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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Die Schlange und der Dachs

von Teekon

Völlig entnervt stöhnte sie auf und rollte mit den dunklen Augen, aber das interessierte sowieso niemanden mehr. Zumindest heute Abend würde sie damit nicht weit kommen, und das wurmte sie fast noch mehr als der ohnehin schon aufgetretene Zeitverlust im Bezug auf dieses Projekt. Sie mochte das nicht, wenn nicht alles perfekt war, wenn nicht alle 100% gegeben hatten. Aber was sollte sie schon daran ändern? Da saß sie nun, in einem riesigen Wust und unüberschaubarem Chaos aus Pergament, zugeschnitten in allen möglichen Formen und Größen, abgebrochenen Federkielen, Borstenpinseln und Farbtöpfen, offen herumstehend, die Deckel teils umgekippt, dass sich dickflüssiges Rot und schreiendes Gelb auf den sonst so blank polierten Holzbänken und Tafeln ausbreitete und dort verklebte. Grauenvoll, dieser Anblick.

„Leute, ihr könnt doch nicht ....“ rief sie ihnen nach, versuchte krampfhaft, an ihr Gewissen zu appellieren, wo sie schon nicht über Ehrgeiz zu bekommen waren, aber auch diese Methode versickerte im Sand des Quidditch-Stadions. Abwinkend lachte Thorfin und schüttelte den Kopf. „Vergiss' es!“ war seine eindeutige Antwort, und sie konnte kaum fassen, dass er es wagte, dieser strohdoofe Dreckskerl, von dem sie keinen Schimmer hatte, wie er überhaupt auf die Schnapsidee gekommen war, sich an der Sache hier zu beteiligen. Naja. Vermutlich eine Strafarbeit. Das Mädchen röhrte in sich hinein wie ein brünftiger Hirsch und verdrehte erneut die Pupillen.

Kichernd wie ein blödes Waschweib rotierte der dämliche Velten seinen Kopf so weit nach hinten, er hatte Ähnlichkeit mit der Waldohreule seines Vaters, und dabei trat er seinem besten Kumpel in die Hacken und verdiente sich damit eine saftige Ohrfeige, die er greinend wegsteckte und sich den schmerzenden Nacken rieb, ehe er hastig hinter den anderen Schülerinnen und Schülern der sechsten Klasse her trippelte. Einer nach dem anderen, murmelnd, aufgeregt und bei Weitem nicht mehr so gelangweilt und mürrisch wie vorhin noch, schlüpften sie nach und nach durch die nur angelehnten Torflügel hinaus ins Foyer. Ja, OK, das hier war auch für sie kein Traumjob, aber was man angefangen hatte, das musste man auch zuende bringen. Und zwar mit Bestnoten. Oder zumindest sah sie das so.

Nicht nur die Kameraden mit dem grünen Innenfutter in den Roben waren unter denjenigen, die sich verzischten, sondern auch aus den anderen Häusern hatte offenbar niemand mehr Bock. Die Achseln zuckend, entschuldigte sich zumindest Arthur, der Präfekt aus dem Turm, wie er fast mitleidig den Mundwinkel verzog. „Tut mir leid, aber ...“ brauchte er es nicht extra noch einmal erwähnen. Ja ja, verstanden: Morgen war Samstag, morgen war Quidditch, und da wollten die einen ausgeschlafen sein, weil sie spielten und die anderen, weil sie den Anstoß nicht verpassen wollten. Am liebsten hätte sie schon wieder mit den Augen gerollt, hätte das nicht wieder ihren Spitznamen heraufbeschworen.

Sich sein obligatorisches westafrikanisches Käppchen mit den hübschen, filigranen Stickereien darauf fest auf den Kopf drückend richtete sich auch der Letzte von ihnen auf und raffte sein Zeug zusammen. „Kommst du, Großer?“ richtete sich der Ravenclaw an den hochgewachsenen Jungen in der Ecke am weiten Kamin, und fast verstohlen aus dem Augenwinkel schielte sie dort hinüber, um zu sehen, was er tat. Seinen Besen hatte er sogar bis hierher mitgeschleppt und den halben Abend eher darauf gehockt als auf einem Stuhl, hatte sich das Ding sogar auf der Bank zwischen die Schenkel geklemmt, als hätte ihm irgendein fieser schwarzmagischer Fluch den Stecken an den Hintern gehext, und das Fluggerät nun aufklaubend, nickte er und machte Anstalten, ebenfalls die Große Halle zu verlassen. „Bin gleich da, King,“ versprach er, erntete dafür eine kurze Geste, und schon war Shacklebolt ebenfalls im Eingangsbereich verschwunden.

