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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Am Morgen danach

von Teekon

Achtung: Es existiert ein Kapitel 184a! Zu finden für alle ab 16 unter meinen anderen FanFictions!



Es war soweit. Wieder einmal und trotzdem ganz anders. Lange Reihen von Pulten, vielleicht 80 insgesamt, vielleicht auch mehr oder ein paar weniger, standen eins hinter dem anderen und immer fünf nebeneinander in der Großen Halle, verdrängt die Bänke und Tische, die sonst für die Speisen hier aufgebaut waren. Einen harter Stuhl davor, ein Tintenfass in bestem Azur und drei genau gleiche Falkenfedern darauf, zwei Rollen Pergament, die eine mit Aufgaben, die andere leer für die Antworten, hatte jeder.

Die schummrigen Kerzen ersetzt durch die gleichen, hellen Laternen wie draußen im Foyer, damit genügend Licht auf die Tischplatten fiel, und die Fenster leicht nur geöffnet für frische Luft ohne Zug. Und ganz am oberen Ende der Halle, wo das Podest normalerweise die Speisetafel der Lehrer beherbergte, stand das einzelne Pult mit dem bequemen Sessel für die Aufsichtsperson. Draußen aber, vor den verschlossenen doppelflügligen Toren, prankte ein großes Schild: „OWLs und NEWTs – heute – ab 8:30 Uhr. Ruhe bitte!“

Noch gar nicht so lange her war das, oder zumindest kam es den Siebtklässler so vor, dass sie schon einmal hier versammelt gewesen waren, verstreut sitzend zwischen den OWL-Absolventen, damit sie weniger gut abschauen konnten. Ein straff gespannter Plan von zwei Wochen, nur minimal die Abweichungen gegenüber den ersten großen Prüfungen, aber dennoch war Remus schon aus einem Grund wesentlich entspannter: Dieses Mal lag kein Vollmond-Wochenende dazwischen. Und das gab ihm und den Jungs ebenfalls ein wenig mehr Zeit zum Ausruhen und Lernen. Denn die ersten fünf Tage, die hatten es erneut gewaltig in sich.

Professor Flitwick machte den Anfang, gleich Montag Morgen mit seiner Monsterklausur für Zauberkunst. Wie nicht anders zu erwarten, fragte er nicht schwierig, sondern breit ab, was im Endeffekt wesentlich unangenehmer für die Vorbereitungsphase war. Den sprichwörtlichen Mut zur Lücke konnte man sich da kaum leisten, und sie alle hatten ganz schön geschwitzt dabei. Schließlich war das kein Fach für Spezialisten, das hier war etwas, in dem man von allem etwas beherrschen musste, wollte man wirklich gut sein. Und trotzdem: Es war eben auch ein gutes Stück Alltag, besonders für Volljährige, die sich nun einmal daran gewöhnt hatten, auch außerhalb der Mauern dieser Schule den Zauberstab ganz selbstverständlich zu benutzen. Und darum waren wenigstens die nachmittäglichen praktischen Prüfungen für so gut wie jeden einigermaßen erfolgreich.

Dienstag war Lily Evans' Glanztag, denn da wurde gekocht und gebraut, und man kam sich vor, als schaue man einem Fernsehstarkoch zu, wie sie – zwei Tische für sich in Beschlag nehmend – zwischen dem linken Pult mit dem Trank der Lebenden Toten und der rechten Arbeitsplatte mit dem goldig blubbernden Felix felicis hin und her hüpfte, hier eine Zutat hinzu warf, dort eine einstreute, zwei mal kräftig rührte und weiter flog. Allen anderen, vielleicht abgesehen von Snape, der sich jedoch wesentlich ruhiger und bedächtiger bewegte, hübsch unauffällig, stand nur der Schweiß auf der Stirn, und das hastige Umschlagen von Seiten im zugelassenen Heftchen mit den Rezepten hallte durch den dunklen Klassenraum in den Verließen. Das einzige Mal, wo nicht die Große Halle Austragungsort war, es sei denn, man hatte Kräuterkunde in der Oberstufe weiter besucht.

