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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Tee

von Teekon

Viel zu laut, viel zu geschäftig das monströse Foyer, so wie immer, so wie an jedem Tag, selbst dann, wenn andere ruhten, oder jedenfalls hatte er das Gefühl, wie er aus dem Kamin heraustrat und sich selbstverständlich sofort weiterbewegte, kaum mitbekommend, dass er sich die Robe abklopfte, und feinster Rußstaub rieselte auf den polierten Parkettboden. Niemandem fielen die Elfen auf, die hastig zwischen den vielen Beinen hindurch huschten und mit winzigen Schaufeln und Besen die Überreste der Anreise sofort verschwinden ließen. Wozu auch? Sie waren eben immer da.

Wie auf einem Fließband folgte augenblicklich der nächste Zauberer, und so flackerte das grüne Flohpulverfeuer unaufhörlich weiter. Charlus Potter kümmerte sich nicht darum, nicht mehr, nicht mehr so wie vor vielen, vielen Jahren in seiner Anfangszeit hier unter den Straßen und Gassen von Westminster. Lange konnte es fesseln, dieses bewegte Stillleben mit all seiner Hektik und Lebendigkeit an der Oberfläche, den schillernden Kleidern, den glänzenden Goldverzierungen, dem zurückgeworfenen, glitzernden Licht im Wasserspiel des Brunnens. Bis man lernte, hinter die Kulisse zu schauen, die Seile und Maschinen zu erkennen.

Ernüchternd war das, für einen jeden von hier, der so hart erkämpfte Traumberuf im großartigen Machtzentrum dieser uralten Magiergesellschaft nichts weiter als ein Rädchen im Getriebe einer genauso weltfremden und elitären Ordnung wie die der Muggel da oben im Sonnenlicht eines kühlen, klaren Märzenmorgens. Auch bloß Arbeit. Immer wieder das selbe. Zu viel Papierkram, Bürokratie, mehr behindernd als helfend. Egal in welcher der unzähligen Abteilungen in den neun Stockwerken des unterirdischen Gebäudes. Und im Moment – so sah es Charlus – oder möglicherweise ging das jedem seiner Kollegen hier so – kam es ihm vor, dass es nirgendwo erbärmlicher sein konnte als in der Magischen Strafverfolgung.

Er war auch schon mal „besser drauf“ gewesen, wie James sich ausgedrückt hätte, bemerkte der Anwalt, während er in gewohnt eiligem Schritt, so wie es all die murmelnden Hexen und Zauberer ringsherum auch taten, Gleichschritt, Marsch, die lange Halle hinunter lief, und gleich drückte ihm dieser Gedanke die Schultern ein wenig höher. Nicht allein zu sein in dem großen Cottage am Hang, das war schon gut, das half ein wenig, diesen trister werdenden Alltag besser zu bewältigen.

Fast wie einprogrammiert, beschrieb sein Weg eine Rundung um den breiten Sockel des plätschernden Standbildes herum, und er beachtete es gar nicht, so tief versunken in seine Grübelei über den bevorstehenden Arbeitstag, Termine und Strategien, alles überschattet von den Plänen der Kinder, auch wenn er das nur ungern zugab und es nie, niemals in ihrer Gegenwart angesprochen hätte. Richtig und völlig in Ordnung war es, was sie da vorhatten, und dennoch bedrückte es ihn beinahe mehr als die immer wiederkehrenden Prozesse um das selbe Thema, mit den selben Vorzeichen und der gleichen Vorgehensweise. Damit konnte er fertig werden. Solange zuhause Wärme wartete.

Die Brauen, die einzigen Haarbüschel des Mr. Potter, die noch so makellos schwarz waren wie in seiner Jugend, türmten sich fester auf und verdunkelten die braunen Augen hinter der leichten Brille, wie er vergaß, den Portier zu grüßen und schnurstracks auf die zwölf Lifte im hinteren Teil der Eingangshalle zuhielt. Wenigstens für angenehmeres Pseudowetter vor den Fenstern des Ministeriums hätte man sorgen können, befand einer der führenden Juristen in der Verfolgung von Schwarzer Magie, wo so viele bereits gefallen waren in diesem anhaltenden und immer offener vonstatten gehenden Krieg, drehte sich herum und hörte nur ganz am Rande seiner Wahrnehmung, wie das Gitter scheppernd zufiel und der Fahrstuhlführer „abwärts“ proklamierte.

