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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Des Vasallen Entschluss

von Teekon

Dieses leise Hallen, das Hin und Her – Tick, tock, tick, tock – das liebte er, dieses Geräusch. Die Standuhr, pendelnd, ein feines Klicken, wenn das Perpendikel an den Seiten hochschwingend den höchsten Punkt erreichte, ein dumpferes, fast rauschendes Vibrieren, wenn es wieder zurück federte. Auf und ab, vor und zurück, immer und immer wieder, und dazu spielte das Licht eines hellen Mondes mit den bunten Gläsern in bleierner Einfassung. Über den blühenden Nachthimmel zogen eilige Kummuluswolken, trocken der Asphalt nach kurzem Regenschauer, und die milde Luft des warm gewordenen Sommers war schwanger von vorübergezogener Feuchtigkeit.

Durch angelehnte, niemals aber gänzlich geöffnete Fenster, außer ganz oben unter dem Dach, wo nur die Gauben hinaus schauten, wehte angenehm frischer Wind hinein, trug den Duft von herbem Grün der Platanen rund um den Platz, rund um den Park, klar und nicht wie so häufig vermischt mit Abgasen und viel zu heißem Pflaster. Abgeschaltet der Natriumdampf, kein schemenwerfendes grell-orangefarbenes Glühen, grobkörnig fahle Blässe auf vorbei ziehende Gesichter werfend. Nur das Sternenlicht, der Trabant dort oben, silbern und so schön, dass alles ringsherum nur in seine Klarheit getaucht war.

Still das ganze Haus, nur dieses herrlich vertraute Ticken der Uhr, keine knarzenden Stufen, keine geschlagene Tür, nicht einmal zirpendes Schnarchen von friedlich träumenden Bewohnern. Niemand zuhause. Und dennoch nicht wie ausgestorben. Noch nie zuvor hatte er es so unwahrscheinlich atmend erlebt, so beseelt, dieses Gemäuer, mit einem Mal so anheimelnd und voller Erinnerungen. Nicht nur schlechter. Ja, viele dunkle, böse Stunden verborgen hinter Sesseln und Sofarücken, lauschend auf dem nächsthöheren Treppenabsatz, wann es endlich vorbei sein mochte und wieder Ruhe einkehrte. Eine Ruhe wie jetzt. Wie hier und heute. So lebendig fühlte er sich und im gleichen Moment so vollkommen verloren.

So hoch am Himmel stand der Mond bereits, zwischen den Giebeln der Häuser von Camden hindurch lugend, dass er einen breiten Streifen durch das Oberlicht im Dachgeschoss warf, schräg hinunter bis auf die Galerie im ersten Stock, wo die Tür mit dem magischen Schloss nicht einen Spalt präsentierte. Auch hier heute niemand, der Herr des Hauses fort zu einer Reise, einen alten Freund treffen, etwas bereden, was auch immer es sein mochte. Geschäfte? Daran mochte er nicht denken. Er hatte es sich so gewünscht. Aber keine Wahl. Vielleicht würde es doch noch so kommen, wie es von Anfang an bestimmt gewesen war, der Ältere, der Stammhalter, dem gehörte das hier alles, nicht ihm. Das war nicht für ihn. Nicht und nichts.

Und es war schön. Wunderschön. Selbst in jenem Silber war das tiefe Grün der Wände zu erkennen, der filigrane Stuck in blendendem Weiß an der Decke, ringsherum, überall in jedem Raum. Die Kronleuchter mochten groß sein, ausladend, aber keineswegs übertrieben, hervorragend eingepasst, mit besten Bienenwachskerzen bestückt, geschmackvoll jedes Detail. Das war seine gute Hand, seine starke Hand, die mit dem Onyx des Familienwappens, und der Junge musste sich für einen winzigen Augenblick über die eigene Wange streichen, wie diese Stelle aufbrannte, als sei es wieder frisch. Er hatte Talent dazu, eine Idee von Glanz und Pracht, jederzeit mit Stolz und Selbstbewusstsein gepaart, ohne im geringsten deplaziert und schamlos zu werden. Er wünschte, er hätte das von ihm geerbt. Wie der Große.