Das hatte Lily nicht getan, und so hatte sie einen wundersamen Tag Pause vor ihrem absoluten Horrorfach, während sich die vier jungen Herren aus dem Turmzimmer geschlossen zum Gewächshaus Nummer 5 hinüber begeben hatten. Wo es beim vergangenen Mal eine Schnappschote am Kleinfinger gewesen war, verließ Sirius Black auch diese Prüfung mit einem hübschen Accessoire, und die fleischfressende Venusfliegenfalle kaute noch mindestens einen halben Tag am Knopf seiner Weste herum. Peinlich war's ihm ja schon, aber das hätte er nie zugegeben, und nur hinter vorgehaltener Hand runzelte er die Stirn und türmte die Brauen zu schlangenartigen Gebilden auf. Und auch das wäre nicht klug gewesen, ihn darauf hin zu weisen. Also hielt sogar James die Klappe und legte statt dessen eine mehr als akzeptable Leistung in diesem doch eher uninteressanten Fach hin.

Entspannend war das Bestimmen von Pflanzen und Pilzen, das Beschreiben ihrer Wirkungen, Besonderheiten, Fundorte und Wachstumsoptima, und das konnte man auch gut gebrauchen. Nicht, dass es irgendeiner von ihnen nötig gehabt hätte, vor Verteidigung gegen die Dunklen Künste Angst zu haben. Oh Mann. Diese Prüfer hatten ja keine Ahnung. Wie hätten sie auch wissen können, dass diese Jungs und diese Dame hier schon gegen mehr schwarze Magie gefochten hatten, wirklich, echt, nicht vorgetäuscht, als sie es zusammen jemals getan hatten in teilweise doch recht langen Lebensspannen? Es bereitete eher Probleme, sich zurückzuhalten, nicht zu ausgefallen, zu auffällig gut, zu gekonnt, geschickt und geübt zu reagieren, wenn man ihnen eine Aufgabe stellte, als dass sie ehrliche Schwierigkeiten gehabt hätten.

Remus trumpfte. Wie immer. Selbst unter den heimlichen, dennoch entdeckten, gestrengen Augen von Gairhbith Fryssington, der oben auf der Empore in dem kleinen Raum hinter der Großen Halle stand und zuschaute, wie er nicht nur mit Leichtigkeit seinen keckernden, springenden Patronus beschwor, sondern auch einen echten Dementor damit außer Gefecht setzte. Und den nonverbalen Fluch von diesem gräuslich hässlichen alten Professor, den wehrte er nicht nur mit Links ab, sondern beförderte ihn auch schnurstracks rücklings in eine Portiere, dass die Ritterrüstung dahinter schepperte, als wolle sie darüber lachen. Ganz erschrocken war er im ersten Moment gewesen, bis Professor Sweeting lauthals brüllend vor Spaß und Applaus klatschend zwischen den Vorhängen hervorkroch und sich umständlich aufgerafft hatte. „Ausgezeichnet, junger Mann! Ausgezeichnet!“ hatte er sich gefreut, und damit war Mr. Lupins Note endgültig sicher gewesen. Für einen winzigen Moment hätte man schwören können, dass ein verschmitztes, leicht boshaftes Lächeln durch seine Mundwinkel huschte, ehe er mit einem Seitenblick nach dort oben stolz erhobenen Hauptes den Prüfungsraum verlassen hatte.

Der Freitag Vormittag war den Runen vorbehalten, und so nutzten Peter, James und Sirius diesen dritten Wochenendstag zum Gammeln, während Lily und Remus fleißig konjugierten und deklinierten und komplexe Texte in die eine oder andere Richtung übersetzten. Das dauerte nicht lange, sie beide brauchten dafür kaum die vorgegebene Zeit, und so konnte man sich alsbald unten am See treffen, zusammen hocken, die Füße ins Wasser baumeln und sich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Und das konnte man wirklich gut, denn das Wetter war wunderbar in jenem frühen Juni. Nicht zu heiß, was bei Lernen und Schreiben schrecklich unangenehm gewesen wäre, aber auch nicht kühl, sondern sehr schön und angenehm, die Luft blumig duftend und frisch, wie ein feiner Wind über die schottischen Hochlande trieb. Wenigstens diesen einen Tag wollten sie für sich haben und erst am Wochenende wieder ordentlich büffeln, denn schließlich begann die Woche mit einem Hammerfach, in dem die Fragen der Klausur mit Sicherheit nicht zimperlich gestellt worden waren.

