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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Atempause

von Teekon

Zu später Stunde war es bereits still und leer in der hübschen, dunklen Halle abseits der Straße, noch mehr als sonst schon in letzter Zeit. Man blieb zuhaus oder kehrte dorthin zurück, ehe die Nacht hereinbrach, und wer ausging, der verließ die kleine Kneipe nicht mehr durch die Türen, nach vorn hinaus auf den Boulevard im orangefarbenen Licht der Laternen über der Fahrbahn, nach hinten raus in den engen Hof, von dem aus man in die Gasse schlüpfen konnte. Lieber verließ man sich auf die Sicherheit des Kamins in dem Zimmerchen hinter der Theke, neben der Küche, und hierhin nun stand die sonst geschlossene Pforte mit dem runden Sturz immer offen. Früher war das nicht so gewesen.

Voll jeden Abend, egal ob werktags oder an den Wochenenden, hatte Hexe an Zauberer gesessen und gelacht und gesungen, Butterbier und Elfenwein auf dem Tisch, Feuerwhiskey und Pfeifenkraut, und dazu das deftige Essen des Hauses. Eintöpfe gab es, Erbsen und Linsen mit gut abgehangenem Rindfleisch darin, Würstchen, grob und gebraten, und dazu frisches mehliges Brot. Eingelegte Gurken konnte man bekommen oder heiße Kartoffeln, so groß wie Trollfinger, mit Kräuterschmand und Speck, und Spiegeleier, wer nicht genug hatte. Heißer Tee wurde serviert, wenn das Wetter draußen umschlug in verregneten Londoner Herbst, und wenn die weißen Flocken fielen, stand Feigenpudding auf dem Speiseplan. Das war nicht anders geworden, trotz des Krieges.

Die Gemütlichkeit der dunklen Ecken ging nicht verloren, wo die kleineren Tische, runde und rechteckige, bunt vermischt und mit zusammen gewürfelten Stühlen daran, bedeckt mit karierten Decken und Stumpen von Kerzen, sich zwischen Fachwerkgebälk und steinerne Säulen duckten. Unter einem niedrigen Vorsprung lag die lange, gebogene Theke, und der Raum zwischen hier und dem Bogengang ragte hoch hinauf, zwei, drei Stockwerke, umgeben dort oben von den Galerien der oberen Geschosse. Die Zimmer der Herberge fand man, wenn man die gedrechselte Treppe aus Eichenholz hinauf stieg, gedämpft die Schritte nur von langen, ausgetretenen Läufern.

Zuletzt so gut gebohnert und sauber gewischt waren die grünlich schimmernden Dielen sicherlich gewesen, als der Große Grindelwald'sche Krieg getobt hatte auf dem Kontinent, herübergetragen in stählernen Ungetümen der Muggel, als die Docks gebrannt hatten und London fast erstickt war an einer Wolke giftigen Qualms. Damals war auch noch kaum jemand hergekommen in Toms Kneipe, zu einer Zeit, da er noch Zähne besessen hatte. Manchmal mochte er darüber lachen, grimmig und dennoch fröhlich, so voller Erinnerungen, aber dann schüttelte er wieder nur den Kopf und wischte ein paar Krüge ab.

Er verhungerte schon nicht, nein, auch wenn die Geschäfte eben einfach schlechter gingen in diesen Tagen. Längst schlief er hier, kam auch er nicht mehr rechtzeitig hinaus, traute den Schatten in den Straßen nicht, niemals allein sein, aus Furcht vor dem Imperius, und so war es ihm egal, wann er nun letztendlich zuschloss. Manche gab es doch noch, die sich hier versammelten und länger blieben, fahrenden Zauberern lauschend, die ein paar Geschichten zu erzählen hatten, hierher getrieben auf die Inseln ihres Handels wegen. Die meisten davon schliefen nun schon an diesem Abend, als klickernder Hagel gegen die halbrunden Fenster prasselte, verborgen hinter fast komplett zugezogenen Vorhängen aus dicht gewebtem, braunem Stoff.

