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Im Silberlicht bis Nimmermehr - Gar böse Zauberey?

von Teekon

Ob es am selben Tag war, dass das Schicksal einen so arglistigen Verlauf nahm? Die Sonne stand heiß und hell an einem nahezu wolkenlosen Himmel über den vielen aneinander gereihten Dächern und brütete den Asphalt aus, während die Luft über dem Pflaster flimmerte. Nur dort, wo Grünflächen zwischen den Häusern aufblitzten, auf jedem Platz im ganzen Viertel, war es angenehm und schattig unter den hohen Bäumen, deren Blätter sich ausbreiteten wie Hände über offenem Feuer im Winter, jedes Fitzelchen nutzend, um eifrig zu atmen und Energie zu tanken. Der Rasen, gut gesprengt und weich und federnd, erstreckte sich zwischen Blumenrabatten und geschwungenen, schmalen Wegen, die von einem Törchen zum anderen führten, und auf den Bänken, versteckt und verborgen hinter Büschen und an den Stämmen der Platanen zur Straße hin, dösten oder lasen die Bewohner der Umgebung.

Am liebsten hätte er sich jetzt zu ihnen gesellt, der junge Mann am Fenster im unteren Salon, aber das ging selbstverständlich nicht, und so seufzte er nur, stopfte die Hände in die Taschen und entschied, dass er genug observiert hatte. Außerdem war sein kleines, einsames Mittagessen in der Küche längst beendet, und oben hatte er einfach mehr Ruhe, war geschützt vor unliebsamen Überraschungen, obwohl es in seinem eigenen Reich, so knapp unter dem Dachgeschoss, wesentlich heißer war als hier. Allerdings konnte er dort wiederum die Fenster aufmachen, so lange er wollte, ohne dass sich irgendwer über Straßenlärm und Kindergeschrei beschwerte, ohne die ständige Ermahnung daran, dass Smog und Abgase nicht gesund für ihn waren. Wen interessierte das schon? Der Sommerduft der Stadt, das war ein kleines Wunder, das war so herzerfrischend und so glücksbeseelend. Er wollte das jetzt haben.

Die Entscheidung gefällt, stieß Regulus Black sich mehr mit einem Fingerknöchel durch die Hosentasche als mit einer ganzen Hand von Sims und minzgrünem Canapé ab und schwang herum, durchquerte leise summend den selten genutzten Empfangssaal gleich links von der schwarzen Haustür und peilte den schmalen, gut in der Tapete verborgenen Aufgang zum hinteren Treppenhaus an. Zwar konnte er hier nur bis in den ersten Stock gelangen, aber die kleine Heimlichkeit ersparte ihm immerhin ein Stück Wegs, auf dem er entdeckt werden und damit belästigt oder von seinen Plänen abgehalten werden konnte. Er wollte heute seine Ruhe haben. Einfach nur mal entspannen, ausruhen, nicht für irgendwen oder irgendwas Aufträge ausführen, die ihm entweder nicht behagten oder die ihn einfach nicht interessierten. Und erst recht hatte er keinerlei Bedürfnis nach einem unnützen Gespräch mit Mutter.

Angenehm kühl war es in dem winzigen, fensterlosen Schlauch, der sich von der Küche und dem Zimmerchen für Bedienstete und Hauselfen in engen, kastenförmigen Schleifen nach oben schraubte, und wo die Sonne nicht hingelangte, war es hier auch nicht so fürchterlich hell, wenn auch nicht dunkel. Wäre es nicht so muffig gewesen, hätte das Holz nicht bei jedem Schritt so gräuslich geknarzt, Regulus hätte sich glatt überlegt, nicht eine Weile hier zu bleiben. Die Aussicht, an diesem Ort auf jemanden zu stoßen, den er jetzt nicht sehen wollte, war immerhin recht gering. Aber dann wieder war es auch nicht gerade selten, dass Vater sich das Hintertreppchen aussuchte für seine Bewegungen durch das Haus. Vermutlich aus ähnlichen Gründen. Der junge Mann grinste und rieb sich das makellose Kinn, wie er, die andere Hand noch immer in der Tasche, Stufe für Stufe nach oben schritt, sich Zeit dabei ließ, bis er schließlich auf den letzten Absatz gelangte und sich lauschend gegen die Tür lehnte.

