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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Kalte Füße

von Teekon

„Und dass sie mir ja aufpassen mit dem Strauß!“ mahnte die knorrige Hexe zum hundertsten Mal, wie sie dem hochgewachsenen jungen Mann den gut mit einem Tuch verdeckten Korb an den Unterarm hängte, und er verkniff sich das Grinsen, so gut er eben konnte. „Ich versichere Ihnen, Ma'am, niemand wird ihn vor der Trauung zu Gesicht bekommen, abgesehen von der Braut und mir,“ schwor er feierlich, den gebührenden Ernst zumindest hervorragend spielend, und vermutlich hätte sie das niemand anderem abgenommen als ihm. Beruhigt, wenigstens einigermaßen, seufzte sie, nickte sich selbst zu und berührte mit beiden Händen tätschelnd die seine, die das Behältnis festhielt, bevor sie sich endlich herumdrehte und, nach ihrem Gatten suchend, verschwand.

Erleichtert schüttelte Remus den Kopf, zupfte sich die Fliege etwas zurecht und strich das Leinen glatt, das seine Fracht vor neugierigen Blicken verbarg. Das Herzstück des Blumenschmucks für diesen Festtag hatte er da drin, den Brautstrauß und die Knopflochblumen für den Bräutigam und den Trauzeugen und einen viel kleineren Henkelkorb mit den weißen Rosenblättern, die auf dem Weg zum Altar gestreut werden sollten. Und wenn er daran dachte, wie aufgedreht seine Freunde allesamt mittlerweile waren, dann dürfte er tatsächlich die einzige Person sein, der man ein solches Geheimnis anvertrauen durfte.

Sirius hatte seinen eigenen, traditionellen Job, war irgendwo dort hinten in dem Gewühl, da wo diese endlose, sich um sämtliche Zelte und Fahnenstangen herumwindende Schlange endete, damit beschäftigt, am Eingang zum Marquee dafür zu sorgen, dass die Gäste entsprechend Platz nahmen, und wahrscheinlich hatte er längst einen furchtbar fussligen Mund vor lauter „Braut? Oder Bräutigam?“s. Nicht wirklich beneidenswert, aber der Trauzeuge sah das positiv. „So hab' ich wenigstens 'nen guten Überblick über die Abendgesellschaft,“ hatte er gegrinst, und jedem von ihnen war genau klar gewesen, was er damit hatte sagen wollen. Die Sau.

Eine viel bessere Beschäftigung hatte sich Peter an Land gezogen, sobald er erst einmal (so gerade eben pünktlich) seine Mutter auf ihren Sitz im Festzelt bugsierte hatte, wo sie nun an ihrem Federbusch auf dem viel zu großen Hut herumzupfen konnte und ihn nicht mehr im Griff hatte. Unendlich wichtig wäre seine Aufgabe, hatte er ihr quietschig erklärt, wobei man den Eindruck hatte, der pummelige junge Mann mit den spitzen Öhrchen rechts und links eines kugelrunden Kopfes bekäme entweder gleich einen Herzanfall, oder sein hochroter Schädel platze. Und wo war er nun? In der provisorischen Küche natürlich. Probierte hier und da, überwachte die Arbeiten und sorgte dafür, dass alles, was gebraucht wurde, vom Kartoffelschälmesser über das Distelöl bis hin zum Weißwein, in ordentlicher Menge und genau zum rechten Zeitpunkt an Ort und Stelle war. Und das machte er verflucht gut.

Das Gesamtwerk allerdings lag, still und heimlich, wie immer, in Remus Lupins langgliedrigen Händen. Die Zeiteinteilung stammte von ihm, genauso wie der Aufbau dieses wohl geplanten Bühnenstücks namens Hochzeit, und er wusste sehr genau, was wo hingehörte, wer sich worum zu kümmern hatte und innerhalb welchen Rahmens Dinge schief laufen durften. Denn natürlich taten sie das, doch bisher so minimal, dass er äußerst zufrieden mit sich und seinem bisherigen Werk war. Eine Stuhlreihe war ohne Sitzkissen geblieben. Das Blau auf den Wimpeln war zu dunkel. Der Ministeriumsangestellte hatte sich in Godric's Hollow verfranst, und eine ganze Horde Schulfreunde bestehend aus Gilbert, Sturge, Marlene und Em hatte ihn suchen müssen, doch mittlerweile hatten sie ihn wohlbehalten wieder hergebracht.

