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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Ein Bäumchen in Soho

von Teekon

Er konnte nicht anders, er musste lachen. Es sah zu lustig aus, es war zum Schießen. Wer könnte sich da zurück halten? Mit dem nächsten Schritt beide Hände in den Hosentaschen versenkend und dabei die offene Robe zurückschlagend, ganz nach seiner Gewohnheit, knickte er ein wenig zur Seite ein und lehnte sich in den Türrahmen, wie er sich das betrachtete. Wirklich zu lächerlich, das Ganze, und doch irgendwie – ja, süß – dass man es einfach nur bewundern konnte und darüber glücklich war.

Niemand hätte sich sowas ins Wohnzimmer gestellt. Nein, absolut nicht. Das gehörte auf den Kompost oder vielleicht gnädiger noch in ein Kaminfeuerchen oder unter die Warmhalteplatte für den wundervoll nach Zimt und Orangenstückchen duftenden Tee, aber sicherlich nicht in einen Metallständer, so exponiert im größten und repräsentativsten Raum eines Heims. Wie das aussah! Einfach unmöglich, sowas von hässlich und daneben und trotzdem so ... normal. Für sie. Weil es mit so liebevoller Mühe gerettet war, mit so viel aufopferungsvoller Hingabe geschmückt und herausgeputzt, dass es doch vielleicht noch irgendwas hermachen konnte. Aber alles, was dieser fürchterlich verkrüppelte und viel zu winzige Tannenbaum dort unter dem größten Fenster in ihrer Wohnung tat, war, ihre unendliche Fürsorglichkeit zur Schau zu stellen. Und damit ihre innere Schönheit, die ihre hübsche Gestalt noch um Längen übertraf.

Ganz aufgeregt wuselte sie darum herum, wischte sich immer wieder Strähnen ihres feucht gewordenen, grellpinken Haares aus der Stirn, und ihr dunkler Mantel tropfte auf das Parkett und den weichen Lammfellteppich, den sie vor ihrer offenen Feuerstelle immer ausgebreitet hatte. Die Schnürstiefel, glitzernd die Kappen vor Nässe, trommelten regelrecht auf dem Boden herum mit jedem Schritt, wie sie hierhin und dorthin lief, um ihm hier ein Bleifigürchen zu zeigen oder dort einen Strohstern, den sie mal mit Sieben oder so gebastelt hatte. Völlig ohne Magie, das verstand sich von selbst. Und winzige Musikinstrumente hingen von den schiefen Ästen (von denen einige aussahen, als seien sie notdürftig angehext), die allerdings aus der Winkelgasse stammten und hin und wieder leise hupten, tuteten, fidelten und dröhnten, und wenn er das richtig hörte, war das „Little Drummer Boy“. Immerhin hatte sie ein zusammen gehöriges Set gekauft und nicht alles durcheinander. So eine Kakophonie an unterschiedlichen Weihnachtsliedern konnte einem den letzten Nerv rauben.

Schleifchen hatte sie gebunden, rot und grün, und sie an den dicksten Zweigen befestigt, aber auch das wirkte einfach nur überdimensional und zog den armen Kerl von einem Bäumchen regelrecht gen Schwerkraft. Kugeln, bunt und poliert, glänzten im Dunkeln, wo nur der Kamin ein glimmendes, herrlich orangefarbenes Licht verteilte, und der schwere, ein wenig betäubende Geruch der schwelenden Asche und verkohlter Scheite nebelte einem den Verstand ein. Schön war das. Sie konnte das jetzt leugnen, wie sie wollte, aber sie hatte echt und ernsthaft in Erwägung gezogen, diesen grusligen Rauschgoldengel da oben auf die Spitze zu stecken. Da konnte sie jetzt noch so oft behaupten, was sie da plapperte: „Natürlich geht das nicht, der ist ja viel zu schwer, nein, nein, das kann er halt nicht tragen.“ Selbst im Schein der Straßenlaterne, der wie durch einen Vorhang, jedoch unbehindert in ihr Wohnzimmer fiel, erkannte er ihr leichtes Erröten und sah genau, wie sie sich schräg auf die Lippe biss.

