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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Jeder Schritt ist gefährlich

von Teekon

Wie viel Uhr es eigentlich war, hätte man vielleicht noch an den Sternen festmachen können, wenn man gut bewandert war in Astronomie. Denn die Nacht war klar und mondlos, und nur die Feenlichter, mehr und mehr zusammenschrumpfend, je weiter der Kreis der Feiernden sich zusammenzog, beschränkte die Sicht auf einen weiten, samtigblauen Himmel voller violetter Hochnebelfelder. Der Wind flaute ab mit den fortschreitenden Stunden, und schwüle Spätsommerhitze blieb in der Senke unterhalb der Felsenkette von Godric's Hollow hängen. Zu trocken, um Tau auszubilden, der in den Hosenbeinen aufsteigen könnte. Und so war es auch weiterhin gemütlich und schön zwischen den Festzelten.

Das Kleid gerafft, auf Zehenspitzen laufend, um nicht mit den hohen Absätzen im zertretenen Gras und weichem Boden stecken zu bleiben, rauschte die Braut kichernd und mit hochrotem Kopf über den kurzen Abschnitt zwischen ihrem eigenen Marquee und dem großen Tanzsaal aus hochgeschlagenen Stoffbahnen. Noch immer war das Parkett gefüllt, spielte die Musik auf, und irgendwo dort hinten konnte sie Peter erkennen, der in schwungvoller Drehung die vor Lachen kreischende Mafalda an der Hand hielt. Ein Gedicht, ihren Freunden dabei zu zuschauen, wie viel Spaß sie hatten, auch wenn die meisten davon längst nicht mehr nüchtern waren.

Genau aus diesem Grund suchte sie nun James, musste es ihm einfach erzählen, konnte nicht schweigen, weil es so furchtbar lustig war. Fabian und Gideon brüllten so laut, wie sie sich aneinander festhielten, den Arm um die Schulter des jeweils anderen gelegt und in der freien Hand eine Flasche Butterbier (denn die Fässer waren vor einiger Zeit zur Neige gegangen, und das hier war der Notvorrat), dass beide erstickt wären, hätten sie sich nicht längst ihres Kummerbundes entledigt. Emmeline, die selten bis gar nicht trank, schüttelte nur ununterbrochen den Kopf und konnte es nicht fassen, während ein genüsslich angeheiterter Frank Longbottom summend gegen einen Fahnenmast lehnte.

Es war ihr Freundeskreis, der noch für die meiste Stimmung sorgte, dazu die jüngeren Mitglieder der eingeladenen Familien, und auch einige Väter und Mütter amüsierten sich noch königlich. Nach und nach jetzt würde sich das auflösen, da war Lily sich sicher, und wenn sie ehrlich war, dann wurde es auch Zeit. Ihr taten die Füße weh (und trotzdem wollte sie immer noch tanzen), und die Taille war sagenhaft eingeschnürt, und zu viel gegessen hatte sie auch. Ganz zu schweigen von mindestens zwei Flaschen Champagner, die alleine schon bei ihr verschwunden waren. Und James, dessen Wangen rosiger glühten als sie es je zuvor erlebt hatte, mochte auch nicht gerade wenig getrunken haben. Aber vielleicht war das auch ganz gut so.

Auf ihn zustürmend, die Frisur längst aufgelöst, das Haar wallend und in zwei springenden Wellen auf die schneeweißen Schultern fallend, noch halb gebändigt von Nadeln und Klammern, hätte sie ihren frisch Angetrauten beinahe rettungs- und haltlos umgebrezelt. „Woah!“ rief der junge Mr. Potter aus, wie er beide Hände ausstreckte und sie abfing, und schon musste er genauso lachen wie sie, während er sich noch wieder in die Gerade stemmte. „Da bist du ja wieder!“ freute er sich, beugte sich vor und küsste sie auf vom Laufen warme Lippen, ehe sie sich ganz gefangen hatte, und Lily keuchte um Atem. Einen Arm nach hinten reckend, deutete sie wie wild und verschluckte sich mehrfach, wie sie zu sprechen versuchte.

