Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Gebrandmarkt

von Teekon

„Sagt mal 'Schulabschluss'!“ gröhlten James und Remus gleichzeitig, jeder einen Arm ausgebreitet wie ein Fischer seine Netze, um den ganzen Haufen unter sich zusammen zu ziehen und fest zu drücken. Lily kreischte augenblicklich und lachte gleichzeitig wie verrückt, und fast wäre sie von dem winzigen Schemel herunter geplumpst, auf den sie sich für das Foto gesetzt hatte. Nur Potters Schulter hielt sie davon ab, und er konnte einfach nicht anders, als ihr einen ungestümen, aber zärtlichen Kuss mitten auf die Ohrmuschel zu verpassen. Zu überwältigend, dieser Moment, eine Art Endgültigkeit implizierend, die man selbst mit der gerade eben überstandenen Zeremonie nicht hatte erreichen können.

Sirius stimmte einen jodelnden Triumphgesang an, wegen dessen sich Peter an seinem eigenen Speichel verschluckte und gänzlich nach hinten über kugelte, und der Fotograph rollte belustigt mit den Augen. Gut, dass er bereits abgedrückt hatte, sonst wäre das hier wieder nichts geworden, und der Längste der jungen Männer packte den Dicksten am Kragen und richtete ihn wieder auf, dass er sich seine gute Absolventenrobe nicht komplett versaute. So trocken war die Wiese nun auch wieder nicht hier unten am Ufer des Sees.

So richtig unfeierlich wollten sie es dann wohl doch nicht angehen lassen, ordneten ihre Roben und gaben sorgfältig acht auf ihre zusammengerollten und versiegelten Zeugnisse, und der Mann mit dem magischen Lichtbildapparat musste sich nur die Fransen an ihren Mörtelbrettern betrachten, um in etwa die darauf verzeichneten Noten erraten zu können. Nur einer bekam sonst eine bunte Quaste in jedem Jahrgang, doch dieses Mal waren es Zwei, und bei beiden leuchteten Rot und Gold, wie sie ihnen über die Schlüsselbeine fielen. Schwarz die anderen, und dennoch auf jedem Gesicht ein zufriedenes, stolzes Lächeln.

Sich bedankend und daran erinnernd, dass jeder von ihnen einen Abzug davon wollte, verabschiedeten sich die fünf Gryffindors von ihm, und der Fotograph zog weiter, um sich dem nächsten Grüppchen an Freunden zu widmen. Überall standen welche herum, gekleidet in ihre mit Hauswappen geschmückten Umhänge und Anzüge und Kostüme, da würde er nicht lange unbeschäftigt bleiben dort auf dem flach abfallenden Abhang, das Schloss im Hintergrund. Gar nicht weit von der hohen Birke mit der ausladend über die stille Wasseroberfläche geneigten Krone hatten sie sich zusammen gefunden, nie in all dem Trubel wirklich getrennt, und nun war kaum ein Moment, um still für sich zu genießen. Dem Protokoll musste genüge getan werden, es warteten noch ein paar kleine Rituale auf sie.

Der Erste von ihnen, genau wie damals, als sie in die Häuser gewählt worden waren, der auf das Podest hinauf gerufen worden war, hockte Sirius Black nun im Gras und stierte ein wenig geistesabwesend, aber mit einem fast schon zu feinen Lächeln über das sommerliche Tal hinaus. Jeder kannte ihn, jeder schätzte ihn auf die ein oder andere Weise, und selbst die, die es nicht taten, konnten niemals leugnen, dass er eine fabelhafte Erscheinung abgab und oben drei mächtig Grund dazu hatte, mit geradem Rückgrat die Stufen zu erklimmen. Und nicht nur die Gryffindors zollten ihm Applaus, sondern auch viele Freunde aus Hufflepuff und Ravenclaw, ganz zu schweigen von den kreischenden Mädchen, die es sich nicht nehmen lassen wollten, die letzte Chance auf Beachtung zu nutzen. Er grinste immer noch, wie er an das Gesicht der McGonagall dachte, als James „ich will ein Kind von dir!“ geschrien hatte.

