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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Schneeweißchen und Rosenrot

von Teekon

Sobald er das kleine Zelt am nördlichen Rand des Festplatzes verlassen hatte, immer noch schmunzelnd über die Idiotie seiner beiden Freunde, schüttelte Remus den Kopf und wandte sich nach links, wo die Überreste der langen Schlange sich als kleine Grüppchen von weniger als fünf oder sechs Personen jeweils am Eingang des Hauptmarquees zusammenrotteten und auf Einlass warteten. Sirius würde nicht zurückkehren, das wussten sie zwar nicht, aber er, und immerhin musste er durch diesen Pulk sowieso hindurch, da konnte er sie auch gleich davon in Kenntnis setzen, dass Eintreten und freie Plätze zu suchen jederzeit möglich war. Die Bastkiepe etwas fester haltend, damit sie ihm ja nicht umkippe und das kleine Geheimnis darin vorzeitig verriet, schritt er ordentlich aus mit den langen Staksen und machte sich auf den Weg, seine nächste Aufgabe auf der Liste zu erfüllen.

Augenblicklich, kaum dass sie seine prominente Nase und das darunter abstehende Bärtchen gesichtet hatten, hob freudiges Gejohle und allseitiges Grüßen an, winkten die Mädchen mit feinen Handschuhen aus weißer, cremiger oder apricotfarbener Seide und den klitzekleinen Handtäschchen, zeigten die Jungs die offenen Handflächen, und Remus konnte nicht anders, als breit zu grinsen. Die waren alle verrückt. Da standen sie bei einander, herausgeputzt wie zum Pferderennen in Ascot oder Louisville, gekleidet in formelle Cuts und wunderbar geschnittene Hochzeitsanzüge, Fliegen, Schlipskrawatten oder Schleifen, die Schuhe auf Hochglanz poliert, jeder einen kurzen Fahrzylinder (bis auf Fab und Gid, die trugen Melonen mit grünen Binden) auf dem Kopf und benahmen sich, als wäre das hier die Versammlung vor einem wichtigen Quidditch-Turnier.

„Lupin, du Churchill-Verschnitt!“ lachte Sturge und deutete schon auf Remus' eleganten Querbinder, passend zu seinem champagnerfarbenen Cutaway, und der Angesprochene wurzelte wie angefroren fest auf dem nur leicht feuchten Rasen, nahm sofort die entsprechende Haltung des dickbäuchigen Premiers ein und tat so, als ziehe er sich eine Zigarre aus dem Mundwinkel. „Junger Mann,“ sagte er dabei mit einem furchtbaren Oxfordshire-Akzent und grollte aus der Kehle, dass die ganze Bande schon lachen musste, ehe er zitieren konnte. „Ich hab nichts anzubieten außer Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß!“ Und damit wischte er sich über die immer noch leicht geröteten Schläfen und die Stirn, auf denen, wie sie erst durch diese Geste bemerkten, winzige Tröpfchen standen. Trotzdem brüllten sie los vor Lachen, angelten ihn näher heran und klopften ihm auf die Schultern, und die Mädchen berührten einfach den Arm, an dem der Korb hing.

War ihnen eh klar gewesen, dass Lupin hier den Laden schmiss, denn so wie das ausschaute, hatte Black sich ja schon wieder verdrückt, dieser Kindskopf. Niemand erwähnte ihn jedoch, den Trauzeugen, denn den Grund für sein Verschwinden hatten sie offenbar bei sich, das brauchte man niemandem aus dieser Truppe beizubringen. Und wie unhöflich es gewesen wäre, der jungen Dame eben dies so unter die Nase zu halten, begriffen sogar die Prewetts. Die machten echt was her in ihren schwarzen Anzügen mit grasgrünen Verzierungen. Zusammen mit ihren rotbraunen Haaren hätte man sie glatt für Bewohner der Nachbarinsel halten können. Da fehlte nur noch das „Küss mich, ich bin Ire“ - Spruchband auf der bunten Binde ihrer Hüte. Wesentlich klassischer dagegen kamen die Podmores daher, und Frank hatte sich farblich seiner Gattin angeglichen. Sowieso mit Abstand das hübscheste Ehepaar in ihren Reihen. Bis jetzt.

