Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Rattendienst

von Teekon

Italienische Mortadella baumelte gleich neben spanischem Schinken. Geräucherte Salami verbreitete ihren sagenhaften Duft selbst in dem kühlen, ein wenig muffigen Raum voller dicker Staubschichten auf dem Boden und der schief gestellten Fensterbank, an der man hinab gleiten konnte. Dunkel war es, kein Licht, nicht einmal eine alte Ölfunzel oder ein Kerzenstumpf, und die Regale voller Käselaibe, Fässchen mit Gewürzgurken, Gläsern mit eingemachtem Obst, knarzten, schlüpfte man an ihnen vorbei. Säcke aus bester Jute, prall gefüllt mit Reis und Kartoffeln aus gutem Anbau, die Aufdrucke ihrer Herkunfstgebiete als schwarze Käfer in der Finsternis zu erkennen, lehnten gegen die unverputzten rauen Wände aus Naturstein und Ziegeln, die man zur Ausbesserung benutzt hatte.

Spinnweben zierten die niedrige Decke, und die kleinen Krabbeltierchen hätten seelenruhig darin gesessen zu jeder Tages- und Nachtzeit, wäre ihr trautes Heim nicht erschüttert worden von einem dumpfen, polternden Lärm. Zittern fuhr durch das ganze Gemäuer, ließ ihre Signalfäden vibrieren in einer solchen Frequenz und Heftigkeit, dass sie alle, ausnahmslos, die Flucht ergriffen, sich zwischen die Spalten drängten und dort ausharrten, machtlos und verzweifelt. Ob ihr Haus, in dem sie so lange so gut gelebt hatten, diesen Sturm überstehen würde, ob es das überhaupt konnte – was wusste eine Spinne schon?

Erneut bebten die Wände, und Staub rieselte von oben herab, während die hölzernen Bretterkonstruktionen wieder zu stöhnen und zu ächzen begannen. Das alles hier mochte bald in sich zusammen brechen, wenn das so weiterging. Und es hörte sich nicht so an, als wäre der Kampf schon vorbei oder nähere sich überhaupt irgendeinem Ende. Wer die Oberhand gewann, das konnte man nur erahnen an gepressten, heiseren Rufen und dem Trappeln von Füßen irgendwo dort oben hinter dickem Gestein. Lauschend, den Kopf auf dem hohen Hals nach vorn gereckt, in angespannten Fingern den eigenen Zauberstab drehend, verharrte Remus Lupin inmitten der Vorratskammer und versuchte, Schlüsse zu ziehen aus den entfernten Geräuschen, so schwierig heraus zu hören bei all dem Getöse von zerspringendem Marmor und zerschepperndem Porzellan. Oh Mann, da würde den Notts aber der Arsch bluten.

Wimmernd, leise quietschend, als hätte er sich bereits in seine Animagus-Gestalt verwandelt, klammerte sich Peter Pettigrew mit schwitzigen Händen an der Robe seines Vordermannes fest, die kleinen Füße Staubmäuse aufwirbelnd mit jedem unruhigen Schritt auf und nieder. Er mochte das nicht, ganz und gar nicht, hier unter der Erde, anderthalb Stockwerke unter seinen Freunden und Mitstreitern, die da oben ein heilloses Chaos anrichteten, und wusste der Teufel, wann die ersten tragenden Elemente des Anwesens von Gillythorn nachgeben mussten. Und was das für sie beide hier unten bedeuten würde, dass musste ihm niemand erklären, nicht einmal einem Pummel, der so schwer von Begriff war wie Peter.

Remus schmunzelte in der Stille und warf ihm einen Blick aus dem Augenwinkel zu, die silbernen Regenbogenhäute im schwachen Sternenlicht aufblitzend, das durch das von ihnen zerstörte Fenster hinein fiel. Ob er ihn allerdings wirklich erlöste von seinen Ängsten, wenn er jetzt vorwärts eilte? Er tat es trotzdem. Vorsichtig, die letzten Schritte auf die beschlagene Tür zu, und dann fasste er den Griff an und drückte ihn sacht herunter. Hervorragend geölt; was da quietschte, war nicht die Klinke, nicht das Schloss, sondern Pete, und Remus achtete nicht darauf. Von außen, hätte jemand in dem langen, schmalen Korridor gestanden, hätte es ausgesehen, als versuche ein Radieschen, der Erde zu entkommen, wie Lupins Kopf sich durch den Spalt schob, die fusslig rotbraunen Haare zuerst. Einmal links, einmal rechts, ein paar Finger erschienen am Türblatt, und dann schob er es auf.

