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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Der Wolf im Kinderzimmer

von Teekon

Aus dem kleinen, geviertelten Fenster, das offen stand, hinausgedrückt und an der Wand befestigt, hatte man einen fantastischen Blick auf die eng bei einander liegenden, winzigkleinen Gärtchen, nur getrennt durch schmale Backsteinmauern, jedes genau gleich lang und gleich breit, und trotzdem so unterschiedlich, wie sie nur sein konnten. Eingerahmt von Reihenhäusern ohne Durchstich, keine Möglichkeit, hinein zu gelangen, wenn man nicht auch gleichzeitig einen Schlüssel für die Wohnungen besaß, und nur der Himmel darüber war grenzenlos. Herrlich, diese Vorstadtidylle, dieser Frieden und diese Sicherheit: 'Das hier gehört mir. Sonst niemandem'. Der kräftige, flachsblonde Mann seufzte lautstark und stemmte beide Hände in die Hüften.

Hier war er groß geworden, zwischen Heckenrosen und Strauchobst, Mülltonnen und Briefkästen hart arbeitender und fröhlicher Leute, die sich an den Wochenenden zum Grillen oder zum Fußball trafen, ihre Kinder zum Sportplatz begleiteten und definitiv zu viel Bier tranken. Geschrubbt und geschniegelt hatten sie ihre viel zu kleinen Heime mit den schmalen, steilen Treppen, jedes bisschen an Platz ausnutzend, das nur irgend herauszuschlagen war. Bunt bemalte Fensterläden und Eingangstüren, eingerahmt von Naturstein und Holz, hier und da getüncht oder verputzt, vielleicht ein klein wenig Individualität in die von der Regierung hochgezogenen Einheitssiedlungen bringend. Und das klappte hervorragend.

Die Straßen, gerade breit genug für anderthalb Autos, an den Seiten oft zugeparkt von oben bis unten, benötigten dringend neue Asphaltierungen, Schlaglöcher darin von der Größe eines Quaffels, dass teilweise schon die darunter verborgene Pflasterung aus dem letzten Jahrhundert hervorstach. Eingefasste Bürgersteige schlossen sich daran an, wiederum begrenzt durch weiße Jägerzäune und kleine Mäuerchen, hinter denen üppig bepflanzte Beete nur so strotzten vor Blütenpracht. Da leuchteten dunkelrote Sommeradonisröschen gleich neben aufgeschossenen Silberkerzen, summten die Bienen um dicht stehende Dolden von zart violettem Schmetterlingsflieder. Und das alles wurde umhüllt, gespeist von kräftigem Grün der Blasenbäume und Fruchtketten.

Selbst von den Fensterbänken fielen Rispen und Blätter von Blühpflanzen herab, gut genährt von wundervollem Sonnenwetter, so ganz anders als im vergangenen Jahr. Natürlich lag das daran, dass nun gegen freie Dementoren vorgegangen war, dass sie nicht mehr tun konnten, was sie wollten, brütend und ihren abscheulichen Nebel mit kühlen Fingern durch die Gassen schiebend, und er genoss das sehr und erfreute sich an dem tanzenden Sonnenlicht in seinem eigenen kleinen Gartenreich hinter den Reihenhäusern von Penge im Süden von Greater London.

Höchstens 25 mal 25 Yards waren das, mehr sowieso nicht, aber ihm hatte es immer gereicht. Die Mauern, teils schon geflickt auf die altmodische Tour hier zwischen all den Muggeln, keine andere magische Familie weit und breit, gaben den Rahmen vor, bewachsen und beklettert von so vielen verschiedenen Arten, manche besetzt mit weichen Blüten, andere schon Früchte tragend, die nun nur noch zu reifen brauchten. Direkt unter ihm, an das Haus geschmiegt und gut umstanden von Ziergewächsen in schönen, steinernen Töpfen, konnte man auf halbrunder Terrasse sitzen und zu Abend essen, hatten sie früher ein Auge auf das Kind gehabt, wenn sie im Garten gespielt hatte. Einen Grillplatz dort hinten in der einen Ecke für seine Seite der Familie (die immerhin die einzige war, die sie besuchte), hatten sie auch, aber das Schönste, befand Ted Tonks, war noch immer gleich gegenüber.

