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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Alles für Sirius

von Teekon

Die sommerleichte Brise hob die schweren Kettchen vom Parkett ab, die in die Vorhänge eingearbeitet waren, und wie Nebelschwaden, genau so transparent und beschwingt, stoben sie flatternd in den Raum hinein. Zartweiße Puffwölkchen zogen draußen vorbei durch einen herrlich blauen Himmel, hübsch vorbei an den runden Schornsteinen und den niedrigen Mäuerchen, die flache Dächer zwischen den Schrägen abgrenzten, und Palmen und Algarven in riesigen Terrakotta-Pötten verschafften den Hausbewohnern in ihren Liegeklappstühlen das letzte bisschen Adria-Feeling. Fast schon Tradition, wie die Wäsche sich auf den Leinen blähte, aufgespannt von einer Hauswand zur anderen, während aus den offenen Fenstern bruchstückhaft Musik drang.

Es roch so wunderbar, so scharf nach heißem Asphalt und aufgewärmtem Kopfsteinpflaster, schwerem Ozon und dem Salz vom Meer her, der Wind kam von Osten über die weiten Wiesen zwischen der Küste und Greenwich. Dennoch war die Luft frisch und klar, winzige Fünkchen Feuchtigkeit darin enthalten, denn die erste wirkliche Hitzewelle dieses Sommers war nicht weniger als ein paar Tage alt. Noch sprudelten die Brunnen auf dem Picadilly Circus und auf den Grünflächen, donnerte die Fontäne im St. James Park, gar nicht so weit weg von hier, und die Themse floss ungehindert in breitem Lauf durch ihr ausgegrabenes Bett.

Licht und Schatten spielten in den engen Gassen South of Holborn, warfen tanzende Figuren hin und her, wenn die Fensterscheiben sich bewegten, sprangen in Blitzen und Sternchen über die Mauern und verfingen sich in regenbogenstrahlenden Kreisen hier und dort, gespiegelt, reflektiert, als wären sie lebendig. Fantastisch, diese bunten Flecken, die man, ganz leicht, ohne Stab, an die Decke zaubern konnte, einfach, indem man die Armbanduhr des Volljährigen ein wenig kippte und wieder zurückzog, kippte und zurückzog, dass einzelne Aspekte des Strahls herausgebrochen und als uniforme Farbe, gesplittert in Facetten wie aus Diamant, im langen Balken durch den Raum huschte.

Blinzelnd, irritiert, als hätte sie das noch nie zuvor erlebt, schüttelte Lily Evans den Kopf und hob den Blick, um die Quelle dieser Albernheiten augenrollend anzugrinsen. Typisch. Langweilte sich. Sie konnte nicht anders und musste lächeln, wie sie sich mit dem Kiel auf die eigene Lippe trommelte und am liebsten schon wieder das Kinn zu dieser Geste pendeln lassen wollte. Den nächstbesten Körperteil, den sie erreichen konnte, waren seine enorm riesigen Füße, die sich, an den Knöcheln gekreuzt, auf dem Couchtisch aufgepflanzt hatten, und in einer raschen, offenbar unerwarteten Bewegung, fuhr sie mit dem fedrigen Ende ihres Schreibwerkzeugs einmal von der Ferse bis rauf zum großen Zeh, und Remus Lupin kreischte wie ein Mädchen, konnte aber die Quadratlatschen nicht zurückziehen, so wie er da saß.

Tief hinein gefläzt in einen der hübschen, cremefarbenen Sessel, hatte er die langen Beine gänzlich ausgestreckt, die Knie ganz durchgedrückt, und sie zuckten hilflos, wie er das zu ändern versuchte und nicht konnte. Für einen kurzen Moment kippelte das Sitzmöbel gefährlich, um sofort wieder mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufzukommen, halb auf dem Teppich, halb auf den Dielen. Nicht mal an sich ranziehen konnte er die Füße, um sich das kribblige Kitzelgefühl weg zu reiben, dass sie da verursacht hatte mit ihrer Falkenfeder, und so scheuerte er nur die eine Sohle über den Spann des anderen Kindersargs und erwiderte ihr augenzwinkerndes Grinsen. Ja, gut, das war echt albern, und sie hatte doch zu tun.

