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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Wieder am Fenster

von Teekon

Ungewöhnlich warm war dieser Dezembertag, feucht und windig. Über die 5°-Marke kletterte das Thermometer spielend hinaus, getrieben diese föhnartige Welle von kräftigen Böen, die kahle Baumkronen zerzausten und lang nicht geschnittenes, verwelktes Gras schüttelten und es zu klirrend bibberndem Rascheln brachten. Gleichmäßig klapperten die Spaliere davon gegeneinander, zusammengehalten von versteckt gezogenem Draht, die im Sommer so herrlich blühende, grünende Pracht der Prunkwinden gänzlich davon entfernt. Auch die Hochbeete davor waren nun beinahe leer, die wenigen mehrjährigen Pflanzen gekürzt und mit immergrünen Zweigen und Mulch überdeckt, gut geschützt vor Frost und Eisregen. Auch wenn sie das an diesem frühen Abend überhaupt nicht gebraucht hätten.

In Mischung aus filzigem Grün, fauligem Holzbraun und gelblich verwitterten Pflanzenresten getaucht, lag der Garten still zwischen den Häusern, die Sicht nun, ohne all die Nachtkerzen, frei auf die aus abgeschliffenen Flusskieseln errichtete Mauer und die dahinter liegende, gewundene Straße, dunkler Asphalt bis an die schmalen Rinnsteine aus Kopfsteinpflaster. Regen fiel hin und wieder in dicken, trägen Tropfen, schauerartiger Landregen, so dass Sturzbäche aus Abfluss und Schmelzwasser vom oberen Abschnitt des Hügels sich vereinten und gen Städtchen plätscherten. Es hatte Schnee gelegen, überall, vor ein paar Nächten erst noch, doch der Wetterumschwung hatte die ganze weiße Decke über Yorkshire zunichte gemacht.

Die hübschen, schmiedeeisernen und weiß lackierten Gartenmöbel waren dicht an der Hauswand übereinander gestapelt, mit Ketten festgezurrt und an eingelassenen Haken im Mauerwerk verankert. Winterstürme konnten heftig sein hier oben, besonders, wenn sie von Norden über ungeschütztes Land an den Highlands herunter fegen konnten, und dann ratterten und knarrten die Fensterläden, und das ganze Häuschen ächzte und stöhnte, um dennoch unsagbar gemütliche Sicherheit zu bieten. Plitsch platsch, fielen die glasklaren Perlen von den verkrüppelt abstehenden Zweigen des Faulbaums, und trafen sie die Scheiben des geschlossenen Erkers, rollten sie daran hinab wie Tränen.

Noch konnte man vereinzelt schmutzig-weiße Flecken aus tauendem Schnee auf dem reetgedeckten Dach ausmachen, auch auf denen der Nachbarshäuser, doch auch diese sickerten mehr und mehr in sich zusammen, zerflossen und rannen die Halme entlang, um auf das Kiesbett und den nun schäbigen Rasen zu fallen. Man konnte es sehen, durch den trüben Dunst hindurch, dass es viel zu warm war für die Jahreszeit, und dennoch mochte man sich nicht aufraffen zu einem Spaziergang durch das längst von der größeren Stadt eingeholte Dorf, das Heslington einmal gewesen war. Lieber hier drinnen, in der Bibliothek, wo der Flügel stand, wo die aufziehende Dunkelheit des Abends bereits für schummriges Licht sorgte, die unzähligen Buchrücken in schläfriges Grau tauchte.

Nur ein winziges, flackerndes Teelicht unter dem Stövchen, das war die einzige Quelle von Helligkeit, auch wenn er im Augenwinkel durch die nur angelehnte Tür zum Flur den schwachen Schimmer von Feuer herüber lugen sehen konnte. Scheite knackten hin und wieder, begleitet von dem so vertrauten Rumoren, den quietschenden Türchen am Ofen, dem metallischen Scheppern, wenn der Kessel auf die Platte gestellt wurde, um eine weitere Kanne aufzubrühen. Der Duft von Bouillon mischte sich mit Kamille und Pfefferminze, eine eigentümliche Verbindung, und dennoch so gewohnt, so geliebt. Man fühlte sich einerseits nur noch geschwächter davon, weil es der Psyche ins Gedächtnis rief, dass es einem wirklich nicht gut gehen konnte, brauchte man dieses Gebräu. Andererseits verhieß sie auch Linderung.