Einen Apfelbaum hatte schon sein Urgroßvater gepflanzt, einen Halbstamm von mittlerweile etwa 40 Fuß Höhe, schlank im Unterwuchs und ausladend zur Krone hin, weil er sein ganzes Leben lang nur moderat geschnitten worden war. Krüppelig ein bisschen sah er aus, wie er sich nach einem Sturm vor vielen Jahren nun mehr gen Wiese lehnte, und doch hielt ihn sein kräftiges Wurzelwerk fest. Dunkelgrün schimmerten seine Blätter nach dem heftigen Regenguss der vergangenen Nacht, die kleinen, im Herbst rötlich streifig werdenden Früchte der Sorte Cox Orange schon vielfach gruppiert zu finden. Und dazwischen leuchtete das einfache, rot lackierte Brett, das er irgendwann mal dort an den dicksten Ast gehängt hatte, damit seine kleine Dora darauf schaukeln konnte.

Schon wieder musste der nie ganz schlank gewesene Zaubertischler lauthals seufzen und konnte nur den Kopf schütteln. Eigentlich hätten sie sich ruhig noch ein paar mehr schlimme Satansbraten von der Sorte anschaffen können. Nun, jetzt war es vielleicht ein bisschen spät dafür. Aber das machte nichts. Dora hatte schon immer Blödsinn für Fünf anstellen und Radau für Zwanzig veranstalten können. Und außerdem wäre Drom vermutlich irgendwann geplatzt vor Wut, an die Decke gesprungen und dort geblieben, wenn sie auch nur eine weitere kleine Laus wie diese um sich gehabt hätte. Lachen musste er, wie er daran dachte, wie schnell sich seine beiden Frauen in die Haare kriegen konnten, und wie lächerlich das manchmal war. Er musste sich keine Sorgen machen, sie kriegten sich wieder ein, keine von beiden nachtragend. Mutter und Tochter, in vielerlei Dingen eben zu ähnlich. Und dann wieder hatte sie so viel von ihm, dass es seine Gattin bisweilen zur Weißglut trieb und sie gleichzeitig einweichte wie die beste Seifenlauge. Wie könnte sie da lange böse sein?

Zeit, zum Frühstück hinunter zu gehen, meldete sich sein Magen heftigst grummelnd, und ein ungläubiges Geräusch von sich gebend, rieb sich Ted den ausladenden Bauch. Naja, war auch schon mal weniger gewesen. Das kam eben davon, wenn man sich seine Muggeleigenarten behielt und Gerstensaft gegenüber Butterbier vorzug. Und essen war ohnehin wahnsinnig toll. Es machte nicht allzu viel, Teddy Tonks hatte eine ohnehin recht stattliche Figur, da verteilte sich das besser. Summend, sich niemals mehr als einen Herzschlag lang darüber grämend, wie viel Gewicht er zugelegt haben mochte, drehte er sich herum und langte nach dem Knauf, um die Tür zur Galerie zu öffnen.

Soweit kam er nicht mehr. Ohne Vorwarnung donnerte ihm das weiße Blatt entgegen, dass es ihn fast mitten zwischen die Augen getroffen hätte, und wäre Ted nicht einen großen Schritt seiner langen Beine rückwärts getaumelt und mit den Kniekehlen gegen den Badewannenrand gestoßen, hätte er hübscheste Sterne gesehen. So aber flog etwas zu ihm hinein, und alles, was er im ersten Moment wahrnahm, war ein grellpinker Schopf und ein strahlend weißes Nachthemdchen. „Hey, Pop!“ flötete seine einzige Tochter, stemmte sich im Laufen (keine Ahnung, wie das überhaupt ging) auf die Zehenspitzen und busselte ihn auf die frisch rasierte Wange, bevor sie an ihm vorbei war und vor dem Spiegel stand.