Ein kalter November, sturmgepeitscht der heftige Regen, der seit Tagen niederging, und in tiefen Pfützen am Straßenrand kräuselten sich die Wellen, wie das brackige Wasser in den Rinnsteinen den offenen Gullis entgegen eilte. Draußen sein mochte man nicht, und die schwere Tür mit dem gusseisernen Griff war fest zugeschoben, klapperte nicht einmal in den kräftigsten Böen. Hier drinnen, im Schankraum des Tropfenden Kessels, war es warm und stickig, und die Luft so schwer, man hätte sie tragen können. Gut tat das, machte müde, half ein wenig dabei, Schlaf zu finden, wenn Körnchen aus Eis auf die blechernen Simse trommelte. Noch nicht wirklich Zeit dazu, sich unter den Decken einzuwickeln und die Augen zu schließen.

Bei funzligen Lampen beisammen zu sitzen, das war jetzt richtig, ein letztes Glas auf dem Tisch und vielleicht ein gutes Buch dabei, und in der Ecke unter der Treppe hockten zwei Zauberer aus Éire, spielten leise auf Flöte und Gambe, und die Töne, so vertraut und gleichzeitig fremd, erfüllten leicht und schwebend den hohen Saal, während sich anderswo murmelnd Gäste aus fernen Ländern flüsternd unterhielten. Da waren ein paar Reisende aus Hinterasien, lustig sahen die aus mit bunten Kappen und langen, gedrillten Bärten. Französische Hexen, die eine strickend, die andere in melodischer Sprache kichernd erzählend, beugten sich über einen winzigen Tisch, und der Tresen, längst leer, glänzte schon von blankputzendem Lappen.

Rumoren drang noch aus der Küche, wo abgespült und aufgeräumt wurde, die Überreste von Lauch und Zwiebeln zusammengekratzt von stumpfem Messer auf hölzernem Brettchen, und Teller und Schüsseln klapperten, wenn der Wäscher sie übereinander stapelte. Durch die offene Schwingtür mit dem Bullauge darin konnte man ihn sehen, den runden Kopf mit den spitzen Öhrchen und den fussligen Haaren darauf, flink hierhin und dorthin tapernd. Vor den hellen Fließen über der Anrichte ging Peter Pettigrew seiner Arbeit nach, nichts Besonderes, aber ein Broterwerb, und eine Stellung, die nicht nur sicher war, sondern auch Spaß machen konnte. Naja. Abgesehen vom Abwasch vielleicht.

Sie warteten auf ihn, seine Freunde, die größte noch übrig gebliebene Gruppe in dem Pub, in dem Platz war für so viele Menschen mehr, saßen beisammen als einzige noch im Hauptteil des Schankraums, zwar nicht laut, doch ungezwungen miteinander redend. Es gab keinen Grund dazu, sich hier heimlichtuerisch aufzuführen. Hier fühlten sie sich wohl, in Toms Kneipe an der Charing Cross Road, nicht allzu weit entfernt von Blacks Apartment in Soho, keine 200 Yards von der Bannmeile des Ministeriums weg. Selbst für Todesser war das Wetter zu mies und zu widerlich, und wenigstens darauf konnte man zählen, brausten die Herbsstürme durch die Straßen und Gassen der großen Stadt an der Themse.

Ein komischer Haufen waren sie ja schon, doch nicht für diesen Ort. Woanders, selbst hinter dem Haus, in der Winkelgasse schon, wären sie verquer vorgekommen, und auch auf der anderen Seite, draußen bei den Muggeln. Eine merkwürdige Mischung aus zauberischer Nostalgie und moderner Welt verbreitend, dennoch so eng bei einander wie Gras und Wurzel, lehnten sie sich auf ihren noch nicht abgedeckten Tisch, die Suppenteller über einander gelegt, die Löffel im obersten gesammelt, und auf hübschen geschnitzten Untersetzern ruhten Gläser und Butterbierflaschen, aus denen die einen direkt, die anderen erst nach Einschütten tranken.