Alles war so fantastisch stilvoll, die Stoffe ausgesucht, die Handwerksarbeit unerreicht. Gedrechselt ohne Fehl, die Geländer der ausladenden Treppe, jede Stufe poliert, bis sie blinkend reflektierte, als laufe Wasser in Kaskaden dort hinunter bis in den tiefen Pfuhl des Foyers, wo das Marmormosaik in mattem Schwarz und Weiß den Grund bildete. Er stand nur da und starrte hinunter, die Augen widerspiegelnd, während die georgianische Stadtvilla am Grimmauld Place #12 schlief wie ein zufriedener Drache, geschützt von Zauber und Bann. Mit einem Mal das schönste Zuhause, das sich ein junger Mann nur wünschen konnte.

Es hatte keine Eile, es bestand kein Zeitdruck. Er konnte sich entspannen und genau das tun, was er gerade nicht anders konnte. Bohnerwachs und Bratensoße, er sog beide Gerüche tief in die Lungen hinein und schloss für einen verlängerten Reflex die Lider. Zum Frühstück würde es frische Croissants geben, er hatte seinen Vater danach verlangen hören, ehe er aufgebrochen war. Diese Mischung aus guter Butter und Ei, wenn der Teig in dem eisernen schwarzen Ofen hochbuk, er konnte es kaum aushalten, wenn er nur daran dachte. Bis morgen zu warten war jedoch wirklich zu lang.

Als hätte ihn dieser Gedanke aus seiner Starre geweckt, stieß Regulus Black sich vom Geländer ab und zog sich gleichzeitig daran hoch, Schritt für Schritt, die funzligen Lampen an den Aufgängen genauso mit Blindheit geschlagen durch sein Apfelholz, wie er es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, schlich er nachts durch die Gänge. Niemanden wecken. Sie brauchten nicht zu wissen, wie spät er heimkam, wenn er denn heimkam, mussten nicht fragen, wo er gewesen war. Das wollte er nicht sagen müssen. Und zu lügen wäre kaum möglich. Denn da war dieses ahnende Funkeln von Hochmut in ihren Augen und das so merkwürdig hohl gewordene Flackern in seinen. So dunkel die Regenbogenhaut. Der eigenen so ähnlich. Nicht mal mehr erschauern tat er darunter, kein zittrig ängstliches Beben mehr in der Brust. So als wäre mit dieser Entscheidung schlussendlich doch noch Frieden für ihn eingekehrt.

Kaum zu glauben nach allem, was geschehen war, kaum zu begreifen, betrachtete er die vergangenen Tage. Ja, sie hatten den Ausschlag gegeben. Ja, Warten war keine Option mehr. Sieben durften es niemals werden, nie. Sieben, welche Fülle von Macht. Die Zweige des Lebensbaums, die Verquickung von Geist und Körper, die Zahl des Apollo, der Zyklus von Ägypten. Sollte das geschehen, wer wusste, wo es enden könnte? Fast hätte er darüber gelacht. Schon seltsam, wie es sich alles fügte. Sich ausgerechnet jetzt sicher zu sein, Vaters Pergamente, Schmierzettel, nichts weiter, eine Informationsquelle, wie sie unschlagbarer nicht sein konnte und nicht in der Lage, ihn darüber auszufragen, weil er nicht wusste, warum er forschte, zu welchem Zweck er herausfand. Die gleichen Motive und Ziele wie er? Oder im Gegenteil, gar böse Zauberey?