Sicherlich, man hatte in den NEWTs eine wesentlich geringere Anzahl von Prüfungen, denn schließlich gab es nicht mehr wie in den Unterklassen Pflichtfächer. Man hatte sie auf die Dinge festgelegt Anfang der sechsten Stufe, die man wirklich machen wollte, und dabei war natürlich auch darauf geachtet worden, dass man ein Talent dazu mitbrachte. Und das wiederum hieß: Höhere Ansprüche. Und das nicht zu knapp. Die McGonagall wäre die Allerletzte gewesen, die darauf nicht größten Wert gelegt hätte. Und darum war Verwandlung mit Abstand eine der schwierigsten zu bestehenden Examina. Trotzdem gut gewählt: Samstag und Sonntag konnte man ausschließlich für die Vorbereitung darauf verwenden, denn keiner von ihnen, weder James, noch Sirius, Lily, Peter oder Remus hatten noch Muggelkunde oder Magische Kreaturen belegt, und die waren beide am Dienstag der zweiten Woche dran. Diesen zwischengeschobenen Tag hatten sie also Zeit, sich um ihre restlichen Fächer zu kümmern. Und das Wochenende komplett für ihre Hauslehrerin, das war wirklich nicht verkehrt.

Sogar James musste ein paar mal gut überlegen, aber das nur in der schriftlichen Aufgabenstellung. Wenn es um Verwandlungszauber ging, war er eben einfach unschlagbar, und er musste kräftig grinsen, wie Professor Marchbanks gekichert hatte: „Mr. Potter, wenn Sie jemals das Bedürfnis haben sollten, aus sich einen Animagus zu machen, melden Sie sich einfach! Ich würde das mit Freuden arrangieren!“ Halb beschämt und halb belustigt, hatte er mit einem „ich komme darauf zurück“ murmelnd geantwortet und sich lieber ganz rasch verdrückt. Ganz ehrlich: Hier durfte auch er von einem Outstanding mit drei Ausrufezeichen nicht nur heimlich träumen, ohne sich lächerlich zu machen oder überheblich auszusehen.

Zirkel, Kreisel und bunte Tinte wurde selbstverständlich in Astronomie benutzt, und die zweigeteilte Abnahme, zunächst in Form von Beschreibungen von physikalischen Begrifflichkeiten und Erklärungen über Planeten, Monde und Kometen sowie Schnuppenschauer und deren Richtungen, hatte mehr etwas von einer Kunst- und Zeichenstunde als von einer ernsthaften Prüfung. Das war schon bei den OWLs so gewesen, dass es einfach nicht wirklich leise sein konnte, wo so viele Federkiele quietschend im Rund über das Pergament gezogen wurden, wo Sextanten und Ferngläser auseinander geschraubt, die einzelnen nummerierten Teile beschriftet werden und das ganze wieder zusammengesteckt werden musste. Beinahe entspannend war das. Wesentlich leichter, sich darauf zu konzentrieren als stumpfes, ödes Ausformulieren.

Den Nachmittag jenes vorletzten NEWT-Tages verbrachten die Rumtreiber getrennt, denn wo Lily und Remus sich mit fiesen magischen Rechenaufgaben in Arithmantik herumschlugen, Kügelchen auf Schiebern herumschoben und Soroban aus Japan mit chinesischem Suan Pan und römischen Abaki verglichen, stierte Peter in seinem Glanzauftritt in eine beknackte Kugel aus halb durchsichtigem Kristall und erzählte Professor Tofty irgendwelchen Schmuh über die nahe Zukunft. Offenbar lag er damit so goldrichtig, dass er außerdem aus einem Teesatz lesen und Handlinien korrekt bestimmen durfte, und weil er das so gut hinbekam, strahlte er den ganzen Abend über das pausbäckige Gesichtchen. Damit waren die Prüfungen für ihn beendet, und er konnte zu James und Sirius stoßen, die sowieso nur auf Einbruch der Nacht – spät im Juni, so kurz vor der Sonnenwende – warteten, um sich dem praktischen Teil von Astronomie widmen zu können.

