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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Die Braut in Jeans

von Teekon

Als die strahlend goldene Scheibe der Sonne sich über den Rand der Welt schob und die langgezogene, flache Mulde unter den Felsgipfeln in glitzerndes Licht aus spiegelndem Tau und wogenden Grasähren tauchte, zeigte sich erst, dass sich die Arbeit der vergangenen Tage, ach was, Wochen, ausgezahlt hatte. Denn in dem Meer aus Monet'schem Grün ragten sie auf der einen Seite zum Bach hin auf, die hellen, weißen Zelte, große, kleinere, rechteckig oder rund, und von spiralförmig bemalten Stangen und Masten flatterten bunte Wimpel in einem angenehmen, nicht zu steifen Wind, der reitend auf imaginären Pferden die Hänge von den Beacons herunter floss.

Geschäftiges Treiben entsponn sich auf dem breiten Band des Wegs und auf platt getretenen Pfaden über die Wiese, an manchen Stellen Bohlen darüber geworfen, um die Fortbewegung mit Schubkarren leichter zu machen, die, von magischer Hand geschoben, eifrig dort hinüber rollten, während Hexen und Zauberer die letzten Stühle in das größte aller Festzelte hinein bugsierten und die Runden füllten. Noch gab es viel vorzubereiten, letzte Hand anzulegen an Dekorationen und vor allem Blumengestecke, und ganze Wagenladungen davon wurden herangeschafft. Gleichzeitig kamen die vielen Köche mit all ihren Gerätschaften, Töpfen, Löffeln, Bratenspießen, Kellen, Pfannen, Schneebesen und was sie sonst noch alles brauchen würden, derweil all die leckeren Zutaten für ihre geplanten Gerichte kistenweise in die abseits gelegenen Küchen geschleppt wurden.

Kohlköpfe waren dabei, Rüben und Spargelbündchen, riesige Fleischpakete vom örtlichen Metzger und Laib für Laib an frisch gebackenem Brot, kleinen Brötchen und Brezeln, Torten und Kuchen auf unzähligen Platten und ganze Schüsseln voll mit von langer Hand vorbereiteten Desserts. Krüge mit Soßen waren ebenso dabei wie das notwendige Geschirr, und weil dies hier – Zauberer oder nicht – eine englische Hochzeit war, durften auch die kullernden, bollernden Fässer nicht fehlen, die dick beschriftet waren mit Worten wie „Butterbier“ oder „Elfenwein“, und dazu hölzerne Kästen mit schottischem Aufdruck, Feuerwhiskey in Flaschen, mehr als Köpfe da sein würden.

Körbeweise trug man Messer und Gabeln und Löffel herbei, enorme Kessel der obersten Klasse, bestes Kupfer, und schon bald stiegen feine, wohl duftende Fähnchen aus Rauch aus den hinteren Zelten auf, wo die Feuer entzündet und bereits der Bouillon gekocht wurde. Sobald die Zeremonie begann, würde es dafür zu spät sein, und zuschauen konnte man dabei, wie Eimer um Eimer an Wasser aus dem Bach von allein herauf schwankte, als würden sie entweder an einer unsichtbaren Leine gezogen oder vom berühmten Zauberlehrling nicht mehr unter Kontrolle gebracht. Für so viele Gäste Suppe zu zubereiten, benötigte eine ganze Menge Flüssigkeit.

Höher und höher stieg das Himmelsgestirn, bis es endlich auch den steilen Hügel überwand, der die Festwiese vom Dorf dahinter trennte, und die engen Gässchen wurden geflutet von satter Septembersonne. Rosen blühten an allen Häusern und Gattern, nickten mit herrlichen Blüten und klopften zärtlich an die Scheiben, um nun nicht mehr nur diejenigen zu wecken, die heute sehr viel Arbeit vor sich hatten, sondern auch die Gäste und die ganze Hochzeitsgesellschaft. Da wurden überall Augen gerieben und auf die Wecker geschaut, da erhob man sich summend und pfeifend und fing an, sich anzuziehen, sich auszustaffieren und in Schale zu werfen, und gefrühstückt wurde sehr unenglisch. Nämlich im Stehen und eher als winziger Happen, denn als tatsächliche Hauptspeise.