Niemand hier. Sie waren allein. Die Geräusche von oben, das magische Knistern der Flüche, ein grollendes Rumoren, flackernder Schein von aufblitzender Zauberkunst in Rot, Gelb und Grün reflektierte von blank geputztem Dielenboden und verfing sich in den grob behauenen Steinen der Wände, wo erst in dem Moment, in dem der große, schlanke Mann gänzlich auf den Korridor hinaus trat, eine einzelne Fackel puffend zum Leben erwachte. Rechts den Gang hinunter, wo es tiefer in die Kellergewölbe und Katakomben der überbauten Burg ging, war alles still. Nichts rührte sich. Sie mussten sich auf ihr Gefühl verlassen, und seines sagte Remus, dass er es riskieren konnte. Sich gegen den Oberschenkel klopfend, signalisierte er Peter, die Luft sei rein, und der füllige Freund hüpfte förmlich über die Schwelle und hinein in die gute Stube.

Also links hinauf, immer entgegen dem Lärm und den Schreien, denn nun nahmen sie die Stimmen als das wahr, was sie waren. Die rautenförmigen Ohren zuckten gen Decke, doch das augenblicklich auf seinem Gesicht erscheinende Lächeln beruhigte Peter, und feine Schweißperlchen bildeten sich auf seiner Stirn, wie er Remus von dort unten musterte. Gerade mal bis unter die Achsel reichte er dem Kampfgefährten. Offenbar gefiel Lupin, was er hörte, und Pettigrew begriff, sobald brüllendes Lachen wie mit einem Echo durch schmale Treppenstiegen zu ihnen herunter geworfen wurde. Das war kein Schalleffekt. Das waren Zwei, die genau dieselbe Art hatten, sich zu freuen: Fabian und Gideon Prewett. Und das hieß: Der zweite Angriffstrupp war von Norden her in das Gebäude eingedrungen, die Linien vereint. Sehr gut.

Sofort legte Remus an Tempo zu, den Freund immer im Schlepptau, der sich fast automatisch an seinen Schritt anpasste und direkt hinter ihm blieb. Sie passierten ein Loch in der Wand, wie es im ersten Moment aussah, registrierten nur wie nebenbei, dass es sich um Stufen handelte, die sich in enger Schleife nach oben schraubten. Immer weiter hielten sie zu auf den Hauptaufgang, der sie in das Foyer des repräsentativen Korridors im Obergeschoss führen sollte, wo sie auf die anderen Jungphönices treffen wollten. Wäre nicht dieses violette Feuer explodiert. Was Peter befürchtet hatte, trat ein, und mit einem Knall, als wolle sich die Peitschende Weide in zwei Teile zersprengen, barst ein edler Balken aus blankem Marmor, der Sturz der Treppe nach oben, und der Riss mitten durch die Stütze ließ den Stein einknicken wie einen Strohhalm.

Jemand hatte oben darauf gestanden, sie konnten es hören an dem erschrockenen „whow!“, während sie mit zum Schutz erhobenen Händen und Armen rückwärts wankten, rosafarbenen Marmorstaub auf den Kleidern, und die Hitze, die vor Angst um den Gefährten in die Köpfe stieg, verpuffte sogleich bei dem lachenden Unterton dabei. Wer auch immer da beinahe erwischt worden wäre, hatte sich rechtzeitig zurückziehen können. Rauchende Trümmer, dampfend, als hätte man sie mit Säure übergossen, versperrten nun halb den Weg, und nur die Blitze von weiterem magischem Gefecht fanden als Stroboskop hindurch. Pete stand nur da wie ein Igel im Scheinwerferlicht, die wässrigen Augen weit aufgerissen, wie er sie schon lebendig begraben vermutete, doch Remus donnerte mit beiden Fäusten vor seine Schultern und schubste ihn regelrecht zurück. Augenwinkel leisteten manchmal gute Dienste.