Unverkennbar, gleich nach Norden hin, mit dem Rücken zur Tür und verkehrt herum auf seinem Stuhl hockend, hatte Sirius Black seine Arme auf der Lehne gekreuzt, an seinem Getränk in der einen Hand nippend, das Knie darunter in ungeduldiger Hitze, ohne Unruhe aber, auf und nieder drückend im Takt der sacht gespielten Flöte. Seine springenden Locken wippten mit jeder Bewegung, wenn er nickte, den Kopf hob, zustimmend brummte, und immer wieder legte er das Kinn auf dem Unterarm ab. Gleich neben ihm, ein wenig schräg und halb zurückgelehnt, so entspannt wie man nur sein konnte dieser Tage und trotzdem so komplett anders in braunen Cordhosen, hochgehalten mit altmodischen Hosenträgern, betrachtete ein blässlicher Remus Lupin die Szenerie, die markanten, doch so weichen Züge in lebhafter Mimik.

Ihnen gegenüber, wesentlich näher am Tisch und sich mit den Ellbogen darauf stützend, kuschelten sich Mr. und Mrs. Potter eng aneinander, so als wären sie immer noch draußen in diesem fürchterlichen Regen, der so heftig niederging, dass zwei Schritte unter dem Himmel schon völlig durchnässten. Gewachste Capes hatten sie getragen, doch James' Haar glitzerte noch vor Nässe, abstehend in alle Richtungen und ihm den Anstrich einer in Panik geratenen Katze verleihend, obwohl er mit roten Wangen zufrieden lächelte. Ja, kalt war es, schneidend kalt sogar, wehte der Wind durch die Gassen wie eine Krähe im Flug. Das Feuerchen im Kamin in ihrem Rücken wärmte herrlich, und die Flanken glühten schon fast. Der Eintopf hatte sein Übriges getan, um ihre Finger rasch wieder zu durchbluten, die Venen am Handrücken nun prall gefüllt und der Magen besänftigt.

„Nein, wir haben uns noch nicht entschieden,“ sagte James gerade und schüttelte den Kopf, dass winzige Tropfen schimmernd von ihm davon stoben. Sich hinter die Rückenlehne seines Stuhls duckend, wich Sirius den Geschossen aus, die sich in seine Richtung auf machten, während Lily sich lapidar die Treffer aus dem Gesicht wischte. „Obwohl ich doch zugeben muss,“ Potter grinste und zwinkerte seiner Gattin zu, die augenrollend an seinem Schulterblatt ausholte, wusste genau, was er sagen wollte, „dass ich eigentlich nicht ewig in Godric's Hollow wohnen bleiben wollte.“ Na klar. Ein junges Paar bei Paps unterm Dach? Mehr als unangenehm. Und überhaupt. Ja, das Dorf in Wales war toll, und irgendwann würden sie sicher dorthin zurückkehren wollen, spätestens, wenn sich Kinder ankündigten, aber das sollte doch noch Zeit haben. Zu jung, viel zu jung, und die Zeiten viel zu unsicher, um so einen Minizauberer in die Welt zu setzen. Anderes hatten sie im Kopf, sie alle, und ihre beiden Freunde nickten verständnisvoll, als hätten sie das ebenso ausgesprochen wie ihren Wunsch, sich endlich ein eigenes Heim zu zulegen.

Gemeinsam hatten sie ein paar Möglichkeiten ausgekundschaftet, natürlich hier in London, wo Remus und Sirius bereits ihre Lagerstätten aufgeschlagen hatten. Die Longbottoms wohnten hier genauso wie Marlenes Familie, es war nett, nicht so weit auseinander zu sein, auch wenn Apparieren alle Entfernung ein wenig relativierte. Es gab einem das Gefühl, nicht so schrecklich allein zu sein. Etwas, das in Tagen des Krieges, längst Wochen, Monate, beinahe Jahre daraus geworden, ein bisschen mehr Sicherheit bescherte. Und das konnten sie alle gebrauchen. Aufs Geld sollte es nicht ankommen, davon hatte James genug, wenn auch mehr ausgezahlt von seinem Vater denn Eigenes, und trotzdem dachte er nicht einmal daran, sich Arbeit zu suchen. Die stünde nur im Weg, der Orden ging vor. Solange Lord Voldemort und seine Schergen da draußen waren, das brauchte er nicht öffentlich zu schwören, würde James nicht ruhen oder ins Leben treten, und sie alle würden es genauso machen.

