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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Der Schmugglerstrand von Boggle Hole

von Teekon

Kichernd hielt sich der junge Mann eine Hand vor den Mund, und dennoch hörte man ihn so laut glucksen, dass selbst der frische Wind ihn nicht gänzlich übertönen konnte. Aber es war eben einfach zu lustig, wie Black ihm von der Seite her zu zwinkerte und sich die leise klimpernden Münzen einzeln aus dem mit Geest gemischten Sand klaubte. Das war ihr Pott, ihr Knobeltopf, und während die Karten schon wieder neu gemischt wurden und dabei winzige Fünkchen aus magischer Energie verstreuten, zog sich der größte unter den Dreien an einem knorrigen Ast des verwitterten Bäumchens hoch und griff sich gleichzeitig in die Innentasche seiner Robe.

Angenehm war es, trotz der späten Stunde, und nur aufflackernde, auflandige Böen jagten hin und wieder einen kühlen Schauer unter die Kleidung, wenn die Luft über den hohen Kamm der Klippen strömte und in einem ausladenden Bogen direkt über den Untergrund zog, schließlich dicht am Boden in die kugelrunde Mulde hinter dem Grat abtauchte und, wie über eine Schanze gesprungen, abwärts rauschte hinunter in das flache Moor.

Wenn man mit dem Rücken zur Küste saß, hatte man einen fantastischen Blick über die Schüssel der nördlichen Öden von Yorkshire, und diese waren alles andere als öde. Eine herrliche Heidelandschaft, durchzogen um diese Jahreszeit von breiten, hell violetten und dunkel roséfarbenen Bändern aus blühendem Kraut, hier und da unterbrochen von schwankendem, knisternd sich wiegendem Stechginster, präsentierte sich bei Tageslicht.

Jetzt aber, wo ein tiefes Bronzeblau die Kuppel des Zenits schmückte, auslaufend in einen Schleier aus Anthrazit, bevor der Horizont überging in Hügel im Süden und Berge im Norden, lag sie in einem verschwommenen Meer aus Grautönen und war dennoch scharf im Kontrast. Kaum Feuchtigkeit in der Nachtluft, nicht einmal vom Meer aufgestiegen, denn die Sonne hatte den vergangenen Tag über die Wasseroberfläche so sehr aufgeheizt, dass jegliche Verdunstung viel höher in der Atmosphäre gestiegen war, und nun zogen die Tröpfchen der Nordsee als baldige Wolken irgendwo über Island, und vielleicht würden sie dort wieder herunter regnen. So lange jedoch blieb es trocken im Norden Englands.

Und das war auch gut so. Im feinen Sand zu hocken, wenn einem die Robe nass am Hintern klebte, das machte keinen Spaß. In diesem von Wind und Wetter ausgeschaufelten Rund hielt sich die Wärme des Tages sehr schön. Abgerissene Soden von hartem, kurzem Gras ragten über den oberen Rand hinaus und bildeten sogar eine Art kleinen Unterstand, die Wurzeln des vereinzelt stehenden Baumes das ganze Gebilde zusätzlich an seinem Platz haltend. Ohne diesen grimmig trotzenden kleinen Kerl wäre vielleicht auch dieser Rist in der langen Kette der Küstenklippen bereits landeinwärts abgebrochen. Links und rechts von ihnen, aber besonders dort unten, wo die Wellen gischtschäumend an Land schlugen, fraß sich die See tiefer und tiefer in die Insel hinein.

Wälle aus wanderndem Quarzstaub türmten sich um die unteren Anteile der Mulde, so dass sie den Eindruck eines Kraters machte, den nicht die Natur geschlagen haben konnte. Nach Süden hin öffnete sich diese praktische Mauer und ließ einen schmalen, kaum genutzten Trampelpfad den flachen Hang hinunter traben in Richtung der weiter dort unten liegenden Weidezäune, und dort vereinigte er sich unauffällig mit Feldwegen, führte in geraderer Linie in Richtung der verstreut liegenden Gehöfte und einsamer Cottages und von dort aus schlussendlich auf die Scarborough Road. Und dann konnte man zumindest erahnen, dass es hier irgendwo Zivilisation gab. Von ihrem Beobachtungsposten hier draußen an den Kliffs erkannte man das nur an weit entfernt schimmernden Lichtern, die nächstgelegenen davon halb verborgen hinter dem bogigen Küstenverlauf von Ravenscar.

