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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Feenfeuer

von Teekon

Das hochfrequente, feine Klimpern von silbernem Löffel auf Glas rief die Gesellschaft zur Ruhe, die sich dort in einem ein wenig kleineren Zelt zum Empfang versammelt hatte, während im großen Marquee umgeräumt wurde für das Dinner, und augenblicklich verstummten die Gäste und wandten sich dem Geräusch zu. „Meine Damen, meine Herren, wenn ich bitten darf!“ schallte die kräftige Stimme von Charlus Potter, gewohnt an weite Räume und geschult für rhetorische Perfektion, über ihre Köpfe hinweg, und er wartete geduldig ab, bis wirklich jeder sich mehr für ihn interessierte als für italienischen Schaumwein, bevor er einen Arm ausstreckte und den jungen Mann mit den gekürzten, schwarzen Locken näher zu sich heranzog. „Ich überlasse das Wort nun dem Trauzeugen,“ verzichtete er, genauso wie Henry Evans als Brautvater, der sich bei all dem Zauberervolk etwas ängstigte, auf sein Rederecht und stellte ihn unnötigerweise vor: „Mr. Sirius Black!“

Der dezente, Shakespeare'sche Applaus der älteren Herrschaften wurde gnadenlos übertrumpft von brüllendem Johlen und einem Pfeifkonzert wie im Stadion von Manchester United an einem Spieltag kurz vor Ende der Saison, wie die eine Ecke gleich neben der Bar in Jubelstürme ausbrach. Fab und Gid vollführten dazu eine Art schottischen Volkstanz, der zwar zum Outfit passte, aber komplett verkorkst war, und hätte Sirius nicht gewusst, wieviel diese beiden Haudegen vertrugen, er hätte behauptet, der Spumante hätte ihnen bereits ordentlich einen gezwiebelt. Dennoch einen Trauzeugen für die Masse spielend, trat er vor und setzte sein gönnerhaftestes Lächeln auf, tat so, als ignoriere er den Tumult auf den billigen Plätzen und habe solches Fangehabe sowieso nicht nötig, rückte sich seine Gryffindor'sche Weste demonstrativ zurecht und klickerte noch einmal mit seinem neuen Ring gegen das Sektglas, das er so elegant wie möglich mit gerade mal drei Fingern festhielt.

„Vielen Dank, Mr. Potter, vielen Dank!“ eröffnete er die traditionelle Ansprache, die ihm zustand, und dazu brauchte er keinen einzigen kleinen Zettel, nicht einmal Stichworte. So wie seine Freunde ihn kannten, hatte er nicht einmal darüber nachgedacht, was er heute sagen wollte. Aber das war auch nicht wichtig. Dass hier war nicht Peter, der schon bei dem Versuch, sich bei den Gästen vorzustellen, die ihn nicht gleich als 'den dicken Jungen vom alten Paddy' erkannten, ins Haspeln geriet und sich vorhin so fest auf die Zunge gebissen hatte, dass er jetzt erst einmal gar nicht sprechen konnte und das arme Ding in seinem Mund mit reichlich Kürbissaft kühlen musste. Nein, Sirius Orion Black war redegewandt, wie es sich für ein Mitglied einer der ältesten Zaubererfamilien gehörte.

Das Brautpaar stand dicht bei ihm, immer noch den einen Arm jeweils so fest um die Taille des anderen geschlungen, dass sie wie an der Hüfte zusammengewachsene siamesische Zwillinge aussahen, mit dem Unterschied, dass Lily wesentlich hübscher ausschaute und durch die blühend roten Haare mit der strahlend weißen Blüte darin nicht so blass daherkam. Und einen schönen Ring hatte sie da bekommen, Weißgold mit einem einzelnen, keineswegs protzigen Stein, ein klarer Golconda-Brillant, während seiner vollkommen schlicht, dafür jedoch fast doppelt so breit war. Naja, wirklich kräftige Finger hatte der junge Mr. Potter ja nicht gerade, da musste man schon aufpassen mit derlei Schmuckstücken. Aber das war sowieso egal, weil er seine Hand ununterbrochen mit ihrer zusammensteckte.

