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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Ademptio

von Teekon

Das Ticken der großen Standuhr in Slughorns Büro war so laut, dass es auf den düsteren Flur im flirrenden Schein der grünlichen Funzel hinaus drang. Die hier unten so schäbig wirkenden, grob behauen aus der Wand schauenden Natursteine, aus denen das Fundament von Hogwarts erbaut war, sahen davon aus, als wären sie von halb vertrocknetem, halb schleimig feuchtem Moos bewachsen und überwuchert, die Fugen glänzend und die Decke so niedrig, als müsse man jeden Moment herabhängende Wurzeln erwarten.

Der lange Gang, der auf eine T-Kreuzung zu hielt, stauchte sich perspektivisch ein, machte damit den Eindruck, schmaler und noch enger zu werden, obwohl jederzeit bequem fünf, sechs Schüler nebeneinander laufen konnten, wenn sie auf dem Weg zum Slytherin'schen Gemeinschaftsraum waren. Jetzt aber, um diese späte Uhrzeit, bewegte sich nichts und niemand darauf.

Links ging die Tür zu den Gemächern des Hauslehrers ab, während gegenüber der Eingang zum Klassenraum für Zaubertränke verborgen blieb unter einem überhängenden Schild, und in der nächtlichen Dunkelheit warf nur die Nase von Gondoline Oliphant einen unschönen Schatten auf den blank polierten und ungeschmückten Boden des Flurs. Auf dieser Seite war die Luft komplett rein, und vorsichtig, das Kinn beinahe die Steine berührend, lugte der junge Mann um die Ecke nach rechts herum. Auch die breite Treppe mit den kugelförmigen Geländerstreben war leer und friedlich, und nicht die kleinste Maus stob über die Stufen hinauf und hinunter, um sich zu ihrem Schlafplätzchen tief in den Katakomben zu begeben.

Zufrieden grinsend zog Sirius Black den Kopf zurück und drehte sich halb herum, den erhobenen Daumen präsentierend, wie sie sich da alle in der von einer einzelnen Fackel erhellten Finsternis zusammen drängten. Für mehr Lichter war schon lange kein Platz mehr in dem verfallenen Gang unterhalb der Großen Halle. Um es genau zu sagen: Seit anderthalb Jahren nicht mehr, seit jenem verhängnisvollen frühen Morgen in der Nacht des Gründungsballs, als gebündelte Zauberkraft die hintere Decke zum Einsturz gebracht und damit diesen Zugang zum Schloss endgültig versiegelt hatte.

Nicht mehr viel übrig war von ihrem einstigen Versteck in diesem unbekannten Teil von Hogwarts. Wo sich damals der Gang nach wenigen Fuß um eine Ecke herum geschlungen und weit in Dunkelheit voraus geeilt war, bevor er in einem runden Torbogen verschwand und in unzähligen glitschigen Stufen abwärts gefallen war, verkeilten sich quadratische und rechteckige Blöcke ineinander. Das geschlagene Loch zur Küche war verschlossen worden, und nur die weniger verwitterte Beschaffenheit der Oberfläche zeugte noch davon, dass es jemals anders gewesen war. Und der winzige Raum, die Wachstube, in der sie so oft zusammen gesessen, in der sie geübt und konspiriert hatten, war zusammengeschrumpft. Denn wo das oberste und äußerste der schmutzigen Fenster gewesen war, hatte auch diese Decke einen Knick bekommen.

„Art deco,“ nannte Potter das, immer wenn er dort hinauf schaute, und er grinste breit und seufzte dann, weil es zog und gelegentlich feucht wurde, wenn es ordentlich regnete. Das Bullauge, die verschmierte Scheibe dort in der Ecke, war zersprungen und hing nur noch halb in ihrem Rahmen, und Wind und Wetter fanden so ihren Weg in ein ehemals so wunderbar geschütztes Versteck. Schade drum. Aber zum Trainieren reichte es immer noch, und dabei brauchten sie doch heute wesentlich mehr Platz noch als in den vergangenen Schuljahren.

