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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Söhne

von Teekon

Ein heilloses Chaos herrschte da unten auf der großen, weiten Wiese zwischen dem Abhang, der steil zum Schloss hinauf wuchs, und den aufragenden Panelen des Stadions im Westen. Sonnengeflutet an diesem herrlichen Juni-Vormittag, der Hochsommer jetzt nicht nur vor der Tür, sondern bereits durch die Blumen und Hecken und Wälder kriechend, wie sich die Senke mehr und mehr aufheizte. Stühle an Stühle, nur unterteilt durch den Aufgang zur Tribüne, auf der Bänke schräg übereinander auf die Schülerinnen und Schüler warteten, die zunächst die ersten Reihen im Grund besetzen würden. Aber so weit war man längst nicht.

Vier Fahnenstangen waren an dem hölzernen Podest befestigt, an jeder Ecke eine, und bunte Wimpel in den Farben und Wappen der Häuser wehten davon in angenehmer Brise, die den wunderbaren, erdigen Geruch des grünenden Waldes herüber trug. Wenn man Zeit dafür gehabt hätte (und ganz nebenbei die Nerven) hätte man es genießen können, so aber wuselten überall schwarzgewandete junge Leute herum, suchten ihre Familien und Freunde, begrüßten und schüttelten Hände hier und dort, geleiteten zu Sitzplätzen und ließen sich ganz fest halten, um nicht in Panik loszuheulen wie als 11jährige vor dem kleinen Schemel mit dem Sprechenden Hut. Reinste Nervenbündel, jeder einzelne, sogar so harte Kerle wie Hackfresse Valdrin.

Als die vier Herren aus dem obersten Turmzimmer über den Trampelpfad an den Gewächshäusern entlang auf das Schlachtfeld des Tages schritten, hielten sie sich noch eher aneinander fest, auch wenn der ein oder andere Blick schon über die vielen Köpfe dort unten hinweg schweifte. Peter wäre am liebsten mittels Desillusionierungszauber irgendwo zwischen den Ärmeln seiner Freunde verschwunden, wenn er daran dachte, dass seine Mutter bereits dort war und mal wieder vollkommen konfus zwischen den Stühlen hin und her schwankte, weil sie sich nicht entscheiden konnte, wo sie am besten saß, um möglichst günstige Ausgangsposition für ein kreischendes „Pipilein!“ und ein Taschentuchwedeln zu haben, sobald er aufgerufen wurde.

James, mit gerunzelter Stirn und einer Hand an der Schläfe, um die wunderbare Sonne abzuhalten, ließ seine Augen hierhin und dorthin kreisen, um einerseits das kupferrot schimmernde Haar seiner Freundin irgendwo zu erhaschen, andererseits aber auch, um hoffnungsvoll nach seinem Vater Ausschau zu halten, während Sirius das Gleiche tat, nur ohne die Hoffnung. Er wollte seinem Alten aus dem Weg gehen, auf keinen Fall gesehen werden, ehe er nicht unerreichbar für ihn war, und deshalb gedachte er, so lange wie möglich in Bewegung zu bleiben. Obendrein hatte er keinerlei Bedürfnis dazu, ein zweites Mal in Mrs. Dearborn und ihre atemberaubend schöne Tochter zu laufen, und – oh nein, es konnte echt noch schlimmer sein – auf seinen kleinen Bruder da zwischen den Slytherin'schen Gästen, Malfoy (kotz), Travers, MacNair und wer noch alles, hatte er erst recht keinen Bock.