Fast leer dieser Lift, auch das nichts Neues für Charlus, wo die meisten Büros und Abteilungen sich oberhalb der Eingangshalle befanden, hübsch fein säuberlich übereinander gestapelt wie in einem dieser hochaufgeschossenen Gebäude der Muggel, die sie „Wolkenkratzer“ nannten, und dabei doch eigentlich nichts weiter als die Sohlen eines dreckigen Bergwerkes. „Gullikratzer“ sagte man deshalb auch gern in den unteren Etagen, und Mr. Potter musste schmunzelnd darüber grinsen und sich das Kinn reiben. Wenn er ehrlich war, hatte er das am Frühstückstisch auch oft in den Mund genommen, und bedachte man, in welchem Stockwerk er für gewöhnlich den Großteil seiner Arbeit erledigte, war vollkommen klar, welchen Apparat der Zauberei von Britannien er meinen musste.

Ratternd über Zahnrad um Zahnrad knirschte sich der Fahrstuhl seinem Ziel entgegen. Dumpfer wurde die Luft hier unten immer, ein wenig stickiger als oben in der hohen, freien Foyerswölbung, und die dunkle Vertäfelung der Wände, spiegelnd verzerrt glänzender Boden aus samtschwarzen Fliesen, taten ihr Übriges. „Neunter Stock,“ schnarrte die gelangweilte Stimme des Boys, fast übertönt vom Aufspringen der Vergitterung, und Charlus setzte sich in seinen üblichen Trott, als hätte man eine Flipperkugel aus ihrem Käfig geschossen.

Obwohl er täglich mehrfach sein Gefährt hier herunter lenkte, trat der Fahrstuhlführer in seiner blauen Robe niemals auf die Schwelle, die seinen Liftkasten vom Boden der Abteilung trennte. Es behielt sich seine Aura der Unergründbarkeit, des Geheimnisvollen, aber auch des Gefährlichen, für jene, die damit nichts zu tun hatten. Natürlich war auch Charlus Potter niemals in der eigentlichen Mysteriumsabteilung gewesen, nutzte er nur den langen Gang, auf der einen Seite gesäumt mit Bürotüren, die, wenn sie geschlossen waren, mit der Wand verschmolzen als wären sie nicht vorhanden, um zu den schmalen Stiegen zu gelangen, die in die unterste Ebene hinab führten. Zu den Gerichtssälen, wo er arbeitete, wo er auch jetzt hin wollte, um noch einmal alle Unterlagen zu überprüfen, die er in ein paar Stunden für die heutige Verhandlung brauchen würde. Und dann hinauf in sein helles, luftiges Quartier so viel weiter oben, um in Ruhe die folgenden Tage vorzubereiten.

Wahrscheinlich hätte er ihn gar nicht gesehen, noch immer so sehr damit beschäftigt, diese und jene Gedankenwelt voneinander abgegrenzt zu durchschreiten, hätte er nicht nach ihm gerufen. „Morgen, Charlus!“ Ein beiläufiger Gruß fast, fröhlicher als Potter sich fühlte, und dennoch nicht ganz unbekümmert. Aber das war niemand, der in diesen Räumen sein Tagewerk verrichtete. Stehenbleibend musste der Witwer sich zurücklehnen, verlangsamt reagiert, schon ein paar Schritte zu weit, und den Mann in dem engen Bürozimmer erkennend, lupfte er die Brauen und hob eine Hand. „Ah, hallo, guten Morgen!“ erwiderte er. Ja, er hatte Zeit, musste sich nicht beeilen, frühzeitig hergekommen (und keine Ahnung, wieso eigentlich), und so folgte er der mit knapper Geste ausgesprochenen Einladung.

„Lange nicht gesehen!“ begann der Unaussprechliche und klopfte herzlich auf einen zweiten Stuhl, doch Potter schüttelte schwach den Kopf und ließ sich stattdessen auf einem Oberschenkel nur auf die Tischplatte sinken. Natürlich stimmte das nicht so ganz. Man sah sich, auf den Fluren, im Atrium, in den Gerichtssälen, wenn einer eine Aussage machte, aber man sprach sich eben nicht. Keine Zeit, nicht mehr, nicht so wie früher, vor dieser Auseinandersetzung mit den Todessern des Zauberers, dessen Namen sich kaum noch jemand auszusprechen getraute. Schade war das. So ein Plausch nebenbei in irgendeiner Nische, das war eines dieser Dinge gewesen, wieso Charlus Potter gern hier gearbeitet hatte. Nun nur noch Prozesse, Verhandlungen, Verhöre, Geständnisse, Verbannungen.