Ganz am Ende eines genauso wenig breiten Korridors befand sich dieser Ausgang aus dem Treppenhaus, rechts direkt die Außenwand, die sich mit Grimmauld Place No. 11 verband, während es zu seiner Linken an O.A.B.s Rückzugsgemächer angrenzte. Es rumorte darin, denn vermutlich ging er seinen Geschäften nach, schaute Verträge durch, prüfte Bücher, gab Aufträge aus und kümmerte sich um Handel und Politik, ganz für sich allein und niemals mit irgendwem darüber sprechend, und Regulus fragte sich für einen kurzen, einen winzigen Augenblick, wie das bloß mal sein sollte, wenn er in das Alter kam, diese Privatgesellschaft übernehmen zu können, zu sollen, gar zu müssen. Ob Sirius eingeweiht gewesen war? So als Stammhalter? Er wusste es nicht. Und wenn er ehrlich war, so mochte er zur Zeit auch nicht daran denken. Wer konnte schon eine Ahnung haben, wie alles ausgehen würde, nach dem Krieg.

Nicht mehr daran denken wollend, was im kommenden Jahr sein mochte, sobald er selbst seinen Schulabschluss in der Tasche hatte, konzentrierte der Slytherin-Schüler sich darauf, unbehelligt hier heraus und gen obere Stockwerke zu gelangen, und horchend, das Ohr gegen das Holz gepresst, hob er staunend eine Braue. Die Tür ging nebenan, und die lauten, klackernden Schritte von Ledersohlen traten über die Schwelle und hinaus auf den Flur, und für einen Moment pochte ihm das Herz wie wahnsinnig vor Schreck. Vater verließ das Studierzimmer! Wenn er nun hier entlang kam, wenn er ihn hier traf ... Er brauchte sich keine Gedanken zu machen. Die Schritte entfernten sich nach links, zum Haupttreppenhaus hin, und erleichtert atmete Regulus aus und entspannte sich wieder. Sehr gut. Dann musste er auch nicht schleichen, wenn Mr. Black nicht in seinem Zimmer war.

Sorgsam wartete er ab, bis er sich sicher war, klickende Absätze auf den zweifarbigen Mosaikfliesen eine Etage tiefer verhallen hören zu können, dann erst drückte der Junge die Klinke herunter und schlüpfte hinaus auf den dunklen Gang mit dem Läufer auf gebeiztem Parkett und schloss vorsichtig die von dieser Seite kaum erkennbare Tür. Wunderbar eingepasst verschwand die Öffnung, und Regulus fand sich wieder auf dem langen Korridor, der geradeaus direkt in den Hauptsalon auf der anderen Seite des Treppenabsatzes führte. Gästezimmer gab es hier zur Straße hinaus, während sich auf der anderen Seite, links von ihm, ausschließlich Orions alleiniges Reich befand.

Schon merkwürdig manchmal, durch das eigene Haus, das eigene Heim, schleichen zu müssen. Als Kinder, also gar nicht so lange her, war das spannend gewesen, aufregend, und sein Bruder und er hatten es genossen, Räuber und Gendarm mit ihren Eltern gespielt, ohne dass die eine Ahnung davon hatten, in eine solche Farce involviert zu sein. Lächerlich klang das auch schon: Spielen mit Vater und Mutter Black. Ein Paradoxon, das. Es war irgendwie egal gewesen. Sie hatten es schon hingekriegt, sich zu beschäftigen, sich ihre kleine Welt aufzubauen, so, wie sie hätte sein sollen. Na und? Dann tat man eben so als ob. Das machten doch alle Kinder auf die ein oder andere Weise. Und solange sie einander gehabt hatten, war das doch OK.

Jetzt nicht mehr eben. Regulus verbot sich auch den Gedanken daran, wie lange das nun schon her war, wie viele Monate er der einzige junge Mr. Black in dieser georgianischen Terrassenvilla im Londoner Viertel von Bloomsbury war, und sich schüttelnd vergrub er die zierlichen Hände nur tiefer in den Taschen seiner gepflegten, schwarzen Anzughosen. Warum er selbst bei diesem Wetter ein langärmliges, beigefarbenes Hemd trug (nicht weiß, bloß nicht weiß, es schimmerte sonst durch), das hatte ihn niemand gefragt. Nach oben wollte er, und je schneller er sich dorthin begab, desto geringer war die Gefahr, einem zurückkehrenden O.A.B zu begegnen. Was immer der dort unten tat, er würde sicherlich rasch wieder herauf kommen. Da unten war immerhin nur Mutter. Und die wollte er mit Sicherheit nicht sehen.

