte er absplittern, und das wäre eine Katastrophe. Und die empfindlichen Instrumente auf Tank und Lenkstange, manche physikalisch, andere magischer Natur, brauchten ebenfalls ein gewisses konstantes Klima.

Die Maschine mit Sondergenehmigung vom Ministerium in eine günstige Position verfrachtet, richtete Sirius sich auf und grunzte angestrengt. Leicht war das Höllenrad mit Sicherheit nicht. Solange es am Boden war, hieß das. In der Luft war es wendig und schnell, konnte in irrer Geschwindigkeit beschleunigen und abbremsen, als wäre der Himmel über Wales die Route 66 in Texas. Und er liebte das, konnte stundenlang die Nacht unsicher machen, wo für eine Tagflugerlaubnis das kleine Extragimmick der Unsichtbarkeitmachung fehlte, sich die Städte und Dörfer von oben betrachten, den Fahrtwind genießend, diese endlose Freiheit. Kein noch so rasanter Rennbesen konnte ihm folgen, wenn er es nicht wollte. Und deshalb musste er sich dort oben keine Gedanken machen über Todesser und Schwarzmagier jeglicher Art.

Einen kleinen Umweg hatte er gemacht, Potter unterwegs aufgelesen in Exeter, wo er die Longbottoms besucht hatte für ein langes Schwätzchen, also für eine Unterredung in Ordensdingen, und trotzdem hatten sie weder Zeit noch Gelegenheit gehabt, sich über den Tripp des jeweils anderen groß zu unterhalten. Der Weg von Devon rauf nach Wales war nicht kurz, schon gar nicht bei dieser Witterung, und es war kalt und klamm da oben, der Wind zu steif und zu verräterisch als Träger von Worten, um auf dem Motorrad, Brust an Rücken, die Köpfe nah bei einander, vernünftig reden zu können. Stumm hatten sie die restliche Reise hinter sich gebracht, und auch wenn sie beide, Potter und Black, sie genossen hatten, so brannten ihnen die Neuigkeiten und Ereignisse unter den Nägeln, und sie froren erbärmlich. Die Hände fest gegeneinander schlagend in ihren gut gefütterten Handschuhen, stampfte James mehrmals kräftig auf der Tenne auf.

Gefroren war der Boden selbst hier drinnen in der herrlich rot gestrichenen Scheune unter dem hübschen Cottage der Potters, wie James und Lily nun ganz für sich wohnten und deshalb die Suche nach einer Heimstatt in London gänzlich aufgegeben hatten. Es hätte nur ein Übergang sein sollen, bis Charlus nicht mehr für sich selbst hätte sorgen können. Nun, das würde nun niemals eintreffen. Aber darüber sprach James, der nunmehr „Letzte Potter“, nicht. Den Stab aus tropischem Mahagoniholz schräg über sich gen Decke richtend, genau wissend, wo er zu suchen hatte, flüsterte er ein bibberndes „Incendio!“, und die funzlige Laterne am mittleren Querbalken dimmte ihr Licht gerade hoch genug, dass die beiden jungen Männer und all das landwirtschaftliche Gerät rings herum dünne, wabernde Schatten warfen. Eiskristalle schimmeren glitzernd auf den Radkappen des Motorrads.

Missmutig schnaubend war das genau das, was Sirius erwartet und gefürchtet hatte. Seufzend, die aus dichtem Material gewebte, bommellose Wollmütze ein wenig aus seiner Stirn schiebend, dass die Locken gleich mitgingen, zupfte er ein blaues Poliertuch aus seiner Innentasche, umständlich dafür den Reißverschluss erst hinunterschiebend, um ihn anschließend mit den Zähnen gepackt wieder zu verschließen. Fürchterliche Kälte kroch ihm davon auf die nächste Zwiebelschicht seiner Bekleidung, und nur der gekreuzte Schal darunter, dunkelrot und goldgelb gestreift, verhinderte Schlimmeres. James grinste in die Dunkelheit und schmunzelte, bis Black auch ihm einen Lappen zuwarf. „Mach dich nützlich,“ forderte er ihn auf und kniete sich ungeniert auf den steinharten Boden, um Chrom und Edelstahl abzureiben.

