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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Ein wirklich wahrer Slytherin

von Teekon

Panik brach aus. Ob durch Magie oder nicht, das wusste niemand, und es hatte auch keiner Zeit zum Überlegen, wie die Laternen und Kerzen und Lampen in Madame Rosmertas kleiner Gaststube und im großen Saal verlöschten, als habe man sie gleichzeitig ausgepustet. Die urplötzlich hereinbrechende Dunkelheit vergrößerte das Chaos nur, und rund um sich herum konnte Remus hören, wie Menschen gegen Möbelstücke stießen in wilder Hast, wie Stühle umgeworfen und Tische verrückt wurden, und er hätte schwören können, Schatten von Laufenden weit oberhalb seiner eigenen Kopfhöhe erkennen zu können.

Viel zu langsam gewöhnten sich die Augen an die neuen Lichtverhältnisse, so dass alsbald die Sprossenfenster mit den spitzen Bögen als hellere, dunkelblaue Flecken in der Finsternis zu erhaschen waren, und der offene Türrahmen mit dem unkontrolliert in den Angeln schwankenden Tor darin war sichtbar genug, um auf ihn zu zuhalten. Andere Gestalten drängten sich entgegen der Fluchtrichtung, duckten sich, ehe sie der Schwelle zu nahe kamen und huschten hinaus in den Garten, und wie Lupin ihnen folgte und dabei nur dank seiner Größe den Überblick behielt, entpuppte sich das ganze groteske Bild da draußen für ihn.

Übereinander stolperten die Formen, halb am Boden kriechend vor Angst, vielleicht auch, weil sie verletzt waren, und manche gruben sich regelrecht unter die breite Ligusterhecke, um auf die Straße zu gelangen und damit auf apparierfähigen Grund. Kein einziger Hocker, kein Tischchen stand mehr aufrecht, ein Schlachtfeld an zersplittertem und verstreut umher liegendem Holz bedeckte die grüne Wiese und bot zwar Deckung, aber war gleichzeitig auch ein Hindernis. Denn was umgestürzte Bänke für Verteidiger sein konnten, Barrikaden, Schutz, das konnten sie auch für die Angreifer werden. Und keinen davon konnte er erkennen in dieser Dunkelheit. Und das Wahnsinnigste, das Aberwitzigste, war die in magischem Sturm schwankende Girlande, die halb aus ihrer Verankerung gerissen war, und die bunten Lämpchen, rot und blau und grün und gelb, schaukelte daran hin und her, hin und her, um tanzende Lichter auf das ausbrechende Gefecht zu werfen.

Fast hätte er gelacht, grimmig, irr, aber statt dessen griff er das Ausgleichsgewicht seines Erlenstabs fester und hechtete regelrecht nach vorn, den Kopf wie ein Anlauf nehmender Stier in der Arena tief zwischen die Schultern herunter gebeugt. Gleich neben ihm, keine zwei Yards entfernt, folgte Emmeline Vance in perfekt geprobter Abstimmung, während gleichzeitig ein Fenster klirrte und die junge Aurorin Longbottom sich durch die in ihrem Rücken entstandene Öffnung in die Blumenrabatten fallen ließ. Nur einen winzigen Moment wartete Frank auf ihre Deckung, ehe er sich mit beiden Händen am Rahmen hochzog und mit einem langen Schritt durch das Fenster hindurch trat.

Ein Konzert, disharmonisch und dennoch fast synchron, schallte ohrenbetäubender Lärm durch die Wirtsstube, und die Druckwelle, die gleichzeitig entstand, fegte all jene von den Füßen, die noch einigermaßen aufrecht gestanden hatten. Wer sich bereits geduckt gehalten hatte, glich die Wucht mit einem Ausfallschritt oder einem unbeholfenen Schlenker aus und riss gleichzeitig die Arme hoch, ehe das in Milliarden Scherben zerspringende Glas auf sie herabregnen konnte, als sämtliche Scheiben zur Straße hin von außen nach innen gepresst und zerstört wurden. Kreischend, nun nicht mehr bloß in unbestimmter Furcht, sondern auch von bohrendem Schmerz all dieser winzigen Splitter, rafften sich die Gefallenen auf, egal, wie tief sie sich das schneidende Glas dabei in die abstützenden Hände trieben, und änderten die Richtung ihres Entkommens wie blindwütige Antilopen in der Steppe.

Bereits halb über die Zargen hinaus, verpasste Remus diese Gewalt nur einen schnelleren Schubser nach draußen und rettete ihm Kopf und Kragen, denn der blitzgrüne Fluch schlug nur wenige Handbreit von seinem Ohr in den Rahmen der Tür ein und zerfetzte das polierte Eichenholz, dass die Angel scheppernd irgendwo hinter ihm auf den Dielen aufschlug und dabei das Tor in gefährliche Schieflage brachte. Damit hörte es endlich auf zu schwanken und stand den Nachrückenden nicht mehr im Weg. Sich so gerade noch fangend, bevor er mit der prominenten Nase den Erdboden aufgepflügt hätte, stolperte Lupin einfach weiter und spürte das Aufstellen seiner Nackenhaare, als wäre er an einem Transformator vorbei gegangen.