Noch nicht einmal zur Hälfte war Regulus den Gang hinunter geschlendert, wie er den Kopf hob ob eines ächzenden Geräusches, und wäre er kein Zauberer gewesen, er wäre vermutlich rückwärts die Treppe wieder hinunter gestiefelt oder gar gefallen. Lustig sah das ein bisschen aus, wie dieser riesige Schrankkoffer sich dort vorwärts bewegte, schwankend, schlingernd, und er machte den Eindruck, als schwebe er frei die Stufen hinauf und über den Absatz, langsam und träge, als hätte er selbst Beinchen bekommen. Doch schon im nächsten heftigen Schlingern zur Seite entdeckte der junge Mann die breiten, platschigen Füße ohne Schuhe oder Schlappen darunter, und dürre Schenkel endeten in klobigen Knien, bevor der Rest des schmächtigen Körpers von dem Gepäck verdeckt wurde. Augenblicklich musste Regulus einerseits schmunzeln und gleichzeitig sofort vorwärts eilen, wie er instinktiv den Zauberstab zückte.

„Kreacher, um Merlins Willen, setz' das ab!“ rief er dabei schon, und sogleich führte der alt gewordene Hauself aus, als wäre das keine Bitte, sondern ein Befehl gewesen. Bamm – der Koffer lag auf der Galerie, und das arme, halb verhungerte Ding hatte riesige Schweißperlchen auf der Stirn zwischen den beiden schlaff herab hängenden Ohren. „Das ist doch viel zu schwer,“ tadelte Regulus, fingerte ein Taschentuch aus seiner Gesäßtasche und reichte es Kreacher, der seine winzigen Fingerchen ineinander verdrehte und hin und hergerissen zwischen zwei Aufträgen mit seinen großen, schwarzen Kulleraugen auf die Last stierte, seinen jungen Herrn ängstlich musterte und wieder zurück schaute. Dass ihm das gar nicht gefiel, sich mit dem Läppchen seiner Herrschaft die Schläfen abtupfen zu sollen, war überdeutlich. Aber so war er eben, würde keine Widerrede zulassen, und so greinte der Hauself nur und tat, wie man von ihm verlangte.

Sich in beide Knie stützend, sorgte Regulus dafür, auf bessere Höhenverhältnisse zu kommen, damit er den kleinen Kerl richtig ansehen konnte, legte den Kopf schief und wartete, bis Kreacher wieder zu Atem gekommen war. So furchtbar keuchte er, hatte das riesige Monster von einem Koffer bis hierher getragen, und dass er nicht rückwärts die Stufen hinunter gepurzelt und sich dabei den Hals gebrochen hatte, war fast ein ein Ding der Unmöglichkeit. „Wieso benutzt du denn keine Magie?“ fragte der junge Mann, nicht vorwurfsvoll, sondern sanft und ruhig, und am liebsten wäre der Elf in Tränen ausgebrochen, das konnte er ihm ansehen. „Der Meister hat,“ begann er, krächzte und quakte, „der Meister hat gesagt, Kreacher soll es tragen.“ Einen tiefen Atemzug machend, rollte Regulus mit den Augen. Natürlich. Der Diener tat genau das, was man ihm aufgetragen hatte, ganz genau und ohne Abweichung.

Lächelnd, während Kreacher sich noch die Nase putzte, drehte der verbliebene Sohn des Hauses seinen Zauberstab in den Händen. „Aber er hat dir nicht explizit verboten, Zauberei zu verwenden, richtig?“ Der Elf hielt inne, als wäre ihm die Idee selbst gerade gekommen, oder als begreife er endlich, wie dumm er sich angestellt hatte, und sein Herr fuhr schon fort. „Und er hat auch nicht gesagt, dass ich dir nicht helfen darf.“ Mit einem Schwung seines Apfelholzes und einem geflüsterten „Locomotor“ beförderte er den Koffer in schwebende Höhe, während Kreacher einen Sprung rückwärts tat und erschrocken quietschte. Ach, warum nur musste Meister Regulus immer diese fürchterlichen Dinge tun, die ihn so oft in Verlegenheit und Gewissenskonflikte brachten? Und wieso nur hatte er das so gern? Was da auf das Gesichtchen des nicht gerade hübschen Kerlchens kroch, hätte man glatt als Lächeln bezeichnen können.