Geduldig wartend drehte James eine Hand um das eigene Gelenk und schaute sie grinsend wie von unten her an, nickte dazu langsam und bedächtig, und endlich schaffte die Dame es, herauszubekommen, was sie sagen wollte. Zumindest zum Teil. „Deine Freunde!“ lachte sie gegen die unglaublich laute Musik an, wo sie beide doch direkt neben den Blechbläsern standen, gleich unterhalb der Tanzfläche, und James prustete schon, bevor er eine Ahnung hatte, worum es ging. Wen sie meinte, wusste er genau. Schon rechts und links an ihr vorbeischielend, was rein gar nichts brachte, solange Lily nicht still hielt und herumzappelte wie als 11jährige, wollte er einen Blick auf die Szenerie erhaschen, und er schaffte es gleichzeitig mit ihrem nächsten Hervorplatzen.

„Sind sturz-be-trun-ken!“ betonte Lily Potter jede Silbe einzeln und musste sich, sehr undamenhaft, in ihre Knie stützen, um nicht umzufallen, und ein bisschen wurde ihr sogar schwarz vor Augen in dem engen Kleid. Das war absolut keine Untertreibung, das konnte James sogleich feststellen, und er wusste nicht, ob er ebenso zusammenklappen sollte vor Amüsement, oder ob ihm besser ganz schlecht wurde. Immerhin rutschte ihm die Farbe aus dem Gesicht, die Aufregung, Elfenwein und Tanz dort hinein gebracht hatten, und er hatte keinen Schimmer wieso, aber das Erste, was ihm bei diesem Anblick einfiel, war: „Verdammt, haben wir noch Getränke?“ Denn James Charlus Potter konnte nicht glauben, dass Sirius Black so unglaublich abgeschossen sein konnte, ohne dass die Theke einem Meer aus leeren Flaschen glich.

Sie saßen, das war schon mal ein Vorteil, und keiner tanzte halbnackt einen Steptanz auf dem Tisch oder legte einen Strip hin, auch das war beruhigend. Aber ansonsten waren die Zwei da wirklich zum Schießen. Zum Erschießen. Sirius und Remus, die Augen blutunterlaufen und mit eindeutigen Fokus-Problemen, hockten zusammen über einer mit Bratensoße und Pudding bekleckerten Tischdecke, jeder unterstützend einen Ellbogen auf die Platte gelehnt und das Gleichgewicht insgesamt eigentlich nur noch haltend, weil Schläfe gegen Stirn lehnte. Was vermutlich mal eine halb politische, halb gesellschaftskritische Podiumsdiskussion über einem kleinen Whiskey gewesen war, hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Und zwar derart, dass beide Gentlemen aus voller Kehle (und entsetzlich disharmonisch, denn nur einer war in Flitwicks Chor gewesen) „Greensleeves“ gröhlten. Singen konnte man das nicht mehr nennen.

Kichernd, sich an seinem Unterarm hochziehend, beförderte Lily die Übeltäter hervor, die sie zwischen den Falten ihres Unterrocks verborgen gehabt hatte, und James zwei übrig gebliebene Flaschen reichend, kam sie endlich zu etwas Luft. „Ich hab,“ fing sie an, musste noch einmal tief durchatmen und sich eine Strähne aus dem Gesicht pusten, „ihnen das weggenommen.“ Dankbar mit den Augen rollend, sorgte James Hand in Hand mit ihr dafür, dass der Feuerwhiskey wegkam (indem er ihn unter das Parkett kickte), und sich den Kragen seines Hemdes etwas mehr lockernd, konnte er sich noch immer nicht entscheiden, ob er feixen oder besorgt sein sollte. „Und ab morgen,“ musste Lily schon wieder lachen und griff nach den nun wieder leeren Fingern ihres Mannes, „sind sie dann auch wieder meine Freunde!“