Am liebsten wäre Lily etwas mehr aufgerückt, um notfalls mit ihren hochhackigen Pumps Einhalt gebieten zu können, sollte Sirius dummes Zeug reden oder peinlich werden, aber da er bisher nur ein Glas gehabt hatte, konnte sie vielleicht noch Gnade walten lassen. Und außerdem schielte James so unruhig aus dem Augenwinkel zu ihm herüber, dass sie sich keine Sorgen machen musste. So gern er das auch hatte, wenn Black voll aufdrehte mit seinen teilweise echt geschmacklosen Witzen, so hielt er das hier wohl auch nicht für den passenden Moment. Und trotzdem dürfte er ihn, so am Rand der Brille vorbei, eigentlich nur als Klumpen aus verschiedenen zusammengewürfelten Farben erkennen, die sich bewegten.

Sich mit der freien Hand die Locken aus dem Gesicht wischend, nutzte Sirius die kurze Pause, um der Dame in Weiß und dem Herrn im Stresemann ein Zwinkern zu zuwerfen, liebevoll und gleichzeitig ernsthaft, wie man es von ihm kein bisschen gewohnt war. Aber es reichte, um sie endgültig davon zu überzeugen: Er würde sie nicht reinreiten. Tief Luft holend, setzte der Trauzeuge endlich an und wandte sich mit lauter, aber nicht schreiender Stimme an sein Publikum. „Als Lily und James das erste Mal aufeinander trafen, war ich dabei,“ rief er sogleich Erinnerungen wach, und der Bräutigam rollte mit den Augen und versank halbwegs im Boden vor Scham, während die hintere Ecke schon zu lachen anfing. „Wenn ich mich recht erinnere,“ fuhr Sirius fort, „war so ziemlich das Erste, was sie zu ihm sagte,“ er stockte, um noch einmal einen Atemzug zu nehmen und nicht selbst darüber zu lachen, ehe er ihr höheres Timbre genauso imitierte wie den schnippisch-zickigen Ton: „Halt die Klappe, du Idiot!“

Augenblicklich brach das gesamte Zelt in schallendes Gelächter aus, während James nur noch weiter in die eigenen Schultern sackte wie eine sich zurückziehende Schildkröte, und Lily kicherte halb belustigt, halb schon entschuldigend in seine Richtung kippend. Mit flacher Hand um Beruhigung bittend, schmunzelte Sirius. „Und ehrlich gesagt: Er hatte es verdient,“ schaute er gespielt tadelnd zu seinem besten Freund hinüber, dessen Brauen hochschnellten. Dass er 'du aber auch!' sagen wollte – denn immerhin war Mr. Black maßgeblich beteiligt gewesen an jenen Kinderschweinereien damals – war dabei mehr als offensichtlich, aber er durfte nicht. Die Gäste hatte Sirius jedenfalls schon mal auf seiner Seite, und ihr aufbrausendes Lachen war wie eine einmütige Welle.

Er hatte sie rasch im Griff. Nur anzudeuten brauchte Black, dass er weitersprechen wollte, schon ebbte der Geräuschpegel wieder ab, und er konnte den Mund wieder aufmachen. „Kurz nach unserem Abschluss vor gerade einmal zwei Monaten,“ musste er selbst den Kopf schütteln darüber, wie schnell das alles nun gegangen war, „schlug mein bester Freund hier,“ und er angelte kurz nach James' Rücken, um ihm auf das Schulterblatt zu klopfen, ehe er ihn wieder losließ, „für diese heutige Feierlichkeit einen schlichten Abendempfang vor, oder ein banales, traditionelles Hochzeitsfrühstück.“ Das vorgetäuscht beleidigte Raunen wurde garniert mit lauten Buhrufen von der Bar. „Und, es mag sie erstaunen,“ natürlich würde es das nicht, „aber diese wunderhübsche junge Dame, die ihnen so lieblich entgegenstrahlt,“ er zwinkerte ihr erneut zu, und Lily knickste mit einem gewaltigen Augenaufschlag, „sagte Folgendes zu ihm.“