Somit war Remus wohl der einzige von ihnen, der recht entspannt mit den Händen in den Hosentaschen den Hügel hinunter schlenderte. Ja, sicher, Zeugnisse, die gab es, und er konnte sich schon lebhaft vorstellen, wie er sich ärgern würde über angeblich schlechte Noten in Verwandlung oder Astronomie oder wo auch immer, aber so richtig berührte ihn das nicht. Zumindest nicht jetzt. Weil es merkwürdig genug war, das Ende so dicht vor Augen zu haben. Am besten gar nicht darüber nachdenken, einfach den Moment leben und den Kopf darüber schütteln, wie sich dieser Haufen an Hexen und Zauberern da unten peinlichst berührt und richtiggehend scheu mit den wenigen angereisten Muggeleltern auseinander setzte. Zum Schreien ulkig, wie ein schlanker Mann mittleren Alters, der so eindeutig Dirks Züge trug, dass es sich nur um Mr. Cresswell handeln konnte, sich nicht entscheiden konnte, ob er sich bücken oder nur herunterbeugen sollte, um dem Hauslehrer seines Sohnes die Hand zu reichen.

Lauter wurde das Murmeln und Lachen, das Rufen von Namen, wie sie in die Senke herunter kamen und ebenfalls anfangen mussten, sich um Grüppchen aus Menschen und durch die Stuhlreihen zu schlängeln. Die Route war relativ klar, denn rechts irgendwo, gar nicht mal sehr weit hinten, stand dieser Trupp, der zum Applaus für Snape, Mulciber, Avery, Rosier und Konsorten angerückt war, während sich eher links Menschen aufgebaut hatten, die kleine Kokarden aus Rot und Gold oder Blau und Bronze trugen. Offenbar wollten die Ravenclaws in diesem Jahr bei den Hufflepuffs und Gryffindors sitzen, und vermutlich würde es halbe Schlachten darum geben, wer denn nun direkt hinter Lucius' dussligem Blondschopf sitzen musste. Grinsend warfen die glorreichen Vier einander Blicke zu, als hätte jeder das Gleiche gedacht und erraten, was in den Schädeln der Anderen vorging.

So voll war es mittlerweile, dort vorn die McGonagall, äußerst zufrieden ausschauend, wo doch all ihre Schützlinge ganz vortrefflich auftraten, dass es schwierig war, gesuchte Personen ausfindig zu machen. Trotzdem war es Lily, die mit einem Mal lauthals „Jungs!“ rief, was wohl ausreichend war, um mindestens James und Remus aufschauen zu lassen. Na endlich, da war sie ja! Und so wie das aussah, so entspannt wie sie lächelte und fröhlich winkte, hatte sie ihre beiden Eltern gefunden und ihnen bereits ordentliche Plätze besorgt. Sirius mit einem Handrücken auf die Brust schlagend, dass er in seiner gehetzten Observation der Umgebung überhaupt etwas mitbekam, setzte sich Potter sofort in raschere Bewegung, und im Slalom, unterbrochen von vielen „Entschuldigen Sie“s und „dürfen wir mal“s, arbeitete sich das Quartett zu Familie Evans vor.

Wie ein Vorhang traten die zwischen ihnen stehenden Leute zur Seite, und prompt blieben die vorderen beiden Jungs wie angewurzelt stehen. Längst nicht mehr allein waren der Heizungsbauer aus Birmingham und seine Frau, denn Lily hatte ihre Netze großflächig ausgelegt und sie alle eingefangen und zusammengetrommelt. Da stand nicht nur Charlus Potter in bester Festtagsrobe, die Daumen in die Revers gesteckt und bis über beide Brillenbügel strahlend, nein, er unterhielt sich mit einem stattlichen Herrn mit schlohweißem Haar, dessen Hand auf der schmalen Schulter eines tief herunter gebeugten Mannes auf einem weich gepolsterten Stuhl lag. „Ah!“ rief der Anwalt im Ministerium bereits aus, wie auch er die Jungs zu Gesicht bekam und deutete, ohne die Hand vom Jacket zu lösen, an seinem Gesprächspartner vorbei. „Wenn das nicht unsere Absolventen sind!“