„Ha ... hallo, Kleines ...“ stotterte er vollkommen perplex, als wäre er solche Nummern nicht gewohnt, und sich den Schädel reibend, musste Ted erst einmal blinzeln. Sie beachtete ihn schon gar nicht mehr, hatte die Zahnbürste im Mund stecken und trällerte gleichzeitig ein Liedchen, ganz genau wie er sowas auch machte. Den Kopf schüttelnd, konnte der Herr des Hauses sich nur wundern und endlich doch auf den Flur hinaus gehen. Das dürfte jetzt eh eine Weile dauern. Links von ihm ging es weiter zum Gästezimmer, rechts zum eigenen Schlafgemach, und nur leicht schräg geradeaus führte die besagte schmale Treppe fast kerzengerade nach unten. Schon wieder fröhlich, glücklich, dass sein Mädchen zu Besuch war (was nicht oft passierte und immer seltener), stapfte Ted die Stufen hinunter und begann zu pfeifen.

Das untere Stockwerk des engen Reihenhauses bestand, wie in allen britischen Haushalten, egal ob Zauberer oder nicht, vor allem aus dem größten aller Räume, dem repräsentative Salon, in dem Gäste empfangen wurden, aber in dem auch die Familie ihre Abende verbrachte. Eine Glastür zweigte hier zum Garten ab, während die Küche, auf die Ted nun direkt zuhielt, mehr eine Art Durchgangszimmer zwischen dem Wohnraum und Doras völlig zugestellter Jugendhöhle darstellte. Es reichte für einen Tisch und drei Stühle, und es roch schon fabelhaft nach Tee und geröstetem Toast, nach gebratenem Speck und Eiern, und einen tiefen Atemzug nehmend, schloss der Mittvierziger die Augen. „Hm,“ machte er langgezogen und bekam diesen ganz speziellen Schwung in den Gang.

Wie immer um diese Uhrzeit war die Sonne noch nicht weit genug um die Häuser herumgewandert, um ihr erstes Licht durch die Fenster fallen zu lassen. Angenehm kühle Dämmerung herrschte deshalb im Heim der Tonks, und die hellen Fliesen und Vorhänge in der Küche taten genug, um kein dunkles, muffiges Loch daraus zu machen. Auch hier waren Läden und Scheiben geöffnet, das lustige Gezwitscher der Singvögel in den Sträuchern und Bäumen drang herein, und ein süßes Lüftchen durchwehte die gute Stube. Ted liebte das. Oh, es war herrlich, einen solchen Morgen zu verbringen, an dem man nicht zur Arbeit musste, erst recht, wenn die ganze Familie da war.

Sicher, sie hatte ihre Gründe, wieso sie nicht mehr so häufig herkam, wie er (und Drom auch, aber das hätte sie niemals zugegeben) sich das vielleicht wünschte. Einen Job mit viel Verantwortung und Stress, und die Arbeitszeiten sowieso ein absoluter Gräuel, und nicht zuletzt auch eine eigene Wohnung hatte sie natürlich, oben in Soho. Und ja, Ted war stolz auf seine Kleine, den ersten Jungauror seit zehn Jahren, wo sie so selten Neulinge annahmen, und von den Bewerbern nur die Besten. Trotzdem mochte er das nicht unbedingt. Es war eine gefährliche Arbeit, jetzt mehr denn je. Als wenn Dora jemals irgendwas Anderes hätte machen wollen als die gefährlichsten und gruseligsten und schlimmsten Aufträge aller Zeiten. Miss Tonks in einem Blumenladen! Welch groteske Vorstellung. Darüber hätte er am liebsten gelacht.

Dennoch kam er nicht umhin, es wieder einmal schmerzlich zu bemerken: Ob es einfach daran lag, dass sie sowas wie 'erwachsen' wurde? Die letzten beiden Jahre besonders war dieser Abnabelungsprozess schneller geworden irgendwie, rasanter, und diese Aktion zu Weihnachten, wo sie nun zweimal hintereinander nicht zuhause gewesen war, die war nun wirklich fast erschreckend. Er versuchte, nicht allzu sehr darüber nachzudenken, konnte es aber nur schwerlich abschütteln. Wenn er sie überhaupt zu Gesicht bekam, dann nur noch kurz an Nachmittagen zum Tee, weil sie entweder für das Aurorenbüro unterwegs war oder für den Orden. Darin schien sie vollends aufzugehen. Aber manchmal, ja manchmal konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, dass sie einfach nur versuchte, ihren Eltern aus dem Weg zu gehen.