Dort oben auf dem Turm trafen sie sich dann wieder, während Pettigrew schon ratzte wie ein Stein, saßen auf dem breiten, steinernen Sims und zählten Lichtjahre am Himmel. Eine sternklare Nacht, perfekt dazu, um hinauf zu schauen, und der Neumond mit seiner feinen, zierlichen Sichel verdeckte nichts, ließ jede Sonne und jeden nahen Planeten dort oben hell genug erstrahlen, um erkannt, verzeichnet und in Bezug gestellt werden zu können. Eigentlich keine großartig andere Aufgabe als damals bei den OWLs, nur umfangreicher in gleicher Zeit, und deshalb kritzelten die Federkiele der Siebtklässler ein wenig hastiger, schneller und eiliger über die ausgelegten Pergamentrollen als die der jüngeren Schülerinnen und Schüler.

Erschöpft ins Bett zu fallen danach, war keine Schande. Aufmerksamkeit? Um die Uhrzeit? Und nach dieser endlosen Tortur durchgestandener, viel nervenaufreibenderer Examina als man es während dessen je zugegeben hätte? Natürlich. Die Auflösung dieser Anspannung, das Ende von monatelangem Pauken und Studieren und Einbläuen, fiel mit einem Mal von ihnen ab, und nur die junge Miss Evans, die am Freitag Nachmittag noch ihre Klausur über Geschichte der Zauberei abzulegen hatte, aber sowieso kein Astronomie mehr belegte, war noch viel zu aufgeregt, wie sie im Gemeinschaftsraum wartete, um schlafen zu gehen. Aber selbst bei James hatte sie kein Glück mehr. Nur träumen, nur in die Federn, nichts Anderes wollte er mehr in diesen frühen Morgenstunden, und so gab sie sich damit zufrieden, neben ihm unter der Decke zu sitzen, den Rücken an die Außenwand des hohen Turms gelehnt, und bei schwachem Kerzenschein noch ein wenig zu lesen über Koboldkriege und Grindelwald, den Schrecklichen.

Aber wenn sie ehrlich waren, dann begann jetzt, mit dem Aufwachen an einem herrlichen Frühsommermorgen dort oben in ihrem gemeinsamen Schlafsaal bei auf Kipp stehenden Fenstern und leichtem Wind aus Südwest, die schlimmste Zeit an dieser ganzen Geschichte. Denn jetzt hieß es Warten. Zwei Wochen lang. Nicht so wie damals bei den OWLs, wo man heimfuhr wie in jedem Jahr nach dem 30. Juni, wo man zuhause in aller Ruhe genießen und einfach sich mit irgendwas Schönem ablenken konnte, sowas wie Heuballenrollen mit Black oder Muggelkino in Heslington oder Bergwanderungen in Wales. Nein, sie blieben hier, und während die Prüfungsergebnisse der Fünftklässler hinten an geschoben wurden, werteten die Lehrer und Prüfer des Ministeriums die Klausuren und Resultate der NEWTs aus.

Und ja, es war mehr als merkwürdig. Diese zwei Wochen waren ihre letzten Tage hier in Hogwarts, auf der Schule für Hexerei und Zauberei, die sie vor fast sieben Jahren das erste Mal betreten hatten. Ein zweites Zuhause war es gewesen, Wirkungsstätte, nicht bloß Lehranstalt. Was sie von hier mitnahmen, das war nicht nur die Kunst, mit Zauberstab und Messspatel umgehen zu können, magische Pflanzen nutzen und sich verteidigen gelernt zu haben. Nein, es war so viel mehr. Nichts hätte das besser verdeutlichen können als dieser Morgen im Turmzimmer.

Alle waren sie da, Peter schnarchte, Sirius kämmte sich endlos lang und vorsichtig die schwarzen Locken, Potter säuberte geräuschvoll seine Brille, Lily las noch immer und Remus stierte mit hinter dem Kopf verschränkten Armen an die Decke. Freundschaft. Zusammenhalt. Vertrautheit. Die Fähigkeit, sich fallen zu lassen und ganz man selbst zu sein. Das konnte einem kein Unterricht beibringen. Nur so beknackte, bescheuerte, grässlich liebenswerte Wahnsinnige wie diese hier.