Handarbeit. Sirius schätzte echte, alte Handarbeit, wenn es um die wichtigsten Schätze in seinem Leben ging. Das bedeutete noch lange nicht, befand Potter, dass auch er sich zu sowas herablassen musste. Viel lieber seinen Zauberstab und die Magie bemühend, ließ er mit sanft gezogenen Kreisen der Spitze das Leder tanzen, lehnte sich dabei an einen Holzpfahl und überkreuzte die Knöchel. „Und?“ fragte er dabei, endlich allein und sicher in nichts weiter als vertraut knarrendem Gebälk und dem feinen, dumpf auf den Ohren liegenden Muff der winterlich verschneiten Landschaft. „Hast du es abgegeben?“ erkundigte er sich nach dem Ausgang von Sirius' unangenehmer Spritztour an die westlichste Landzunge von Großbritannien. Sein Gesicht verborgen hinter dem Vergaser, gab Black nur mit einem Gräusch zu verstehen, dass er ihn gehört hatte.

„War nicht schwer zu finden,“ sagte er, und seine bloße Hand erschien an den Fußleisten unter dem Körper der Maschine, kräftig polierend und jeden noch so winzigen Fleck aus Schneematsch erwischend. Halb belustigt, trotz des eigentlich weniger schönen Themas, fragte sich James, ob er bei den Damen genauso sorgfältig war, wenn er mal wieder im Den Man's unterwegs war. Mittlerweile auch oft mal ohne ihn. Denn der Ehegatte blieb zuhause vor dem Kamin und genoss es, er selbst zu sein. Auch wenn er das niemals jemandem – nicht mal Sirius – so gesagt hätte. Sirius genauso? Ganz brav daheim bei Frau und Eintopf? Schwer vorstellbar. Aber richtig allein war er doch gar nicht, oder? Die Jungs. Ja, Pete und Remus. Die konnten ihm doch Gesellschaft leisten. Na gut. Beide arbeiteten. Und trotzdem. Lupin übernachtete oft in Soho, das wusste James, auch wenn er es merkwürdig fand. Mal hier, mal da. Je nachdem, wo er, wo Potter, sich aufhielt. Die Stirn runzelnd, verfiel er in seltsam beschwertes Grübeln und bekam so fast nicht mit, wie Sirius fortfuhr.

Flink die Aufhängung der Hinterreifen von Schmutz befreiend, schüttelte Black nur leicht den Kopf. Was genau in dem Rosenholzkästchen gewesen war, das hatte er James nicht erzählt, genauso wenig wie den Inhalt des Briefes, auch wenn sie sich den hatten denken können, seine Freunde. Das war eben einfach Privatssache vom alten O.A.B gewesen, verblichen hin oder her, und es ging niemanden etwas an. Warum ihm das trotzdem über die Lippen kam, verstand er selbst nicht so recht. „Sie hat geweint,“ sagte er tonlos, zurückdenkend an die wunderschöne Mrs. Dearborn in ihrem bunten Häuschen über der Küste, dieser sagenhafte Ausblick über die vom Wintersturm herumgeworfene, graugrüne See zwischen Cornwall und Irland, und er konnte die Lichter der Strandräuber förmlich sehen.

Potters Tuch, den Sitz sorgfältig mit Melkfett einreibend, verharrte für einen Moment, die Schwäche in der Konzentration verratend, die diese Erinnerung durcheinander brachte. Ein klatschendes Geräusch, Leder auf Leder, wie Sirius sich endgültig hinkniete und mit dem Lappen seine Jacke schlug, schnaubend, patzig und fassungslos zugleich, schallte durch die Scheune und ließ einen schlafenden Nachtvogel aufhorchen. Ein kurzer, protestierender Schlag mit den Flügeln, und die Schleiereule schloss wieder die Augen und saß regungslos zwischen den Balken. „Sie hat geweint. Um ihn!“ konnte er das Kopfschütteln regelrecht heraushören. „Kannst du dir das vorstellen?“ James antwortete nicht.