Ignorieren, das war sowieso das Einzige, was hier funktionierte. Das Einzige, was richtig war. Ein bisschen schnippisch holte das 16jährige Mädchen tief Luft und pfefferte ihren eigenen Federhalter so fest auf den langen Tisch, an dem sonst hunderte hungriger Mäuler gestopft wurden, dass Azultinte in hohem Bogen davon spritzte und irgendeine der vielen bereits beschrifteten Täfelchen traf. Platsch – und ein gräuslicher Fleck verunzierte die so extrem anstrengend gewesene Arbeit von ewiger Diskussion um Inhalt und Design. Sie resignierte und gab es auf, für irgendwas oder irgendwen stark aussehen zu wollen. Es war einfach total hoffnungslos, und das hier konnte nur in einem Desaster enden. In sich zusammensackend, kreuzte die Präfektin die Arme auf der Platte und warf ihre Wange darauf, die fliegenden Locken wie Korkenzieher springend und sie zudeckend.

Die trappelnden Füße der von dannen ziehenden Mitstreiter verhallten nach und nach auf den Stufen, entweder nach unten in die Verließe oder nach oben zu den Türmen, und mehr und mehr senkte sich die so wohlbekannte nächtliche Stille auf die Große Halle von Hogwarts. Scheite knackten noch leise, fast vorsichtig, als wollten sie das Mädchen nicht noch mehr verärgern und aufbringen, und glühende Fünkchen stoben davon und zischten in den hohen Schornstein hinauf. Wie von selbst regelte sich das Licht herunter, wo sich nichts mehr zu rühren schien zwischen lauter Bastelutensilien und Hilfsliteratur. Nur noch eine Handvoll Kerzen schlingerte in S-förmigen Schleifen, wie in einer mannshohen Acht über dem direkten Geschehen, ganz so wie es sonst im ganzen Saal geschah.

Sie bewegte sich nicht, sekundenlang, vielleicht minutenlang, lag nur da und atmete kaum, und nur diese eine Haarsträhne, auf und nieder gepustet von ihrem Atem, absichtlich zum Vibrieren gebracht, verriet ihre geistige Anwesenheit. Er musste fürchterlich grinsen davon, wie er da in seiner Ecke verharrte und sich an seinem Besenstiel festhielt. Keinen Schimmer, wieso er da noch dumm rumstand. War der immer noch da? Sie war sich nicht sicher, wollte aber auch nicht nachsehen. Nichts zu hören. Keine herumrutschenden Schuhsohlen, keine knisternde Robe, kein gar nichts. Unter dem Gestrüpp aus wildem Haar öffnete das Mädchen ein Augenlid und sondierte die nähere Umgebung, ohne sich aufzurichten. So konnte sie gar nichts sehen.

Die Tür knarzte und ließ sie fast aufschrecken, und ein einzelner Schädel schob sich hinein, der gelbe Kragen des Hauses Hufflepuff daran sichtbar. „Was ist, Mann?“ fragte die so bekannte, irgendwie ein bisschen belegt klingende Stimme von Bobbin, und das zumindest beantwortete ihre Grübelei: Der Typ musste immer noch hier sein. Ja, da gleich links von ihr, quasi halb in ihrem Rücken, denn von dort erahnte sie seine Antwort. „Uhm,“ brummte er und wischte sich mit einer Hand durch den blonden Stirnpony, mal wieder total aus der Form gebracht, wie immer. „Ich ...,“ fing er an, schien sich unschlüssig hin und her zu drehen, oder so hörte es sich zumindest an, und sie schob die Brauen zusammen, dass sie aussahen wie das Wappen ihres eigenen Hauses.