Nie würde er spüren, dass eines fehlte, konnte nicht mehr erahnen, was es bedeutete, ganz zu sein. Und darum kein Grund, noch Weitere zu erschaffen, keine Ahnung dabei, dass die heilige Zahl der Unendlichkeit niemals erreicht worden war. Sollte er's ruhig glauben, für immer, sollte er so jedem entgegen treten, der ihn herausforderte, und so seinen Meister finden. Eben doch nicht so perfekt wie gedacht. Ja, es war eine Chance. Vielleicht die einzige. Auch wenn es ein Opfer forderte. Das war es wert.

'Sei doch nicht so dumm!' Er konnte sie hören, die sich im Stimmbruch überschlagende Stimme eines damals 13-, 14jährigen. So weit weg jetzt, unerreichbar, und doch war er es nun, der er hier stand, der die wahre Grausamkeit erkannte, der wirklich wusste, mit eigenen Augen gesehen, mit eigenen Sinnen erfasst, wie abscheulich, wie entsetzlich das Monster tatsächlich war. Es würde jeden zermalmen, der sich diesem Terror nicht unterwarf, der nicht genauso gewissenlos handelte. Und er konnte das nicht.

Angeschrien, angekeift hatten sie ihn, der widerliche, breitschultrige Travers, schrägstehende Augen in einem Gesicht, das nichtmal eine Mutter lieben konnte, so ungeschickt, so hirnlos, der den Befehl des russischen Hexers mühelos ausführte, mit einem befriedigten Lächeln auf dem Gesicht, während Domenikus den zuckenden Körper festhielt. Kein Schmerzenslaut war über die Lippen des rothaarigen Mannes gekommen, nur verbissene Tränen und knirschende Zähne. Er musste auf der Treppe innehalten und die eigenen Kiefer fest aufeinander pressen, um das Bild aus seinem Kopf zu vertreiben. Keine Menschen. Keine stolzen Reinblüter mit Schneid und Können und gottgegebener Vormachtstellung. Die verdienten sie nicht. Sie waren bloß Tiere. Er wollte keines sein. Und niemand, absolut niemand, durfte so verachtend gestraft werden.

Er würde ihn töten. Früher oder später. Und er würde es selbst tun, daran bestand kein Zweifel. Ein schönes Privileg, ein Black zu sein. Ein Exempel für die anderen Todesser – seid nicht so ekelhaft feige, seid nicht so peinlich mitleidig – eine Warnung für die Welt – keiner ist sicher vor uns – vollzogene Rache an Orion für seinen Verrat, für seine Schmähungen, für seine störenden Umtriebe. Vornübergebeugt auf der Treppe musste Regulus dieses Mal wirklich heiser lachen, so tonlos und hechelnd, als sei er ein geprügelter Streuner. Oh, wenn der Dunkle Lord wüsste, wie viel mehr als nur lästig ein Black sein konnte. Vernichtend.

Sein Blick fiel auf den eigenen, im Mondlicht kränklich blassen Unterarm, keine Scheu mehr, den Ärmel hochzukrempeln. Beide wussten es, wozu sich noch verbergen? Die Venen, bläulich violett und brüchig, zeichneten sich ab, erweitert wie sich schlängelnde Krampfadern rund um jenen starrenden, schadenfrohen Totenkopf mit der Viper zwischen den zerbrochenen Zähnen, und Regulus ballte die linke Faust. Straff spannte sich die Haut darüber, bewegte sich die Schlange in hypnotischem Tanz, doch der so vertraute Schmerz blieb aus. Wie losgelöst. Der Zauber dahinter gebrochen. Er gab sich einen Ruck und stemmte sich auf den oberen Treppenabsatz.

Das hier war in Ordnung. Es ging konform mit seinem eigenen Inneren, es ließ nicht sein Herz sich aufbäumen, seine Seele sich dagegen sträuben. Keine Scham, keine Buße, es war in stillem Einvernehmen seiner selbst. Wenn er etwas bereute, dann diese schockierte Enttäuschung in jenem fahlen Blick dort unten im Wintergarten im herrlichsten Sonnenschein. Wie merkwürdig, wie überaus komisch, ohne lustig zu sein. Er wusste das mit einem Mal, etwas, das er nie für möglich gehalten hätte, nicht einmal in jener Nacht im Gemeinschaftsraum der Slytherins, als die schallende Ohrfeige es ihm hätte einbläuen müssen: Einen von ihnen zu verlieren, nun beide, würde dem aufrechten Oberhaupt einer ganzen Dynastie Rückgrat und Herz brechen. Ein Herz, das man immer verleugnet hatte.