Da vorne standen sie, zusammengerottet wartend wie alle anderen auch, wie es langsam vorwärts ging am Zelteinschlupf, und Sirius' tönende Stimme drang über das vermeintliche Chaos hinweg. Der hatte alles im Griff, darum musste er sich jetzt jedenfalls keine Sorgen machen. Schließlich konnte er nicht um die Ecke gucken. Remus schmunzelte und rieb sich den Bart, grüßte mit einem Kopfnicken in Richtung der Bande, zu der sich auch Stan und die beiden Longbottoms nun gesellt hatten, und nur noch die Zwillinge fehlten in dieser illustren Runde. Etwas weiter hinten entdeckte er Archie und Dennis, und in deren Begleitung auch das jüngere Mädchen mit der hübschen Korallenspange im Haar. Apropos Haare und Schmuck.

Vielleicht war es jetzt doch mal an der Zeit, sich dem Plan wieder zu widmen, damit er nicht ausgerechnet durch ihn aus den Fugen geriet, und so erinnerte Remus sich daran, was er vorgehabt hatte. Der letzte Schliff sozusagen, bevor es losgehen konnte, und er fasste sich ein Herz, seufzte und griff den Korb an seinem Arm fester, ehe er sich um den nächsten Fahnenmast herum zog und auf das hohe, runde Zelt zuhielt, dessen Eingang gut verschlossen gehalten wurde.

Nur ein weiteres Marquee dieser Art hatte das ganze Aufgebot zu bieten, und das war definitiv größer und ausladender. Das war auch von Nöten, denn darin würde sich die Braut umziehen und frisieren und fertig machen für ihren großen Auftritt, während in diesem hier, ganz allein und mit sich selbst beschäftigt, der junge Mr. Potter in seine Festtagsrobe schlüpfte. Hoffentlich hatte er das auch schon getan, denn viel Zeit blieb nun nicht mehr. Eine Stunde, allerhöchstens, bevor er vor den Altar treten und ein verheirateter Mann werden sollte. Anklopfen ging nicht, also räusperte Remus sich laut und zuppelte am Stoff des Zelts herum, um sich bemerkbar zu machen, doch erhielt er keine wirkliche Antwort.

Die hatte Lupin auch nicht ehrlich erwartet, aber solange er keine abweisende Stimme da drin hören konnte, war Eintreten wohl erlaubt, und so hob er den Fuß, um auf das Parkett gelangen zu können, und schlüpfte so geschickt hinein, dass niemand von draußen ihm mit den Blicken folgen konnte. Ah, wunderbar! Da stand er ja schon, der Bräutigam, in klassischem Hochzeitscutaway, Stresemannhosen und ein unverwechselbar geschnittenes Jacket, drehte ihm noch den Rücken zu und widmete sich augenscheinlich seinem Halsputz. Gut so, auch das war perfektes Timing. Zuversichtlich, dass nun noch ein Stückchen weniger daneben laufen konnte, summte Remus leise vor sich hin und stellte den hübschen Bastkorb voller Blumen auf den einen Stuhl im Raum, der nicht mit Klamotten übersät war.

Es war tatsächlich wie ein kleines Turmzimmer gestaltet, das Zelt, und die Sonne schien durch den hellen Stoff hindurch, erleuchtete alles und dämpfte gleichzeitig beruhigend, und erst wenn es dunkel werden würde, entzündete sich der gusseiserne Kandelaber, der aus dem Gebälk herunter baumelte. Eine spanische Wand trennte einen Teil des Raumes ab, so dass man sich dahinter umkleiden konnte, doch nun hingen schon die einfachen Kleider darüber, die James ausgezogen hatte. Vor einem Drehspiegel, eingefasst in Kirschholz mit gedrechselten und geschnitzten Verzierungen, hatte er sich nun aufgebaut und fummelte an seinem Kragen herum, kaum verbergen könnend, wie wenig entspannt er sich am heutigen Tage fühlte. Schlimmer als vor tausend Quidditch-Spielen zusammen.

