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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Ein schrecklicher Tag

von Teekon

Man mochte gar nicht aufstehen. Nicht mal richtig aufwachen. Die Kissen waren zu perfekt, weich und fest zugleich, die Decken zu warm und gemütlich, und das gedämpfte Licht eines schönen Morgens, das durch die bordeauxroten Portieren vor den Fenstern fiel, viel zu einlullend. Zu kurz gewesen, die Nacht, das Ticken des winzigen Weckers auf dem Nachtschrank unwillkommen, und trotzdem wehte diese angenehme Sommerbrise durch die halb offen stehenden Scheiben hinein, und vorbeiflatternde Vögel zwitscherten in hellem Protest darüber, wie man nur so lange liegen bleiben konnte. Hoch! Hoch, es war Zeit.

Begleitet vom greinenden Murren vom Nachtlager zu seiner linken, wo er doch gerade auf dem Bauch lag, öffnete Remus Lupin ein Auge und sondierte die Lage. Ja, die Sonne war schon aufgegangen, wie goldenes Glitzern zwischen den Stofffasern hindurch sickerte und tanzend auf dem Parkett spielte. Tief versunken war er in das größte seiner Kissen, beide Arme darum herum geschlungen, als habe er sich daran festhalten wollen über Nacht, dass ihn niemand von hier fortreißen konnte, ohne dass er Gelegenheit hatte, sich gebührend zu verabschieden. Oh, was für ein schrecklicher Tag! Könne man doch die Zeit zurückdrehen, weit, ganz weit, egal wohin, nur hier aufwachen dürfen, ohne zu wissen, dass es das letzte Mal war.

Er rührte sich nicht, traute sich nicht, ließ nur all diese Eindrücke noch einmal tief in sich hinein sinken, prägte sich diesen Augenblick ultimativ ins Gedächtnis. Das weiße Bettlaken, strahlend und rein, schmiegte sich an seine bloßen Unterarme, die Fußrücken und das eine Schienbein, wo ihm die Pyjamahose hochgerutscht war, und zwischen den umgeschlagenen Schössen des Oberteils atmete sein Nabel dagegen. Nur einmal noch die Augen schließen und mit der Nase im Kissen bis in den hintersten Winkel der Lunge einatmen, diesen sagenhaften Geruch genießen nach poliertem Holz und uralten Vorhängen, gut aufgeschüttelten und nun zerdrückten Federn, das ganze vermischt mit einem winzigen Schuss seiner eigenen Note. Und dann aufraffen.

Zehn scheußliche Zehen schwangen sich in sein Blickfeld, wie er sich auf einen Arm stemmte und sich mit der freien Hand die silbernen Augen rieb, und heute konnte er nicht mal das abartig finden als ersten Gruß des Tages. James, zu dem die Dinger gehörten, gab ein frustriertes Geräusch von sich und tapste mit ungeschickten Fingern auf dem eigenen Nachttischchen herum, um nach seiner Brille zu suchen, während im hinteren Augenwinkel Sirius eine Art Schockbehandlung an sich selbst vollzog und sich in einem Ruck aus dem Liegen heraus aufsetzte, blinzelnd, Locken im Gesicht und die Lider so weit aufreißend wie es eben nur ging. „Wach,“ hörte man ihn zu sich selbst murmeln, aber weder bekam er Antwort darauf, noch konnte man ihm das tatsächlich glauben.

Peter krabbelte rückwärts von seiner Matratze herunter, zog sich an den Bettpfosten hoch und reckte seinen kurzen Körper ausgiebig mit vollkommen verquollenen Augen, ehe er als erster der vier Turmzimmerinsassen in seine Pantoffeln schlüpfte. Ein Wunder. Pettigrew auf. Vor allen Anderen. Es war sonst meist Black oder vielleicht auch noch Potter, aber niemals Wurmi. Wo Remus sonst in allem recht diszipliniert war, fiel es ihm immer schwer, aus den Federn zu kriechen, und er hatte nicht vor, diese Tradition am letzten Tag seiner Schullaufbahn zu brechen. Schon komisch. Zwei Jahre hatte er zuhause am Erkerfenster gehockt und auf die Straße gestarrt, bei Sonne, Wind, Regen, Nebel und Schnee und sich gewünscht, nach Hogwarts gehen zu dürfen. Und nun? Alles vorbei.

So geräuschvoll wie irgend möglich begannen sie ihren Tag, brauchten das, um sich aufzuwecken, und wenn man bedachte, wie spät alle hergekommen waren in dieser Nacht, aber auch, wie lange sie wach gelegen hatten vor innerer Unruhe, war es einerseits merkwürdig, dass niemand verschlief, andererseits aber auch, dass es tatsächlich so lange dauerte. Bewaffnet mit Handtüchern und Waschzeug, trabte die Kohorte die engen, schmalen Stufen hinunter in den Gemeinschaftsraum von Gryffindor und von dort aus in das Badezimmer der Jungs. Nur Siebtklässler traf man dort heute, die Jüngeren schon vor Stunden aus den Betten getrieben zu Frühstück und Abfahrt. Jetzt blieb nur noch hier, wer entweder selbst Abschluss feierte, oder wer dazu eingeladen war, also Brüder und Schwestern und allerhöchstens noch beste Freunde. Diese vier jungen Herren hier hatten alle bei sich, die sie an einem solchen Tag sehen wollten.