Sie standen gemeinsam auf, fast wortlos, jeder und jede bewaffnet mit einem Handtuch, wie sie hinunter stapften in den Waschraum, den sie – Präfekten, Schulsprecher, Quiddtichkapitäne, was auch immer – immer noch genau so benutzten wie die übrigen Schüler ihres Hauses, und wenn es nur war, weil Peter und Sirius nicht offiziell in das luxuriösere Bad der Vertrauensschüler hinein durften. Als wenn sie das je gekratzt hätte. Summend und pfeifend richteten sie sich her, solange Lily sich im Mädchenschlafsaal umzog, und sogar James mit seinem Babypopo-Gesicht rasierte sich ausgiebig. Wie Black bemerkte, dass auch ein Sandkasten nicht gemäht würde, mussten sie lachen, auch der eigentlich beleidigte Potter, und das war das perfekte Stichwort, um zum Frühstück zu gehen.

Merkwürdig, so die Flure entlang zu streifen, wo Grüppchen aus jüngeren Kindern und Jugendlichen von Klassenraum zu Klassenraum eilten, ihrem ganz normalen Unterricht nachgingen. Filch schrubbte missmutig irgendeine Schmiererei von einer Wand und glimmerte sie dabei unter seinen speckigen Haaren und buschigen Brauen her an, während Mrs. Norris zu seinen Füßen hockte und giftig fauchte. Irgendwo, ein paar Stockwerke tiefer und einige Abzweigungen entfernt, johlte die quietschige Stimme von Peeves, und der Fast Kopflose Nick rollte mit den toten Augen und machte sich rasch auf, den Blutigen Baron zu suchen, dass der den Poltergeist von allzu viel Blödsinn abhielte. So wie's schon zu Zeiten ihrer Eltern hier gewesen war, wie es auch schon Dumbledore selbst in seiner Schulzeit erlebt hatte. Und trotzdem wieder sieben Jahre um und eine weitere Riege bereit für den Schritt hinaus aus behüteten Mauern und in eine größere Welt. Eine gefährlichere Welt.

Es passierte so spontan, so ohne Absprache, wie sich diese vier Jungs mit einem Mal nur angrinsten aus den Augenwinkeln, nebeneinander schlendernd, das Mädchen zwischen sich, und ohne dass irgendwer das Kommando dazu gegeben hätte, löste sich dieser Verband zu urplötzlich auf, als dass Lily es hätte mitbekommen können. Instinktiv duckte sie sich zwischen die eigenen Schultern und schlang die Arme um sich, kreischte lachend auf und schaute zu, wie Sirius Black losrannte, wild mit den Händen schlackernd und dicht gefolgt von James Potter mit schiefer Brille und schlecht geknoteter Krawatte, Remus Lupin als Größter unter ihnen mit den Fingerspitzen an seinen Schultern dirigierend, und, wie ein Bassett im Sprint, Peter, der hinter ihnen drein hechtete und schon fürchterlich kichern musste.

„Merlin, ihr seid verrückt!“ quietschte sie auf und konnte kaum an sich halten, und trotzdem musste sie sich rasch in Tritt begeben, sollte sie ihnen nachlaufen können. Verflucht schnell waren die, kannten dieses Schloss wie kaum ein anderer und pesten in solchem Tempo um Kurven und Ecken, im Slalom um irgendwelche Scharen von kleinen Mädchen und rutschten an Treppengeländern hinunter, bis ihnen die Hosenboden brannten. „Wartet auf mich!“ schreiend, lachend, rannte Lily hinter ihnen her, ihre Mappe mit den Unterlagen für Geschichte fest gegen die Brust gepresst, und beinahe hätte sie Professor McGonagall umgebrezelt, die mitten auf der Ballustrade über der großen Hauptstufenflucht stand und sich angeregt mit ihrer Kollegin aus dem Hause Hufflepuff unterhalten hatte.

Dieses verdutzte Gesicht, wie sie mit weit aufgerissenen, stahlgrauen Augen über den Rand ihrer Brille hinweglukte, erst hinter den gröhlend vorwärts preschenden jungen Männern her, dann mit hastig gedrehtem Kopf nach ihrer Schulsprecherin rufend. Doch die konnte weder antworten, noch wollte sie, und die ganze Bande war so schnell vorbei, dass auch die stellvertretende Rektorin keine Lust hatte, sich weiter damit zu beschäftigen. Alberne Kinder. Immer gewesen. Würden es auch ewig bleiben.