Im Hause Potter selbst mochte es noch recht still und friedlich sein, Charlus wohl darauf bedacht, den jungen Bräutigam so lange schlafen zu lassen, wie es eben ging, denn er wollte kein aufgescheuchtes Huhn in nervösem Auf und Ab in seinem Cottage herumspringen haben, dass sich die gebügelte Festrobe zerknitterte und versaute, ehe sie einen Fuß vor die Tür gesetzt hatten. Und somit teilte er sich das morgendliche Badezimmer eben mit Mr. und Mrs. Evans, die im Gästezimmer genächtigt hatten, während James noch friedlich schlummerte, bis die Sonne endgültig durch seine Sprossenfenster fallen und ihn in der Nase kitzeln konnte, dass er – mit einem brüllenden Nieser – aufrecht im Bett saß und sofort begann, hektisch nach seiner Brille zu wühlen. Wobei er sie nur herunterwarf und erst recht in Panik verfiel, ehe er selbst von der Matratze donnerte.

Zu jenem Zeitpunkt war man unten im Dorf, am Marktplatz von Godric's Hollow, schon fast zwei Stunden auf den Beinen und voll im Plan, denn hier prügelte man sich mit niemandem um die Waschgelegenheit, hier hatte man bereits alles wunderbar vorbereitet und brauchte nur noch entsprechend in die Kleider schlüpfen. Längst nicht genug Platz wäre im Häuschen unter der Felswand am Ortausgang gewesen, nicht mal, wenn sie das gesamte Wohnzimmer in einen einzigen Schlafsaal ohne Zwischenräume zum Durchschlängeln umfunktioniert hätten. Nur natürlich war es da, dass ein Großteil der Mitwirkenden und selbstverständlich erst recht viele der Gäste in den zahlreichen Unterbringungsmöglichkeiten rings um das kleine Dörflein im Süden von Wales untergebracht waren.

Die größte und mit Abstand auch hübscheste Pension befand sich gleich unten, schräg gegenüber von der weißen Kirche, nicht weit von dem kleinen Café, in dem sich die ganze Bande so oft mit Freunden getroffen hatte, besonders im vergangenen Winter. „Godric's Inn“ war ein Prachtstück aus Naturstein und aufgesetztem englischem Fachwerk, Gaubenfenster ganz oben ragten in den gepflasterten Platz hinein, und Kästen voll bunter Herbstblumen schmückten jeden Sims. Sie tropften nicht, das Wasser plätscherte regelrecht daraus hervor, gerade erst gegossen vom Wirt, wo doch der Spätsommer so herrlich und warm und sonnig gewesen war bisher und nicht den Anschein machte, als wolle er das bald ändern.

Wanderer kamen sonst hauptsächlich her, Reisende aus aller Welt, um die karge und doch so schöne Berglandschaft der Brecon Beacons von hier aus zu erkunden, und obwohl das Geschäft nie schlecht ging, selbst im Winter nicht, hatte George Rutherford in seinem ganzen Leben erst ein einziges Mal zuvor einen solchen Andrang erlebt. Und das war ebenfalls bei einer Hochzeit gewesen. Pfeifend, schmunzelnd schunkelte der Inhaber der Gasthauses richtiggehend zurück in den Innenhof seines Inns, die leere Gießkanne vor und zurück pendelnd, bevor er schwungvoll unter den Torbogen trat und das dunkel gebeizte Tor wieder zuzog. Dringend zurück in die Küche, wo seine Frau mindestens ein halbes Groß an Eiern aufschlug für all die hungrigen Mäuler. Mit knurrendem Magen zu einer Trauung? Eine furchtbare Vorstellung.