Unter diesem Eindruck seufzend, wischte der Anwalt sich durch das hager gewordene Gesicht, und augenblicklich brach sein Gegenüber in ein freudloses, trotzdem so freundschaftliches Lachen aus, und er nickte gleichzeitig, wie Potter kichernd die Schultern zuckte. Oh, wie gut er ihn verstand! Auch nicht viel anders hier unten also. Hätte alles schöner sein können, friedlicher, angenehmer, weniger Chaos, mehr Disziplin. „Was macht die Kunst?“ erkundigte sich Charlus, rasch fortfahrend, dass keine Stille aufkam. Aufheiterung sollte das hier für sie beide sein, und sofort die Lippen verkneifend, grunzte der Angestellte der Mysteriumsabteilung. „Geheimnisse und Rätsel,“ winkte er ab, was so viel heißen mochte wie 'wir tappen weiterhin im Dunkeln bei Allem, was wirklich interessant sein könnte und ich darf nicht darüber reden', während er mit einem ausgestreckten Zeigefinger auf die große, dampfende Porzellankanne mitten auf seinem Schreibtisch deutete. „Tee?“

Dankend nahm Charlus an, hob die Brauen, dass sich sein Gesicht aufhellte, und der andere Mann lehnte sich zurück und steckte sich genussvoll eine elfenbeinfarbene Meerschaumpfeife mit perlmuttbesetztem Mundstück an. Der süßliche Duft von Apfeltabak waberte sogleich durch den schlecht belüfteten Raum, eher einer Besenkammer mit Schreibtisch darin ähnlich, und der sanft grüne Assam floss in die Tasse. Der Frühling war nah, man konnte ihn spüren, wenn man dort draußen auf den Straßen stand, und dennoch war der Wind ein kleiner Bruder des großen Frosts. Kalt, und manchmal schnitt er. Die Wärme des Getränks tat gut in der Brust.

Anderes war um Längen schöner als das stumpfe Ausfragen über die neusten Verdächtigen, wie viel bei wem dran war oder nur sein könnte, ob sie sich an ihn oder jemand anderen gewandt hatten und ob er sie annehmen würde (was so viel bedeutete wie 'unschuldig per se'), und Charlus war dankbar dafür, dass der Unaussprechliche nicht danach fragte. „Wie geht's deinem Jungen?“ hakte er lieber nach, und erst recht stahl sich Farbe und ein Lächeln auf das Gesicht des doch ein gutes Stück älteren Mannes auf der Tischkante.

Zufrieden, irgendwie bodenständiger nickend, nicht mehr so flüchtig und gelangweilt wie vorhin, nippte Potter an seinem Tee und seufzte. „Oh, ausgezeichnet, alles bestens,“ bestätigte er die Gerüchte, und mit der Pfeife in der Hand pfiff der Kollege, halb anerkennend, halb feixend. Das wusste doch jeder, dass der Junior frisch vermählt war, wenn man das nach fast sechs Monaten immer noch behaupten durfte. Er grinste und rutschte sich etwas bequemer zurecht in seinem gepolsterten Schreibtischstuhl. „Hört hört!“ rief er dabei aus und fuchtelte mit dem Finger herum, und Charlus musste wieder schmunzeln.

Beinahe verlegen machte ihn das, war es doch genau die Sache, die ihn zur Zeit so sehr beschäftigte neben seinem Beruf, doch so normal und zu erwarten, wenn zwei junge Menschen zu einander fanden. „Er und seine Frau,“ noch immer klang es merkwürdig, egal wie sehr das Mädchen zu ihnen gehörte, egal wie gern er sie hatte, „suchen gerade eine Wohnung ganz hier in der Nähe,“ erzählte Charlus, und mit einem Mal kam er sich vor, als säße er allein vor dem Kamin mit dem Blick auf die von rotem Stein geschmückte Küche und die grüne Klöntür zum Garten hinaus, und alles, was er hören konnte, war das laute Ticken der Standuhr in dumpfer, lähmender Stille. Wie ein kleiner Stich in die Rippen war das, und Potter rieb ihn sich fort.