Schlimmer erschien es, nun wo er das ganze Ausmaß dieser Explosion vor Augen hatte. Das Silencio von Rosmerta und Flitwick, dass die Nachbarschaft vor Partylärm geschützt hatte, diese dumpfe Glocke, hatte auch die herannahende Gefahr unhörbar gemacht. Dass die sich das trauten. Dass die es wagten, so nah an Hogwarts heran zu kommen, wo Dumbledore dort oben in seinem Turm saß und nur ein einziger Gast entkommen musste, um ihn und andere Unterstützung herbei holen zu können. Wozu sollte das gut sein? Was sollte das bringen? Remus wusste es nicht, aber es war auch egal, denn die heute Abend Feiernden mochten zwar NEWT-Absolventen sein, doch kämpfen konnten sie nicht. Einem Angriff wie diesem, von Zauberern, die keinerlei Skrupel besaßen, waren die wenigsten von ihnen gewachsen. Auch wenn das bedeutete, dass sich der halbe Orden als Mitglied eben dieses offenbaren musste – und mit einem Mal dämmerte ihm der Grund für diese sinnlose Schlacht – sie hatten keine Wahl. Wütend darüber, presste der Präfekt die Zähne fest zusammen, dass sie quietschten, und dann suchte er sich rasch eine lang liegende Bank, die gekreuzten Füße gen Hecke nach Südosten hin ausgerichtet, und fand dahinter Schutz.

Es war dieselbe Reihe von Tischen, an denen Marlene vorhin noch gesessen hatte, doch die junge Frau konnte er nirgends entdecken. Die schmalen Schultern, den schlanken Rücken von James erkannte er sofort, und er robbte auf einem Knie vorwärts und fasste ihm vorsichtig an den Oberarm. Potter erschrak nicht einmal. Die Berührung dieser kräftigen Hand mit den dünner werdenden Fingern kannte er zu gut, und ohne sich umzudrehen, raunte er ihm den Lagebericht zu, Lily gleich vor ihm, einen halben Kopf kleiner und in einen jetzt furchtbar unpraktischen, an ihr wunderschönen Tartanrock gekleidet. „Mindestens 20, vielleicht mehr,“ murmelte er, seine braunen Augen hinter der nun von Schmauchspuren verdreckten Brille hastig sondierend.

Hitze schoss Remus den Hals hinauf, wie er sich das ausrechnete, wie er überlegte, wie viele Ordensmitglieder bei der Party anwesend gewesen waren, wer eventuell noch mithelfen konnte und würde. Vielleicht gerade so genug. Es könnte ausreichen, um die Todesser hinzuhalten, und wie er den ersten von ihnen sah, von einem zertrümmerten Hocker in die bessere Deckung des umgeworfenen Grills huschend, vorsichtig nahezu, keimte ein bisschen Hoffnung auf. Lange, dunkle Roben, ganz ähnlich denen von damals, als sich die Männer im Hog's Head getroffen hatten, während Voldemort für die Stelle als Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste vorgesprochen hatte, und dazu das Gesicht verdeckt mit Kapuze und einer Art skelletierter Maske. Feiglinge. Nicht mal zeigen, wer sie waren. „Ich glaube, Dolohov ist dabei,“ flüsterte Lily heiser, kaum den Kopf drehend, und der kleine Funke in Remus' Brust erlosch wie ein Kerzendocht, auf den ein Regentropfen fiel.

Darüber nachzudenken blieb keine Zeit, wie dieses schrille Lachen durch den Biergarten schallte, so als wären sie nicht unter freiem Himmel, sondern in einer hohen, weiten Tropfsteinhöhle. Es ließ jeden zusammen zucken, auch die drei Kampferprobten hinter ihrem Tisch, von dem noch flatternd die Decke wehte, und unter und hinter dem sich Teller, Besteck, Gläser mit auslaufendem Wein und Essensreste sammelten. Das kreischende Kichern lief aus in einem hohen, spitzen Schrei, wie diese Herausforderung nicht unerwidert blieb, und das pustete Mut in die Verteidiger. Wer immer sich da so diebisch freute, bekam Paroli geboten, und ein so heftiger Stupor rauschte durch die Nacht, dass er nur von Sirius Black kommen konnte. Er bestätigte diese Annahme augenblicklich mit verbaler Begleitung: „Merlins Büstenhalter, Cousinchen, du brauchst echt mal 'ne Polypenentfernung!“

Grinsend rieb Remus sich das unrasierte Kinn, fing dabei das Aufblitzen von James' Zähnen in dem grusligen Licht der Girlande und das augenrollende Kopfschütteln von Lily ein. So typisch Sirius. Es war Bellatrix Black, die Tochter seines merkwürdigen Onkels Cygnus, und sie war trotz der Masken ihrer Mitstreiter leicht als einzige Frau an Voldemorts Front zu erkennen. Die anderen, wie ihre Schwester, Mrs. Malfoy mittlerweile, hielten sich zurück, kämpften nicht, keinen Schimmer wieso. Sich zu fein zum Töten? Oder zu weich dazu? Oder das Heimchen am Herd, dass schon mal den Eintopf aufsetzte, während die starken Männer ein paar Muggelchen quälten? Grunzen mochte man darüber, und Sirius tat es sehr laut, ehe er ihr den nächsten Impedimenta so knallhart vor die Brust setzte, dass sie nur mit verdrehtem Arm so gerade noch den passenden Abwehrzauber hinbekam.