Anstalten machend, sich zwischen ihnen hindurch kämpfen zu wollen, zeigte Remus bereits mit der einen Hand über seine eigene Schulter, deutete mit dem Korb an, in welche Richtung er selbst wollte. „Hört mal, ihr braucht nicht länger hier draußen zu stehen,“ bestätigte er die Ahnung, die Dennis schon geäußert hatte, und die alten Schulfreunde rollten mit den Augen, gröhlend vor Spaß. „Geht einfach rein, es dürften nicht mehr viele Plätze frei sein,“ zwinkerte Lupin ihnen zu, erriet die Gedanken darüber. „Und setzt euch, wo ihr wollt.“ Eine große Auswahl würden sie wirklich nicht mehr haben. Remus hatte die Köpfe nicht gezählt, nicht einmal die versandten Einladungen, und das war vermutlich auch besser so. Solange für alle genug zu essen, zu trinken und zu sitzen da war, machte er sich keinerlei Sorgen.

Einen neugierigen Blick auf das verdeckende Tuch werfend, reckte sich Marlene in ihrer hübschen Galarobe, die ganz herrlich die selbe Farbe wie ihre lockigen Haare widerspiegelte, und Emmeline von der anderen Seite sprach ihre Frage aus: „Ist da der Brautstrauß drin?“ Und augenblicklich drängten sie sich alle näher heran, die Mädels, abgesehen von Alice, die sich da zurückhalten konnte. Wenn Lily nachher dieses olle Gemüse werfen würde, säße sie glücklich und zufrieden auf Franks Schoß, an ihn geschmiegt und sich darüber amüsierend, wie sie da alle – wie eine Rotte aufgeregter Legehennen – herumspringen würden.

Als müsse er den Korb vor hungrigen Piranhas beschützen, zog Remus das Ganze rasch an seinen Bauch heran und bedeckte es mit beiden Armen, die er darum herum schlang, löste damit einen erneuten Lach- und Kicheranfall aus und gab immerhin eine nonverbale Antwort, die zu fast hysterischem Gegacker und Gehüpfe führte, was Mrs. Longbottom, die Jüngere, nur in ihrer Vorstellung bestätigte. „Das geht euch gar nichts an!“ verlängerte Lupin das Füllwort fürchterlich und streckte Em die Zunge raus, die das sofort erwiderte, auch wenn sie dabei viel schöner aussah mit den langen, glatten Engelshaaren, und wie sie es oft und gerne tat zu Feierlichkeiten, hatte sie silbernes Funkeln darauf gehext, dass kleine Diamanten darin glitzerten. Keinen Schimmer, wie sie das hinkriegte. Und verraten tat sie es auch nie.

Wieder ernster werdend, richtete Remus sich auf und lächelte sein so spezielles und für sie alle gewohntes, schiefes Lächeln. Das konnte man nicht bestreiten: Davon wurde einem ganz warm ums Herz. Weil es er war. Durch und durch Remus Lupin. Niemand sonst konnte so undurchsichtig und gleichzeitig so liebenswürdig lächeln wie er, so viel und so wenig sagen in dieser einen winzigkleinen Mimik, und sie mochten das an ihm. Jeder von ihnen. Man konnte ihm dann nicht böse sein, egal, was er ausgefressen hatte, man wollte ihm einfach alles anvertrauen, was man je erlebt oder begangen hatte, wie einem fabelhaften Priester oder einem gewissenhaften Lehrer, und man musste ihn eben gern haben. Aber ihnen war auch im selben Augenblick verständlich, wie sehr man diese Gebärde verachten musste, wenn man sich vor ihm ängstigte, wenn man ihn beneidete, wenn man ihn hasste.

„Macht euch rein,“ winkte er mit einem Schwung seines freien Arms und einem Kippen des Kopfes in Richtung des Festzeltes, aus dem murmelnde Stimmen und Stühlerücken drangen, vermischt mit dem Zupfen der Musiker an ihren zu stimmenden Geigen. „Es wird nicht mehr lange dauern.“ Mit diesem Versprechen klopfte Remus auf das Weidengehäuse und zwinkerte erneut, bevor er endlich wirklich zwischen Archie und Gilbert hindurch trat, der seine Schwester am Arm führte, und während er auf das kreisrunde Marquee am Ufer des fröhlich plätschernden Bachs zutrat, riefen sie ihm noch Grüße für ihn und die Braut zu, bevor er hören konnte, dass sie seinem Vorschlag nachkamen und sich aufmachten, ihre Plätze einzunehmen. Er hatte jetzt andere Dinge zu tun, so dass es auch wirklich bald losgehen konnte. Der wichtigste Akt dieses Tages.

