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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Glückskind und Judas

von Teekon

„Wir haben einen Verräter!“ brachte Sirius Black gleich zweifach auf den Tisch, indem er mit der flachen Hand so heftig auf die Platte schlug, dass die Vase mit den Maiglöckchen schepperte und klirrte, als habe man eine Münze geworfen. Das Geräusch potenzierte sich um ein Vielfaches in dem abgeschlossenen Raum, wie James im Hintergrund die mächtige Haustür schloss und im gleichen Moment verrammelte, die Frühlingsnacht dort draußen aussperrte. Lichter sprossen aus den Laternen, der einen an der Klöntür, der anderen über der Anrichte in der Ecke zum Kamin hin, während die Küche in dem alten Cottage ansonsten unbeleuchtet blieb. Grimmige Schatten warf das auf das Gesicht des jungen Mannes, der sich über die Tafel gebeugt hatte.

Die frische Luft, die sie mit hereingebracht hatten, kühlte die erhitzten Körper angenehmst, nicht zu warm und nicht zu kalt hier in den Natursteinmauern unter der Klippe von Godric's Hollow, aber dennoch war Remus Lupin mitsamt der von roséfarbenem Marmorstaub bedeckten Robe auf einen Stuhl ihm gegenüber gesackt und hatte gleich den einen Ellbogen auf den Tisch gelegt. Dort spürte er nun die Erschütterung von Blacks Wut, rührte sich aber kein Stück. Da war längst dieses Grübeldreieck auf seiner Nasenwurzel, seltsam verzogen durch eine rissig blutige Schürfwunde an Stirn und Schläfe. Er schien das gar nicht zu bemerken.

Kaum ein Wort hatten sie gesprochen, seit sich die beiden Angriffstrupps außerhalb des Nott'schen Anwesens wiedervereint hatten, um rasch davon zu apparieren und die kleine Versammlung post-conflictum aufzulösen. Man konnte sich später treffen, das Geschehene besprechen, überarbeiten, die Taktiksitzung einleiten und die Verluste zählen, die – Merlins Grützkopf sei Dank – erneut mit großem Plus auf Todesser-Seite einhergingen und nur minimale Blessuren und ein Schweineglück auf der ihren zurückließen. Egal jetzt erstmal. Vermutlich würde die halbe Zaubererwelt morgen früh Bescheid wissen. Denn was eine simple Geschichte hatte werden sollen – rein, Mulciber und Nott senior einkäschern und bei den Auroris abliefern – war zu einer Abwrackaktion der besonderen Art geworden. Und der Denkmalschutz hatte auf ganzer Linie verloren.

Aus der Entfernung, vom Gartentor her, hatte man erst das ganze Ausmaß ihres Angriffs und der verteidigenden Reaktion erkennen können. Große Teile von Gillythorn Manor waren regelrecht dem Erdboden gleichgemacht. Keine einfache Muggelbombe hätte das hinbekommen, an so vielen Stellen gleichzeitig Stücke aus der Mauer zu brechen ohne die kleinste Brandspur. Der Ballsaal auf östlicher Seite war eine rauchende Ruine, sonst nichts. Nachdem sämtliche der hohen Fenster mitsamt der Rahmen herausgebrochen worden waren, hatte das relativ geringe Gewicht eines schlitternden Lupin nur noch für den Rest gesorgt und den ersten Dominostein zum Fallen gebracht. Das übrige, ehemals halbrund angelegte Mauerwerk war dann von ganz allein in sich zusammen gebrochen.

Voldemorts Fluch hatte die nördliche Wand des Korridors aufgerissen wie ein Pflug die Erde im März, und zwei Geschosse weit war das Mobiliar zerfetzt gewesen. Ganz zu schweigen von beiden Türen, der gläsernen zum Park hinaus, den hölzernen Fronttoren auf der anderen Seite, konnte man den Keller nur noch über die schmalen Stiegen der Hauselfen betreten, und der gesamte Eingangsbereich nach Süden war komplett unbetretbar, nachdem die Deckenstütze herausgebrochen war. Kurz und gut: Das Anwesen der Notts war ab heute Nacht unbewohnbar. Aber darum würde sich Velten erst einmal weniger Gedanken machen. Jetzt durfte er darum beten, dass sein alter Herr das Morgenrot noch einmal sehen durfte, bevor es zuende ging mit ihm. Falls das nicht schon geschehen war.