Im gleißenden Feuer des Funkenflugs warf Remus einen raschen Blick über ihren Sichtschutz hinweg, und er konnte Black erkennen, wie er sich dort hinter den dicken Stamm eines Apfelbaums duckte, und die zusammengekauerte Gestalt von Peter wurde gleich bei ihm sichtbar. Gut so, Wurmi war in der größten Sicherheit, die er jetzt genießen konnte, und dennoch hielt er selbst den eigenen Zauberstab drehend in den Fingern. Und da waren noch andere. Schwer zu erkennen, sobald das Flackern erlosch, und dann doch wieder aufflammend, sobald das Gefecht von allen Seiten losbrach, fand Remus eine ganze Menge bekannter Gesichter, oder zumindest kaum verkennbare Umrisse in der Nacht, und mit jedem sich mit magischem Rot und Gelb entzündendem Stab zählte er einen mehr auf ihrer Seite.

Die meisten waren Freunde, Kampfgefährten, an deren Schultern er sich bereits gedrängt hatte, wenn Todesser sie mit Flüchen eindeckten, und Fab und Gid dahinten hielten gleich drei von Voldemorts Anhängern in einer Art Synchronzaubern in Schach. Stan und Sturge waren bei ihnen, die Podmore-Brüder, hielten ihnen den Rücken frei. Und dann sah er ihn, den einzigen Alptraum, den er hatte neben seinen Vollmondvisionen, und Remus duckte sich instinktiv ein wenig tiefer. Er würde sich ihm wieder stellen, wenn er musste, aber nicht gern, mit zu viel Furcht beladen. Es war gar nicht notwendig. Gleich zwei Professoren kümmerten sich um Antonin Dolohov, und keine Jungspunde.

Die McGonagall, Seite an Seite mit Professor Pellyn, dem sonst so ruhigen, ständig amüsiert lächelnden Wahrsager, dessen Augen zorniger funkelten, als man es je von ihm erwartet hatte, drosch einen Spruch nach dem anderen auf die gut sitzenden Schilde des Russen ein, und er musste sich ihnen ganz widmen, um sich ausreichend wehren zu können. Gut so. Erleichtert rutschte Lupin wieder herum und suchte sich einen eigenen Gegner in der nun von Farben und Licht und Rauschen und Dröhnen erfüllten Nacht.

Aber nicht nur der Orden focht hier. Hogwarts selbst schien sich im Zorn zu erheben gegen jene, die diese traditionelle Feierlichkeit auf so schändliche Weise attackierten. Das war Dirk da vorne, der Muggelgeborene, das Gesicht grimmig verzogen duellierte sich der hochbegabte Ravenclaw mit zwei breitschultrigen Kerlen hinter gräulichen Masken, deren Statur so ähnlich war, dass selbst ein Blinder sie als Rodolphus und Rabastan Lestrange erkennen musste. Um ihn musste man sich keine Sorgen machen, während Gilbert und Dennis, Schulfreunde, einen Todesser mit solcher Wucht durch die Zaunriegelhecke hinaus auf die Straße beförderten, dass er ein fünfstrahliges Loch darin hinterließ. Und man mochte es kaum glauben, und mit einem Mal empfand Remus Lupin für diesen sonst so hochnäsigen und eingebildeten Sluggy-Clubber mit der monströsen Wampe einen immensen Respekt: Wo so viele davon gelaufen waren, schnaufte Vitus Fancourt, Nachfahre der Erfinderin des Lunaskops, mit der Gewalt einer Lawine in den Alpen wie eine Walze vor Emmeline und Archie her, als wolle er ihnen Platz schaffen zum Feuern.

Das Gefecht verlagerte sich mehr und mehr, wo so viele Ordensmitglieder und Hogwartsabgänger sich im Biergarten befanden, und Rosmerta selbst verteidigte die Eingänge, auch die neu geschaffenen, die keine sein sollten, gegen Eindringlinge. Dabei zeterte sie, schrie sie wie von Sinnen, und wäre sie ein Muggel gewesen, sie hätte mit Sicherheit eine abgesägte Schrotflinte geschwungen. So wie die Wirtin mit ihrem Zauberstab umging, sah das kaum weniger beängstigend aus. Schon wieder musste Remus grinsen, ließ Dolohov im festen Griff seiner Hauslehrerin und wandte ihm den Rücken zu.

Etwas weiter im Inneren des Gartens, auf dessen östliches Ende zu hinter die Bank gedrückt, hatte Lily die beste Übersicht. Sie brauchte nicht zu erklären, gab den beiden jungen Männern an ihrer Seite Anweisungen, die von diesen ohne zu fragen ausgeführt wurden. Mit dem zarten Handrücken gegen das schmutzige Hemd von James klopfend, verlangte sie nach Aufmerksamkeit, ehe sie mit dem Kinn nach links vorne deutete, und gleichzeitig schon wies ihr bester Freund mit einem Zeigefinger in die andere Ecke, dorthin, wo sich Sirius und Peter mit der völlig durchgeknallten Bellatrix herumschlugen. Der Horizont hinter diesem Duell, halb verdeckt vom Backsteineck des Haupthauses, leuchtete von entsetzlichem Rot und Grün, so vermischt, so heftig aufeinander folgend, dass es zu blühendem Braun verschwomm, durchbrochen nur hin und wieder vom so wohl bekannten Blitz des Verbotenen Fluchs. Genau dort wurden sie gebraucht, genau dort wollten sie hin.