So gut wie niemand befand sich nun noch draußen. Selbst die Köche hatten ihre Arbeit fleißigen Hauselfen überlassen, die nichts davon hielten, Zauberern bei ihren merkwürdigen Zeremonien zu zusehen, und abgesehen vom Sprudeln des Wassers, wie es über Steine und Kiesel holperte und aus voller Kehle singender Lerchen und Goldammern, war kaum noch etwas zu vernehmen. Seine eigenen Schuhe, immer noch glänzend das heißgeliebte braune Leder, verursachten ein sachtes, knisterndes Geräusch im Gras, längst von so vielen Füßen niedergetreten und dennoch federnd, und er konnte sich kaum erklären, wieso sein Herz mit einem Mal so voll und so schnell in der Brust schlug. Man konnte es regelrecht sehen, durch die vielen Lagen seiner Festrobe hindurch, und Remus wollte das abstellen und konnte nicht. Keine Zeit dafür.

Dick genug der Stoff, dass man von außen nichts erkennen konnte, ragte das Zelt der Braut am südlichen Ende der Wiese auf, fast genau an der Stelle, bemerkte Remus, wo seine Freunde und er damals im hochstehenden Kraut gelegen und ihre OWL-Ergebnisse gelesen hatten. Der Fels dort, so charakteristisch und unverwechselbar, verriet ihm das, und es kam ihm vor, als wäre es erst gestern gewesen. Eine Verabredung mit ihr hatte er James versprochen an jenem Sommertag (an dem er sich obendrein einen grauenvollen Sonnenbrand geholt hatte, der ihm noch zum Schulanfang zu schaffen gemacht hatte). Sich fest das Kinn reibend, wusste er nicht recht, ob er schmunzeln sollte. Seltsam. Wie schnell die Zeit verflog. Und wie sich alles fügte. Merkwürdiges Schicksal. Vielleicht sollte er sich einen Kinnbart stehen lassen? So wie Vater? Ja, wieso nicht. Das sähe bestimmt nicht schlecht aus.

Doch noch ein wenig Leben schien im Inneren des Zeltes zu herrschen, wie er die letzten, fast unwillkürlichen Schritte darauf zu machte, und das quietschige Lachen kam ihm sehr bekannt vor, auch wenn er es kaum wahrnahm. Frauenstimmen, allesamt, natürlich, und er würde der einzige Mann sein, der überhaupt nur einen Fuß in dieses Heiligtum setzen durfte. Remus dachte darüber gar nicht nach. Mit zwei Fingern die eine Hälfte der Öffnung erfassend, beugte er sich vor und räusperte sich laut, wartete ab, bis da drinnen etwas Ruhe eingetreten war, die ihm anzeigte, wie wohl man ihn gehört hatte. „Darf ich hereinkommen?“ fragte er und setzte sein freudigstes Gesicht auf, rollte mit den Schultern, dass die Jacke gut saß und schob den Korb so vorsichtig hinein wie es eben nur ging. Sollte man ihn nicht drinnen haben wollen, könnten sie ihm die Fracht einfach abnehmen, doch das war gar nicht nötig. „Ist in Ordnung!“ antwortete ihm eine der Damen, und Remus zwängte sich durch den Eingang, bis er sich wieder zu voller Größe aufrichten konnte.

Fast genau wie das kleinere Marquee des Bräutigams schaute es im Inneren aus, inklusive der spanischen Wand und der vielen kleinen Tische und Stühle mit Getränken und Erfrischungen, doch natürlich gab es auch sehr große Unterschiede, die sofort ins Auge fielen. Eine nun nackte Schneiderpuppe wartete in einer Ecke darauf, dass man ihr das letzte Accessoire, den feinen Schleier mit eingearbeiteten Seidenblüten am Riemen für die Spängchen, abnahm, und anstelle des einfachen Drehspiegels hatte Lily eine Schminkkommode mit gleich drei kleineren Gegenstücken zur Verfügung. Immerhin hatte sie zumindest Haare, die man nicht nur bändigen konnte, sondern die auch noch um Einiges länger waren und frisiert werden wollten.