Breit genug war der Gang, dass Lupin an seinem stutzenden Kumpanen vorbei schießen konnte, und als wären sie über ein Abschleppseil verbunden, folgte ihm Peter auf dem Fuße. Schlitternd auf dem Parkett, ließ sich der Hochgewachsene gegen die Ecke jener verborgenen Lücke fallen, riss sich damit selbst herum und stürzte in den zweiten Treppenaufgang, der hinauf gehen musste in den Küchentrakt des Anwesens, oft genutzt und ausgetreten die Stufen von Dienerschaft mit kleinen, patschigen, nackten Füßchen – Hauselfen, über die er unterwegs hinweg springen musste. Da saßen sie, die armen Kerlchen, ganz verstört und jammernd, an ihren Schlappohren knabbernd und zusammengekauert, eins neben dem anderen, aufkreischend vor Panik, als der Zauberer über sie regelrecht hinwegflog, während der ihm Nacheilende die schmalen freien Stellen zwischen ihnen ausnutzen musste und fast wie ein Balletttänzer – nur ununterbrochen „Entschuldigung! Entschuldigung!“ stammelnd – aufwärts hüpfte.

Hätte jemand in der Küche gestanden, er hätte Remus Lupin kaum wahrgenommen, so schnell wie der junge Mann aus dem Loch hechtete und den Raum durchquerte, instinktiv geradeaus und hinein in den nächsten schmalen Gang, der mit dem Speisesaal und mit dem langen Korridor verband. Als laufe er auf vier Pfoten, ausholend zu fliegendem Galopp, stob er zwischen Herd und Geschirrschrank hindurch, hinterließ scheppernde Suppenkellen und Bratenwender, und die Dünstpfanne schaukelte noch eine ganze Weile wie eine geworfene Münze rund und rund und rund, derweil Peter keuchend und japsend hinterdrein rollte. Und dann umhüllte sie Hitze, schwüle, dampfende Hitze in einem engen, dunklen Durchstich, und irgendwo dort unter einer rundbogigen Öffnung britzelte das schwache Echo des Kampfes.

Erstaunlich kühl die dunklen, fast schwarzen Wände, eingepasst hinter eine Säule, um die Wege der Dienerschaft zu verbergen, ein perfektes Versteck, ein hervorragender Ausblick auf den Rücken des Feindes. Hinter seinen Linien herausgekommen, in der Lage, sie nun in die Zange zu nehmen. Remus frohlockte, wie er sich gegen den Stein presste und einmal mehr seine Größe ausnutzte. Winzige Gestalten waren seine Freunde von hier aus, wie sie dort hinten ein Trümmerfeld errichtet und nun als Deckung genutzt hatten. Hin und wieder sprang einer hinaus, zeigte sich ein Zauberstab, und dann zerfetzten orangeglühende Feuerwalzen die Dunkelheit in diesem Teil des Gebäudes, so knapp vor dem großen Tor zum Ballsaal.

Und noch viel besser: Auch dahinter konnte er das Getöse des Krieges hören, auch dort platzte Stuck von den Wänden, schrammten Möbel über den Untergrund, und das klirrende Crescendo einer berstenden Scheibe gesellte sich zu dem irren Lachen von Bellatrix Black. Es gab nur eine Erklärung dafür, wie auch von dieser Seite aus das Anwesen hatte infiltriert werden können. Hatte Frank nicht den Plan geändert und Teile seiner Truppe über diesen Weg geschickt, fiel Remus nur ein Mann ein, der in diese Richtung gelaufen war: Sirius. Als wolle der alte Haudegen seine Anwesenheit bestätigen, drang ein scharfes Knurren, wie das eines riesigen schwarzen Hundes, durch die nur angelehnte Tür, und dann flogen die beiden verzierten Flügel mit solcher Gewalt auf, dass sie die eigenen Angeln herausrissen, gegen die Wände geschmettert wurden und in tausend winzige Stückchen aus bestem Eichenholz zerfielen.

