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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - F und G

von Teekon

Das Kreischen der kleinen Jungs wurde von diesem herrlich frischen Wind über die weiten Wiesen, die sanften Hügel und die saftig grünen Felder getrieben, und Böen brachten das lebendige Geräusch wieder zurück, als habe es nur einmal das schiefe Haus umrunden wollen. Gerade erst ausgesprossene Blättchen, zart und flauschig, rauschten hell, wie ihre Zweige gebogen wurden, und die Bäume schienen zu singen vor neu erwachtem Geist. Alles strahlte, alles blühte, auch wenn die Tulpen gerade erst zaghaft ihre Köpfchen aus der aufgebrochenen Erde schoben. Wie das roch! Diese Kraft darin, diese Vorahnung, wie unglaublich viel schöner bald schon alles sein würde! Einfach nur sagenhaft.

Bunte Krokusse standen wie gelbe und violette Farbtupfer auf der vollkommen ungepflegten Wiese, die aussah, als habe man sie noch nie zuvor geschnitten, und ganz bestimmt nicht im Winter, bevor der Schnee darüber gefallen war, der nun innerhalb weniger Tage geschmolzen war. Noch immer war die schmale, unbefestigte Straße vom Dorf herauf komplett übersät mit tiefen Pfützen und herum liegenden Kieseln, die es jedem Fahrzeug endlos schwer gemacht hätten, einen Weg hierher zu finden. Aber das war gar nicht notwendig, und deshalb störte sich niemand daran. Genau so wenig wie an dem halb nur noch in den Angeln hängenden Törchen in einem niedrigen, überwucherten Zaun, der an mehreren Stellen von Gnomen untergraben worden war.

Kein Ort, kein Anwesen mit Pfauen und gut gestutzten Hecken, blank geputzten Marmorstufen und hohen Ebenholztüren hätte jemals so gemütlich und angenehm sein können wie das vermurkste und magisch komplett verbockte Haus von Arthur Weasley, einem der zahlreichen Söhne aus einem lang zurückreichenden (und immer kopfstarken) Stammbaum blendend rothaariger Zauberer (seltener Hexen), und das Beste daran: Er mochte es genau so! Der Fuchsbau, wie man dieses merkwürdig schiefe, dreistöckige Gebäude ringsherum nannte, machte den Eindruck eines Stalls für Schweine oder Kühe, ein Überbleibsel eines einstmals hier angesiedelten Muggelbauernhofs, und so wie sich das anhörte, scheute Arthur sich nicht, eventuell noch weitere Etagen oben (oder links, rechts, westlich, südlich, egal?) anzufügen. Und wahrscheinlich würde er sowieso keine andere Wahl haben. Früher oder später. Ein echter Weasley eben.

Holz in allen Variationen, gebeizt, gestrichen, in Latten, als Fachwerk, mischte sich fröhlich mit allerhand Steinen, roten Ziegeln, grob behauenem Naturstein und einer seltsam glitzernden Reihe kleinerer Felsbröckchen, die man bei genauerem Hinschauen als Kopfsteinpflaster erkennen konnte. Schiefe Fenster mit bunten Vorhängen tauchten hier und dort in unterschiedlichen Höhen auf, und zwei Eingangstüren, eine nach vorne raus zum Feldweg hin, eine nach hinten auf die große Wiese und zu den kleineren Schuppen und mickrigen Wirtschafstgebäuden (ein Hühnerverschlag darunter) hätten ulkiger kaum sein können. Die eine war quietschend rot, die andere satt grün, und die zwei Schornsteine über dem Herd und dem Kamin waren schiefer als der Turm von Pisa oder eine Palme am Strand von Cancun.

Wer wollte hier nicht wohnen? Wer wollte nicht herkommen und in dem verfilzten Vorgarten nach Gnomen jagen, erstaunliche Mengen von alten Stiefeln und Schuhen durch die Gegend kicken und der Dame des Hauses dabei helfen, die Hühner einzufangen, wenn eines ihrer unmöglichen Kinder sie mal wieder hinaus gelassen hatte? Schon den Wieselkopf, den stattlichen Hügel zwischen diesem muldenförmigen Tal und dem Dorf der nichtmagischen Bevölkerung dieses Teils der Welt, zu überqueren und hinunter zu schauen auf die schwefelgelben Rauchschwaden und das knarrende Gebälk, nur zusammengehalten von Zauberei, brachte jeden Besucher zum Lachen. Die einen aus Schadenfreude, die anderen – und die nur begriffen tatsächlich, dass Liebe nicht in Schlössern wohnte – weil einem das Herz aufgehen musste.

