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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Schattenspiel

von Teekon

Der Morgen war so klar und reingewaschen, dass Blassblau zwischen langsam ziehendem Weiß hing, als seien die Wolken nicht mehr heller als der Himmel. Erste, platinfarbene Sonnenstrahlen zeigten sich hinter den Häuserlinien, kletterten am Horizont und darüber hinaus nach oben, kitzelten den Zenit und vergoldeten die Dämmerung, noch ehe die glühende Scheibe erscheinen konnte. Die Pfützen auf den asphaltierten und gepflasterten Straßen, Gassen und Plätzen spiegelten das Schauspiel, reflektierten es so prachtvoll, dass die Laternen dagegen verblassten.

Es tropfte nicht mehr von den Giebeln, Dachtraufen und Simsen. Trockene Flecken bildeten sich auch ohne Verdunstung auf den Bürgersteigen und zwischen den geparkten Autos, als wolle der beginnende Juli sich und den zurückkehrenden Sommer ankündigen, wo die vergangenen Tage so absonderlich kühl und wechselhaft gewesen waren. Nun kroch ein Hochdruckgebiet auf die Stadt an der Themse zu, und man konnte sie förmlich spüren, die aufkommende Wärme, dampfend über Gullideckeln schwebend, die Platanendickichte in den kleinen Parks in Miniatururwälder verwandelnd.

Noch schliefen sie, die Muggel in ihren Wohnungen, verteilt auf die Stockwerke alter, georgianischer Terrassenhäuser, und nur von den entfernten Boulevards her konnte man schwach den Verkehr herüber brummen hören. Taxen knatterten über die Kreuzungen, rote Doppeldeckerbusse drehten sich in so gefährlicher Schieflage über die Kreisel, dass man Angst haben musste, sie würden jeden Moment umkippen. Und aus den tief hinabführenden Treppenaufgängen erklang das Quietschen der Tube, wenn die Bremsen auf den Gleisen griffen. Erste Pendler schlenderten umher, rasche Schritte von klappernden Ledersohlen auf dem Pflaster, und irgendwo bellte der schwarze Nachbarshund mit dem kahlen Fleck auf dem Rist.

Sonntagmorgen, der Milchmann unterwegs auf seiner halben Rikscha, klingelte laut und fröhlich und balancierte schlingernd um den jungen Mann herum, rief dabei „hoi!“ und lachte trotzdem, obwohl sein Karren beinahe aussah wie jene Busse gerade noch auf dem Russel Square. Nur schwach wich er aus, dabei selbst einen Halbkreis beschreibend, und er musste sich das pechschwarze Mörtelbrett fest auf den Kopf drücken, damit es nicht von den hübschen, dunklen Locken herunterpurzelte und im Straßendreck landete. Keine Ahnung, zu welcher Schule der Junge hier gehörte mit dem ungewöhnlichen, cape-artig geschnittenen Talar, aber man durfte mit Sicherheit davon ausgehen, dass er nicht nüchtern war, trotz der frühen Stunde.

Nicht ganz unrecht hatte er, die Wangen noch ganz rot von all dem Feuerwhiskey, Butterbier und Elfenwein lachte der frisch Graduierte und strich sich über die mit Grün abgesetzte Zaubererrobe, das Wappen von Hogwarts aufgestickt, die Kapitänsplakette seines Quidditch-Teams daneben. Nein, die Quasten des Huts waren schlicht und schwarz, kein Jahrgangsbester und kein Held, aber er war zufrieden, er war glücklich mit dem Zeugnis, das er in der Innentasche mit sich herum trug, seit es ihm Dumbledore gestern auf jenem hohen Podest in einem weißen Zelt verliehen hatte. Da war der Regen von Schottland darüber hinweg gegangen, hatte getrommelt wie ein ganzes Tattoo. Herrlich war das gewesen.

Gefeiert hatten sie bis spät in die Nacht und dann weiter, bei Jiggers unten in Kensington, und wer da heute aufräumen musste, egal ob mit oder ohne magische Hilfe, der konnte einem nur leid tun. Regulus Arcturus Black kicherte sich in einen nicht vorhandenen Bart wie ein kleines Mädchen und schüttelte den Kopf, wie er an den in zwei komplett gleich große Teile gebrochenen Esstisch von Isidors Eltern dachte, und an Valdrin am Kronleuchter, der juchzend hin und her schaukelte und dabei „What can we do with a drunken sailor?“ gröhlte. Was auch immer in diesem Whiskey noch drin gewesen war: Es war böse!