Der offensichtlichste Kontrast zu James' Rückzugsort war jedoch, befand Remus, eindeutig der Tross, den die Braut unter ihrem Kommando hatte (und auch brauchte, alleine schon, um in ihr Kleid zu kommen). Da wuselten vier oder fünf junge Damen um sie herum, und fast hätte er Mrs. Evans gar nicht erkannt, so unglaublich war die Veränderung, die ein blaues Ballkleid mit zierlichem Petticoat in die Erscheinung einer Birminghamer Hausfrau zu bringen vermochte, die man sonst nur im Arbeitskittel und mit Schürze kannte. Ihm halb den Rücken zugewandt, war sie wohl noch dabei, letzten Schliff an Lilys zum Turm aufgesteckte Frisur zu legen, und so bekam sie das erste Kompliment des Tages: „Whow, ich bin im Himmel!“ entschlüpfte es ihm, ob er wollte oder nicht, wie er den Korb abstellte, und augenblicklich drehte die Mutter der Braut sich herum.

Die Mädchen, die er alle schon einmal im Laden von Madame Malkin gesehen hatte, unten in London, in der Winkelgasse, kicherten weibisch und versuchten, das mit ihren feingliedrigen Fingerchen zu verbergen, was ihnen nicht besonders gut gelang, und Mrs. Evans erkannte den Eindringling sogleich. Ein warmes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, wie sie eine weitere Klammer in Lilys Haar versenkte und ihr dabei schmerzhaft über den Skalp schabte, dass die Braut „au!“ ausrief und ihrer Mutter auf die Hand klopfte. „Oh, vielen Dank, junger Mann,“ klimperte die ältere Frau und errötete fast, wie sie einen Knicks andeutete. Er grinste nur breit und zufrieden mit der Reaktion, allerdings nur solange, bis Mrs. Evans ein klitzekleines, erschrockenes Geräusch von sich gab und auf den Schminktisch langte.

Ein Döschen hatte sie da, irgendwas von Zuhause aus Aston, und offenbar war es bereits benutzt worden, denn der Deckel lag abgeschraubt daneben, und die Hausfrau mit entsprechender Reputation und einer Fülle von althergebrachten Tricks bewaffnet, langte hinein und machte einen so raschen Trippelschritt auf ihn zu, dass er sich gar nicht wehren konnte. Eine Hand an der Stuhllehne, beugte er sich reflexartig ihrem herunterwinkenden Finger entgegen, wie es sich für einen guten Sohn gehörte, und ganz entsetzt weiteten sich seine Augen, als die Dame ihm mit Daumen und Zeigefinger mitten in den wirren Schnäuzer langte und ihn mit guter alter James-Dean-Pomade endlich in angemessene Form brachte.

Ein widerliches Gefühl, so kalt und klamm und schmierig, und trotzdem konnte er beim ersten Blick in den Spiegel über Lilys Schulter hinweg nicht bestreiten, dass es wesentlich besser aussah als bisher, wie er sich wieder aufrichtete. „So ist's gut,“ tätschelte Mrs. Evans ihm die Schulter und drückte sanft die Halsbeuge, ehe sie sich zum Gehen wandte. Ganz verlegen hätte er fast selbst daran gegriffen und damit wieder alles durcheinander gebracht, stellte den Impuls sofort ab, sobald sie ihm einen tadelnden Blick zuwarf, und er quiekste stumm und zuckte die Achseln. „Danke, Mrs. Evans.“ Grummelndes Murmeln eher als ein vernünftiger Satz, aber das war nicht wichtig. Wieder lächelnd, winkte die Brautmutter nur in den Raum hinein. „Kommt, Mädchen!“ rief sie die Helferinnen zusammen. „Nehmen wir unsere Plätze ein.“ Und damit schaute sie ein letztes Mal zurück zu ihrer Tochter, seufzte und verschwand auf der Festwiese.