Sich zusammen reißend, angelte er wieder nach der Hexenwoche und einem eigenen, vollkommen abgekauten Kurzkiel, um sich dem Kreuzworträtsel zu widmen, ein großes Glas Zauberlimonade – wie in alten Zeiten – in bequemer Reichweite, während die junge Frau sich auf die Lippe biss und sich vorsichtig, aber weiterhin misstrauisch wieder ihrer Aufgabe zuwandte, an der sie nun schon eine ganze Weile hing. Wirklich nicht leicht. An was man da alles denken musste. So viele Kleinigkeiten, ganz zu schweigen von den großen Dingen, die erledigt, bestellt, ausgesucht und herangeschafft werden mussten. Man machte sich keine Vorstellung davon. Natürlich hätte man es leichter haben können, einfach das nehmen, was verfügbar war und fertig, aber welches Mädchen wollte sowas?

Ja, Lily war mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt, und sie hoffte, dass auch James sich darum kümmerte, wobei sie sich nicht wirklich sicher war. Recht früh hatten er und Sirius das Haus verlassen, um einerseits in die Winkelgasse zu gehen, andererseits aber auch noch irgendwo anders herum zu spuken, und im Ministerium hatte er eigentlich ebenfalls vorbei schauen sollen. Die Papiere dürften langsam wirklich fertig sein, und immerhin waren diese schrecklichen Formulare der einzige tatsächlich limitierende Faktor. Man konnte – aber auch nur, wenn es gar nicht anders ging – ohne Blumen feiern, ohne Zelte, Tische und Stühle für die Gäste, ohne Torte, ohne Kleid, aber nicht ohne einen Standesbeamten und nicht ohne die offizielle Bestätigung. So sehr das auch wurmte. Und überhaupt: Lily hatte nicht vor, an diesem einen Tag ihres Lebens auf nur irgendwas zu verzichten, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte.

Nun, mittlerweile war Mittagszeit lang vorbei, und sie hätte das nicht einmal bemerkt, hätte Peters Magen nicht so entsetzlich laut geknurrt. Diese Wohnung mindestens so gut kennend wie das eigene kleine Häuschen oben in Yorkshire, hatte Remus sich freundlicherweise erbarmt und ein wenig was zusammen gezimmert, damit nicht nur das Pummelchen nicht verhungerte, sondern auch die junge Dame einen leichten Happen zu sich nahm. Sie brauchte ihre Kräfte, nicht nur für endloses Blättern in Beispielkatalogen und einen Haken nach dem anderen an ihrer fies langen Liste. Nein, auch der Krieg war nicht vorbei, vielleicht hinten angestellt, aber immer noch präsent, und das bedeutete Pflichten und Wachdienste, und auch die zehrten an Nerven und Verfassung. Aber nicht heute. Nicht in dieser wundersamen Sommersonne.

Der Hausherr und sein bester Freund waren immer noch nicht zurück, doch Sorgen machen musste sich niemand. Hellichter Tag und Aufenthalt in größeren Menschenmassen waren immer noch ein gewisser Schutz, und außerdem hatten sie wirklich viel vorgehabt. War ja hier kaum anders. Am besten schaute man nicht nach draußen auf den schmalen Balkon, denn – mal ehrlich – was Peter da gerade tat, war mit Sicherheit wesentlich gefährlicher als der Einkaufs- und Bürokratenmarathon von Black und Potter. Halb auf das Geländer gelehnt, nur noch mit einer knubbligen Zehe auf dem mittlerweile gefliesten Beton, streckte er seine kurzen Ärmchen weiter und weiter in die Gasse hinein und damit quer über ein einige Stockwerke tiefes Loch, um ächzend und stöhnend nach einem Paar frisch getrockneter Socken zu angeln, und Remus fletschte die Zähne und hob seine Zeitschrift höher, um das nicht mitansehen zu müssen.