Die Augen für einen Moment schließend, nahm Remus Lupin einen tiefen Atemzug, bis er den Hustenreiz spürte, und dann entließ er all die eingesogene Luft wieder in einem langen, ausgiebigen Schwall. Das kitzelte auf der eigenen Oberlippe, wo der Bart noch abstand, glitzernd von Tröpfchen aus der letzten Tasse, die nun neben ihm auf einem kleinen Tischchen stand und darauf wartete, wieder gefüllt werden zu können. Sicherlich, heller war es dort draußen in dem verregneten Garten, wo herabgestutzte und liebevoll umsorgte Rosentstöcke sich enger an die Füße der Pergola zu schmiegen schienen, auf der Suche nach Schutz vor dem reißenden Wind. Der Sturm heulte heftig auf, und obwohl es pfiff und gurgelte, wollte Remus die Läden noch nicht schließen.

Nebenan jedoch knallten sie zu, begleitet von einem Guss kalter, doch frischer und nasser Luft, und sie huschte durch das verwinkelte Erdgeschoss, als wolle sie noch an den Wind erinnern, der sie hergetrieben hatte. Das waren, abgesehen von dem Panorama-Erker hier bei ihm, die letzten Schlagläden gewesen, und nun lag das kleine Häuschen am Hang wie in eine Decke gewickelt. Dumpf senkte sich vorgezogene Nacht und heimelige Wohligkeit auf die Ohren und auf das Herz, und Remus musste erneut einatmen bis hinunter in die Lungenwinkel. Es war schön, hier zu sein.

Es war nicht groß, nichts Besonderes, keine Black'sche Villa und kein überdimensionales Potter'sches Cottage, sondern einfach nur ein Häuschen, gerade mal anderthalb Stockwerke über der Erde und ein winziger, enger Dachbodenraum, in dem man kaum mehr als zwei Kisten stapeln konnte. Aber es war Zuhause, fast ebenso sehr, wie es die Monkshood Alley gewesen war. Das größte Zimmer im ganzen Heim war dieses hier, die Bibliothek, der Arbeits- und Musizierraum für die kleine Familie eines Collegeprofessors, der viel lieber sein Gehalt in Bücher und Reisen und edle Blumen investiert hatte als in ein vielleicht angemesseneres Anwesen. Klassisch viktorianisch die Einrichtung, besonders hier mit Trommeltischen und Sekretären, klappbaren Bibliotheksleitern und Cross Stick Stühlen mit hohen Armlehnen. Gestreifte Polstermöbel zogen diesen Stil in die enge Küche hinüber.

Natürlich, sicher, die Hausbücherei war großartig, die Truhen voller Jazzplatten, das Grammophon, all das hatte seinen enormen Reiz, wie es dort, eingerahmt von schweren Brokatvorhängen an mehrfach geteilten Sprossenfenstern selig schlummerte, doch war die Küche eben ein ganz besonderer Raum. Es mochte an der Atmosphäre liegen, an der niedrigen Decke und den rotbraunen Steinfliesen, nur zum Teil bedeckt von ausgefranstem Teppich, dessen Muster schon kaum noch zu erkennen war. Vielleicht aber auch an jenem durchgesessenen Sofa mit den niedrigen Armen, dem davor geschobenen Tisch, über den man nicht hinaus blicken konnte, wenn man noch ein Kind war. Dazu der Ofen, die weißen Hängeschränke, und überall emailliertes Kochgeschirr und eiserne Haken zum Schüren des Feuers, das musste man einfach lieben. Vor allem, weil der sagenhafte Duft von unzähligen göttlichen Gerichten, die jemals hier vollbracht worden waren, in jeder Faser hängen geblieben war.

Es gab keine direkte Tür zwischen den Zimmern, auch nicht hinüber zu dem repräsentativen Salon, in dem man Gäste empfing, aber selbst kaum darin saß. Wollte man gemeinsam Spielen, Schach, Dame oder Mühle zum Beispiel, Backgammon vielleicht, dann machte man sich dorthin auf, weil die gegenüber stehenden Stühle um den georgianischen Couchtisch dazu besser geeignet waren als ein Beisteller hier oder die Esstafel in der Küche. Die einzige Verbindung zu allen drei Räumen jedoch bildete der schmale Flur, ausgelegt mit den gleichen Platten und von einem Läufer durchquert, führte hinaus zu der rundbogigen Tür mit blauem Anstrich und einem geviertelten Fensterchen darin. Dort herum ging es auch zur Treppe, eng und steil, und dann hinauf in den oberen Stock.