Rechterhand waren mehrere Tische aufgestellt worden, von denen einer einen Krug mit Wasser und ein paar Gläser beherbergte, andere die Handschuhe und den Zylinder aufgenommen hatten, und vermutlich hatte hier auch das Tuch gelegen, mit dem James nun gerade auf Kriegsfuß stand. Bis zur letzten Minute war er sich nicht schlüssig gewesen, welches Hemd er tragen sollte, so wie dort mehrere Versionen, offenbar zuvor angezogen und wieder hastig über den Kopf entfernt, durcheinander geworfen worden waren, und Remus stellte erfreut fest, dass er sich doch für das althergebrachte reine Weiß entschieden hatte. Schlimm genug, dass der Trauzeuge mit seiner Leuchtweste ihm sowieso völlig die Show stehlen würde. Wieso Black nicht gleich die Warnkleidung eines Muggelstraßenkehrers angezogen hatte, blieb ihm ein Rätsel.

Ihn erst einmal weiter fuhrwerken lassend, musste Remus die Gunst des Moments nutzen und nicht nur einfach so in den Korb hineingrabbeln, um nach dem passenden Stück zu suchen. Vorsichtig das Tuch abrollend, verschaffte er sich einen unfairen Vorteil und begutachtete das ganze Werk der örtlichen Floristin, immer wohl darauf bedacht, dass Mr. Potter nicht auch nur den kleinsten Blick über seine Schulter warf. Die verzweifelten Geräusche, das durch die Nase gepresste Schnauben und das Rascheln der Seide überzeugte ihn allerdings rasch davon, dass James mit Sicherheit für nichts Anderes ein Auge hatte als für den Plastron, oder zumindest das, was mal einer werden sollte.

Noch ehe er sich richtig über den Bast beugen konnte, wusste Remus, dass auch hier traditionell gearbeitet worden war. Der würzig angenehme Duft von Myrtenblättern schlug ihm entgegen, und er musste die Augen schließen und einen tiefen Atemzug nehmen. Herrlich. Und wie hübsch die im Vergleich zum Grün recht üppigen, strahlend weißen Blüten mit den vielen langen Pollenstengeln aussahen. Dunkelgrüner Schilf und breite Blätter von Farnen, gemischt mit zarten Ranken brachten das Gesamtbild in Tropfenform, und keine andere Farbe mischte sich darunter. Eine klare Linie, blühend und aromatisch wohlriechend, das passte hervorragend. Die winzigen beiden Blüten, die für den Bräutigam und den Trauzeugen bereit lagen, verblassten darunter komplett. Aber so sollte ja auch so sein.

Hineingreifend in den Korb, pflückte Remus eine davon heraus, sorgsam zusammen gebunden mit ein paar edlen Gräsern, brachte sie an das schummrige Licht des Zeltes und strich vorsichtig die Pflänzchen in Form, ehe er, die Brauen noch prüfend ineinander geschoben, aufsah und den jungen Mann suchte, der vor Kurzem noch sein Zimmergenosse in der Schule gewesen war. Aufgebend jaulte James, ließ beide Hände klatschend gegen die Seiten seiner Oberschenkel schlagen und knickte in sich zusammen, wie er das Malheur im Spiegel betrachtete und einfach nicht mehr konnte. Am liebsten hätte er sich die mühselig gebändigten Haare gerauft, aber das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Falls das überhaupt möglich war.

Schmunzeln wollte Lupin, verkniff es sich aber und trat mit ruhigen Schritten auf seinen Freund zu, der sich, seiner nun gewahr werdend, hastig zu ihm herumdrehte und mit dem bleichesten Gesicht, das man je an ihm gesehen hatte, frustriert herum zu fuchteln begann. „Merlin, Remus, ich kann das einfach nicht!“ jammerte er, doch der Älteste der vier Jungs schüttelte nur sacht und beruhigend den Kopf, wie er ihn erreichte, und ohne Umschweife versenkte er das Anstecksträußchen für den Bräutigam erst einmal im eigenen Knopfloch. Da war es sicherer, bis dieses Problem aus der Welt geschafft und James' Brust vorbereitet war dafür. Gar nicht erst fragend, ob er damit nur den Plastron oder die ganze Geschichte an sich meinte, griff Remus beherzt, aber nicht bestimmend, an den Kragen vor sich und fing an, die Unordnung zu beseitigen.