Gleißendes Licht fiel so plötzlich in den langen, dunklen Korridor, warf tiefe Schatten zwischen die Säulen und teuren Möbelstücke, Statuen römischer Gottheiten und berühmter Zauberer, dass Remus sich in seinen Gang zurückziehen und die Augen bedecken musste, und Peters Finger, die er ausgestreckt hatte, um sich an Lupins Brust abzufangen, verkrallten sich in Entsetzen in seinem Hemd, das laute Fiepen von ihm nur übertönt durch den Aufprall der eisernen Toreinfassungen. Splitter aus dem Bodenmosaik flogen in alle Richtungen, während der Wirbelwind von Blacks Cousine schrill kreischend in einer Mischung aus Hochgenuss und Panik groteske Abbilder ihrer selbst in gestreckter Form darüber warf. Sie war nicht allein. Sirius focht gegen Zwei. Aber um den mussten sie sich keine Sorgen machen. Der beste Duellant, den je ein Mensch gesehen haben mochte; man wollte nur dastehen und ihn bewundern, mit welcher Eleganz und Perfektion er seine Flüche verbreitete aus geschmeidigem Handgelenk.

Das war nicht der Grund für Peters Horror. Und Remus spürte es auch sofort, fühlte den Ansturm an unbewusst genutzter Legilimentik und betete im Stillen dankend dafür, dass er so gut geübt hatte, dass ihn seine Gegenmaßnahme ebenso wenig anstrengte. Trotz der aufgeheizten Luft, erfüllt von Rauch in Weiß und Schwefelgelb, gefror einem das Blut in den Adern, so wie man es nur von einer Begegnung kannte. Als habe er Zeit dafür, als wäre das jetzt der rechte Augenblick, fragte Lupin sich, ob es Dumbledore genauso ergangen war, damals, als er sich dem Schrecken der Welt entgegen gestellt hatte. Nicht offen, nicht in seiner ganzen Pracht aus grotesker Verzerrtheit und grenzenloser Macht, und dennoch eine solche Drohung, dass er ein schwärzerer Schatten in der Finsternis war, keine 20 Yards entfernt auf der anderen Seite des Gangs, war er hinausgetreten, begleitet von einer gebückten, ausgemergelten Gestalt, doch er beachtete weder das Schauspiel der Blacks noch die beiden Figuren in ihrem Versteck. Ob er sie nicht gesehen hatte, oder ob sie ihm einfach zu klein waren, das konnte (und wollte) Remus nicht sagen.

„Sie sollen sich zurückziehen,“ wisperte die hohe, kalte Stimme des Dunklen Lords, dieselbe kraftvolle Schönheit darin, durchsetzt mit einem Grauen, das anzuschwellen schien mit jedem Tag, in dem er seine Macht festigte. Nur schwach erkennen konnte ihn Remus von seinem Platz aus, und dennoch hätte er schwören können, das schüttere Haar sei ihm nunmehr gänzlich ausgegangen. Er trug seine lange, wallende Robe, die Schösse des Cut in einer kurzen Drehung sichtbar, doch sein grässlich wächsernes Gesicht, die darin glühenden Augen, rötlich nunmehr, durchdringend in der Dunkelheit, blieb gnädig verborgen. Lupin war dankbar dafür. Diese Präsenz am Rande seines geschützten Geistes, er konnte sie wahrnehmen wie ein Monster, das sich hinter einem aufbaute, während man noch nach vorne lauschte und die Gefahr zu entdecken suchte.

Wer bei ihm war, man konnte ihn nicht erkennen, so kränklich blass und vornübergebeugt, bis er den Mund aufmachte, mit zittriger, fisteliger Stimme des Alters und der durchlebten Qual mehr winselte, als dass er sprach: „Aber mein Lord!“ Weiter kam Landricus Nott nicht, der entflohene Häftling von Azkaban. Eine rasche, heftige Bewegung, der weite Ärmel schlug regelrecht nach ihm aus, unterband Lord Voldemort seine Einwände. „Ich will sie näher haben.“ Augenblicklich begriff der alte Mann, verbeugte sich vor so viel Hinterlist und entblößte seine gelben Zähne, ehe er ein winziges Lichtzeichen mit seinem Stab an die Decke des Korridors schoss, und der Dunkle verbarg sich in den Schatten.