Im Moment konnte Molly Weasley nicht selbst das Federvieh wieder in die Hütte zurück befördern, also mussten die schlimmen Kerle das selbst machen, und genau deshalb schrien Charlie und Billy auch vor Vergnügen, wie sie im Zickzack durch ihr Heim schossen, durch die grüne Tür hinein, bis drinnen ihre Mutter entsetzt krakelte und sie durch die rote Tür wieder hinaus trieb, in Kurven und Schleifen wie Peeves höchstpersönlich über den ungepflegten Rasen und um die noch niedrigen Obstbäume herum, bis sie wieder um eine Ecke außer Sicht verschwanden, und Fabian Prewett lag halb auf dem Boden vor Lachen. Sein Bruder (und niemand wusste so recht, wer von den beiden der Erst-, und welcher der Zweitgeborene war), lehnte sich nur kopfschüttelnd zurück, kreuzte die Arme vor der Brust und sog genüsslich an einer müffelnden Pfeife.

Zu seinen Füßen hockte der Dritte im Bunde, Percival, zupfte sich an einem ausgefransten (und aufgetragenen) Hosenbein herum und grinste nur breit, hatte aber wohl keine Lust, seinen beiden älteren Brüdern zu folgen. Sollten die sich mal schön die Lungen aus dem Hals rennen. Ihm genügte es völlig, und das war schon immer so gewesen, ihnen dabei zu zuschauen. Außerdem verpasste man sonst nicht nur die Onkel, sondern auch deren mitgebrachte Freunde, von denen der Dicke auf den Stufen gleich neben ihm die Sonne auf seinen Pelz schienen ließ, während die hochgewachsenen Herren sich links und rechts von Mollys Geschwistern nieder gelassen hatten.

Die Beine lang ausgestreckt, die kräftigen Hände hinter dem Kopf verschränkt, hatte Sirius Black die Lider fast komplett geschlossen und ließ das wonnevoll goldene Frühlingslicht mit seinen Wimpern spielen. Glorreiches Blau zog über den Himmel, nur selten von grell weißen Kummuluswölkchen durchbrochen, und das kitzelte in der Nase und umschmeichelte nicht nur die Sinne seiner Augen. So toll der Winter auch war mit seinen Malereien und Skulpturen aus Schnee und Eis, so ausnahmslos ersehnenswert war doch die Rückkehr von Sonne und Leben, wenn die Equinoxe endgültig die Dunkelheit vertrieb. Und auch wenn er London liebte mit all seinem Lärm und den Menschen, dem Verkehr und der ewigen Geschäftigkeit, so konnte man sich der zwitschernden Ruhe von Devon nicht entziehen.

Das musste er Remus nicht zweimal sagen. So gewohnt, zwischen der – wenn auch kleineren – Stadt von York und dem friedlichen Dörfchen von Nether Poppleton hin und her zu pendeln, konnte es für den Ältesten der Rumtreiber nichts Schöneres geben als das. Dieser Blütenduft, die Einzigartigkeit von wärmenden Strahlen auf blanker Haut, nichts konnte so fabelhaft riechen, und er schob sich die Ärmel noch etwas höher, um so viel wie möglich davon zu tanken und mit nach Hogwarts zu nehmen, in sein Bett dort oben im Turmzimmer, wenn sie morgen Abend dorthin zurück apparierten, ehe das Wochenende vorbei war. Hervorragendes Timing, wirklich.

Lieber mit dem bisher jüngsten Spross der Familie Weasley Murmeln spielend, bekam Peter nur die Hälfte des Gesprächs mit, aber das war ihm auch egal, denn ihm hatte der Anblick gereicht. Erstaunlich, wundervoll, kaum zu begreifen, wie aus so kleinen Bündeln mal große Jungs werden sollten, die vielleicht mal ganz genau so aussahen (und dann sicherlich auch so albern und frech sein würden) wie Fabian und Gideon! Er musste kichern, dachte daran, wie er selbst vor gar nicht allzu langer Zeit noch so winzige Fingerchen gehabt hatte, wie hoch über ihm der Tisch in der Küche seiner Eltern aufgeragt war oder wie er sich gefürchtet hatte, von den Stufen des Hogwarts Express herunter zu springen, weil sie so weit über dem Boden des Bahnsteigs geschwebt hatten.