Kühl war es längst nicht mehr. Nicht nur die umherfliegenden Kampfzauber strahlten Glut ab, auch die erhitzten Körper brauchten nun keine Roben mehr. Die störenden Kleidungsstücke ablegend, sich von den Schultern streifend, legten sie die mit den Abzeichen ihrer Häuser bestickten Umhänge so sorgsam ab, wie es nur eben ging, bevor die Drei einander noch einmal zunickten und ihren Weg antraten. Vorwärts rutschend auf Händen und Knien, die Fußgelenke schmerzend, entfernten sich James Potter und Lily Evans von ihm, der er eine kürzere Entfernung zurück zu legen hatte, und so unpassend das war für diesen Moment: Remus spürte einen winzigen Stich irgendwo zwischen den Rippen und musste sich die Stelle reiben, wie die beiden sich an der Hand hielten, während sie loszogen. Ein kleiner Glassplitter fiel ihm zwischen die Finger, und Lupin schüttelte ihn davon ab, ehe er die Zähne zusammenbiss und sich hastig abwandte.

Es war keine Manneslänge von diesem Versteck bis zur Hausmauer, und Remus hangelte sich daran entlang, musste mehr Angst vor Rosmerta haben als vor irgendeinem Todesser. Solange die Wirtin offenes Feld hatte, würde sich niemand durch die freie Schussbahn in gerade Linie von der Tür zur Hecke begeben, den sie nicht augenblicklich als Freund erkannte. Für einen Moment überlegte er ernsthaft, ob er das 3 Besen vollständig umrunden sollte, über die deckungslose Straße, wohin Dearborn und Meadowes durch das Loch gesprungen waren und nun für Funkenregen auf dem kaum befestigten Weg entlang der Front des Gasthauses sorgten. Den Gedanken rasch ausschlagend, wie sich die unförmige Figur von Jeronimus Mulciber zu Bellatrix gesellte, entschied er sich anders. Black könnte etwas Hilfe gebrauchen.

Er schlitterte über den Kiesbelag direkt unter dem zerbrochenen Fenster, durch das sich die Longbottoms gehangelt hatten, um schneller am Geschehen sein zu können. Hätte er Ahnung von diesem Sport gehabt, Remus hätte es als einen perfekten Slide auf die Home Base im Baseball bezeichnet, wenn das letzte Inning unentschieden stand. So aber rammte er nur die Innenkante seiner Schuhsohle in den Untergrund und ließ sich mit einem Bein ausgestreckt, dem anderen angezogen, auf die linke Hand fallen, so plötzlich aus der Dunkelheit auftauchend, dass Peter kreischte und einen Satz zur Seite vollführte. Nur Sirius' beherzt zugreifende Hand, gleichzeitig ein enormes Scutum nach vorn werfend, hielt ihn davon ab, den Zimmergenossen übel zu verhexen.

Die Schweißperlen auf Pettigrews Stirn wuchsen ins Unermessliche, und er wischte sich hastig mit dem Ärmel seines Tweedjackets darüber, sich mit weit aufgerissenen Augen wortlos bei Remus entschuldigend. Kein Problem. Ein Zunicken, und sie widmeten sich wieder gemeinsam ihrem Gegner, einer maskenlosen Bella mit wehender Black'scher Lockenmähne, die immer noch wie wahnsinnig lachte zwischen ihren Angriffen und den notwendigen Verteidigungsmaßnahmen. Noch ehe Lupin überhaupt eingreifen konnte, nutzte der unschlagbare Duellant Sirius einen winzigen Moment, um den fürchterlich hässlichen Mulciber erst von dem Porzellan vor seiner Gruselvisage zu befreien und ihn im nächsten Augenblick von den Füßen zu heben. Und wieder eine reine Familienangelegenheit. Ohne weiteres Federlesen klopfte Remus ihm liebevoll gegen die Taille seines durchgeschwitzten weißen Hemdes mit dem schicken, spitzen Kragen und eilte davon. Pete konnte ihm Deckung geben. Das reichte. Was auch immer dort um die Ecke geschah, es brauchte dringender Unterstützung.

Obwohl vielleicht nur halb so viele Yards zwischen Sirius' und Peters Barrikade und der offenen Wiese lagen wie zuvor zwischen der Bank und dem kaputten Fenster, bewegte Remus sich nun wesentlich umsichtiger und damit langsamer. So weit herunter geduckt, dass er bald das Bedürfnis hatte, seinen langen, schlanken Körper auf dem Boden auszustrecken und vorwärts zu kriechen, es aber nicht konnte, weil ihm der Platz fehlte, arbeitete er sich vor, Schritt für Schritt, immer wieder ausgiebige Blicke über die bucklige Weide werfend. Büsche hier und dort mochten verborgene Todesser beherbergen, auch wenn sie kaum so aussahen.