Aus Peters ängstlichem Quietschen wurde ein ununterbrochenes Wimmern, die Augen weiter und weiter, starrend auf jenen einen Punkt, an dem sich der Schwarzmagier gezeigt hatte, wie gelähmt vor der Schlange, die Fingerchen an Remus' heiß hämmerndem Puls verhakt, dass die Nägel ins Fleisch staken. Aber Lupin nahm das nicht wahr. Hastig, panisch, glitt sein Blick hin und her, versuchte er, auszumachen, wie groß die erste Gefahr sein würde, ob sie Zeit haben würden, zu erkennen, gegen wen sie da kämpften, bevor es zu spät war zur Flucht, ob er eine Möglichkeit hatte zur Warnung, ein Zeichen, so wie das von Nott, oder ob ihn das verraten würde. So schwierig zu sehen von hier aus, so gut versteckt seine Freunde in den aufgeschichteten Ruinen von Notts hübschem Foyer, und dennoch waren ihm ihre Signaturen vertraut genug. Von Norden kommend, das waren Frank und Alice, zu präzise um nicht antrainiert zu sein unter Moodys harter Hand. Die Prewetts, er konnte ihre Stimmen hören, hielten den beiden den Rücken frei, so wie es Marlene auf der Linken für die zweite Frontlinie tat: James und Lily, so synchron, so abwechselnd feuernd, dass aus ihrer Ecke keine Sekunde ohne Angriff verstrich.

Voldemort spielte nicht mit Kindern. Voldemort tötete lästige Fliegen. Und das hier war nun – so unmöglich es schien, so grauenerregend es war – eine geplante Falle, und Remus sah sie deutlich vor sich. Er kannte den Spruch, er kannte die Explosion seiner Magie, die der Dunkle so gern anwandte, er hatte sie gesehen, wie sie Richterin Meadowes und Professor Fryssington zerfetzt hatte. Nur für den Bruchteil einer Sekunde sah er sie vor sich, seine Freunde, diese beiden da, wie sie nicht mehr fochten, genauso zerschmettert, hier gegen den roséfarbenen Marmor von Notts Säulen gelehnt, versuchend, Blut zu sparen für ein paar letzte Worte. Er schüttelte sich, befreite die Augen von dem Bild. Es musste einen Ausweg geben. Irgendeinen. Und wenn es das letzte war, was er tat.

Sie waren zu zweit. Pete war bei ihm. Er konnte sie spüren, seine Finger, zitternd, bebend wie das ganze Haus unter den Erschütterungen des Kampfes, wie sich der breite Rücken von Travers, die hässliche, von Azkaban nur noch mehr zerstörte Visage des Jeronimus Mulciber, der junge Mr. Nott, zurückzogen, immer näher auf sie zu, ihrer nicht gewahr, und der Dunkle Lord drehte seinen bleichen Zauberstab in den langgliedrigen Fingern, wartete auf den richtigen Augenblick. „Pete,“ flüsterte Remus, seine eigene Stimme ihm unkenntlich vor Sorge und Panik. Ruhig jetzt, es würde schon werden. „Pete?“ Er hörte ihm nicht zu. Er konnte gar nicht. Nur da stand er, in sich geschrumpft, als würde er jeden Moment kleiner und kleiner werden, und Lupin begriff: Er war dabei, sich in Wurmschwanz zu verwandeln.

Entsetzt, nicht verstehend könnend, was da geschah, wieso er das tat, war es jetzt Remus, der den Freund anstarrte, die eigene Brust in angestrengtem Atmen sich hebend und senkend. „Pete, nicht!“ flehte er ihn an, wollte er ihm befehlen, sich zusammenzureißen, aber Pettigrew reagierte nicht, schon halb auf dem Boden auf allen Vieren, und der lange, nackte Schwanz der Ratte spross ihm aus dem Rücken, und das knallende Bröckeln von fallendem Mörtel, von splitterndem Stuck war so nah, dass Staub auf sie beide herabrieselte und sich im Fell des Nagers verfing.

James' Stimme klang so klar und rein zu ihm herüber, erhitzt vom Gefecht und vom Adrenalin gestärkt, zu nah, viel zu gut verständlich jedes einzelne Wort, und halb in seinem Rücken implodierten die Fensterscheiben des Ballsaales eine nach der anderen, begleitet vom Gekreisch der wahnsinnigen Black-Tochter und vom verbissenen Kampf ihres Vetters. Er trat aus dem Schatten der Säule, Lord Voldemort persönlich, für die jungen Leute auf der Barrikade dort drüben noch immer nicht zu erkennen, still, leise, lautlos wie eine Natter, bewegte sich in ihrer Geschmeidigkeit vorwärts und erhob den Stab in einem zärtlichen Halbkreis, der Auftakt zu seinem Fliegentöter.