Oh ja, klar, er war anfangs überhaupt nicht begeistert davon gewesen, dass diese 'andere Veranstaltung', wie Vater das genannt hatte, am gleichen Tag stattfinden musste wie seine Abschlussfeier oben in Hogwarts. Das war so typisch gewesen, so offensichtlich absichtlich, dass es zum Himmel stank. Aber jetzt, im Nachhinein, hatte das extreme Vorteile mit sich gebracht. Zum Beispiel diverse sturmfreie Elternhäuser, wo sich die werten Erzeuger der reinblütigen Slytherin-Sprösslinge eben an jenem Örtchen der Zeremonie hatten aufhalten müssen, sofern sie etwas auf sich und ihre gesellschaftliche Stellung hielten. Und damit war uneingeschränkter Zugriff auf die ein oder andere Hausbar verbunden gewesen. Die waren dann nun leer und abgebrannt. Der junge Mann hüpfte im Gehen einmal, zweimal und baute diesen Schwung in seine Gangart ein, wie er in den Grimmauld Place einbog und die letzten Yards zu seinem Ziel hinter sich brachte.

Was ihm jedoch fast noch besser gefallen hatte, war die Tatsache, dass es um den Abschluss gegangen war. Nur um den Abschluss. Um Zeugnisse, um Zukunftspläne, um alte Streiche, um Raufereien, Festmähler und Unterrichtserinnerungen, sonst nichts. Keine düsteren Vorkommnisse, keine Heimlichkeiten, kein Wort über den Krieg. Und das hatte furchtbar gut getan. So jung, er und keiner seiner Kameraden schien sich noch an Zeiten zu entsinnen, in denen es Frieden gegeben hatte. Außer dort oben hinter den hohen Mauern und sicheren Zinnen von Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei. So recht glauben konnte es keiner von ihnen, nie wieder dorthin zurück zu kehren.

Hätte ihn jemand beobachten können an jenem frühen Morgen in Bloomsbury, er wäre auf einmal wie vom Erdboden verschluckt gewesen, wie er die für ihn unsicht- und unfühlbare Grenze zum Grundstück seiner Vorfahren überschritt und damit in die verborgene kleine Bannmeile für Muggel eintrat. Haus Nummer 12 war dem nichtmagischen Blick verborgen, und die Stufen, die zu jener pechschwarz lackierten und mit silbernem Klopfer in Form einer Schlange versehenen Tür hinauf führten, konnten nicht betreten werden ohne einen Zauberstab in der Tasche. Regulus hatte einen, und so klapperten die Lederschuhe des 18jährigen auf der Treppe zu seinem Elternhaus.

Zücken brauchte er das Apfelholz jedoch nicht, auch wenn er das vorgehabt hatte, um sich selbst einzulassen, denn ohne eine Klinke sprang sie auf, die Tür, wie von Geisterhand klickte das Schloss, und das helle Morgenlicht der ersten Sonnenstrahlen warf gleißendes Licht und einen langen, wohlgeformten Schatten auf das schwarz-weiße Mosaik und den bläulichen Kelim im halbrunden Foyer der repräsentativen Villa. So abrupt stoppte der Schulabsolvent ab, dass ihm das Mörtelbrett wieder auf dem Schädel zu schwanken begann, und er stutzte solange, bis ein hohes, quietschiges Stimmchen in wahnsinniger Begeisterung „Master Regulus!“ skandierte. Und da stand es, das winzige, verkrüppelte Kerlchen mit den mit einem Mal steif abstehenden Fledermausohren, gekleidet in ein fleckiges Geschirrtuch, und strahlte ihn von unten her aus riesigen, dunklen Augen an. Kreacher, der greise Hauself der Familie.

„Willkommen zuhause, Meister!“ freute er sich so überschwänglich, er vollführte einen Hüpfer, dass die Füßchen nackt auf den Fliesen patschten, ehe er sich an seine Stellung zu erinnern schien, rückwärts schritt und sich verbeugte. Die spitze Nase streifte beinahe die eigenen Zehen dabei, und Regulus konnte ihn nur verdutzt und gerührt von dort oben betrachten, wie sich ein zärtliches Lächeln auf die jungen Lippen stahl. Kreacher richtete sich wieder auf, die Äuglein glänzend von darauf schwimmendem Flüssigkeitsfilm – der Elf musterte seinen Meister von oben bis unten voller Stolz – blieben hängen an dem so charakteristischen Hut, an der Plakette auf der Robe, dem zusammengerollten Pergament seines Absolventenzeugnisses, als wäre es sein eigenes Kind, das er da vor sich sah. So ähnlich vielleicht, ja. Nur bewundernder.

Er konnte nicht anders. Es war so schön, so erhebend, dieses Gefühl, diese Emotion, die der Diener in seine ganze Körperhaltung, in Ausdruck und Stimme legte, dass der junge Mr. Black einknickte, innerlich wie nach außen hin, und in die Knie gehend, breitete er die Arme aus, zog den schmächtigen Körper heran und drückte das zerzauste Geschöpf kurz, aber impulsiv an sich, bevor er einen mahnenden Finger erhob und ihn gespielt empört von der Seite her ansah. „Hab' ich dir nicht gesagt, du sollst dich nicht draußen blicken lassen?“ erinnerte er an einen direkten Befehl (und die gab er ihm selten), zwinkerte zwar, löste damit aber dennoch ein unterwürfig trauriges Senken des viel zu plumpen Köpfchens aus, wie Kreacher, noch ganz durcheinander von einer solch innigen Berührung, diesen Fehler bemerkte. Er versuchte erst gar nicht, sich zu bestrafen. Denn auch das war ein direkter Befehl gewesen.