Drei der jungen Damen schlüpften ihr sofort nach, kichernd nur schüchterne Blicke zu dem hochgewachsenen Herrn in seinem eleganten Cutaway riskierend und dabei ihre Röcke raffend, damit sie auf der kleinen Stufe hinunter auf die Wiese nicht stolperten und sich dort unten im Gras den Saum verdreckten. Nur die Letzte von ihnen sah ihm fröhlich ins Gesicht und winkte mit ihren Fingerchen, die springenden Locken in dunklem Brünett ihre Wangen und Ohren umspielend. „Hi, Remus!“ lachte sie, und er musste zweimal hinschauen, so sehr hatte sich die Klassenkameradin verändert in der kurzen Zeit, die zwischen dem Abschluss und dem heutigen Tag vergangen war. „Mafalda!“ erkannte er sie aber doch und freute sich ehrlich, und die klein geratene Gryffindor war nicht minder zufrieden. „Wow, schön, dass du da bist, wie ...?“ wollte er loslegen, aber sie erledigte das schon selbst.

Abwinkend musste Miss Gainsworth immer noch lachen, ebenfalls schon ihren Petticoat hochziehend. „Ach, ich arbeite bei Madame Malkin!“ löste sie das Rätsel schnellstmöglich auf, wo leider nicht mehr viel Zeit dafür war, den sonst so schlauen Kerl selbst darauf kommen zu lassen. Überrascht sah er aus, aber nicht irritiert, und diese Reaktion kannte sie schon und amüsierte sich nur umso mehr. „Ich hab' schon immer ein Faible für Kleider gehabt.“ Nie darüber nachgedacht, das Mädchen nie wirklich beachtet, breitete der Herr die Arme aus und strahlte. „Das ist,“ fing er an und schüttelte den Kopf, befand mit einem Mal, wie gut ihr dieser Beruf stand, „das ist toll, Falda! Peter ...“ Wie er regelrecht stammelte, musste das lebensfrohe Ding nur noch mehr lachen. „Peter wird ausrasten, wenn er dich sieht! Hast du ihn ...?“ Schon gesehen wollte er sagen, aber sie schnitt ihm das Wort mit einer Geste ab.

„Nein, ich war die ganze Zeit hier drin,“ deutete die Jungschneiderin über ihre Schulter auf die Kleiderpuppe in der Ecke, und Remus grinste über beide Ohren, wie er an die bevorstehende Begegnung dachte. Das war einfach perfekt. Den ganzen Morgen hatte er sich Gedanken darüber gemacht, wie er Wurmi ein wenig die Laune heben konnte, wo er sich bei all dem Tohuwabohu kaum um den Freund würde kümmern können, und jetzt das. „Oh, du musst ihn sehen, Falda, er sieht aus wie eine polierte Bowlingkugel!“ spielte er auf den schwarzen Hochzeitsanzug an, und augenblicklich kassierte er dafür ein empörtes Klatschen auf die Brust und ein halb lachendes, halb geschocktes Geräusch von ihr.

Glockenhell, so klingend, als habe man bereits die silberne Schelle angeschlagen, die zur Zeremonie rief, schaltete Lily sich ein und wandte sich auf ihrem Hocker vor den Spiegeln herum. „Damit hat Falda doch Erfahrung,“ gluckste sie heraus, viel zu frech für einen solch ehrfürchtigen Aufzug, angedenk der Freizeitbeschäftigung, der Miss Gainsworth in Hogwarts am liebsten gefröhnt hatte in Dumbledores Bowlingclub, und sie alle wussten das. Gröhlend vor Lachen ging Remus halb in die Knie und Mafalda stampfte mit ihrem Pumps auf und konnte selbst nicht an sich halten. Die Erinnerung allein war komisch genug, aber in Verbindung mit einem Pettigrew, der aussah wie das notwendige Sportgerät, war das einfach nur niederschmetternd. Ohne darauf auch nur antworten zu können, wischte Mafalda sich die Lachtränen ab, schüttelte den Kopf und machte sich aus dem Staub. Und sie waren allein.