„Also?“ erkundigte sich der Schüler. „Wo soll das Teil denn hin?“ Fast in die Hände klatschend, hüpfte der Elf und deutete geradeaus, den Gang hinunter, den Regulus soeben selbst herauf gegangen war. „In das Studierzimmer seiner Herrschaft!“ gab Kreacher Auskunft, und sein Herr nickte und deutete mit dem Kinn in die entsprechende Richtung. „Dann machst du die Tür auf,“ denn das konnte man entweder mit Orions Schlüssel (sprich: Zauberstab) oder mit elfischer Magie, „und ich folge dir mit dem Paket.“ Mehr als einverstanden mit Regelung und Formulierung huschte der Winzling den Treppenabsatz entlang und zu dem fast unscheinbaren Eingang in O.A.B.s Gemächer hinüber, während der Schrankkoffer schwebend den letzten Part seiner Reise antrat.

Ewig war er nicht mehr in diesen Räumlichkeiten gewesen. Jahre her. Ein Jahrzehnt sogar, mehr noch, und erst als er die messingfarbene Schwelle überschritt, erinnerte Regulus sich überhaupt daran. Hier ging niemand hinein, es sei denn, in direkter Begleitung von Orion Black, und selbst das war äußerst selten. Diese Bilder, Gerüche, Eindrücke brachen urplötzlich über ihn herein, und es kam ihm vor, als wäre er wieder drei Jahre alt und renne hinter dem frechen, größeren Jungen hinterher, der es einfach so wagte, die Klinke herunter zu drücken und zwischen den filigranen Stühlchen, dem massiven Schreibtisch und all den Ständern hindurch zu wuseln, um sich hochzuziehen an der Tischplatte, darüber zu lugen mit kleinen Näschen und zu beobachten, wie Vater eifrig mit dem Federkiel über das Pergament zog, ohne sie auch nur zu bemerken.

Es sah alles noch genauso aus wie damals, hatte er das Gefühl, obwohl er das natürlich gar nicht so genau wissen konnte. Viel zu klein war er gewesen dazu, und dennoch kam es ihm so vor. Ein einziges Oxymoron war der gesamte Hauptraum, dunkel hier vorne und von gleißend hellem Sonnenlicht durchzogen zum Hinterhof hin, denn dort war eine ehemalige Balkonterrasse mit einem hohen Wintergarten voll verglast worden. Feine Balken und Latten aus rötlichem Holz ragten auf, schlossen das so zart wirkende Gebilde in einem viktorianischen Dach nach oben hin ab, und ein Meer aus blühenden und grünenden Pflanzen verbreitete angenehme und ausreichende Feuchtigkeit und ließ einen nur dezenten Duft zurück. Wahnsinn. Regulus musste tief einatmen und es einfach genießen, konnte den stickigen Mief aus dem Flur draußen gar nicht mehr wahrnehmen.

Wie eine andere Welt inmitten der Düsternis und der Eintönigkeit da draußen, und dennoch ein Teil dieses Hauses und dieser Familie, erstreckte sich das Arbeitszimmer des Orion Black nach hinten hinaus über Küche und Dienerschaftsgemach, angefüllt mit einer Gemütlichkeit, die man einem solchen Mann kaum zugetraut hätte. Zu beiden Seiten, bis die gläsernen Scheiben in sommerlichem Flutlicht erstrahlten, erhoben sich hohe Regale, bis an die Decke gefüllt mit Büchern und Schriften, gar nicht mal so ordentlich, eine Leiter dagegen gelehnt, um an die oberen Fächer zu gelangen. Zu seiner Rechten gruppierten sich zwei niedrige Sessel und eine passend mit weichem Stoff bezogene Ottomane um ein Tischchen mit Gebäckdose und einem silbernen Tablett, das mit Behältern für Kandis, Milch und Zitrone und all dem dazu notwendigen Besteck ausgestattet war. Die Wolldecke, nur locker gefalten an einem Ende des Liegemöbels, verriet deutlich, wie oft sich hier jemand zur Ruhe legte.