Egal, heute war sie hier, seine Tochter, sein größter Schatz, sein Ein und Alles! So wie sie ausgesehen hatte, gekleidet in ein Schlafhemdchen so wie früher auch, hatte sie die Nacht hier verbracht. Keine Ahnung, wieso, aber das war auch nicht von Bedeutung. So lange sie es eben getan hatte. Und darum konnte heute so gut wie nichts mehr seine Stimmung trüben. Mit überschwänglich guter Laune schlenderte Ted förmlich in die Küche und sang sein „guten Morgen, mein Herz!“ anstatt es zu sagen, griff nach der Lehne seines angestammten Stuhls und fiel auf die Sitzfläche. So verklärt war er, wie er den Tagespropheten zu sich herüber angelte und gleichzeitig die Beine übereinander schlug, dass er gar nicht recht mitbekam, wie die Antwort ausblieb.

Andromeda Tonks, geborene Black, lehnte mit dem unteren Rücken ihres immer noch gertenschlanken Körpers gegen die Fensterbank zum Garten hinaus, die Schultern hoch und nach vorn gezogen, die Arme vor der Brust verschränkt. Ihre kaum zu bändigenden, brünetten Locken füllten den halben Rahmen aus und hätten die Sonne ausblenden können, aber so verdunkelten sie nur ein Gesicht von herber Schönheit, in dem die Brauen zu wütenden, aufgebrachten Schlangen aufgekräuselt waren, und die glimmenden, dunkelbraunen Augen funkelten vor sich hin. Eine absolute Wucht, befand Ted immer wieder, selbst jetzt, wo er aus dem Augenwinkel, nach wie vor summend vor Glück, ihre eindeutig ganz anders gerichtete Stimmung bemerkte. Das war er gewohnt, damit konnte er umgehen. Gar nicht erst nachfragen, sie würde schon von selbst damit herausrücken. Und tat es auch gleich.

„Deine Tochter ist hier,“ betonte sie besonders das Possesivpronomen, während ihre Gatte nach einem mit Marmelade geschmierten Toastbrot tastete und freudig „ich weiß!“ antwortete. Ihren glühenden Blick von der offenen Tür abwendend, wo Dora vor ein paar Minuten erst verschwunden war, und ihn statt dessen auf den groß gewachsenen, stämmigen Kerl auf seinem Frühstücksstuhl lenkend, rührte sie sich keinen Achtelzoll. „Sie war die ganze Nacht hier,“ erweiterte sie, aber ob sie tatsächlich erwartete, dass Ted, ihr gelegentlich etwas langsamer Teddy, daraus auf irgendetwas schließen würde, auf das sie hinaus wollte, das wusste sie vermutlich selbst nicht. „Jaha!“ flötete er nur zustimmend und biss kräftig ab.

Noch immer verharrte Andromeda an ihrem Platz, und man hätte schwören können, dass winzige Rauchfähnchen von ihr aufstiegen. Am liebsten hätte er gelacht, verkniff es sich aber und vergrub sich halb hinter seiner aufgeschlagenen Zeitung, auf deren Titelseite Rufus Scrimgeour als Zaubereiminister irgendwelche Reden schwang. „Und zwar nicht allein,“ fuhr seine Ehefrau fort, doch auch jetzt stutzte Ted nur für einen winzigen Moment. Nur am kurzen Stopp seiner Kaugeräusche konnte sie das festmachen, und offenbar musste sie sich genauer ausdrücken. Dieser Umstand führte nicht unbedingt zu ihrer Entspannung. „Sie hat einen Mann in ihrem Zimmer.“

Das irritierte Mr. Tonks ebenso kurzzeitig, wie er den Propheten leicht einknickte und sie über den Rand her anschielte, um gleich die Schultern zu zucken und wieder zu lächeln. „Schön,“ meinte er tatsächlich dazu. „Wurde auch Zeit, dass sie mal wieder einen festen Freund hat.“ Denn so sehr er die Eskapaden seines gepiercten Kindes auch gewohnt war, so wenig konnte Ted sich vorstellen, dass sie einen Fremden mit nach Hause bringen würde. Und immerhin war das nun schon wirklich sehr lange her mit diesem ... wie hieß der denn noch gleich, den Drom irgendwann achtkantig rausgeworfen hatte, weil er selbst für einen Zauberer viel zu lange Haare gehabt hatte? Ein bisschen was Solideres könnte sie sich schon mal langsam zulegen. Wenn sie schon 'erwachsen' werden musste, dann doch gleich mit allem Drum und Dran.