Er verfiel so rasch in seine übliche Pose, schlug den langen Schoss seines Jackets zurück, dass die kurze Robe mitging, und versenkte die Linke in der Hosentasche, bis nur noch der Daumen herausschaute. In der Körpermitte einknickend davon, musste er sie wie von unten her anschauen, das Lächeln mit leuchtenden Silberaugen wieder da. Im Sitzen war ihre ganze Pracht noch nicht erkennbar; beide Hände auf dem Schoß gefalten und nervös mit den noch bloßen Fingern spielend, hockte sie da und biss sich auf die Lippe, zuckte die Schultern und gab ein winziges Geräusch von sich, um ihn zum Sprechen aufzufordern. Remus tat ihr den Gefallen, indem er vorwärts trat und die Arme ausstreckte, auffordernd, und sie reichte ihm ohne zu zögern die Hände, dass er sie erst auseinanderführen und dann leicht daran ziehen konnte.

„Steh' auf, lass' dich ansehen,“ bat er, und sie stemmte sich aus dem Sitzen auf, so hastig, dass der ausladende Stoff raschelte und hüpfte, was die Erscheinung nur noch eindrucksvoller machte. Es gab keine Worte dafür, nicht in dieser Welt und in keiner anderen. Alles, jedes von 'wundervoll' bis 'göttlich' wäre zu wenig und eine Beleidigung dieses Phänomens gewesen. Was sollte man dazu sagen? Wenn eine solche Schönheit mit ebenmäßiger Porzellanhaut, wie modelliert, wie gemeißelt aus reinstem Marmor und dennoch so weich wie Wattewolken aus blendenstem Sommerkummulus vor einem stand, das Haar glitzernd wie ein Fluss aus glühendem Kupfer und doch so erfrischend, als wäre es nur Quellwasser und die Augen so unglaublich grün wie ein tropischer Regenwald im Sonnenlicht nach ausgiebigem Regen? War das nicht Ausdruck von himmlischer Vollkommenheit? War das nicht die Verquickung von sakrosankter Schöpfung mit dem höchsten Können von Menschenhand, wenn sich diese formvollendeten Linien aus makellosem Traumbild in perlenbestickte Habotai schmiegten?

Die schummrigen Lichtverhältnisse des Zeltes verbargen das Schwelen der Haut und das Erweitern sämtlicher Gefäße, und er konnte sowieso nur eines sagen, egal, wie wenig es wiedergab, was er dachte oder was es wirklich war: „Zum Sterben schön.“ Kichernd wie ein kleines Mädchen senkte Lily rasch den Blick und verbarg ihr Gesicht hinter einer hastig nach oben genommen Hand, die vorgab, nur eine Strähne aus den Mandelaugen zu wischen. Wie Remus' Finger hochschnellte, wie ihm wieder einfiel, warum er hier war, verflog die Schwüle ein wenig, und er drehte sich zur Seite und griff unter das Tuch des Korbes, den er mitgebracht hatte. „Eine winzige Kleinigkeit noch!“ regte er an, auch wenn sie die nicht brauchen würde, um perfekt zu sein. Nicht der Strauß, nein. Etwas Anderes, das er bestellt hatte, heimlich und nicht im Hochzeitsbudget enthalten, und er ließ Lily nicht sehen, was er in den Fingern rollte, nutzte seine Größe aus und schob den festen, grünen Stiel langsam, viel vorsichtiger als ihre Mutter, zärtlich in den Knoten aus rotem Haar.

„Ja, so muss es sein,“ wisperte Remus, wie er sich zurücklehnte und sich das Werk betrachtete, und erst nur mit den eigenen Fingerspitzen hochgreifend, traute Lily sich nicht, die Blüte zu berühren. Nach oben schielen half nichts, und so wandte sie sich nur ein wenig herum, damit sie sich im Spiegel erkennen konnte, wo nun über ihrem zierlichen Ohr das strahlende Weiß und der sonnengelbe Stempel einer Madonnenlilie erblühte. „Oh,“ war alles, was ihr dazu einfiel, kein wirklich sinnvoller Gedanke fassbar. An rote Rosenknospen musste sie denken, Valentinstag, Ewigkeiten her, und sie wusste genau, welche Bedeutung dahinter steckte. Die gleiche Hitze wie in einem so kühlen Klassenzimmer vor langer Zeit, und nur der ausladende Unterrock ihres Kleides verhinderte die selbe Nähe. Es machte keinen Unterschied. Da waren mehr glosende Streifen in seinem Gesicht als Narben, feste Knoten an den Kieferwinkeln, und nur dann, wenn man weit genug weg stand, verbarg der Querbinder die sandkorngroßen Perlen aus frischem Schweiß in der Drosselgrube. Wie in Zeitlupe rutschte der Adamsapfel nach oben und blieb dort, verharrte, bis sich der Kehldeckel hörbar schloss, um so furchtbar quälend langsam wieder herunter zu sinken, während die Lippen schmerzten, so hart schlugen die Zähne hinein.