Und Wurmschwanz rannte los, hüpfte, sprang in einem so unnatürlichen Bogen durch den hellen Zirkel der offenen Tore quer durch das einfallende Licht des Kronleuchters, wie eine lebende Zielscheibe. Ein Hitzeschub, ein Geistesblitz, und Remus folgte ihm in einem meisterhaften Hechtsprung.

„Sirius!“ Und er sah sie. Erst die Ratte, dann den Lord, dann Remus mit im Flug ausgestrecktem Arm, der Erlenstab als Verlängerung daran, und instinktiv, wie geistig verbunden, duckte sich Sirius Black unter den Fluch seiner Base und feuerte denselben, laut herausgebrüllten „Stupor!“ in Richtung der Säule wie Lupin. Die Wand detonierte. So viel Magie, so viel Gewalt, es waren nicht ihre lächerlichen kleinen Kampfzauber, es war der fehlgeleitete Fluch des Lord Voldemort, niedergestreckt von zwei Fliegen, und der Korridor füllte sich mit giftigem Rauch und zerbröseltem Marmor. Sie konnten nicht sehen, wie die größeren Brocken fielen, hörten sie nur, nahmen sie wahr als aufgewirbelte Staubwolken, während sie sich noch abrollten, und Remus kam nur zum Stoppen, indem er fest beide Füße gegen fragile Außenmauer presste. Sie gab nach. Er blieb oben.

Stille. Für einen kurzen Moment lang absolute Stille. Niemand antwortete, niemand nahm den Kampf wieder auf, nur das leise Ticken von letzten Gesteinskieseln weckte. Und dann kreischte sie. Sie schrie in einer solchen Panik aus Verzweiflung und Wut, dass der halb verfallene Ballsaal schaukelte und wankte und ein letztes Fenster aus dem Rahmen brach, wie Bellatrix herumgefahren war und nun flog, eilte, als habe sie gar keine Füße. „Meister!“ Um nichts Anderes kümmerte sie sich mehr, sah nicht, wie Sirius sich keuchend in die Knie stützte, wie die Ratte auf Lupins Brust sprang und sich, wuselnd, ängstlich, zitternd, zwischen seine Hemdsknöpfe mogelte, um sich zu verbergen. Es passierte nicht für sie, wie Regulus den Stab fallen ließ, trocken schluckend, seinen Bruder anstarrend mit dieser Mischung aus brennender Leidenschaft des Duellierenden und dem bebenden Stolz des verwandten Blutes.

Die Stille explodierte wie die Säule zuvor, und der Staub legte sich, gab den Blick frei auf gähnende Löcher ehemals abgeschlossener Räumlichkeiten, die halbe Wand hernieder gebrochen von der Heftigkeit des Fluchs, doch der Dunkle Lord lag ausgebreitet unter dem Stupor im Dreck, von oben bis unten wie mit Puderzucker überzogen, und neben ihm die verdrehte und unbewegliche Gestalt des Landricus Nott. Blut sickerte dem alten Mann aus dem Ohr, eine Lache bildend unter dem fast kahlen Kopf, während sich sein Sohn auf der anderen Seite des Korridors aufrappelte. „Vater!“ schrie er auf, wie er ihn sah, doch niemand interessierte sich dafür.

Bellatrix fiel auf die Knie gleich neben ihrem Meister und hob seinen Kopf auf, tastete nach seinem Puls, ihre Finger so unruhig, dass sie kaum stillhalten konnte. Der passende Zeitpunkt, um zu verschwinden. Sich aufrichtend formte Sirius die Hände zu Trichtern vor dem Mund, brüllte schallend hinunter zu seinen Kameraden, dass mehrfaches Echo es zu ihnen tragen musste: „Haut ab! Es ist Voldemort!“ Und die Todesser zuckten zusammen, zischend vor Schmerz, sich die linken Arme haltend, wie er es wagte, der dreckige Blutsverräter, diesen Namen auszusprechen.

Nur die Verzögerung des Schalls dauerte es, bis augenblicklich Bewegung in die Truppe dort hinten kam. Geröll purzelte, wie sie sich hastig aufstemmten, und schemenhaft in all dem Qualm konnte man sie erkennen, James und Lily Potter, Hand in Hand, wie sie gemsenhaft über die Trümmer sprangen und sich den Longbottoms anschlossen, die Silhouetten der Zwillinge, Marlene und Sturge und Em dicht bei ihnen, der Älteste Schulter um Schulter zählend abklopfend, und dann duckten sie sich gemeinsam und huschten durch den Nordflügel auf den Ausgang zu, durch den Franks Truppe herein gelangt war. Sehr gut. Jetzt nur noch sie beide.