Und wieder musste er lachen. Ohne Freude. Das tat ihm leid. Das tat es wirklich. Aber es ging nicht anders. Wenn einer von ihnen, wenn überhaupt irgendwer eine Chance haben sollte, dann musste er das hier tun. Kein anderer Ausweg mehr offen. Die Tür zu seinem kleinen Reich öffnend, entzündete er auch hier kein Licht, schlüpfte nur in den so wohl vertrauten Raum, geschmückt in Grün und Silber, das Gaubenfenster sperrangelweit offen. Quidditch-Kapitän, erfolgreichster Sucher seit 20 Jahren, Erringer des Hauspokals von 1979. Wie unnütz und wie schön. Während er mit ein paar wenigen, langen Schritten die Dielen überquerte zu dem sonst wenig gebrauchten Schreibtisch unter der nun hell strahlenden Öffnung in der Dachschräge, fiel ihm noch etwas ein, das ihn ein wenig grämen durfte in seiner felsenfesten Entscheidung, aber auch das entlockte ihm kaum mehr als ein feines, schnaubendes Lachen. Wenigstens einmal zu lieben wäre nicht schlecht gewesen. Auf jede erdenkliche Weise.

Als wäre er der Einzige, der das niemals erleben durfte. Der kleine Sohn von Edgar Bones würde nie. Und seine Schwester auch nicht. Und so viele mehr, begraben unter Trümmern von Magie zum Einsturz gebrachter Häuser. Herausgerissen aus dem Leben. Das musste aufhören. Die ganze schreckliche Tragweite eines Mordes, eines einzelnen nur, rauschte ihm in Bildern vor dem Gesicht vorbei, wie er nicht, wie es immer behauptet wurde, wie sich auch der Große immer damit gebrüstet hatte nach jenem Blitzfluch, die Erinnerungen seiner kurzen Zeit vor Augen geführt bekam. Nein, vorgespult. Jahre vor sich, die er niemals sehen, niemals spüren würde. Keine Kinder mit schwarzen Locken, die zu seinen Füßen spielten. Kein greiser alter Mann, der mit kichernder Nostalgie seinen stattlichen Bart kraulte wie die Vorfahren auf den Porträts im Salon.

Ausgelöscht, obwohl es sein Schicksal hätte sein sollen. Paradox. Regulus berührte sanft mit der Spitze seines Zauberholzes den Knauf der kleinen Schublade, und augenblicklich sprang sie gut gepflegt auf und präsentierte ihm und nur ihm den Gegenstand, den er als letzten brauchen würde. Golden, und damit überspielt vom silbernen Licht des Erdtrabanten, der ganze Glanz des angeblich edleren Metalls geraubt und in den Schatten gestellt, klaubte er das Medaillon hervor und wog es in der Hand. Schwer, massiv, 555 Karat. Mutter würde es nicht brauchen. Vermissen mit Sicherheit, sie war wie eine Elster, wenn es um ihren Schmuck ging, Familienerbstücke, wo sie keine Geschenke bekam von einem Ehemann, von dem sie Vergötterung forderte und nichts als hasserfüllte Verachtung empfing. Nur einmal noch runzelte er die Stirn darüber, nicht in der Lage, auf den Grund dieses stillen, tiefen Wassers zu schauen, das Orion Arcturus Black geworden war, irgendwann.