Aber all das war zweitrangig für sie. Nicht wichtig, dass Jeronimus Mulciber noch immer frei war, der entflohene Häftling, dabei gewesen am Boggle Hole, als Moody, der tapfere, gute, völlig durchgeknallte Moody, sein Bein eingebüßt hatte. Es zählte nur eins, und das war genau die Tatsache, die Sirius Black ohne zu zögern, zornig und verwirrt zugleich, angesprochen hatte. Und nun stierten seine glühenden, braun-grauen Auge von einem zum anderen, wie kleine Kohlen aus Glut in ewiger Finsternis, und die Locken sprangen ihm ins Gesicht dabei.

James kam mit raschen Schritten herüber, die kaum noch als solche zu bezeichnende Robe von den schmalen Schultern ziehend und unachtsam auf einen der hübschen Ohrensessel vor dem Kamin pfeffernd. Ein kurzer Wink mit dem noch immer heiß fiebernden Zauberstab und ein bescheidenes Feuer prasselte hinter dem Funkenfänger. „Wie kommst du darauf?“ wollte er von seinem besten Freund wissen, die Wangen rosig von der Anstrengung, und ihm fiel nicht einmal auf, wie verzerrt sein Weltbild gerade sein musste, so sehr war er an dieses Haus gewöhnt, kannte er jede Stolperfalle und konnte im Schlaf die Abstände zwischen dem Teppich und der herausstehenden Diele im Übergang zwischen Salon und Küche abschätzen.

Zielstrebig waren sie dorthin förmlich gestürmt, an die lange Speisetafel, an der sie alle gemeinsam sitzen konnten, um zu reden, zu diskutieren, hatten die Not dazu gespürt auf dem Weg hierher. Ohne sich vorher absprechen zu müssen, hatten sie nicht, wie ihre Freunde und Mitstreiter, so schnell wie möglich jeder für sich heimgewollt. Nein, dazu einander immer noch zu nahe. Solche Tage, solche Nächte, solche Kämpfe, mussten zusammen bestritten und zusammen beendet werden. Erst in dieser Gesellschaft würden sie sich beruhigen, herunterkommen, Frieden finden. Wie ein brillantes Quidditch-Team mitten in der Meisterschaft.

Wo Lily bereits herumwuselnd einen Tee aufsetzte, immer in Remus' Rücken, stützte ihr Ehemann sich auf einen noch an den Tisch geschobenen Stuhl mit beiden hellhäutigen, verschrammten Händen, lehnte sein gesamtes Gewicht darauf und erwiderte problemlos den harten, wilden Blick von Sirius. Black hatte ein Gespür für die Art von Dingen, von denen er gerade gesprochen hatte, das war ein Familieninstinkt. In seiner Sippe überlebte man nur, wenn man Intrigen riechen konnte, und das beunruhigte James enorm. So wie es aussah, zog das nicht nur bei ihm. Peter hockte zusammengesunken wie ein Knäuel auf dem gegenüberliegenden Stuhl und hatte die Robe eng um seinen pummeligen Körper geschlungen, die Augen wässrig und die Lider flackernd, wie er so angestrengt atmete, dass man seine Nasenflügel flirren sehen konnte.

Schnaubend, dass er beinahe grunzte, stemmte Sirius sich gegen die Tischplatte und drückte sich halb davon weg. „Das war doch sowas von abgekartet!“ winkte er ab, als müsse man das sofort erkennen, und eine Herde Tassen schwebte eilig zwischen James und Remus hindurch, um sich auf einem Platzdeckchen niederzulassen. „Wenn das keine Falle war, heiße ich ab heute Walpurga!“ verstärkte Black seine Aussage noch, und Peters Blick huschte in den äußersten Augenwinkel, um den Freund ansehen zu können, ohne sich groß bewegen zu müssen. Dazu fror er zu sehr, oder er zitterte aus anderen Gründen.