Wie eine zirpende Grille, so quietschig fröhlich und gleichzeitig lebensfroh albern klang das Kichern, ganz ähnlich wie der zwitschernde Morgengesang eines Zeisigs, der im Frühling weckte und zum Spazieren einlud unter aufblühenden Bäumen, so wie nur ein Kind lachen konnte. Als wäre kaltes, angenehm kaltes Wasser über Kopf und Nacken geschüttet worden, ohne den schmerzenden Frost auf der Haut, musste Remus ebenfalls prusten, und er machte einen kurzen, aber keineswegs hektischen Schritt rückwärts. Offenbar doch nicht allein. Lilys Wangen färbten sich innerhalb von Sekunden von frischem Rosé zu tiefstem Rot und zurück zu nervöser Lebendigkeit, wie sie sich zu erinnern schien und eine Hand an die sacht blutigen Lippen führte, während ihr bester Freund, ewig bester Freund, sich vornüber beugte und in die Knie stützte, um unter den größten Tisch schauen zu können, wo unter überhängender Spitzendecke das Kind hockte und das Kichern nicht unterdrücken konnte.

„Na, wen haben wir denn da?“ Die Ausstaffierung eines kleinen, vielleicht fünf Jahre alten Mädchens war ein typischer Fall von übertriebener Mutterliebe bei Feierlichkeiten, das jedenfalls stand eindeutig fest. Vielleicht verstand er das deshalb so wenig, weil er keine Schwester und auch keine Cousine hatte, und am liebsten hätte Remus den Kopf geschüttelt. Das arme Ding konnte sich so doch gar nicht wohlfühlen. Schwarze Lackschühchen mit Riemchen über den winzigen Fußspann hatte man ihr angezogen, weiße Knöchelsöckchen mit bescheuerten Rüschen an den oberen Enden, und trotzdem hatte es sich die Freiheit erkämpft, bereits saumäßig dreckige Knie zu haben. Irgendwie reichte das Remus für eine Identifizierung vollkommen aus.

Es war erbärmlich, dieses rosafarbene Kleidchen, abgesehen davon, dass es dringend vor der Zeremonie sauber gehext werden musste, aber mal ehrlich: Musste man einem Kind so etwas antun? Und das war nicht einmal das Schlimmste. Es passte gar nicht zu diesen so tiefbraunen Augen, die ihn da von unten her anschauten, strahlend, blitzend, ganz genau wie es bei dem Rest dieser Wahnsinnsfamilie immer war (sogar bei den Doofen), und trotzdem trug sie die langen Haare in abartig augezwirbelten Ringellöckchen, blond! Strohblond. Furchtbar. Man mochte sie bemitleiden, die junge Dame, aber sie schien sich damit zu arrangieren, indem sie das Gegenteil tat: Derangieren. Sehr Black'sch. Wundervoll. „Wenn das nicht die kleine Miss Tonks ist?“

Auch ohne ihr wortloses, heftiges Nicken war sie unverkennbar, Metamorphmagus-Fähigkeit hin oder her, denn das herzförmige Gesichtchen war problemlos erinnerbar. Eigentlich war sie noch genauso süß und hübsch wie als Neugeborenes, einfach drei einhalb Fuß größer und viel zu aufgeweckt und neugierig für ihr eigenes Seelenheil, und mit dem dunkelbrünetten Haar ihrer Mutter hätte sie sicherlich noch viel mehr geglänzt als in dieser Form. Am liebsten hätte er sie gebeten, doch genau das einfach zu tun, wo ihre Eltern nicht in Reichweite waren, aber Remus hielt den Mund. Offenbar hatte er irgendwas gesagt, was ihr überaus gefiel und sie sofort zum unanfechtbaren Fan erklärte. Keine Ahnung, wieso. „Hm,“ machte er, und sein Bart kräuselte sich davon wie eine lebende Raupe, wovon das Kind nur noch entzückter kicherte.