Schon ein bisschen lauter und gesprächiger ging es da unten zu, wo über die niedrigen Zwischenwände hinweg geredet wurde beim Duschen und Filimon einfach nicht anders konnte, als Black zu fragen, ob er denn nicht – rein aus Jux – unter seiner Gryffindor'schen Robe Vaters schicke grüne Weste tragen wolle, worauf er nicht nur einen vernichtenden Blick von Seiten des jungen Mr. S.O.B., sondern auch einen nicht übel gezielten Brocken Seife abbekam und gleichzeitig alle Lacher auf seiner Seite hatte und deshalb trotzdem recht stolz drauf war. Aber über die Kleiderfrage brauchte sich Sirius dieses Mal – Merlin sei Dank – keinerlei Sorgen oder überhaupt nur Gedanken machen.

Uniform. Weiße Hemden oder Blusen, der Rest komplett in Schwarz, abgesehen von den farbig abgesetzten Markierungen der Hauszugehörigkeit, mit Krawatte und Robe versehen und in Lederschuhen, hoch poliert und alles akkurat, so sollten sie erscheinen, egal ob Slytherin, Gryffindor, Ravenclaw oder Hufflepuff. Und selbstverständlich bestand die McGonagall darauf, eine Inspektion an ihren volljährigen Schülerinnen und Schülern vorzunehmen, damit auch ja alles bis ins Detail saß. Eine Winzigkeit nur die Plaketten schief? Niemals. Nicht bei ihr. Sie alle grinsten schon breit, wie sie an den veranschlagten Appell dachten, den sie zwischen dem Frühstück und der Zeremonie aufzusuchen hatten, während ihre Klassenkameraden aus den anderen Häusern ein paar Minuten für sich hatten. Einerseits ein Vorteil, aber dann wiederum konnte sich keiner vorstellen, dass man in der kurzen Zeit irgendwas Sinnvolles tun konnte, außer sich hypernervös zu machen.

Keiner kannte bisher die Noten. Nur wer absolut nicht bestanden hätte, dem hätte man schon Bescheid gegeben, doch dieses Jahr war niemand dabei, nicht so wie noch vor ein paar Termen, als Travers, dieser Stummkopf, die Siebte hatte wiederholen müssen. Und somit gingen sie alle vollkommen unwissend in ihre Zeugnisvergabe. Miss Evans war das reinste Wrack. Lächerlich. Aber vermutlich lag das auch daran, dass zu dieser rituellen Verabschiedung eben die Familien geladen wurden, und wenn man einen Heizungstechniker und eine Hausfrau aus Birmingham zu Eltern hatte, dann war das eben doch ein wenig komplizierter als wenn Charlus Potter mal eben von Godric's Hollow herauf apparierte und im oberen Stockwerk des wieder hergerichteten 3 Besen übernachtete.

Das Binden der Krawatten blieb heute Lupin und Black überlassen. Viel zu sehr zitternden Petes ohnehin zu kurze Fingerchen dazu, und Potter hatte genug Arbeit damit, krampfhaft seine unwirschen Haare bändigen zu wollen. Nutzlos, das würde eh keine halbe Stunde halten, aber er versuchte es dennoch wieder und wieder, stierte an Sirius' Schulter und Kopf vorbei in den Spiegel, während der Black'sche Schnösel mit geübter Fertigkeit den Schlips gerade zog und ordentlich ausrichtete. Da konnte man sowieso machen, was man wollte. Wenn man neben Black stand, wurde man immer überstrahlt, das ging gar nicht anders, an dem sah alles verflucht gut aus. Erst recht, wenn es elegant und repräsentativ sein durfte, und so eine Absolventenrobe der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei machte da definitiv gut was her.

Der ganze Tross aus zwölf jungen Damen und neun jungen Herren in Rot und Gold und Schwarz verließ beinahe gleichzeitig das Porträtloch der Fetten Dame in Richtung der Großen Halle, wo nun noch das Frühstücksgeschirr auf den Tafeln stand, obwohl längst der Großteil der Schülerinnen und Schüler das Gelände verlassen hatte. Dort unten würde jetzt die Lokomotive des scharlachroten Hogwarts Express weißen Rauch in den makellosen Juni-Himmel stoßen, während die Waggons beladen wurden und man sich abreisefertig machte. Oh Mann. Heimwärts ohne den Zug. Ein Gefühl, wie man es gar nicht beschreiben konnte, weil einfach nicht richtig. Aber es half zumindest dabei, das ganze hier wirklich als Abschied begreifen zu lernen. Ihre letzte Lektion in diesen Mauern, diesen Hallen, diesen Räumen und Korridoren und Gängen und Klassenzimmern.