Eine Hausbar in Form eines fahrbahren Teewagens, verschließbar, füllte eine komplette Ecke aus, während das dunkle Parkett zum großen Teil von angenehm farbigen, aber nicht zu bunten Kelims und Persern bedeckt blieb. Filigrane Stuckarbeiten, zurückhaltender und dadurch irgendwie edler wirkend, bildeten den Übergang zur weißen Decke, der Raum dadurch viel heller und höher, und Beleuchtung gab es nur indirekt durch überall verteilte Bibliothekslampen auf Tischchen und Ständern und in den Vitrinen und Bücherregalen. Aber was Regulus vielleicht am allerwenigsten erwartet hatte, das war der Wintergarten, der sich vor ihm erstreckte und einen fantastischen Blick freigab über den Innenhof der westlichen Häuserzeile von Grimmauld Place.

Blumen. Pflanzen. Alles voll davon! Auf Bänken geschmückt mit Mosaiken reihten sie sich aneinander mit ihren lanzettförmigen und runden Blättern, manche von ihnen mit hellen Streifen in all dem Grün, und die bauschigen, gelben Blüten der Katzenkralle, die sich über die Rückseite rankte, zeigten ihre Köpfchen zwischen dem satten Gewirr des Muschelingwers. In Ampeln hingen sie von der Decke herab, wunderschöne, sternbekränzte Passionsblumen mit gezwirbelten und gelockten Trieben, und einen ganzen Tisch, mehr eine Arbeitsbank, geschlossen die darunter liegenden Fächer, in denen das Gerät lagern konnte, hatte man mit lauter Kübeln und Kästen ausgestattet, in denen Pflänzchen sprossen, die Regulus nur zu gut aus dem Unterricht von Professor Sprout kannte. Da nickten erste, schwarze Wolfsbeeren an den Zweigen der Belladonna, und goldene Rispen von Hypericum lehnten gegen die Scheiben, um Sonne zu tanken.

Alles, was Regulus Black angesichts dieser Überraschung sagen konnte, wie er dort angewurzelt auf dem ersten Teppich stehen blieb, war: „Wow.“ Ja, er übersah nicht die Zeichen von Geschäftigkeit, er entdeckte Kessel und Brenner neben den Valeriana-Stengeln auf der Arbeitsplatte, und er bemerkte auch die aufgeschlagenen Rezeptsammlungen und all die merkwürdigen Fläschen, Flacons und Kistchen, die ringsherum verteilt und gut sortiert auf eigener Kredenz ruhten. Aber das hier, das war ein solcher Augenöffner, das war so herrlich und gleichzeitig so traurig stimmend, wie der erloschene Kamin ihn ansah, wie all das hier vor ihm verborgen gewesen war, das konnte man einfach nur, ohne darüber nachdenken zu müssen, liebend ins Herz schließen und am besten gar kein anderes Zimmer in diesem Haus mehr betreten als dieses.

Erst Kreachers feines Räuspern erinnerte ihn daran, dass er nicht aus Spaß hier herein gegangen war, wo ihm das so lange verboten gewesen war und er zu viel Angst davor gehabt hatte, und sich ein wenig schütteln müssend, senkte Regulus den Kopf und schaute ihn mit einem „hm?“ fragend an. „Vielleicht solltet Ihr es hier abstellen, Meister?“ schlug der Elf vorsichtig vor und deutete mit beiden ausgestreckten Ärmchen auf eine freie Stelle direkt vor dem riesigen Schreibtisch. Den nur hatte der junge Mr. Black bisher übersehen, dabei war er die eindrucksvollste Erinnerung an seinen letzten, kurzen Besuch hier drin, und wie er die schwere Transportkiste abstellte, trat er mit klopfendem Herzen, fast ein bisschen ehrfürchtig, darauf zu.

Genau wie damals. Übersät mit ausgerolltem Pergament, mit Stapeln von Papieren, aufgeschlagenen Büchern und allerlei Gerätschaft, präsentierte sich das Herz des Black'schen Unternehmens, und zärtlich strich Regulus mit vorsichtigen Fingern über das glänzend polierte Holz. Massiv, das Möbelstück, im Biedermeierstil und aus dem gleichen, tiefdunklen Werkstoff gemacht wie der Zauberstab seines Besitzers, war der Schreibtisch von Orion Arcturus Black eine Art Fixpunkt in diesem Raum, eine feste Grundlage, und dahinter stand ein bequemer, mit grünem Samt bezogener Stuhl mit zwei Armlehnen, leicht zurück geschoben. Tintenfässer fanden sich aufgereiht, sorgfältig verschlossen bis auf das eine, mit dem O.A.B gerade noch gearbeitet hatte, eine teure Falkenfeder darin steckend. Altmodisch war er da, obwohl er Federhalter besaß, mit goldenen Spitzen versehen, doch die lagen in einem offenen Kästchen aus schwarz lackiertem Holz.