Für ein paar Herzschläge pausierte auch Black, ehe er leise seufzte und weiter machte, wo er aufgehört hatte, hochgreifend an den Träger, und all das herrlich verarbeitete Chromgeäst blitzte und blinkte. „Wie auch immer,“ schüttelte er seine trübsinnigen Gedanken an dieses scheußliche Event in jenem Hause ab, ließ gar nicht erst zu, dass Krone auf die Idee kam, ihn danach zu fragen, ob Gilbert oder Serena zuhause gewesen waren. Der Große. Hatte auf der Treppe gestanden, eine ganze Weile, war erst herunter gekommen, als im Salon geschwiegen wurde, geschwiegen, weil seine Mutter ihre so braunen Augen in ein Taschentuch hatte drücken müssen. So wie der dreingeschaut hatte, wäre er ihm am liebsten an die Kehle gesprungen. Sirius griente halb amüsiert, halb grimmig, verbarg es jedoch vor James und richtete sich halb auf, um die Instrumentengläser reinigen und auf ihre Dichtigkeit überprüfen zu können, dass sie ihm bei der nächsten Fahrt nicht beschlugen.

„Die Gruft ist zu, das Testament ist verlesen,“ betete er herunter und hauchte noch mal über den Gefechtskompass gleich neben der Tankanzeige, wie er sich über das Motorrad beugte und es mit einem so liebevollen Blick bedachte, als habe er da ein Mädchen im Arm. „Ich denke, das dürfte jetzt erstmal gegessen sein.“ Grunzend stieß James sich von seiner Ruhestange ab und rollte mit den Augen hinter seiner kreisrunden Brille, die auch dringend mal eine solche Politur hätte gebrauchen können. Im Sommer klatschten ihm die Mücken dagegen, im Winter bildeten sich bisweilen Eisblumen an dem dünnen, schwarzen Metallrahmen. „Ich wär' mir da nicht so sicher,“ schüttelte er sorgenvoll den schmalen Kopf mit dem wirren Haar, noch halb verborgen unter seiner ganz ähnlichen Schädelbedeckung, wie er sich herumwandte zum Gehen. Hinter dem motorisierten Rad hervortretend, knurrte Black fragend und angelte nach einer Wachsplane, gut zusammen gefaltet oben auf einem Zwischenboden über Potters Reichweite. Dafür hätte James sich auf die Zehenspitzen stellen müssen. Viel zu nah für ein sicheres Accio.

Die eine Hand in feinem Nubuk hin und er schlackernd, drückte er ein quietschiges Geräusch aus der Kehle. „Deine Mutter könnte den ein oder anderen fiesen kleinen Racheplan haben,“ war er sich absolut sicher, dass Walpurga Irma Black diesen ungeheuren Frevel nicht über sich ergehen lassen würde, ohne einen Ton dazu zu sagen. Na gut, dass hatte sie im Büro des Notars schon getan, und zwar einen von der ziemlich schrillen, spitzen Sorte, denen keinerlei wortwörtliche Bedeutung beizumessen war, und die dennoch so gut wie alles sagten. Als wäre die Nummer nicht genug gewesen, die ihr verstorbener Gatte (und Cousin soundsovielten Grades) da abgezogen hatte, Wohnrecht auf Lebenszeit, aber nicht einen rostigen Knut, nicht ein Fabergé-Ei, nichtmal den billigsten Kochfusel, nein, es reichte nicht. Denn auch die Zeit, in der sich „der verschollene und unauffindbare, somit nicht abkömmliche Mr. Regulus Arcturus Black“ hätte melden können, war ebenfalls verstrichen. Und somit ein zweites Testament zu verlesen.

Dass ein 18jähriger so etwas besaß ... Normal für sie, Alltag für sie, jeder hatte eines. Sogar Peter, und der war der stolze Herr über ein halbes Dutzend Hutschachteln voll mit seiner Serviettensammlung. Krieg eben. Und sie alle Kämpfer mittendrin. Wer immer in Sirius Blacks letztem Willen stand, wäre bei seinem unzeitigen Ableben nun um ein verflucht pralles Sümmchen reicher. Nein. Um zwei. Denn nicht nur jeglicher Besitz mitsamt Immobilien und Auslandsvermögen des O.A.B war in den seinen übergegangen, sondern auch alles, was jemals seinem kleinen Bruder gehört hatte. Und das verwirrte den guten Tatze fast noch mehr als diese Sippenoberhauptsgeschichte. „Du bist ein Dummkopf,“ hatte Lily dazu nur schellten können. „Er hat immer zu dir aufgeschaut, selbst wenn du bescheuert warst.“ Und was sie sonst noch hatte ausdrücken wollen, das behielt sie hübsch verborgen in einem giftigen, schauderschön grünen Blick.