Das war gar nicht notwendig. Wie aus einem Mund antwortete die Gemeinde ihrem Pfarrer: „Halt die Klappe, du Idiot!“ Sich halb verbeugend vor seinem Publikum, honorierte Sirius dieses perfekte Zusammenspiel, und sie alle mussten darüber nur noch mehr lachen. „Und bleiben wir mal ehrlich,“ ergänzte der Trauzeuge, breitete die Arme aus und verlangte von den Gästen, ihm weiter zu folgen, was problemlos geschah. „Sie hat recht!“ bestätigte der Chor und lachte gleich wieder los. Überlegen triumphierend hüpfte die Braut, so gut das in ihrem nach unten hin ausladenden Kleid möglich war und streckte ihrem frisch gebackenen Ehemann die Zunge heraus, aber James konnte sowieso nicht mehr protestieren. Das war so klar gewesen, dass diese Nummer auf seine Kosten gehen würde.

Den ganzen improvisierten Saal wieder zur Ruhe rufend, hob Sirius erneut den Arm und hatte sofort die komplette Aufmerksamkeit, und man sah es ihm nicht an, wenn man ihn nicht kannte, doch das musste jetzt reichen. Kurz und bündig, lustig, aber nicht zu blöd sollte es sein, so hatte er es James versprochen, und so sollte er es haben an seinem Tag, an ihrem Tag. Ein merkwürdiger Schimmer von Ernsthaftigkeit, den sonst nur die an ihm kannten, die auf heimlichen Schlachtfeldern mit ihm standen, stahl sich in seine ganze Haltung, in seine Miene und vor allem die grau-braunen Augen, wie er seine Brust mit Luft füllte und zum Toast ansetzte. „Niemand hätte damals je geglaubt, dass diese beiden Menschen hier, die mir sehr am Herzen liegen,“ die Stille, die auf dieses so unerwartet nahegehende Geständnis eintrat, war ganzheitlich, „jemals diesen Weg gemeinsam gehen würden.“ Er schenkte dem Brautpaar einen langen Lidschluss, froh darüber, dass hinter ihnen niemand stand und rundherum gerade mal die beiden Väter und die Mutter anwesend waren.

„Sie tun es trotzdem. Gegen alle Widrigkeiten.“ Niemandem musste man erklären, was er damit meinte. Die Anwesenden brauchten nicht die Zeitung zu lesen, um von Kämpfen zu hören, mussten nicht im Ministerium arbeiten. Jeder von ihnen kannte jemanden, der verletzt worden war, dem man etwas genommen hatte, viele von Charlus' Freunden und Kollegen waren hier, die verloren hatten, deren Mitarbeiter und Schulkameraden vermisst oder getötet worden waren. Grimmige Gesichter erstarrten für einen Augenblick zu entschlossenem Ernst, und Fäuste wurden geballt, wie sie nickten, um gerade deshalb umso lauter zu feiern. „Ich wünsche Euch das Beste und alles Glück dieser Erde, und ich weiß, ihr könnt an die Sterne greifen und es selbst herunter holen.“ Und damit prostete er ihnen zu, zückte einen ausgestreckten Finger und katapultierte die Stimmung so rasant in höhere Gefilde zurück, als hätte er eine Rakete gezündet. „Und wehe, ich werde kein Patenonkel!“

Der eigentliche Toast, ganz klassisch, von guter Erziehung zeugend - „auf das entzückende Paar!“ - ging komplett unter in einem Kanon aus Segenswüschen und Zurufen, Applaus und Anerkennung für Sirius genauso wie für Braut und Bräutigam, und mit dem unteren Rücken an die Bar gelehnt, hob auch Remus sein Glas und kippte es leicht in Lilys Richtung, als stünde er direkt neben ihr. Die Geste aus der Ferne erwidernd, schickte sie einen Handkuss herüber, und Peter sorgte für noch mehr Belustigung, indem er zwischen sie und ihren besten Freund sprang und so tat, als könne er den Gruß aus der Luft fangen, wobei er ausschaute wie die fetteste Hummel im Schwanensee-Ballett, die man jemals auf eine Bühne lassen könnte, wolle man nicht das Höchstgewicht überschreiten. Stanley brach brüllend vor Lachen zusammen, und Sturge musste seinem Bruder aufhelfen.