In seinem eigenen Zimmer legte Remus Lupin vorsichtig das säbelzahnscharfe Rasiermesser auf ein Tellerchen und beugte sich etwas weiter über die Kommode, um im Spiegel überprüfen zu können, ob er nun wirklich jeden einzelnen leuchtend roten Stoppel entfernt hatte an Hals und Kinn und Wangen, und der schmale, sorgfältig geschnittene Menjou stand immer noch ab wie die abwehrend aufgestellten Stacheln eines Igels im Scheinwerferlicht. Mit den Augen rollend, schickte er sich an, erneut die Finger nass zu machen und das verdammte Ding irgendwie zu glätten, doch es war sowieso sinnlos. Wie viele Male hatte er das jetzt versucht? Fünfmal? Sechsmal? Er knurrte unzufrieden und verzichtete auf dieses Ärgernis, schloss die simplen Manschettenknöpfe an den Aufschlägen seines hart gemangelten weißen Hemdes und drückte das Rückgrat durch, um die Weste ordentlich darüber richten zu können.

Champagnerfarben. Ja, eine gute Wahl. Mal abgesehen davon, dass er nicht wirklich eine gehabt hatte. Vaters Hochzeitsanzug, vielleicht zwei oder dreimal getragen, davon einmal mit einem Plastron statt mit einer Krawatte oder der Fliege, die Remus sich heute dazu gebunden hatte. Eine gute Farbe. Nicht schwarz, nicht trauernd, weil es nicht passte, hatte er immer gesagt. Seine eigene Eheschließung, zu der er den halb wie einen Cut geschnittenen Anzug eingeweiht hatte, sei immerhin die beste Entscheidung seines Lebens gewesen. Und außerdem passte es zu dem merkwürdig hellbraun-rötlichblonden Ton seiner Haare, ließ ihn nicht so schrecklich blass erscheinen. Und das Ding passte. Wie angegossen. Als hätte er es für eben diesen Anlass so maßschneidern lassen, wie James und Sirius es mit den ihren getan hatten.

Lautstark hämmerten Fingerknöchel gegen die Tür, während er das noch dachte und schon nach seinem Jacket griff, das die feine florale Dessinierung darauf am besten zur Geltung brachte, wie er sein „herein“ rufen wollte und es nur heiser krächzend herausbekam. Wer immer da zu ihm wollte, hatte es deutlich genug gehört, kannte es nicht anders von ihm, schon gar nicht so früh morgens nach Sonnenaufgang, und so flog die Tür schon auf, ein riesiger, schwarzer Schatten glitt wie auf einem Laufband in das schmale Zimmerchen zur Straße hinaus und breitete präsentierend beide Arme aus. „Tada!“ kündigte Sirius Black sich selbst an, bereits vollkommen angezogen und perfekt zurecht gemacht. Ein reines Wunder. Und verflucht, er sah viel zu gut aus für die Hochzeit eines Anderen.

Noch damit beschäftigt, den Kragen des Jackets zu ordnen, sah Remus ihn zunächst nur aus dem Augenwinkel, dann in der Reflexion im Spiegel, und am liebsten hätte er gelacht. Mr. Black, ganz und gar! Aber das sagte man lieber nicht, bevor er dieses sagenhafte Gesamtbild noch zerstörte um irgendwelcher beknackter Prinzipien willen. Das dunkle Grau, das Sirius trug, war allerdings tatsächlich fast schwarz, unterstrich den mittlerweile stattlichen Bart und die springend aufgezwirbelten Locken umso mehr, ließ seine braun-grauen Augen in sonnengefärbtem Gesicht strahlend leuchten. In der einen Hand balancierte er einen niedrigen Fahrzylinder, der mindestens um ein weiteres Drittel gekürzt worden war nur für ihn, den traditionellen Myrtenzweig im Band, in der anderen hielt er einen kurzen Gehstock mit einem viel zu großen, rund geschliffenen Opal am Handstück, der eindeutig aus Alphards Erbe stammte.