Und ein Ausguck war es tatsächlich. Nicht ganz einleuchtend vielleicht für einen gewöhnlichen Menschen. Jeder Schäfer, Bauer oder Tourist, der hier vorbeikäme und die drei jungen Männer dort im Dunkeln beim Kartenspielen finden würde, hätte sie für Wanderer gehalten, die auf der beliebten Strecke zwischen Whitby und Scarborough ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten, und niemand hätte das merkwürdig gefunden. Für Hexen und Zauberer jedoch war dies ein Ort, den man besser mied. Nicht, weil es hier so scheußlich wäre, oh nein. Im Gegenteil. Die Gegend war unwahrscheinlich schön, gar nicht so herb, wie man es erwartete und wie man es von der Küstenlinie weniger als 100 Meilen nördlich von hier gewohnt war. Dennoch: Sich hier blicken zu lassen war höchst suspekt. Und darum war Vorsicht geboten.

Kein Feuer hatten sie sich entzündet, nicht mal eine Laterne oder ein kleinstes Lämpchen, und auch die Zauberstäbe waren aus, wie sie da bei einander hockten und ihren Dienst erfüllten. Es war nichts übermäßig Gefährliches, einfach nur anwesend sein und eventuell verdächtige Aktivitäten schon im Vorfeld an den „Bereitschaftsdienst“ des Ordens melden und weiterleiten, um die Operation heute Nacht reibungslos von Statten gehen zu lassen. Es war nicht mal eine Angelegenheit der Phönixgruppe an sich, aber nicht nur Dumbledore hatte befunden, dass es sich bei dieser Sache um etwas handelte, worauf man schon ein Auge haben sollte. Dieses Auge entbehrte jetzt gerade Sturgis Podmore, der Angestellte des Ministeriums für Zauberei.

Ein altmodisches Fernrohr aus Messing aus seiner Robe heraus holend und auseinander ziehend, schob er bereits fest die Brauen ineinander und versuchte, in der Dunkelheit dort draußen auf dem gleichmütigen Streifen ruhiger See etwas erkennen zu können. „Und?“ fragte Black, noch immer halb auf dem Boden herumkriechend, die Knie seiner Schuluniformhosen besprenkelt mit graubrauner Geest aus dem Kern der Klippe, schräg zu ihm herauf schauend. „Siehst was?“ Den unteren Ring der Linsenkonstruktion an sein Gesicht pressend, brummte Sturgis zur Antwort. Noch hatte er doch nicht mal die Möglichkeit gehabt, etwas am Horizont zu suchen, geschweige denn, dort einen langen, schmalen Nachen entdecken zu können, der sich langsam durch die Brandung kämpfte.

Von dort hinten irgendwo müsste er kommen, die ungefähre Richtung bekannt, aber mehr auch nicht. Azkaban. Wo das lag? Wer wusste das schon? Selbst Auroren gingen nur selten dorthin, immer nur in diesem einen Boot, um die Gefangenen und Verurteilten überzusetzen. Apparieren war unterdrückt in einem großen Umkreis um die Festung herum. Ob der Fels in den Forties verankert war oder aus den Untiefen der Doggerbank herausschaute, das war nicht bekannt, und wie das Schiffchen seinen Weg fand, das gehörte ebenfalls in höchste Kreise und nirgendwo anders hin. Aber das war auch nicht wichtig. Schon gar nicht für diesen Auftrag.