Um sich Gedanken zu machen, war viel zu viel zu tun. Alleine, bis man die ganze Gesellschaft, einige Leute bereits gut angeschickert vom Champus, wieder zurück in dem doch deutlich größeren Marquee hatte, wo das fünfgängige Menü serviert werden sollte, brauchten sie beinahe eine ganze Stunde und die Hilfe all ihrer Schulfreunde. Wie Border Collies kamen sich die Mädchen und Jungs vor, Marlene und Em von einer Seite schaufelnd, die Prewett-Zwillinge von der Anderen, während Frank und Alice mit ihrer Erfahrung als Auroren den Tross, laut Kommandos gebend, vorwärts führten. Obwohl sie eine übliche Karte mit der Sitzverteilung angebracht hatten gleich am Eingang, klappte das hinten und vorne nicht, alleine schon, weil einige der Kinder Angst bekamen an ihrem eigenen Tisch und lieber bei den Eltern sitzen wollten (bis auf Miss Tonks, die kroch mit einer Horde mutigerer Zwerge im Schlepptau von einem Stuhl zum nächsten und spielte dabei Guerilla-Truppe).

Und dennoch war das Dinner fabelhaft. Es regnete diverse Suppen, Creme und Bouillon, verschiedenen Seefisch von der nahegelegenen Küste und Krabbensalat, ein herrlich schaumiges Zitronensorbet (und Dumbledore sah aus, als würde er gleich eine Herzattacke kriegen von dem puren Anblick), während sich die McGonagall in ihrem feschen Tartandress wohl eher für die Lammkeule mit grüner Soße begeistern konnte. Zur Auswahl stand außerdem saftiges Roast Beef, und dazu gab es Rosenköhlchen und Prinzessbohnen im gepfefferten Räucherspeck. Wer dann immer noch nicht genug in sich hinein gestopft hatte, der durfte aufgebackenes Mohnbrot mit Käse und Kräuterbutter oder ein paar abgehangene und gut gewürzte Mettwürstchen zu sich nehmen. Der Nachtisch, Fruit Fool aus Zwetschgen oder Erdbeeren, war dann nur noch ein klitzekleines Beschäftigungsknabbern, bis der Hochzeitskuchen angeschnitten wurde.

Drei Etagen, wie es sich gehörte, die oberste auf speziellen Füßchen gelagert, denn sie war wesentlich schwerer als die Marzipan-Sahne-Creme unten drunter. Immerhin musste das gute Stück aufbewahrt werden können, ein echtes Früchtebrot, traditionell zurückgestellt für die Geburt des ersten Kindes in einer Ehe, worauf Lily so dermaßen rot anlief im Angesicht ihrer kichernden Eltern, dass sie am liebsten davongelaufen wäre. Und als Tee mit Milch und Zitrone ausgeschenkt und die ganze Torte ratzekahl verputzt worden war, dass nur noch klägliche Krümelchen auf der Platte herumkullerten, machte Pete den Eindruck, als würde ihm der Absacker gleich den Hosenknopf absprengen. Eine runde Kugel – und jetzt erinnerte er Mafalda wirklich an Bowling – wie Humptydumpty, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und streckte alle Viere von sich.

Zum Abräumen war der jedenfalls nicht mehr zu gebrauchen, nicht einmal zur Überwachung des selbigen, was ja schließlich die mitgebrachten Hauselfen erledigten. Trotzdem ließ Remus es sich nicht nehmen, eifrig zwischen den Tischen hin und her zu wuseln und genau aufzupassen, dass auch ja alle genug Cognac und Brandy zur Verfügung hatten, so dass sein eigener kleiner Fressbauch ziemlich rasch wieder verschwand. Das machte nichts. Was übrig geblieben war, insbesondere die leicht auf die Hand zu nehmenden Kleinigkeiten, blieben als Buffet zurück. Eine solche Gesellschaft musste schließlich auch den Abend über versorgt sein, und das auch nach Eröffnung der Bars an mehrere Stellen im Zelt und auf dem Gelände, denn nun wurden die Seiten des Marquees eröffnet und hochgeschlagen. Fast eine Art Jahrmarktsstimmung entstand so, und einzelne Grüppchen schnappten sich Stühle und Tische und bugsierten sie ins Freie, wo der plätschernde Bach Kühlung versprach.