Sie waren nicht mehr zu Viert, nicht mal mehr zu Fünft. Sieben von ihnen kuschelten sich regelrecht aneinander, wie sie darauf warteten, dass Black das Zeichen zum Abflug gab. Es war immer noch ein Abenteuer, sich so spät aus den Gemeinschaftsräumlichkeiten zu stehlen, hier hinunter zu schleichen und unter dem Schutz von Muffliato und Remus' patentierten Spionagelämpchen Flüche und Kampfzauber auszuprobieren. Auch wenn es purer Ernst war, wofür sie das taten. Emmeline kannte das noch nicht, hatte noch keinen Einsatz miterlebt, denn ihre Mitgliedschaft im Orden war noch nicht endgültig, genau so wenig wie die des Jungen, der zu ihnen gestoßen war. Dem Einzigen, der nicht aus dem hohen Turm von Gryffindor stammte.

Weit nach Mitternacht und den neuen Regeln entsprechend, war es auch Volljährigen nicht mehr erlaubt, sich noch außerhalb ihrer Schlafsäle aufzuhalten. Nachhilfestunden, wie Remus und Lily sie einander gegeben hatten, mussten vor Zapfenstreich statt finden. Und selbst dann bedurften sie einer Sondergenehmigung. Nicht, dass sich die Rumtreiber und ihre Freunde und Mitstreiter jemals darum geschert hätten, was „den Regeln entsprach“, auch wenn denjenigen von ihnen, die es nicht so sehr gewohnt waren, denen es nicht in Fleisch und Blut übergegangen war, Streiche auszuhecken und dummes Zeug anzustellen, doch immer noch ein wenig mulmig dabei zumute war. Die Professionalität, mit der Black, Potter, Lupin und sogar der so als ängstlich verschrieene Pettigrew jedoch ihre Aktionen ausführten, gab auch Vance und Dearborn Zuversicht und Selbstvertrauen.

Gleich hinter Sirius schob sich der Mittlere der drei wohlbekannten Geschwister, Caradoc, der Präfekt des Hauses Hufflepuff, auf den Flur hinaus, in leicht gebückter Haltung, während Black noch halb auf allen Vieren kroch, und sich genau so hastig umschauend, vergewisserte er sich noch einmal, dass der Ex-Freund seiner Schwester sich auch nicht verguckt hatte. Es war alles gut. Keine neugierigen Augen. Dem Lockenkopf vor sich auf die Schulter klopfend, machte er Platz für die Nachrückenden.

Einer nach dem Anderen, James, die Hand nach hinten gestreckt und mit Lilys Rechter verbunden, dann die beiden Mädchen, und zuletzt Peter und Remus, der die Augen fest auf das zum Teil aufgeklappte Stück Pergament in seinen Händen gerichtet hatte. Auch das gesamte vordere Untergeschoss war frei, insbesondere der Parallelgang zu diesem hier, der auf der anderen Seite der Haupttreppe hinab führte zur Küche und einem hübschen Gemälde mit einem Obstkorb, dem Eingang zu den Gemeinschaftsräumen von Hufflepuff. Immerhin musste Caradoc gleich allein seinen Weg zurück in sein Bett finden, und da sollte er vor unliebsamen Überraschungen gefeit sein. Da warteten keine Probleme auf ihn. Die Lippen schürzend und nickend, hob Remus den Blick und verließ den Geheimweg unter der Großen Halle.

Sie konnten sich in Sicherheit wiegen. Erfahrung, ihr Wissen über die vielen verzweigten Gänge und Flure und verborgenen Nischen innerhalb des Schlosses, die ihre beiden Rekruten so unwahrscheinlich verblüfft hatten, dass sie – egal wie bescheuert und wichtigtuerisch sie sich beizeiten aufführen mussten – in ihrer Achtung enorm gestiegen waren, schützten sie und gaben ihnen insgeheim ein widerlich kribbelndes Hochgefühl.

Man konnte sich dem nicht entziehen, es war unmöglich, nicht hin und wieder zu kichern, weil das so kitzelte in der Magengrube, auch wenn man wusste, wie ernst die ganze Angelegenheit war, die doch dahinter steckte. Emmeline liebte das, liebte es, wie verstohlen geflüstert wurde, genoss dieses sternengleiche Leuchten in Blacks Augen. Aber noch viel mehr, noch viel besser, gefiel ihnen beiden, ihr und Caradoc, diese Verbundenheit, diese eingeschworene Nähe, und egal wie gefährlich es werden mochte, sie würde dazu stehen. Der, dessen Name nicht genannt wurde, durfte nicht gewinnen. Kindermörder. Ihr Zähne knirschten, wie sich einen Moment lang die Miene des hübschen Mädchens verdunkelte.