„Ja, Meister,“ quakte Kreacher halb entschuldigend, halb beschämt. So sehr hatte er sich darauf gefreut, die endgültige Rückkehr seines geliebten Herrn in das Haus seiner Sippe, nie mehr allein dort hinauf nach Hogwarts, so weit weg von allem hier (vor allem von ihm), dass er nicht anders gekonnt hatte. Und es war doch wirklich nur ein winzigkleiner Augenblick zu früher Stunde. Niemand hatte ihn gesehen, ganz bestimmt nicht. Um absolut sicher zu gehen, das Risiko so klein wie möglich zu halten, huschte der Elf mit seinen staksigen Beinchen hinter das Türblatt zurück, das er noch immer offen hielt. „Verstecken sollst du dich doch,“ ermahnte Regulus weiter und raffte sich auf, um hinein zu kommen und das sommerliche London auszusperren.

Ihm fiel gar nicht recht auf, dass Grimmauld Place Nr. 12, die Villa des Hauptstammes der Blacks, noch immer genauso muffig roch wie eh und je, dass gespenstisches Licht durch das Buntglas im Fenster ein halbes Stockwerk über ihm seltsam lebendige Schatten spielen ließ. Das dunkle Holz der breiten Treppe mit dem hohen, verschnörkelten Geländer zog sich in Düsternis nach oben und verschwand bald in jenem enger werdenden Schacht bis hinauf zu dem kleinen Absatz, auf dem sein Zimmer lag. Still war es, tickende Standuhren aus den vielen Salons und Räumlichkeiten über ihm fast das einzige Geräusch, und Staubkörner tanzten träge in Balken aus Sonnenstrahlen, so ruhig und magisch feengleich wie auf einem Friedhof. Ja, es mochte Schrecken beinhalten, Kälte so oft und Feuer aus Zorn und Hass auf einander. Aber es war Zuhause. Und wenn es so war wie jetzt, so allein gelassen und beschwichtigt, dann war es warm und behütend und ein wahres Heim.

Seufzend verharrte Regulus einen Moment mitten auf der Rosette des Mosaiks, das er so viele Male von ganz oben bestaunt hatte, bis sich alles drehte und ihm schlecht geworden war. Jetzt dort unten in der Küche an der langen, geschrubbten Tafel hocken, an der Kreacher und die früher so zahlreichen übrigen Hauselfen das Diner zubereiteten, Kekse knabbern und Milch trinken, während die Sonne höher und höher kroch und den versifften Hinterhof in so hehres Gold tauchte, dass sich sogar die kleinen schäbigen Unkräuter zwischen den Ziegelspalten ihr entgegen bogen, das wäre genau das Richtige. Sich aus der Robe pellend, musste er einen tiefen Atemzug nehmen, und der Duft von Möbelpolitur, uralten Teppichen und herbem Tabak stieg ihm in die Nase. Es roch nach Vater, irgendwie.

Natürlich, denn der Hausherr war allein. Mutter war zum Handfasting gereist und über Nacht dort geblieben. Ein weiterer Lichtblick an diesem wunderschönen Sonntag, sich nicht mit ihr auseinander setzen, mit ihr das Zeugnis durchgehen zu müssen. Ihm war das jetzt nicht wichtig, die Noten, und würde es auch nie sein. Doch sowieso egal. Und andere Dinge im Kopf. Für die er jedoch vorerst keine Zeit hatte, denn Kreacher, hinaufreichend, um ihm die Robe und den Hut abzunehmen, meldete sich wieder zu Wort, und sein Fistelstimmchen ging fast unter in dem eindrucksvollen Foyer. „Verzeiht mir, Meister, aber ich hatte den Auftrag, Euch hier zu erwarten,“ entschuldigte er sein Erscheinen in so offener Weise, und Regulus zog fragend eine Braue hoch und sah den Elfen an.

„Master Black,“ und damit meinte er Orion, „bittet Euch, gleich zu ihm heraufzukommen,“ verneigte sich der Diener erneut, die Nachricht überbringend, und dabei schlossen sich die zarten, dünnen Lider über den schwarzen Murmelaugen. „In seinem Studierzimmer.“ Den freien, dürren Arm ausbreitend, deutete er wie ein Ansager im Zirkus den langen Flur hinunter, und der junge Mann zu seiner Linken versteinerte augenblicklich. Jetzt? Sofort? Und gleich? Was konnte so wichtig sein? Wieso musste er dort hinauf gehen zu ihm? Ihm auf seinem eigenen Territorium begegnen, wo er sonst nie hatte in jenes Zimmer gehen dürfen, erst recht nicht seit diesem einen Tag in den letzten Sommerferien. Er schluckte so fest, dass ihm der Kehlkopf gegen den Mundboden schlug und ein schnalzendes Geräusch entstand. Es konnte nur einen Grund dafür geben.