Sich spontan auf Lachen einlassend und alles Andere beiseite schiebend, ließ James sich mitziehen von ihr, rauf auf die Tanzfläche, mitten rein ins Getümmel unter dem strahlenden Kronleuchter und diese herrliche Blubberblase aus Musik und benebeltem Geist. Einfach nur für ein paar wenige Stunden noch genießen, wo sie doch keine rechten Flitterwochen haben würden in diesem Krieg da draußen, irgendwo hinter den Zelten und dem staubigen Weg und der Wiese, und das Pärchen vergaß die Zeit und den Raum und alles ringsherum, bis die Nacht noch ein wenig dunkler und die Sterne umso heller wurden. September in Wales, und selbst diese kälteste Stunde der Nacht, ehe das Morgengrauen einsetzte, war angenehm lau und wunderbar schön.

Lily und James merkten es nicht, wie sich um sie herum das Parkett langsam leerte, wie sich selbst Peter und Mafalda für einen kurzen Moment zurückzogen, um sich bei einer Erfrischung zu unterhalten. Die Lichter kamen näher, während draußen die meisten nun verloschen waren und die Feen in den Laternen schliefen, bis die Sonne sie wecken und man sie freilassen würde. Ruhiger wurde es auf der Festwiese, wie die Familien eine nach der anderen ihre Kleider einsammelten, irgendwo abgelegt auf Stühlen, Bänken und Lehnen, und sogar die Brauteltern zogen sich unbemerkt zurück. Man wollte nicht stören, man sah sich doch morgen noch beim Frühstück, da war es nicht nötig, sich bereits zu verabschieden. Sollten sie ihren Abend voll auskosten. Und das taten sie, derweil ihre Freunde sich zusammenrotteten an einem einzelnen Tisch im Inneren des Zeltes und ihnen zuschauten.

Marlene McKinnon pennte längst, die Arme zusammengefaltet, den Kopf darauf gelegt und das kastanienbraune Haar ihr Gesicht vor der schrecklichen Helligkeit schützend, und nur wer genau hinschaute, erhaschte vielleicht so gerade eben, wie vorsichtig, wie heimlich Gideon Prewett mit den Löckchen spielte, die in ihrem Nacken flaumig standen. Ganz taufrisch schaute der Rest auch nicht mehr aus, und bald schon warf Frank einen salutierenden Gruß in Richtung des Brautpaars (das sowieso nichts davon mitbekam), sammelte seine Gattin ein und schlenderte mit ihr Hand in Hand den flachen Hang hinauf, an dessen oberster Kuppe es schließlich abwärts ging ins Dorf. Und einer nach dem Anderen taten es ihnen die übrigen Gäste gleich.

Wahrscheinlich war das eine mordsgute Idee gewesen, Black und Lupin den Alkohol wegzunehmen, das befand auch der ältere Zwilling, als sie schließlich gemeinsam die versumpfte junge Dame, die im Ministerium arbeitete, in Richtung Bett beförderten, denn wenigstens bei Remus hatte das für etwas Ernüchterung gesorgt. Nicht mehr ganz so glasig schaute er drein, wenn auch nicht wirklich wach und anwesend, doch er brachte es fertig, nicht nur aufzustehen und einigermaßen gerade zu laufen, sondern sie auch nach draußen zu begleiten, um etwas Luft zu schnappen und ihnen eine gute Nacht zu wünschen, während Sirius hinter einen Tresen krabbelte und nach einem „Absacker“ zu suchen begann, wie er das nannte. Vermutlich würde er sogar die letzten Tropfen aus sämtlichen Flaschen zusammenschütten, die er finden konnte. Sehr appetitlich.