„Wenigstens 'n bisschen aufräumen,“ zuckte der Längste von ihnen die Achseln und machte dabei ein betretenes Gesicht, als müsse er sich für so viel Nettigkeit entschuldigen. Sein Klassenkamerad und Zimmergenosse reagierte entsprechend, rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf, den er anschließend sofort zurückzog und sich verdrückte. Hüpfend, das Leder klappernd, sprang er wie ein Lämmchen die Stufen zu dem langen Korridor zur Küche hinunter und war fort. Wie die anderen auch. Und er stand immer noch da und beobachtete die Präfektin am Tisch, die jetzt minimal die Wange angehoben hatte. Er kam sich vor wie der letzte Idiot. 'N bisschen aufräumen'. Klar. So bescheuert war nicht mal Bobbin, geschweige denn Drag. Am liebsten hätte er laut geseufzt, aber was sollte er schon tun?

Dieses Mal ließ sie die Stille nicht eintreten, die wieder aufkommen wollte, noch ganzheitlicher und heftiger als zuvor, und ein lautstark explodierender Ast im Feuer unterstützte sie dabei. Das sah fast so aus, als wäre das eine mit dem anderen in Verbindung zu bringen, wie sich diese Wahnsinnschönheit aufstemmte und schwungvoll herumdrehte, dass die brünetten Wellen nur so wippten. In dieser angenehmen Dunkelheit waren ihre Augen fast nachtschwarz, wie sie ihn anschaute, misstrauisch irgendwie und nicht so recht angetan davon, ausgerechnet ihn hier vorzufinden, egal ob er nur helfen wollte oder nicht. Und dabei der Einzige aus der ganzen Meute war. Naja. Hufflepuff eben. Hilfsbereit und so. Tolles Klischee.

Hatte ja keinen Zweck. Sich einen Ruck gebend, gab er dieses so ätzende Grunzgeräusch von sich, das bei den Jungs irgendwie 'in' zu sein schien, und 'Kullerle' tat schon wieder, wofür sie in der ganzen Schule berühmt war. Mit dem Unterschied, dass ihm davon immer der Schädel brannte als hätte man ihn aus Versehen im Zauberkunst-Unterricht angesteckt oder ihn mit der gleichen Farbe angepinselt wie die Plakate für Gryffindor (mööp, falsches Haus, Sir!), während die Anderen sich darüber lustig machten und sie damit auf die Palme trieben. Besser sie hatte keine Ahnung, wie er sie gerade in seinem Kopf genannt hatte. Ein paar Schritte auf die Tafel zu gehend, lehnte der Jäger seinen Besen gegen die Sitzgelegenheit und schwang das eine lange Bein darüber, um sich zu setzen und gleichzeitig den Zauberstab zu zücken.

Er tat das echt. Kaum fassen konnte sie es, starrte erst einmal nur vollkommen perplex quer über den Tisch und rührte sich kaum, während der blonde 16jährige anfing, zu kleinen Kreisen geschnittene Pergamente aufzustapeln und in eine Ecke zu verfrachten, dabei nur einen winzigen Flick mit dem Holz auf die Präsentation richtend, die soeben von ihrer Trotzaktion verunstaltet worden war. Ein klitzekleiner „Ratzeputz“, und das Ganze sah wie neu aus. Entzückend. Die Slytherin drückte das Rückgrat durch und bekam davon augenblicklich ihren ganzen Stolz zurück. Vier, fünf, sechs Zähne aus purer Freude zeigte sie, und er musste ebenfalls lächeln und sich schon wieder Haare aus den Augen wischen, sagte aber kein Wort und erwartete auch keins. Ein 'danke' von ihr? Nie.

Stück für Stück sah die Große Halle in ihrem schummrigen Licht wieder aus, wie sie sein sollte, verschwanden Farbspritzer und saugten die Dosen ihren verschütteten Inhalt förmlich wieder auf mit diesem genialen Spruch, den sie sich dafür mal eben so aus dem Ärmel schüttelte, und Pinsel reihten sich auf wie kleine Orgelpfeifchen unter seinem Befehl. Auf den Borsten wandernd durch Terpentin und über Wischtücher, bis sie blitzeblank sauber waren und keinerlei Spuren mehr hinterließen, trippelten die Schreibgeräte in ihre angestammten Schieberkästchen, und ob sie wollte oder nicht, sie musste davon fürchterlich kichern. Konnte man denn nicht einfach seine Arbeit erledigen, ohne dabei so albern und verspielt sein zu müssen? Er jedenfalls nicht, so wie's aussah, und summend verrichtete er fleißig und ohne zu meckern mehr als die Hälfte der anstehenden Aufgaben. Vor allem, weil sie dabei immer wieder zugucken musste.