Seufzend blies Gideon einen Schwall Rauch aus Mund und Nase, ignorierte den mit den Händen über dem Kopf aus dem Hauseingang stolpernden Arthur komplett, der mit zärtlich befehlender Stimme nach Charles und William rief. „Kaum zu glauben,“ schüttelte der Zwilling erneut den Kopf, und sein Bruder richtete sich auf und strahlte ihn von der Seite her an wie die Sonne selbst. „Du sagst es, Gid, du sagst es!“ befand auch er, und auch wenn sie das Ganze mal wieder lebhaft mit ihren Verrücktheiten zu überspielen versuchten, so kamen sie doch nicht umhin, fürchterlich gerührt zu sein. Molly liebte sie, das wussten sie, das war schon immer so gewesen und würde so bleiben, bis die Welten zusammenbrachen und die Sterne vom Himmel fielen, und dennoch hätten sie niemals gedacht, dass es so schlimm um sie stehen konnte.

„Trotzdem bescheuerte Namen,“ wiederholte sich Sirius, ohne die Augen aufzumachen oder auch nur unter seinen Lidern zu ihnen herüber zu schielen, und Remus schmunzelte und sagte lieber gar nichts, obwohl er da vollkommen einer Meinung war mit seinem Zimmergenossen. „Oi!“ protestierte Fabian gespielt und schlug dem neben sich Sitzenden mit der flachen Hand auf die Brust, wovon Black jedoch nur gluckste. „Es gibt wesentlich Besseres mit F und G,“ rieb er sich die Stelle, die Prewett erwischt hatte, und er streckte schon Finger um Finger aus, um seine eigenen Vorschläge zu unterbreiten.

Was ein Black unter zauberischen Namen verstand, das mochte man sich lieber nicht vorstellen, und er kam glücklicherweise auch gar nicht so weit, nur irgendwas á la „Faelyn und Grimlock“ oder „Fletcher und Gawain“ loszuwerden. „Ich mag Fred und George,“ zuckte Peter die Achseln, schubste mit dem Zeigefinger eine grün gemusterte Murmel von sich und zog an seinem eigenen Fuß.

Na, er hatte ja recht. Weasley'sche Namen halt, und die mussten sie ja haben. Wie hätten sie dann hinein gepasst in diesen wüsten Haufen, wenn man sie nicht für Muggel hätte halten können? Und immerhin hieß keiner von ihnen John oder Ted oder Harry oder Edward oder sowas, Merlin verhüt's! Sirius grinste, wie er daran dachte und sich fast berieselt hätte, wenn er an solche Scheußlichkeiten nur dachte. Und außerdem sahen die zwei Zwerge, die Molly Weasley da an jenem frühen Morgen dieser herrlichen Frühlingstages im Jahre 1978 zur Welt gebracht hatte, irgendwo hinter ihm im zweiten Stockwerk über der holprigen Wiese, tatsächlich einwandfrei aus wie ein Fred und ein George. Oder wie zwei Freds. Oder zwei Georges. Freorges. Denn die neusten Mitglieder der Familie waren eineiige Zwillinge, ganz genau so wie ihre durchgeknallten Onkel.

Sicherlich war das eine wunderbare Gelegenheit, Kinder nach ihren Brüdern zu benennen. Alles Andere wäre unfair gewesen, aber daran dachten Fab und Gid nicht mal, einfach nur selig und zufrieden ob dieser Errungenschaften. Patenonkel! Mann, Mann, so weit musste man es erst einmal bringen! Und das bei ihrer Schwester, die schon zur Obermutter mutiert war, bevor sie die Pubertät erreicht hatte! Wahrscheinlich würde sie es sich spätestens in zwei Tagen anders überlegen, wenn ihr bewusst wurde, was sie da im Freudentaumel angestellt hatte, und wenn sie sich klar machte, was eine solche Nähe zwischen Fred und George und ihren bekloppten jüngeren Zwillingen bedeuten mochte. Noch mehr Wahnsinnige in ihrer Familie, die sich einen Dreck um Konventionen scherten! Und dabei konnte sie doch auf die bisherigen drei Jungs (was sonst? Mädchen gab es bei den Weasleys seit sechs Generationen nicht) so stolz sein. Das musste ja mal ein Ende haben.