Gut tat der feine Hauch, der aus dem Wind des Tages geworden war, und die Wimpel an den Masten hingen nun genauso schlaff in den Seilen wie die junge Garde des „Clubs der roten Hühner“. „Also, wenn Wollnwama uns alle erwischen wollte,“ nuschelte Fabian so sehr, dass man den Namen des Zauberers gar nicht mehr richtig verstehen konnte, „dann wär' das jetzt echt 'n passender Zeitpunkt,“ befand er, und sein Bruder nickte mit einer Hand in der Hosentasche, den letzten Zigarillo auf dem Zahn. „Beschrei's nicht,“ bat Emmeline und drückte ihm den Oberarm, worauf sie aber nur von allen Seiten ein müdes Grinsen erntete. Man mochte sie nicht sehen, aber da waren überall Auroren verborgen in den Schatten, und großartige Magie schützte die Veranstaltung und das ganze Dorf. Moody war nicht umsonst gerade mal für einen kurzen Moment am Buffet gesichtet worden und für einen noch kürzeren Augenblick in der Schlange der Gratulanten beim Empfang.

Auch hier draußen bewegten sich die meisten Gäste nur noch sehr langsam und bedächtig, um nicht hinzuschlagen in angenehmem Rausch, und nur eine großgewachsene Gestalt mit Bäuchlein huschte von einer Ecke in die andere, hierhin und dorthin lugend und dabei ein fragendes Geräusch machend. Man beachtete ihn gar nicht, während man noch zusammen schwieg und für ein paar Minuten einfach nur dem Abend ein rundes Ende geben wollte. „Tolle Hochzeit,“ meinte Sturgis schließlich, dessen jüngeres Geschwister sich bereits vor einiger Zeit mit Meadowes und den Dearborns aus dem Staube gemacht hatte (und jetzt vermutlich über irgendeinem Gartenzaun in Godric's Hollow hing, um fürchterlich zu reihern), und die Zustimmung war ihm von allen sicher.

Das reichte. Zeit für eine ordentliche Mütze voll Schlaf. Tief einatmend löste Gideon die Stille, richtete sich auf und brachte Aufbruchsstimmung in jeden Einzelnen. Mittlerweile auch ohne Weste, stopfte Remus sich beide Fäuste in die Hosentaschen, beulte die Taschen damit extrem aus und schlug das heraushängende Hemd zurück. Natürlich blieb er noch. Sirius war noch da und Peter, und außerdem hatte er mit Sicherheit nicht vor, den Oberbefehl über die Organisation auch nur vorgetäuscht abzugeben. Sie mussten grinsen. Dabei sah er wirklich aus, als würde er jede Sekunde einen narkoleptischen Anfall erleiden. Auf den Schuhen vor und zurück wippend, legte er den Kopf auf die eigene Schulter und entdeckte aus diesem merkwürdigen Winkel zumindest, wonach der Bierbauch gesucht hatte.

Seufzend renkte Remus sich die Halswirbelsäule ein. „Also dann, Leute,“ bettete er in einen Ausatmer, und sie wandten sich zum Gehen, hoben die offenen Handflächen. „Schlaf gut.“ Noch in den ersten Schritten zwischen das Zelt des Bräutigams und ein Marquee, das zum Küchentrakt gehörte, winkten sie ihm, Emmeline, die einzig nüchterne in dem Haufen, am heftigsten. „Bis Morgen, Remus!“ riefen sie ihm zu, und er nickte nur noch brummelnd. Was würde er drum geben, jetzt auch in die Federn kriechen zu können? Aber sie hatte ihm den letzten Tanz versprochen, und den wollte er sich nicht nehmen lassen. Nicht mehr lange warten jetzt, sicherlich, wenn er sich das hier so anschaute, wo sogar die Hartgesottenen sich auf den Heimweg begaben. Mit dem Vor und Zurück aufhörend, beugte Remus sich noch etwas weiter vor, knickte den Hals regelrecht ein, um sicher sein zu können, und dann ging er halb in die Knie und streckte die Arme aus.