Niemals hatte Kreacher das explizite Verbot bekommen, die Tür zu Orion Blacks Gemächern im hinteren Bereich des ersten Obergeschosses irgendjemandem zu öffnen, doch hatte es vermutlich auch nie jemand gewagt, ihn darum zu bitten. Abgesehen von ihm, von Regulus, dem gütigen, jungen Meister, dem der Hauself nichts abschlagen und den er niemals verraten würde. Und oh ja, oft hatte er ihn das tun lassen in jeder freien Minute, die sich ihm geboten hatte, wann immer er hier war im Grimmauld Place und Vater nicht. So viel zu lesen dort, so viele Aufzeichnungen, vielmals nicht verständlich oder gar kaum zu entziffern, und dennoch so aufschlussreich und großartig, so verblüffend und faszinierend, dass man sich kaum davon losreißen konnte, selbst wenn man eigentlich wegen anderer Informationen hergekommen war. Ein Abenteuer, ein solcher Nervenkitzel, und er kam sich dabei vor wie Schillers mutiger, aber törrichter Zauberlehrling.

Er wusste es. Er musste es bemerkt haben. Aber wie? Hatte er irgendetwas nicht an Ort und Stelle zurück gebracht? Hatte er seine Aufzeichnungen unbeabsichtigt durcheinander gebracht? War gar etwas kaputt gegangen von seinen Reagenzien? Eine Unachtsamkeit, aber welche? Regulus konnte sich nicht erinnern, war immer vorsichtig und sorgsam mit allem umgegangen, auch weil er einen solchen Respekt davor gehabt hatte, nicht nur aus Angst vor Bestrafung, dem sprichwörtlichen, heißen Zorn des Orion. Sie brannte wieder, die Wange, die gezeichnet gewesen war mit dem Wappen der Blacks, und unwillkürlich griff der Junge hoch an diese Stelle und bedeckte sie mit schützender Hand. Eine Wahl hatte er nicht.

Dem Diener auch das Pergament auf die ausgebreiteten Arme mit der Robe und dem Hut legend, schluckte er erneut und stieß einen Schwall Luft durch die Nase hinaus. „Würdest du das hier für mich nach oben bringen, Kreacher?“ bat er, und der Elf verbeugte sich zustimmend mit einem „sehr wohl, Meister“, ehe er loszog und den Flur hinunter trottete. Nur zögerlich, die Fäuste an seinen schmalen Oberschenkeln ballend, folgte der Schulabsolvent, die Schritte langsam, aber fest. Nun gut. Er hatte es auf sich genommen mit seiner Neugier, mit seinem heftigen Herzklopfen aus Wissensdurst. Jetzt musste er sich eben erklären und die Strafe auf sich nehmen. Regulus betrat die mit einem dunkelgrünen Samtläufer ausgelegten Stufen und stapfte bedächtig hinauf ins Obergeschoss.

Hier oben war das Fensterrund besonders schön, das hatte er schon immer so empfunden. Als Kinder hatten sie hier ewig stehen und den Farben zuschauen können, wie sie rotierten und flickerten im wandernden Licht des Himmelsgestirns, wie ein riesiges Kaleidoskop, das man drehte und schaukelte, um die Brechung zu steigern. Sogar einen so unruhigen Geist wie Sirius hatte das immer besänftigt und gefesselt. Auch jetzt hatte er das Bedürfnis danach, einfach hier zu bleiben auf dem Treppenabsatz, sich auf das Geländer zu lehnen und zu zuschauen, wie die Natur spielte mit dem vom Mensch Geschaffenen. Die Tür stand offen rechts von ihm, nicht nur angelehnt, sondern sperrangelweit, Einlass gebietend, aber auch Einlass gewährend in dieses sonst so verborgene Reich aus grünem Leben inmitten kühler Einsamkeit. Das ganze Haus schien wie damit erfüllt, als sei die Heilsamkeit dieser Oase hinausgesickert, und Regulus erschauerte darunter. Nein, er konnte sich nicht mehr vorstellen, dass Unheil auf ihn wartete.

Dennoch vorsichtig lugte er um die Ecke herum, seine Locken wie ein Vorhang vorfallend, und der Raum hatte sich kaum verändert, in den er nun schaute. Noch bewohnter wirkte er, noch stärker frequentiert von der Aura eines großen Zauberers, seine Magie förmlich spürbar, auch, weil er selbst dort war. Im Bereich des Wintergartens stand Orion Arcturus Black, Vater, umgeben von rankenden Schönheiten und glitzerndem Sonnenlicht, das über die Firste der Häuser im Osten kroch und blinkende Taler zwischen die blühenden Pflanzen und Kräuter warf. Entspannt sah er aus, kein bisschen wie ein zorniger Erzeuger, der seinem Sohn für unartiges Benehmen das Fell über die Ohren zu ziehen gedachte. Nein, wie eine Statue, in Stein gemeißelt, hell die Augen und frei die Stirn, und Regulus zögerte keinen Moment lang, um mit den Fingerknöcheln gegen den Türrahmen zu klopfen. Er wunderte sich bloß selbst darüber.