Er lachte nur weiter, wie er da im Türrahmen stand, die silbernen Augen strahlend wie Sterne am Himmel, die nur verdeckt waren von tief hängenden Wolken, deren Last sich nun schon seit Stunden herrlichst über London ergoss. Nichts ging mehr auf den Straßen. Die Tubes waren die einzige Verbindung nun innerhalb der City, und raus fuhren überhaupt keine Züge mehr, geschweige denn Busse oder Autos. So rasch war der Schnee gekommen, so dicht die Flocken gerieselt, flauschig und handtellergroß, fast wie Federn aus einem gut geschüttelten Kissen, dass kein Straßenmeister hatte hinterher kommen können. Still und friedlich machte das die Gassen und Boulevards der Metropole an der Themse gleichermaßen, aber nicht unangenehm, nicht beunruhigend, sondern einfach nur erschauerlich wunderbar.

Weiße Flächen, das Kopfsteinpflaster wie eine Wiese voller Maulwurfshügel, breiteten sich zwischen den Häusern von Soho aus, und die Neonreklamen der Pubs und Wirtshäuser, wo sich traditionell vorhin noch die Briten zum Heiligabend-Umtrunk eingefunden hatten, wirkten wie zusätzliche Festbeleuchtung. Überall blinkten, blitzten und glitzerten Lichter, Girlanden aus irdischem Stern und elektrischem Leuchten, bunt und kitschig und so herzerwärmend in der Kälte des Dezembers. Und verflucht, es war eisig da draußen! Eiszapfen zierten die ganze Länge der Dachrinne oberhalb von Doras Fenster zur Straße raus, im Schlafzimmer, klirrend regelrecht, wenn der Wind nur hin und wieder auffrischend den feinen Pulverschnee aufstieben ließ. Da machte es gleich noch mal so viel Vergnügen, drinnen im Bett unter dem Sims zu liegen und dabei zu zuschauen, wie Schicht um Schicht die Welt zugedeckt wurde.

Der Anblick des Holzkrüppels ohne nennenswerte Nadeln, den sie euphemistisch ihren Weihnachtsbaum nannte, war umso amüsanter, wenn man sich den Rest des Zimmers, ach, der ganzen Wohnung betrachtete. So wahnsinnig geschmückt von oben bis unten, dass selbst die Decke nicht davor gefeit war, strahlte und glänzte die gesamte Bude wie die Eingangshalle von Hogwarts, wenn Flitwick sich daran vergangen hatte. Sie hatte aus Tannenzweigen zusammengedrehte Girlanden sogar um die Geländer geschlungen, die rechts und links der drei Stufen vom Wohn- zum Schlafzimmer hinauf angebracht waren. Überall Glöckchen und Äpfelchen, und sogar blühende Pfingstrosen (Merlin, die waren noch nicht eingegangen?) standen auf der Fensterbank und reckten ihre Köpfchen den Scheiben entgegen. Tischdeckchen, mit Engeln und Gold und Nippes bestickt, hingen von sämtlichen ebenen Möbelstücken, und auf der Anrichte neben dem Toaster hockte ein dicker Weihnachtsmann, der mit den Augen rollte und zu singen anfing, wenn man an ihm vorbeiging. Das war krank. Herrlich, aber krank.

„Ich hab' auch was zu essen!“ grinste Dora über beide Ohren, wie sie, wie festgewurzelt, mitten im Raum stehen blieb und dabei die Brust rausstreckte (als hätte sie das nötig gehabt), die Arme beide ganz lang machte und fürchterlich albern hin und her schwankte dabei. Stolz sah sie dennoch aus, und deshalb unterdrückte Remus das immer noch herausbrechen wollende laute Lachen, so gut er eben konnte. Er versagte jämmerlich, bekam einen hochroten Kopf davon und feixte so offensichtlich, dass selbst Hohlköpfe wie Crabbe und Goyle es bemerkt hätten. Es war ihr egal, es ging nicht um Ernst. Sie wusste auch so, dass er begriff, wie viel ihr das hier bedeutete, was sie da für sich allein geschaffen hatte. Mit einem ausgestreckten Finger, die Schlaufe ihres Ärmels noch darüber gezogen, deutete sie auf den ausladenden Teller voller Kekse, Marzipan, bunt eingewickelter Bonbons und Baumkuchen auf dem Couchtischchen neben dem Treppchen.