Wirklich gut versteckt hatte sich die Kleine da. Zusammengerollt zwischen ein paar Stühlen lag das Blumenmädchen in irgendeine Jacke eingewickelt halb unter einer herabhängenden Außenbahn des Zelts, die blonden Löckchen im Traum abgestreift, und er musste es erneut und jetzt mit dem Beweis vor sich bemerken: Das stand ihr viel besser, diese lustige Mischung aus dem dunklen Haar ihrer Mutter und pink-lilafarbenen Strähnchen, wie Pflaumen im Übergang. Den Daumen im Mund, die Wange auf das andere Händchen gelegt, schlief Miss Tonks selig und friedlich, und er angelte sie vorsichtig aus ihrem Unterschlupf heraus, um sie ja nicht zu wecken. Sie zuckte nicht mal mit den Wimpern.

Obwohl er müde war, abgekämpft, ausgelaugt, musste Remus lächeln. Das war nicht irgendein Sakko. Das war sein Cut. Wo immer sie den gefunden und ihn sich an Land gezogen hatte. Überlassen konnte er ihn ihr schlecht, es war sein Bester, aber das brauchte er auch gar nicht. Sie einfach in seine ausgestreckten Arme kippend, hob er sie auf und kroch unter den Stühlen hervor, nahm sie etwas sicherer gegen seine Brust gelehnt und richtete sich komplett auf. Es war nicht schwer, passenden Ersatz zu finden. So fieberhaft suchend, mit Schweiß auf der geröteten Stirn, wollte der nie ganz schlank gewesene Zauberer in gar nicht allzu weiter Entfernung sowieso nichts Anderes.

„Ted!“ rief er nach ihm, nicht zu laut, wo ihre kleinen Ohren so nah waren, aber bestimmt genug, um den ehemaligen Hufflepuff augenblicklich herumschwingen zu lassen. Erstaunlich, immer wieder, wie agil Ted Tonks war, auf so ganz andere Art und Weise stämmig als Pettigrew zum Beispiel. Kräftig eben, breite Schultern hatte er, ein Kreuz wie ein Türsturz, und wenn er nicht aufpasste, ging er sicher gut aus dem Leim. Aber er passte auf. Und arbeitete hart. Das flachsblonde Haar flog regelrecht, und die hellen Augen, so ganz anders als die seiner Tochter und trotzdem so deutlich ihr Vater, warfen Schweinwerferlicht in Remus' Richtung, und noch ehe der junge Mr. Lupin „ich glaube, das hier gehört dir“ sagen konnte, erkannte er den Fund.

Ganz erleichtert schaute er aus, breitete beide Arme aus und präsentierte die offenen Handflächen zum Himmel, schloss für einen Moment die Lider und rollte die Augäpfel nach oben, als wolle er sich bedanken. „Ach, herrje!“ stöhnte er auf und fasste sich kurz an den Kopf, bevor er mit zwei langen Schritten bei Remus war und das gut verschnürte Paket entgegen nahm. Die Form ihres Gesichtchens, wie ein leuchtendes Herz, die hatte sie von ihm, genauso wie das sonnige Gemüt, und einmal mehr musste Lupin darüber staunen, zu welch merkwürdiger Symbiose es da gekommen war. Andromeda, Sirius' Cousine, eine Black durch und durch, von herber Schönheit und ebenso lautem, rasch entflammbarem Temperament, und dagegen dieser ruhige Zeitgenosse mit seiner gemütlichen Ader. Was für ein Paar. Der Hufflepuff-Jäger und die Slytherin-Präfektin.

Ganz glücksbeseelt, den Teufelsbraten wiedergefunden zu haben, küsste Ted Tonks seine fünfjährige Tochter genau zwischen die Augen, aber die Kleine bekam davon gar nichts mit. Sie lutschte an ihrem Daumen und schlief weiter, während man sie aus dem Jacket pellte und Remus es sich über die Schulter warf. „Ich hatte schon Angst,“ flüsterte Ted, sprach aber nicht aus, wovor, wie er sich nur das Kind in seinem Arm betrachtete, und Remus konnte nicht anders, als das selbe zu tun. Genau so süß wie damals auf dem Foto, als Sirius von ihrer Geburt erfahren hatte. Erlöst hob Mr. Tonks rasch wieder die Augen und strahlte den jungen Freund des Brautpaars an, dass ihm die Wangen glühten. „Aber du hattest sie,“ stellte er fest und lachte auf, konnte dieses seltsam musternde Blitzen im Blick nicht verbergen.