Wie zum Gebet die Händchen ausgestreckt, stierte Peter einen langen Moment an die Decke, ehe er sich seine Schüssel mit Porridge an Land zog und zu futtern begann. „Die McGonagall bringt mich um, wenn ich mir die Klamotten versaue,“ erklärte er augenrollend und baumelte mit den Füßen unterm Tisch, als wäre er immer noch zu klein, um den Boden zu erreichen. Während dessen war es Lily völlig unmöglich, sich in aller Ruhe wenigstens einer Tasse Tee zu widmen, und angespannt und überreizt rutschte sie auf ihrem knielangen Rock herum, wie sie immer wieder auf die Uhr stierte, die sie am Gelenk trug. Auch wiederholtes Händetätscheln von James und Remus' leise belustigte „es wird schon gutgehen“-Sprüche halfen da wenig.

Irgendwann hielt die Schülersprecherin es nicht mehr aus und quiekste, hüpfte von der Bank herunter und fuhr sich durch das lange, rote Haar. „Jungs,“ sagte sie bestimmt und atmete tief ein, „ich muss meine Eltern suchen.“ Und noch bevor irgendjemand protestieren oder sie an den Antritt bei der Hauslehrerin erinnern konnte, beugte sie sich rasch herunter, drückte ihrem Freund einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verschwand wie eine Banshee bei Nacht und Nebel mit klappernden Schuhen in der Eingangshalle. Sirius grunzte bloß, während James ihr noch entgeistert nachstarrte, und Peter war zu sehr damit beschäftigt, sich nicht zu bekleckern. Sorgsam weiter an einem Streifen Speck kauend, rührte Remus sich nicht. Verständlich, die Aufregung. Er persönlich musste sich keine Gedanken machen, denn er erwartete keinerlei Besucher bei dieser Zeremonie. Und seltsam, ja, aber er fühlte sich dabei nur sehr wenig unbehaglich, was er beinahe schlimmer fand.

Jede Minute verstrich zu schnell, auch wenn sie zäh wie altes Leder war, denn jedes Ticken der Uhren brachte sie näher an den Moment, in dem sie die Tore durchschreiten würden mit Mörtelbrettern auf dem Kopf und Zeugnissen in der Hand. Surreal. Einfach nicht wirklich geschehen konnte das, auch wenn man sieben Jahre lang davon geträumt hatte. Sich jetzt langsam auf den Weg machen zu müssen, fiel noch schwerer als das Aufstehen, und das, obwohl die Sonne von einem grandios azurblauen Firmament herunter schien und nur winzige, watteweiße Wölkchen dicht am Horizont entlang hinter den Berggipfeln vorbei zogen.
Grüppchenweise, fast wie immer, verließen die vier Häuser die Tische, und es fiel kein böses Wort, kein schiefer Blick, nicht einmal, als Gryffindors und Slytherins gemeinsam die Türflügel durchquerten, um ins Foyer zu gelangen, dabei strich die selbst heute schäbiger wirkende Robe von Severus Snape mit dem Ärmel ganz leicht nur über die von James Potter, und keiner von beiden schien es zu bemerken.

Ausnahmsweise nicht ihren eigenen Klassenraum hatte Minerva McGonagall anberaumt, sondern einen wesentlich kleineren Saal im zweiten Stock, und während also die Hufflepuffs, ihres Präfekten beraubt, noch einmal in den langen Korridor traten, aus dem es so verführerisch nach den Vorbereitungen für das Festmahl roch, die Slytherins in die Verließe verschwanden und die blaugestreiften Krawatten auf den langen Aufgang bis in den siebten Stock verzichteten, trottete das Haus des Löwen die breite Marmortreppe hinauf. Mehrere Wege dorthin gab es, die Mädchen geradeaus laufend, dicht zusammengedrängt wie eine Rotte Rebhühner auf einer Waldwiese, und die vier Rumtreiber bildeten wie immer die Nachhut. Einen anderen Weg wollten sie gehen, die Fenster ausnutzen, die sich in dem schmalen Zwischengeschoss zur großen Wiese und zum Stadion öffneten. Allemal besser als durch die lange Dunkelheit zum Treppenhaus zu wandern.

Ihre kleine Lieblingswendeltreppe wollten sie viel lieber nehmen, die sich von eben jenem Gang nach oben in Richtung der Bibliothek schraubte, und sobald sie in den schmalen Durchstich traten, der sie zum Klassenzimmer No. 17 und der winzigen verborgenen Stiege zum hinteren Teil der Slytherin'schen Gemeinschaftsräume brachte, löste sich die Stimmung zumindest ein wenig. So oft hatten sie diesen Weg für ihre kleinen und großen Streiche genutzt, zu häufig war er ihre Abkürzung gewesen, die Kopf und Kragen rettete, und zu viele Erinnerungen verbanden sich damit. Nicht zuletzt der erste Blick auf einen hochgewachsenen Mann mit stechend forschenden Augen, der nun schon lange nicht mehr nur eine wage Drohung war. Aber das war jetzt nicht wichtig.