Die komplette Robe, sehr klassisch gehalten, passend zum eleganten Cutaway darunter, stand ihm ausgezeichnet, erinnerte fast ein wenig an das Ensemble, das er an jenem verheerenden Abend im Juni vor zwei Jahren getragen hatte, als der hässliche Fulguratus ihn niedergestreckt hatte. Und offenbar war es auch das, was Sirius damit bezweckt hatte. Mit dem einen großen Unterschied: Zwischen den Revers leuchtete nicht Grün und Silber, sondern tiefdunkles Rot in Samt mit goldenen Stickereien und dezenten Goldknöpfen, darauf der stilisierte Löwe. Ein Gryffindor'sches Gegenstück zu O.A.B.s Slytherin-Weste. Und das Teil war der absolute Hammer. Die Taschenuhr mit Gliederkette und das Krageneinstecktuch aus schwarzer Seide vervollständigte dieses Bild.

„Oh la la!“ entfuhr es Sirius, und er pfiff auf den Zähnen, wie er, kaum zum Komplimentefischen ausgeholt, schon ineinander sackte und einen Schritt zurücktrat, um den Freund ebenfalls in ganzer Pracht anschauen und mustern zu können. Bescheidener, ja, das sowieso und nicht anders erwartet, aber deshalb kein Stückchen weniger geschliffen und stilvoll, und er mochte das ausgesprochen gern. Reliefartig aufgebracht waren diese winzigen Blüten und Ranken über Remus' Brust und Schultern, so als wachse eine lebende Pflanze über ihn hinweg, und er angelte, nur sacht errötend, nach seiner Robe und drapierte sie mit geübtem Schwung über die Halsbeugen, um sie an einem zierlichen Silberspängchen zu schließen. „Kann ich so gehen?“ wollte der Ältere wissen, wischte sich mit beiden Händen flach ausgestreckt über die Schösse und begradigte sie damit noch ein bisschen mehr.

Ohne überhaupt darauf einzugehen, stülpte Black sich den Zylinder auf, warf den Stock in die andere Hand wie Dean Martin auf der Bühne und formte die Rechte zur Kelle, um Remus, fast ein wenig grob, am Schulterblatt vorwärts zu schieben und hinaus auf den schmalen Flur des Obergeschosses, dabei den Kopf schüttelnd und schnippisch quieksend die Augen rollen lassend. Es war völlig sinnlos, Moony schmeicheln zu wollen. „Kein Hut?“ fragte er statt dessen, durchbrach Lupins zaghafte Versuche, sich gegen die forcierte Bewegung zu wehren und bugsierte ihn auf die Treppe, immer halb vor sich her gedrückt. Mit immer noch abstehendem Bärtchen verneinte Remus und schob die Brauen ineinander, dass er für einen Moment glatt an James erinnerte und so etwas wie vorhandene Eitelkeit suggerierte. „Ich seh' blöd aus mit Hut,“ behauptete er, fing fuchtelnd zu gestikulieren an, wie er die Stufen herunter schritt. „Und außerdem bin ich auch ohne schon zu groß für die Fotos.“

Jetzt röhrend hinter ihm her staksend, beide Hände auf seine Schulter legend, so dass er den Schmuckstein bald im Gesicht hatte, protestierte Sirius und beförderte ihn in das sechseckige Foyer der Pension, wo links von ihnen die Rezeption als eine runde Theke mit dahinter angebrachtem Apothekerregal lag und sich rechts der volle Speisesaal auftat. Viele Gäste saßen dort beisammen und redeten schon ganz aufgeregt und furchtbar laut, als wäre das hier bereits der Empfang nach der Trauung, und am vordersten Tisch gleich am offenen Rahmen, hoben Frank und Gid grüßend die Hände, so dass Alice und Fabian gegenüber sich umständlich herumdrehten, um das selbe zu tun. Die beiden Herren aufhalten jedoch, taten sie nicht. Die hatten heute noch genug zu tun.