Sich schüttelnd, die Augen zusammenkneifend, schluckte Remus fest, und die Mundtrockenheit erstaunte ihn. So anstrengend war es nicht gewesen. Keinen einzigen eigenen Gegner hatte er bisher gestellt, ganz Anderes gewohnt von Schlachten und Kämpfen in diesem Krieg. Und dennoch: Es war da, dieses Gefühl, so unangenehm und ziehend, als presse ihm jemand eine schwere Hand mit lauter klobigen Ringen daran genau dort in die Wirbelsäule, wo Lende in Brustkorb überging. Ja, genau so wie in Vollmondnächten, wenn sich der Rist aufzustellen begann. Er schauderte und fasste sich ans Rückgrat.

Und dann erreichte er die Kante, konnte um sie herum lugen und verstand. Es war, als würde einem das Blut vollends mit einer Saugpumpe aus dem Oberkörper gezogen, und dabei stand er nicht mal aufrecht. Es war nicht die Schwerkraft. Es war ein Kälte, so eisig und zittrig, wie er sie drei Mal zuvor in seinem Leben verspürt hatte, und trotzdem intensiver jetzt, gesteigert zu einem scheußlichen Crescendo aus Angst und Fluchtgedanken, dem gleichen Ausdruck, den auch eine Maus vor der Schlange haben musste. Fast hätte er gelacht, genauso bekloppt und durchgeknallt wie die Black irgendwo hinter ihm, denn es stimmte. Der Mann dort in einer fließenden Robe aus nachtschwarzem Stoff, hochgeschlossen von überzogenen Knöpfen, ähnelte mehr dem konturenlosen Antlitz eines Reptils als dem eines Menschen. Tom Riddle selbst. Lord Voldemort. Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte.

Ob er noch atmete oder nicht, das wusste Remus in diesem Moment nicht. Er starrte ihn nur an, konnte nicht fassen, wie sehr er sich erneut verändert hatte seit ihrem letzten Aufeinandertreffen im November im Haus der Familie Evans. Noch lag sein ehemals volles, schwarzes Haar in ausgedünnt schütteren Strähnen streng gekämmt auf dem hohen Schädel, doch im flackernden Schein der unterbrechungslos ausgetauschten Kampfzauber (von denen mindestens 2/3 von Voldemort selbst stammten, derweil er gegen Vier antrat), schimmerte seine Haut wie Butterbrotspapier mit zu viel Fett darauf. Die Farbe war nicht mehr definierbar, und hätte Lupin nicht den Vergleich zu den anderen Personen dort auf der Wiese gehabt, er hätte es als Effekt der bunten Lichter abgetan. Doch dem war nicht so. So gleichförmig fahl, die stechenden Augen voll boshaften Lebens, war doch die frühere dunkle Schärfe daraus verschwunden, als hätte er sich die Regenbogenhäute gebleicht. Wie so etwas geschehen konnte mit einem Menschen, das vermochte der junge Mann im Schatten sich nicht vorzustellen.

Er stritt nicht wie sie. Nicht wie die halb wahnsinnige Bellatrix, die ohne Zweifel mehr und mehr den Verstand verlor, sondern ruhig, besonnen, ohne jegliche Lautäußerungen, und ein feines Lächeln spielte um seine dünnen, ausgezogenen Lippen, ganz ähnlich der Miene eines Mannes, der auf der Parkbank saß und Tauben fütterte. Unbeteiligt beinahe, und dennoch fröhlich und freundlich, und dabei zuckte ein Leuchten aus Tücke durch die so entleerten Augen. Die Fenster zur Seele. Durch Tom Riddle schaute man hindurch wie durch Glas.

Nur schwerlich konnte Remus sich von dem Anblick losreißen, sich darauf besinnen, warum er hierher gekommen war und was er hier tat, und mit einem Mal wünschte er, er wäre draußen auf der Straße zwischen Pellyn und der McGonagall und kämpfe gegen seine eigene Nemesis. Kein Schüler war unter denen, die gegen Voldemort vorgingen, auch wenn er irgendwo dort hinten in einer kleinen Senke den schlaffen Arm eines Menschen entdecken konnte. Der Schock und Schreck wich rasch; derjenige bewegte sich, schwach, aber eindeutig, und er wandte sich denen zu, die, in einer geraden Linie aufgebaut, dem selbsternannten Dunklen Lord die Stirn boten.

Frank und Alice, dicht bei einander, und hätte er ihn nicht schon in Aktion erlebt, hätte er nicht die Geschichte vom Manticore gehört, die dem jungen Auror Longbottom schon mit 19 Jahren einen Merlinsorden eingebracht hatte, so wäre Remus Lupin spätestens jetzt überzeugt gewesen von seinem Können. So elegant, das übertraf nur einer, so zielsicher und kraftvoll dabei, das verglich sich nur mit Sirius, und beinahe ebenso durchschlagend antwortete Alice an seiner Seite wie eine Einheit. Wenn er den Arm hob, gab sie unten Deckung, wenn sie sich drehte, hatte er ihren Rücken. Was für ein Team! Aber dennoch war er stärker als sie, und so rasch und dabei gelassen, beinahe lässig, wie er sich ihrer erwehrte, war jeder, der diesen Kampf heimlich beobachtete (und er war sich sicher: Voldemort sah jeden von ihnen genau und behielt sie alle im Auge – welch schaurige Vorstellung), froh über ihre erfahrene Unterstützung.