Oh, es ging nicht anders, er liebte das, wenn sie dieses verkniffene Knittern in den Wangen hatte und die Nasenflügel blähte, er musste einfach noch eins drauf setzen, sobald sie ihm den Hut in die Hand gedrückt hatte. „Ich kann das nicht aufsetzen, Ma'am,“ hatte er ihr allen Ernstes zu erklären versucht, „das Teil versaut mir die Frisur!“ Göttlich, dieses durch die Zähne gequetschte „Mr. Black!“, und sie konnte ihm erzählen, was sie wollte: Sein verschmitztes Zwinkern, gut verborgen vor den Zuschauern, das genoss sie mindestens genau so sehr.

Miss Evans, fast hüpfend war sie die Stufen hinauf gelaufen, so aufgeregt, als wäre sie auf dem Weg zur neusten Achterbahn auf dem Jahrmarkt, und dabei flog ihr Haar glitzernd in der Sonne, dass nicht wenige junge Männer ehrfurchtsvoll geradere Haltung einnahmen auf ihren Plätzen. Nur James hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sich demonstrativ lässiger zurückgelehnt bei diesem Anblick, bis er von der Seite einen heftigen Tritt abgekriegt hatte. Niemanden verwunderte Dumbledores Erklärung: Natürlich hatte sie kein einziges E oder A auf ihrem Notenpergament. Nicht eines. Man hatte es hören können, obwohl nur von den Lippen ablesbar, wie Sirius ihr, sobald sie sich neben ihm auf die Bank ihres Hauses hatte fallen lassen, dieses kleine Wörtchen „Streberleiche“ zu geflüstert hatte, und mit herausgestreckter Zunge hatte sie sich gegen ihn gelehnt.

Na klar, konnte sie stolz sein. Waren sie doch alle, ihre Eltern ebenso wie ihre Freunde, und richtig verzückt sortierte James jetzt hier unten am See die einzelnen Kordeln in ihrer bunten Quaste, während sie ihm gleichzeitig die durcheinander gebrachte Robe über der Brust glättete. Wenn die sich hätten sehen können, sie hätten das sofort abgestellt. Davon wurde einem ja übel, befand Black, ließ die Augäpfel in ihren Sockeln nach oben rollen, bis nur noch das Weiße sichtbar war und stieß dem hinter ihm stehenden Remus mit einem Ellbogen heftig in die Rippen. Dennoch brauchte der Älteste einen kurzen Moment, um sich ihm wieder zu widmen, schüttelte sich und knickte den Hals ein, um nach unten schauen zu können, der Blick ganz glasig, und Sirius wusste sofort, dass sie beide das Gleiche betrachtet hatten. Einander zu grinsend, zuckten sie resigniert die Achseln.

„Remus Lupin!“ hatte der Schulleiter aufgerufen, und beinahe hätte er die ganze Stuhlreihe umgebrezelt, weil er so viel mehr Platz brauchte, um sich zu bewegen, als all die anderen Absolventinnen und Absolventen. An Pete vorbei zu kommen, war eine besondere Herausforderung gewesen, aber irgendwie war er aus der Enge heraus getreten und hatte dort hinauf stiefeln können, die Wangen ganz rot vor Verlegenheit, die beiden fransigen Narbenfurchen davon angesteckt wie Rinnsale an einem Teich. Nicht damit gerechnet hatte er, nicht nach Lilys großartigem Zeugnis und der sichtbaren Auszeichnung des Jahrgangsbesten, aber auch an seinem Mörtelbrett schimmerte Rot und Gold in Schnüren, und das konnte nur eines bedeuten. Ein Blick in sein Zeugnis war nicht notwendig, um zu begreifen, dass Gairhbhith Fryssingtons kleine Prophezeiung eingetreten war: Den Erfolg seiner OWLs hatten er problemlos wiederholen können.

Richtig dekadent sah das aus, dieses Gebammsel da auf seiner Schulter, und dennoch kam Remus nicht umhin, hin und wieder danach greifen und die Quaste regelrecht verklärt zwischen den Fingern streicheln zu müssen. Umso schöner diese Anerkennung, weil er sie teilen konnte, weil Vater dort oben auf einem kleinen Stuhl saß, gestützt auf seinen alten Wanderstab und doch recht guter Dinge, wie er sich mit Professor Dumbledore unterhielt, Edward gleich neben ihm, und es stimmte wirklich. Von hier schaute der College-Lehrer nur noch zauberischer aus; niemand hätte ihn für einen Muggel gehalten, wie er sacht an seiner Pfeife sog und bedächtig nickte mit gekräuselter Stirn.