Die letzte kleine Wolke huschte vorbei, und die Sonne konnte wieder mit unbändiger Kraft auf sie herab scheinen. Remus raunte so zufrieden auf, dass Gideon ihm eine hochgezogene Braue spendierte, und hätte dieses puffende, doppelläufige Geräusch ihn nicht abgelenkt, er hätte garantiert einen widerlichen Spruch abgelassen. Augenblicklich schnellten Blacks Lider hoch, und sein Gesicht hellte sich noch mehr auf. „Hey, da seid ihr ja endlich!“ rief er über den kleinen Zaun hinweg, eine Hand hinter dem Kopf hervor ziehend und ausladend winkend, wie er und alle anderen auch, die beiden Nachzügler auf dem schlammigen Weg zwischen Apfelbäumchen und Straßengraben entdeckten. James Potter und das Mädchen an seiner Hand, Lily Evans mit wehendem Haar in Kupferrot, schauten jedoch gar nicht so aus, als wären sie hergekommen, um die Geburt von zwei Kindern zu feiern, und sofort versteiften sich die fünf jungen Männer auf der Bank und den Stufen vor dem Haus von Arthur Weasley.

Wer von beiden nun den anderen zog, wie das junge Paar die letzten Fuß zwischen dem Ort ihres Apparierens und dem Gartentörchen überbrückte, konnte man nicht nachvollziehen, die sorgenvollen, blässlichen Mienen allerdings waren unverkennbar. Sie machten nicht den Eindruck, als wäre es von der Art, als müsse man sich die Köpfe darüber zerbrechen, welcher Freund, welcher Bekannter sich wo aufhielt und wer Dienst hatte, wer irgendwo Wache schob für den Orden oder sogar geheimere, heimlichere Missionen auszuführen hatte. Und dennoch stimmte irgendwas nicht. „Hallo zusammen,“ murmelte James tonlos, und Lily grüßte mit süßem, aber zu leisem „Hey“, während sie den ausgetretenen Pfad auf sie zukamen. Instinktiv, noch bevor irgendwas gesagt werden konnte, langte Gideons Hand abwärts und fasste die zarte Schulter seines Neffen.

„Percy?“ Er konnte den Ton von angespannter Unruhe nicht ganz unterdrücken, doch dem Dreijährigen fiel er nicht wirklich auf. Mit leuchtenden Kinderaugen schaute er zum Bruder seiner Mutter auf und blinkte ihn förmlich an. Göttlich. Wie nur Unschuld lachen konnte. „Geh' doch mal ins Haus und schau', wie weit das Essen ist, ja?“ bat Gideon halb, halb befahl er, und auch wenn Percival aussah, als wolle er protestieren, wurde keine Widerrede zugelassen. Noch ehe das Kind ein Wort herausbrachte, verlieh er seiner Aufforderung Nachdruck. „Na, geh' schon!“ Nicht unfreundlich, nicht wütend, aber eindringlich genug, dass der Junge schluckte, hastig nickte und sich auf die Füßchen stemmte. Nicht einmal seine Murmeln nahm er mit, sondern stob an Peter auf den Stufen vorbei und verschwand mit klappernden Schuhen im Inneren des Fuchsbaus.

Remus kam nicht umhin, sich auch aufrichten zu müssen, wie eine Feder in seinem Rückgrat diese stille Bewunderung. Schon komisch. Tunichtgute waren sie gewesen, Fabian und Gideon Prewett, das Wettbüro von Hogwarts, albern, frech, listig und gerissen und immer zu Späßen aufgelegt, für jeden Streich zu haben. Und das waren sie immer noch. Lebenslustig. Kraftvolle Seelen. Aber so viel mehr dabei. Kämpfer, Krieger, wahre Ausbunde an Tapferkeit im Gefecht, er hatte sie gesehen. Dieser Ernst, dieses tödliche Glühen in den Augen des jungen Mannes neben ihm, die zeugten von ihrer wahren Natur. Sie würden alles geben. Für Molly, für ihre Schwester, ihren dusslig wirkenden Mann und die jetzt fünf kleinen Kinder. Er musste fest schlucken und konnte nicht anders, als sich zu wünschen, er könne auch so sein.