„Beruhige dich, Krönchen, es ist nur eine besondere Krawatte,“ redete er in sanftem Ton auf ihn ein, doch zunächst war James viel zu aufgeregt, um das wirklich wahr zu nehmen. Er ließ es sich trotzdem gefallen, dass der Freund ihm die verkorkste Schleife wieder entknotete, die beiden Seiten des Seidenstoffs auf seinen Schultern glatt strich, um dann erneut langsam, aber gekonnt, den Ascot perfekt zu binden. „Ich seh' total dämlich aus,“ behauptete Potter und unterdrückte nur in letzter Sekunde die hektisch an die Stirn hochgleitende Hand, und man hätte schwören können, dass seine Brille von innen beschlug. Es war urkomisch, und dennoch gab Remus mit keiner noch so winzigen Geste zu verstehen, dass James sich lächerlich machte.

Natürlich sah er nicht dämlich aus, nicht mal ansatzweise. Ein sehr eleganter Herr, wenn auch durch die Blässe und den Schweiß an den Schläfen etwas derangiert, aber das ließ sich alles beseitigen. „Und“, stammelte er schon weiter, während Remus mit einer Hand die umgeschlagene Falte festhielt und mit der anderen nach der Krawattennadel fischte, „und ich werd' bestimmt stolpern oder irgendwas total Beklopptes sagen bei der Zeremonie, und ...“ Weiter durfte er nicht mehr sprechen, denn Remus verbot ihm mit einem heftigen einzelnen Kopfschüttler und einem lauten „nah!“ den Mund.

Kein Rumgezappel, während er mit was Spitzem an seinem Hals herumfummelte. Und nicht nur das Stillhalten war jetzt wichtig. Er quatschte dummes Zeug. Und er musste sich zusammenreißen, die Trauung war keine Dreiviertelstunde mehr hin. Den Verschluss der schmalen Goldnadel einrastend, trat Remus einen Schritt zurück, um das Ergebnis zu begutachten, und mit beiden Händen packte er James' Schultern. „Du siehst fabelhaft aus,“ sagte er ihm die Wahrheit, wehrte die bevorstehende Antwort ab, noch ehe der Bräutigam den Mund aufmachen und zum Protest ansetzen konnte. „Und nichts wird schiefgehen, OK?“ versicherte er ihm mit einem festen Blick in die verstörten, rehbraunen Augen. So richtig überzeugt schaute Potter auch nicht gerade aus.

Ihn immer noch musternd, glättete Remus ihm die Jacke über den Halsbeugen und der Brust, sortierte die Revers über die graue Weste und drehte die Knöpfe alle in die gleiche Richtung. Fast übersehen hätte er die plötzlich aufschimmernden Hornhäute seines Gegenübers, wie James richtig zu zittern anfing und mit den Zähnen klapperte, so feinschlägig, als finde in seinem Mund ein Erdbeben statt. Ganz fistelig und klein wurde seine sonst so selbstbewusste Stimme, und es war wirklich irgendwie einerseits zum Lachen, andererseits mitleiderregend. „Remus?“ flüsterte er leise und wurde immer heiserer dabei, und endlich hielt Lupin inne und schaute ihm ins Gesicht. „Ich glaub', ich bin noch nicht soweit.“

Einige Augenblicke lang – James erschien es wie Minuten, während draußen die Gäste lachten und redeten und Sirius einen nach dem anderen zu sich rief – blinzelte Remus mehrfach, wie er ihn betrachtete, und nicht mal erschrocken sah er aus über solche Worte. Nur noch nervöser machte das James, unerträgliches Zappeln breitete sich in seinem Innern aus. Wieso sagte er denn nichts? Warum kein entsetztes „James, wie kannst du sowas nur denken?“ Dabei hätte er es erwarten müssen. Moony lächelte ihn an, schief und sanft, rieb seine Schulter und den Oberarm. „Aber natürlich bist du das,“ meinte er nur und schüttelte vorsichtig den Kopf ob einer solch dummen Aussage. Potter wusste nicht, ob er sich schämen oder einfach zusammenklappen und heulen sollte.