„Und ob du mit auf die Fotos kommst!“ ließ Sirius überhaupt keine Widerrede zu. „Das wär' ja wohl das Letzte, du, der beste Freund der Braut, nicht auf den Hochzeitsbildern!“ konnte er es nicht fassen, dass Remus so etwas in Erwägung zog, schubste ihn von der letzten Stufe und dirigierte ihn schon auf den Ausgang zu, wo mit Spitzen bestickte Gardinen die gläsernen Einsätze schmückten. Wenn Lupin etwas an dieser Diskussion einsah, dann war es, dass er besser einfach den Mund hielt und Sirius seinen Willen ließ, zumindest vorerst, und statt dessen öffnete er und trat beiseite, um dem Jüngeren den Vortritt zu lassen. Fast knicksend, schlüpfte Black hindurch und war damit als Erster auf dem mosaikgepflasterten Marktplatz von Godric's Hollow.

Die Luft war wundervoll! Klar und frisch, aber nicht vollkommen rein, sondern schwanger von sommerlich herbstlichem Duft von sich verfärbenden Blättern und blühenden Blumen, süßer Taufeuchtigkeit und Sonnenwärme, und das Licht spielte schon mit den Wimpern und erhitzte die Haut unter den schweren Festtagskleidern auf herrlichste Art und Weise. Geschäftig klapperten immer noch Karren die Wege hinauf in Richtung der großen Wiese hinter der Kuppe des Hügels, an dessen Hänge sich das Dorf schmiegte, und der Brunnen in der Mitte des Marktes sprudelte fröhlich vor sich hin. Wenn das nicht der perfekte Tag war für eine Hochzeit, so gab es keinen!

Tief Luft holen mussten die beiden jungen Männer, die sich auf dem Pflaster wiederfanden, und Sirius drehte den Gehstock einmal schwungvoll um das eigene Handgelenk, ehe er damit ausgriff und dazu ansetzte, mit ausladenden Schritten loszustiefeln. Remus tat es ihm gleich (nur ohne den Stecken), und bald schon wären sie auf der breiten Straße verschwunden, wie sie sich die Anhöhe hinauf zu schlängeln begann. Dass die Tür hinter ihnen erneut aufgestoßen wurde und ein Wildfang aus Kupferrot hinter ihnen herstob, bekamen sie erst mit, als sich die schlanke Gestalt mit einem kreischenden „weeeeh!“ zwischen sie drängte und Lily Evans ihre beiden zierlichen Arme um ihre Hälse schwang, um sich selbst abzufangen. Richtig nach vorn gehen mussten sie beide, so viel Elan hatte sie dabei, und trotzdem gezwungen zu lachen. Jeans! Sie trug Jeans und ein einfaches kariertes Männerhemd, offenbar von ihrem Vater stammend, und entsetzt schnappte Sirius mit den Kiefern. „Merlins dicker Arsch, was hast du da an?“

Seine wohl kaum angebrachtere, aber so typische Ausdrucksweise absolut ignorierend, keuchte Lily, wie sie wieder zu Atem zu kommen versuchte, wischte sich eine Strähne ihres nur locker zusammengebundenen Haares aus der Stirn und hüpfte, sich mit einer Hand auf den Oberschenkel schlagend. „Ich bin zwar nicht so schick wie ihr Zwei,“ und damit tätschelte sie wie nebenbei und ohne Vorwarnung beiden Freunden ihres Zukünftigen mit halb anerkennenden, halb anzüglichen Blicken die Flanken, dass Black und Lupin beinahe einen Satz nach vorn gemacht hätten, „aber ich“, sie reckte übertrieben stolz die Brust, was es den Männern nicht leichter machte, streckte die Zunge heraus und prustete, „ich heirate heute!“