Egal jetzt. Er hatte es ihr gestohlen aus der Schatulle unten in ihrem Schlafgemach, und nun gehörte es ihm. Für eine kleine Weile. Mit einer ruckartigen Bewegung stopfte der junge Mann sich das Amulett in die Hosentasche und verschloss die Schublade. Ein Blick noch hinaus auf den so träumend daliegenden Park inmitten des stillen Platzes, und er erinnerte sich daran, wie er ausschaute, wenn bald schon, im Herbst, die bunten Blätter fallen würden, wenn Muggelkinder Drachen ohne jegliche Magie steigen lassen würden. Wie hübsch es immer ausgesehen hatte, lag der Schnee in dünner Schicht wie Puderzucker auf dem Rasen, fast wie auf Kreachers Weihnachtsplätzchen. Und wenn im Frühling die ersten bunten Blumen sprossen, dann wehte ein so zärtlicher Wind durch die knospentragenden Äste. Er nahm einen tiefen Atemzug und roch alles auf einmal, Pilze und Frost und Flieder, ehe er sich hastig ab und der Tür zu drehte.

Er sah nicht den Stapel an Büchern, Bildbände und Heftchen, aufgereiht auf seinem Kopfkissen, das grüne Duvet darunter, entdeckte nicht die fein säuberlich versiegelte Pergamentrolle darauf, in der ihm sein Selbststudium erklärt wurde. 'Wenn du Fragen hast, bin ich, wo ich immer bin'. Er sah es einfach nicht. Die Tür fiel zu, und Regulus stand wieder auf dem Treppenabsatz, das Tor zu seiner Kindheit, nein, zu seinem Leben hinter ihm, für immer zu.

Die Beine trugen langsam, bedächtig, aber ohne zu zittern, Stück für Stück, Stufe für Stufe hinab. Es war niemand im Haus außer ihm. Die Gemälde rührten sich nicht, und dennoch konnte er ihre Insassen atmen hören, vertraut und wohlig bekannt jeder Einzelne von ihnen. Mit ausgestrecktem Arm ging er, die Finger abgespreizt, berührte die raue Tapete, so wie er es nie gedurft hatte, immer dafür geschollten, etwas schmutzig zu machen, wenn er und der Große gerannt waren, gerutscht auf dem Geländer, kreischend vor Vergnügen. Er lächelte mit dem Gedanken, streichelte den Lack am Eingang zu Vaters Räumen, ohne seine Schritte zu drosseln. Am düstersten war es immer im Foyer, wo das ganze Gewicht des Hauses seine Schatten werfen konnte.

Nur ein Vorhang verdeckte den Abstieg in den rundbogigen Tunnel, der zur Küche führte, dunkel dahinter, und er blieb noch einmal stehen und spielte damit in seiner Tasche herum, drehte das Schmuckstück in seiner so zierlichen Hand, fragte sich, ob sie jemals so kräftig und sehnig und viril geworden wäre wie die der Männer in dieser Sippe, bevor er es herausnahm und auf der bleichen Fläche ausbreitete. Nichts Magisches daran. Mit Fingerspitzen streifte er über den Verschluss, der sogleich aufschnappte. Alles noch da, wo er es hingetan hatte. Ein bisschen pathetisch vielleicht, ja. Aber er fand, wenigstens einen Black'schen Zug müsse auch er an sich haben. Die traurige Bitterkeit darüber, dass es der einzige sein musste, nicht begreifend, wie unrecht er hatte, gesellte sich zu jener so befriedenden Hoffnungslosigkeit. Zeit zu gehen.

Genauso unvermittelt und sprunghaft wie noch vorhin, versenkte er das Medaillon erneut in Finsternis und bewegte sich vorwärts, durchschritt die eisenbeschlagene Tür und trat hinunter in den langen, gewölbeartigen Raum der Küche. Erschlagend überwältigend, der Duft von Speisen und die wohlige Wärme des Ofens, die Gemütlichkeit, diese Welle aus Erinnerung. Er zwang das alles nieder und schritt voran. Rechts herum um die lange Tafel, die nie zum Essen genutzt wurde, nur zur Zubereitung, wo das Feuerchen für den Morgentee noch nicht entfacht war. Warum er ihn nicht einfach rief, das konnte er sich nicht erklären. Aber er fragte es sich auch nicht, hockte sich nur vor jenen urigen Küchenschrank und berührte vorsichtig den Türknopf.