Es gingen auch Fähren in die andere Richtung. Nicht jeder, der einsaß auf der schrecklichen Insel weit draußen im Herzen der Nordsee, hatte eine lebenslängliche Strafe abzuleisten. Und die Verhandlungen, auch die Verhöre, fanden in London statt, im Ministerium. Welcher Auror, geschweige denn welcher Richter, würde auch so wahnsinnig sein, sich in die Fänge, in die so unmittelbare Nähe zu ihrem Hort zu begeben, nur wegen ein paar liderlicher Verbrecher? Dementoren. Sie hausten dort. Sie waren die Wachen. Der pure Gedanke an diese Schreckensgestalten jagte einem jeden die Gänsehaut in den Nacken, ließ jedes Lied verstummen und zerschlug jegliches Lachen. Im Unterricht, in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, hörte man über sie, lernte man, welcher Spruch der einzig wirksame gegen sie war, und dennoch lehrte man ihn nicht. Wozu auch? Keiner von ihnen würde jemals einen sehen. Es sei denn, man ließ sich Schlimmes zu Schulden kommen.

Ein solches Schiff erwarteten sie heute, die drei Jungen hier, die sich in die warme Mulde drückten und Karten spielten, um die Zeit rum zu kriegen, bis es soweit war. Nur die Luft rein halten, nur dafür Sorge tragen, dass das Ufer tatsächlich leer und frei war, wenn Alastor Moody und seine Jungs (und Mädels) – Gibbon, die Longbottoms, Ceeberer, noch ein paar Andere - mit den Gefangenen her kamen. Von hier aus, vom üblichen Anlandepunkt, begleitet bis an die Gestade von Seelenfressern, nur ein Stück die Klippen hinauf, ehe sie apparieren konnten in die geheimen Zugänge zu den Verließen des Ministeriums, wo die Auszufragenden in ihren dunklen Zellen der Dinge harren konnten. Höhlen mehr, mit wenig von dem, was man Komfort nennen mochte, eine Pritsche vielleicht, das war's. Das Paradies für jene, die Azkaban litten.

„Oben bleibt ihr, Jungens, hört ihr?“ hatte Moody böse gefunkelt und jeden von ihnen aus seinen kleinen, schwarzen Augen angestiert, bis sie heftig genickt hatten. Außerhalb des Bannkreises mussten sie sich aufhalten, nur schauen, nur beobachten, alles andere war ausgeschlossen. Keine wirklich spannende Aufgabe, und dennoch hatten sich die abenteuerlustigen „Jungrothühner“ darum gebalgt, wer heute Nacht hier teilnehmen durfte und wer nicht. Immerhin bestand die Möglichkeit, vielleicht, aus weiter Ferne, aber bei dieser fabelhaften Sicht doch gut genug, einen waschechten Dementor zu sehen. Das war ein ganz ähnliches Gefühl wie damals in Heslington, wenn sie in die Nachmittagsvorstellung im Kino gegangen waren. Horrorfilme schauen.

Heftig nickend bestätigte Caradoc Dearborn, Sohn einer Muggelgeborenen. Ihm ging es ganz genau so, und auch wenn Sturge keinen Schimmer hatte, wovon die zwei Kinder da brabbelten, musste er grinsen und den Kopf schütteln. Hatte er auch mal so gesehen. Gruselige Geschichte eben, aufregend und ein bisschen heldenhaft. Bis man die Viecher dann spürte. Das Lächeln rutschte ihm aus dem Gesicht, ersetzt durch ein stechendes Kribbeln aus erschrockener Erinnerung, und er schüttelte sich fröstelnd und konzentrierte sich wieder auf die langen Reihen von träge dahin ziehenden Wellen unter einem fast klaren Himmel, nur gekreuzt von hochfliegenden Schwaden sich zart bildender Wolken.

Nichts. Absolut nichts. Die Sicht war so weit und uneingeschränkt in dieser Nacht, dass Podmore hätte schwören können, die entfernte Küste von Norwegen als zackige Felskanten irgendwo da hinten zu erkennen. Vielleicht waren es auch nur auftürmende Mauern von Kummulus, vielleicht braute sich ein Gewitter zusammen über dem Meer, und ja, mochte auch eben dieser Ort sein, von dem der Nachen kommen würde. Und da war er. Da stach er heraus aus der Dunkelheit, ein noch düsterer Schatten, der Bug der Gefängnisfähre von Azkaban, ein langgezogenes Boot mit einer gestreckten Kajüte darauf, die gerade einmal vor Regen und Seitböen schützte. Heute brauchte sie das nicht. Alles war ruhig, und sogar die Kaninchen hoppelten mümmelnd und zufrieden in unmittelbarer Nähe zu den versteckten Beobachtern.