Remus musste wegschauen, konnte ihm nicht in die Augen sehen, wenn man ihn so betrachtete. Er wusste es. Er musste das nicht sagen; es sickerte jetzt eben nach und nach durch, wo er kein Schüler mehr war und die ersten potentiellen Arbeitgeber ihn überprüften. Und Teds Blick war so eindeutig, dieser grundehrliche Kerl konnte und wollte das auch nicht zurückhalten, und wie er von links oben nach rechts unten durch Remus' Gesicht die Narben verfolgte, begann der Absolvent zum ersten Mal zu begreifen, wie man ihn von nun an anschauen würde. Und obwohl Ted nichts Böses im Sinn hatte dabei, jagte es ihm einen Schauer aus Eiseskälte in den Rücken und in die Brust, dass er trotz der lauen Nacht eine Gänsehaut bekam.

Er lächelte trotzdem noch, der Vater mit seinem Mädchen auf dem Arm, und er achtete sorgfältig darauf, dass die Umgebung rein war. Wispernd, die Stimme herabgesenkt, klang es fast genau so, als hätte Remus es selbst gesagt mit seinem heiseren Bariton: „Dir würd' ich sie jederzeit anvertrauen,“ fällte Ted sein Urteil und kippte das Kinn, um den jungen Mann besser ansehen zu können. „Naja,“ musste er dann doch kichern, und so bescheuert sich das anhörte, Lupin musste selbst darüber grinsen. „Vielleicht nicht unbedingt bei Vollmond.“ Viel mehr als ein simples 'danke' war das, und deshalb erwartete Remus auch keins. Quieksend und die Schultern zuckend, wandte Ted Tonks sich zum Gehen, drückte seine Tochter fester an sich und suchte bereits im Halbdunkeln.

„Gute Nacht, Remus,“ wünschte er, und Lupin nickte ihm grüßend zu, bevor der Vater in den Schatten das letzte Familienmitglied fand. „Drom!“ schallte seine Stimme über ein paar Köpfe hinweg, und während er selbst schon schlendernd den Weg zurück ins Zelt antreten wollte, bekam Remus nur aus dem Augenwinkel mit, wie Andromeda Tonks zu ihren Lieben fand und mit rollenden Feueraugen „Merlins Bart!“ fluchte. Er ließ sie ziehen und drehte sich endgültig herum, geblendet von dem hellen Kronleuchter im Inneren des Festmarquees.

Leer. Die Tanzfläche war vollkommen leer. Da war niemand mehr, die letzten Gäste versammelt am unteren Ende, noch ein wenig redend und lachend, während die Musiker bereits zusammenpackten. Remus wusste nicht, ob man es ihm ansah, aber falls da noch ein wenig Farbe in seinem Gesicht vorhanden gewesen war, so rutschte sie nun gänzlich heraus. Selbst aus den vom Alkohol geröteten Bindehäuten sackte das Blut, und er blieb wie angewurzelt stehen. Oh nein. Das konnte sie doch nicht vergessen haben. Das war Tradition – also nicht offiziell, aber es war ihre gemeinsame Tradition – der letzte Tanz für ihn. Spüren konnte er, wie ihm ein viel zu fetter Kloß, um daran vorbei atmen zu können, die Kehle hinauf wanderte, so langsam, als schlucke man rückwärts, und es niederzukämpfen fiel so unglaublich schwer. War es das? Was er den ganzen Tag angesammelt und aufgestaut hatte?