Aber so sehr all das ihn auch fesselte, so sehr wurde Regulus doch abgelenkt, wie er näher an den Schreibtisch schritt und seine Blicke schweifen ließ über all das, was seinen Vater beschäftigt hatte, während hinter ihm durch die aufgebockten Dachfenster des Wintergartens die herrliche warme Sommerbrise in das Studierzimmer strich und er sich hier mehr und mehr zurückgezogen hatte. Und er stutzte. Das waren keine Rechnungen. Da brütete er nicht über Auftragslisten und Lieferantenverträgen, es handelte sich nicht um Berechnungen oder Kostenvoranschläge. Kein Wort von Warengruppen, Terminen oder Kontaktpersonen, nur bekritzelte Zettel, Notizen, wirr und konfus, und die Seiten der Bücher sprachen in altertümlicher Runenschrift von merkwürdigen Artefakten, die verblichenen Bilder zeichneten grausige Szenerien, und als wäre eine Wolke vor die Sonne gezogen, wurde es ein wenig dunkler, und Regulus fröstelte.

Es fiel ihm schwer, in dieser bangen Stimmung nun, seine Kenntnisse aus Alte Runen herauf zu kramen, auch wenn er in diesem Fach kein schlechter Schüler war. Und nicht alle dieser Wälzer, die staubig, ein bisschen modrig rochen, ihre Plätze in den Regalen nun leer, schienen in einer Sprache verfasst, derer er mächtig war. Jedenfalls ergaben die Schriftzeichen keinerlei Sinn, wenn er sie so übersetzte, und so hatte der Junge keine andere Idee, um was es sich handeln könnte, als definitiv kein Englisch. Seltsam war das. Er hatte nicht gewusst, dass sein Vater anderer Verständigungsmöglichkeiten mächtig war, außer seiner Muttersprache, und das war ein ähnliches Gefühl wie gerade eben noch, als er über die Schwelle geschritten war und dieses so vollkommen andersartige Zimmer betreten hatte. Die Erkenntnis, seinen eigenen Vater eigentlich gar nicht zu kennen. Als wäre das neu. Und doch immer vertraut. Orion Black zeigte sich nie.

Warum las er all das hier? Sich keinen Reim darauf machen könnend, beugte der junge Mann sich weiter darüber und stopfte sich den Zauberstab in die Gesäßtasche zurück, streckte den Finger aus und berührte die Buchseite, die ihm als erstes aufgefallen war. Bilder waren dabei, Zeichnungen, die es ihm vielleicht einfacher machen konnten, und recht schnell konnte er zumindest erkennen, was dort abgebildet war. Leise murmelnd, den anwesenden Hauselfen gar nicht mehr recht beachtend, so gefesselt war er davon, identifizierte er mit gekräuselter Stirn, und die Locken, längst nicht so federnd wie die seines Bruders, fielen ihm ins Gesicht. Eine große, mächtige Schlange mit dolchartigen Zähnen und radiär um die runden Augen gezeichneten Strichen bewegte sich schlängelnd, bösartig züngelnd. „Ein Basilisk,“ flüsterte Regulus. Feuer, in gewaltigem Stoß, tosend und fast wie lebendig, beschrieb eine Schleife auf dem Pergament. „Feindfyre.“ Ein Drache, speiend, ein Phönix im Flug und ein Einhorn, das sich vorüberlehnte und einen Gegenstand berührte, das war es, was er noch erkennen konnte, ehe Anderes in gefangen hielt.

Ägyptisch, das sah er gleich, die Hieroglyphen auf dem Einband so vertraut einem jeden, und die Position wechselnd, umrundete der Schüler den mitgebrachten Koffer, um sich auch das hier genauer anschauen zu können. Natürlich nicht lesbar für ihn, und offenbar auch nicht für Orion, der ein kleineres Büchlein daneben gelegt hatte, aufgeschlagen ganze Tabellen von Schriftzeichen mit deren Übersetzung, Zettelchen zwischen die Seiten gestopft, fast alle davon beschriftet mit seinen eigenen Translationen der wichtigsten Passagen. Wo es schon kaum zu verstehen war, was die Bilder in jenem größeren Wälzer zu bedeuten gehabt hatten, konnte Regulus nur noch mehr die Brauen ineinander schieben. „Kanopen“ war das eine Wort, das ihm ins Auge fiel, bevor er erneut etwas entdeckte auf jenem völlig zugepflasterten Schreibtisch, das ihn brennender interessierte.