Ja, da konnte James schon recht haben, und resigniert zustimmend nickte Black. „Naja. Soll mich nicht groß kratzen,“ befand er dennoch und tat genau das, als wäre er der riesige schwarze Wolfshund, mit einer Hand hinterm Ohr. „Von mir aus kann sie sich in ihrem liebsten Faltenrock im Foyer auf den Kopf stellen und mit den krummen Beinen wackeln,“ schlug er vor, und Potter hob ergänzend einen Finger: „Solange sie dabei angemessene Unterwäsche anbehält, und damit meine ich 17. Jahrhundert!“ Sirius grinste breit und klopfte seinem besten Freund auf die Schulter, ihn in Richtung des Scheunentors schiebend, wo im schwachen Lichtschein der Lampe die weißen Flocken gegen pechschwarzen Nachthimmel zur Erde segelten, lautlos und still.

Erst mit Potter aus der Schussbahn, drehte Black sich noch einmal um, breitete mit einem einzigen, perfekt gezielten Wurf die Plane aus und ließ sie sanft wie eine Federdecke auf das Motorrad herabgleiten, so dass nichts darunter hervorlugte als die vollendete Form von Lenker und Auspuff. „Gute Nacht, mein Liebling,“ flüsterte er dem Gefährt zu und verabschiedete sich wehmütig mit einem Handkuss, der es bei James endgültig aussetzen ließ. Mit den rehbraunen Augen rollend, röhrte er wie seine Animagusgestalt kurz vorm Angriff. „Tatze, geht's noch?“ konnte er kaum glauben, von was er da soeben Zeuge geworden war, löschte die Laterne und stapfte in den gut einen Fuß hohen Schnee auf der steilen Wiese hinaus. Keine Dunkelheit verschluckte ihn, dafür war das Dorf von Godric's Hollow viel zu weihnachtlich geschmückt.

Grinsend, die Brust rausstreckend und die Daumen in nicht vorhandenen Hosenträgern einspannend, schlenderte Black hinterdrein, obwohl das bei dem Terrain und den Wetterverhältnissen gar nicht möglich war. Kein silberner Mond trübte die blinkenden Lichter und schimmernden Kerzen in den Fenstern, die ganze Clifflee Lane hinauf und hinunter erstrahlte im Glanz des baldigen Fests. Tannen waren mit Girlanden geschmückt, Sterne zierten die Haustüren, und auch da oben, wohin die beiden frierenden jungen Männer jetzt steuerten, tanzte bunter Reigen aus Festlichkeit. Und aus dem Schornstein stieg der süßliche Duft von Rosinen und Vanillesoße, und ihre Nasen reckten sich dem unwillkürlich entgegen. „Such' dir 'ne Freundin, Mann,“ tadelte James trotzdem noch Blacks bekloppte Knutschtour für seine Maschine, auch wenn er das nur halb so ernst meinte. „Als wenn das so schwer wär'.“

Das war kein Versuch, die alte Leier wieder aufzunehmen, das wusste Tatzilein ganz genau, und darum musste sich James keine Sorgen machen. Sie hatten das Thema. Und er verstand Blacks Gründe, waren sie auch noch so an den Haaren herbeigezogen und dämlich. Nach dem Krieg eben. Wenn er meinte, das wäre irgendwie sinnvoll. Sollte er halt. Aber dann bitte nicht mosern, er wär' ja so allein. Das musste er schließlich nicht so haben, das wollte er so. Und wenn er ihn ab und zu damit neckte, war das vollkommen OK. Kein Grund, gleich in Trübsal zu verfallen oder auszurasten, und wozu war man bester Freund, wenn das nicht ankam? „Tja,“ seufzte Sirius und deutete erst voraus zu den Fenstern, die sie aus diesem Winkel noch nicht recht einsehen konnten, anschließend über die eigene Schulter zurück. „Du hast halt 'ne Frau mit Klasse, meine Liebe hat PS!“