Dorcas Meadowes, selbst Aurorin gewesen, am Wiederaufbau beteiligt nach dem Großen Grindelwald'schen Krieg, focht gnadenlos. Nichts übrig hatte sie für Geschöpfe wie dieses, und persönlich beleidigt schien sie zu sein, denn Riddle war ihr Klassenkamerad gewesen, und daraus machte sie keinen Hehl, auch nicht in Ordenssitzungen. Zu sehr um den Finger wickeln hatte sie sich lassen, eingelullt von der charmanten Freundlichkeit des Halbbluts aus dem Haus in den Verließen, und belügen ließ sich eine solche Frau nicht. Es gab Gründe, wieso sie Richterin geworden war, wieso sie Heuchler und Scharlatane rigoros verfolgte.

Der vierte Mann stand gleich neben ihr, und wo er sich vorhin noch so über Einmütigkeit am Tisch gewundert hatte, brauchte Remus nun keine Bestätigung mehr. Gairhbhith Fryssington handelte neben der Meadowes genau so, wie es eben noch James und Lily und er getan hatten. Sowas lernte man nicht, sowas probte man nicht, das war das Gesicht von jahrelanger Freundschaft und perfekter Abstimmung auf die Gefühls- und Reaktionswelt des Anderen. Und dabei hatte er noch immer diesen fast gelangweilten Ausdruck in den Augen, der reinste Provokation war, nicht nur für Schüler. Auch Voldemort musste das bemerken.

Ob das der Grund war oder nur einer von vielen, oder ob es das helle Leuchten war, das Remus, den Blick starr geradeaus auf dieses gespenstische Duell gerichtet, nicht wahrnehmen konnte, dass Voldemort ohne Vorwarnung seine Bemühungen verdoppelte, wer wusste das schon? Unmöglich, wie sich die Frequenz seiner Flüche hochschraubte, der Mund nicht einmal bewegt dabei, vielleicht ein winziges Zucken der Ohren begleitend, und ein bisschen Glück nur für Frank Longbottom, dass es rotes Feuer war, dass ihn traf. Er sackte zusammen, erst auf die Knie und dann zurück, ganz verdreht und mit rollenden Augen, und Training hin oder her: Alice kannte nur eine Wahl, und die war, sich schützend über ihn zu stellen, komme, was wolle.

Gefühlsregung. Kalt. Heiß zugleich. Und dennoch keinerlei Menschlichkeit enthaltend, so als ginge es um Schach, und er habe den Fehler des Gegners gesehen, der ihm die Möglichkeit zum Schachmatt gab. Der Mundwinkel zuckte nach oben, und das Licht jenes explosionsartigen Fluchs (nicht grün, nein, das reichte nur für einen) spiegelte sich in den bleichen Hornhäuten so heftig, dass rot das Blut hindurch schien für einen Augenblick, und Remus hielt den Atem an und schloss die Augen. Nicht Frank und Alice, bitte nicht.

Er sah nicht, was geschah. Erst später, im Krankenflügel, nachdem sie die Jungauroren besucht hatten, die dort ihre Verletzungen auskurierten in den guten Händen von Madame Pomfrey, erfuhr er von dem Blick, den zwei alte Freunde tauschten, von dem Sprung, der Godric Gryffindor in seiner großartigen Tapferkeit imponiert hätte, und dabei waren es eine Ravenclaw und ein Slytherin, die ihn ohne zu zögern hinter sich brachten. Wie der Zauber des Schwarzmagiers traf, detonierte die Welt ringsherum, und der Schalldruck allein warf alle um und presste Remus tief in die Kiesel unter seinem Körper. In den Ohren fiepte es wie Samstag nachts nach einem Besuch im viel zu lauten Den Man's unten in Soho, wie er wieder aufschaute, und das Bild war so komplett verändert, dass er gar nicht alle Eindrücke aufnehmen konnte. Nur die direkte Umgebung hatten Bedeutung.

Staub aus feinem roten Ziegel hing in der Luft, und Remus hustete in der so unvermittelt hereingebrochenen Dunkelheit. Ringsherum war der Kampfeslärm abgeebbt, so als hätte Voldemorts Fluch jegliches Leben ausgelöscht bis auf ihn, und nur langsam drang durch das taube Gefühl in den Ohren an ihn heran, dass es irgendwo weiterging, doch solitärer, keine große Schlacht mehr. Was auch immer. Tom Riddle war nicht mehr auf der Wiese vor ihm, dort lagen sie nur verstreut, diejenigen, die von der Welle erfasst worden waren. Der schlaffe Arm in der Mulde gehörte zu Dirk Cresswell, der sich langsam aufraffte, geschützt gewesen von eben dieser Senke, in der er gelegen hatte, seit es ihn erwischt hatte. Das da war Alice, immer noch dicht bei Frank, und auch sie beide standen bereits wieder aufrecht, obwohl er dabei bedenklich schwankte und sich am besten wieder hinsetzen sollte.