Träumerisch, aus Gedanken zurück gerufen, rollte Orions Kopf zur Seite, und erkennend hob er erst die Brauen und zog die Hand von seinem stattlichen Schnauzbart zurück, wo sie die Enden gezwirbelt hatte. Einladend winkte er ihn heran. „Ah, Regulus,“ sagte er, ausdruckslos erschien es noch, „komm herein.“ Der junge Mann, das schmächtigere, schlankere Ebenbild – und Orion fragte sich einen Moment lang, von wem er das hatte – nickte und trat ein, sich die schwitzigen Hände an den Hosenbeinen abwischend und zwischen Schreibtisch und Ottomane verharrend. Unschlüssig blieb er, nicht sicher, wie weit er in dieses Reich eindringen durfte, und Vater ließ ihn gewähren.

Welch merkwürdige Situation. Sie beide sahen das ähnlich, das mussten sie nicht aussprechen. Nicht einmal unangenehm war es, sich anzuschweigen, obwohl sie einander mitzuteilen hatten, so gewöhnt daran, nicht zu sprechen, nur da zu sein und nicht da zu sein. Das Zwitschern der Vögel drang durch ein nur angelehntes Kippfenster in der Dachkonstruktion aus Glas, und ein milder, aufkommender Wind pfiff hinein, verbreitete den süßen Duft der Blüten und ließ den Jungen einen so tiefen Atemzug nehmen, dass er sich die Lungen damit ausfüllen konnte. Wie ein Stichwort wirkte das, und Orion sprach so überraschend, Regulus vergaß, wieder auszuatmen.

„Ich möchte dir sagen, dass ich sehr stolz auf deine Leistungen bin.“ Regulus fiel der Unterkiefer herunter. Wer war das da, und was hatte er mit seinem Vater angestellt? Stolz? Auf ihn? Auf ihn! Perplex und irritiert, bekam er keinen Ton heraus. „Du warst fleißig und hast dir deine guten NEWTs redlich verdient,“ fuhr das Clansoberhaupt fort, und wäre der Junge nicht so schockiert gewesen ob dieses eindeutigen Beweises dafür, dass Vater ihn beobachtet hatte die letzten Wochen (denn Merlins Mottenkugeln, er hatte sich den Arsch gehörig aufgerissen beim Büffeln), hätte er bemerkt, wie einstudiert das Ganze klang. Orion fiel es gut genug auf, und er musste fast schmunzeln. Peinlich, dass so etwas nötig war.

Endlich löste sich der Vater aus seiner nach vorn gerichteten Starre und schaute ihn an, ignorierte völlig das aus der Hose schauende Hemd und den freien Kragen nach einer Nacht des Zelebrierens, während er selbst herausgeputzt und elegant wie immer daherkam, sogar in dieser einfachen Hausbekleidung. Die nun offen getragene, grüne Weste mit den silbernen Knöpfen übersah er allerdings nicht, und er kam nicht umhin, genau das Gefühl noch eine Nuance heftiger aufflammen zu spüren, von dem er gerade noch geredet hatte: Stolz. Regulus trug es mit Slytherin'schem Selbstbewusstsein, dieses Erbstück.

Wie leicht es das machte, irgendwie. Ein Lächeln war das, zaghaft, aber es war da, und es beinhaltete einen Funken dieses verschmitzten Spotts, den Regulus so gut von jemand anderem kannte, jemandem, den er vor wenigen Wochen erst ganz ähnlich hatte lächeln sehen, grimmiger und heißer damals, und ein feiner Stich fuhr ihm durch die Brust. 'Komm mir nie wieder in die Quere'. Orion schnaubte leise, aber deutlich hörbar, wie er endgültig die Hand aus dem Gesicht nahm. „Und lass' dir von deiner Cousine nicht diese Tage verderben,“ riet er mehr als Verbot, denn als Hinweis. „Ihre Hochzeit auf deinen Geburtstag, auf deinen Abschluss zu legen war,“ der Vater rollte mit den Augen, „reine Schikane.“

Persönlich davon beleidigt, das konnte man ihm ansehen, und dennoch im gleichen Moment verächtlich frohlockend über einen solch primitiven Versuch zur Diskreditierung des älteren Familienzweigs, und Regulus spürte eine Welle von Sympathie in sich aufsteigen. So leicht mit einem Mal, dieses Gefühl zu teilen, wie Vater ihm einen Halt gab mit diesem offen zur Schau getragenen Innenleben. Es musste das erste Mal sein in seinem jungen Leben, Unterstützung zu erfahren von diesem so harten, oft so kalten Mann, dessen hitziges Temperament, dessen enorme Leidenschaften sonst nur im Zorn zum Tragen kamen, und die Ähnlichkeit zu den eigenen Gedanken, dem eigenen Herzen (aber auch dem seines Bruders) darin waren wie winzige Kieselchen, die sich in sämtliche Ritzen seiner unvollkommenen Bausubstanz setzten. Gestärkt wie nie zuvor. Zusammenhalt. Familie. Wie sie sein sollte. Gegen alle Umstände. Es tat so gut, dass es Hirn und Verstand überrannte und die Seele wärmte im gleichen Moment. Regulus fühlte sich unverwundbar.