Denn er konnte es lesen. Es war Englisch, ganz klar, wenn auch kein Modernes, sondern halb unkenntliche Altsprache, schlimmer als das, was William Shakespeares Zeitgenossen von sich gegeben hatten. Und trotzdem zusammenreimbar. Die Nase so dicht nun über den ledrigen Seiten, so lange nicht genutzt und so verbacken miteinander, dass man sie vorsichtigst von einander lösen musste, hielt Regulus den Atem an. Im Augenwinkel entdeckte er den Buchrücken eines geschlossenen Werkes, „Gar böse Zauberey“ darauf gedruckt, doch es war nicht wichtig, denn Orion hatte es an den Rand der Platte gelegt, weil es ihm nutzlos gewesen war, und nur dieses Werk hier, dieser enorme Foliant, war ihm so bemerkenswert erschienen, dass er genau auf der Mitte ausgebreitet gelegen hatte.

Eilig lesen wollte er und konnte es nicht, weil die Zeilen so eng waren, die Buchstaben so klein, per Hand geschrieben und jeder einzelne damit anders, und der Ausdruck seinem eigenen viel zu fremd. Er wusste nicht wieso, aber er wollte alles in sich aufsaugen, jeden Absatz, jedes Wort, und Ungeduld und Unruhe breiteten sich in seinem Brustkorb aus, behinderten ihn zusätzlich. Es war dieses kleine dazwischen gequetschte und hastig gezeichnete Bild, das ihn umso mehr faszinierte, eine Vase fast, genau wie dort vorn auf dem Zettel mit dem Begriff „Kanope“, das Vater hinterlassen hatte, und er verstand nicht, wieso es hier anders genannt wurde, und wieso mit roter, verblassender Tinte eine Inkantation daneben geschrieben war, die er nicht aussprechen, geschweige denn sie sich merken konnte.

Zu großformatig, die Seiten, um einen Überblick dazu abzuspeichern im Gedächtnis, zu viele Überschriften, zu viel eindringliche Ausrufezeichen, und nicht schnell genug bewegen konnte Regulus seinen Hals, um überhaupt nur die Einleitung überfliegen zu können. „So man giteilet die Seela ...“ konnte er entziffern, „legge man sie uf gwahlt Ding ...“ Und weiter kam er nicht, egal wie sehr es sich ihm einbrannte und er es nicht mehr vergaß, gleichgültig, wie gern er sich mit dem ganzen Buch in eine Ecke verzogen und es gelesen hätte von vorne bis hinten, diesen ganzen Wälzer voller Schrecken, der schon auf einer Seite ein so abwehrend mulmiges Gefühl in ein lesendes Herz treiben konnte, es blieb ihm verwehrt. Vorerst.

Wie er zurückgekommen war, das hatte er nicht gehört, hatte ignoriert, wie der Hauself wimmernd an seinem eigenen Ohr gekaut und nervös von einem Bein auf das andere gewippt war, hin und wieder an seinem Hosenbein ziehend, doch nun war es eh zu spät, und jaulend vor Furcht, schon im Begriff, sich selbst zu strafen, dass er den Jungen nicht davon abgehalten hatte, hier herein zu stiefeln, machte Kreacher den Eindruck, nur noch davon laufen zu können. Wie versteinert verharrte Orion Black im Rahmen der Tür, hielt sich daran fest und konnte nicht fassen, seinen verbliebenen Sohn bei solcher Lektüre zu sehen, ihn überhaupt hier vorzufinden, an diesem Ort, in seinem eigenen verborgenen Reich. „Was tust du da?“ donnerte seine tiefe, sonst so angenehme Stimme in Schock und Entsetzen, und augenblicklich fuhr Regulus hoch und verlor jeglichen Farbe aus dem schmalen Gesicht. Erwischt.

Hastig trat der junge Mann zurück, im selben Moment, in dem der Hausherr nach vorn stürzte und die Deckel des Buches ergriff, um es mit einem lauten Knall, erschütternd durchs ganze Treppenhaus hallend, zu zuschlagen. Entgeistert starrten sie einander an, der Schüler, weil er die Hand fürchtete, die er schon einmal mit ähnlichem Geräusch und unbarmherziger Härte im Gesicht gespürt hatte, zurück zuckend regelrecht von der bloßen Erinnerung und schon dabei, hinauf zu langen, um den Schmerz zu lindern, der nicht eintrat, der Vater mit einem ungewohnten und bestürzten matten Glanz in den braun-grauen Augen, der nur von einem Gefühl sprach: Horror.