Das Nebeneinandergehen war nicht mehr so leicht wie damals als kleine Jungs, Remus dennoch schon der Größte von ihnen gewesen, Peter pummelig ein wenig hinterher schlurfend, und dennoch quetschten sich die stattlichen jungen Männer in eine Reihe und schabten sich regelrecht durch den Korridor. Wäre ihnen jemand entgegen gekommen oder hätte versucht, sie zu überholen, wäre das unmöglich gewesen, selbst fliegend. Es währte nur kurz, ehe eine einzelne Stufe sie auf den breiteren Flur entließ, und rechts abbiegend öffnete sich schon am Ende des Gangs das helle Rechteck aus Licht, das den Eingang zur Wendeltreppe beschrieb. Viele Fenster waren da drin, während hier unten noch Fackeln den Weg erhellen mussten. Nur das Loch nach links runter, verborgen von einer wie zufällig eingepassten Säule, ließ den abwärts führenden Pfad für die Slytherins erkennen, während auf der rechten Seite eine Tür zum Chorprobenraum offen stand.

Den vertrauten Korridor hinunter schlendernd, jetzt etwas mehr Platz für ausladendere Schritte, stopfte James sich die Daumen in die Revers und seufzte. „Ich hoffe, mein Vater schafft es rechtzeitig,“ brummte er vor sich hin, einen Arm von Sirius auf den Schultern, der ihn von der Seite her angrinste. „Zu viele Gerichtsverfahren, hm?“ hakte Remus nach, und Pete presste verständnisvoll die Lippen aufeinander. Wär' schön blöd, wenn Charlus Potter auch noch fehlen würde. Das beschwingte Hüpfen von Black war da schon fast abartig. Onkel Alphard hatte auf seine Einladung viel lieber einen Sack Galleonen geschickt und sich mit den Worten entschuldigt: „Ein derartiges Happening entspricht ganz und gar nicht meiner Idee von einem Freitagmittag.“ Sirius war es ganz recht. Denn auch wenn Alphard Black sich finanziell um ihn kümmerte und ihm auch sonst als persönlicher Slug Club Tür und Tor öffnete, wie er es brauchte, so war er eben doch auch ein waschechter Slytherin und gebührender Vertreter seiner Sippe. Und das bedeutete beizeiten gesellschaftlich unmöglich. Besonders in Anwesenheit von Muggeleltern.

An die breiten, lichtgefluteten Fenster zwischen dem Aufgang zur Wendeltreppe und einer Nische herantretend, erreichten die Jungs den kleinen Ausguck, den sie angestrebt hatten. Noch einmal schnell die Lage überblicken, von hier oben übersichtlich angeordnet eine Ahnung vom heutigen Spielfeld bekommen, das konnte nie schaden, und da spielte nicht nur die Kampferprobtheit von Kriegsveteranen eine Rolle. Aus dem Weg gehen, verstecken, schnell weg kommen, das waren Dinge, die auf solchen Veranstaltungen dringend vorher abzuklären waren.

Wo das Wetter so hervorragend war, der Wind der vergangenen Tage noch weiter abgeflaut zu nichts weiter als einer nach Heu duftenden Brise, hatte man auf ein Zelt vollkommen verzichtet. Statt dessen breitete sich auf der Wiese zwischen dem Abhang zum Schloss und dem Stadion eine enorme Reihe weißer Stühle aus, nur unterbrochen von einer Art Laufsteg in der Mitte, der zu einem hohen Podest führte. Hier gab es ebenfalls wieder Sitzgelegenheiten, ein Rednerpult (was entsetzliche Vorahnungen weckte) und einen großen, langen Tisch mit kräftigen Beinen. Der sollte dann wohl ihre Zeugnisse tragen, während sie sich vollschwallen ließen und darauf warteten, sie in die Hände gedrückt zu bekommen. Alles in allem viel zu offenes Terrain. „Schreit nach 'nem Nopinio,“ bemerkte Sirius und rieb sich schon das Kinn, wie er an diesen wunderbaren Spruch dachte, hinter dem man in Geschichte der Zauberei immer wunderbar und unbemerkt hatte schlafen können.

Der erschrockene Aufschrei von Peter ließ alle kalt, und auch das Zerrupfen seiner Frisur, die durcheinander gebrachten, viel zu weichen Haare schlimmer abstehend als Potters, sorgten nur für zärtliche Schulterklopfer. Sie hatten alle gesehen, was er erspäht hatte da unten, wo bereits die ersten Gäste vom Dorf herauf strömten, denn darunter war eine kleine Dame in bunt bedrucktem Kleid, so kräftig die Farben, dass sie bis herauf leuchteten. Am Arm baumelte eine enorme Handtasche und an der anderen ein immens langer Schirm, der aufgespannt mindestens einen Durchmesser von sechs Fuß haben musste, so als könne es jeden Moment aus heiterem Himmel wolkenbruchartige Regenfälle geben. Mrs. Pettigrew. Nervös, verwirrt und schrecklich anstrengend. Wie immer. „Bei Merlin, meine Mutter!“ jammerte der dicke Junge und wischte sich über den Strich aus angeblichem Barthaar unterhalb seiner langen Nase.