Noch mehr beschnitten der Grundriss da oben, wieder nur Platz für drei Zimmerchen und die Galerie, und in jenem Geschoss hatte John seine Stube gehabt, gleich neben dem Bad, und noch heute schlief Edward nach hinten raus in Richtung des Hangs, wo die Sonne ihn morgens durch die Ostfenster wecken konnte. Wollte sie denn scheinen. Heute nicht, nicht an diesem Weihnachtsabend im Jahr 1978, in dem zu warme Luft vom Meer her über Yorkshire wehte und den Schnee schmolz und die Nacht ein bisschen dunkler machte. Auch wenn da draußen in schwankenden Tannen elektrische Lichterketten glänzten und hinter geschlossenen Fensterläden die Christbäume erstrahlten.

Nicht anders im Hause Lupin. Ein wenig klein vielleicht, der bläuliche Nordmann, und dennoch reich geschmückt mit lauter grünen und roten Kugeln, goldenen Zapfen und Kerzen aus Bienenwachs, und dazwischen baumelten Engelchen auf Schlitten und Nussknacker mit Wattebärten, und statt bleiernem Lametta hatten sie Girlanden und Ketten aus aufgezogenen Moosbeeren um den Stamm herum geschlungen. Hübsch sah das aus, lebendig und festlich, denn die überzogenen Früchte schimmerten wie poliert, obwohl noch immer nur das winzige Teelicht brannte.

Seine Schritte schlurften nie, waren noch immer fest und sicher, wenn Edward Lupin mit der frisch aufgebrühten Kanne seines Spezialtees herüber kam in die Bibliothek, und so wie er erschien, so stellte man ihn sich vor. Hier, in der Abgeschiedenheit von der Gesellschaft, war sein schlohweißes Haar immer ein wenig zerzaust, stand besonders an der linken Geheimratsecke immer in einem dichten Büschel leicht ab, und der sorgsam geschnittene Bart erhellte sein ganzes Gesicht. Eine leichte, halbrunde Brille mit dezentem Goldrand trug er auf der Nase, die hellen Augen dahinter leuchtend, wach und klar wie eh und je. Ein weißes Hemd mit abgerundetem Kragen, die Hosenträger darüber gespannt, hatte er sich seiner Weste entledigt, und die in traditionellem Muster gehaltene Tweed-Hose machte ein charakteristisches Geräusch bei jedem Auftreten.

Das tat gut, diese Sicherheit, die er so unbewusst damit vermittelte, und sein Enkel, längst ein erwachsener Mann, versenkte stumm die Nase in einer leeren Tasse. Noch immer war das Porzellan warm, und der angenehme Geruch von Kräuten schwebte darin, stieg ihm hoch in die Nase und beruhigte die gereizte Schleimhaut. Rot leuchteten die Ränder seiner Nasenlöcher, fortgeführt bis in die Augäpfel, alles geschwollen und verklebt, wenn auch längst nicht mehr so heftig wie in den vergangenen Tagen. Viel besser ging es ihm schon. Zwei Nächte hatte er hier unten in der Küche verbracht, auf dem weichen Sofa, dicht beim glühenden Ofen, sie wie früher als Kind, wenn er krank gewesen war. So wie im Moment.

Edward sprach es nicht an, nicht so wie die Jungs es getan hatten, wie vor allem Lily es getan hatte, ihn geschollten, dass er so lange gewartet hatte, dass er es überhaupt so weit hatte kommen lassen, bis das Fieber ihn voll erwischte. Es war die Wohnung – wollte man das wirklich so bezeichnen – das wusste er genau, das wussten sie genau, daran gab es nichts zu leugnen. Zugig, kalt, kaum beheizbar (und obendrein sparte er noch an den entsprechenden Kosten, der Dummkopf), und eigentlich immer irgendwie feucht. Naja, im Hochsommer vielleicht nicht, wer wusste das schon? Aber jetzt, wo es wichtig war, wo sich Eisblumen auf den Innenseiten der Scheiben gebildet hatten, war dieses Zimmer in Aldgate East eigentlich nicht bewohnbar. Schon gar nicht von einem jungen Mann, der nach dem letzten Vollmond bereits gekränkelt hatte.