Als wäre es hellichter Tag, nur vielleicht nicht ganz so ausgelassen lachend, stapften die sieben Schülerinnen und Schüler die Seitentreppen hinauf, die von den Slytherin'schen Räumen in die Eingangshalle führten, in zwei Reihen hinter einander und sich unterhaltend über die soeben noch durchgeführten Übungsstunden. Anstrengend war es gewesen, ja, vor allem, wo sie doch alle auch reichlich zu lernen und zu wiederholen hatten für ihre Abschlussprüfungen. Aber es gab eben Wichtigeres, Essentielleres, das war ihnen allen klar. Was nützten gute Noten, was nützte ein Schulabschluss, wenn es keine Gesellschaft mehr gab, in der sie irgendeinen Wert hatten?

Abgesehen davon hatte man persönliche Gründe. Caradocs Gesicht, verkniffen und verbissen, die sonst so freundlichen, manchmal fast ein wenig tumben Augen, sprühend vor offenem Hass, als er ihnen erklärt hatte, wieso er sich – auch wenn sein großer Bruder es ihm und seiner Schwester am liebsten verboten hätte (und weshalb Serena nicht hier war) – dafür entschieden hatte, zu ihnen zu stoßen. Muggelgeboren. Seine Mutter hatte keine magischen Eltern gehabt.

Herabgedimmt wie immer um diese Uhrzeit waren die hoch hängenden Lampen im Foyer der Schule, der komplizierte Verschlussmechanismus der Tore eingerastet und versiegelt, und nicht einmal leises Knistern von Fackeln durchbrach die Ruhe. Erst ihre tappenden Füße in den schulüblichen Lederschuhen erzeugten ein feines, aber keineswegs unnatürliches Echo, und Hogwarts blieb ein schlafender Drache, den das Mäusegetrippel nicht störte in seinem Schlaf. „Das war saugut,“ lobte James erneut und knuffte Caradoc kameradschaftlich in die Schulter, und der gleichaltrige junge Mann mit den rehbraunen Regenbogenhäuten zuckte verlegen die Achseln. Mochte schon sein, ja. Sein Stupor saß jedes Mal wie eine Eins. Und ein Lob von Potter, Schulsprecher Potter, Quidditch-Champion Potter, das war schon echt was. Auch wenn er nicht umhin kam, still und leise für sich zu bemerken, dass Blacks anerkennendes Kopfnicken da ganz außen in der Schlange ihn um einiges mehr beeindruckte.

„Dafür krieg' ich den Patronus immer noch nicht hin,“ relativierte Dearborn schnell, bescheiden und introvertiert wie er nun mal war (und was, wie Gilbert meinte, ihn nach Hufflepuff gebracht hatte), und ein richtig enttäuschtes kleines Flickern zuckte über seine Züge. „Mach' dir nichts draus, das lernst du noch,“ versicherte Remus Lupin von hinter ihm, und der Blick über die Schulter in das um die späte Stunde fast bärtige Gesicht konnte einen wirklich erschrecken lassen. Mann, Mann, Lupins Narben glühten manchmal richtig. Besonders in Feuerschein und Dunkelheit. Oder im Mondlicht. Ein kühler Schauer rutschte ihm die Wirbelsäule hinunter. Trotzdem ein toller Kerl. Hatte es einfach raus, Mut zu machen.

Quieksend rollte Pettigrew mit seinen Äugelchen, ein Flush in den Wangen – Verlegenheit oder Nervosität – wie er die offenen Hände präsentierte, während der ganze Tross endgültig in die Eingangshalle trat. „Ich hab' ewig gebraucht,“ gab er zu und machte es damit nur umso leichter für Caradoc. Dankbar lächelnd, biss Dearborn sich auf die Lippe. Ja, vielleicht hatte er recht. Vielleicht brauchte er auch einfach etwas länger für so knifflige Sprüche. Immerhin war er hier in Gesellschaft der absolut besten jungen Zauberer, die Hogwarts zu bieten hatte. Da musste man sich nicht schämen, wenn man nicht gleich mithalten konnte. Und dennoch. Der Patronus-Zauber, das war ein hartes Stück. Caradoc war sich – entgegen der Meinung um ihn herum, keineswegs sicher, sowas jemals hinzukriegen. Jeder hatte eben seine Schwächen.