Und er hielt es nicht mehr aus. Prustend musste Remus sich richtiggehend mit der Schulter in den Türrahmen einhaken, den Rücken und einen Fuß noch im Flur, wo er seinen nassen Mantel aufgehängt und wenigstens kurz die sowieso löchrigen Schuhe ausgezogen hatte. So stand er da, auf Socken (oder Übrigbleibseln von Strümpfen), die Zehen ineinander verdreht vor Kälte, auf der ausgetretenen Schwelle, das eigene Kinn gegen die rechte Schulter gelehnt und die Stirn an die Zarge gedrückt, dass ein Abdruck darauf zurückblieb. Ganz krumm machte ihn das, und nur mit dem einen, dem linken Auge, musste er sich dieses wonnevolle Elend so betrachten. Aber die Spekulatius sahen echt gut aus. Selbstgemacht? Sicher nicht. Oder?

Erwartungsvoll mit ausgebreiteten Armen verharrend, schien sie entweder seinen Anfall nicht wahrzunehmen oder fasste ihn genau so auf, wie James Potter es begriffen hätte, wenn Remus und Sirius sich über Küsschen-Küsschen auf dem Bahnsteig von King's Cross lustig gemacht hatten. Als Beweis für unendliche Zuneigung. „Also?“ fragte sie, regelrecht quieksend, diese unglaublich schöne Frau da in ihrem langen, schwarzen Mantel, noch immer ausgehfertig und abfahrtbereit. „Was sagst du?“ Eigentlich hatten sie längst weg sein wollen. Man wartete zwar nicht unbedingt auf sie, aber so hatten sie das geplant gehabt. Die Weasleys würden drüben in Bloomsbury sein, und Harry, alle zusammen bei Blacks und dort gemeinsam feiern, und da könnten sie dazu stoßen und einen schönen Abend verbringen, morgen früh alle zusammen Geschenke aufmachen und sowas. Naja. Wenn sie denn welche hatten. Ein bisschen beschämt nur drehte Remus die paar Münzen in seiner Hosentasche zwischen den Fingern, schaltete den Gedanken rasch aus.

Mann, was sollte man dazu sagen? Was auch immer sie hören wollte, er hatte keinen Schimmer. Aber das war auch gleichgültig. Weil Dora niemals Vorstellungen hatte. Er durfte, nein, er sollte so sein, wie er war, sollte das ausdrücken, was er fühlte und dachte, und nicht das, was andere vielleicht von ihm erwarteten. Und es fiel ihm schrecklich leicht, auch genau so zu sein. Ein wenig wie früher bei den Jungs, doch auch wieder ganz anders. Mehr wie bei Lily. Und trotzdem noch befreiter. Wie eine Mischung aus beidem. Er genoss das, ohne es wirklich wahrzunehmen, schnappte nach Luft wie ein Goldfisch im Glas und gab ein langgezogenes, halb prustendes, halb gurgelndes Geräusch von sich, wie er die Hand gestikulierend um das Gelenk rotieren ließ und dabei dieses sagenhaft missglückte Stückchen Baum fixierte.

„Er, errrr,“ machte Remus, holte noch mal tief Luft und musste das Ganze doch wieder heraus lachen. Es ging wirklich einfach nicht. Sie strahlte ihn an mit den Zähnen auf der Unterlippe, der eine Mundwinkel schon so hoch, dass er ihre rosige Wange, noch ganz glühend von der Kälte dort draußen, durch die sie vorhin gestiefelt waren, nach oben schob und damit verriet, was sie wirklich wollte. Genau das, was er endlich herausbrachte, halb resigniert, halb kichernd. „Er ist erbärmlich, Dora!“ gab er zu und sackte in sich zusammen, und Tonks kreischte auf und hüpfte wie ein Kleinkind, selbst schon lachend, und tat so, als hätte sie das tödlich getroffen. „Aber genau deshalb hab' ich ihn doch gekauft!“ jaulte sie förmlich.