Jetzt bewegte sich Andromeda doch. Mit den Augen rollend, stieß sie sich von der Fensterbank ab und richtete sich auf. „Es ist Remus,“ sie machte eine theatralische Pause, „Lupin.“ Und damit starrte sie ihren Gatten durch die Lagen Zeitungspapier an, als wären sie transparent, bis er endlich reagierte. Als wäre das gar nicht bei ihm angekommen, was sie da gesagt hatte, pfiff Ted noch mindestens vier Takte vor sich hin, bevor er innehielt. Er lachte. Er lachte bloß und schüttelte den Kopf. Schade drum, es wär' wirklich nett gewesen, wenn Dora fündig geworden wäre. Ihr erbostes Luftschnappen sofort unterbindend, lachte Ted nur noch mehr. „Ach, komm schon, Drom!“ winkte er ab und bekam ganz rote Wangen.

„Er hat hier übernachtet, Ted!“ ließ Andromeda das nicht so einfach unter den Tisch fallen, wie er das wohl gerne gehabt hätte, und ihren einen Arm aus dem Kreuz vor ihrer Brust ziehend, deutete sie hastig mit ausgestrecktem Finger in Richtung dieser geschlossenen zweiten Tür dort vorn, die Stimme senkend, aber umso mehr zischend. Dass der Vater ihres Kindes mit den rehbraunen Augen rollte, war ihr sowas von klar. „Liebling,“ begann er seine Beschwichtigungsrede, deren typischen Tonfall sie so gewohnt war, und hätte der nicht jedes Mal so hervorragend funktioniert, sie wäre ihm auf der Stelle an die Gurgel gesprungen. Mistkerl. „Du weißt genau, dass Remus in einem echten Rattenloch wohnt,“ sie machte den Mund auf, er ließ sie nicht, „und dass es furchtbar reinregnet bei ihm, wenn es so gewittert wie gestern.“ Sich jetzt aufsetzend, legte Ted kurz die Zeitung beiseite. „Da ist es doch OK, dass er mal eine Nacht bei uns verbringt, oder nicht?“

Genauso leichtfüßig und leise auf ihren nackten Zehen wie vorhin ins Badezimmer, kam Dora die Treppen wieder herunter gestürmt, hielt sich am Geländer fest, das davon entsetzlich knarzte, und nutzte den Schwung, um den Flur von der Haustür in die Küche regelrecht entlang zu fliegen. Hüpfend, gar nicht so tollpatschig, wie man es gewohnt war, schwebte sie durch den Raum. „Hi, Ma!“ grüßte sie, beugte sich über den Tisch und fing an, Essbares einzusammeln und in ihrem Nachthemd zu verstauen. Den stierenden Blick ihrer Mutter ignorierte sie absolut gekonnt mit der jahrelangen Übung eines Meisters, während sie ihren Vater strahlend und kokett anlächelte, derweil Brötchen, Messer und einen vorbereiteten Teller mit hübsch zusammengestellten Wurst- und Käsesorten an Land ziehend. Die Chance nutzend, hob Ted einen Finger. „Sag mal, Huckleberry,“ nannte er sie bei einem dieser tausend Spitznamen ihrer Kindheit, „hast du jemanden mitgebracht?“

In vorzüglicher Selbstbeherrschung, schon fast wieder aufgerichtet mit ihrer Beute in den Händen, nickte Dora hastig und heftig, aber ihr Haar blieb unberührt davon. Nur die weichen Wangen bekamen einen kurzen, blutroten Flush, wie sie „mhm“ bejahte und sich rasch, aber ohne eiliger zu wirken als ohnehin, in Richtung ihres Kinderschlafzimmers wandte. „Und wer ist das?“ erkundigte sich Ted, sie sehr genau musternd, aber keine verräterischen Signale erkennen könnend, während Andromeda dreinschaute, als wolle sie ihm eins mit der Axt überziehen. Was sollte denn das jetzt wieder? Sie hatte ihm doch gesagt, wen ihre gemeinsame Tochter da in ihrem Bett sitzen hatte! „Remus,“ quietschte Dora so hochfrequent, dass beide Silben in einer untergingen, und – wusch – war sie aus der Küche und fort.