Da lag es, das erbarmungswürdige Geschöpf, und eine sich auftürmende Wolke aus intensivster Zuneigung baute sich so urplötzlich in seinem Inneren auf, dass er sich auf ein Knie stützen und sich mit dem Ellbogen der gegenüberliegenden Hand an der Anrichte über sich anlehnen musste. Die Schlappohren waren angelegt an den fast kahlen Kopf, bedeckt mit fussligen, weißgrauen Härchen, der viel zu große Kopf auf einen Berg aus Lumpen gebettet. Dürr und verhungert die Ärmchen, einen Kartoffelsack um den ausgezehrten Körper geschlungen, hob und senkte sich das ganze Bündel mit jedem leise fiependen Atemzug. Auch ihm musste er das antun. Stärker jetzt, dieses Gefühl. Keine Wahl.

„Kreacher,“ flüsterte er, streckte zögerlich eine Hand nach ihm aus. „Kreacher.“ Der Elf grunzte im Schlaf, sich wohl nicht recht sicher, ob er ihn wirklich gehört hatte, bis diese so veränderte Stimme ihn aufhorchen ließ. Die flatterigen dünnen Lider sprangen auf und gaben riesige, schwarze Augen preis, und mit einem quieksigen Kreischen sprang der Diener rückwärts in seinem Schrank, dass er an die Wand stieß, den Jutesack voller Löcher hochgezogen bis unter die spitze, lange Nase, die Fingerchen darin verdreht. Nur langsam kroch Verstehen in seine panischen Züge. „Meister Regulus!“ erkannte er seinen geliebten Herrn, und die Ohren senkten sich im selben Maße ab wie die Hände. Das lächelnde Gesichtchen kam zum Vorschein.

So spät schon wieder, nicht das erste Mal, dass er ihn um Uhrzeiten wie dieser weckte. „Ihr habt mich erschreckt, Sir,“ kicherte der Hauself und hielt sich das Kinn dabei, bedeckte den Mund voller schiefer Zähnchen. Noch mehr einknickend, sich auf den eigenen Fuß sinken lassend, beugte sich der junge Mann weiter hinunter, die gekürzten schwarzen Locken kraftlos seine Züge verbergend, bis er sie sich aus den Augen wischte. Kreachers Miene glitt ab in verwunderte Sorge. Seine Wangen waren ganz hohl und grau, noch mehr und bedrückender als in den vergangenen Monaten. Sich auf die Zunge beißend, verbot sich der Elf ein Urteil und eine Bemerkung, nur noch schwermütiger durch die seltsamen Worte seines Meisters:

„Bitte, verzeih', Kreacher.“ Verwirrt. 'Verzeih'.' Noch nie zuvor gehört, diese zwei Silben, niemals an ihn gerichtet erst recht. Mit knackenden Gelenken richtete sich der Diener mehr und mehr auf, forschte beobachtend nun mit seinen großen Augen in der Körperhaltung des 18jährigen. „Alles.“ Das Gefühl unbestimmter Angst, die ins Unermessliche wachsen wollte, konnte der Elf nicht hinunterschlucken.

Aber das hier war Regulus, Meister Regulus, der Beste, der Netteste, der Artigste, und er würde nicht eine Sekunde zögern, seine Befehle auszuführen, seine Wünsche zu erfüllen, und wäre es, das Haus anzuzünden mit allem, was darinnen war. Das verlangte er nicht. Nicht ganz. „Kreacher, ich möchte, dass du etwas für mich tust,“ sagte ein altgewordener, erwachsener Mann mit trübem Blick, und das Lächeln seines ergebenen Knechts hellte sich auf, während seines für immer schwand.


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