Niemand brauchte die Frage zu stellen. Sobald die Ohren nicht mehr anwesend waren, für die solche Gespräche nicht gemacht wurden, platzte Potter förmlich mit der Neuigkeit heraus, erst einmal testend, ob es für seine Freunde denn so eine Neuigkeit war: „Habt ihr das mit Snapes Vater gehört?“ Nein. Das erkannte er gleich, wie sie aufsprangen förmlich, wie Black die Beine zurückzog und sich gerade hinsetzte, wie sie alle fragend zu ihm, der er doch gar nicht so groß gewachsen war, aufschauten. „Mal abgesehen davon, dass es an einem solchen Tag schönere Themen gibt als Snape ...“ begann Sirius und winkte gleich ab, damit man ihn verstand. Es interessierte ihn eben doch.

„Is' Snapes Vater nich' 'n Muggel?“ wollte Peter wissen, und jetzt gab er doch einen ziemlich blöden Anblick ab, wie er da im Halbschneidersitz auf der Treppe kauerte und sich vornüberbeugte. Ein bisschen dümmlich musste er nach oben schielen, um James und Lily ins Gesicht sehen zu können. Mit zusammengelegten Fingern machte Potter eine Bewegung, als wolle er auf ihn schießen, bevor er sich mit der ganzen Hand durch das wirre, pechschwarze Haar strich. „Bingo!“ bestätigte er, und Evans konnte längst nicht mehr an sich halten, so ungeduldig, wie die Vier auf der Bank herum rutschten. „Er ist tot!“

Kiefer klappten so laut herunter, dass sich die Vögel in den Fliederbüschen ringsherum erschraken und davon flatterten, und Remus zog eine Braue so weit hoch, dass sie mit seinem zurückweichenden Haaransatz verschmolz, während Sirius endgültig nach vorne fiel und seine Schuhe mit einem Bamm den Boden trafen. „Er ist – tot?“ betonte Fabian mit gefletschten Zähnen, und James nickte bereits heftig, jedes Wort seiner Freundin bestätigend. „Mausetot,“ steigerte er die Aussage noch, und Gideon grunzte. „Ist das 'n schlechter Aprilscherz, oder was?“ Dass er das nicht ernst meinte, musste niemand fragen, und sie alle sprudelten nur so über vor Neugier und gleichzeitigem Unbehagen. Es machte keinen Sinn. Ja, Snape war ein Todesser, das war klar, und sein Vater war ein Muggel, nicht mal ein muggelgeborener Zauberer, nein, ein waschechter Nicht-Magier, aber trotzdem war der Kerl sein Vater.

„Wie?“ wollte Remus wissen. „Wer?“ fand Peter viel wichtiger, und beides wurde innerhalb kürzester Zeit beantwortet, wie James sich noch mehr aufrichtete und tief Luft holte. „Sie haben seine Mutter verhaftet.“ Als wäre das überhaupt möglich, steigerte sich die Verblüffung umso mehr, und jetzt war Lupins Braue nicht einmal mehr auszumachen in seiner entsetzten Miene. Er hatte Snapes Mutter mal gesehen. Am Bahnsteig, ja, damals, an jenem 1. September 1971, als er zum ersten Mal nach Hogwarts gefahren war. Eine stille, zurückgezogene Frau, keine Schönheit, mindestens so kränklich, gelblich blass wie ihr Sohn, und er konnte es nicht glauben. „Das kann doch nicht sein!“ rief er aus, niedergequetscht die eigene Stimme, damit man ihn im Haus nicht verstand.