Ach, nur dumme Kindereien, das wusste sie, das wusste er. Was sie da getan hatte den ganzen Abend, mit welcher unmenschlichen Präzision und geteilter Konzentration sie quasi an vier Stationen gleichzeitig geackert hatte, das war dagegen wie die hängenden Gärten von Babylon gegen Schreberparadies. So richtig erkennen, was die Präfektin, die ihre Plakette zurecht trug, da geleistet hatte, konnte man allerdings erst, sobald ein Großteil des angerichteten Durcheinanders von zwölf Schülerinnen und Schülern beseitigt war. Dann präsentierten sich die Plakate und Aushängeschilder in ihrer ganzen Pracht. Er konnte nicht anders, gelöster von ihrer von Erschöpfung und heimlicher Dankbarkeit gezähmten ewig zornigen Ader, konnte einfach so, ungezwungen, reden. „Du bist sehr talentiert.“

Also, einschüchternd fand er sie jetzt nicht gerade. Zumindest fühlte er sich nicht so unterdrückt und gegängelt, wie Bobbin sich immer beschwerte über sie, wenn sie von den Treffen für dieses Projekt zurückkehrten in ihren gemütlichen Gemeinschaftsraum da unten mit den runden Türen und den plüschig-gelben Sofas und Sesseln. Nein, sie war halt so, sie war stolz, und sie hatte allen Grund dazu. Und dass sie sich nicht gern bevormunden ließ, wer konnte ihr das verdenken? Hätten Jungs wie King und Sturge und Art 'ne Schwester in der Siebten gehabt wie 'Miss Vogelnest der Verließe 1963 bis 70', wären die alle untergegangen. Und die Jüngste erlitt eben dieses Schicksal. Sie hier, sie wollte sich das nicht gefallen lassen. Es war 'ne gute Methode, so sah er das.

Ganz verlegen (waren das roséfarbene Flecken auf ihren hohen Wangen?) drehte sie eine ihrer Locken um den Zeigefinger und ließ sie davon springen wie einen erschreckten Grashüpfer, sich auf die Lippe beißend und so etwas furchtbar Leises hauchend. Er hätte schwören können, sie hätte „danke“ gesagt. Innerlich grinste er frech und merkte gar nicht, wie das auch nach außen drang. „Du aber auch,“ behauptete sie dreist, und noch ehe er protestieren konnte („Süße, das war ich letzten Dienstag mit der Teufelsranke um den Hals!“) deutete sie mit dem Kinn auf das Utensil des erfolgreichsten Jägers von Hufflepuff der letzten zwanzig Jahre. Oh. Ja, Quidditch. Da hatte sie schon recht. Nun ebenfalls ein wenig peinlich berührt, senkte er den Blick, und das Mädchen kicherte amüsiert.

Seufzend, froh darüber, das Eis gebrochen zu haben, das immer irgendwie zwischen den Häusern, aber besonders zwischen dem der silbernen Schlange auf grünem Grund und den übrigen, irgendwie noch intensiver zu dem des Dachses auf Gelb, vor sich hin knackte, stemmte sich die 16jährige aus der Bank und wuchtete einen Stapel normierter Pergamente hoch, die noch zu bemalen waren. Ein anderes Mal. Das hatte er echt toll gemacht, diese Ordnung da, alles sauber und frisch und ohne Fehl, und wie sie den Tisch umkurvte mit ihrer Fracht, kam sie nicht umhin, ihn ein bisschen necken zu müssen.