Ein Schatten, zu schnell und befreit laufend, um zu einem Todesser in langer Robe zu gehören, joggte vom anderen Ende des Haupthauses in diese Richtung, hatte sich wohl von der Straße in diese Richtung vorgekämpft, so wie Remus es in Erwägung gezogen hatte. Aber auch das reflektierte er erst später. Weil er nicht allein war in dem Kiesbett. Steinchen aller Größen und Formen, geschliffenen von dem Fluss, aus dem man sie hergebracht hatte, waren ihm von Voldemorts Tornado in die Ärmel und in den Kragen seines Hemdes gerutscht, dass er jetzt bis an den Schwertfortsatz seines Brustbeins Abdrücke davon hatte, und mit schmerzzischendem Geräusch stemmte Remus sich auf und wandte sich dem keuchenden Atem keine vier Fuß rechts von ihm in der Finsternis zu.

Er brauchte kein Licht, um zu erkennen, dass der Aufprall auf die gemauerte Wand zu viel gewesen war für den nicht mehr jungen Körper, und Professor Fryssington lehnte mit den Schultern und dem Kopf gegen die Ziegel, presste sich so hart dagegen, wie er nur konnte, um den gleichmäßigen Blutstrom so gut es ging zurück zu drängen. Die Kleider waren zu dunkel, um zu sehen, wo sonst noch die Knochen grotesk gebrochen waren, und selbst wenn, hätte Remus keine Ahnung gehabt, was er dagegen tun sollte. Mederi war schön und gut, aber es war kein machtvoller Zauber. Und das war es, was der Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste jetzt brauchte. Verteidigung. Oh ja, das hatte er getan.

Sich an der diesseitigen Wand aufziehend, kniete Remus sich auf das aufgeweichte Gras und beugte sich über den Professor, und das Glitzern in den noch wachen, offenen Augen erschreckte ihn so sehr, dass er einen Moment zurückwich. Licht von der Spitze eines Zauberstabs, näher kommend jetzt und hoch erhoben, gab ihm etwas mehr Sicht, und Fryssington verzichtete auf Bewegungen des Kopfes, betrachte den jungen Mann neben sich lieber nur aus den Augenwinkeln. Und er lächelte. „Mr. Lupin,“ sagte er, wesentlich klarer als der Schüler es sich vorgestellt hatte, und er konnte nicht einmal bestätigend nicken. „Was für ein Zufall.“ Ein Arschloch, selbst noch mit derartigen Verletzungen. Die Kiefer aufeinander pressend, ballte Remus eine verborgene Faust und verdrängte dieses Gefühl rasch, wie er einen Fuß aufstellte. „Halten Sie durch, Professor, ich hole Hilfe,“ versprach er heiser. Er ließ ihn nicht.

„Nein!“ verlangte Fryssington bestimmt und griff mit unverhoffter Kraft nach dem Unterarm neben sich, so dass Remus regelrecht auf den Boden zurückgefedert wurde. Das Erstaunen in den Silberaugen war kaum zurückzuhalten; die Kehle war ihm so trocken, er kriegte nicht einmal die Frage nach dem Warum heraus. Der Professor hätte auch das sowieso unterbunden. Er schluckte, wie er da lag und jegliche Lageänderungen vermied, und für einen Moment rollten ihm unwillkürlich die Pupillen hoch, ehe er wieder sprach. „Bain,“ sagte er, und Remus runzelte die Stirn. „Der Name meines Sohnes lautet Bainrhydghe.“

Es war Gilbert, der aus der Dunkelheit auftauchte, seinen Zauberstab mit dem hellen Lumos entzündet, aber Lupin nahm ihn nicht mehr wahr. Nur am Rande seines Bewusstseins begriff er, was das bedeutete, was Caradocs großer Bruder da rief, „Mrs. Meadowes!“, als er das zweite Opfer entdeckte und sich neben ihr auf den Untergrund fallen ließ. Seine Finger schnellten an ihren Hals, suchten, suchten weiter, fanden nicht, und er schlug die Hände über dem Kopf zusammen und tastete die Nacht ab, ob er ihren Neffen irgendwo sehen konnte. Nicht weit von einander waren die Schulfreunde aufgekommen, in die Luft geschleudert und getragen vom Fluch, der Absturz nicht nur unvermeidlich, sondern auch zu tief.

Er wollte ihm nicht zuhören, diesem Mann, den er so sehr verabscheute wie niemand anderen zuvor, viel intensiver als die Twynham, viel bodenständiger als Voldemort, viel echter als Malfoy. Und er wollte ihm doch zuhören, wollte den Grund wissen für diese Blicke, deren Ingredienzien so gut zusammen passten wie Minze und Senf, wollte die ganze Geschichte erfahren. Und Fryssington schien jetzt bereit dazu. Keinerlei Aufforderung benötigend, den jammernden Jungen nicht weit genau so ignorierend wie Lupin es tat, fuhr der Professor fort, musste erneut herunterschlucken, was ihm in die Kehle lief. „Ich habe ihn nicht mehr gesprochen, seit ...“ Er sprach nicht weiter, rollte wieder mit den Augen, und Remus war nicht sicher, ob es an der zunehmenden Schwäche lag (etwas in ihm wollte losrennen und Dumbledore suchen, der musste hier irgendwo sein, oder die McGonagall, irgendwen), oder an der mit einem Mal so offensichtlichen Antwort.