„Hattest sie schon verdrängt, was?“ grinste Black und knuffte ihm sanft in die Seite, während Remus halb geistesabwesend lächelnd den Kopf schüttelte. Mit den Augen rollend, gab Peter ein verzweifeltes Geräusch von sich. Man durfte ihn da wirklich nicht falsch verstehen. Er liebte seine Mutter, natürlich tat er das, aber sie wurde ihm oft zu viel, und das je schlimmer, desto älter er wurde. Schnaubend, halb nur vor Spaß, schlang James einen Arm um den kleineren Kerl und drückte ihn fest, während Sirius sich herumdrehte und mit gekreuzten Ellen rücklings gegen den Fenstersims lehnte, die Knöchel über einander geschlagen. „Na, wir werden sie schon abzulenken wissen, Wurmi, mach' dir keine Sorgen,“ versprach der Jüngste, und sich seufzend gegen ihn lehnend, wollte Peter ihm gern glauben, so herrlich umringt von seinen Freunden.

Wieso allerdings Black mit einem Mal ein Gesicht mache, als habe ihm Mulciber gerade einen Heiratsantrag gemacht oder als wäre Dragomir unter die Exhibitionisten gegangen, konnte sich niemand erklären. Alle Farbe rutschte aus seinen sonnengebräunten Zügen, die Mundwinkel hingen so schlaff herunter, dass sie den wachsenden Bart mit zogen, und seine gesamte Körperhaltung hatte etwas von einem narkoleptischen Anfall. Wie mit Curare-Pfeilen beschossen, versagten ihm die Muskeln, wie er den soeben herunter gegangenen langen Flur hinunter stierte, und der am nächsten stehende Remus runzelte die Stirn und drehte sich langsam herum, während Sirius schon stumm versuchte, mit den Lippen Worte zu formen. „Ma ... ma ma ... ma mein ...“ Aber so richtig Sinn ergab das nicht. Bis die eine Braue in Lupins Gesicht rasant hochschoss und er Anstalten machte, laut pfeifen zu wollen.

Augenblicklich warfen sich Pettigrew und Potter regelrecht übereinander, duckte sich der Pummel gezielt, so dass der Schlacksige sich halb auf ihn drauf werfen konnte, damit auch sie beide sehen konnten, was denn da vor sich ging, wo es vollkommen ruhig und leise dort auf dem Gang war, und während sich auch schon ihre Mienen in Erstaunen aufhellten, kriegte Black es endlich raus: „Das ist mein Vater!“ Seine sonst so tiefe und angenehme Stimme war herabgesenkt zu einem quietschig-kindlichen Flüstern, und ihm quollen fast die braun-grauen Augen aus dem Schädel, wie er es nicht fassen konnte. Sie alle waren etwas perplex, aber das war er, definitiv, Orion Arcturus Black, wie er leibte und lebte, stand da, ihnen halb den Rücken zugewandt, und offenbar war er gerade aus der engen Treppe von den Verließen heraufgekommen. Natürlich kannte er die.

Unverkennbar, dieser Mann, es sei denn, er stünde direkt neben seinem Ältesten. Die gleiche Statur, groß, aber nicht so hochgeschossen wie ein Yaxley oder Remus, breite Schultern mit kräftigen Armen, dennoch schlank und gut gebaut, trotz der mittlerweile beinahe 50 Jahre. Nicht eine einzige helle Strähne durchsetzte das schwarzgelockte Haar, und nur in seinem mächtigen Schnauzbart und dem gut gestutzten Kräusel am Kinn zeichneten sich winzige gräuliche Flecken ab, die dann aber sehr rasch ausblichen bis zu hellem Schloh. Die kantigen Züge wurden abgemildert durch die geschwungenen Brauen, aufgemalt wie mit einem einzelnen Pinselstrich, und wenn er sich so unbeobachtet fühlte wie jetzt (denn offenbar war Mr. Black nicht aufgefallen, dass er nicht allein war), hätte man glatt behaupten können, Weichheit und Ruhe darin erkennen zu können. Aber nur, wenn man sich das ehrlich traute.

Er machte einen umwerfenden Gesamteindruck, so wie man es gewohnt war und erwartete, und so wie es auch Sirius gerade tat, trotz der wirklich lächerlich lässigen Körperhaltung und des entsetzten Ausdrucks im Gesicht. In einen seiner besten Anzüge gekleidet, einreihig und von dunkler Farbe mit abgesetzten Nadelstreifen in noch schwärzerem Ton darauf, hatte er die obligatorische Robe beinahe nachlässig darüber geworfen, zusammen gehalten vorne von einem silbernen Clip, den sein Sohn nur zu gut kannte. Am Finger funkelte der Siegelring seines Hauses wie eh und je, und außer einem halbhohen Fahrzylinder trug er einen Spazierstock ohne großartige Verzierungen bei sich, simple Eleganz, unschlagbar. Man konnte Sirius regelrecht seufzen hören, auch wenn er das gar nicht wollte, sich selbst nicht einmal zugestand, wie sehr er sich wünschte, ein solcher Mann könne ein legitimes Vorbild sein. Nicht für ihn.