Edward Lupin. Der Gentleman, mit dem Charlus sich dort blendend unterhalten hatte, war niemand anderes als Remus' Großvater, der College-Professor für Anglistik und Geschichte aus Yorkshire, ganz unverkennbar. Der Tweed-Anzug mit dem darüber geworfenen Cape, die Gamaschen an den geputzten braunen Lederschuhen und die feinrandige Brille waren nur Accessoires, aber jeder musste ihn als Familienmitglied erkennen. Remus starrte ihn so blöd an, dass er ausschaute wie eine Comicfigur, der jeden Moment die Zunge aus dem Hals rollen und die Augen aus den Höhlen plumpsen mussten, wie ihm heftige Röte der überraschten Freude ins Gesicht schoss, nur noch weiter und in höhere Gefilde getrieben durch den gut eingepackten, viel zu dünnen Mann auf dem Sessel gleich neben ihm.

„Pa,“ quetschte der Jahrgangsälteste aus der Kehle, überwand seine Starre und machte einen langen Schritt zwischen Henry Evans und der Sitzreihe entlang, beugte sich so weit herunter, dass seine Krawatte, hätte er sie nicht in den Ausschnitt des Pullunders gesteckt, den Boden berührt hätte, und schlang einen Arm so fest um John Lupins schmalen Körper, dass er ihn fast zerdrückt hätte. „Whow!“ lachte der kränkelnden Experimenteur und hustete nur schwach, wie er die Geste seines Sohnes erwiderte und ihm mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, auf die Schultern klopfte. Remus brauchte nichts zu sagen, konnte es auch nicht mit so viel Wasser auf den Hornhäuten, wie er sich leicht von ihm löste und ihn halb verzweifelt, halb kichernd betrachtete. „Na na,“ zwinkerte John und tätschelte ihm vorsichtig die glattrasierte Wange. „Hast du gedacht, das lass' ich mir entgehen?“ und er deutete mit dem Kinn in Richtung seines eigenen Vaters. „Oder er?“

Viel zu anstrengend für ihn, wollte Remus sich beschweren, die Reise, das lange Sitzen in der grellen Sonne, der ganze Aufwand ein viel zu hohes Risiko, aber er tat es nicht. Weil er es sich gewünscht hatte. Und mit einem Mal war das ganze bedrückende Gefühl dahin, dieser Makel an der großen Feier, und er küsste seinen Vater fest auf die Stirn, ehe er sich aufrichtete und auch den Professor umarmte und an sich drückte. Fürchterlich lachen musste Edward davon, seinen Spazierstock sehr vorsichtig aus dem Weg nehmend, damit er niemanden erwischte in der Menschenmenge. Einen fabelhaften Eindruck machte er, ganz besonders im Vergleich zu Henry Evans, der in einem blauen Zweireiher erschienen war und sich gleich ein Schild mit der Aufschrift „Megamuggel“ hätte umhängen können.

Ihn noch innig an sich gedrückt, die Augen halb geschlossen vor Glück, murmelte Remus es ihm ins Ohr: „Weißt du, dass du zauberischer aussiehst als viele von den Echten hier?“

Schmunzelnd unter dem gut gezwirbelten Bart, lehnte Edward Lupin sich etwas zurück und musterte seinen Enkel sehr genau, die Krähenfüße zusammengekniffen, wie er den einen Arm noch um ihn gelegt, die Hand des zweiten in seine Halsbeuge verhakt hatte. „Gib mir ein Stück Holz und ich bin perfekt,“ wisperte er ihm zu und zwinkerte, bevor er wieder lachen musste. Ganz durcheinander sah der Junge aus, hatte wirklich und wahrhaftig nicht im Geringsten mit diesem Besuch gerechnet, und so verwirrt schüttelte er den Kopf und biss sich auf die Lippe, aus Furcht, gleich auch noch weinen zu müssen. „Wie,“ wollte Remus wissen und konnte es gar nicht recht in Worte fassen. „Wie seid ihr hierher gekommen?“ Edward winkte leise ab.