Eifrig nickend, mit roten Wangen, verkrampfte Lily ihre Kiefermuskulatur. Sie sah das ganz genau so. Es passte hinten und vorne nicht, und dennoch war ihr auch eines vollkommen klar, und sie berichtete sogleich weiter. „Die Polizei meint, er wäre an einem Stromschlag gestorben!“ empörte sie sich, nur noch an ihren besten Freund gewandt, weil nur er sie verstehen, weil nur er begreifen konnte, welcher Unsinn das war, und worauf es tatsächlich hinaus lief, woran Tobias Snape, der Muggel, der eine Hexe geheiratet hatte, wirklich gestorben sein musste. Remus sprang darauf an, lachte irr auf und schüttelte entgeistert den Kopf. Das meinte sie nicht ernst! Wie Peter, wie die Zwillinge, ein stummes „hö?“ in James' Richtung fragten, bekam sie gar nicht mit, und auch seine durch die Zähne geflüsterte Antwort - „Muggelauroren!“ - blieb außerhalb ihrer Wahrnehmung. Was ein Stromschlag sein sollte, konnte Potter ihnen auch nicht erklären, und er zuckte dazu hilflos mit den Schultern.

„Lily, das ...“ stammelte Remus, fuchtelte frustriert mit den Händen herum und brachte es doch noch heraus, wenn auch stückchenweise. „Du glaubst, es war ...“ Er sah aus, als wolle er sich übergeben, als müsse er sogar, wie er es aus der Kehle presste und sein Hals davon ganz dick wurde. „Ein A ...“ Sowas sagte man nicht. Unverzeihlich. Nicht mal daran denken durfte man. Er brauchte nicht mehr zu tun. Lily nickte bereits so fest, dass Tränchen in ihre Augen traten, und wie James „was sonst?“ meinte, schlug Lupin sich die eine Hand vor den Mund und drückte sich selbst die Nase und damit jegliche Luftzufuhr ab. „Er hatte keine einzige Verletzung,“ vervollständigte Potter, so dass es wirklich jeder begreifen musste. Todesfluch.

Angeekelt schüttelte sich Fabian, während Gideon grunzte und sich mit der einen Hand in die Hüfte stemmte. Kein Wunder, dass da so ein verderbtes Stück Dreck bei rausgekommen war wie Severus Snape, wenn die Hexe zu sowas imstande war. Das Gefühl herunter schluckend, die Gänsehaut vertreibend, schüttelte Remus erneut den Kopf und sah wieder auf zu seiner besten Freundin. „Denkst du, sie wäre dazu fähig?“ wollte er ihre Meinung hören. Lily war in der Nachbarschaft der Familie aufgewachsen. Sie kannte die Snapes, besser als irgendjemand sonst von ihnen, und wie sie augenblicklich heftigst, vehement verneinte, glaubte er ihr aufs Wort. „Nein. Nein, absolut nicht,“ war sie sich 100%ig sicher, und die Zwillinge runzelten die Stirn, aufmerksam zuhörend.

„Ich meine ...“ fing Lily wieder an, und jetzt stand wirklich Wasser auf ihren schönen, grünen Regenbogenhäuten, sich erinnernd an die nette, schüchterne Mrs. Snape, die für Sev und sie als Kinder Zauberlimonade rausgestellt hatte, das einzige Mädchen, das mit ihrem merkwürdigen Sohn hatte spielen wollen. „Ihr wisst, wie,“ warf sie hastige Blicke in die Runde, fast flehentlich an Sirius, Peter und James gerichtet, bevor sie wieder mit Remus sprach, „ihr wisst, wie er sie behandelt hat, er war nicht gut zu ihr,“ und im Geiste nur fügte sie an - „und nicht zu ihm“ - „aber das könnte sie nie ...“

Oft verschrieen zwar, Evans' Paranoia, aber ihre Menschenkenntnis saß bombenfest, das hatten sie alle schon erlebt. Mehr und mehr verdunkelten sich die Mienen der Zwillinge, fast synchron, wieder mal einer statt zwei Männer, und Gideon, der Wortführer der Beiden, brachte heraus, was sie alle längst dachten, und was jeden von ihnen schockierte. Selbst James, der den Slytherin vom ersten Moment an verabscheut und sehr bald hassen gelernt hatte. „Dann geht sie für ihn nach Azkaban.“ Die Stille währte nur einen kurzen Moment, ehe sie alle nickten und mit leisen Lautäußerungen zustimmten. Es gab keine andere Erklärung. Severus Snape brauchte keinen seiner tollen Todesserfreunde, würde sich diese Blöße auch nicht geben, einen von ihnen darum zu bitten, seinen Säufervater aus dem Weg zu räumen, diesen Makel, diesen Schmerz auf seiner Seele (falls er denn eine hatte). Niemand Anderes konnte es gewesen sein.