Tatsächlich bemerkte er die vier Jungen am anderen Ende des Gangs gar nicht, beugte sich nur leicht nach vorne und schaute auf etwas in seiner Hand, und das Klirren der Kette verriet, dass es sich um die Taschenuhr aus seiner Weste handelte. Ein feines Stirnrunzeln war alles, was sie von seiner Miene erhaschen konnten, bevor er begann, sich nach links zu drehen und damit die Möglichkeit bekam, sie aus dem Augenwinkel sehen zu können. Gleichzeitig wachten die Rumtreiber auf, streckte Remus die Arme aus und stieß Sirius zuerst in den Treppenaufgang, die anderen rasch folgend und die ersten Stufen hoch eilend, um sich von dort oben gegen die Torbögen der Stiege zu lehnen und wieder vorsichtig hinauszulugen.

Das musste er gehört oder zumindest erahnt haben, und O.A.B blieb wie festgewurzelt stehen und legte den Kopf zur Seite, als müsse er lauschen. Mann, Mann, Mann, das war jedes Mal ein Erlebnis. So würde Sirius also eines Tages mal aussehen. Das sagte man ihm zwar besser nicht, aber im Augenblick hätte er das vermutlich sowieso nicht mitbekommen. Noch immer in diesem merkwürdig mausartigen Tonfall fuchtelte er irgendwo hinter James' und Remus' Rücken frustriert mit den Ärmchen und hüpfte auf und ab. „Das ist mein Vater, verdammte Kacke, was macht der hier?!“ kriegte er sich kaum wieder ein, und Peter langte nach seinen Handgelenken, um ihn zu beruhigen. „Halblang, Tatze,“ wehrte Potter ab, weiterhin mit dem Ältesten gemeinsam den Gang observierend.

So ungewöhnlich war das jetzt mal nicht, dass ein Vater – selbst einer wie dieser hier, dessen Sohn sich schon vor seiner Volljährigkeit verpisst hatte – zur Abschlussfeier seines Ältesten erschien. Und wenn das Sirius noch so stank. „Er wird 'ne Einladung gekriegt haben, ganz turnusmäßig,“ überlegte Remus laut und bekam sofortige Zustimmung von drei seiner Zimmergenossen. „Und selbst wenn nicht,“ befand James ganz richtig, „ist ihm doch wohl klar, dass es heute ist.“ Blacks Gesicht war göttlich, und am liebsten hätten sie lauthals gelacht, wenn sie es damit nicht noch schlimmer gemacht hätten, und trotzdem drehten sie sich alle zu ihm herum. Orion Black dort draußen machte keinen Schritt, und längst beschäftigte er sich mehr mit dem Ring an seinem Finger als mit irgendwas Anderem.

„Und seit wann interessiert ihn mein Scheißschulabschluss?!“ konnte Sirius sich noch immer keinen Reim darauf machen, und ehrlicherweise konnten Pettigrew, Potter und Lupin das auch nicht und zuckten mit den Achseln. Eigentlich war das doch auch nicht wichtig, oder? Das zumindest von allein einsehend, hüpfte Tatze ein paar Stufen abwärts (was in seiner schicken Uniform total dämlich aussah), hielt sich an den wunderbaren Steinen der Außenwand von Hogwarts fest und lugte noch einmal selbst darum herum, wie er „ich will nicht mit ihm reden“ murmelte, mehr zu sich selbst. Der Korridor war leer. O.A.B, gerade noch so präsent und unübersehbar wie ein rosa Elefant auf dem Trafalgar Square, war nicht mehr da. Erleichtert atmete Sirius aus, um im nächsten Moment gleich wieder halb zu sterben.

„Hallo, Serena,“ hörte er James klar und deutlich hinter sich sagen, und sofort stimmten die anderen beiden Jungs mit ein. Ihm pressten sich die Kiefer aufeinander, und sein Atem sackte so aus ihm heraus, als wolle er eine Geburtstagstorte auspusten, wie er da, auch noch so fürchterlich unvorteilhaft vorgebeugt, dass sein Black'scher Hintern die Robe nach oben ausbeulte mit durchgedrückten Knien, gegen den Bogen lehnte. Merlin und alle dreizehn Druiden. Was war denn das für ein echt mieser Tag? Die Lider schließend und dahinter mit den Augäpfeln rollend, entschied er, dass er wohl keine Wahl hatte. Erst recht nicht, als eine Stimme, ihrer so herrlich ähnlich, weich, aber voller, ebenfalls einen Guten Morgen wünschte. Sie war nicht allein.