Einen Atemzug bis hinunter in die Lungenspitzen nehmend, feuchtete Sturgis sich kurz mit der Zunge die Lippen an und flüsterte heiser: „Sie kommen.“ Kartenspiele waren vergessen. Hasenaugen im Mondschein waren vergessen. Jetzt zählte nur noch eins, und sogar die letzten Knuts im Sand liegend lassend, fuhr Sirius hastig herum und warf sich regelrecht vorwärts mit beiden angewinkelten Armen auf den mit Gras bedeckten Abbruch. Noch bevor er geblinzelt hatte, bevor er rasch das Kinn herum reißen konnte, um die springenden Locken aus den Augen zu kriegen, schlug Caradoc mit einem dumpfen Geräusch gleich neben ihm auf, das deutlich den steinigen Untergrund der Klippen verriet.

„Wo?“ flüsterte der Präfekt von Hufflepuff, wie er mit den recht kurzen, aber kräftigen Fingern in die schneidende Halme griff und sie nicht einmal zu fühlen schien. Das Sternenlicht und der aufziehende Mond verpassten ihm einen kalkweißen Anstrich, und das von den Wellen reflektierte Glimmen spiegelte sich erneut tanzend auf seinen Hornhäuten. Sirius musste grinsen und ihm sanft mit dem Ellbogen in die Seite knuffen. Dearborn sah ja aus, als würd' er gleich einen ganz schön dunklen Fleck auf der Hose haben. Die Zähne zeigend, seinen Blick nur aus dem äußersten Augenwinkel erwidernd, feixte Caradoc und zwinkerte ihm zu. Black schaute keinen Deut besser aus.

Einen Arm lang ausstreckend, immer noch das Fernrohr zur Hilfe nehmend, deutete Sturgis an dem dürren Bäumchen vorbei, das er als Deckung benutzte. „Da.“ Seinem Fingerzeig folgend, sich dabei ein paar Mal hin und her wiegend und auf und nieder duckend, bis sie den richtigen Winkel gefunden hatten, brauchten die beiden Schüler in Obhut des Älteren trotzdem eine geraume Weile, und erst als die halbe Scheibe aus Silber zwischen Hochnebeldunst hervortrat, konnten sie das sacht schwankende Boot erkennen. So dunkel, der Bug, wie die Nacht selbst, blitzte die geölte Kette des Ankers, und Sirius klopfte dem Hufflepuff neben sich auf die Schulter. Nicht mehr lang jetzt. Etwa drei Seemeilen, allerhöchstens. Und weit und breit nichts und niemand zu sehen.

Mit den Augen den Weg vorweg nehmend, den die Fähre kommen würde, versuchte Black, nicht nur die Nervosität zu überspielen. Es war eine schöne Nacht. Ganz einfach, man konnte es nicht anders sagen. Dieser Krieg währte nun schon anderthalb Jahre, breitete sich mehr und mehr aus durch alle Schichten der zauberischen Gesellschaft, zog immer engere Kreise und brachte viele Einschränkungen, nicht nur für Schülerinnen und Schüler von Hogwarts, sondern auch für alle anderen. Wer in die Winkelgasse wollte, der musste sich von Auroren an den Eingängen durchsuchen lassen, wer im Ministerium vorsprechen wollte, brauchte einen Termin, der Wochen im Voraus eingeholt werden musste. Und aus der Schule heraus zu kommen, war beinahe schon ein Privileg. Er genoss es. Er genoss es ganz einfach, in menschlicher Gestalt, als er, Sirius Black – nicht als Tatze – unter freiem Himmel zu laufen und die herrliche Nachtluft zu riechen.