Erst vor den offenen Toren der Großen Halle kamen sie zum Stehen, wo zum ersten Mal seit Beginn der OWLs und NEWTs wieder das Frühstück bereitet worden war, statt in Ausweichräumlichkeiten, da die letzte Prüfung erst am Nachmittag statt fand. Und sie war zum Bersten voll. Genau die richtige Uhrzeit für gerade die oberen Klassen, um sich hier einzufinden, und einige der Jüngeren kamen zu einer Pause zwischen der zweiten und dritten Stunde noch schnell auf einen Snack herein. Alle vier Tafeln, wie immer mit dem simplen Alltagsschmuck eines Tischläufers in der Farbe des jeweiligen Hauses, waren noch reichlich gedeckt und besetzt von Rotten aus Schülerinnen und Schülern, und besonders im oberen Drittel hockten sie zusammen, die Ältesten, die fast Erwachsenen.

Noch während die Jungs dort standen, grinsend und die Lage sondierend, schloss Lily endlich zu ihnen auf, keuchend und völlig aus der Puste, wischte sich eine Strähne ihres hübschen, kupferroten Haares aus der Stirn und kicherte schon wieder, sobald James einen Arm um ihre Taille schlang und ihre schwitzige Schläfe küsste. Naja. Das war vielleicht das Einzige, was nicht so war wie damals. Und die Schuhspitzen waren etwas weiter von ihren Nasen entfernt. Aber sonst? Immer noch der selbe Haufen. Gemeinsam, einer nach dem anderen wie die Sieben Zwerge auf dem Weg zur Hütte, stiefelten sie in den Speisesaal hinein und an der kurzen Wand entlang bis zu ihrem eigenen Haustisch.

Stebbins saß da schon, und Melonie Bell, händchenhaltend, und fast rutschte Sirius alle Farbe aus dem Gesicht, wenn er an die Geschichte mit dem Minz dachte und sich vorstellte, dass sie ihre Zunge jetzt bei dem Typen in den Hals steckte. Verständnisvoll auf seine Schulterblätter klopfend, schob Remus ihn vorwärts und grüsste mit dem Kinn, auch wenn Filimon das vermutlich nicht einmal wahrnahm. Überall bekannte Köpfe. Honorius, der Präfekt von Ravenclaw aus ihrem Jahrgang, winkte so überschwänglich von der Tafel seines Hauses herüber, und der fette Fancourt war neben ihm auf der Bank ausgebreitet wie ein missglückter Germknödel, schnaufend und mit vollem Mund die Hand hebend. Und das da, das war Hooper im Gespräch mit Ernestine Bobbin aus dem Apothekerstall, und Lily lächelte die beiden ihr gut bekannten Mädchen fröhlich an.

Das war ihr angestammter Platz, mehr oder minder und soweit man das an einem so langen Tisch behaupten konnte, doch in altbewährter Konstellation hockten sich die vier Rumtreiber und ihre fest angeschlossene weibliche Begleitung zum Essen hin, Potter und Evans auf der einen Seite, auf der anderen Lupin, Black und Pettigrew. Milchreis hatte die junge Dame, ihr fester Freund Rührei mit Speck, und während Peter sich mit Porridge vollstopfte, bis er eigentlich hätte platzen müssen nach den Regeln der Biologie, knabberte Sirius an seinen heißgeliebten Marmeladentoasts und Remus tunkte seine Würstchen in viel zu viel Ketchup. Fast lachhaft fanden sie sich selbst, obwohl sie die dunkleren Roben der Siebtklässler trugen, mehr Schwarz als Grau, obwohl silberne Plaketten auf den Rippen von mehr als der Hälfte von ihnen blitzten. Kein Stück anders irgendwie doch als damals, als kleine dumme Jungs, die Streiche ausheckten.