So vorsichtig wandte er sich herum, suchte dabei weiterhin Halt an der Mauer, als sei ihm schwindlig, oder als balanciere er ein rohes Ei auf dem Kopf. Was tat die überhaupt noch hier? Ihr Abschluss war erst im nächsten Jahr, sie hatte doch ... Caradoc. Es wäre sein Jahr gewesen, er hätte mit gelben Streifen am Pullunder dort unten auf der Tribüne mit ihnen stehen sollen. Und weil das nicht sein konnte, weil er fort war, hatte man zumindest seine Familie eingeladen, sein Zeugnis – eines mit voraussichtlichen Noten, denn die NEWTs geschrieben hatte er nicht mehr – in Empfang zu nehmen. Und da stand sie nun, eine unglaublich schöne Frau mit Serenas feengleichen Zügen und dem selben langen Haar von brünetter Farbe, die Augen jedoch dunkler und die ganze Dame reifer. Das musste ihre Mutter sein, und James, Remus und Peter schüttelten ihr schon die Hand mit traurigem Gemurmel von „herzliches Beileid“ und „es tut uns sehr leid“, und am liebsten wäre Sirius Black den Gang runter gerannt und hätte sich an seines Vaters Seite gekuschelt.

Noch viel schlimmer. Das Mädchen. Nein, kein Mädchen. Fast 17 Jahre alt und längst kein Kind mehr. Sie hatten ihr die Haare aufgesteckt, so dass winzige Strähnchen heraus fielen, nur gehalten von goldenen Spängchen, und ihre Wangen leuchteten nur ganz fein rosé in der Blässe ihres Gesichts, das immer noch von Gram und Betrübtheit angesichts des Verlusts ihres Bruders zeugte. Sirius wusste nicht, ob ihm schlecht werden sollte oder nicht, aber die eigenen Knie fühlten sich zumindest schon mal an wie zu heiß erwärmte Kuvertüre. Und sie stand direkt vor ihm. Einfach zusammensacken, das wär's doch, mitten hinein in ihre Arme, oder doch lieber nicht, sie hatte zu wenig an. Ein dunkelrotes, fast Gryffindor-farbenes Kleid mit freier Schulterpartie trug sie, ein Jäckchen passend dazu über den Unterarm geworfen, und kein einziger Diamant hätte diese Schlüsselbeine noch schöner machen können. Dass Serena Dearborn den herausgeputzten Absolventen vor sich mindestens genauso irritiert, entzückt, ängstlich anstarrte wie er sie, das bekam er gar nicht mit.

„Serena,“ packte er ihren Namen in einen einzigen Ausatmer, ob er wollte oder nicht, hörte nicht, wie James ein paar Stufen über ihm um Entschuldigung bat, dass sie nicht länger verweilen und reden konnten. Die McGonagall wartete. Pettigrew lupfte schon einen nicht vorhandenen Hut und begann die Flucht nach vorn und oben, und Potter warf einen hastigen Blick nach unten. Sinnlos, Serena sah ihn gar nicht, als dass er sich hätte vorerst verabschieden können, und Remus versuchte es nicht mal. „Sirius,“ hauchte die Sechstklässlerin so leise, es ging vollkommen unter in dem Lärm, den seine Freunde veranstalteten, wie sie die Stufen hinaufliefen.

Er hatte keinerlei Auge für ihre Mutter, erst recht keine Worte, auch wenn er sich tausendfach überlegt hatte, was er zu Docs Ma sagen könnte, sollte er sie jemals treffen. Wie ausgeschaltet das Hirn, konnte er seine Ex-Freundin nur anstarren, als wäre sie die erste Frau, die er jemals im Leben gesehen hätte, und mit offenen Händen gestikulierend, schnappte er nach Luft wie eine Forelle auf dem Trockenen. „Du ... äh ...“ kam zumindest schon mal heraus, und er schüttelte den Kopf. „Du siehst ...“ Noch mal musste Sirius innehalten, bevor er zumindest ansatzweise ausdrücken konnte, was er meinte. „Du siehst unbeschreiblich schön aus,“ quetschte er aus der Kehle heraus, das Schlucken merklich zu spüren darin, und sie konnte nichts weiter als heftigst zu erröten und die Hände vor dem Unterleib zu falten.

„Sirius!“ ertönte ein gezischter Ruf aus dem nächst höheren Stockwerk, wo die Jungs auf ihn warteten, ihn daran erinnernd, was die McGonagall mit ihm anstellen würde, käme er zu spät zu ihrem vereinbarten Vortreffen. Keine Ahnung, ob das Erlösung war oder reinste Qual, sich von diesem Anblick losreißen zu müssen, und beide Emotionen widergespiegelt in den Augen und im ganzen Mienenspiel, begann Black, völlig konfus mit den Fingern nach oben zu deuten. „Ich, ähm,“ erklärte er, schüttelte sich und seine Lockenmähne, bis ihm das Blut in die Bindehäute schoss, „muss weg.“ Und damit nutzte er den freien Spalt zwischen den beiden Frauen und der Wand, den seine Freunde schon dorthin gegraben hatten, um eiligst an ihnen vorbei und aus dieser fürchterlichen Situation zu flüchten. Was für ein entsetzlicher Tag! Einfach nur zum Gruseln. Dann doch lieber einen netten Fulguratus mitten auf die Stirn.