Als bekäme sie dieses Drama da draußen gar nicht mit, seufzte Lily und richtete sich auf der Couch etwas auf, wo ihr eigener bester Freund die letzte Nacht mal wieder verbracht hatte. „Ich weiß nicht,“ meinte sie, und das mindestens zum 54. Mal an diesem Tag, wie sie die Stirn kraus zog und die Schultern hin und her wog. „Ich mag die Honiggelben.“ Er war sich sicher, das schon gehört zu haben, ein scheußliches Deja vu, und Remus zog eine Braue steil nach oben und gab ein Geräusch von sich, so neutral wie möglich. Grässlich fand er diese Farbe. Einfach nur abscheulich. Aber ihr gefiel sie offensichtlich. Und dann noch diese blauen Kräuselränder um die eigentliche Anzeige, also nein, ehrlich.

Ihn genau durchschauend und misstrauisch von unten her beäugend, schmollte Lily. Zu feige, seine Meinung ein zweites Mal kund zu tun, nachdem sie ihm vorhin schon so übers Maul gefahren war. Stellte sich an wie Mafalda. Dieser süße Trottel. Nur heimlich kichernd holte sie tief Luft und hüpfte regelrecht auf, um die Blickrichtung zu wechseln, genau in dem Moment, in dem Pettigrew mit einem erleichterten Keuchen und Schweiß auf dem ganzen runden Gesicht wieder behütet auf beiden Füßen aufkam. „Was meinst du, Pete?“ erkundigte sie sich und hielt beide noch übrig gebliebenen Varianten links und rechts von ihren Wangen hoch.

Im ersten Augenblick hatte Wurmschwänzchen keinen Schimmer, wovon sie da redete, und er brauchte ein paar Atemzüge und ein langes Starren auf die beiden Möglichkeiten, bevor er schalten konnte. Neben dem von Remus wenig favorisierten Vorschlag gab es da noch ein recht blassgelbes Exemplar ohne großartige Schnörkel, und Lupin grunzte leise hinter der Hexenwoche. Nicht fair. Peter war weder dezent, noch hatte er Geschmack. „Das da,“ meinte er auch prompt und deutete mit seinen Wurstfingerchen auf genau die Einladungskarte, die absolut und definitiv too much war. „Ha!“ rief Lily auch prompt aus und streckte ihrem besten Freund die Zunge heraus, der nur noch lauter blökte und sich tiefer in den Sessel hinunter kuschelte.

Damit war zumindest das entschieden, und Peter schien recht zufrieden zu sein, der Dame einen Gefallen getan zu haben. Mit herausgestrecktem Bauch summte er vor sich hin und bückte sich, um den Wäschekorb aufzuheben und in die Wohnung hinein zu tragen, während Lily schwungvoll die blassgelbe Version von sich warf und einen Haken auf ihre Liste setzte. Einladungen. Und jetzt den Text dazu. Als wenn das irgendwie einfacher gewesen wäre. Erneut mit den Augen rollend, stöhnte sie vor sich hin und beugte sich wieder weit über den Couchtisch, während Pettigrew sich abmühte und Remus den Moment nutzte, seine Zeitschrift umschlug und sich zu ihr herüber beugte. Das hatte er schon die ganze Zeit sagen wollen. Hässliche Einladungen, schön und gut, das konnte er verkraften, aber das nicht.