So bleich wie frisch gefallener Schnee, und das an diesem frühlingshaften und immer noch sonnengefluteten ersten April, stierten Peters wässrige Augen ins Gras, ohne es wahrzunehmen. „Stellt euch das bloß mal vor,“ wisperte er quieksig, und Fab hätte schwören können, einen winzigen Augenblick lang eine Ratte zu sehen statt des dicklichen Kerlchens. Wie Pettigrew das sagte, mussten sie, obwohl sie nicht wollten, und besonders Drei von ihnen sträubten sich innerlich dagegen wie gegen Lebertran auf Ex. Sie hatten getötet. Ohne es zu wollen. Und doch schon entsetzlich genug, diese Wunde, die das in ihnen hinterlassen hatte. Es mit Absicht zu tun, willentlich, mit Hinterlist, mit Argwohn, der Gedanke allein riss bereits an allen Ecken. Die Tat selbst, die konnte nur zerstören.

Die Lider schließend, aber nicht mehr verhindern könnend, wie ihr die Tränen über die Wangen zu laufen begannen, lehnte Lily ihre Stirn gegen James' Schulter und drückte seine Rechte fester, dass er die Linke ganz um sie herum schlang und sie an sich zog, sanft ihren Oberarm reibend. Endgültig verloren den Freund aus Kindertagen, den sie ihren Vertrauten genannt hatte, schlimmer noch als Abschied, sogar fürchterlicher als dieses widerliche Wort, dass er zu ihr gesagt hatte unter der Birke am Ufer des Sees von Hogwarts. Mord. Und dann auch noch seine eigene Mutter ins Gefängnis schicken, in diesen Alptraum, in die Fänge von grauenvollen Dementoren. Es gab keine Worte dafür und keinen Trost, und trotzdem ließ sie Remus ihre zweite Hand nehmen und vorsichtig die zierlichen Finger streicheln. Es half. Irgendwie. Beides. Zwischen diesen beiden Jungs, das grimmig entschlossene Gesicht von Black voraus, gelang eben alles.

Sich aufrichtend mit einem resoluten Schnauben, wischte sich die junge Frau die Tropfen von den Wangen und zwang sich zum Lächeln, wie sie aufstampfte. „Genug davon,“ beschloss sie und nickte sich selbst zu. Nicht zu ändern. Und eigentlich auch egal. Es war seine eigene Entscheidung, sie hatte alles getan, was eine Freundin tun konnte und tun musste, um ihn von diesem verhängnisvollen Weg abzubringen. Sie hatte sich nichts vorzuwerfen. „Ich will die Zwillinge sehen,“ bestimmte Lily, und James beugte sich über sie und küsste ihre Stirn, ebenfalls wieder lächelnd, nur einen Schatten noch in den Mundwinkeln.

Es kam Bewegung in den ganzen Haufen. Auch Snape würde seine Strafe erhalten, früher oder später. Da waren sie sicher, dafür würden sie Sorge tragen, und wenn sie es selbst tun mussten. Pete grinste schon wieder und rollte sich umständlich vom Boden hoch. „Zeigt mir eure Neffen!“ forderte Evans jetzt schon und scheuchte Fabian und Gideon Prewett vorwärts, die sich die Hände rieben und vor wieder aufkeimendem Stolz fast platzten, wie sie voranschritten, und einer nach dem anderen folgte ihnen in den Fuchsbau hinein durch die quietschrote Tür.

„Ich sag Dir, die Namen sind zum Reihern!“ wetterte Sirius bereits, und Lily lachte fröhlich auf, während James den Kopf schüttelte und über die Schwelle trat. Der Letzte in der Reihe, schon mit einer Hand den Türrahmen greifend, die andere noch draußen in der Sonne, seufzte Remus und spürte die Sonne auf den nackten Armen. Wohin es auch führen mochte. Und mit dem Gedanken gab er sich einen Ruck und durchschritt den Bogen der Tür.


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