Die Gesichter der Jungs, so seltsam erwachsen in der festlichen Kleidung und mit ihren albernen Altherren-Bärten, waren zum Schießen komisch, und Lily musste auch gleich lachen. Wie Spiegelbilder von einander, jeweils eine Braue steil nach oben gezogen, die Nasenflügel gebläht und der ganze Kopf leicht gegen den Hals nach hinten versetzt, warfen sie einander diesen „was sie nicht sagt“-Blick zu, ehe Remus sich seufzend in die Westentasche griff und eine kleine Uhr herausholte. „Ja, und deshalb solltest du schleunigst in dein Kleidchen schlüpfen, junge Dame,“ tadelte er und zeigte ihr, wie viel Zeit sie dafür wirklich noch hatte, während Sirius bereits mit beiden Händen, den Stock gekonnt darin gehalten, zu scheuchender Bewegung ausholte. „Husch husch, nach oben!“ Doch Lily presste nur die glühenden Lippen aufeinander und schüttelte energisch den Kopf.

„Mein Kleid ist im Brautzelt,“ deutete sie mit wippendem Finger genau den Weg entlang, den die beiden Herrschaften hinauf zu gehen angedacht hatten, wo im Verlauf nach oben hin die glitzernd grauen Felsen aufragten. Das entbehrte nicht einer gewissen Logik, auf die Miss Evans doch noch hinweisen musste. „Ihr glaubt doch nicht etwa, dass ich mich hier unten umziehe und dann den ganzen langen Weg da rüber latsche?“ fragte sie gespielt fassungslos und verschränkte die Arme vor der Brust. Natürlich nicht. Bis dahin sähe ihr so hübsches weißes Gewand aus wie der missglückte Versuch zur Herstellung eines Batikrocks, und Apparieren war heute nicht innerhalb der Ortschaftsgrenzen. Dafür hatte das Ministerium gesorgt, wie es das bei allen gesellschaftlichen Großereignissen nun tat. Und eine Potter'sche Heirat, die des „Letzten“, die durfte man getrost dazu zählen.

Sich wieder beruhigend, blieb Lily wie angewurzelt stehen und legte einen ganz mitleiderweckenden Blick auf, fast so rehäugig wie James ihn sonst immer hinbekam, und sie verschränkte ihre Hände ineinander, drückte die Ellbogen durch und schlenkerte ihren ganzen Körper hin und her und wieder zurück. „Nehmt ihr mich mit?“ bettelte sie mit klimpernden Wimpern an schauderschönen grünen Mandelaugen wie ein kleines Mädchen im Supermarkt, dass um Schokolade bat. Als wenn sie da hätten widerstehen können. Grinsend zwinkerten sich Lupin und Black zu und drehten sich gleichzeitig schwungvoll aus der Hüfte zum Gehen, der jungen Frau jeweils einen Arm zum Unterhaken reichend. Quieksend vor Freude, klatschte sie in die Hände und verriet damit umso mehr, dass sie heute völlig neben der Spur war. So benahm sich eine Lily Evans nur in kompletter Hysterie und ängstlicher Panik. Also in etwa so, als laufe ein Sumpfkrattler zwischen den Stuhlbeinen ihres Sitzes hindurch. Krattlerbiss bansai!