Unterbrochen wurde das angeregte Gespräch nur immer wieder von vorbei eilenden Eltern anderer Schüler, von Bekannten und alten Freunden, die „Glückwunsch, John!“ rufend in Richtung des Buffets unterwegs waren oder noch hier herunter, um ihre Kinder einzusammeln und ihnen erst einmal selbst zu gratulieren.

Sowas in der Art hatte wohl auch Mrs. Pettigrew vor, die gerade mit glänzenden Augen und der Nase in einem blümchenbestickten Taschentuch aus Spitze ihren Weg zu ihnen herunter antrat. Lange genug hatte sie gebraucht, sich aus der Senke mit der Tribüne und den Zuschauerrängen heraus zu kämpfen, und so sehr Peter auch versuchte, sich hinter seinen größeren Freunden zu verstecken, so wenig würde er doch damit durchkommen. Verzweifelt seufzend trat er von einem Fuß auf den anderen und schien sich nicht entscheiden zu können, ob er sich das jetzt antat oder doch lieber in den See hüpfen und rauskraulen sollte bis zur Riesenkrake, um sich von ihr abknutschen und zerdrücken zu lassen. Peinlich, peinlich. Mit ihrer Handtasche winkend, begann die kleine Dame, auf ihren hochhackigen Schuhen den Hang hinunter zu stöckeln, und auch die beiden Herren, die ihren Weg kreuzten, konnten sie nicht mehr genug ablenken, um die Fährte zu vernichten.

„Ja ja, so wie damals, nette kleine Zusammenkünfte in meinem Büro, Sie erinnern sich?“ quasselte die vor freudiger Erregung leicht quietschige Stimme von Horace Slughorn, wie er üppige Gesten vollführte und dabei ein Glas in der freien Hand schwenkte. Wesentlich ruhiger und bedächtiger schritt Mr. Black neben ihm einher, die schweren Brauen dunkel ineinander geschoben, und ob er ihm wirklich zuhörte, oder ob er ganz woanders war mit seinen Gedanken, das konnte man kaum sagen. Gespitzte Ohren waren eben nicht physisch zu bemerken. Und überhaupt waren Lilys schauderschöne (ja, Remus hatte recht, genau das war das richtige Wort dafür) grüne Augen wesentlich interessanter. Viel mehr als silberne Plaketten auf der Brust und irgendwelche Ehren für Quidditch-Champions, die hatte er sowieso komplett vergessen, noch bevor er Zeit gehabt hatte, sie sich recht anzusehen.

NEWTs in allen wichtigen Fächern, überall dort, wo er es brauchte hervorragende Noten, um die Karriere antreten zu können, die er wollte, auch wenn die Auroren mit Frank und Alice für die nächsten paar Jahre genug Nachwuchs hatten. James Potter brauchte sich nicht zu beeilen mit dem Geldverdienen. Am liebsten gelacht hätte er darüber, was für ein unglaubliches Glückskind man sein musste, um er zu sein, und er seufzte nur und strahlte wie die Sonne da oben am Himmel. Sowieso viel mehr als ein Zeugnis hielt er in den Händen, und er wünschte sich, es jetzt schon mit allen teilen zu können. Na, später. Nicht mehr lange hin. Auch ihren vorsichtig auf die Lippen gelegten Finger brauchte er nicht, um sich zurück zu halten. Zumindest heute noch ein mal.

Erst das laute Händeklatschen ihrer Hauslehrerin und stellvertretenden Schulleitung schreckte sie alle aus ihren Gedanken und gerade neu geschaffenen Erinnerungen, und wie aus einem Munde seufzend, fanden alle zurück ins Hier und Jetzt. „Meine Herrschaften!“ rief die McGonagall vom Kamm des Abhangs zu ihnen herunter und erlöste damit, ohne es zu wollen, Mr. Pettigrew noch einmal von seinem Schicksal, wie seine Mutter komplett verwirrt stehen blieb und sich nach links und rechts und wieder zurück drehte wie ein kopfloses Huhn, bevor sie die Flucht ergriff und das Feld räumte. Ganz erleichtert wischte der junge Mann sich den Schweiß von der Stirn und bemerkte nur ganz nebenbei und sehr verlegen, dass es sich um ein ganz ähnliches Taschentuch handelte wie das seiner verehrten Frau Mama, mit dem er sich die Schläfen tupfte. Hastig stopfte er das Stück Stoff in den einen Ärmel seiner Robe und grinste Black entgegen, der mit hochgelupfter Braue den Kopf schüttelte.