„James,“ fuhr der Älteste seiner Freunde fort, legte die Wange halb auf die eigene Schulter, „heute ist dein Hochzeitsttag.“ Als wenn man ihn wirklich daran erinnern müsste. Erst recht in Schweiß ausbrechend, quietschte der Bräutigam, aber Remus machte unbeirrt weiter. „Alle deine Freunde sind gekommen,“ schwenkte er einen Arm aus, um hinter sich zu deuten, dorthin, wo so viele Menschen herausgeputzt in einer Reihe nur auf diesen einen Moment warteten. Jetzt fast lachend, wurde Lupin eindringlicher und ein wenig lauter. „Die Sonne scheint, die Vögel singen, und da drüben in dem andern Zelt, da steht ein Mädchen, nur wegen dir.“ Für ein par Sekunden wurde es schlimmer davon, und James musste die Augen schließen, nur um auf seinen Lidern eben diese Frau tanzen zu sehen in einem langen, grünen Ballkleid mit aufgestickten glitzernden Sternen und ihrem süßen, roten Haar aufgesteckt, wie winzige Strähnchen heraus fielen und ihre Schultern berührten.

Remus war gnadenlos. Er führte es ihm vor Augen, dass er keinerlei Recht darauf hatte, jetzt ängstlich zu sein oder einen Rückzieher zu machen, und man konnte sagen, was man wollte: Es half. Irgendwie. „Sie ist sehr aufgeregt jetzt, James, und sie freut sich unbändig, verstehst du?“ knickte er den Hals so weit, dass er den jungen Freund wieder ansehen konnte, doch der weigerte sich noch, den Blick zu erwidern. „Weil sie einen wunderbaren Kerl gefunden hat, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen will, und das bist du.“ Ein regelrechter Schauer fuhr durch den ganzen schlanken Körper, anderthalb Köpfe kleiner, aber kaum breiter als Remus. „Und du weißt, du hast da einen Engel von einem Mädchen erwischt, Du Glückspilz.“ Die braunen Augen sprangen auf.

Glückspilz. Er hatte das schon mal gesagt zu ihm. So lange her, es kam ihm vor wie Jahrhunderte, als wären all die Sommer seit der Gründung von Hogwarts darüber vergangen, und doch würde er es nie vergessen. Damals im Turmzimmer. Potter errötete, wie er daran zurückdachte, schämte sich in Grund und Boden und konnte sich dennoch kaum bewegen, spürte den selben wirren Mischmasch aus Gefühlen in seinem Innern kreisen. Oh, er wollte ihm nichts unterstellen, nicht wieder, nicht wie damals, nicht nach all dieser Zeit, in der so viel geschehen war. Keinen Anlass gab es dafür. Warum sollte er das wissen wollen? War das denn wirklich so wichtig? Nein, war es nicht, überhaupt nicht, es bedeutete gar nichts, was er darauf sagen würde, und dennoch wollte, musste James es einfach wissen. Und dabei ängstigte er sich vor der Antwort fast mehr noch als vor den winzigkleinen drei Wörtern, die er bald zu sprechen haben würde.

Mit fest aufeinander gepressten Kiefern, die braunen Augen mit den Sprenkeln darin geweitet, noch größer wirkend durch die dicken Brillengläser, wurde James Potter stocksteif, aber dennoch nicht minder unruhig. Die Hände, bisher schlaff herunter hängend an seinen Seiten, bewegten sich aufwärts und umfassten die Unterarme seines Gegenübers, der noch immer seine Schultern hielt. Spätestens in diesem Augenblick war Remus die Ernsthaftigkeit klar, und der Jüngere würde ihn nicht weglassen, bis er eine Aussage gemacht hatte. Nur sacht spürten sie beide die zurückweichenden Schuhspitzen.