Immer noch Luft für die Todesser, Travers ganz benommen, hielt sich den Kopf mit der blutenden Platzwunde, gesprenkelt von Mörtel, aber Remus rollte sich über den eigenen Ellbogen auf den Bauch und stand schon halb wieder, die Hand an der Brust, vorsichtig, fest, merkwüdig. Die Furie auf dem Mosaik schrie, schrie und traute sich dennoch nicht, dem Mann auf ihrem Schoß ins Gesicht zu schlagen, wie man es mit einem Ohnmächtigen tat. Er blinzelte, schwach nur, sie sah es nicht, aber Sirius sah es. Nichts wie weg hier, bevor der Dunkle Lord wieder erwachte. Der würde gleich mit Sicherheit richtig mies drauf sein. Black grinste grimmig und richtete sich auf.

Kerzengerade stand er da. Die Fäuste geballt an leicht angewinkeltem Arm, der Zauberstab aus duftendem Apfelholz neben seinen Füßen. Ausdruckslos das Gesicht jetzt, wie er den gestandenen Kämpfer dort beobachtete, der sich süffisant lächelnd den Staub von den Kleidern klopfte, als sei das alles hier ein Spiel, als habe er die Ewigkeit, um seinen Kameraden zu folgen. Die Miene verdunkelte sich, wie der große Bruder den Kleinen ansah, während Regulus weiter nur schaute, nichts in den Augen, nichts im Blick. Als habe er sämtliches Gefühl für ihn, für sich selbst auch, in Leere verwandelt. Sirius bekam diesen Kniff in den Mundwinkel. Verachtung. "Komm' mir nie wieder in die Quere," sagte er, heiser die Stimme und rauchig, belegt von den Schwaden des Kampfes und Schmähung. Und dann bückte er sich und reichte dem Mann am Boden die Hand, zog Remus Lupin in die Waagerechte, bevor sie beide sich die größte Lücke im zerstörten Gemäuer suchten und einfach hinaus sprangen, todesmutig ein Stockwerk überwindend.

Der gut gepflegte Rasen federte hervorragend ab, fast so gut wie das Scutum, mit dem sie ihren Aufprall linderten, und dann rannten sie los, Sirius und Remus, keuchend, den Kopf noch nicht recht frei kriegend, quer über die Wiese auf das schmiedeeiserne Tor zu, durch das soeben Emmeline Vance schlüpfte, und Fab hielt es offen. „Wo ist Pete?“ japste Black im gestreckten Lauf, suchte erst gar nicht nach wandelnder Bowlingkugel, und Lupin grinste schon und drückte das kleine Bündel fester an sich, mit dem Kinn darauf zeigend. „Ich hab ihn,“ versicherte er, und Wurmschwanz bestätigte, indem er seine rosa Nase zwischen den Knöpfen hervor streckte und so laut fiepste, das eine Eule auf der hohen Ulme aufmerksam wurde. Sirius musste laut lachen, obwohl er kaum Luft dafür hatte.

Ihm die Schnurrhaare streichelnd, langte Black nach ihm aus. „Tapferer kleiner Dreckskerl,“ lobte er für diesen Wahnsinnseinsatz, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen gegen den Dunklen Lord, und Remus nickte anerkennend, fuhr ihm durch das Hemd über den breiten Schädel, dass ihm die Ohren ganz zurück gestreift wurden. „Und ich dachte schon, du verpisst dich,“ raunte er ihm zu, während Sirius schon ein Gestrüpp anvisierte, hinter dem aus Wurmschwanz wieder Peter werden konnte, ehe sie ihre Freunde am Tor erreichten. Peter, zusammengekauert in Remus' Hand, quietschte erneut und verbarg seine Schnauze in flaumigem Brusthaar. Und schwieg.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Schon als mir zum ersten Mal klar wurde, dass Bücher von Menschen geschrieben werden und nicht einfach so auf Bäumen wachsen, stand für mich fest, dass ich genau das machen wollte.
Joanne K. Rowling