Kurz die Kiefer fest aufeinander pressend, dass ein Knubbel aus Muskeln entstand und sich sofort wieder entspannte, setzte Potter zur Argumentation an, brauchte sie aber nicht auszusprechen. Sirius verstand ihn wortlos und schnitt ihm ein stummes Wort ab. „Natürlich hätten sie einfach das Gerücht streuen können, dass Nott und Mulciber zu kriegen sind, um uns dorthin zu locken,“ begründete er viel zu ausgezeichnet, „aber sie hätten nicht wissen können, dass wir wirklich aufkreuzen!“ Luft holend, um gleich weiter zu reden, richtete Black sich auf, doch es war nicht er, der den Gedanken beendete. „Und nicht wie und mit wie vielen,“ raunte Lupins rauchige Stimme, halb abwesend, wie er mit den Fingern langsam und leise auf dem Tisch trommelte.

Eine Hand gestenreich von sich werfend in Remus' Richtung, fühlte Sirius sich zurecht bestätigt, stieß sich endgültig von der Tafel ab und vollführte eine Drehung, wie er sich ins Gesicht griff und den stattlichen Schnauzbart heftig rieb. Für einige Augenblicke sagte niemand etwas, brodelte nur der Teekessel auf dem Herd und knisterte von Flammen verzehrtes Holz. Es stimmte ganz einfach. Die Todesser waren genau so positioniert gewesen, dass ihnen die Angreifer regelrecht in die Arme hatten laufen müssen. Es hatte keine Möglichkeit zur Überraschung gegeben.

Remus war noch nicht fertig mit seinen lauten Überlegungen. „Wären nicht zwei unvorhersehbare Ausbrüche gewesen,“ er wurde wacher und deutete auf Black, „Sirius, der nach hinten gelaufen ist,“ er schlenkerte das Handgelenk zwischen sich und Pettigrew hin und her, „Peter und ich, die durch den Keller kamen ...“ Weiter musste er schon nicht ausführen. Dann wären sie schutz- und ahnungslos Voldemort direkt in die Arme gelaufen.

Beklemmung breitete sich aus in dem sonst so gemütlichen Cottage, und die Geräusche der Nacht vor den mit Läden verschlossenen Fenstern schienen sich aufdringlich zu nähern. Als könnten die Grillen da draußen Spione sein. Als wäre jeder Balken im Fachwerk nun mit einem Mal von Ohren bedeckt. Unangenehm, dieses Gefühl, und dennoch real und nicht zu vertreiben. Aus seinem aus sich selbst gebauten Nest heraus, öffnete Peter den Mund und flüsterte fast ein heiseres „wer?“, die Stimmbänder noch vom Staub des Kampfes bedeckt, und er musste vorsichtig husten. Die Augen der vier jungen Männer, hellblau, grau gestreift, braun und silbern, huschten von einem zum anderen, nicht forschend, nur fragend, grübelnd dabei, aber keiner traute sich so recht, eine Meinung abzugeben.

In all der stickig werdenden Atmosphäre, gleichzeitig so kühl und fröstelnd, blieb Lily Potter gelassen und pragmatisch. Eins nach dem anderen, das würden diese Kerle hier nie lernen. Den frisch aufgegossenen Tee in die großen Becher auf dem Platzdeckchen einschenkend, sorgte sie für das Naheliegendste. Man beachtete sie nur flüchtig, Remus lächelte sie von schräg unten an und zwinkerte dankbar, wie er sich eine Tasse heranzog und die Nase über dem dampfenden Getränk kreisen ließ, seufzend, und James berührte ihre Taille fest, aber liebevoll und sagte damit alles.

Ein feiner Splitter aus mit Goldblatt verziertem Marmor rieselte auf den Ziegelboden, wie der Hausherr den Kopf schüttelte. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Fab und Gid ...“ Augenblicklich brachen sie alle dieses Schweigen. „Nicht die Longbottoms,“ warf Remus kategorisch ein, und Sirius knurrte regelrecht, wie er „doch nicht Marlene“ meinte. Sich auch endlich einen Stuhl gleich zwischen James und Remus heranziehend, ließ Lily sich darauf fallen und schlug ihr wallend rotes Haar zurück, wie sie über den Tisch langte und sich ebenfalls einen Tee nahm. „Und für Emmeline lege ich beide Hände ins Feuer,“ schloss sie auch diese Möglichkeit aus. Blieb nur noch einer. Einander verstohlene Blicke zuwerfend fragten die Jungs wortlos, ob das sein konnte. „Sturge?“ zog Potter das Kinn zurück, doch sie verneinten alle gleichzeitig ohne das geringste Zögern.