Für ein paar Herzschläge verharrte das Mädchen noch genau an jener Stelle, Schweißperlchen auf den Schläfen, und musste diese Hitze wegatmen, die sich von Scheitel bis Fußsohle ausgebreitet hatte. Dass es ein hartes Stück sein würde, heute hier zu sein, das war ihr klar gewesen, aber mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Nur ganz langsam brachte sie es fertig, die Stufen Schritt für Schritt abwärts zu sacken, und ihre Mutter folgte ihr auf den Fersen, noch immer das Kinn ganz verdreht nach diesem hübschen jungen Kerl da, der so offensichtlich mit ihrer Tochter bekannt war. Hätte Serena hingeschaut, hätte sie sich vielleicht gewundert über diesen Glanz. „Wer war denn das?“ wollte Mrs. Dearborn wissen, denn er hatte sich ihr, anders als die anderen Drei, nicht vorgestellt. Und eigentlich brauchte er das auch gar nicht.

Kaum lauter als gerade noch, mittlerweile im Gang und nach hinten greifend, um sich bei ihrer Mutter unterzuhaken, erklärte Serena, um wen es sich dabei handelte, so gut sie eben konnte. Und dabei fielen ihr diese zwei Worte gerade extrem schwer. „Sirius Black,“ wisperte sie nur und bestätigte damit, was Mrs. Dearborn sich bereits mehr als nur gedacht hatte. „Oh,“ machte sie dennoch, als sei sie überrascht, wie sie und ihre Tochter die halb offen stehende Tür zum Klassenzimmer Nummer 17 erreichten. „Er sieht genau so aus wie ...“ Und der imposante Herr in seinem Einreiher, Hut und Stock in der Hand, der sich in jener Deckung vor der Stimme seines Sohnes versteckt hatte, trat aus der dunklen Öffnung heraus und ragte wie eine Erscheinung mitten vor den zwei Frauen auf, dass sie fast in ihn hineingerannt wären. „Sein Vater,“ beendete Mrs. Dearborn den Satz, den sie angefangen hatte.

Allerdings, befand Serena sofort und musste fast lachen, wenn sie daran dachte, was er ihr alles erzählt hatte von diesem Mann hier. Winzige Kleinigkeiten nur, die Augen vielleicht ein wenig größer und runder, die Lippen eine Idee voller, und sie meinte auch zu erkennen, dass Mr. Black einen halben Zoll größer war als Sirius, aber nicht mehr, auf keinen Fall mehr, und das war schon alles. Die gleiche Mimik – erschrocken war er – wie eine markante Doppelfalte zwischen die Brauen rutschte und die Nasenflügel sich steif aufstellten, und die Brauen blieben schlangenförmig, aber ganz horizontal, und das passierte nur, wenn man sie komplett überrumpelte. Augenblicklich musste Serena selbst die Stirn runzeln und sich die Sache etwas objektiver betrachten.

Fassungslos sah er aus. Und Mutter nicht minder. Das war nicht bloße Überraschung, wenn man jemanden beinahe über den Haufen gerannt hatte, das war etwas Anderes, was sie nicht greifen konnte, und während sie noch grübelte, gab man ihr eine erste Erklärung, ohne es zu wollen. Sogar die Stimme ähnlich, wohltönend, tief und brummig, als Mr. Black „Dianne“ sagte. Mit seiner letzten Silbe antwortete die Endvierzigerin. „Orion.“ Deja vu.

Serena hatte ein heftiges Deja vu, und der Erstmoment lag keine drei Minuten zurück. Die fragten einander nicht mal, was sie hier taten, wie's denn so ging oder wenigstens, wie das Wetterchen denn zuhause wäre. Die standen nur da und schauten blöd, bis der Zauberer wieder zu atmen anfing und mit fuchtelnden Fingern völlig kontenancelos einen dunklen Spalt hinunter deutete. „Ich ...“ probierte er, stockte und schüttelte sich, „muss weg.“ Und ohne sie, das Mädchen überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, trat er zwischen Tür und Frauen hindurch und huschte die Stufen hinunter wie ein Gespenst, und dann war O.A.B fort.

Hätte Serena nicht zugehört, wenn Sirius seinen alten Herrn nur mit Initialen titulierte, so wie es die ganze zauberische Welt tat, wäre es ihr wahrscheinlich nicht mal aufgefallen, aber es klingelte ihr gleich im Ohr. Und deshalb musste sie fragen, während sie sich, eingehakt bei ihrer Mutter, den Korridor hinunter bewegte, um zum Festplatz zu kommen. „Kennst du Mr. Black?“ Denn nur die Wenigsten nannten ihn beim Vornamen, nicht mal die eigene Frau.


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