„Und im Übrigen siehst du in dem Kleid, das du dir da ausgesucht hast, wie das fettarme Sahnehäubchen auf einem verunglückten Schwarzwälder Kirschbecher aus!“ raunte er ihr zu und presste gewichtig die Lippen aufeinander. Es wirkte. Komplett erschrocken, fast panisch, klappte Lilys Unterkiefer herunter, und ihre herrlich grünen Augen wurden ganz groß und weit, wie sie sich halb über die Arbeitsplatte warf. „Fettarm?!“ quietschte die baldige Braut förmlich und stierte Remus entgeistert an. „Mhm,“ machte er nur, dass sein feines Bärtchen sich auftürmte, und er lehnte sich halbwegs seitlich zurück und schlug die Seiten seiner Lektüre fest aus. „Gänzlich zu glänzend und deutlich eingefallen,“ verdeutlichte Lupin, wie genau er das gemeint hatte, und sie war erst recht entsetzt. Aber Em und Alice hatten gesagt, es sähe gut aus! Frustriert mit den Armen fuchtelnd, ignorierte Miss Evans den vor sich hin pfeifenden Peter, der nun damit begann, einzelne Kleidungsstücke aufzuheben und mittels Zauberstab schonend zu glätten.

Er meinte das nicht so. Das war bloß wieder einer seiner kleinen Anfälle in dieser Angelegenheit. Ganz sicher, so musste es sein. Nein. Diesmal nicht. Remus hatte einen Knick in Menjou und Braue, den sie so synchron hervorragend kannte. So leicht zu lesen in diesem Gesicht. Am liebsten hätte sie darüber gestrichen und gelacht. Naja, vielleicht hatte er recht. Bestimmt sogar. Seufzend gab Lily nach und lächelte mit geschlossenen Lidern, sacht nur den Kopf schüttelnd, ehe sie sich weiter zu ihm herüber beugte und „OK, OK, ich nehm' das Andere!“ wisperte. Sofort hellte sich seine ganze Miene auf, und die Silberaugen strahlten blitzförmig auf. Ein kleiner Seitenblick fiel für sie ab, und Remus hob einen Finger, den er in ihre Richtung ausschlagen ließ. „Sehr gute Wahl, Miss Evans!“ lobte er mit schief auf die Schulter gelegtem Kinn, gleich ein freudiges Glitzern auf ihr Gesicht gebracht. „So einen Baiser hast du doch gar nicht nötig,“ zwinkerte Lupin, und die junge Frau kicherte.

„Baiser?“ Klar, dass Peter das gehört hatte. Wie ein Witterung aufnehmender Basset stand er mitten im Raum, in einer Hand noch ein frisch gebügeltes Hemd, in der anderen den dazu gebrauchten Kastanienstab, und seine wässrigen blauen Augen suchten den Raum förmlich nach der Süßigkeit ab. Seine beiden Freunde da in der Sitzecke brachen in Gelächter aus, das er sich nicht erklären konnte, aber er hatte keine Gelegenheit, nachzuhaken, weil das Türschloss aufsprang und ein laut schnatternder Sirius Black, dicht gefolgt von einem in etwas ruhigerem Ton auf ihn einzureden versuchenden James Potter, die hübsch hergerichtete Wohnung in Soho betrat.

So heftig gestikulierte Tatze, so hochrot waren diese merkwürdig verteilten Flecken in seinem Gesicht, dass jeglicher Ausbruch von Amüsement sofort eingestellt wurde, Remus die Füße vom Tisch nahm und sich gerade hinsetzte, die Hexenwoche total zerknüllend, und auch Lily scherte sich nicht mehr um Kleider und Einladungskarten. Das war mehr als alarmierend, das war hoch suspekt, denn Sirius aus der Fassung zu bringen, da gehörte schon einiges dazu. Und dass ein Shoppingtrip solchen Aufruhr in ihm auslösen könnte, diesem Schnösel, das konnte sich keiner von ihnen vorstellen. Beim besten Willen nicht. „Was ist los?“ fragte Lupin auch gleich, wie er sich herumdrehte und um die Rückenlehne zu schauen versuchte. Weder James noch Sirius reagierten recht, und Pete verharrte dümmlich mitten im Raum in der gleichen Pose, die er schon seit einer halben Minute inne hatte.