Sirius konnte nicht anders, er musste diese Steilvorlage nutzen, und er hob einen mahnenden Zeigefinger, an dessen Hand ein auffälliger, rotgoldener Schmuck prankte, den er bisher nicht zur Schau gestellt hatte. „Aber nur, wenn du dich beherrschst!“ drohte er gespielt und legte den Kopf dabei so überzogen schief, dass schon wieder alle lachen mussten. Farbe bekam Remus davon im Gesicht, und er machte einen viel gesünderen und fröhlicheren Eindruck. 'Morgenmuffel', dachte Black und redete sich das ein, auch wenn er es besser wusste, und das eiskalte Wasser heute früh hatte ihm ja auch geholfen. „Uuuuund,“ forderte Lupin zusätzlich langgezogen, und Lily fuhr herum, um sich auch hier mit wackelndem Zeiger konfrontiert zu sehen. „Wenn wir am letzten Haus vorbeigehen, halten wir dir die Augen zu!“ Sofort nickte Sirius eifrig mit weit geöffneten Lidern. „Oh ja ja!“ bestätigte er. „Wir wollen doch nicht, dass du den Bräutigam vor der Hochzeit siehst!“ Lily greinte so herzzerreißend wie ein einsames Katzenkind, aber die Freunde ließen sich nicht erweichen, und selbstverständlich wollte sie es ja auch gar nicht anders.

Sich endlich gemeinsam zum Gehen wendend, hakte Lily sich bereits ein, Sirius zu ihrer Linken, seinen Gehstock zwischen den Arm und die Seite geklemmt, Remus zu ihrer Rechten, und sich in den kräftigen Ellbeugen der Männer hochdrückend, hauchte sie jedem von ihnen einen zarten Kuss auf die Wange. „Ihr seid Schätze, seid ihr!“ wisperte sie gegen den abflauenden Wind an, provozierte damit nur überhebliches Grinsen auf der einen und heftiges Erröten auf der anderen Seite, während sie sich schon, Ablenkung brauchend, wieder umschaute. „Wo ist Petey?“ wollte die Braut in Jeans wissen, die Unterlippe schmollend geschürzt, und Sirius quietschte. „Wenn er zu spät kommt, mach' ich Schweinskopfsülze aus ihm!“ warnte er und guckte dabei ringsherum ins Leere, als könne er Pettigrew damit tatsächlich erreichen.

Lächelnd, sich schief zur Seite beugen müssend, damit er die beiden kleiner gewachsenen Freunde nicht mit jedem Schritt seiner langen Beine halb aus den Schuhen zog, schlenderte Remus mit den Zweien im Schlepptau den langsam ansteigenden Hang hinauf. „Peter holt seine Mutter ab,“ erinnerte er daran, wo der Pummel sich herumgetrieben und wieso er die Nacht nicht mit und bei ihnen in der Pension verbracht hatte. Der Junggesellenabschied einen Abend davor war für die gute alte Mrs. P. schon entsetzlich genug gewesen, und da hatte er ihr Gemüt lieber beruhigt, bevor sie auf der Hochzeitsfeier noch peinlicher werden konnte, als sie es ihm ohnehin schon machen würde. „Am besten,“ hatte James feixend vorgeschlagen, „veranstalten wir's so rührselig-kitschig, dass sie die ganze Zeit heult.“ Und Wurmi hatte die Idee wirklich gut gefallen. Wenn sie sich ununterbrochen schnäuzte, konnte sie nicht der halben Gesellschaft davon vorwinseln, wie stolz sie auf ihren Jungen sei.

„Er wird sicher pünktlich sein,“ befand Remus leise nickend, und Lily seufzte erleichtert und tätschelte sanft Sirius' Handrücken, auf dem ihre eigenen Finger ruhten. „Solange du nicht die Ringe vergisst ...“ Wie ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht rutschte und Lupin, begreifend ob dieser Miene, sich hastig eine Hand unter die Nase schob, um das schadenfrohe Grienen zu bedecken, kriegte sie glücklicherweise nicht mit. Remus' abgehacktes Einatmen, wunderbare und eingespielte Eröffnung eines Ablenkungsmanövers, musste Sirius einfach nutzen, und blitzschnell glitt seine freie Hand zwischen die offenen Umschläge seiner Festtagsrobe. „Ich bin immer noch für Pachelbel,“ brach Moony dankenswerterweise eine Diskussion vom Zaun, die er längst ad acta gelegt, die Lily aber hervorragend in den Wahnsinn treiben würde. „Remus!“ rief sie augenblicklich und schlug ihm mit der flachen Hand auf die Brust, dass er lachend halbwegs zusammenbrach.