Fryssington lächelte jetzt so echt und ehrlich, dass er sich das Nicken sparen konnte. Sie hatten einander verstanden, und dennoch quälte er es heraus, tötete damit in ein paar wenigen Sekunden jegliche Antipathie, die dieser junge Mann hier jemals gegen ihn gehabt hatte. Weil es ihm genau so schwer fiel, die Tatsache auszusprechen. Und weil er es genau so wenig wirklich hinbekam. Wie Gilbert aufhörte, sich hospitalisiert vor und zurück wippen zu lassen, das Kinn hob und den Professor und seinen Schüler anstarrte bei diesem kurzen Satz, das war ihnen beiden gleichgültig. „Er ist,“ so schwierig, zu sagen, woran das Leben zerbrochen war, „ein Wolf“, dieses so grässliche und gleichzeitig so mit Zärtlichkeit belegte Wort, „genau wie Sie.“

Fast wie unter Folter jetzt, dabei konnte sein langsam immer schlechter versorgter Geist mit Sicherheit kaum noch körperlichen Schmerz spüren, verzog sich das Lächeln des Professors zu einer grinsenden Grimasse, und er konnte Remus nicht anschauen. „Ich bin kein John Lupin,“ fand er noch Zeit für die Metapher, die dem Jungen ein Stolpern in der Brust bescherte, wie er an den Vater zuhause denken musste. „Gab ihn fort.“ Er empfand weder Mitleid noch irgendeine Form von Hass, wie Fryssington ihm nun eingestand, wie aus ihm dieser so leidenschaftslose Mensch hatte werden können. „Konnte es nicht ertragen.“

Dumbledore würde es ihm erzählen, später im Turmzimmer, wie von dort an das Leben des Gairbhith Fryssington aus den Fugen gelaufen war, wie die Mutter des Jungen fortging, wie ein ehemals temperamentvoller Kämpfer jeglichen Lebensmut endgültig verlor. Und die Erklärungen waren da. Was für eine Tortur, ihn jeden Tag sehen zu müssen, den, dem das Schicksal wohler gesonnen war, obwohl alles so gleich begonnen hatte.

Gilbert hörte nur zu, steif in der nun aufsteigenden Nebelkälte, feucht und klamm, während um das Wirtshaus herum Verletzte behandelt wurden, Freunde nach einander riefen, Köpfe gezählt wurden. „Sollten Sie jemals Hilfe brauchen in Ihrem neuen Leben,“ lächelte der Professor jetzt wieder mit diesem nur sachten Sarkasmus in der noch nicht gebrochenen Stimme, spielte darauf an, was auf ihn zukam, nun nach dem Abschluss, „fragen Sie nach ihm.“ Hätten sie mehr Licht gehabt, die zunehmende Blässe wäre offenbar geworden. „Canary Wharf.“ Und jetzt rollte der Kopf doch zur Seite, das Gesicht in Remus' Richtung, und sofort spürte er diese sich ausbreitende Wärme unter seinem Knie, schluckte das Gefühl herunter und nickte. „Von dort schreibt er, wenn er Geld braucht.“

Kein Funken an Bitterkeit, wie er davon sprach, dass er nur dann existent war, wenn der Sohn in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Wie abwesend er dabei ins Leere starrte, die Augen dabei weit weg an einem Ort voller verlassener Lagerhallen an schlecht gepflegten Kais und Docks, stundenlang wartend für einen einzigen Blick, sickerte die Emotion genauso aus ihm heraus wie das Blut aus den Wunden, die der Aufprall verursacht hatte. Als spüre er, dass der Schüler ihn verstand, rollte er erneut mit den Augäpfeln, dieses Mal jedoch absichtlich und zeigte die Zähne. „Sagen Sie's ihm nicht,“ schlug er vor. „Er würde es Ihnen sowieso nicht glauben.“

Der junge Mann schob grübelnd die Brauen ineinander und griff nach der reglosen Hand in dem langen Ärmel der traditionellen Zaubererrobe, aus der noch ehemals weiße Hemdsaufschläge und Manschetten heraus schauten, und er hatte das unbestimmte Bedürfnis, ihm die Kleider sauber zu zaubern. Den Impuls unterdrückend jedoch, hielt er die kalt gewordenen Finger einfach fest und schüttelte den Kopf. „Ich werd's ihm trotzdem sagen,“ trotzte er dem Professor, der mit einem leisen Quieksen die Schultern hob und wieder gegen die Mauer sackte. Genug jetzt.

Der Zwicker auf seiner Nase, die silbern umrandete Brille mit dem Halbmondgläsern, glitzerte im Schein weiterer herannahender Stäbe mit entzündeten Spitzen, wie Fryssington leise hustete und vorsichtig das Kinn bewegte. „Unverbesserlich, Lupin,“ tadelte er mit der gleichen Mischung aus Respekt, Anerkennung, Unmut und Slytherin'schem Realitätssinn wie im Unterricht, und dann schloss er die Augen und sprach nie mehr.

Remus knickte ein und lehnte die Stirn gegen den kühlen Backstein, die eigenen Lider ebenfalls schließend, reagierte nicht auf die Rufe nach ihm, sah nicht, wie Dennis seine tote Tante erreichte und mit versteinertem Gesicht über ihrem Körper stand. Eine Hand legte sich in seine Halsbeuge, warm und dennoch vorsichtig bebend, und ohne hinsehen zu müssen wusste er, dass es Gilbert Dearborn war, der nun wusste und begriff und ihm einfach nur ein wenig stummen Halt geben mochte.


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