Die Erklärung war so einfach wie faszinierend, wie er nur aus dem Augenwinkel zu Mr. Potter hinüber schielte, der längst sein eigenes einziges Kind an sich gezogen hatte und James' Schulterblätter betrommelte. Natürlich. Ein simpler Brief hatte gereicht, John hatte das in die Wege leiten können, und schon befand er sich hier, samt dem Großvater, der nun zum zweiten Mal in seinem Leben eine Abschlussfeier in Hogwarts besuchte.

Charlus hatte diese Bitte nur zu gern erfüllt, und auch wenn er jetzt andere Dinge im Kopf hatte, würde er sich diese kleine Heldentat anrechnen. Kaum zu fassen, wie erwachsen der Junge aussah mit der neuen, immer noch kreisrunden Brille, den wirschen, glänzenden Haaren, das Gesicht längst nicht mehr so rund und schwammig wie früher. Ein echter Kerl. Einen tiefen Atemzug nehmend, betrachtete er seine Züge, den ganzen aufrechten Körper und drückte mit einer Hand fest sein Schlüsselbein. „Ich bin sehr stolz auf dich, James, ich hoffe, du weißt das,“ eröffnete er, leise genug, damit es nicht jeder mitbekam, laut genug, dass es dem jungen Mann mit den beiden silbernen Plaketten – die des erfolgreichsten Quidditchkapitäns seit 400 Jahren, die des Schulsprechers – auf der Brust, auch ja nicht entging.

Ganz verlegen grinste James und wurde tatsächlich rot, und Sirius streckte die Zunge raus und feixte. Wer hätte das gedacht? Krönchen und Malässen bei Komplimenten! Ein Ding der Unmöglichkeit, die Kollision zweier Planeten! Sich eine Hand vor den Mund legend, unterdrückte er das bellende Lachen, das ihm angesichts dieser Szene entkommen wollte, aber wenn er glaubte, er käme so leicht davon als einziger familienloser Hund hier, dann hatte er sich geschnitten. Es war Charlus Potter entweder egal, oder er verstand es nicht auf diese Art, aber er löste sich von seinem leiblichen Sohn und langte nach der breiten Schulter des jungen Mr. Black, um ihn – völlig ohne Vorwarnung – genau so heftig zu umschlingen wie James zuvor. Perplex, steif vor Erstaunen, ließ Sirius das über sich ergehen, und es war an seinem besten Freund, spöttelnd zu grienen.

„Sirius,“ sagte er bloß, nickte zufrieden, wie er sich den Ziehsohn genau so einprägte wie den eigenen in diesem Moment, und dann seufzte Charlus Potter und wandte sich ab, denn da waren noch zwei andere Menschen, die er gern kennenlernen wollte, und die er ebenfalls bereits zur Familie zählte. Lily Evans' Eltern standen so herrlich verloren und unbeteiligt dazwischen, obwohl ihre Tochter sie beide bei den Händen hielt und ganz aufgeregt herumhüpfte. Eigentlich war es ja recht überflüssig, den Zauberer mit der Brille als James' Vater vorzustellen. Das war so offensichtlich wie die kreischviolette Farbe von Dumbledores Umhang, aber so richtig denken konnte das Mädchen gerade sowieso nicht. Und während Peter von seiner Mutter geherzt, geküsst und fürchterlich peinlich geknuddelt wurde, unterbrach ein klingelndes Glöckchen die Gespräche in den Stuhlreihen.

Eine tumultartige Bewegung setzte ein, wie sich die Grüppchen auflösten, wie die Schülerinnen und Schüler, die heute ihre Zeugnisse erhalten sollten, sich von ihren Freunden und Familienmitgliedern vorerst verabschiedeten und sich schiebend aus den hinteren Sitzen verzogen, um nach vorne zu gelangen. Eingefärbt die Kissen, konnten sich die Häuser so zusammen versammeln, während die Gäste ihre eigenen Plätze einnahmen und sich gespannt und aufrecht setzten, damit sie auch ja nichts verpassten.