James schluckte so fest, dass sein Adamsapfel hüpfte, ehe er den Mund aufmachen und einatmen konnte. „Sei ehrlich, Remus,“ wisperte er, das unterschwellige Beben in der Stimme nicht zu beherrschen, und längst war der Blickkontakt gebrochen, nur noch sporadisch, denn Lupin erahnte genau, was er von ihm wissen wollte, ein für allemal. „Liebst du sie?“

Es trat kein Schweigen ein. Nicht so, wie man es vielleicht erwartet hätte, durchaus erwarten konnte. Wie lange hatte das zwischen ihnen gestanden, diese Frage? Wie oft waren unausgesprochene Verdachtsmomente der Grund dafür gewesen, dass sie einander nicht so nahe kamen, wie es für sie beide mit Sirius leichter fiel? Selbst überrascht über sich selbst, hätte Remus fast gelacht, doch so wurde es nur ein quieksendes Achselzucken, so übertönt vom Lärm der Hochzeitsgesellschaft, dass James es nicht einmal hören konnte. Und Lupin hob den Kopf und schaute ihn an, direkt in die Augen, ganz selbstverständlich, und er sagte nur: „Ja.“

Kein Hauchen, kein Flüstern, ein klares, bestimmtes „Ja“. James stellte das Atmen ein und starrte ihn an, wie ihm der Kiefer herunter klappte und der Gaumen so trocken wurde, dass ihm die Zunge daran klebte. Er konnte nicht antworten. Gar nichts konnte er tun, spürte nur das Wasser, das sich quälend seinen Rachen hinauf schob und die ganze Nasenhöhle mit einem solchen Druck anfüllte, als wolle ihm der Gesichtsschädel aufspringen, und Moony? Der lachte. Er lachte, keine Ahnung, wieso! Bis er ausholte und tat, was James zu vermeiden versucht hatte, ihm fest durch die Haare wuschelte und „wie eine Schwester, du Idiot!“ prustete.

Nicht witzig, kein bisschen. Und irgendwie ... Unbefriedigend. James konnte sich nicht helfen, es war ihm nicht genug, es war nicht richtig, es reichte einfach nicht, aber er konnte ihm das nicht verständlich machen. War es nicht das, was er gewollt hatte? Eine einfache Antwort, ein simples Ja oder Nein? Und hatte er das nicht bekommen? Eben nicht. Diese Flucht hinterher erinnerte an ein „schmeckt vorzüglich“, wenn man wusste, das Perlhuhn war total verbrannt und viel zu trocken. Wie ein „das Kleid steht Ihnen ausgezeichnet“ von einem übereifrigen Verkäufer. Und dennoch lächelte James, halb erleichtert nur, wie Remus das Anstecksträußchen aus seinem Knopfloch klaubte und es vorsichtig, liebevoll, an seinen Platz verbrachte.

„Heute ist dein Hochzeitstag,“ wiederholte er dabei mit einem furchtbar fröhlichen Lächeln, tätschelte sanft das Revers glatt und machte endlich den ersehnten Schritt, mit dem er sich von James entfernen konnte, dessen Hände kraftlos von ihm herunter glitten. So viel mehr sagen wollte Potter, hatte noch Fragen, war nicht fertig mit diesem Moment, und er konnte das seltsame Gefühl nicht loswerden, dass er sich damit beeilen musste. Als würde es nie mehr zu einem solchen Augenblick kommen, sie beide allein, nie mehr die Gelegenheit dazu, ein für allemal Klarheit zu schaffen, sich zumindest irgendwie zu arrangieren, das musste doch gehen. Man ließ sie nicht.