Die Arme ausbreitend, räusperte sich Remus und griff nach den am weitesten außen stehenden Schultern, links Peter, rechts James, und zog den Rest mit ihnen mit, ob sie wollten oder nicht. „Wollen wir dann zum Letzten schreiten?“ schlug Lily vor, den Gedanken ihres besten Freundes erratend, wie Lupin den ersten langen Schritt den steilen Hügel hinauf so andächtig und feierlich vollführte, als wolle er die ganze Bande gemeinsam zum Traualtar führen. Ein bisschen hatte er dabei schon was von einem Muggelpfaff, musste Potter still und heimlich zu sich selbst bekennen und sich schmunzelnd das Kinn reiben. Bloß nichts sagen. Das Bild einfach nur so mitnehmen, wie es kam.

Ihre Zeugnisse in den Innentaschen der schwarzen Roben versenkend, befreiten die vier Rumtreiber und die junge Lady in ihrem Kreis die Hände, um sie statt dessen beim Nachbarn unter den Achseln hindurch auf den Rücken zu schieben. So verwoben, das Ganze am oberen Ende zusammen gehalten durch Remus' endlose Fittiche wie ein prall mit Süßigkeiten von Honeydukes gefüllter Sack von einer Zugkordel, schlenderten sie im Gleichschritt zur Versammlung ihres Jahrgangs hinauf, während ringsherum eine ganz ähnliche Bewegung einsetzte. Dumbledore half Edward dabei, John zu stützen, und Charlus Potter sammelte Mrs. Pettigrew ein, als müsse er einen Gnom einfangen, wie sich alle aufmachten, um den ehemaligen Schülerinnen und Schülern, aufgereiht in einer Schlange, gratulieren zu können, ganz offiziell.

Natürlich war es auch in diesem Jahr nur Durcheinander. Es funktionierte nie so, wie sich die Hauslehrer das ausgedacht hatten, und viel zu früh und voreilig wurden Hände geschüttelt und Schultern geklopft. Aber das machte nichts. Schließlich ging es ums Prinzip. Mehr als vergnügt sogar darüber, ein wenig untertauchen zu können, sollte es notwendig sein, schielte Sirius über seine Schulter hinweg und suchte nach dem vierten Professor, spähte zwischen Lupins schlankem Brustkorb und seinem eigenen kräftigen Arm hindurch nach dem Tränkemeister, den er, dort oben, wo er sein sollte, bei Flitwick und Sprout und der McGonagall, nirgends entdecken konnte. Tief im Gespräch noch immer mit dem ehemaligen Schüler seines eigenen Hauses Slytherin, hatte Slughorn sich zurückgezogen, und wäre er nicht so von seinen Freunden weiter gezogen worden und gleichzeitig so froh darüber gewesen, seinen Vater weitab von der Zeremonie zu finden, dann hätte Sirius sich womöglich gewundert, wie starr und steif sich die Männer gegenüber saßen in jener Ecke, als wären sie gar nicht so eng verbunden, wie es vorhin noch ausgeschaut hatte.

Stimmengewirr und zufriedenes Lachen begleitete den Pulk aus Zauberern und Hexen, vermischt mit ein paar wenigen, meist fürchterlich irritierten Muggeln wie Mr. und Mrs. Evans, die sich lieber an die ihnen bereits bekannten Leute (besonders den Gentleman in Tweed) hielten und den restlichen Auflauf eher mieden. Sich drücken lassend, dabei ihren eigenen Verband vorsichtig und höchst widerwillig auflösend, wiegten sich alsbald auch schon die Bewohner des obersten Turmzimmers (bald andere Jungen nun) in den Armen ihrer Eltern und denen ihrer Freunde, suchten sich selbst in der Masse diejenigen heraus, die sie begrüßen und beglückwünschen wollten und ließen sich finden. Stebbins und Cresswell, Diggle und Vance, überall quietschte man fröhlich und versuchte, diesen scheußlichen Wehmut auszuschalten und sich einfach nur zu freuen, dass sie alle nun freie, erwachsene Menschen waren.