Augenblicklich brach James in heilloses Gelächter aus (was bei ihm, anders als bei seinem großen Seelenstück da neben ihm, allerdings weit weniger laut und pompös ausfiel), und er musste kurz stehen bleiben und sich auf den Oberschenkel klopfen. „PS?!“ gröhlte er mit seinem Tenor und spürte, wie ihm Tränen in die Augenwinkel traten, die sogleich festfrieren wollten. „Was soll'n das sein?“ Natürlich hatte er keine Ahnung von Blacks Muggelvorlieben, und schon gar nicht von Physik. Aber Unsinn, davon verstand er was, und während Sirius noch mit den Augen rollte, fielen ihm schon ein paar mögliche Ausschreibungen dieser Abkürzung ein, die er unbedingt zum Besten geben musste: „Pappschinken? Pottsäue? Potter'sche Stinkstiefel?“ schlug er vor, ehe er zum Ausgefalleneren kam. „Petrosilius' Suppenrezepte? Oder halt: Pimmelschimmel?!“ Damit war's endgültig vorbei, und Black unterdrückte mit aller Macht das eigene Lachen.

Schmunzelnd, hochrot im Gesicht, weil er sich kaum zurückhalten konnte, schüttelte Sirius den Kopf, rupfte sich die Wollmütze vom Schädel und klopfte Potter so fest gegen das Rückgrat, dass er beinahe einen Satz über einen im Schnee vergrabenen Maulwurfshügel gemacht hätte. „James, du Depp, werd' endlich erwachsen!“ verlangte er und hatte noch nie so schlecht gelogen. Das konnte niemand ernst nehmen, erst recht nicht Potter, der sich grinsend aufrichtete und mit hochnäsigstem Ton, jedoch vom eigenen Kichern ins Lächerliche gezogen, „dafür gibt es keinerlei vernünftigen Grund, Mr. Black!“ proklamierte, um sofort doch ein klein wenig leiser und weniger amüsiert zu werden. „Ich bin ja nicht Frank.“ Und die beiden jungen Männer warfen einander einen zwinkernden Seitenblick zu und arbeiteten sich am Hang vorwärts.

Mühsam war der Anstieg, anders als vom Sommer gewohnt, und es war kaum zu fassen, dass ihr letzter großer Besuch hier schon über ein Jahr zurücklag. Die Hochzeit. Wie ewig her und doch irgendwie erst gestern gewesen. Alle noch zusammen, unverletzt, jeder von ihnen. Mittlerweile gab es nicht einen in der Jungriege des Phönixordens ohne Narben, und Remus behauptete steif und fest, sie wären alle bloß doofe Nachmacher, weil er ja so sagenhaft einfach habe Weiber abschleppen können damit. Und dabei fuhr er sich für gewöhnlich Black'sch durchs Haar und setzte eine Miene auf wie Pilzfänger Malfoy im Präfektenbad. Und echt mal: Wenn Moony es nicht für nötig befand, sich wie ein Erwachsener aufzuführen, gab's da für sie beide hier einen Grund? Nö.

Die Fenster der Potter'schen Küche kamen nun in ihr Blickfeld, wie sie eine weitere, natürliche Stufe in dem steilen Hang erreichten, und sie wussten genau, dass man sie in der Dunkelheit hier draußen nicht würde erkennen können, stand man drinnen noch so dicht hinter den Scheiben. Die grün gestrichene Klöntür war zu, eine feine Schneewehe zu ihrer Schwelle, und auch die Läden nur am nächstgelegenen Ausguck noch geöffnet. Eben weil die beiden Männer noch draußen waren und man auf sie wartete, weil man hinaus schauen können wollte, falls sie sich verspäteten. Eigentlich waren sie eher recht früh dran, denn Sirius hatte Cornwall so schnell verlassen wie eben möglich, ohne unhöflich zu sein. Doch dass man sich bereits um ihr leibliches Wohl kümmerte, das war deutlich wahrzunehmen.