Immer noch schüttelte Black seine schwarzen Locken, griff sich wieder und wieder an den nun schon stattlichen Schnäuzer und zerzauste das arme Ding aufs Scheußlichste, wie es sonst nur Großtanten mit sorgfältig gezogenen Seitenscheiteln fertig brachten. „Ich raff's einfach nicht, Krönchen!“ überschlug sich seine Stimme, als wäre er wieder 14 und im Stimmbruch, und egal wie oft James „komm doch erstmal zur Ruhe“ wiederholte, so wenig brachte es irgendwas. Ohne sein Samtjacket auszuziehen, das Sirius gern bei Besuchen im Ministerium trug, fing er an, im Wohnzimmer auf und ab zu stromern, als sei Tatze, der Wolfshund, nervös wegen einer netten Hundedame, und dabei konnte er nicht aufhören, seine Frisur zu verunstalten.

James musste für ihn übernehmen, und sich selbst aus seiner leichten Sommerrobe pellend, rollte er mit den braunen Augen hinter den runden Brillengläsern. Ein letzter Versuch - „Sirius, ist gut jetzt!“ - dann gab er es auf und seufzte, stützte sich am Arm der cremefarbenen Couch ab und küsste seine Verlobte zur Begrüßung kurz, aber nicht flüchtig, auf die Schläfe, ehe er zu erklären begann. „Wie ihr seht, ist unser Mr. Black völlig daneben,“ deutete er auf seinen besten Freund, während er gleichzeitig alle miniaturisierten Einkäufe aus der Innentasche seines Capes zog und auf die Dielen legte, um das Gesamtpaket mittels eines simplen „Engorgio“ wieder auf Normalgröße zu bringen. Sah aus, als hätten sie tatsächlich alles bekommen, wonach sie gesucht hatten. Aber das blieb eine Randbemerkung in diesem seltsamen Zustand des Sirius Black.

„Wir haben es eher durch Zufall mitgekriegt,“ fuhr James Potter fort und hockte sich mit einer Hinterbacke auf die gleiche Armlehne, die er soeben noch als Stütze benutzt hatte, holte Luft, um weiter zu erzählen, als es aus Sirius selbst herausplatzte: „Alphard ist tot!“ So blieb es bei einer zustimmenden Geste, der präsentierten Hand, die sich gleich klatschend auf dem Oberschenkel ablegte. Donnernd knallten Remus' nackte Füße auf dem Parkett auf, und Peter ließ das Hemd fallen, auch wenn er erst einmal zu überlegen schien, von wem Sirius da überhaupt sprach. Lily nahm ihm das Denken ab. „Dein Onkel ist tot?“ konnte sie es nicht fassen, aber ihr Verlobter nickte einmal bestimmt, während Sirius' Kopf einem Wackeldackel Konkurrenz machte.

Onkel Alphard Black. Patenonkel Alphard Black, der großzügige Spender, der nicht nur diese fabelhafte Behausung eingerichtet und unterhalten hatte, sondern auch für Sirius' üppige Garderobe und gut gefüllte Speisekammer sorgte, seit der junge Mann sich aus seinem Elternhaus geflüchtet hatte. Sein fliegendes Motorrad existierte nur, weil dieser Herr seine Beziehungen hatte spielen lassen. Alles, was Sirius besaß, war auf seinem Reichtum gewachsen – und auf seiner extremen Abneigung gegen seine ältere Schwester, der er immer wieder gern eins ausgewischt hatte, und sei es nur, indem er alle Machenschaften zärtlichst unterstützte, die ihr wie Zigarettenkippen in der Haut brannten. Tot. Einfach tot.