Die Daumen in den Revers, seufzte Sirius Black und nickte Vitus zu, der zwischen seinen beiden älteren Brüdern regelrecht verhungert wirkte. Tapferer Dreckssack, hatte es ein paar Todessern echt ordentlich gegeben da unten im Biergarten des 3 Besen, das würde er ihm nicht vergessen. 'Ne Breitarschantilope war er trotzdem. Grinsend griff Tatze sich an den nun doch langsam ungezierten Bart und unterdrückte ein offenherziges Lachen ohne jegliche Boshaftigkeit, das ihm im Halse stecken blieb wie ein quer verschluckter Hühnerknochen. „Einen schönen guten Tag, Bruderherz!“

Alles rutschte ihm aus dem Gesicht. Das Lächeln, das Blut, sogar die Augen wurden matter, wenn auch nur für einen einzelnen Herzschlag, ehe die Glut neu aufflackerte und Sirius sich langsam, bedächtig, aber nicht zögernd herum drehte. Natürlich war er nicht allein herauf gekommen, nein. Regulus Black stand im Kreise seiner Begleiter, der wie immer kurz vorm Übergeben stehende Malfoy mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, das breite Kreuz von Travers und das hähmisch grinsende Gesicht (Gesicht? Wenn man das so nennen wollte ...) von Walden MacNair wie ein Rondell um ihn herum gezogen. Klein wirkte er zwischen den Erwachsenen, noch viel schmächtiger, als er es ohnehin war, die gekürzten Locken hinter die Ohren zurück gewischt. Keiner von ihnen wagte es, offen aufzutreten. Respektable Anzüge mit feinen, teuer geschneiderten Roben in Form von knopflosen Capes, trug ein jeder dieser bekannten Todesser, die den jungen Mr. Black umgaben. Er selbst war in Schuluniform gekommen, die weiten Ärmel nun schwungvoll um die Handgelenke gewickelt, wo er die Hände in die Hüften gestemmt hatte und sich breitbeinig vor seinem Bruder aufbaute.

Sirius hatte weder Angst, noch fühlte er sich im Geringsten unbehaglich. Keinen Grund gab es dafür, selbst wenn sie hier auf der Winkelgasse gestanden hätten statt unter den Augen so vieler Lehrer und öffentlicher Ämter, und schon gar nicht, wenn es um diese Vögel ging. Keiner von denen konnte ihm das Wasser reichen, weder mit dem Zauberstab noch an Intellekt oder Stolz. Reine Show war das doch. Abschätzig musterte er nur den Jungen zwischen den heuchelnden Schwarzmagiern, ignorierte vollkommen die stechend grauen Augen von Lucius oder das ewige Gesabber von Eggi Travers. Wie Fliegen, wie Abfall in irgendeiner Ecke, und wenn überhaupt einer von ihnen Beachtung auch nur im Geringsten verdient hatte, dann war es der Jüngste unter ihnen. Und das auch nur, weil irgendein Tropfen seiner zwei Galleonen Blutes identisch war mit dem eines aufrechten Gryffindor. „Was willst du?“

Ein ungewohntes Grinsen sprang dem Jüngeren ins Gesicht, und mit einem fast lässigen Drehen seiner Halswirbelsäule warf Regulus die Haare noch etwas mehr in den Nacken. „Aber, aber, wieso denn so unhöflich, Großer?“ feixte er, und die dunkleren Augen glitzerten im Sonnenlicht, das über die Turmspitzen des Schlosses floss. Sirius rührte keine Miene. Er sollte es nicht sehen, sollte nicht wissen, wie falsch er daherkam, wie sauer seinem Bruder dieses Verhalten aufstieß. Das war nicht Regulus. Das war nicht der ruhige, sensible kleine Kerl mit den feingliedrigen Händen, der so wunderbar Strichlein für Strichlein den Pinsel über Pergament ziehen konnte. Nicht mehr wichtig. Er hatte keine Familie, nicht mehr an jenem Ort. „Ich will dir doch nur zu deinem offenbar besser als gedacht gelaufenen Abschluss gratulieren.“