Es ging einfach nicht. Es konnte keiner von ihnen gewesen sein. Sie vertrauten einander, jedem einzelnen der „roten Hühner“, ganz besonders der Jungriege. Darauf bauten sie, das war einer ihrer Eckpfeiler, der Grundstein, ohne den gar nichts halten konnte. Sie mussten sich auf einander verlassen können und hatten das immer, ohne jeden Zweifel, in tiefster Unangreifbarkeit ihrer Loyalität. Ein absolutes Ding der Unmöglichkeit. Verräter. Unter ihnen. Wer sollte sowas tun? Wozu? Warum? Hatten sie nicht alle verloren unter der Schreckensherrschaft des Lord Voldemort? Waren nicht Menschen in Gefahr, die sie liebten, an Leib und Seelenheil? Aber vielleicht gerade deshalb? Es dämmerte nur sehr langsam, und keiner fasste den Gedanken so richtig.

Die fünf Krieger am Tisch in Potters Haus, wo früher Dorea und Charlus gefrühstückt hatten, in Tagesprophet und Hexenwoche vertieft, während James mit seinem ersten Rennbesen um ihre Beine gefegt war, verfielen in düsteres Denken, jeder nach seiner typischen Art, und dabei schlürften sie leise, fast vorsichtig den herrlich beruhigenden Kräutertee, der ihren zerschundenen Körpern gut tat. Die Knochen schmerzten, es brannte und stach, wo harmlosere Flüche getroffen hatten, sie waren müde und schmutzig und ausgelaugt, wo das Adrenalin längst nachgelassen hatte. Noch lag Dunkelheit über den Mulden und der weiten Wiese hinter dem Dorf, der Tagesanbruch noch ein paar kurze Stunden entfernt.

Ihr Seufzen holte sie nicht heraus aus dieser Mischung aus ängstlicher Vorahnung und wütender Sorge, wie Lily ihren schönen Weidenstab zückte und ihn ohne Vorwarnung an die Schläfe ihres Gatten führte. „Occulus reparo,“ betete sie in einen einzigen Ausatmer, es zischte kurz und schon war die verbogene und abgeknickte Brille wieder völlig gerade, das gesprungene rechte Glas wieder ganz und beide Linsen sauber und klar. Fast erstaunt, es gar nicht recht wahrgenommen gehabt, zuckte James zurück und griff an sein wichtigstes Werkzeug, noch dringender nötig als der eigene Zauberstab, und es sah total merkwürdig aus, wie neu und glänzend die Sehhilfe in einem so verdreckten Gesicht mit zerzaustem schwarzem Haar in der Stirn schien. „Oh. Danke,“ grinste er sie an, setzte sie gerade auf und machte ein zufriedenes Geräusch. „Viel besser!“

Das brach das Eis, und erleichtertes, gelöstes Schmunzeln und leises Kichern ging durch ihre Reihen. Sirius nahm die Hand ein wenig runter und zwirbelte sich kokett die Spitzen seiner Manneszierde, die nach oben zeigenden Mundwinkel nicht mehr verbergend, und sogar Peter gibbelte nervös und entfaltete sich ein bisschen, schob die Füße unter den Tisch, blieb aber eingeknickt wie ein Igel, der sich nur sacht entspannte nach durchgemachter Gefahr. Sie sahen aus wie Säue. Vom Scheitel bis zu den Schuhspitzen bedeckt von fein zerriebenem Mörtel, wie gepudert, so waren die Trümmer von Gillythorn auf sie herab geregnet, und auf James' Wangen verfingen sich die Körnchen gekonnt in hellem Flaum, wo ihm doch so etwas wie ein Bart nicht stehen wollte.

Die klitzekleinen Blutströpfchen waren dazwischen hervorgesickert auf Lupins Braue, dort geronnen zu Perlen aus dunklem Schorf, und nur ein dünner Streifen noch klebrigen Blutes glitzerte darin. Ihn mit zarten Fingern am Kinn zu sich herandrehend, inspizierte Lily die leichte Blessur im schummrigen Schein ihrer eigenen Laternen, die Augen prüfend verkniffen, ehe ihr Zauberstab auch hierhin zuckte, und Remus duckte sich zischend zwischen die eigenen Schultern, wie das Holz die offenen Nervenenden berührte. „Au!“ jammerte er, aber das Mädchen war unerbittlich und flüsterte ihr „Mederi“, um die Wunde zu verschließen. Zurück blieben nur die rissigen Striemen aus Narbengewebe.