Sein Gesprächspartner schien das gar nicht richtig zu bemerken, pfiff nur lautstark durch die Zähne und setzte sich auf. „Oha!“ machte er dabei, und in Schlieren umzog der Rauch seinen kantigen Schädel. „Will er denn hier anfangen zu arbeiten?“ zog er eine logische Schlussfolgerung, auf die Charlus jedoch sofort verneinen konnte. Sich den winzigen Schmerz wegschüttelnd, nahm er einen Schluck. „Nein, nein,“ wehrte er ohne Traurigkeit ab, froh darüber, dass James sich so entschieden hatte, „zumindest nicht jetzt. Er möchte noch etwas Freiheit.“

Klar, konnte man sich ja auch leisten, wenn man ein Potter war, das war deutlich zu lesen in dem von einem irgendwann in der Schulzeit schiefgegangenen Zauber vernarbten Gesicht, und dennoch war es nicht böse gemeint. Ein Kniff im Mundwinkel, ein unwillkürliches Zwinkern, Charlus sah es genau. Ihm wäre ein Kessel explodiert, hatte er irgendwo einmal aufgeschnappt. Andere behaupteten, es wäre ein Streich gewesen mit einem präparierten Knallbonbon. Niemand schien es so genau zu wissen.

Den zweiten, auch nicht ganz unübersehbaren Grund viel lieber wählend, nickte der Unaussprechliche. „Familie gründen?“ fragte er nach, und man hätte meinen können, der Kopf des sonst so abgebrühten Anwalts erblühe in sattem Rot, und beide Männer mussten erst einmal lachen, ehe Potter achselzuckend halb nicken, halb nur spekulieren konnte. „Ja,“ meinte er schließlich und schürzte die Lippen. „Ja, vielleicht.“ Sein Gegenüber grinste wieder. „Muss ja nicht jeder so spät anfangen wie Du und Rea.“ Und er hätte ihm in die Seite geknufft, wenn er gekonnt hätte.

Die goldene Uhr krähte in seiner Westentasche unter der schwarzen Robe des Strafverfolgers, und Potter seufzte erneut, dieses Mal ernüchtert und müde. Als wäre er ein Spiegelbild von ihm, klappten auch die kräftigen Schultern des jüngeren Zauberers nach vorn, die dunklen Augen matt und betrübt den Stapel an Arbeit auf seinem Schreibtisch musternd. „Ich sollte los,“ deutete Charlus den Gang hinunter, ein verständnisvolles Nicken erntend. Ja, er hatte schon recht. „Erledigt sich ja nicht von selbst,“ murrte auch der Unaussprechliche, und die leere Tasse abstellend, erhob sich der Anwalt von seinem Tisch.

Ein Händedruck, schon mit einem Fuß auf dem Flur, und der Größere von beiden klopfte dem auf dem Sprung Befindlichen die Schulter. „Man sieht sich, Charlus, mach's gut!“ wünschte sich der Mysterienbeamte, und Potter grüßte mit erhobenen Fingern. „Wo soll uns das alles noch hinführen, Augustus?“ schüttelte er den Kopf und erwartete keine Antwort. Er bekam auch keine, denn der Unaussprechliche schloss erst die Augen und dann die Tür.

Das hallende, kalte Echo von entfernten Schritten umfing Charlus erneut, und sich die Rippen noch einmal reibend, die stachen und pieksten, setzte er sich in Bewegung.

Der junge Mr. Blechley wartete auf ihn im Gerichtssaal, fleißig und höflich wie immer, sein Bürogehilfe, und trotzdem konnte sein Vorgesetzter ihm heute nicht so recht folgen. Er hatte selbstverständlich alles zu seiner Zufriedenheit vorbereitet, die Papiere aufgesetzt und geordnet, alles bereit gelegt, vom Beweisstück bis zur Erinnerungsphiole, von Zeugenlisten bis zum Plädoyer, das Charlus noch selbst verfasst hatte am Abend zuvor. Aber abwesend schien Mr. Potter zu sein, und der ohnehin immer etwas bleiche Schulabgänger vom vorigen Jahr forschte lange und angestrengt, dabei ängstlich und respektvoll vor einem so gedienten Zauberer, in seinen Zügen. Die Frage nach seinem Befinden tat Mr. Potter ab, das war nichts Neues, und vielleicht hieß das doch, es sei alles eben nur etwas viel im Moment. Er ließ ihn ziehen, so wie jeden Tag, hinauf in den neunten Stock, zurück zu den Liften.