Schon wieder lachen müssend, griff sich Remus mit der ganzen Hand ins Gesicht, rieb sich fest Bart und Lippen und schüttelte den Kopf. Oh, wie gut er sich das vorstellen konnte, wie Dora an diesem Stand für Weihnachtsbäume oben am Covent Garden Market vorbei lief, um sich ein kleines Tännchen auszusuchen, dass in ihre Wohnung passte, wie sie dieses verunfallte Missgeschick der Natur entdeckte und einfach nicht anders konnte, als es voller Mitleid aus den Klauen dieses grässlichen Verkäufers zu entreißen, der es ihr als „Feuerholz“ für ein paar Pence anbot! Was für ein Monster, dieser schäbige Kerl! Es war ein Scherz, und dennoch ein bisschen ernst gemeint, aber nicht böse. „Du stehst auf völlig abgerissenes Zeug, das sonst keiner haben will, oder?“

Erschrocken hielt sich das Mädchen eine Hand vor den Mund, starrte ihn für Sekundenbruchteile mit großen, schokoladenbraunen Augen an (hm, die hatten die gleiche Farbe wie der Überzug der Dominosteine da auf dem Süßwarenteller), bevor sie losbrüllte und so flink bei ihm war, dass er kaum abwehrend die Arme heben konnte. Mit schlaffen Fingern klatschte sie ihm hart auf die Brust und verhakte sich gleichzeitig in der Knopfleiste des Hemdes, dass zwischen den Schössen der Robe hervorschaute, um ihn mitzuziehen. So viel Kraft hatte sie in diesen schlanken Armen, er wäre beinahe umgefallen und konnte nur noch ein überraschtes „whow!“ von sich geben.

„Komm mit!“ befahl sie regelrecht, beförderte den fast zwei Köpfe größeren Mann quer durch ihr Wohnzimmer. „Komm her, los!“ Wehren konnte (und wollte) er sich sowieso nicht, schlitterte nur auf Socken über das Parkett und wäre fast über die Kante des Teppichs gestolpert, wie sie ihn näher an den deformierten Nordmann zerrte, und jetzt konnte er diese kleinen, verzauberten Geigen und Trompeten ein wenig besser hören. Oh, das waren die Teuren, die beherrschten mehrere Stücke! Ein feines Klingen, wie Hintergrundberieselung, so wie der Soundtrack eines ramschigen Weihnachtsfilmchens im Abendprogramm, spielte „Have yourself a merry little Christmas“, und Remus konnte nicht anders: Das war einmalig. Einmalig fabelhaft.

Ihn loslassend, dass er wieder nach oben schnackte wie ein straff angespanntes Gummiband, ließ Tonks sich auf die Knie fallen und zückte ihren Zauberstab, helle Birke, Frühlingsbaum inmitten des Winters, und seine Aufmerksamkeit einfordernd, hob sie einen Finger. „Pass auf, es kommt noch besser!“ verkündete die Aurorin, und man mochte entsetzt darüber sein, wozu ein Sonderkommando des Ministeriums zur Bekämpfung schwarzer Magie ihre herausragenden Talente einsetzte. Mit einem Schwung und einem geflüsterten Zauber entzündete Dora Tonks einen immensen Stoß an bunten Lämpchen an den zitternden, dürren Ästchen und verdorrten Knospen des Bäumchens, und er erstrahlte so unglaublich geschmacklos in viel zu viel Licht, dass er wie eine der Leuchtreklamen draußen über einer der unzähligen Nacktbars ausschaute. Remus brach regelrecht zusammen vor Lachen.

Ach, das war doch alles, was sie gewollt hatte. Es ging hier nicht darum, mit diesem Ding (das einem nun erst recht leid tun konnte, das musste sich ja schämen) den Preis für den coolsten Weihnachtsbaum der Nachbarschaft zu gewinnen (da hätte sie eh gegen Steve und Paul, das schwule Pärchen von nebenan, verloren mit ihrer pinkfarbenen Monstrosität). Ja, er war erbärmlich! Er war zum Schreien komisch und einfach nur grässlich, aber es war ihrer. Hier. Für sie beide ganz allein.

Sich auf den Rücken rollend, um überhaupt noch Atmen zu können, hielt Remus sich den bebenden Bauch und stierte dabei mit offenen Augen an die Decke, während die junge Frau neben ihm sich kichernd auf dem Boden herumrollte, das Glitzern der nun auch noch – wie bei der „Filch stinkt!“ - Lampe damals – tanzenden Lichtlein in ihrem Gesicht widergespiegelt, und sein Gelächter erstarb so urplötzlich, wie es aus ihm heraus gebrochen war. Die Kehle war ihm ganz trocken, wie er sie betrachten musste, von den steif abstehenden Haarspitzen über die geschwungenen Brauen (denen von Sirius so ähnlich), die dichten Wimpern, die Stubsnase, der markante, aber weiche Verlauf ihres Kiefers, die süßen roten Lippen, ganz aufgesprungen und rau vom Winter. Wie man nur so schön sein konnte.