Das kratzte nicht. Fast hätte Sirius gegrinst, doch es wurde nur ein flüchtiger Moment daraus, ein hochgezogener Mundwinkel unter flirrendem Spott, der den Slytherin sofort in die Defensive schoss und einen Schritt zurückweichen ließ, ehe die Miene des Älteren wieder völlig versteinerte. Ohne ein Wort zu sagen, streckte Sirius die offene, leere Hand so plötzlich und kraftvoll aus, dass sie dieses Mal alle in Abwehrstellung sprangen, und die zittrigen Finger von MacNair, diesem Feigling, huschten an die Brust und wieder herunter, wie er sich – fast peinlich berührt errötend – wieder beruhigte. Zu einer Gratulation gehörte ein Händedruck. Und auf den würde Sirius Black bestehen. Wenn er sich traute, der kleine Gernegroß.

Das Zaudern war so deutlich spürbar wie der sachte Sommerwind, der von den Wiesen und Feldern von Hogsmeade herauf kam und die Frische des Sees mit sich brachte. Winzige Perlchen aus Schweiß krochen ihm über den Haaransatz, und unruhig huschten die Augen von der beständig ausgestreckten Hand zur eigenen in dem weiten Ärmel und wieder zurück, höher, um ihm ins Gesicht zu schauen, abzuschätzen, ob das eine Falle war oder ernst gemeint, ein ehrliches Angebot, und dann links und rechts vorbei an den breiten Schultern in dem gut sitzenden Anzug, wo sich nun Potter, Lupin, Evans und Pettigrew aufbauten.

Er durfte nicht als Waschlappen dastehen. Nicht vor diesen Männern, die man ihm zur Seite gestellt hatte, die heute hier waren, um ihre Kameraden zu begleiten bei deren Abschlussfeier, Snape, Avery, Mulciber, Rosier, Wilkes. Konflikt im Gesicht. Aber Sirius sah ihn nicht. Längst auf Anderes war er aus, und das von Überlegungen abgelenkte Erheben der rechten Hand, um die seine zu schütteln, nutzte er eiskalt aus. Mit einem raschen Vorbeugen, zu flink für die Umstehenden, auch für die eigenen Freunde, grabschte Mr. Black mit der rot-goldenen Krawatte nicht nach der Rechten. So grob, so heftig zog er den linken Arm seines jüngeren Bruders nach oben, drehte und bog ihm Elle und Speiche mit der Innenseite nach außen und riss den dunklen Stoff der Robe nach oben, dass der Schüler mit schmerzverzerrtem Gesicht halb in die Knie ging. Und niemand ringsherum sah es, denn die Mauer aus verfeindeten Lagern stand undurchdringlich.

Es war nicht das dumpfe Knacken in Schulter und Ellbogen, das ihm solche Schmerzen bereitete, dass sich der Junge hart auf die Wange biss. Es war das Brennen, dieses heiße Stechen auf der handflächenseitigen Länge des Unterarms, wo die schwarzen Pigmente in magischen Nadelstichen unter die Haut gepflanzt worden waren, untrennbar verbunden mit denen der Anderen, auch unlösbar verstrickt mit dem Fleisch des Dunklen Lords. Und diese unsägliche Kälte rutschte in Sirius' Brustkorb zurück, die er so zu verabscheuen gelernt hatte, hieß sie willkommen als einzige wirksame Bandage gegen die Leere und den Verlust, während seine Freunde sich atemlos aufrichteten und auf die Totenfratze starrten, die ein Junge an seinem 17. Geburtstag mit flehentlichen Augen präsentierte.