„Dabei sagen immer alle, du wärst so schrecklich tollpatschig,“ erinnerte sie ihn an eine Tatsache, die ihn allerdings kein bisschen zu belasten schien. Lachend hockte er da auf der Bank, als wäre sie immer noch ein Besen, ein Bein auf Seiten des Kamins, in dem das Feuer nun herunterbrannte, eines auf Seiten der langen Speisetafel. „Nicht immer!“ triumphierte er und hätte ihr das fast bewiesen, indem ihm ein großer, offener Pott quietschgrüner Farbe aus den Fingern entwich und er ihn so gerade noch aufhalten konnte. „Whow!“ entfuhr es ihm, und sie musste genauso lachen. „Ich seh' schon,“ schüttelte sie den Kopf, „das kommt drauf an wobei.“

So leicht auf einmal. Nie wäre das auf den Gängen möglich gewesen, sich so ungeniert und freundschaftlich zu unterhalten, nicht mit Gras und Kanarienvogel in der Kapuze. Gesellschaftliches Aus oder wie man das nannte. Und so bescheuert. Zwei junge Leute im selben Alter, ähnliche Träume in den Köpfen und die gleichen Dinge, die ihnen Spaß machten: Quidditch, der Honigtopf, Sluggy mit Schlafbohnen bewerfen, Dippet Zöpfe in den Bart zaubern. „Naja,“ grinste der nicht ganz so schlanke Junge und brüstete sich förmlich damit. „Nenn' es 'selektiven Dromedarismus'!“ Und er zuckte die Achseln und verspottete sich selbst.

Augenblicklich brach die junge Frau in einen so heillosen Lachkrampf aus, dass sie in die Knie ging und Tränen aus ihren so herrlich dunklen Augen schossen. Mann. Richtiggehend prahlerisch kam er sich dabei vor und richtete sich erst recht zu voller, stattlicher Größe auf. Das musste man erstmal hinkriegen, sie überhaupt zu sowas wie einem echten, zwanglosen Lachen zu bringen statt ihrem sonst üblichen ironischen 'ha ha'. Aber noch während sie, heulend vor Vergnügen ob dieses so bescheuerten Neologismus, hinter sich nach der Bank tastete, weil sie sich setzen musste und das in ihrem Schulrock nicht auf dem nackten Steinboden tun wollte, rutschte ihm alles aus dem Gesicht.

So urplötzlich wie sie in diesen Ausbruch gestürzt war, hatte er das Gefühl, platzen zu müssen vor Dämlichkeit. Merlins Bart, verfluchter Mist, was hatte er da bloß gesagt? Sich schämend, ganz heiß der Kopf nun und rot wie eine überreife Tomate, fuchtelte der Hufflepuff mit beiden Händen herum, ließ den Zauberstab klirrend auf die Tafel fallen und entschuldigte sich hastig: „Oh nein nein nein, so hab' ich das nicht gemeint, ich wollte ...“ stammelte er in einer Tour heraus, „ich wollte deinen Namen nicht, ich meine ...“ Sie lachte nur weiter und knickte die Knie gegeneinander, um sich darauf abstützen zu können, wie sie sich endlich setzte.

Sich noch auf Lippe und Zunge herumbeißend, drehte er sich hierhin und dorthin, versuchte krampfhaft, ihren Gesichtsausdruck zu erhaschen hinter der nach vorn fallenden Haarpracht ('ne Wucht war die, Mann), während sie schon abwehrend die zierlichen, aber kräftigen Hände hob. „Ehrlich, ich ...“ machte er wieder, und sie schnappte nach Luft und beruhigte sich. „Das macht nichts, das war lustig, du kannst ja auch nichts für meinen Namen.“ beschwichtigte sie ihn rasch, auch wenn er das nicht so recht glauben wollte. Ganz leidend sah er dabei aus mit diesen sanften, rehbraunen Augen in dem immer irgendwie verschmitzten Gesicht. Kein solcher Dummkopf, wie Rowles und Nott dachten.

Greinend legte er den Kopf schief und schaute sie, die sie jetzt direkt neben ihm saß, forschend an. „Kann ja nicht jeder so nen bescheuerten Namen haben wie ich,“ befand er schließlich und brachte sie damit wieder fast zum Lachen. Das war nett, wie er das Kompliment verpackte, und trotzdem voll gelogen, weil es wirklich hübschere Varianten gegeben hätte, und das wusste jeder, der Astronomie hatte. Aber ein kleiner Seitenblick genügte, um sie verstehen zu lassen, dass die Nummer 7 von Hufflepuff anscheinend einfach keinerlei Geschmack hatte. Er meinte das ernst. Und sein eigener Rufname war wirklich das Allerletzte. Darüber konnte man nur leise kichern, ohne ihn damit zu verletzen.