Es war eben ein herrlicher Spätsommertag. Genauso heiß und sonnig wie damals, als sie hier gemeinsam gepicknickt hatten und ihre OWL-Ergebnisse kamen, genauso duftend das Heu und der Staub von den unbefestigten Wegen. Die Gräser standen hoch in Blüte, wippten neben den letzten Kornblumen im sachten Wind, und nur wenige, schleierhafte Wölkchen trieben langsam über einen Himmel, der von der selben Farbe war wie die Blüten darunter. Bald schon spielten ein paar Jugendliche aus dem Dorf, die natürlich ebenfalls geladen waren, Quidditch auf der Nachbarwiese, stoben auf ihren Besen durch die Luft und pfefferten den Quaffel um sich und durch improvisierte Tore, verzichteten auf Klatscher und jagten gemeinsam dem Schnatz hinterher. Ausgelassen johlten sie dabei, mächtig unterstützt durch Fabian und Gideon, die sich mehr schlecht als recht als Schiedsrichter verdingten in einem Spiel mit vereinfachten Regeln.

Noch mehr zu essen gab es, wie Kuchen gereicht wurde, verschiedene Platten mit Früchtebiskuit, Käsesahne und schlimmsten Kalorienbomben, aber niemand versammelte sich dafür mehr, sondern aß lieber im Stehen oder zusammengerottet an Stehtischen in der Sonne. Jacketts und Hüte fanden rasch Stuhllehnen attraktiver als schwitzende Rücken, Ärmel wurden hochgekrempelt und Krawatten gelockert, und nicht einmal, als der Nachmittag sich dem Ende zuneigte und die glühende Himmelsscheibe hinter die Felsformation im Westen wanderte, kühlte sich die aufgeheizte Senke ab. Das machte nichts.

Lichter sprangen überall an, Laternen in Silber und Gold, tanzende Feen darin an jedem Masten, von denen noch immer flatternde Wimpel wehten, und die ganze Festwiese war erfüllt von diesem Glanz, ohne die Schummrigkeit und die kleinen, schattigen Ecken zu verderben, in die man sich getrost für eine Pause zurückziehen konnte. Zeitgleich begann der Ausschank gröberer Getränke als simpler Aperitifs und Champagners, und das überwiegend britische Gastvolk strömte mit leeren Händen zu den Theken und mit allerlei Gläsern unterschiedlichster Form wieder zurück. Die Lautstärke, die lachenden, angeregten Gespräche, wurden nun vermischt mit lauter aufspielender Musik, die Geigen ergänzt durch ein ganzes, kleines Orchester. Nicht mehr lange nun bis zum letzten offiziellen Akt der Feierlichkeit, und dennoch war Remus sich sicher: Dieser Abend würde noch sehr lange dauern.

Und es war einfach zu komisch. Wie Sirius durch die Menge wuselte, einerseits vollkommen unübersehbar in seiner so dominanten Präsenz, das Bad inmitten so vieler alter und neuer Fans genießend, und andererseits sich huschend vorwärts bewegte, wenn er die Gruppe wechselte, um ja nicht allein angetroffen werden zu können aus Angst, sich mit 'ihr' unterhalten zu müssen, das war köstlich und sorgte zumindest bei Eingeweihten für reichlich Amüsement. Sogar um den obligatorischen Empfang drückte er sich herum, aufmerksam bedacht, dass er ihr – obwohl es seine Trauzeugenpflicht war – nicht die Hand schütteln und das „oh, Mr. Black, das war sehr erhebend“ ertragen musste. Schlimm genug, dass er heute mehr Seidenhandschuhe getätschelt hatte als jemals zuvor in seinem Leben, sogar mehr als auf den Kaffeekränzchen seiner werten Frau Mama.