Sofern sie konnten. Nicht jeder war so gesegnet mit Reichtum wie ein Potter. Sicherlich, nun mit ihm verheiratet, konnte Lily sich den gleichen Luxus leisten, und dass Sirius Black nicht vorhatte, jemals in seinem Leben irgendwas zu tun, was nach niederer Schufterei roch, das war klarer als ein Frühlingsmorgen. So weit entfernt. Andere hatten dieses Glück nicht. Deshalb klirrte Peter ja auch dort hinten mit Geschirr und Besteck herum, wischte Tische ab und stapelte Stühle darauf, schleppte Gästen das Gepäck in die Zimmer und schüttelte Betten auf, aber das war ihm schon ganz recht so. Verdientes Geld war verdientes Geld, und außerdem brachte ihn das außer Haus und damit fort von seiner Mutter. Je länger kein Anschlag im Tagespropheten stand, umso ängstlicher und besorgter führte sie sich auf. Antiproportional sozusagen, und seine Freunde hatten ihn ganz entgeistert angestarrt, als er dieses Wort in den Mund genommen hatte.

Und Remus? Nun ja. Es ging so. Es läpperte sich. Mal hier, mal da. Nie lange, nie wirklich sehr öffentlich. In Hinterzimmern, still und leise, und er durfte nicht wählerisch sein. Aber darüber sprach er nicht. Es klappte halt einfach, da waren ein paar Münzen in seinen Taschen, und mit denen kam er aus, auch wenn er – sie hätten Wetten darauf abgeschlossen – irgendwie dünner wirkte in diesem Herbst. Ihre verstohlenen Blicke, ging er abends heim, die sprachen es nicht aus, und dennoch wussten sie es alle. Oft blieb er hungrig. Selbstgewählt, sparend. Noch war ein wenig da von dem, was ihm der Verkauf seines Elternhauses eingebracht hatte, doch er hielt es zusammen wie eine Elster ihre geklaubten Schätze, und in einer Windeseile hatte er gelernt, sich zurückzunehmen, als ginge es um perfekte Noten in Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Auffallen tat es trotzdem. Weil aus Muggelschlagjeans die zauberischen Hosen seines Vaters geworden waren.

„'S reicht, Peter, 's reicht!“ hörte man Toms knorrige Stimme lachen, ein leichtes Echo dabei, aufgefangen von den gefliesten Wänden dort drinnen, und zögerlich flaute das Klappern und Scheppern ab, so als wolle Pettigrew nicht ganz glauben, dass er endlich Feierabend hatte. Das beinahe komplett zahnlose Grinsen des Wirtes, hier und dort noch zwei, drei schiefstehende, viel zu englische Hauerzähne, begleitete ihn, wie Tom ihm auf die Schulter klopfte und die letzten Gläser selbst abtrocknete, ehe er das Geschirr in die Schränke räumte, den Zauberstab, genauso krumm wie sein Gebiss, dazu erhoben. Sich die Hände an einem Tuch abwischend, quiekste Pete achselzuckend und schlurfte aus der Schiebetür hinter die Theke, umrundete den Tresen und zog sich am Geländer in den Schankraum.

Ohne überhaupt hinsehen zu müssen, angelte Black nach einem Stuhl und drehte ihn schwungvoll um das eigene Handgelenk, um ihn halb hinter, halb zwischen den seinen und die Sitzgelegenheit von Remus zu stellen, dass auch der Fünfte in diesem Bunde sich niederlassen konnte. Genauso selbstverständlich nahm Pettigrew an, ließ sich darauf nieder in seinen dunklen Hosen und dem hellen Hemd, die Schürze bereits abgelegt, und müde gähnend hielt er sich eine Hand vor den Mund. „Und?“ forschte Lupin nach, sich auch etwas gerade setzend, dass der Abstand zwischen seinem unteren Rücken und der Lehne kleiner wurde. „Welche Wohnung gefiel euch bisher am besten?“ Bei einer war er dabei gewesen, herrlicher Blick über den Themsebogen, und dennoch ein wenig zu exponiert. Man musste viele Dinge im Geiste behalten, wenn man eine gute Wahl treffen wollte.