„Nimm' es dir nicht zu Herzen,“ hob Orion Black einen Finger, und erst jetzt konnte der jüngere Sohn es auch wirklich loslassen. „Es hat dir die ganze Bagage vom Hals gehalten.“ Das stimmte, das hatte es, ersparte ihm einen Familienauflauf der ätzenden Art, und Regulus musste wirklich offen und echt lächeln. Dass sein Vater damit nicht umgehen konnte, überraschte ihn gar nicht, nicht einmal tatsächlich die Art und Weise, wie er das überspielte. Abschätzig schnaufend schüttelte er den Kopf und zuckte die Achseln dabei. „Lestrange!“ lachte er regelrecht. „Wie lächerlich.“ Am liebsten hätte der junge Mann zugestimmt. „Er sieht aus wie ein Pavian und zaubert so talentiert wie ein Troll.“

Ja, so war es. Bellatrix Black, Cygnus' älteste Tochter, hatte sich am Vortag vermählen lassen, ausgerechnet mit einem der Lestrange-Brüder, Zaubereradel wie die Blacks selbst und dennoch aus Sicht des Grimmauld Place weit unter Wert. Längst vergeben die besseren Partien, und welcher anständige Kerl wollte schon ein solches Biest heiraten, eine solche Fanatikerin? Darum ging es beiden nicht. Nur um die Verbindung der Namen, nur um das Prestige, das damit einherging. Um die Wahrung von Sitte und Anstand. Ein Mädchen musste doch heiraten, angemessen und auf dem Niveau ihrer Sippe. Und Kinderkriegen musste sie, viele kleine Hexen und Zauberer, je mehr, je besser. Beide, Vater und Sohn, zweifelten stumm daran, dass Bellatrix jemals ein Kind zur Welt bringen oder es gar aufzuziehen in der Lage sein würde. Sie schwiegen beide darüber. Orion hatte recht: Es war es nicht wert, sich darüber aufzuregen.

Wieder ernster werdend, brummte der Hausherr in tiefer Frequenz, vertrieb diese Gedanken mit zusammengepressten Zähnen, dass es knirschte, und die auf dem angewinkelten Arm aufgepropfte Hand winkte den Jungen näher heran. Ohne zu zögern trat Regulus vor, einen Schritt, zwei, bis er in seiner Reichweite auf dem gemauerten Boden des Wintergartens stand und die aufgehende Sonne auch ihm das Gesicht wärmte. Ein herrlicher Ort. So ganz anders als die dunklen Korridore. Er liebte das hier, immer und immer wieder, und kurz die Augen schließend, musste er diese wundervolle Mischung aus zerriebener Belladonna und getrocknetem Lavendel inhalieren. Wie sich die Brauen seines Vaters zusammenzogen und kräuselten, bekam er so nicht mit.

Orion räusperte sich. „Regulus,“ fing er an, und die zurückkehrende bedeutungsvolle Schwere in seiner so summenden Bassstimme ließ den Graduierten wieder aufhorchen. Er öffnete schlagartig die braunen Augen und schaute seinem kaum größeren Vater ins Gesicht. „Es ist vielleicht nicht der passende Zeitpunkt, so wenige Stunden nach der Zeugnisvergabe erst,“ rieb sich der Vater fest das bärtige Kinn, durchsetzt von hellgrauen, fast weißen Stellen, und hätte der Junge sich gesehen, er hätte gelacht. Der selbe, sorgenvolle Blick, ohne dabei besorgt zu sein. Nicht mehr. Nicht heute, nicht jetzt. Da war etwas, das sich aufbaute, seit er das Haus betreten hatte in diesen Morgenstunden, zart noch, belastbar, wie ein dünnes Seil als Pionier über einen Abgrund geschlagen, aber es wurde dicker, er konnte es spüren. Und er liebte es.

„Ich gebe zu, ich weiß nichts von deinen Träumen, ich kenne deine Wünsche nicht,“ sprach Orion es aus, und er konnte den Sohn nicht ansehen dabei, auch wenn er ruhig und gefasst wirkte bei diesem Eingeständnis von sträflich vernachlässigter Pflicht. „Und deshalb weiß ich nicht, was du von meinem Vorschlag hälst.“ Sich aus sich selbst heraus lösend, ließ er beide Arme sinken und drehte sich herum, bewegte sich kraftvoll wie eh und je an dem Jungen vorbei auf den Schreibtisch zu, und seine Schuhe verursachten erst ein doppelläufiges, dann ein gedämpftes Geräusch auf Ziegeln und Teppich, wie er in den überdachten Bereich seines Zimmers trat. Regulus erinnerte sich an dieses Pult mit all seinen Büchern und Pergamentschnippseln, Tintenfässern und Federn aller Art, und daneben thronte die Bibliothekslampe, damit Vater hier auch noch bis spät in die Nacht hinein arbeiten konnte. Gebeten zu werden, ihm hierher zu folgen, war ein einmaliges Erlebnis.