Er mochte es nicht, das schaurige Fackellicht hier unten. Er mochte das Atrium nicht mit diesem hässlichen, überdimensionierten Brunnen, den dümmlich verklärt grinsenden Elfen darauf. Dieses Engegefühl in der Brust, schlimmer werdend, je länger er in dem stickigen Aufzug eingepfercht war mit kreisenden Käuzchen – wann überlegte sich endlich mal jemand eine Lösung für diesen Postschlamassel? – beladenenen Kontrolleuren und schwitzenden Laufburschen. Und er mochte auch das selbstgefällige Naserümpfen derjenigen nicht, die auf der selben Etage ausstiegen wie er. Charlus Potter fragte sich, ob er auch jemals so ausgesehen hatte. Bevor ihn kleine Einschläge dieses Krieges Stück für Stück seiner Rüstung beraubt hatten.

Endlich oben. Raus in die viel breiteren Gänge voller Helligkeit, war sie auch künstlich, die verzauberten Fenster Wolkenfelder suggerierend, die mit Frühlingsregen beladen über einen nicht vorhandenen Himmel zogen, die Illusion fast perfekt. Es reichte aus, zumindest besser durchatmen zu können. Auch wenn der Krampf hinter dem Brustbein blieb und sich kaum verdrängen ließ. Feine Schweißperlen standen nun auch ihm im Nacken und machten es schwierig, die Robe zu bewegen, wie er die Schultern rollte und sich in seinen gewohnten Trab brachte.

Er hatte eines der besten Quartiere hier oben, groß und geräumig und ganz nach seinem Geschmack eingerichtet, lackierte Nussholzmöbel und edles Messing, doch auch das bereitete keine Freude mehr, wenn man auf dem Weg dorthin an zu vielen verschlossenen Türen vorbeischritt, hinter denen so schnell niemand mehr Arbeit tun würde. 'E. Bones' stand noch auf dem Schild, versiegelt die Doppelflügel, noch immer nicht abgeschlossen der Fall. Wie so viele. Nicht nur in diesen Kreisen. Obwohl es so viel angenehmer war im zweiten Stock unterhalb des Erdbodens, verdunkelte sich Mr. Potters Geist wieder mehr und mehr, und die Schwere in den Beinen nahm zu.

Einen Schlüssel gab es nicht; das erledigte die Magie seines Zauberstabs. Nur ihm gewährte sie Einlass in beide Bereiche, den vorderen, kleineren mit dem winzigen Fenster, in dem Bletchley saß, wenn er nicht gerade unten im Gerichtssaal herumsprang so wie jetzt, aber auch den hinteren, das weitläufige Büro mit viel Platz zum Auf- und Ablaufen. Das brauchte Charlus, zum Nachdenken, zum Hirnanregen, doch nicht jetzt. Nur setzen. Ausruhen. Die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassend, lehnte er sich für einen Moment gegen das Blatt, ehe er sich aus der Robe pellte und sie schließlich auf einen niedrigen Stuhl fallen ließ, wo sonst die Klienten darauf warteten, dass der Meister Zeit für sie hatte.

Sein eigener war wesentlich komfortabler, ein mit dunkelrotem Samt überzogenes Kleinod, die Armlehnen hoch und weich, und er erfreute sich an dem schönen Gefühl unter seinen Fingern, lehnte er sich darin zurück, um für einen Augenblick die Brille hochzuschieben und den Geist frei zu kriegen. Nur eine Hand dort heute, die andere an der Knopfleiste seiner Weste, während der Stapel an Anträgen und Formularen zu seiner Rechten niedriger wurde und zu seiner Linken in die Höhe wuchs. Je schneller er damit fertig war, umso früher konnte er das Ministerium für Zauberei wieder verlassen. Zumindest für heute.

Wann der Federkiel aufhörte, in zunehmend kratzigem, von zu wenig Tinte verhärtetem Rhythmus über Pergament zu schaben, das wusste keiner, denn Bletchley sammelte seine Utensilien auf, die ihm hingefallen waren, als er mit dem Unaussprechlichen zusammenstieß in jenem dunklen Gang. Und Charlus Potter saß in seinem Stuhl und hielt sich die Brust, und der Schmerz war fort.


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