Noch während die Tür laut zuknallte, beugte seine Gattin sich weit vor und starrte ihn aus großen, zornig ungläubigen Augen an. Kein Grund zur Beunruhigung. Beide Hände flach gegen seine Oberschenkel schlagen lassend, lehnte Ted sich zurück und klaubte die Zeitung wieder auf. „Siehst du?“ fragte er vollkommen entspannt. „Alles in Ordnung. Er hat bloß hier geschlafen.“ Jetzt komplett entnervt, stöhnte Andromeda auf. Wie er das bitte da heraus gelesen haben mochte, war ihr nicht nur ein Rätsel. Es ärgerte sie auch maßlos. Männer. Das war so offensichtlich, was da abging. Das waren doch keine Schulkinder. Nichtmal Teenager. Und selbst dann wäre sie misstrauisch geworden.

„Merlins Bart, Theodor Melwin Tonks!“ herrschte sie ihn an, und über die Nennung seines kompletten Namens gluckste der ehemalige Jäger der Hausmannschaft von Hufflepuff auf. Er liebte es, wenn sie das sagte. Dieses Wahnsinnstemperament, das da in ihr steckte, das war doch genau der Grund, wieso er sich als Bub Hals über Kopf in dieses unerreichbare Geschöpf verknallt hatte. Den schlanken Arm mit den wohlgeformten Gelenken daran so heftig nach hinten reckend, dass es weh tun musste, knirschte sie mit den Zähnen. „Ich weiß ganz genau, wie sich sowas anhört!“ Und damit drückte sie das Rückgrat durch, verschränkte erneut patzig die Arme vor der Brust und reckte schnippisch das Kinn nach oben.

Längst wieder halbwegs vertieft in einen Artikel über die Einfuhr von nagenden Bowtruckles aus Borneo, die er sicherlich gut und gerne in seiner Werkstatt eingesetzt hätte, spitzte er nur ein Ohr und runzelte die Stirn. Was redete sie denn da nun? Das hatte doch überhaupt nichts mehr mit dem zu tun, worüber sie sich gerade noch aufgeregt hatte? Oder etwa doch? Den Kopf schüttelnd, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und legte den Propheten auf seinem Knie ab, wie er sie blinzend anschaute. „Ich kann dir nicht ganz folgen,“ gab er zu und wusste genau, dass dieses Geständnis entweder dazu führte, sie gleich krakelend die Küche verlassen zu lassen oder zu einer so eindeutigen Erklärung, dass er jetzt besser erstmal keinen Schluck Tee nahm.

Letzteres traf zu. Ihre so wunderbar einfarbigen Augen erneut rollend, drückte sich Andromeda Tonks ihre Zunge gegen die geschlossenen Lippen, wie sie schnaubend ausholte. „Ich will damit sagen, dass unsere gerade dem Schulalter entwachsene Tochter eine Affäre mit einem 15 Jahre älteren Mann hat!“ presste sie regelrecht heraus, und er musste das einen Moment sacken lassen, bevor er, dieses Mal wesentlich weniger selbstsicher und fast ein bisschen nervös, wieder lachen musste. „Drom, das ist doch völliger Unsinn,“ sagte er ihr seine Meinung und winkte ab, doch seine Brauen blieben dicht ineinander geschoben. Mal abgesehen davon, dass Dora längst keine frisch Graduierte mehr war ... Ehrlich. Remus?