„Sirius?“ fragte Lily, sich dem Nächsten zuwendend, während Remus sich noch die nun geheilte und obendrein saubere Stelle rieb, bis sie wieder genauso versifft aussah wie der ganze Kerl, und endlich begannen zumindest er und Potter schon einmal, einander die Kleider zu reinigen, während Black halb posierend das Kreuz durchdrückte. „Alles noch dran,“ versicherte er, bekam diesen lässigen, aber freundschaftlichen Knick in beide Schultern und zwinkerte ihr zu, das Lächeln so charmant und gleichzeitig vertrauensvoll zärtlich, wie man es von ihm nur selten sah. Insbesondere bei Frauen. Man durfte es ihm glauben und sich Peter zuwenden.

Noch immer nicht recht bei sich, musste Lily eine Hand nach ihm ausstrecken und ihn am Ärmel berühren, bevor er sich mit einem fragenden Quietschen angesprochen fühlte. „Pete?“ legte die junge Frau den Kopf schief. Hastig nickte er, quälte sich ein feines Lächeln ab, ohne die Zähne zu zeigen. „Ja ja, mir fehlt nichts,“ beteuerte auch er und wischte sich mit der Hand über die Stirn und den fussligen Haaransatz. „Ich schwitz' bloß wie ein Schwein.“ Davon mussten sie alle leise lachen, und Sirius, neben ihm stehend, klopfte ihm auf die Schulter. Das war auch kein Wunder.

Ganz spontan, einem Impuls folgend, drückte Lily sich aus dem Stuhl, beugte sich quer über die Tafel und küsste den schmutzigen kleinen Kerl auf den Scheitel, dass er augenblicklich hochrot anlief und regelrecht mit der Ziegelmauer in seinem Rücken verschmolz, doch die anderen Jungs lächelten nur. „Das war so mutig von dir, was du da getan hast,“ säuselte Mrs. Potter und ließ sich, ganz langsam, wieder auf die Sitzfläche sinken. Peter konnte sie kaum ansehen, machte eher den Anschein, als würde er jeden Moment platzen, wie er seine stummligen Finger ineinander verdrehte und versuchte, die anerkennenden Gesten seiner Freunde zu ignorieren.

Sie quälten ihn nicht weiter damit, wussten genau, wie unangenehm ihm sowas war und wie wenig er sich dessen würdig fühlte, wenn sie ihn in den Himmel hoben. Es war schon OK so, ihre Wertschätzung war ihm sicher, und dass er sich dessen bewusst war, das wussten sie alle. Den Kopf schüttelnd, schnaubte James, jetzt wieder sauber und adrett in seinen schwarzen Hosen und einem einfachen weißen Hemd, wie man es gewohnt war. „Ist das nicht irre?“ fragte er und schlang einen Arm um seine Frau, zog sie von ihrem Stuhl auf seinen Schoß hinüber und konnte es immer noch nicht fassen. „Jetzt sind wir dem Scheißkerl schon dreimal so gerade noch vor der Nase weggehüpft.“

Prustend blies Sirius die Backen auf, Remus' ganzer Oberkörper hob und senkte sich in heftigem Nicken, wie er sich weit in seiner Sitzgelegenheit zurücklehnte und seine Linke auf dem weit ausgestellten Knie ablegte, während Black die Fäuste in den Hosentaschen versenkte und Peter kichernd den Ellbogen auf die Tischkante stellte, um sein Kinn abzulegen. „Tja,“ machte Lily langgezogen und grinste genauso frech wie damals als 15jährige, wo sie 'einer von den Jungs' gewesen war und dennoch die süßeste Herzdame, die James sich je hatte vorstellen können. „Du bist mein Talisman,“ wisperte sie laut genug für alle Umstehenden und drückte weiche, noch immer warme Lippen auf seine Stirn, dass die drei Anderen sich gröhlend vor Ekel abwenden mussten.