Aber irgendwie kriegte er es hin. Das war zwar blöd, denn so schaffte es Sirius auch nicht, Gilbert zu begrüßen, der den ganzen Abend bei seiner Schwester am Tisch hockte, und auch Dennis Meadowes kriegte er nur kurz zu Gesicht, als dieser für sich und seinen Kumpel Zigarillos besorgte, doch das musste er dann eben in Kauf nehmen. Weil eine solche Konfrontation absolut unmöglich zu ertragen war. Zumindest heute. Und sonst auch. Also immer. Ja. Als Black sich so ausdrückte, musste Remus allerdings schmunzelnd im Kopf notieren, hatte er bereits ein halbes Butterbierfass allein bewältigt.

Und endlich kam Peters große Stunde, für die er sich den ganzen Tag aufgespart (und nur vor sich hin verdaut) hatte. Im mittlerweile mehr zum Unterstand mutierten Marquee verschwanden die letzten Tische und Stühle nach draußen auf den unebenen Rasen, und eine gut 20 mal 20 Yards messende Plattform aus blank gebohnertem Parkett erschien an deren Stelle, während ein eigentlich viel zu schwerer Lüster aus Kristallglas darüber schwebte und voll entflammte. Die weißen Stoffbahnen des Festzeltes erglühten davon, als wären sie in Brand gesteckt, und nun war die Tanzfläche tatsächlich der Mittelpunkt der ganzen Feierlichkeit.

Nichts weiter war vonnöten, um alle Gäste herbeizulocken, und sogar die, die sich ans Ufer des Baches zurückgezogen hatten, um sich abzukühlen, strömten wieder herauf. Längst zu dunkel zum Quiddtichspielen, lümmelten sich die Jugendlichen mit pubertierend mürrischen Mienen in einer Ecke, die Kinder schon entweder auf Stuhlreihen ausgebreitet schlafend oder total aufgekratzt herum stromernd, die feinen Kleider schon schmutzig und zum Teil arg beschädigt. Das musste seine erste Pause sein, befand Remus, wie er sich, die Fliege gelöst und in zwei zerknitterten Schleifen im nun oben offenen Kragen verhakt, Robe und Jackett abgelegt, die Weste offen, gegen eine der Streben lehnte, an denen die geöffneten Seitenteile des Zeltes befestigt waren. Die Knöchel in seinem Rücken übereinander schlagend, kippte er die Schläfe gegen das angenehm kühle Metall und seufzte. Anstrengend, so eine Hochzeit.

Es war viel zu laut, um Charlus Potter zu verstehen, die Brille ebenfalls speckig und die so adrette Aufmachung genauso derangiert wie die der 'Brautjungfer' (den Witz würde er nie wieder loswerden, befürchtete Remus), wie er das Paar ankündigte, und wenigstens Lily schien noch nüchtern genug zu sein, damit das hier nicht völlig schief ging. Andererseits hätte sich James auch ohne den Einfluss von Elfenwein wohl kaum besser angestellt. Mit Grausen dachte Remus zurück an die Versuche, ihm das Tanzen beizubringen, schon damals für den Gründungsball die reinste Katastrophe. Und auch in den Wochen zuvor war das nicht wirklich anders gewesen. Er konnte es eben einfach nicht, er hatte zwei linke Füße. Musste sie eben führen. Und das tat sie.

Er blendete das Drumherum aus. Die Lichter waren noch da, flackerndes Elfenfeuer im Augenwinkel, glitzernde Punkte auf seine Hornhäute werfend. Und die Musik spielte, weit entfernt, so als höre er sie nur in Erinnerungen, so als spiele jemand Klavier an einem Sommertag und man liege im Innenhof in Soho, die Noten hinunter segelnd und fliegend wie aus dem Fenster gelassene Federn. Wunderbar frisch und streichelnd berührte der Nachtwind ihn, stellte ihm die Härchen seines völlig zerzausten Haares im Nacken auf, und doch war das alles nicht mehr wirklich vorhanden. Die vielen Menschen ringsherum, sie redeten nicht mehr, sie lachten nicht mehr, waren einfach nicht da für ihn. Nur das Schimmern der Sterne in ihrem Kupferhaar, das halb aus dem Gesteck gelöst flog, die vollen Lippen, lächelnd, lachend, schillernd die Feuchtigkeit darauf, die Leichtfüßigkeit, mit der sie über das Parkett schwebte. Das existierte noch.