Sie schüttelte nicht nur den Kopf, sondern den ganzen Oberkörper, dass ihre Locken nur so flogen. „Es ist aber so, Ted!“ versicherte sie und hatte wirklich keine Lust, ihm so genau zu erläutern, woher sie diese Erkenntnis hatte. Glücklicherweise für sie, fragte er danach nicht, sondern spekulierte längst selbst und wurde davon immer verwirrter. „Aber er ist doch gar nicht ihr Typ,“ erinnerte er sie an die Tatsachen, grunzte förmlich auf, wie er an den regulären Charakter von Mann dachte, den die Kleine sonst anschleppte. Ein gequetschtes Geräusch machend, erklärte Andromeda, dass er das nicht breittreten musste. Daran konnte auch sie sich lebhaft entsinnen. Und trotzdem.

„Denk' doch nur mal an die Tätowierungen und die Klamotten und ...“ tat Ted es dennoch, um jetzt ganz aufgelöst mit den Armen zu schlackern. „Remus ist ein verkappter College-Professor!“ Lachen musste er darüber, herzlich und ehrlich, wie er an den netten, schüchtern und verklemmt wirkenden einsamen Wolf dachte, der immer so höflich und freundlich war und immer brav einsteckte, der so mild und schief lächeln konnte, eher subtil im Humor, der urplötzlich umschwenken konnte zum kämpfenden Berserker, und Ted rutschte das Lächeln aus dem Gesicht. Und er war eben doch genau das, was sie brauchte. So wie er selbst der Ausgleich für Andromedas heißes Blut war.

Wie seine Augen hin und her glitten, den Fußboden betrachtend und doch nichts erkennen könnend, kriegte Ted gar nicht recht mit, wie seine Frau eifrig nickte. Endlich hatte er es kapiert und glaubte ihr. „Er ist viel zu alt für sie!“ wisperte sie. „Und außerdem,“ mit jedem Wort wurde das Flüstern leiser und heiserer, dass man sie bloß nicht hören konnte, als hätten die Wände mit einem Mal Ohren, „außerdem ist er ein ...“ Sie sprach es nicht aus, konnte es nicht, es blieb ihr im Halse stecken wie ein trockener Reisklumpen, den sie weder hinauf noch hinunter spülen konnte. Man sagte das nicht. Das war wie Aussatz, das war wie ... Wo sie herkam, verachtete man noch viel inbrünstiger als in Muggelstuben wie der des Ted Tonks. In saftiger Gänsehaut schüttelte Andromeda sich und schloss die Lider.

Die letzte Bestätigung kam ganz anders als erwartet. So hastig wurde die Tür zum ehemaligen Jugendzimmer aufgestoßen, sie fiel fast aus den Angeln, und hervor stürmte ihr einziges Kind, Nymphadora, voll angezogen und für einen langen Arbeitstag aufgepeppt, das Haar lebendigst leuchtend, in der einen Hand noch den Rest eines Brötchens. Doch an der Linken, den Arm ausgestreckt, hielt sie ihn fest, den Mann, der in der vergangenen Nacht ihr Bett geteilt hatte, und in seinen zu kurzen, ausgebleichten Hosen in dem selben Beigeton wie das über die Schulter geworfene Jacket, die Hosenträger einschnürend und das gräulich verwaschene Hemd nur notdürftig in den Bund gestopft, sah er aus wie Dr. Kimble auf der Flucht. „Ciao, Leute, wir müssen los!“ rief Dora ihnen zu, griff sich eine Apfel aus dem Obstkorb und zog ihn schon in den Flur.

Stammelnd, keine Hand frei, um sich durch die wüst abstehenden und ungekämmten rotbraunen Haare voller grau-weißer Strähnen zu fahren, bekam Remus Lupin gerade mal ein „äh, hi Ted, Wiederseh'n, Mrs. Tonks“ in einem einzigen Wortschwall heraus, ehe er halb in den Türrahmen brezelte und aus der Küche verschwand, und das Paar eilte wie ein abgeschossener Düsenjet auf die Haustür zu, sie rennend, er mit den längeren Beinen zum Trippeln gezwungen. Und dann waren sie fort, und was den Eltern, einander sprachlos mit offenen Mündern anschauend, am meisten im Gedächtnis blieb, waren die fest und vertraut ineinander verwobenen Finger seiner langgliedrigen, feinen, von Schwielen gezeichneten Rechten mit ihrer zarten, schlanken Linken ohne jeden Makel.


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