Potter konnte nur breit grinsen und fast entschuldigend die Achseln zucken. Er hatte die perfekte Antwort dafür, so typisch Krone, als wären sie wieder auf der Schule und säßen in der Großen Halle, Streiche ausheckend, wie man den nächsten Slytherin verarschen konnte. „Ich bin eben ein Glückskind,“ behauptete er dreist, und ob sie wollten oder nicht, da mussten sie ihm recht geben, alle miteinander.

Lupin schnaufte leise, noch immer lächelnd, den Blick auf dem eigenen Gürtel, ein mehr und mehr verwachsenes Hemd ausgebeult halb aus der Hose lugend. „Wie das wohl mal zuende gehen soll?“ dachte er laut, und seine Freunde verstanden ihn sofort. Pettigrew machte eine Art Kotzgeräusch, und Sirius drückte sich den Daumen unter ein Nasenloch mit geweiteten Augen. Das junge Paar veranstalte eine so synchrone Miene, dass man lachen musste, wenn man sie ansah, und James grunzte. „Wenn wir ihm immer aus dem Weg gehen und nie gegen ihn kämpfen, werden wir das nie rausfinden,“ brachte er es auf den Punkt und provozierte damit einen heftigen Schlag mit der flachen Hand auf seine Brust von Lily. „Untersteh' dich!“ verbot sie jeglichen Gedanken daran, aber James hatte es auch gar nicht so gemeint, als wäre er derjenige, der das versuchen wollte. Nur, so war es halt.

Mit gespielt finsterem Gesicht, einen Zeigefinger drohend ausgestreckt, menetekelte die Hexe jeden Anwesenden mit eindringlichem Blick. „Das Gleiche gilt für euch, habt ihr das kapiert?“ Peter quiekste laut auf und versank förmlich unterm Tisch – war die wahnsinnig? Remus lachte und hob abwehrend eine Hand – „nein, vielen Dank!“. Und sogar Sirius verneinte glaubwürdig und augenblicklich, und das zauberte ein erstauntes Brauenheben auf James' Stirn und ein unangenehmes Ziehen der Ausweglosigkeit in jedes Herz. „Nee, lass' ma' lieber, Süße.“ Wenn selbst Black sich das nicht zutraute, wer sollte es dann tun? „Das ist Dumbledores Spielwiese.“

Darin waren sie sich alle einig. Genauso wie über die Tatsache, dass irgendwas faul war, dass einer in ihrer geliebten eingeschworenen Truppe falsch spielte, dass es – so abwegig das klang – einen Verräter unter ihnen gab. Und dass Voldemort keine Lust mehr hatte, mit ihnen zu spielen. Was er heute abgezogen hatte, das hatte nur auf eines abgezielt: Mord. Aber anstatt es auf ihre Herzen drücken zu lassen, frohlockten diese Verrückten förmlich. Denn es bedeutete, dass sie ihm lästig waren, Zecken im Fleisch, mehr als störend, gefährlich. Der Stolz darüber kochte hoch. Sie würden ab heute ihre Köpfe nur noch höher tragen, Gryffindor'sche Löwen, ganz im Sinne des alten Godric. Als hätten sie die Gefühle und Gedanken der anderen erraten, grinsten sie einander an. Auch das Mädchen.

Erst Peters lautes Aufseufzen, das klatschende Geräusch seiner Hand auf dem eigenen Oberschenkel, weckte sie wieder auf. Er war noch immer zittrig, man konnte es ihm ansehen, und das war auch kein Wunder. Unruhiger noch auf eine andere Weise als zuvor, schüttelte er den Kopf. „Ich muss los,“ sagte er und guckte nicht einmal auf die Uhr. „Wenn meine Mutter merkt, dass ich nicht da bin, dann ...“ Er machte eine Geste, als werfe er beide Arme von sich und schreie laut, den unvermeidlichen Panikanfall von Mrs. Pettigrew gekonnt pantomimisch darstellend. Seine Freunde nickten, ohne darüber zu schmunzeln. Das war weit weniger witzig als früher auf dem Bahnsteig von King's Cross.