Einander einen Seitenblick zuwerfend, James die Lippen zusammen pressend, Lily schon die Schultern hebend, entließ das Paar gleichzeitig alle Luft aus dem Brustkorb. Offenbar nicht so recht. „Ich weiß nicht,“ meinte die junge Hexe kopfschüttelnd, dass ihr so unglaublich rotes Haar flog. Auch ihr Ehemann kaute sich auf der Zunge herum und polierte sich damit von innen die Zähne. Nicht wirklich das, was sie sich vorgestellt hatten. „Ich denke, wir schauen uns lieber noch ein bisschen länger um,“ sprach er es aus und seufzte. Naja. So eilig hatten sie es anscheinend dann doch nicht. Trotzdem: Heute würden sie nicht mehr nach Godric's Hollow zurückkehren zu Charlus Potter in seinem gemütlichen Cottage unter den Felsen.

Denn Tom hatte recht. Es war spät. Nicht so spät, wie es geworden wäre, hätte nicht Krieg geherrscht, doch längst war die Gambe verstummt und ersetzt worden war die Flöte des Iren von Stühlerücken und knarzenden Schritten auf den Stufen nach oben, die beiden Französinnen längst fort, und auch die Tartaren schickten sich an, die Wirtsstube zu verlassen. Mit in den gegenüberliegenden Ärmel geschobenen Händen verbeugten sie sich vor Tom, immer und immer wieder, bevor sie, rückwärts schlurfend, den Weg zu ihren Zimmern antraten. Auch James und Lily würden sich dorthin aufmachen, hatten sich Betten gemietet für die heutige Nacht, um nicht mehr weg zu müssen aus London. Flohpulver mochte sicher wirken, doch war auch dies eine Reise, und sie führte an vielen Kaminen vorbei. Und erst dort hinaus? Um Apparieren zu können? Nein, nicht, wenn es nicht unbedingt sein musste.

Als hätte er diesen Gedanken erraten, kramte Sirius in seinen Hosentaschen herum, ein paar Sickles herausklaubend und auf den Tisch fallen lassend, dass sie klirrend ausrollten und schnarrend zum Liegen kamen. Ohne herüber zu kommen, nickte der Wirt ihm dankbar zu. Mehr musste nicht sein. Black zahlte gut. Immer. Und obwohl er sich gerade erst gesetzt hatte, machte auch Pettigrew bereits Anstalten, nicht länger verweilen zu wollen. Das war ein harter Arbeitstag gewesen, wenig Gäste hin oder her, es gab eben immer genug zu tun. Und morgen würde das gleiche Spiel von vorn beginnen. Ganz zu schweigen von seiner Mutter. „Ich sollt' heim,“ erklärte er und stemmte sich auf. „Bevor sie sich Sorgen macht.“ Das reichte aus, und sie grüßten ihn, jeder auf seine Weise. Sirius klopfte ihm sanft auf die Flanke, Remus reichte ihm die geschlossene Faust, dass er seine darauf aufschlagen konnte, während die Potters, zu weit weg auf der anderen Seite des Tisches, eher winkten.

Ihren Arm um ihn gelegt, brauchte Lily nur an seinem Hemd zu ziehen, um James erneut seufzen und sich ebenfalls aus dem Stuhl stemmen zu lassen. „Ja, wir sollten auch ins Bett,“ meinte er, worauf sich die ganze Meute geschlossen erhob. Kein Grund mehr, noch länger zu bleiben und Tom vom Feierabend abzuhalten. Auch zuhause gab es wärmendes Feuer und einen guten Tee. Zumindest in manchem Heim.

Sie umarmten einander, jetzt, wo alle standen, tätschelten Schultern, drückten sich, ließen winzige Küsse auf Lilys Wangen zurück, ehe sie nach ihren Mänteln und Roben griffen, um sich darin einzuwickeln. Peters Schal war so lang, er konnte ihn sich mehrmals um den kurzen Hals schlingen, und am Ende schaute er aus, als habe er einen Rettungsring aus grauer Wolle zwischen Kinn und Schlüsselbeinen stecken, den er nicht mehr abbekam. Keinen Hut dabei, aber das hatten sie alle nicht, würden nicht länger draußen auf dem Bürgersteig stehen bleiben als unbedingt notwendig. Nur solange, bis kein Muggel in Sicht war. „Also, dann,“ verabschiedete sich James, griff nach Lilys Hand und machte einen kurzen, wegweisenden Schritt auf die Stufen zu, die nach oben zu den Gästezimmern führten. „Schlaft gut, Jungs!“ wünschte Mrs. Potter. Immer noch seltsam, sie so zu nennen.