Wie ein Kaninchen, so duckte sich Regulus in den Schatten all jener, die ihn nun in einem engen Kreis umstanden. Zu hell die Sonne, die auf das Dunkle Mal fiel, zu gut sichtbar für jedermann. Nur zwischen den Schultern hindurch lugen brauchte jemand, um es zu sehen, um zu erkennen, was er da trug und zu wissen, wozu ihn das machte. Ein quieksiges Winseln entkam ihm, sobald er den Blick in den Augen seines Bruders einfing. Wie damals. Wie oben im Krankenflügel. Nichts, was er sagen würde, käme bei Sirius an. Gar nichts. Verloren. Auf ganzer Linie und dieses Mal endgültig. „Hübsch,“ grollte der Ältere und deutete mit dem Kinn darauf, unter schwerster Anstrengung dem Impuls unterdrückend, darauf zu spucken. Und er ließ ihn nicht los, auch wenn er seine eigenen Finger so weit von dem Schädel mit der Schlange entfernt hielt, wie es nur ging.

Lupin war bleich. Das Mädchen hielt sich eine Hand vor den Mund. Pettigrew verbarg sich unter dem Ellbogen des Hochgewachsensten. Und Potters sanfte Augen glühten vor Ekel, Zorn und einer Prise Mitleids – nicht für ihn, für Sirius – wie er angewidert die Lippe hochzog und seinen Blick genau so wenig von der Tätowierung nehmen konnte. Ein Zucken ging durch Regulus' Arm, wie sein Bruder mit dem Kopf ruckartig irgendwo in Richtung des Schlosses wies, doch er konnte sich nicht aus diesem eisernen Griff befreien. „Weiß Vater davon?“ Terror. Was da durch das Gesicht des am heutigen Tage volljährig Gewordenen fuhr, war blanke Panik. „Nicht?“ Dieselbe Unruhe griff auf die Begleiter über, und mit fahrigen Fingern an Revers und Innentaschen, fuhren ihre Köpfe hierhin und dorthin, als suchten sie selbst nach eben diesem Orion Arcturus Black, dem Mann, der geschworen hatte, jeden von ihnen bei lebendigem Leibe zu rösten, sollten sie auch nur einen Fuß über seine Schwelle setzen.

„Wollen wir's ihm zeigen?“ Sirius blieb ungerührt und unbarmherzig, verdrehte seine Linke nur noch mehr in den hochgeschobenen, so exponierenden Ärmel, während seine rechte Pranke das Handgelenk und die Ballen darüber nicht freigaben. Schlimmer noch: Je mehr sich Regulus wehrte, je weiter er versuchte, sich ihm und dieser grauenvollen Drohung zu entziehen, umso härter war der Hebel, umso gewaltsamer zerrte Sirius an ihm, dass er bald die Sohle in den Boden rammen musste, um nicht umzufallen, und nur ein beherztes Zupacken nach hinten bewahrte ihn davor, wie der ältere der Black-Brüder mit einem zischenden Einatmen ohne Vorwarnung an ihm zog. „Wovor hast du denn,“ und er hielt inne, um das Wort zu betonen, giftig durch die Zähne gespuckt wie das Tier auf der Robe des Jüngeren es getan hätte: „Angst?“

Die zierlichen Finger, die sich über dem Ellbogen auf Sirius' Arm legten, retteten. Wie er noch halb in den Seilen hing, der Wind und die duftende Luft so qualvoll brennend auf der geschundenen Haut, Tränen im Gesicht und nach Atem japsend, stierte Regulus zu dem Mädchen hinauf, unentschlossen, was er davon halten sollte, und wie er die Absicht dahinter erkannte, sackte er auf ein Knie herab. Beschämt. Betroffen. Berührt. „Nicht, Sirius,“ flüsterte Lily Evans und schüttelte vorsichtig den Kopf. „Lass ihn.“ Es wirkte wie Baldrian, viel entspannender als das Schulterklopfen seines besten Freundes dazu. „Nicht hier,“ murmelte James und verneinte ebenfalls, und Lupin senkte beschwichtigend beide Hände, dem nervösen Travers einen eindringlichen Blick zuwerfend. Potter hatte recht. Eine dumme Idee, sich hier zu schlagen, ob mit oder ohne magische Waffen.