„Na, wie auch immer,“ winkte der Hufflepuff ab und wandte sich schon halb ab, wo er sich jetzt von neuen Freunden trennen musste, die er in der Öffentlichkeit des Unterrichts halb wie Fremde behandeln musste. Je weniger es auffiel, desto mehr war er geschützt. Das hatte er Gilbert versprechen müssen. Keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, niemandem den Verdacht nahe legen, dass er dazu gehören könnte, dass er zu denen zählen könnte, die sich gegen diesen ... na, man wusste ja, wie er hieß ... stellten. „'S war echt toll heute,“ verabschiedete er sich, hob kurz und knapp die Hand und grinste sie alle an, wie er sich, einen raschen Blick, genau so hastig wie Peters Augenzucken auf das Pergament, nach oben die Haupttreppe hinauf werfend, in Richtung des zweiten Stufenlaufs wandte. „Bis zum nächsten Mal!“ freute sich Lily und winkte ihm zu, und auch die Jungs und ihre Zimmergenossin wünschten ihm eine gute Nacht, bevor Caradoc die Hände in die Hosentaschen stopfte und leise summend verschwand.

Seine Schritte hallten nur zaghaft nach, und nach wenigen Sekunden verschluckte der Gang zur Küche die letzten Anzeichen seiner Anwesenheit. Zeit für die anderen, sich hinüber zur hinteren Eingangshalle zu begeben, um sich in dem engen Aufgang der Wendeltreppe aufwärts zu schrauben zum Turm ihres eigenen Hauses. Stufe um Stufe erklommen sie, langsam, ohne die geringste Eile, gut verborgen in dem Geheimgang, Sirius und Emmeline voraus, sich leise berieselnd darüber, wie bekloppt die Carrow sich erst gestern in Zauberkunst angestellt hatte bei dem krampfhaften Versuch, einen Knoten aus ihrem Stab zu kriegen, den sie irgendwie unerklärlicherweise dort hinein gehext hatte. Aus Versehen, natürlich. James und Lily sprachen kein Wort, wie sie hinter ihnen her gingen, und Remus folgte, die Karte des Rumtreibers gefaltet in den Händen drehend. Zuletzt, mit den kürzesten Beinen und deshalb immer etwas hinterher, trottete Peter einher, versuchte Schritt zu halten und warf immer wieder zappelige Blicke an Remus' Oberarm vorbei.

Sieben Stockwerke waren kein Pappenstiel, und ehe sie oben angekommen waren, keuchten sie alle schlimmer als nach ihrem Training da unten in den oberen Verließen. Fast lachen mussten sie davon, konnten nicht fassen, was für Schlappschwänze die Jungs und was für lahme Hühner die Mädchen waren, wie sie sich auf dem Absatz sammelten. Richtig, sie waren nur noch gut einhundert Yards von der Fetten Dame entfernt, aber man sollte nichts riskieren, nicht einfach auf den Gang hinaus stolpern und vielleicht mitten hinein in Peeves oder Mrs. Norris oder noch schlimmer, Filch. Nein, das wäre dämlich. Sich von hinten an Lupins Arm krallend versuchte auch Peter, etwas von der letzten Versicherung zu erhaschen, und man konnte regelrecht sehen, wie ihm rote Flecken vom Kragen aus den Hals hinauf schossen bis unter die spitzen Ohren. „Ist gut, Pete,“ beruhigte Remus leise, und der peinlich berührte Grinser des dicken Jungen entging ihm nicht. Kein Grund zur Aufregung.

Noch ehe er ausgesprochen hatte, noch ehe er spüren konnte, wie sich Pettigrews Hände mit den scharfen, abgekauten Nägelchen fest in seinen Arm krallten, rauschte ihm dieser Schub aus Hitze in den Kopf, das gleiche Gefühl wie damals, als James ihn fast umgerannt hatte dort unten zwischen den Tischen und der Tanzfläche. Ihm klappte der Mund auf, Potter direkt neben ihm zog Lily zurück in den Schutz des Verstecks und Sirius und Emmeline scharrten sich um die nun wieder ausgebreitete Karte in den zitternden, schwitzigen Händen ihres Ältesten. Sie war nicht leer. Der siebte Stock war nicht verlassen und ruhig, nicht nur bevölkert von zwei großen Trauben an schlafenden Schülerinnen und Schülern links und rechts in den Sälen von Ravenclaw und Gryffindor.