„Komm schon, Mann,“ raunte er sich selbst zu. Nicht mehr lange durchhalten jetzt, die Party war fast zuende. Danach konnte er spazieren gehen, wenn er wollte, auf den Straßen des Dorfs oder in der Umgebung, und dann wäre es egal, aber noch nicht hier, nicht jetzt. Sich rasch umschauend, suchte Remus fieberhaft nach Ablenkung und Beschäftigung, und dann entdeckte der den Rücken von James in seinem schwarzen Smoking, wie er sich vornübergebeugt in die Knie stemmte und mit einer Hand fest die rosenrote Wange von Sirius tätschelte. Der saß zurückgelehnt in einem Stuhl, die Lider wie Vorhänge auf Halbmast und mit einem seligen Lächeln des glücklich Betrunkenen im Gesicht. Daneben stand Peter, schwankend, sich an der Lehne festhaltend und alle fünf Finger vor den Mund geschoben, weil er grässlich lachen musste. So breit hatte man Black mit Sicherheit noch nie erlebt.

Mit den Augen rollend, seufzte Remus, konnte sich jedoch selbst das Lächeln nicht verkneifen. Zu lustig, dieser Volltrottel. Es war etwas zu tun, und er setzte schon dazu an, sich ebenfalls dorthin zu begeben und seinen besten Freunden dabei zu helfen, diese Schnapsleiche geflissentlich zu entfernen (um sowas sollte sich ein Bräutigam keine Gedanken machen müssen), als sie ihn doch noch erwischte, ein Komet aus weißer Seide mit lauter Perlen aufgestickt, und viel zu tief waren seine Hände in den Hosentaschen vergraben. Mit schwitzigen Fingern den Rippenbogen berührend, sich halb in der Knopfleiste verhakend, zog Lily ihn in die andere Richtung, noch bevor sie ganz zum Stillstand kam. „Remus! Wo warst du?“ kreischte sie fast, tadelnd, gleichzeitig so erleichtert, dass er stutzen musste. Das klang beinahe genau so wie gerade noch Ted.

Hektische Flecken hatte sie auf der Stirn, er kannte das genau. Ein bisschen Ärger, aber vor allem Besorgnis, und am liebsten hätte er getan wie früher, wenn sie so geschaut hatte, wenn er im Bett gelegen hatte oben im Turmzimmer, zerschunden und verwundet an Körper und Seele von einer Nacht im Monat. 'Es geht mir gut, du bist da', ein sanfter Tick an diese Strähne, die ihr immer von der Schläfe fiel, sein schiefes Lächeln. Aber er konnte gar nicht. Längst verlöschten die Lichter, der Lüster zuerst, und nur noch begleitend zu letzten Aufräumarbeiten, blieben Feenlampen erhalten, nur noch die drei Geiger den letzten Wunsch der Braut abwartend, während in der Ecke dort vorn am Tresen die Freunde lachten und sich um Sirius kümmerten. „Los, komm' schon!“ verlangte Lily ihren Tanz.

Er hatte ein anderes Stück erwartet, das musste Remus schon zugeben, und auch einen anderen Komponisten, das auf jeden Fall. Ihren Geschmack kannte er, ihre Lieblingswalzer, den Tango, den sie so mochte. Aber nichts von dem, keine der Musiken, die sie in ihren Übungsstunden vor Jahren gehört hatten. Man spielte es mit Klavier, dafür war es geschrieben worden, doch das war nicht zur Verfügung. Es störte nicht. Es war herrlich mit Geigen, verlieh den gleitenden Noten nur noch mehr geschmeidig federnde Weichheit, wie fließendes Wasser, wie schwebender Nebel im aufziehenden Herbstwind, und auch wenn es rein instrumental blieb, während sie sich schweigend drehten dazu, war er sich sicher, den Chor dazu hören zu können, weit fort von hier im hohen Klassenzimmer No. 17, wenn draußen vor den Fenstern von Hogwarts der Landregen unaufhörlich niederging, gleichmäßig und beruhigend und einschläfernd. Chopins Tristesse, Chanson de L'Adieu.


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