So urplötzlich, wie er zugegriffen hatte, ließ Sirius den Ärmel und das Gelenk gleichzeitig los, und Malfoy musste sich bequemen, den Jüngsten in ihren Reihen halbwegs aufzufangen, dass er sich von selbst wieder in die Aufrechte stemmen konnte. Eine hastige, furchtsame Bewegung vollführend, bedeckte Regulus seine Blöße und schaute sich sofort wieder um. Niemand hatte etwas gesehen. Keiner scherte sich um das Grüppchen am Rande der Versammlung. Das war wohl nicht gelaufen wie geplant. Der erste Feindkontakt eines neuen Todessers gründlich nach hinten los gegangen. Jetzt war da nur wieder diese Unüberwindbarkeit aus Rot und Gold, die sich mit erhobenem Kinn aufbaute und kein Wort mehr sprach. Lucius knirschte mit den Zähnen und packte beide Schultern seines Schützlings. „Gehen wir,“ zischte er nicht nur ihm zu, übertrug den Befehl mit einem Schwung seiner blonden Mähne auf die anderen beiden Typen, die sich augenblicklich in Bewegung setzten.

Er stand so fest da, so unumstößlich eingerahmt zwischen seinen Freunden. Keine Lücke blieb, wo Sirius Blacks Schultern an die Rippen von Remus Lupin und den Schädel von Peter Pettigrew, an den Arm von Lily Evans und den Rücken von James Potter stießen. Kein Platz für irgendwen sonst. Und keine Not. Im Fortgehen über den eigenen Nacken zurückschauend, stolperte der jüngere Bruder vorwärts, geführt und geleitet von Malfoy, der abrupt festwurzelte, wie Black ihn ein letztes Mal rief, die Arme vor der Brust verschränkt in selbstbewusster Abwehr. „Hey, Lu!“ So blass, als wäre das Weißblond auf die Haut übergesprungen, fror der ehemalige Präfekt regelrecht an. „Pass gut auf ihn auf.“ Ohne Regulus wirklich dabei anzusehen, deutete er nur mit einem Finger auf ihn. „Er ist noch ein Kind.“

Schwören hätte er können, das Dunkelbraun hinge einen Moment länger an ihm, ehe die ganze Baggage davon gerauscht war, den Hang hinunter und auf die Straße zu. Die Tore waren nicht weit, von dort aus konnte man apparieren. Egal jetzt. Sobald ihre Köpfe unterhalb des Hügelkamms verschwunden waren, verzichtete Sirius auf Haltung und ließ die Schultern einknicken, frustriert, enttäuscht, ernüchtert. Albern war das. Wen interessierte das, was dieser dumme Bengel mit seinem Leben anfing? Was zählte das schon, ein Schüler mehr oder weniger aus dem Haus der silbernen Schlange auf Grün, verloren an Voldemorts Sache? Nein. So einfach eben doch nicht. Und vielleicht keine so abwegige Idee.

James' Braue hüpfte regelrecht bis unter die wirschen Haare bei diesen Worten, wie Sirius resigniert eine Hand in die Hosentasche stopfte und die andere gegen seinen Oberschenkel fallen ließ. Er konnte das nicht ernst meinen. „Ich sollte es Vater sagen.“ Aber er meinte es ernst. Den Kopf über die eigene Schulter rollen lassend, wandte er sich bereits zum Gehen, dorthin, wo er ihn zuvor mit seinem alten Hauslehrer hatte sprechen gesehen, und seine Freunde stimmten einer nach dem anderen zu. Ja, vielleicht war es so das Beste. O.A.B mochte der einzige Mensch auf diesem Planeten sein, der nun noch irgendwas für seinen Jüngsten tun konnte. Falls er das wollte.

Es war nicht nötig, sich Gedanken darüber zu machen, wie er ihm am besten begegnen konnte, wie er ihn begrüßen könnte nach all dieser Zeit, nach zwei Jahren nun, in denen sie kein Wort gewechselt hatten, nicht einmal schriftlich. Denn als Sirius aus dem Pulk einander Beglückwünschender hinaus getreten war und dort hinüber schaute, war Orion Black längst nicht mehr dort. Horace Slughorn saß allein auf einem Stuhl, noch immer aufrecht und starr, und der Ausdruck auf seinem Gesicht war so leer und abwesend, so betrübt und verstört gleichermaßen, dass die fünf frisch gebackenen Absolventen der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei sich keinen Reim darauf machen konnten.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich habe diese Bücher für mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock für mich. Ich dachte mir, dass die Bücher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
Joanne K. Rowling