Das Oberhaupt des uralten Zaubererclans umrundete den Tisch nicht, sondern blieb direkt davor, halb daneben stehen, die schwere, beschlagene Truhe zu seinen Füßen, und nur mit den Fingern der Linken berührte er das auf Hochglanz polierte Mooreichenholz, der selbe Werkstoff, aus dem sein Zauberstab bestand. Verlegen war der Kniff in seinem Mundwinkel, fast verdeckt vom dichten Schwarz seines Bartes. „Es hätte nicht deine Aufgabe sein sollen,“ sagte er darunter, und ein merkwürdig glühendes Poltern stahl sich in Regulus' Herzschlag, wie er auf die Stapel aus Papieren deutete. „Dem Jüngeren fällt für gewöhnlich Freiheit zu.“ Aber das war er jetzt nicht mehr, der Sohn begriff das sogleich, auch wenn sie es beide nicht so ansprechen konnten, wie es tatsächlich war.

„Wie sich die Situation aber nun einmal darstellt, muss ich es dir zumindest anbieten.“ Noch immer sagte Regulus nicht ein Wort, obwohl er sehr gut verstand, worauf Vater hinaus wollte. Er ließ ihn einfach weiter reden, es auf den Punkt bringen. „Ich möchte nicht, dass du denkst, du musst,“ hob er abwehrend eine offene Handfläche, worauf der Junge sogleich den Kopf so heftig schüttelte, dass seine schwarzen Locken flogen. Es war in Ordnung, wenn er es weiter sponn. „Aber dieses Geschäft wird von unserer Familie seit vielen Generationen betrieben.“ 1492, Regulus kannte die Geschichte genau, und ihm wurde immer wieder schwindelig davon, malte er sich das aus oder versuchte es auch nur. „Und ich wäre ungern der Letzte, der diese Tradition fortgeführt hat,“ gab Orion zu.

So hoch trieb das den Puls. Sirius. Es hätte Sirius sein sollen, der das Familienunternehmen übernahm, der sich in dessen Geheimnisse einweihen ließ und sie entweder mit ins Grab nahm oder an einen Einzelnen weitergab. Nun war er nicht hier. Unerreichbar. Und absolut unwillig. Niemals hätte er hierher zurück gefunden. Um keinen Preis der Welt wäre er das Oberhaupt des Clans geworden und würde es dennoch sein, denn Regulus begriff auch ohne, dass Orion es ansprechen musste, dass er zwar das Geschäft leiten, aber niemals die Sippe beherrschen könnte. Das würde Sirius O. Black zufallen, sobald ihr Vater die Augen für immer schloss. Dagegen konnte er nichts tun, so sehr der Gryffindor sich auch sträuben würde. Magisches Erbe konnte man nicht ablehnen.

Über so einen Vorschlag dachte man nicht nach. Da ließ man einzig und allein das Herz entscheiden. „Ich will's,“ sagte Regulus mit klarer, fester Stimme. Noch nie hatte er sich Gedanken darüber gemacht, was er werden, was er tun wollte nach der Schule, auch wenn das Ende der Zeit in Hogwarts so nahe gewesen war. Weil er nicht in die Zukunft hatte schauen wollen, deshalb. Weil der Krieg auf ihn wartete, den Soldaten, längst ohne Wissen der Eltern erprobt an der Front, und mit Schaudern dachte er zurück an jene Nacht dort draußen auf Gillythorn Manor, nicht das erste, nicht das letzte Mal. Und doch plötzlich nicht mehr die einzige Option. Ja, mochte sein, dass der Dunkle Lord Gewalt über ihn hatte wegen dieses Schwurs, wegen dieses Dings da an seinem Arm, aber da stand Vater, da stand Orion Arcturus Black, ein helles Band aus glühend blauen Sternen, der Mann, der Dolohov mit einem Blick in die Flucht schlug. Ausweg. Ausgerechnet er.

So rasch war diese Antwort gekommen, so überraschend auch ihr Ausgang, dass dem Vater die vorbereitete Verteidigungsrede im Halse stecken blieb und er einen Weg suchen musste, sie herunter zu schlucken. Minuten schienen darunter zu vergehen, wie er seinen Jüngsten dabei anstarrte und musterte, die Wangen ganz rosé von aufschießendem Blut, die braunen Regenbogenhäute schimmernd und die Gefäße an seinem Hals in kräftigem, flatterigem Puls sichtbar. Als müsse er Widerstand provozieren, als könne er mit solcher Zustimmung ohne Gegenwehr nicht leben, gestikulierte Orion. „Dann muss ich ehrlich zu dir sein, Regulus,“ begann er. „Ich bin kein guter Lehrer, ich bin nicht geduldig, das muss ich dir nicht erklären.“ Nein, das musste er nicht, aber es machte ihm nichts aus, er war es gewohnt, mit solchen Meistern umzugehen. Regulus lächelte nur, aber er blieb unbeeindruckt bei seiner Entscheidung.