Anklopfen ging schließlich nicht, und dafür war Sirius Black auch viel zu durcheinander, als er wie ein aufgescheuchtes Huhn das Leinen beiseite schlug und in das Zelt trat, wild mit einem Arm, den Zeigefinger ausgestreckt, schwenkend. Wohin er deutete, war relativ schnell zu erfassen, wie Remus herumschwenkte und die Stirn runzelte, und Potter zog eine Augenbraue so weit hoch, dass sie über den Brillenrand lugte. „Ich geh' da nicht wieder hin!“ platzte Black heraus, noch bevor sie ihn fragen konnten, was denn der Aufstand sollte, und ganz verdutzt schüttelten beide ehemaligen Zimmergenossen die Köpfe. Die Locken flogen nur so, wie Sirius sich erklärte, und augenblicklich schob Remus sich grinsend eine Hand auf den Mund, und James brüllte vor Lachen: „Ihr ... ihr habt sie ... ihr habt sie eingeladen und mir nichts davon gesagt!“

Während sie hier drinnen James' Kleider geordnet hatten, war die Schlange der Gäste weiter gewandert, und auch wenn noch ein recht ansehnlicher Pulk von ihnen – eingeschlossen ihre engsten Freunde – draußen auf dem Rasen verharrte, so war doch mittlerweile das Ende einsehbar, und damit auch Dennis Meadowes, Archibald Prittchard und ihre Begleiterin, und als wüssten das nicht beide, stotterte Sirius jede Silbe ihres Namens heraus: „Serena Dearborn, James?!“ Sich schüttelnd vor unterdrücktem Lachen wandte Remus sich ab, hielt sich an der Lehne des Stuhls fest, auf dem sein Blumenkorb stand, und James breitete entschuldigend die Arme aus. „Natürlich haben wir sie eingeladen; sie ist eine von Lilys besten Freundinnen!“ musste er ihm offenbar ins Gedächtnis rufen, wie wenig er sie außen vor lassen konnte, nur weil Mr. Black hier ein absoluter Volldepp war. Immerhin hätte sie an seinem Arm herkommen können, nicht wahr?

Schmunzelnd, immer wieder in kleine Lachanfälle ausbrechend, fischte Remus den Anstecker für Sirius aus dem hübschen Wust an Blüten und drehte ihn vorsichtig zwischen den Fingern, während Tatze noch immer mit dem ganzen Oberkörper hin und her rotierte und sich dabei die Haare raufte. Den Locken machte das nichts aus, die blieben dennoch in Form, da durfte er ruhig, ohne seinen umwerfenden Gesamteindruck zu ruinieren. Auch James kriegte sich kaum ein ob dieses Bildes, längst das Unbehagen von gerade eben noch vergessen, so sehr amüsierte er sich über Sirius' Auftritt. Vielleicht würde es doch nicht so schlimm werden.

„Ich geh' nicht wieder raus,“ stampfte Black erneut auf, wie Lupin an ihn herantrat, um auch ihm seine Myrte an die Jacke zu stecken, damit wenigstens die Beiden hier schon mal komplett gerüstet waren. Sich mit Daumen und Zeigefinger den Schnauzbart zwirbelnd, konnte der Trauzeuge sich nicht beruhigen. „No, Sir,“ verneinte er erneut, bevor ihm die absolute Zwickmühle bewusst wurde und er sich endgültig mit beiden Händen so fest durch die Haare fuhr, dass ihm der Skalp ganz glatt gezogen wurde. „Und ich kann mich nicht mal verstecken!“ fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Nein, konnte er nicht. Sein Platz war ganz vorne am Altar.

Stöhnend brach er auf dem Stuhl zusammen, sobald Remus den Korb herunter geangelt und ihn sich wieder an den Unterarm gehängt hatte. Jetzt hatten sie beide, James und er, richtig Farbe im Gesicht, die ganze Blässe daraus verschwunden vor lauter Lachen. Ach, was war Sirius doch ein 100%iger Unterhaltungsfaktor. Selbst, wenn er komplett verzweifelte. „Dann würde ich vorschlagen,“ meinte Lupin, seine Rolle als Organisator wieder übernehmend, „ihr beide wartet hier bis zur Zeremonie, und ich kümmere mich um den Rest.“ Und damit salutierte er, wünschte sein so gewohntes „cheers“ und stapfte hinaus auf den heiligen Rasen, während Potter sich ablenkte, indem er besänftigend auf seinen besten Freund einredete.

Dann konnte ja nun wirklich nichts mehr schiefgehen.


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