Die Ängstlichkeit war verflogen. Mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht, überheblich und zufrieden nun, schritt Sirius Black voran, als hätte er nach wie vor Potters starke Hand im Rückgrat. Es war ihm gleichgültig, ob sein Vater da irgendwo saß, ob er ihn überhaupt bemerkte, mit solchem Stolz und Mut konnte er ihn ignorieren, und den jungen Slytherin zwischen Malfoy und Yaxley, der zu ihm herüberschielte, bedachte er nur mit einem abschätzigen Augenrollen. Nichts konnten die ihm, gar nichts. Er war der beste Duellant im ganzen Orden des Phönix (abgesehen von Dumbledore selbst natürlich), eingebettet in einen Freundeskreis so unerschütterlich wie die Grundfesten der Erde, und was auch immer die Zukunft für ihn bereit hielt, er war bestens gerüstet, sie alle zu überflügeln. Das schiefe, hämische Grinsen um Regulus' Mundwinkel brauchte er nicht ernst zu nehmen.

Sich nebeneinander in die Stuhlreihe der Gryffindors quetschend, unter den warmen Augen ihrer Hauslehrerin dort oben auf dem Podest neben Slughorn, Flitwick und Sprout, nahmen sie ihre übliche Reihenfolge ein, und wie die Orgelpfeifen aufgereiht lehnten sich die vier Rumtreiber und das Mädchen in ihrer Mitte zurück. OK, ja, das Herz flatterte wie verrückt, und sie alle mussten sich ein bisschen Luft zu fächeln und den Kragen lupfen, aber es durfte jetzt losgehen. Da hockte Pettigrew mit seinen längst vom Wind zerzausten, sandfarbenen Fusselhaaren, Schweißperlchen auf der Stirn, und neben ihm ragte die schlanke Gestalt von Remus Lupin mit den glühenden Narben im Gesicht auf, leicht vorgebeugt, damit Lily Evans ihm ins Ohr flüstern konnte. So hübsch sah sie aus, mit hektischen roten Flecken auf den hohen Wangen, die eine zierliche Hand auf den Oberarm ihres besten Freundes gelegt, die andere untergehakt bei James Potter, der halb gegen Black gelehnt durch die zusammengepressten Lippen hindurch unangebrachte Witze riss. Und Sirius zur Mitte hin streckte selbstsicher und unbeugsam die Brust heraus, noch imposanter als schon ohnehin.

Ob er an jenem Tag vor 33 Jahren auch so ausgesehen hatte? Genauso unzerbrechlich, so überzeugt von seinem Glück, das eigene Schicksal in der Hand? Ja. Ja, er glaubte schon, so unvorstellbar ihm das heute erschien. Und er konnte nur hoffen, dass es sich für ihn erfüllen würde. Wenigstens für ihn. Die Courage dazu hatte er, den Willen auch. Wie oft das nicht reichte, niemand begriff das besser als er, der stinkend reiche Geschäftsmann in seinem Nadelstreifenanzug unter der traditionellen Zaubererrobe, der zwischen die Bänke trat und vor jenem freien Platz anhielt, anstatt sich einfach zu setzen.

„Entschuldigung,“ brummte ein angenehmer Bass in seltsam unterwürfigem Ton gleich neben ihr, und die hübsche Dame in dem dunklen Kleid, sich an der Hand ihrer Tochter festhaltend, die wiederum den Arm eines jungen Mannes zu ihrer Linken umklammerte, musste sich zum Atmen zwingen, um aufzuschauen und eben diesen Gentleman genau dort stehen zu sehen, leicht vorgebeugt nur, damit sie ihn besser hören konnte. „Darf ich hier Platz nehmen?“ Eine schüchterne Bitte fast, und ein Blick ringsherum bestätigte ihr, dass keine Not dazu bestand. Dennoch war er genau hierher gekommen. Keine Gedanken dazu wollten kreisen, weder positive noch negative. Instinktiv fast, hauchte Mrs. Dearborn ihr vorsichtiges: „Ja. Sehr gerne.“ Und zögerlich trat er vor und ließ sich nieder mit einem dankbaren Kopfnicken, stocksteif den Zylinder und den Spazierstock auf den eigenen Knien ablegend. Was für ein merkwürdiger Moment.