„Ich möchte alles von dir lernen,“ äußerte er diesen einen, fast verzweifelten Wunsch, den ersten, den er jemals an seinen Vater gerichtet hatte, nicht fordernd, nicht übereifrig, sondern aus dem Herzen heraus, so furchtbar offen und kindlich unschuldig, dass es Orion Black fast entzwei riss nach all diesen Jahren. 30 lange Jahre. Es hätte ein zweiter Anfang sein können. Eine blühende neue Ära des Black'schen Clans, eine Chance für beide, für sie alle, wenn es so gekommen wäre. Ein kleiner Grundkurs zuerst, dann zu ein paar seiner langjährigsten und vertrauensvollsten Geschäftspartnern in ganz Europa, mal hierhin, mal dorthin und anschließend zurück hierher, um den letzten Schliff und die Feinheiten zu erfühlen, als Juniorpartner einzusteigen, bis es Zeit war, das Ruder gänzlich zu übernehmen. Ganz ähnlich, wie er selbst es erfahren hatte, nur anders, inniger, herzlicher, freier. Ganz neu, Vater und Sohn. Vater und Söhne.

Aber Regulus stemmte den linken Arm in die Hüfte, und das Hemd, bedeckt von der Robe den vergangenen Tag über, nun nur in dünnem, weißem Baumwollstoff, konnte die so schwärzlich deutliche Zeichnung nicht verbergen. So schnell konnte er gar nicht reagieren, wie dem nur einen Zoll größeren Mann dieses so himmlisch warme Lächeln schwand. Wegziehen schaffte er nicht, es wäre auch sinnlos gewesen. Langsam griff Orion nach dem Handgelenk und zog den ganzen Arm vorsichtig, als wäre der Junge zerbrechlich, gerade, schob sanft den Ärmel nach oben, und der Puls setzte aus. So unsagbar merkwürdig, dieses Gefühl, noch nie so zärtlich berührt von ihm und gleichzeitig der Schmerz so unerträglich groß, wie sich die Kiefermuskulatur bei beiden Männern verhärtete in Bestürzung, in Schock, in tiefer Trauer, so als wären sie beide schon gestorben, der eine jeweils vor dem anderen.

Er hörte es nicht bewusst, wie Orion Black „geh' jetzt“ sagte, mehr gehaucht als gesprochen, nahm gar nicht wahr, wie er dem nachzukommen begann, „bitte, geh' jetzt“, weil er den Vater nicht noch mehr in diese abgrundtiefe Enttäuschung treiben konnte, die er selbst nun abblocken musste. Was es bedeutete, was dieses verfluchte Mal seines Sklaventums dem gerade erst gespannten Seil antat, das konnte er nicht ermessen, keinen Gedanken zu fassen in der Lage. Und er ging.

Wie er sich wiederfand – Stunden später? – auf der Treppe sitzend wie ein kleiner Junge, der sich lautstark streitenden Eltern lauschte unten im Salon, ganz allein, ein Einzelkind, das nicht immer eines gewesen war, die Beine angewinkelt, wie abgestorben darüber gelegt die taub gewordenen Hände, stand die Sonne schon im Süden, und die Fensterrose über dem Foyer war stumpf und dunkel ohne ihr Licht. Es war seine Stimme, und er erkannte sie fast nicht. Sie war endgültig verändert, Regulus wusste das, sobald das erste Wort über die dünn ausgezogenen Lippen seines Vaters kam, in einen hellgrauen Sommercut gekleidet, den passenden Zylinder und seinen Ausgehstock am Arm, und er beugte sich herunter, um mit dem Diener zu flüstern. „Kreacher, ich bin für ein paar Stunden fort.“

„Sehr wohl, der Herr,“ erwiderte der Elf, die Verbeugung in der Akkustik wahrnehmbar, ohne leise zu sein, während das Familienoberhaupt umso mehr wisperte, wie er zu sich selbst sprach, das Geschöpf nun wieder das, was es sein sollte, ein purer Einrichtungsgegenstand. „Mir läuft die Zeit davon.“ Und Regulus hörte ihn genau, verstand ihn jedoch nicht, verwirrt und kummervoll besorgt, wollte ihn um Verzeihung bitten, wollte nach ihm rufen und es erklären, wollte nur eins, und er flüsterte so leise, er konnte sich selbst kaum hören. „Beschütz' mich.“ Er hatte keine Ahnung, dass Orion Arcturus Black genau das längst tat. Es zumindest versuchte. Mit allen Konsequenzen. So tiefgreifend wie es nur ging. Und dennoch vergeblich.


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