Na klar, ein netter Kerl war er nicht gerade gewesen, ein Slytherin, wie man ihn sich vorstellte, aber wenigstens aufrichtig dabei. „Aber ...“ stammelte Lily und konnte nur ihre Hand um das Gelenk rotieren lassen. „Aber er war doch noch so jung!“ Allerdings. Keine 42 Jahre alt, jünger als Walpurga, auch wenn er dank seiner Leibesfülle ein wenig vorgealtert gewesen war, und Sirius nickte immer noch völlig bekloppt, derweil James sich wohlgeordneter Erklärungen bediente. „Er hat offenbar mit irgendwas in seiner Wohnung experimentiert,“ gab er wieder, was sie erfahren hatten bei ihrem Stopp im Ministerium und der anschließenden Unterredung bei Alphards Rechtsanwalt. „So ganz genau wissen sie es noch nicht.“

Also keine Kriegshandlung. Natürlich nicht, wieso auch? Ein Reinblut, das sich komplett heraus gehalten hatte aus diesem Konflikt, obendrein ein Black, eine Bastion, kein schlechter Zauberer und umgeben von allerlei anderen, nicht gerade mittelmäßigen Hexen und Hexern in seinem Wohnhaus irgendwo gar nicht so weit fort in Kensington. Sie würden sicher bald Näheres erfahren, Moody mit der Aufklärung dieses augenscheinlich bedauerlichen Unfalls betraut. Da würde kein Geheimnis vor ihnen verborgen bleiben. Aber so wichtig war das jetzt auch gar nicht, denn die Tatsache, dass sein Onkel in so jungem Alter das Zeitliche gesegnet hatte, war wohl nur eine Nebensächlichkeit mit ursächlichem Hintergrund für Sirius' Anfall.

„Die Sache ist die,“ kam James endlich zum Punkt, wie er mit einer Hand ausgestreckt weiterhin auf den hin und her laufenden Freund mit hinter dem Rücken verschränkten Armen deutete, „dass Alphard ein eindeutiges Testament hinterlassen hat.“ Remus grunzte, wie er bereits begriff und sich etwas gerader hinsetzte, weil ihm schon der Hals weh tat. „Wie umsichtig von ihm,“ bemerkte er und konnte sich lebhaft vorstellen, warum ein so junger, kerngesunder Kerl an eine solche Formalität gedacht hatte. Seit er auf dem Black'schen Stammbaum nur noch ein Brandfleck gewesen war, musste Onkel Alphard ganz besonders erpicht darauf gewesen sein, seine verhasste Schwester nicht einen einzigen Knut seines Vermögens in die deformierten Finger kriegen zu lassen. Und das war ja anscheinend notwendig gewesen bei seinen wenig friedlichen Hobbies.

Mit einem „hm“ legte Lily sich einen Finger auf die Lippen. „Lass mich raten,“ spielte sie hervorragend mit. „Sirius erbt alles?“ Das augenblickliche, wiederum einmalige Nicken von James hätte an sich ausgereicht, er jedoch unterstrich es mit einem kurz angebundenen „yup“, und Black wurzelte auf dem eigenen Fußboden fest und schwankte wie eine Feder, die man die Treppe hinunter geschubst hatte, und die nun auf der letzten Stufe hin und her pendelte. „Jede Galleone, jeden Sickle, jeden Knut,“ zählte Potter auf und nahm die Finger dazu zu Hilfe. „Seine Wohnungen, seine Ländereien, die Standuhr und die Schlafbrille, einfach alles.“ Die quieksigen, ungläubigen kleinen Geräusche aus Blacks Kehle waren eine ausgesprochen amüsante Untermalung dazu. „Nichts für seine Schwester, nichts für seinen Bruder,“ verdeutlichte James nur weiter, „kein bisschen für die lieben Nichten und auch kein Zückerchen für den kleinen Neffen. Alles für Sirius.“