„OK, Pete,“ kam von James, noch immer Lily auf seinem Schoß. „Aber versuch', ein bisschen drüber nachzudenken, wo das Leck sein könnte, ja?“ bat er, schaute auch die anderen beiden an, wo Sirius schon nach dem Kragen seiner auf der Stuhllehne liegenden Robe griff und Remus sich aufrichtete. „Ihr auch,“ ergänzte Potter. Black nickte gewichtig, während Pettigrew sich schnaufend zwischen Tisch und Fachwerkgebälk hindurch quetschte. „'Versuchen' ist das richtige Wort,“ meinte er dabei und zuckte mit den Schultern. „Aber ich werd' meine Murmeln mal anstrengen.“ Er rückte sich die Kleider zurecht und schob die Unterlippe zu einem traurigen Lächeln nach oben, ließ die Brauen kurz springen. „Sollten sich ja in all der Watte da oben drin auch mal wieder treffen.“ Und er öffnete den Mund und klopfte mit der Faust auf sein Schädeldach, dass ein hohles Pochen entstand, und die vier Freunde lachten liebevoll.

Dass Remus nichts Anderes tun würde als Denken, Denken, Denken und vielleicht noch Grübeln, bis ihm das Hirn aus den Ohren rauchte und ihm der dusslige Kopf abfiel, dafür brauchte niemand einen Beweis oder einen Schwur, und Sirius klopfte nicht nur figurativ auf Holz. „Na, komm schon, Moony, hauen wir auch ab,“ schlug er vor, während Pete schon „gute Nacht, zusammen!“ wünschte und winkend in Richtung Haustür trottete. Mit einem lauten Seufzer des Alters stemmte Lupin sich aus dem Stuhl und bestätigte mit einem kurzen „yup!“. Er allerdings beugte sich herunter, die Geste bereits von schräg unten erwidert von der Dame des Hauses, um einen Kuss in die Nasenfalte zu tauschen. „Schlaft gut.“

„Lassen wir unsere Turteltäubchen allein,“ scherzte Black, die Zunge herausstreckend und in die etwas zerschlissene Robe schlüpfend, und James spielte sein Spiegelbild mit der gleichen kumpelhaften Gehässigkeit, wovon Lily nur kicherte. Die waren so bescheuert. Gerade deshalb liebte sie jeden einzelnen von ihnen. Jeden auf seine Weise. Sie schlang ihre Arme um ihren Ehemann und lehnte sich gegen ihn, derweil Pettigrew schon aus der Tür huschte und Sirius und Remus ihm auf dem Fuße folgten. „Bis morgen, Scheelsüchtiger!“ rief James seinem besten Freund hinterher, aber Black lachte nur noch und trat hinaus auf den gekiesten Weg zwischen den herrlich duften Weinrosenstämmen der Potters. Nur schräg gehend, konnte Remus zur gleichen Zeit durch den Rahmen schlüpfen.

Pete stand schon auf der Straße, das Törchen in der Hecke offen, und er winkte hastig und drehte sich auf den Hacken, ehe er verpuffte. Arme Sau. Es hatte schon was für sich, ein eigenes Heim zu haben und keinen Familienanhang. Wozu auch? Sirius Black hatte diese Jungs hier. Das Mädchen einer davon. „Tür zu, es zieht!“ brüllte James, und er brauchte sich nicht mal mehr zurück zu lehnen und diese vulgäre Geste, die er im Sinne hatte, in Potters Richtung werfen. Remus hatte das bereits für ihn übernommen und grinste, wie er die Fußmatte verließ und James' Wunsch nachkam.

Da standen sie nun unter dem Sternenhimmel von Wales, einmal mehr, und Black schnaubte, wie er die Schultern anzog und sich halb in seinen eigenen Kragen kuschelte. Glitzernd machten sich die dunklen Augen bemerkbar, hierhin und dorthin wandernd, aber kein bisschen schläfrig. Passte Lupin gut. Ihn von seinem etwas höheren Punkt herab anschauend, knuffte er ihm in die Seite und deutete mit dem Kinn vorwärts, dass sie sich gleichzeitig in Bewegung setzten. „Du gehst doch jetzt eh nicht schlafen,“ bemerkte er ganz recht, und Sirius nickte heftig. „Worauf du einen lassen kannst.“

Dieses Angebot mit vor Abscheu verzogener Miene dankend ablehnend, rollte Remus mit den Augen. „Ich weiß was Besseres,“ schlug er vor, und mit einem Bier war Black dann auch wesentlich zufriedener. Oder zweien oder dreien, bis der Morgen kam und die kleine Londoner Muggelkneipe irgendwo am East End den Hahn abdrehte.


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