Mehr murmelnd als laut sprechend, antworteten ihre Freunde auf die gleiche Weise, und Pettigrew gähnte schon wieder, ohne sich groß die Hand vor den Mund zu halten. „Wir seh'n uns morgen,“ erinnerte Sirius, sich in den eigenen Kragen duckend, als Remus schon die Tür erreichte und nach der Klinke griff. Sogar Tom ging in Deckung hinter seinem Tresen, wollte der kalten, regenschwangeren Sturmluft ausweichen. Nein, kein einladendes Wetter in diesem November, nicht schön, absolut nicht. Garstig war es in den Straßen von London, und man mochte sich nicht vorstellen, wie es auf dem Land sein mochte. Wie die Wellen an die Küste branden mussten. Heulend der Wind in den Klippen, kreischend das Binsengras auf den Dünen. Sie schauerten und hoben ein letztes Mal die Arme zum Gruß, ehe James und Lily auf den Stufen nach oben verschwanden, ihre Knie so gerade noch sichtbar.

Nicht trödeln jetzt. Rasch hinaus und schnell fort, und Lupin zog die schwere Tür auf, kein Stück knarzend, gut gepflegt die Scharniere, um augenblicklich in Gänsehaut halb zu vergehen. Der lange, schlacksige Mann krümmte sich in sich selbst zusammen und schlüpfte hinaus hinter Peter, der unter seinem Arm hindurch war, und das fahle Licht einer Neondampflampe tauchte sein sowieso blässliches Gesicht in sterbenskrankes Gelb. „Nacht, Tom,“ klapperte Black und schüttelte sich, und dann waren sie draußen, und die Pforte des Tropfenden Kessels, die hinaus führte auf die Straße, fiel ins Schloss, sperrte die Wärme ein und die Gäste aus. Der Schlüssel von innen drehte sich von selbst herum. Zapfenstreich.

Dort verharrten sie, drei junge Männer, zusammen gedrubbelt auf engstem Raum, dicht bei einander und froren vor sich hin. Kaum mehr als ihre Nasen und Ohren und gleich zerzaustes Haar konnte man von ihnen erkennen, die Mantelschösse auffliegend und die Feuchtigkeit darunter spritzend, dass die Hosen sofort nass waren. Peter konnte kaum sprechen, so sehr zitterte er, und sein gestottertes „gut' Nacht“ wurde fast genauso verschluckt wie das „muss los“, das er vielleicht danach noch gesagt hatte. Die beiden Größeren nickten, nahmen es ihm nicht übel, dass er schnellstmöglich hier weg wollte. Kein Mensch weit und breit, und so stopfte Peter sich die Hände in die Taschen und – Plopp – war er disappariert. Zurück blieben nun Zwei, und sie drehten sich unschlüssig hin und her, als wüssten sie beide nicht recht, wie weiter.

Keiner sprach ein Wort. Keine weitere Abschiedsgeste, nur ein Blick, der eine nach oben, der andere nach unten, ein wenig länger, ein wenig eindringlicher als gerade noch zu dem pummeligen Zwerg, das reichte aus. Der Höhergewachsene nickte, hastig, kaum zu erkennen in Düsternis und verschwommenem Guss, und der Dunkelhaarige, dessen Locken ihm am Schädel zu kleben begannen, dass Wasser daran herabrann wie an einem spiralförmigen Brunnenspiel, machte eine bestimmte Geste mit dem Kopf. 'Dann los' sollte das heißen. Und einer nach dem anderen verschwand im Nichts, ein klingendes Geräusch das Letzte, was man von ihnen vernahm, und dann fiel der Regen und spülte ihre Spuren fort, und hinter dem kleinen Fenster in der Tür zur Kneipe verlöschte das Licht.


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Er kann ausgezeichnet mit Schauspielern umgehen und schafft es, all seinen Filmen und Figuren viel Menschlichkeit einzuhauchen. Ich bin begeistert.
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