Er rührte sich nicht, Orion Black, blieb genau so gerade sitzen zwischen leise kichernden, tuschelnden Familien, gut verborgen vor den Augen seines jüngeren Sohnes ein paar Reihen voraus, und so lange ein Ministeriumsangestellter eine entsetzlich langweilige Rede über den „Ernst des Lebens“ vor sich hin brabbelte, schien er nicht einmal mit einer Wimper zu zucken oder auch nur den kleinsten Muskel zu bewegen. Wie verdichtete Luft fühlte sich diese Mauer aus Ungeklärtheit zwischen ihnen an, und keiner wollte den ersten Schritt tun, sie zu durchbrechen. Da gab es eben nichts nach so langer Zeit. Sollte es nicht. Oder so ähnlich.

Erst als Professor Dumbledore, der Schulleiter selbst, sich aus seinem Sessel erhob und sich dem Rednerpult zuwandte, das Rascheln von hunderten Roben und das Übereinanderschlagen von viel zu vielen Füßen die Stille zerbrach, verflog für diesen kurzen Moment seine komplette Starre. Was er sagte, war unerwartet, hatte nichts mit ihnen zu tun, und war vielleicht gerade deshalb umso ehrlicher und umso leichter anzunehmen für sie. „Das mit deinem Sohn tut mir sehr leid.“ Er schaute sie nicht an dabei, starrte schräg geradeaus, irgendwo dort vorn hin, wo ein paar Schüler die Köpfe zusammen steckten, und Dianne hielt den Atem an, um seine Worte zu verarbeiten. Die Erinnerung an Caradoc tat weh, obwohl sie ständig präsent war, aber sie schnitt nicht wie sonst, sie bohrte nicht. Es war zärtlich bittersüßer Schmerz, denn wie auch Dumbledore ihn erwähnte, trockneten Mitschüler ihre Tränen und nickten in stummer Übereinstimmung mit der tröstenden, lobenden Ansprache ihres Schulleiters.

Viel lindernder jedoch, auch wenn ihr das mehr als unsinnig erschien, war seine unerwartete Gegenwart, war die immer noch kräftige Hand, links, mit einem breiten, hellen Streifen aus Nichts auf dem Grundglied des Ringfingers, die sich zaghaft anbietend unter der Armlehne ihres Sitzes ausbreitete, eine Wölbung darin, gerade groß genug. Nur wenige Pulsschläge zaudernd, einen verstohlenen Blick zu ihren Kindern riskierend, die sich aneinander festhielten, während Dumbledore von ihrem Verlust sprach, als wäre es sein eigener, ließ Dianne Moore, die längst nicht mehr so hieß, ihre eigenen Finger von ihrem Schoß zur Seite gleiten. Langsam, bedächtig, nichts übereilend, schloss sich die Hand über ihrer, und ein kurzer Druck, bevor sie sich tatsächlich verwoben, reichte aus.

Warm und rau, kühl und weich, mehr nicht. Sie wusste genau, wohin er schaute, als sich die Hauslehrerin von Gryffindor auf den Weg machte, die Zeugnisse in alphabetischer Reihenfolge für ihre eigenen Schülerinnen und Schüler hervor zu holen für die Vergabe und damit für ihren letzten Akt als Oberhaupt einer zweiten Sippe, und am liebsten hätte sie mehr getan, als nur zu halten, sacht zu reiben. Denn in Orion Arcturus Blacks braun-grauen Augen flackerte wie kleine Flämmchen eine Qual auf, die ihrer gar nicht so unähnlich war. „Ja,“ flüsterte sie und drückte ein wenig fester zu. „Mir das mit deinem auch.“


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