Die Heide blühte, und mit ihr schossen Stengel von Knabenkraut aus dem Boden. Ausladende Büschel von Rippenfarnen duckten sich in die schattigeren Ecken, wo Felsblöcke aus hellem Sandstein aus den hügelähnlich aufsteigenden Klippen heraus brachen. Alles duftete nach Salz, nach Teer vom Hafen oben in Robin Hood's Bay. Der körnige Sand unter den Fingern war warm und weich, und die Weiden waren so saftig und schwer von lauter aufziehendem Sommer, dass man sich darin herum wälzen wollte. Ach, die Jungs würden neidisch sein, nachher, oben im Turmzimmer, wenn sie sich dort zusammen fanden und er von seinem Auftrag berichten würde. Mal was Anderes als immer nur die haarsträubenden Stories vom letzten Duell gegen irgendeine dieser dummen Nasen von Goyle oder Crabbe, die Meister Black sonst immer zum Besten gab. Zum Schießen. Ein laues Nächtchen, besser als Heldentaten? Ja. Ja, so war's.

Doc, wie sie den Präfekten mittlerweile liebevoll abgekürzt nannten, schien da ganz ähnliche Vorstellungen zu haben. Er kämpfte tapfer, genau wie jeder andere von ihnen, und immer noch war sein Stupor ungeschlagen. Aber gern machte er es nicht, wesentlich weniger gern als Sirius Black zumindest, der Ex-Freund seiner Schwester. Sie hatte nie darüber gesprochen, aber Caradoc war kein Dummkopf. Genau das hier hatte dazu beigetragen, dass Black eben nicht mal bei ihnen am Tisch sitzen würde als Mitglied der Familie, da war er sich totsicher. Und darum erzählte er Serena auch lieber nichts von seinen nächtlichen Ausflügen, ließ sie nicht wissen, woher diese Narbe unter seinem Ohr stammte, dieser Riss, schwierig verheilend und gelegentlich noch immer wie Feuer brennend. Nur Sorgen hätte sie sich gemacht. Unnötige. Denn Caradoc Dearborn trat jedem Gegner gegenüber wie ein geübter Gladiator.

Oh ja, gehasst hatte er Black nach dieser Sache im vorletzten Sommer, und hochgeschaukelt hatten sich er und sein älterer Bruder Gilbert, bis ihnen die Kleine den Mund und jegliche Taten verboten hatte. Nicht verstanden hatte er, wieso sie sich das gefallen ließ, wieso sie verzeihen konnte, tagelang, wochenlang in diesem für sie so ungewöhnlichen, grässlichen Zustand zwischen Tagtraum und Weinen zu vegetieren gezwungen gewesen zu sein, nur wegen diesem Trottel. Und wie Black einfach weiter gemacht hatte. Einfach grinsend und mit rausgestreckter Brust seine Auszeichnung zur Schau tragen, sogar mit anderen Mädchen ausgehen, keinen Monat nach ihrer Trennung. Zum Kotzen hatte er das gefunden, und Gilbert erst.

Er kannte ihn jetzt besser. Sirius Black trug sein Herz nicht auf dem Ärmel. Aber er hatte eins. Groß und weit offen und tapfer und loyal bis zum Letzten. Wenn er sich ungebührlich verhielt, dann nur, um seinen Kern nicht zur Schau zu stellen. Um sich selbst zu schützen. Oh, nie hätte man ihm das sagen dürfen. Nein, man musste ihm seine Illusionen lassen, dem Mädchenschwarm von Gryffindor, Potters bestem Freund, und es war gut. Man konnte – und musste – immer mit ihm rechnen. Niemals würde er einen Kameraden im Stich lassen. Mit Black im Rücken gab es keine Sorgen. Er hatte ihn schätzen gelernt. Er hatte ihn mögen gelernt. Ja, Caradoc mochte ihn einen Freund nennen. Und schade war's, wie spät das gekommen war. Zu blöd. Das wäre der beste Schwager der Welt gewesen.