„Dann glaube ich, hab' ich was für dich,“ zückte der komische Mann mit den riesigen Ohren und der lustigen Nase einen Finger, drehte sich, immer noch so weit heruntergebeugt, dass die Lady da hinten ihm super hätte in den Hintern treten können, halb zur Seite und legte sich den Zeiger auf die Lippen. Was für sie? Das war immer gut! Die Kleine ließ sich auf den Hosenboden plumpsen und robbte auf dem Kleidchen unter dem Tisch hervor, und hätte ihre Mutter das gesehen, sie hätte ihr einziges Kind auf der Stelle AKt. Zufrieden grinsend, richtete Remus sich ein wenig auf und griff in die große, zugedeckte Kiepe, um den viel kleineren Henkelkorb heraus zu fischen. Angefüllt mit weißen Blütenblättern der schönsten Rosen der Saison, und das war genau die Aufgabe für die süße Maus.

Sie quietschte vor Vergnügen und traute sich immer noch nicht, auch nur ein Wort zu sagen, wie er ihr das Material für das Blumenmädchen überreichte, als wäre es ein Quidditch-Pokal (und wenn sie ehrlich war, das hätte ihr viel besser gefallen), doch sie stierte ihn trotzdem ganz begeistert an, mit großen, schokoladenbraunen Augen. Remus musste schnauben und gleichzeitig grinsen. Wenn die erstmal auf ihre OWLs zuginge, würde Ted ein verflucht scharfes Auge auf sie haben müssen. Das konnte man jetzt schon mehr als deutlich erkennen. Verdammt hübsches Ding, jetzt. Unabsehbar, wie unschlagbar zauberhaft das werden mochte.

„Wollen wir dann?“ fragte er sie, und es dauerte einen ziemlich langen Moment, bis sie sich vom Anblick der weichen Blüten loseisen und ihn wieder anschauen konnte, den großen Mann mit den schönen Leuchtern. Ihre Lippen aufeinander pressend, nickte das Mädchen und nahm ganz instinktiv seine Hand, wie Kinder in neuen Situationen sich gern festhielten, und endlich richtete Remus sich auf und schaute sich zu Lily um. „Lass dir Zeit,“ beruhigte er die jetzt doch recht nervös ausschauende Braut, die auch nichts weiter tun konnte, als genauso hastig und stumm zu nicken wie das Kind.

Mit dem kleinen Blumenmädchen an der langgliedrigen Hand, wandte er sich zum Gehen, brauchte sie nicht zu ziehen oder aufzufordern. Sie folgte gern und fast hüpfend, wie er die paar Schritte bis zur Öffnung in der Zeltplane machte. „Dein Vater wird auf dich warten,“ versicherte Remus zwinkernd, dass Henry Evans schon nicht allein den Gang zum Altar hinunter schreiten würde, sollte sie nicht innerhalb weniger Minuten aufkreuzen, aber vielleicht war das gar nicht ihr Problem. Das Kind war schon halb hinausgeschlüpft, schien ganz versunken in seine Aufgabe, die es gleich antreten würde, zufrieden mit Blüten und verdrehbaren Männerfingern. Konnte schon sein, dass sie es nicht mitbekam, und selbst wenn, würde sie dem keine Bedeutung beimessen. Doch erst fünf Jahre alt.

„Remus!“ Lily rief ihn zurück, und er blieb wie angewurzelt stehen. Wie immer, wenn sie ihn brauchte. Sich herumwendend, den Arm ausgestreckt, verbunden mit der Welt da draußen, hob er beide Brauen, dass sich das Gesicht aufhellte. „Ja?“ Da stand sie, sich sacht hin und her drehend, dass die Seide wieder so herrlich raschelte und mitschwang, ihre zierlichen Arme und Hände ineinander verschränkt, und diese zarte Röte war wieder in ihren Wangen, wie sie eine merkwürdige Geste vollführte. Einladend. Und verlegen. Nur ganz leise gewispert, aber so ernst, dass es schwer fiel, so zu tun, als wäre es ein Scherz unter besten Freunden: „Letzte Chance.“

Sein Lächeln. Schief und liebevoll. Zu allen Gelegenheiten passend. Remus Lupin stieß Luft durch die Nase aus, dass sich die Schultern hoben und gleich wieder senkten, sagte kein Wort und verließ das Zelt. Ließ es vorübergehen.


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