Hätte er nicht solche Angst vor Repressalien gehabt, nicht so auf die gleiche Art beinahe wie der Hauself Strafe geahnt für das unerlaubte, ja verbotene Eindringen in diese privaten Bereiche des Lebens von Orion Black, vielleicht hätte Regulus es gesehen, das Schimmern von Wasser. So aber sah er nur eins, aufkeimende Wut darüber, dass er hier war, Zorn, dass er es gewagt hatte, solch heiliges Material zu berühren, sich anmaßte, irgendwas davon verstehen zu können, wo doch nur erwachsene und großartige Zauberer wie jener hier damit umzugehen vermochten, und einen weiteren Schritt zurücktretend (auch, um der Reichweite seiner kräftigen Arme zu entkommen), senkte er rasch die Augen und verbarg sich hinter seinem Haar. „Ent ... Entschuldigung, Mr. Black,“ stammelte er murmelnd und hoffte, es würde genügen.

Der Vater ging nicht darauf ein. Er blieb wo er war und ließ ihn nicht aus dem Blick, musterte ihn, forschte in seinen nun blassen, jugendlichen Zügen, ohne den geringsten Schatten von schmächtigem Bartwuchs, als müsse er sich vergewissern, noch das selbe Kind vor sich zu sehen wie am Morgen beim Frühstück im Salon, als er ihn über die Zeitung hinüber lugend wortlos begrüßt hatte. Nur langsam senkten sich die angespannten Schultern, die Nasenflügel blieben gebläht, und dann endlich holte er aus und Regulus zuckte zusammen. Es fiel kein Schlag. Träge fast, wie resigniert, deutete der Zeigefinger auf die offene Tür. „Geh.“ Kein Befehl, kein lautes Schreien. „Geh jetzt.“

Im ersten Augenblick konnte Regulus es nicht glauben und blieb, wo er war, die Arme schlaff am Körper herunter hängend, die Hände zu schwachen Fäusten geballt, und dennoch verlor Orion nicht die Geduld. Er stand nur da, den Finger weiter ausgestreckt, bis der Junge begriff und rasch nickte, sich endlich in Bewegung setzte. Seine Augen huschten unter den hängenden Wellen seiner Haare unbemerkt über den Schreibtisch, als sage ihm irgendwas, wie wichtig es war, sich den Titel dieses Buches genau einzuprägen - „Geheimnisse der Dunkelsten Kunst“ - und dann huschte er mit ein paar schnellen Schritten vorbei an der äußersten Kante des Möbelstücks, immer hübsch aus O.A.B.s Einflusssphäre heraus gehalten, war über die Schwelle und draußen auf dem Flur, der Hauself dicht hinter ihm.

Bis unter das Zungenbein schlug ihm das Herz, und der feine Schweiß, der ihm über die Haut perlte, brannte auf dem Mal an seinem Unterarm wie Feuer. Schwarze Magie. Schwärzeste Künste. Das war es, worin Orion Black las. Wieso? Weshalb? Wozu? Er konnte es sich nicht erklären, auch wenn tausende wirre Bilder durch seinen Kopf rauschten, eines abwegiger als das andere. Kalmus züchtete er in seinem Gärtchen, Zehrwurz und Salomonssiegel. Aber was bedeutete das schon? Er wusste es nicht. Er konnte es sich nicht vorstellen. Es passte nicht, er hatte die gesehen, die solche Magien beschworen. Verwirrt, ganz durcheinander, verharrte der junge Mann auf der Galerie und rieb sich die Speiche, gleichgültig ob dem Schmerz, den das verursachte.

Und während dessen klammerte Kreacher sich unbewusst an seine Hosenbein, und die Sommersonne schien auf die große Stadt, und die Menschen draußen im Park dösten oder lasen ein Buch, wie die Platanen mit den Blättern raschelten und ein leichter Wind sich endlich zu erheben begann. Drinnen hielt Orion Arcturus Black seine kräftige Hand flach auf den Einband des Buches gelegt, als müsse er es verschließen und nie wieder loslassen, und nur langsam hörte sein Herz auf, in ängstlicher Vorahnung und dumpfer Bedrückung zu galoppieren.


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