Kein strafender Blick, doch auch kein Mitleid. Aufrecht, auf unaufdringliche Weise stolz, so wie er es gewohnt war von dem Professor für Geschichte und Anglistik, so trat Edward an ihn heran und reichte ihm eine frische, nun gefüllte Tasse mit dampfend aufsteigendem Dunst. Leise, heiser, bedankte Remus sich und nickte ihm mehr zu, als dass man ihn verbal hätte verstehen können, doch auch das war in Ordnung. Beinahe gleich groß, der ältere Gentleman nur um wenige Achtelzoll unter ihm, standen sie nebeneinander, der eine beide Arme vor der Brust verschränkt, der andere an seinem so unzauberischen Heiltrank nippend, hinaus lauschend, hinaus schauend in eine langsam in Dunkelheit versinkende Welt. Der Sturm würde die ganze Nacht wüten. Dafür brauchten sie keinen Wetterbericht.

Wie verwaschen sah die Welt aus, wie an einem dieser Tage in Cinderellas Schloss, wenn die Mägde die Bettlaken wuschen, ganz diesig und trüb, und je weiter die Sonne hinter den Penninen versank, umso verschwommener präsentierte sich die Landschaft. Der Regen wurde wieder kräftiger, sein gleichmäßiges, einschläferndes Trommeln auf den Erkerfenstern intensiver, doch war ein kurzer Hustenstoß des jungen Mannes nötig, um sie beide, Großvater und Enkel, aus ihren Grübeleien zurück zu holen in das Hier und Jetzt. Die Anderen waren auch Zuhause, an eben jenen Orten, die sie so zu nennen sich trauten, Peter bei seiner Mutter, das Paar und Sirius bei Charlus Potter in Wales. Und sie beide hier. „Geh' doch nach Godric's Hollow, geh' doch auch,“ hatte Edward gesagt, aber Remus wollte nicht. Er wollte hier sein an seinem ersten Weihnachtstag ohne Ma und Pa.

Nein nein, keine Sorge, das war nicht dieselbe Krankheit. Nicht dieses brustkorbzerreißende Rippenbrechen, dieses einziehende Giemen und Brummen, dass die Luftnot begleitete. Bloß eine Erkältung, eine Grippe, nichts weiter. Und trotzdem jagte ihnen das Geräusch seines Hustens jedes Mal einen eisigen Schauer der Erinnerung über den Rücken. Remus zog die Nase hoch und schüttelte sich, überspielte das Gefühl gekonnt mit rein körperlichem Gebrechen. Es würde schon werden. In ein paar Tagen. Er fühlte sich längst viel besser.

Und trotzdem. So schön es auch war, hier zu sein, so bittersüß und stechend peinigend war es doch. Er stand nicht an diesem Fenster, ausgerechnet diesem mit der größten Angriffsfläche für Wind und Wasser, weil er die Trostlosigkeit des winterlichen Gartens erkennen wollte. Nein, der Erker ging nach Süden aus, abwärts, den Hang hinunter, wo irgendwo dort unten das Eiscafé stand, und das Kino sich an eine Straßenecke schmiegte, und darüber hinaus jener schmale Weg durch die Hecken stieß und über die Wiese lief, unsichtbar für nicht-magische Augen einfach nur nach Fulford hinüber, doch dazwischen eintauchend in die rings um den Dorfplatz angelegte Zauberersiedlung von Nether Poppleton. So nah, in solcher Reichweite, ein kurzer Spaziergang, wie früher, keine Viertelstunde, und er konnte an diesem Schild stehen, auf dem je nach Saison 55 bis 67 Hexen und Zauberer verzeichnet gewesen waren. Doch er verbot es sich.

Nicht sehen wollte er, aber dennoch wissen. Eine merkwürdige Empfindung, irgendwie wohl vertraut geworden für sein ganzes Leben. Alles, was darin geschah, hatte zwei Schneiden, die eine stumpfer als die andere, reißender die Wunde, und trotzdem konnte er nur die eine oder die andere Seite wählen. Krieg – Sinn und Vernichtung. Liebe – Askese und Leidenschaft. Heimatlosigkeit – Erhebung und Sehnsucht. Er seufzte. Dafür gab es keine Erklärung und keinen Weg. Das war so. Das sollte so sein. Er würde es so nehmen, wie es kam. Von Tag zu Tag. So wie Edward damals in den Schützengräben vor so vielen Jahren.