Das war Lily, die da hin und her wuselte, eine rot-karierte Schürze um den schlanken Leib geschlungen, und ihre herrlich winterlich blassen Wangen, noch übersät von den Sommersprossen der vergangenen Jahreszeit, glühten förmlich vor Eifer. Sirius brauchte nicht hinzusehen, um die Reaktion seines besten Freundes zu erraten, wie die Schultern ineinander sackten, ohne an Kraft zu verlieren, so als würden ihm die Knie wegschmelzen, jetzt und auf der Stelle in dieser Arschkälte, und ein winziges Lächeln stahl sich in seine Augen. Wie Kinderglanz am baldigen Weihnachtsabend. Er musste das einfach widerspiegeln, egal wie zwiespältig dieses Gefühl. Und sie da drinnen sah aus, als spüre sie es auch und müsse ganz genauso erwidern.

Einen Löffel in den Kupferkessel versenkend, schnatterte sie vor sich hin, gestikulierend und dabei fast die Hälfte von dem herzhaften Bouillon verschüttend, den sie zum Probieren hatte herausfischen wollen, in ihrem ganz eigenen Wahnsinnstempo, dabei jedes Wort klar und deutlich und sinnhaft, und man hätte es für ein Selbstgespräch halten können, hätte sie sich nicht herumgedreht und, das Besteck vor sich her führend, den Arm ausgestreckt. Da war noch ein Schatten in der Küche, hochgewachsen und in Form eines Drachenvierecks, wenn er saß, so wie jetzt. Black grinste sofort, wissend, dass so nur einer aussehen konnte, und wie sich Remus Lupin nach vorne beugte, um den Abschmecker zu spielen, kam sein Schädel mit den fusslig rotbraunen Haaren in das Blickfeld der beiden Neuankömmlinge. Natürlich war er hier. Wo auch sonst?

Sein ganzes Gesicht leuchtete. Bis rauf an die Stirn war er rot angelaufen, als habe ihn jemand mit Schnee eingeseift, und dabei hatte er seinen schlimmsten Lächelknick im Mundwinkel, die so schmal gewordenen Wangen hochgedrückt, dass sie voll und rund aussahen wie früher als Kind. Längst nicht mehr, viele seiner gewohnten Kleider ein wenig zu weit, ein wenig hängend an dem sehnigen Körper, nicht mehr bloß einfach schlank, wie sie es aus Schulzeiten gewohnt waren. Sie sahen das, aber sie redeten nicht darüber, schon gar nicht in seiner Gegenwart. Aber jetzt gerade, wie er einen vorsichtigen Schluck von Lilys Suppe nahm, machte er ganz und gar nicht den Eindruck einer Kirchenmaus. Was da in den Silberaugen schimmerte, das mochte man nur 'Glück' nennen.

Wie Moony hastig und zustimmend nickte, war es wieder nur Sirius' Augenwinkel, den er brauchte, um zu erkennen, wie James die gerade noch so weit und im Brückenbogen nach oben geschobenen Brauen wieder herunter sackten und dieses Dreieck zu formen begannen, und am liebsten hätte er laut geseufzt und ihm eine Kopfnuss verpasst. Ach, egal. Der war eben manchmal einfach bescheuert. Man musste doch echt nicht in alles irgendetwas hinein interpretieren. Er jedenfalls freute sich wie wild auf einen Eintopf, den Remus mit so viel Begeisterung lobte, dass er sich aus dem Küchenstuhl drückte und seiner besten Freundin halb gebückt hinterher dackelte, bis sie einen Lachkrampf bekam.

In gestrickten Wollsocken stand er nun da, zu seiner vollen Größe aufgerichtet und sich die schwitzigen Haare aus den Schläfen wischend, wo es unter Kaminfeuer und heißem Ofen herrlichst warm dort drinnen sein musste. Die Hosenträgerclips waren bis an die Schlüsselbeine hochgezogen, hielten sonst sein Beinkleid nicht in angemessener Höhe, wie er das oberste Regal absuchte. Lily tat es ihm gleich, dabei grübelnd (man konnte ihr „hmmmmm“ förmlich draußen hören) mit einem Holzlöffel gegen ihre eigenen Lippen trommelnd. Eine Kleinigkeit schien noch zu fehlen, irgendwas Besonderes, und Black lief das Wasser im Munde zusammen und der Schweiß die Wirbelsäule entlang, wie sie sich den Hügel hinauf quälten. Gefrorene Nasenspitzen und patschnasse Schultern.