Ein bisschen weniger amüsiert, aber keinesfalls die Stimmung bedrückend, nahm das Mädchen aus Slytherin einen tiefen Atemzug und klopfte achselzuckend mit den Fingerknöcheln auf das Holz der Bank zwischen ihrem bloßen Knie und seinem Oberschenkel in dunklen Uniformhosen. „In meiner Familie tragen fast alle Sternennamen,“ erklärte sie, wischte sich erneut so unglaublich umwerfend eine Strähne aus dem Gesicht und guckte ihn nur für Bruchteile eines Herzschlags von schräg unten her an, als fiele es ihr gerade jetzt erst wieder ein, wer sie war, wer er war. Verstehend schnaubend nickte er, zog sich aber nicht zurück. Die Sache war ihm durchaus bekannt.

Keine Ahnung, wieso sie das jetzt sagen musste. Sie hatte das Bedürfnis dazu, fühlte sich verpflichtet, ihm das klar zu machen, ohne auch nur im Geringsten zu begreifen, was ihn das anging und was es mit ihm zu tun hatte. „Aber bei uns muss man echt aufpassen; wir sind die reinste Dauerclinch-Sippe.“ Und das war komplett untertrieben. Kein Wunder, dachte er sich still und erwähnte es nicht. Wo so viel Talent aufeinander prallte, so viel potentielle Macht gepaart mit Leidenschaften, wie er sie hinter diesen kaum volljährigen Regenbogenhäuten brodelnd, drohend schwimmen sehen konnte, da musste es krachen und knallen wie im Innern eines Vulkans. Er nickte nur erneut und grinste dann. „Die reinste Staffel 'Corrie', hm?“

Erst hatte er den Eindruck, sie wolle das bejahen, bis ihre Füße in Riemchenschuhen zu schaukeln aufhörten und sie stutzend innehielt. Die Brauen türmten sich auf wie mit dem Pinsel geschwungen, so präzise wie eine Uhr und so unbeschreiblich wie sich sammelnde Scharen von Kranichen im Herbst, wie sie ihn aus dem Augenwinkel anschaute. „Wie was?“ quietschte sie auf, hatte absolut nicht ein einzelnes Wort verstanden, und am liebsten hätte er sich die flache Hand vor die Stirn geklopft. Na klar. „Oh, ich meine 'Coronation Street', das ist eine Fernseh...“ Unfug. Das würde sie sowieso nicht verstehen. „Ach, vergiss es,“ winkte er ab und rollte nun selbst mit den Augen. Blöder Hammel. Jetzt war sie nicht nur verunsichert, jetzt grübelte sie. Klasse, Junge, toll versaut.

Wie dumm von ihr. Dabei hatte er sie direkt darauf gestoßen wie einen unsauberen Hund, als er ihr seinen Namen ins Gedächtnis gerufen hatte. Ein Muggelsohn. Ein Kind nicht-magischer Eltern. Ein Schlammblut. Das war er, das war so offensichtlich, wie es nur sein konnte. Nicht genug, dass es Hufflepuff sein musste, das Haus der Dorfdeppen. Und dabei so sagenhaft schöne Augen. Sich schütteln wollend, konnte sie nicht, musste darüber nachdenken. Schlammblut. Dieses zischelnde Hissen, das Vater in das Wort legte, wenn er es über die Lippen brachte, verächtlich, wie sie auf seinem Schoß saß und ihm mit großen Augen lauschte. Nichts wert. Abschaum. Gehörte nicht hierher, durfte, sollte keinen Zauberstab tragen dürfen. Aber da war er, gleich neben ihr, Wärme abstrahlend, um ein Tausendfach wohliger als der wonnevolle Kamin, drehte das Holz in den Händen und vollführte damit kleine Wunder wie tanzende Pinselchen auf Pergament, sich drehend in Terpentin.