Genug Zeit für Sirius zu handeln. Diese Roben waren nicht wie die langen, wärmenden Fetzen aus der Schule, sie waren eher Capes, die gerade mal bis auf die Unterarme fielen, wenn überhaupt, und Taschen hatten sie gar nicht. Eingenähte, lange und tiefe Schlitze aus Stoff jedoch waren zu diesem Zweck in die Jackets so eines Zaubereranzugs für eine Hochzeit gestichelt, gut darin zu tragen ein verborgener Stab, und den zückte er nun und drehte ihn im Zurückziehen der Hand um die eigene Achse, so dass das Buchenholz, unbemerkt von der leidenschaftlich streitenden Braut um seinen breiten Rücken herum lugen konnte. Wie Sirius zwischen den Zähnen mit fast geschlossenen Lippen hindurch „Accio Ringe!“ presste, das hörte sie ebenso wenig wie das pfeifende Heranfliegen des Samtbeutelchens, das gezielt in der noch ausgestreckten Pranke von Black landete, und mit einer weiteren, fließend eleganten Bewegung verstaute der Trauzeuge seine unerlässlichen Utensilien pfeifend in der Jacke. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn, und er nickte Moony zu, der augenblicklich klein beigab.

Lily triumphierte, während sie die nächste Serpentinenkurve nahmen, nun schon ein fabelhaft schöner Fleck blauen Himmels sichtbar dort oben zwischen den auseinander weichenden Felsenklippen, aber sie kam nicht dazu, eine Faust zu recken. „Es gibt eh einen viel cooleren Song für so 'ne Hochzeit,“ bemerkte Sirius, nun wieder grinsend und zufrieden. Besser jetzt das Fehlen der Ringe erinnert als nachher, wenn ihr Anflugsweg wesentlich weiter war. „Ach ja?“ runzelte das Mädchen ganz verdutzt die Stirn und hatte keine Ahnung, was sie da heraufbeschwor. Remus prustete und brachte sein Bärtchen damit nur noch mehr durcheinander, warf sich im Gehen halb nach vorn, während Black gewichtig nickte und mit den Augen schon um Einsatz bat. „Sicherlich. Mit viel mehr Stil und Aussagekraft als dein komischer Mendelssohn auf Klavier.“

Misstrauisch zog Lily sich ein wenig von Sirius zurück, was ihr aber gar nichts brachte in diesem Fall, denn auf ihrer Rechten kringelte sich Remus eingedenk des Moments, in dem Black diesen Spruch zum ersten Mal gebracht hatte, vor zwei Nächten auf einer Junggesellenabschiedsfeier in einer Kneipe in Soho, gar nicht weit von seiner Wohnung, und den ganzen Abend hatte nur jemand die Melodie ansummen müssen, um den ganzen Verein wieder zum Brüllen zu bringen. Oh, und das war so albern! Und so bescheuert! Und er musste ganz einfach mitmachen!

Während die junge Frau noch langgezogen „OK“ flüsterte und dabei klang, als habe man sie gerade zum Fallschirmspringen überredet, reichte ein Augenkontakt aus unter den beiden Männern. So unerwartet und überraschend packten sie die Lady an den Ellbogen und hoben sie hoch, und sie kreischte sofort panisch auf, derweil Sirius und Remus erst in schnellen Lauf brachen, um den Schwung zum tänzelnden Hüpfen zu nutzen. Und aus ihrem Erschrecken wurde haltloses, kichernd atemloses Lachen, wie diese beiden Irren mit ihrer Brautbeute in den Armen zu gröhlen begannen: „We're going to the chapel and we're gonna get married!“


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