Als hätte er es durch diese Ausführungen erst endgültig verstanden, die Sprache seines besten Freundes ihm so viel näher als das formelle Geschwafel des Anwalts, sackte der junge Mann mit den schwarzen Locken seiner Sippe wie ein nasser Sack auf dem zweiten, bisher leeren Sessel zusammen, als habe man einen erstickten Gockel vom Baum geschnitten, und er musste den Kopf in die Hände stützen bei den schwindelerregenden Summen, die er auf diesem Pergament mit der festen, geschwungenen Handschrift seines Patenonkels gelesen hatte. Reich. Stinkend reich mit einem Schlag. OK, ja, das war nicht grad die feine englische Art, an derlei Reichtum zu gelangen, aber hey! Alphard hatte es so gewollt! Und was konnte er dafür, wenn der Gute irgendwelchen Blödsinn mit Drachenfeuer in seiner eigenen Küche anstellte? Es war trotzdem einfach zu viel.

„Tja, also,“ grinste ausgerechnet Remus, wie er nicht anders konnte und einen Mundwinkel verschmitzt und unanständig hoch ziehen musste. „Wenn's heut' Nacht in Bloomsbury ordentlich brennt, weißt du, wieso.“ Kichernd hielt Lily sich in eine Hand vor die Lippen, und James musste ebenfalls alle Zähne zeigen. „Dann ist deine Mutter geplatzt,“ schmunzelte er und brachte Peter damit zu einem grienenden Lachkrampf, wie er sich das vorstellte und eine gelungene Interpretation davon brachte, sich die Wangen aufblies und die Ärmchen hob über seinem kugeligen Körper. „Bumm!“ röhrte er langgezogen, und das ganze Wohnzimmer kringelte sich in den Sesseln und auf der Couch. Oh ja, Walpurga Black würde heute mit Sicherheit sehr, sehr unglücklich sein. Und ausgesprochen wütend. Da konnte man froh sein, sich so weit weg von ihr aufzuhalten.

Es würde keinen Menschen geben, der Alphard Black auch nur eine Träne nachweinte. Nein, nicht wirklich. Höchstens vielleicht sein Stammtischwirt. Und außerdem hatte er im Leben alles erreicht, was er je hatte haben wollen. Geld, Ansehen, Prestige, einen schicken Samtanzug wie der von seinem Cousin und Sippenoberhaupt, einen Patensohn, bloß keine eigenen Kinder und die ewige Verachtung seiner älteren Schwester. Was konnte es Schöneres geben? Und darauf sollte man trinken.

Sich aus dem Sessel stemmend, in dem er in seinem Hemd mit den aufgekrempelten Ärmeln und einem Paar alter Cordhosen gesessen hatte, seufzte Remus Lupin und fischte nach seinen Schuhen unter dem Couchtisch, den Aufbruch einläutend. Sogleich klopfte auch Lily auf die Polster links und rechts von ihren Oberschenkeln und stand auf, zwang James auf die Füße und forderte mit einem „auf, auf!“, dass Peter die Wäsche stehen lassen möge. Ganz verwirrt noch immer zwischen den eigenen Fingern hervorschauend, war Sirius sich nicht sicher, ob er das jetzt hinkriegen würde. „Gehen wir was trinken!“ schlug das Mädchen vor, was längst alle von allein im Sinn hatten, und gemeinsam zogen sie und Remus den Überrumpelten hoch.

Wie Pettigrew sich die Fingerchen am Hosenboden abwischte und den Zauberstab in der Gesäßtasche versenkte, das Gesichtchen ganz verlegen, druckste er herum. „Ich hab' kein Geld dabei,“ murmelte er vorsichtig und peinlich berührt, aber James lachte auf und schlang einen Arm um seinen kleinsten Kumpel. „Darüber mach' dir mal heute keine Sorgen,“ befand er, während Lily schon ins Detail ging. „Black zahlt,“ tätschelte sie Sirius' Schulter, und Remus rieb sich das unrasierte Kinn. „Richtig,“ meinte auch er, und der Tross setzte sich in Bewegung. „Black ist reich.“


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