Dass sie überhaupt mit ihm redete. Dass sie ihn ansah, ihn beachtete, nicht vollkommen übersah wie einen ausgespuckten Kaugummi. Hätte ihre Schwester sie hier gesehen, hier erwischt, wie sie über seine blöden Witze lachte, wie sie die großen Hände betrachtete, sich fragte, ob es irgendeinen Unterschied gab zwischen ihr und ihm, sie hätte sie auf der Stelle erwürgt. War das schon halber Blutsverrat, dachte man nur daran? Und prompt musste sie dran denken. Ein klitzekleines, aber deutliches, heißes Glühen unten im Bauch und scharf ansteigender Puls, gar nicht gut. Aber schön, so schön. Eine absolute Idiotie. Und mit einem Mal das Gesicht so nah.

Bei Merlin, er war viel zu süß in seinem 'selektiven Dromedarismus' (und sie hätte fast wieder losgelacht), und offenbar konnte er den gezielt einsetzen, denn jetzt gerade waren seine so grob gezeichneten Finger sehr vorsichtig. Wann er ihre Hand genommen hatte, wusste sie nicht, und auch nicht, ob sie von Anfang an dieses zarte Reiben erwidert hatte, ihre Braue gegen sein Kinn eher schweben als lehnen lassend. Sowas von bescheuert. Er redete von Muggelzeugs und sie? Ihr Hexenpanzer zerbrach völlig. Schnaubend, dass sich sein Brustkorb kurz anhob und sofort wieder senkte, schüttelte er den Kopf, und sie spürte das, wie ihre Härchen vor und zurück gestreichelt wurden. „Das hat nicht besonders viel Zukunft, oder?“

In einer Mischung aus spontaner Verzweiflung und grimmigem Amüsement kichernd, nickte sie und verneinte gleichzeitig. „Zum Tode verurteilt,“ beschwor sie, sich die Finger auf die silberne Plakette ihres Slytherin'schen Präfektentums pressend, und er musste ebenfalls leise lachen. Kranke Antwort, aber echt mal. Sich nur leicht zurückziehend, um sie ansehen zu können, richtete sich der Jäger auf und wartete darauf, dass sie erwiderte, bevor er es sagte: „Aber ich möcht's gern.“

Noch blödere Reaktion. Lebensmüde oder so. Sie sagte keinen Ton, schob einfach eine schwitzige Hand in seinen Nacken, die gepflegten, immer hübsch adrett manikürten Nägel aus gutem Hause voran, das gelbe Innenfutter seiner Robe berührend, um den hochgewachsenen Jungen zu sich herunter zu ziehen und ihre Lippen auf seine zu drücken. Fast schüchtern legte er ihr einen Arm um die Taille, sich in diesen Kuss lehnend und die Augen schließend. Vorhin in Verwandlung noch so davon geträumt, dass Dumbledore vor seinem Gesicht hatte schnippsen müssen, um ihn daraus zu wecken. Und jetzt passierte das.

Sie hatte recht. Er hatte auch recht. Es konnte nicht gutgehen, ihre Familie würde das niemals gutheißen oder auch nur Verständnis aufbringen. Niemand würde das. Es am besten für sich behalten, es keinem erzählen, war doch bloß ein Kuss vorm Kamin in der dunklen Großen Halle, eine peinliche, aber einmalige Schwäche aus Dankbarkeit dem Einzigen gegenüber, der ihr geholfen hatte. Und die Küsse im Foyer, die noch folgten an diesem Abend, die gehörten da auch zu. Und die am Morgen in der versteckten Nische hinterm Klassenraum #17 genauso. Die danach und danach und danach bis zu dem Tag, an dem der Wandteppich rauchte und sie ihren Namen aufgab.

Kichernd, ihn gar nicht richtig anschauen könnend, genauso wie es ihm auch erging, noch immer in innigster Umarmung, dass sich die Schlange auf ihrer Brust an dem Dachs auf der seinen rieb, schüttelte sie wieder den Kopf und konnte nicht fassen, was sie da gerade tat. „Du bist vollkommen bescheuert, Tonks!“ schob sie es spielerisch auf ihn, und der junge Mann grinste. „Diesen Lobpreis gebe ich mit Freuden zurück, Miss Black!“ Und sie sorgte dafür, dass er den Mund hielt.


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