Aber wie Lily fand, was sie suchte, zu hüpfen begann, weil ihre schlanken, schönen Arme zu kurz dafür waren, und wie Remus so selbstverständlich und ohne die geringste Not zur Absprache einfach zugriff, beide Hände mit gewandten, langgliedrigen Fingern um ihre Taille schlang, um sie aufzuheben, da war der verfluchte Hang nur noch eine Bordsteinkante. James legte mit einem Mal solch eine Geschwindigkeit vor, dass Sirius ein angeätztes Geräusch vollführte. Und das absichtlich so laut, dass Potter es hören musste. Danke. Auch die Nummer hatten sie schon gehabt, und die war wesentlich weniger witzig und konform zuende gegangen als die Sache mit ihm und 'ner festen Freundin. James warf ihm nur einen Blick über die Schulter zu, der alles heißen konnte von 'halt's Maul' bis zu 'versteh' mich doch'. Auf keins von beidem hatte Sirius Lust. Sich einen Ruck gebend (den er mit Muskelkater bezahlen würde), schloss er zu seinem besten Freund auf. Jetzt bitte keine Krone I. von Absurdistan-Szene.

Ohne anzuklopfen herein platzend in seine eigene Küche, schlang Sirius einen Arm um Potters Hals und gröhlte ein fröhliches „n'Abend, Mädels!“ in den Raum hinein, dass augenblicklich und völlig ohne Hast von einem synchron geschmetterten „hallo, Schatz!“ übertönt wurde. Diese zwei Streber beugten sich über den Kessel und wandten nur die Gesichter ihnen zu, störten sich gar nicht an dem eisigen Wind und den hereintreibenden Schneeflocken, sondern strahlten noch immer um die Wette und grinsten so dämlich, dass nur irgendwas im Busch sein konnte. Aber vermutlich dachten sie bloß, sie wären die einzigen, die wüssten, während er selbst und James gedacht hatten, sie wären und so. Das war ja mal wieder typisch. Er fühlte sich wahnsinnig wohl dabei.

„Hey,“ hauchte die Dame des Hauses als zusätzliche Begrüßung, angelte sich das klamme Kinn ihres Gatten und zog ihn näher für einen nicht mal kurzen, impulsiven Kuss auf den Kiefer, während Lupin und Black schon anfingen, einander mit Trockentüchern zu schlagen, bis Remus sich kreischend darüber beschwerte, wie unfair das sei. „Du hast 'ne Lederjacke an, du Arsch, und ich bloß 'n Hemd!“ lachte er sich dabei trotzdem halb tot, und Sirius hörte auf, weil er etwas entdeckt hatte. Mit ausgestrecktem Finger, vor- und zur Seite gebeugt stand er da, dass ihm die Locken wie Gardinen herunter hingen, genau auf die Backschiene des Ofens deutend. „Sind das etwa Bratäpfel?“ juchzte er auf, und Remus grinste. „Erst zum Nachtisch, Tatze!“

Zuhause. Das hier war Zuhause, für jeden von ihnen, nicht nur für James, der sich jetzt besänftigt aus seinem kurzen Lodenmantel pellte und von Alice und Frank zu erzählen anfing, von den Vermutungen der beiden Auroren über mögliche Spione und all diesen Unfug, als sei das reinstes Kaffeeklatschgewäsch und längst nicht furchtbar ernst und bedrohlich. Weil es heute nicht wichtig war. Es war eben die Nachricht des Tages, der Woche, ach was, des ganzen Monats, und wer konnte da irgendwie noch Trübsinn blasen? Vielleicht nicht gerade perfektes Timing von den zwei Longbottoms, aber wer plante solche Dinge schon? Was passieren sollte, das geschah auch, so sah James Charlus Potter die Welt, und deshalb zuckte er die Achseln, warf Sirius einen kleinen, grinsenden Blick zu und ließ die Bombe dann platzen: „Und Alice ist schwanger.“

Keine Reaktion. Ey! Die versauten ihm seine Pointe! Völlig cool und gelassen rührte Lily in ihrem Bouillon herum, und Remus spielte sich an den Fingernägeln wie ein gelangweilter Lord im Britischen Oberhaus. „Wissen wir schon,“ murmelte er so entsetzlich undeutlich, dass es wie „wissmascho“ klang, und augenblicklich gröhlte Black auf, als habe seine Lieblingsquidditchmannschaft gerade ein totsicheres Tor vergeben. „Deshalb,“ betonte er besonders, „grinst du so dämlich!“ zeigte er auf Remus, und das Schmunzeln in Lupins Gesicht wurde nur noch breiter.