Keine Ahnung, wieso er es ansprach. Remus wusste nicht, warum er das hören wollte, und es musste raus. „Wer wohnt jetzt da?“ Als wäre es nur irgendeine Wohnung um die Ecke in Whitechapel, so lapidar sagte er das daher, der Schatten aus grauem Schmerz unübersehbar, wie er ihm durch das Gesicht huschte. Edward rührte sich nicht, holte nur Luft, dass sich seine Arme, um die eigene Brust geschlungen, anhoben. Offenbar hatte er keine Antwort. Natürlich nicht, denn er konnte nicht dorthin gehen und nachschauen. Am liebsten hätte Remus sich getreten, dass er daran nicht gedacht hatte. Muggel. Nicht der kleinste Funke Zauberei, aber lauter Magie in den Fingern, wenn er über die Tasten des Konzertflügels strich. Musik war höhere Kunst.

„Ich habe mit Featherbottom gesprochen.“ So unverhofft kam diese Erwiderung, so plötzlich, dass Remus scharf herumfuhr und der Tee in seiner Tasse hochschwappte, jedoch nicht den Rand erreichte. Wie er das gemacht hatte? Er konnte es sich nicht erklären, und zu fragen blieb keine Zeit, viel dringlicher das Bedürfnis danach, diese erste Eröffnung beantwortet zu bekommen. Er starrte seinen Großvater nur an, der sich mit Daumen und Zeigefinger den Schnauzbart glatt strich, eine spiegelbildliche Geste, die der junge Mann kaum wahrnahm, und Edward nickte vorsichtig, ohne ihn anzuschauen, wippte dabei vor und zurück auf seinen gepflegten braunen Lederschuhen. „Er sagt, es steht leer.“

Nicht zu verstehen. Verwirrt, mehr als erstaunt, konnte Remus die Augen nicht von den Zügen des Professors nehmen, nicht gräulich, doch in den Schatten der Nacht verschwindend, die nun dichter wurde vor dem Fenster, wie der Regen breiter fiel, doch keiner sagte ein weiteres Wort dazu. Weil es keine Lösung gab. Zumindest für sie beide nicht. Gutes Geld dafür bekommen, nicht wenig, nicht unter Wert, und nun verwaist. Keinen Sinn machte das. Stürzte nur in heilloses Grübelchaos. Und beschwor einen winzigen Stich von enttäuschter Wut herauf. Es ihm wegnehmen, damit es verfiel. Einen so wundervollen Platz zum Leben, der erfüllt sein sollte mit lauter Kinderlachen, mit Feuer im Kamin und trappelnden Schritten auf Kirschholz. Ihm versagte der Atem, und er schloss die Augen, das erinnerte Geräusch aussperrend aus seinem Geist.

Die Hand des Gentleman war warm und kraftvoll, wie sie ihm das Schulterblatt erst klopfte, dann tätschelte, schließlich streichelte, und Edward seufzte leise, noch immer den Blick hinaus gewandt auf seine schlafenden Rosen in einem verwunschenen Dornröschengarten. Der Frühling würde kommen, irgendwann. Und sie würden wieder blühen. Es konnte gar nicht anders sein. Auch unter dem Fidelius nicht, dessen eigener Geheimniswahrer er war. „Bleib' ein bisschen,“ bot er an und bat darum im selben Atemzug, und obwohl Remus sich so lange dagegen gesträubt hatte, nickte er zustimmend, ohne zu zögern. Ja. Ja, das wäre gut. Wenigstens zwischen den Jahren. Dann konnte er immer noch weiter sehen.

Durch den nebligen Dunst des Sturms, wie durch den Schleier eines staubenden Wasserfalls, glitzerten die Lichter der festlich geschmückten Häuser, zitternd und oftmals wogend, taumelnd, getrieben vom Wind, doch so deutlich wie Sterne am Himmel. Sie standen noch eine Weile da und schauten der Welt beim Einschlafen zu, die Kerzen am Baum knisternd Lufteinschlüsse verdampfend, und ein so hehrer Glanz erfüllte die Bibliothek von Professor Lupin, dass die silbernen Augen beider Männer blitzten. Und die Nacht beruhigte Yorkshires Täler.


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