Blacks dunkle Augen, in Finsternis immer irgendwie merkwürdig hell, huschten hierhin und dorthin, wie er sich das Terrain dort unten betrachtete, und Dearborn zuckte innerlich die Schultern und vergaß das Bedauern. Hatte schon recht, der Gute. Das Meer war immer wieder umwerfend schön. Selbst heute, wo die See so ruhig war, und wo nun ganz langsam der Nebel von der Doggerbank herüber kroch, konnte man ihre Kraft spüren. Der Wind drückte die Flut ein wenig höher, und so war der Streifen weiß glitzernden Strandes kaum breit genug, um fünf Leute darauf bequem neben einander gehen zu lassen. Das Boot würde hoch hinein fahren können in die von der letzten Sturmflut erst gerissene Bucht, wo die Klippen erodierten und abzurutschen drohten. Dicht an die hoch aufragenden Pfeiler aus Sandstein müsste sie das bringen, und dann brauchten sie nicht mehr so weit zu laufen. Deckung sehr nah.

Als hätten sie das Gleiche im selben Moment gedacht, runzelten Sirius, Sturgis und Caradoc die Stirn, und das zukünftige Clanoberhaupt der Blacks stemmte sich mit beiden Fäusten, eine auf den Grassoden, eine neben seinem Knie im Dreck, ein wenig höher, und Podmore schwenkte das Fernrohr herum und näher an ihre Position heran. Auch ohne Vergrößerung war die Bewegung sichtbar. Nur ein Versehen vielleicht. Konnte auch sein, dass die vorwärts Schleichenden dort unten nicht damit rechneten, dass auch hinter ihnen eine Linie stehen würde. Sicher nicht. Dumbledore hatte es befürchtet. Es war geheim, niemand wusste, wann die vier Gefangenen Avery, Nott, Mulciber und Rosier an Land gebracht werden sollten zu einem weiteren Verhör über Verstecke von ... na, diesem Schwarzmagier halt. Und dennoch hatten sie Wind davon bekommen. Die perfekte Möglichkeit. Die Chance, ihre Kampfgefährten zu befreien.

Ohne sich absprechen zu müssen, reagierten die drei jungen Mitglieder im Orden des Phönix. Sie wussten nicht, wie viele sich dort unten zwischen den Felsen verbargen, sie hatten keine Ahnung, wen seiner Schergen Voldemort geschickt hatte (und wie immer, wie jedes Mal, wenn sie in den Kampf zogen, stach ein Messer in Sirius Schulter, heiß, wie angewärmt im Schmiedeofen, und er sah das irre Grinsen von Antonin Dolohov vor sich – betend, dass er sich noch immer außer Landes verstecken mochte), aber das interessierte jetzt nicht. Noch war alles abzuwenden. Dafür waren sie hier. Und gleichzeitig, die drei Zauberstäbe steil nach oben in den Himmel streckend, flüsterten Dearborn, Podmore und Black ein rasches „Periculum!“.

Wie Muggelfeuerwerk sah das aus. Funken schossen wie Raketen aus den Spitzen der Hölzer, rauschten wie Blütendolden auseinander und explodierten mit einem Knall, und kleine Sternchen in warnendem Rot stoben davon, ein Signal, so weit sichtbar und so eindeutig wie die Kennung eines Leuchtfeuers. Und trotz des dichter werdenden Nebels, der, als hinge er wie ein Schleppnetz am Heck des Bootes, als ausgebreitetes Tuch die Küste zu umschlingen begann, musste der Auror am Bug es einfach gesehen haben. Und die Gestalt war als schwarzer Mast an Deck deutlich auszumachen. Er rührte sich nicht.

Ihn anstarrend, wartend, ob ein erneuter Versuch notwendig sein würde, verharrte Sirius mit ineinander geschobenen Brauen, Podmore observierend, ob die verborgenen Wegelagerer sich ihrer annehmen würden, und auch Caradoc schlüpfte halb an Black vorbei, um in Abwehrstellung gehen zu können. „Was ist das für ein verdammter Nebel?“ zischelte er beunruhigt, und hätte Sturgis nicht so grimmig gegrinst, er hätte es für einen Witz gehalten. „Das sind die Dementoren,“ grummelte der Älteste und verschwendete keinen weiteren Gedanken daran. Er kannte diesen Feind. Jetzt ängstlich zu werden, jetzt zu verzweifeln, wo sie im Anmarsch waren, auch wenn sie auf der selben Seite spielten, konnte nur ein böses Ende nehmen.

Und dann brach die Hölle los.


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