Der Glanz in seinen Augen dabei, den bemerkte sie gleich, und er ließ sie fest und kräftig schlucken. Den liebte sie. Der verhieß prickelndes Kribbeln, sagte so viel mehr als irgendein Wort es hätte ausdrücken können, der gab – wie ein riesiges Schild – die Erlaubnis zu allem. Ihr Kichern versiegte ebenso und sie erwiderte den gleichen, ungläubigen Blick, drehte sich auf die Seite und faltete die Hände unter der Wange, um bloß nicht in Versuchung zu geraten. Sein Brustkorb, so nah an ihrem, hob und senkte sich noch immer heftig vom gerade erst überwundenen Lachkrampf, und das weckte Erinnerungen und Verlockungen zugleich. Eine Hand nur ausstreckend, ganz sacht und vorsichtig, berührte Remus mit den Streckseiten seiner Finger den weichen, viel zu hellen Flaum auf ihrem Kiefer, streichelte nur bis zum Kinn und lächelte dabei wie ein kleiner Junge vor dem Schaufenster von Qualität für Quidditch in der Winkelgasse, nur durchdrungen von der Erkenntnis des Erwachsenen, dass es viel Aufregenderes, Höheres gab als Besensport.

Aufrückend, keinen Gedanken mehr an irgendwas Anderes verschwendend (außer vielleicht sowas wie „scheiß drauf“), kuschelte sich das Mädchen einfach in seine Seite und stopfte die kalte Nase zwischen zwei Knöpfen hindurch auf sein dünn gescheuertes Unterhemd, schlang eine Hand fest um den Nacken des Mannes und schnurrte zufrieden. Lachen musste er wieder davon, heiser aber nur und leise, dass die Zähne aufblitzten. Den einen Arm um ihre schlanken Schultern legend, zog er sie näher und höher an sich und beförderte sie damit ein wenig von dem Lammfell herunter und auf sich drauf, die Silberaugen den Stuck an der Decke und diese schrecklichen fliegenden Weihnachtsmänner auf Miniaturbesen beobachtend. „Meinst du, die kommen auch ohne uns aus?“ fragte er brummend, fast nur in Knochenleitung auf ihren Schädel und damit in ihr Ohr übertragen. Darauf brauchte sie keine Antwort zu geben. Die war klar.

Niemand in Grimmauld Place No. 12 wartete auf sie, man würde sie nicht vermissen. Und Ma und Pop glaubten Dora eben genau dort. Alles bestens also. Wieso dann nicht? Seufzend, die Entscheidung endgültig fällend, stemmte Remus sich auf, Dora noch halb im Arm, und er zog ein Bein an und beugte sich darüber, um Holz nachzuwerfen, und das Feuer im Kamin flackerte wieder auf. Der Raum erhellte sich, die wunderbare Wärme schlug ihnen entgegen, und augenblicklich pellte sie sich aus ihrem Mantel und fing an, die Schnüre der Stiefel aufzuknüpfen. Nein, nicht mehr raus. Sollte der Schnee wunderschön fallen da draußen vor den Scheiben ihrer Sprossenfenster, gleichmäßig und still und weiß leuchtend in der Nacht. Sie würden hier bleiben.

Und da hockten sie dann auf dem Teppich zwischen dem Kamin, dem furchtbar kitschigen Weihnachtsbaum, der kaum höher ragte als Remus' Hüfte im Stehen, und dem Couchtisch mit den Keksen, alles in bequemer Reichweite. Das sonst so sittsam geordnete Hemd aus der Hose gerupft, dass die Schösse auf seine Oberschenkel fielen, streckte er ein Bein aus, stemmte die Sohle des anderen Fußes in die rechte Kniekehle, während Tonks ihre Unterschenkel umarmte und sich gegen ihn lehnte. Redend, lachend, schweigend, sinnend, manchmal die Nase gegen die Stirn, manchmal das Ohr am Kinn. Und dann ein Kuss. Und ein Penny zu Weihnachten. Ein Glückspenny. Den drehte Dora so lange in ihren zarten Fingern, bis die ihren Weg auf seinen Rücken fanden und er sie ins Bett tragen durfte, und nur die beknackten, knatschbunten Lichter blinkten im Wohnzimmer vor sich hin.


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