Unter dem Tisch vorsichtig ausholend, war es Black – wer sonst – der diese Tradition fortzuführen gedachte, wie er seinen besten Kumpel sacht vor das Schienbein trat, um seine Aufmerksamkeit unauffällig zu erheischen. Die anderen beiden Jungs erkannten seine Intention auch so, verstohlen zu ihm herüber lunsend, und mit dem Kinn nur deutete Sirius auf das ausgesuchte Opfer, doch James legte beschwichtigend eine flache Hand auf die Tischplatte. Später. Es hatte Zeit. Sie hatten ganze zwei Wochen, die sie ordentlich zu nutzen gedachten.

Noch ehe Tatze protestieren konnte, war es Lily, die den Kopf hob und einen Arm hoch in die Luft streckte, um damit unablässig und dämlichst zu winken, einen Löffel voll Reis mit Kirschen im Mund. „Dirk!“ rief sie zu dem Ravenclaw hinüber, der sie bereits entdeckt hatte und mit ausladenden Schritten beschwingt auf sie zu trat. Wäre es nicht solch frühe Uhrzeit gewesen, Peter hätte geschworen, der Klassenkamerad sei zu dem Zeitpunkt bereits reichlich beschwipst gewesen. Und da lag er vermutlich gar nicht so falsch.

Sich zu ihm herumdrehend, Sirius genüsslich kauend, Remus mit einem Stück Wurst in der blutroten Lache aus Würztunke versunken, grüßten auch sie den stattlichen Herrn aus einer magisch unbegabten Familie (wobei er alles andere als unbegabt war), und er stoppte nicht vorher ab, sondern beugte sich gleich vor Remus über ihr gemeinsames Frühstück und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd. „Einen wunderschönen guten Morgen, die Herrschaften!“ wünschte er dermaßen übermäßig zufrieden mit sich und der Welt, dass sie alle gleich lachen mussten. „Morgen, Cresswell!“ antwortete Sirius für sie alle stellvertretend und schluckte seinen Marmeladentoast herunter.

Er zögerte gar nicht erst, spannte niemanden auf die Folter, sondern rückte gleich raus mit seinen Neuigkeiten und dem Grund seines Erscheinens. „Mir ist durchaus bewusst,“ drückte sich Dirk mit Absicht hochgestochen aus, um jeglichem Dummkommentar von Black sofort entgegen zu stehen, der auch schon verstehend grinste und den Mund hielt, „dass einige von uns noch diverse Verpflichtungen haben.“ Auf Lily, das ebenfalls muggelgeborene Mädchen deutend, die eifrig nickte, zwinkerte der Schüler mit dem blau abgesetzten Kragen. „Aber dennoch möchte ich euch bereits jetzt zur ersten Festivität im Zuge dieses grandiosen Befreiuungsschlags einladen!“

Oho! Eine Party! Um das Ende der Prüfungen zu begießen! „Hört, hört!“ schüttelte James einen ausgestreckten Zeigefinger. „Ist das denn auch mit den Schülersprechern abgeklärt?“ setzte er eine so gespielt gestrenge Miene auf, dass Peter sich verschluckte und an seinem Porridge fast erstickte. Mit einer Hand in die Hüfte gestemmt, verlangte Potter eine Erwiderung darauf, und Dirk grinste nur umso breiter (und mit irgendwie glasigen Augen). „Sie kommen beide!“ entschied er frech, viel dreister, als man es von ihm gewohnt war, und James gab sich geschlagen und lachte. „Na gut, na gut!“ wehrte er rasch ab, während Lily noch entnervt mit den Augen rollte. Auch ohne ihre Zustimmung explizit einfordern zu müssen, konnte der Jüngste von ihnen für sie alle zusagen. „Wir werden da sein!“ versicherte Potter.

Mehr als zufrieden, richtiggehend glücklich darüber, faltete Creswell beide Hände zu einer Pistole und simulierte einen gekonnten Abschuss. „Perfekt!“ freute er sich, richtete sich schon wieder auf und hatte sich halb herum gedreht, ehe er „also, heute Abend, ab 9, im '3 Besen'!“ bestätigte, und dann machte er sich davon und begann, mit schwingenden Hüften zu summen. Sehr unsexy. Aber echt mal. Party. Wunderbare Idee. Und einander zu lächelnd und zwinkernd, beugte sich die ganze Baggage wieder über das Frühstück und mampfte munter und zufrieden weiter, während Lily noch einen letzten Blick auf ihre Notizen für Geschichte warf.


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