Wie Sirius neben ihn trat, einen leeren Tumbler in der Hand, bekam er gar nicht mit. Die Hände in den Hosentaschen, die Hüfte halb an eines der vielen kleinen Tischchen stoßend, auf denen Körbchen voller Naschereien in Süß und Deftig aufgewartet wurden, träumte er mit offenen Augen, immer eingedenk dessen, was sie im Vorbeifliegen versprochen hatte: 'Wenn du aufbleibst, gehört der letzte Tanz dir!' Wie in alten Zeiten. Er hatte nicht vor, sich das entgehen zu lassen. Ihm auf die Schulter klopfend, sanft und verständnisvoll, seufzte Sirius Black laut und schüttelte den Kopf, den Blick in genau die selbe Richtung gelenkt wie sein Freund es auch hatte. „Was ein Abend,“ bettete er in einen einzigen Ausatmer, selbst schon ohne Jacke und reichlich leger unterwegs.

Im ersten Moment hätte ein Außenstehender geglaubt, Remus habe ihn gar nicht wahrgenommen, doch Sirius kannte ihn. So gut. So gern. Wenn er aus seinem pompösen Schlafzimmer kroch mitten in der Nacht, weil er (wenn das einer verriet, gabs Saures!) einen Schluck Milch aus der Flasche nehmen wollte, dann lag er da auf dem Sofa, hielt die Decke an sich gepresst und gab dieses feine, so wohl geliebte pfeifende Atemgeräusch von sich, und die Straßenlaternen erhellten das markante Gesicht, dass Sirius jedes Mal grinsen musste. Sogar Remus selbst mochte glauben, seine Freunde verstünden ihn nicht wirklich, aber das war nicht ganz wahr. Viel besser, als er sich das nur entfernt vorzustellen wagte. Und darum war es ihm klar, begriff Sirius problemlos, dass der kurze Augenblick bis zu diesem grandiosen Luftholen ein ganz normaler remischer Denkprozess war.

„Ach, Tatzi,“ seufzte Remus wehmütig, und dabei lächelte er dennoch sein schiefstes, schönstes Lächeln, dass Sirius grinsen und sich gegen ihn lehnen musste. Wie sie beide nun ihren besten Freunden zuschauten, tanzend, sich drehend, vereint, genauso, wie es der Ministeriumsangestellte gesagt hatte, war es OK, wenn die Mundwinkel Stück für Stück abwärts glitten, und Black presste die Lippen aufeinander. Leise nur nickte er, hörte auch nicht auf damit, wie Moony fortfuhr. „Ab heute spielen wir beide nur noch zweite Geige.“ Ja. Man konnte eben nicht beides. Unbewegt, die ganze Miene, machte Sirius ein zustimmendes, brummendes Geräusch. „Das kotzt mich so an.“

Respekt. Das musste das erste Mal sein, dass er das zugab. Nur für eine winzige Sekunde grinste Remus darüber, ehe er, die Augen stur geradeaus, links neben sich griff und die noch verschlossene Flasche mit viereckigem Boden aufhob. „Whiskey?“ fragte er in ungerührtem Tonfall, und Sirius hielt ihm einfach den Tumbler hin, seinen Blick ebenso auf das Brautpaar fixiert. „Ja, bitte.“ Und Remus Lupin goss voll ein, verzichtete auf Eiswürfel oder Wasser, purer Feuerwhiskey-Tripple für Sirius Black, und während dieser mühevoll das Glas an die Lippen stemmte, setzte Moony einfach den Brandwein direkt an und legte den Kopf in den Nacken. Die Schwerkraft und regelmäßiges Schlucken erledigten den Rest. Tatze konnte bloß noch grimmig lachen.


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Hoch motivierte Angestellte vergessen morgens aus der S-Bahn auszusteigen, weil sie unbedingt das Kapitel zu Ende lesen müssen. Seit die Potter-Bücher auch in den Chef-Etagen aufgetaucht sind, häufen sich im Management die plötzlichen Krankmeldungen.
Meike Bruhns, Berliner Zeitung