Scheiße, verdammt. Na, dann musste er halt anderweitig punkten, meinte James und holte zur ersten Runde Tiefschläge aus, an denen er schon den ganzen Flug hierher gefeilt hatte. Wer könnte da auch schon widerstehen? „Irgendjemand hätte Frank das noch mal erklären sollen,“ schürzte er die Lippen, zog die Ärmel seines Mantels glatt und hängte das gute Stück an den Haken in der gefliesten Ecke, wo die Wintersachen abtropfen konnten. Sirius hatte seine Jacke längst dorthin geworfen, hockte nun auf dem Stuhl, auf dem vorhin noch Lupin gesessen hatte, und befreite sich von seinen Stiefeln. Wie Remus süffisant und kurz angebunden, noch immer dümmlich lächelnd „nein“ sagte, bekam zumindest Potter nicht mit.

„Jetzt hat er demnächst statt den Zauberstab in seinem genialen Waffengurt 'n Fläschchen dabei, und er sieht bestimmt voll cool aus mit Schnuller hinterm Ohr,“ feixte James, kam sich sagenhaft lustig vor und wunderte sich nur knapp, dass niemand so recht darüber laut lachen wollte. Black hörte ihm gar nicht zu, die Spaßbremse. Der stierte nur Moony total Banane von unten her an und hatte dabei Augen, als habe der älteste ihrer gemeinsamen Schulfreunde gerade vorgeschlagen, Tom Riddle solle Patenonkel werden. „Ich hör' ihn schon,“ fuhr er ungehindert fort, die Schnürsenkel geöffnet und einen Schuh nach dem anderen ausziehend, „'Tschuldigung, bin zu spät, aber Alice hat die Babykotze nicht aus meiner Robe gekriegt!'“

Einatmend, schwungvoll, drehte sich Lily am Herd herum, den Kochlöffel in der einen, den Zauberstab in der anderen Hand, lehnte sich gegen die Abschlussrohre aus poliertem Messing und setzte ihr so richtig ätzend überhebliches Klassenbestengesicht auf. Na, endlich mal zeigte hier jemand Aufmerksamkeit, und wenn's nur Protest war, dachte James, schaute kurz hinter sich und visierte mit dem Hintern den zweiten Stuhl an der langen Tafel an, auf dem er sonst frühstückte, sie ihm gegenüber. „Worauf du dann antworten darfst: 'Hach, Frank, das kenn' ich, die Flecken hab' ich drei Wochen später noch im Hemd!'“ grinste sie, halb schnippisch, halb schadenfroh, und schon in die Knie gegangen glotzte James sie vollkommen ahnungslos von unten her an. „Hä?“ Witz nicht kapiert. Sie sollte das echt lassen, darin war sie nicht gut. Und wieso lachte Black trotzdem darüber?

Lily seufzte. Laut und eindringlich. Als versuche sie gerade, Dragomir Avery die Zahlen von zehn bis 20 beizubringen. „James,“ sagte sie, ließ resigniert beide Hände gegen ihre Hüften fallen und rollte kopfschüttelnd mit den Augen. „Ich bekomme ein Kind.“ Rumms. James Potter saß neben dem Stuhl auf dem Boden der eigenen Küche, Arme und Beine von sich gestreckt und die Augen so groß wie die Brillengläser. Und Sirius Black brüllte vor Lachen, dass sich das ganze Cottage knarzend bewegte wie die Heulende Hütte oben in Hogsmeade, und dabei musste er sich mit einer Hand an Moonys Schulter festhalten, der kichernd mit den Fingern vor dem Mund feixte. „Schönen dritten Advent, Papa!“ wünschte er hoch amüsiert, und dann lachten sie alle, sogar James, auch wenn ihm kotzübel war dabei, und niemand bemerkte auch nur das Fehlen von Peter Pettigrew.


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