Fünf oder sechs Punkte bewegten sich auf einem selten genutzten Korridor unterhalb des Nordturms, dicht zusammen gedrängt und von Ecke zu Ecke huschend, deutlich gezeichnet ihre Fortbewegung von der Tatsache, dass sie weder so ein nützliches Utensil besaßen wie diesen niedergeschriebenen Observierer, noch sich unter einem Tarnumhang verstecken konnten, den James jetzt hastig unter seiner Robe hervorkramte. Und die Namen, die neben ihren gezeichneten Füßchen schwebten, säuberlich geschrieben, verursachten gleichzeitig hart über einander schrammende Zahnflächen bei Sirius, entsetztes Quieken bei Peter, simultanes Einatmen bei den beiden Mädchen und ein zischendes Geräusch von Potter. „Slytherins,“ murmelte Remus, und so viel Blut schoss ihm in die Wangen, dass die beiden Stränge aus verwundetem Gewebe wieder pulsierten.

Was hatten die hier zu suchen? Was stahlen die sich hier oben herum? So nah, viel zu nah an ihren eigenen Schlafsälen. Zu nah an den Privaträumen von Professor Flitwick und Professor McGonagall, einem Mitglied des Ordens. Und zu weit fort von ihrem eigenen Verließ, als dass es sich um eine Angelegenheit ihres Hauses handeln konnte. Der Schrecken darüber, die Ungewissheit, nicht einmal eine Ahnung zu haben, trieb sie an, ließ sie vergessen, wie viel Uhr es war, in welcher Gefahr sie schweben konnten, wenn sie ihnen folgten. Keine Wahl, ohnehin nicht. Sie mussten ihnen folgen. Sie mussten sie davon abhalten, was auch immer sie vor hatten, sie zumindest beobachten, um ihre miesen Taten vereiteln zu können. Niemand sprach sich ab. Niemand hörte auf Peters ängstliches Wimmern, und wortlos wurde die Vereinbarung getroffen.

Sie eilten hinaus auf die Ballustrade, hinein in das hohe Treppenhaus des Turms, wo geradeaus, durch das Rumpeln und Knarren der sich bewegenden Fluchten ihr eigenes Heil lag, wo es links herum zu Ravenclaws Rätselsteller ging und darüber hinaus zu Pellyns Klassenraum, und diesen Weg nahmen sie und rannten regelrecht auf Zehenspitzen. Es gab nicht viel dort, es machte keinen Sinn, wozu man unbedingt dort herumschleichen sollte zu nächtlicher Stunde, und die Unruhe und böse Vorahnung, die einem das verschaffte, war wie ein brennendes Feuer im Nacken, dem man zu entkommen suchte, indem man voraus eilte, einfach nur lief und lief, bis man entweder in sichere Freiheit entkam oder in den Flammen und dem Rauch zugrunde ging.

Es war nicht weit. Um vier, fünf Ecken herum, in Teile der Schule, die schon tagsüber kaum begangen wurden, geschweige denn bei Nacht. Nicht mal sicher waren sich die sechs Gryffindors, ob die Patrouille der Lehrer diese Gänge überhaupt mit einbezog. Das war jetzt nicht wichtig. Eingeholt hatten sie die Bande; die Karte verriet es ihnen, dass voraus, kaum 20 Yards entfernt in der nur minimal von Fackeln beschienenen Dunkelheit, flüsternde, leise lachende Stimmen sechs junger Männer in raschem, siegessicherem Schritt die Kreuzung überquerten. Und hätte Sirius es nicht mit eigenen Augen gesehen, wie er als Erster die Ecke erreichte, um die herum er nur noch zu schauen brauchte, er hätte es nicht geglaubt. Und dennoch: Die Karte log nie.

Sie verschwanden. Einer nach dem anderen, Mulciber, Avery, Rosier, Wilkes, huschte durch eine Tür, die dort nicht sein durfte, die dort nie gewesen war, schmal und niedrig, und der fette Dragomir passte kaum hindurch, und dennoch war es nicht einmal das, was Sirius die Sprache verschlug und seinen Kiefer gen Schwerkraft zog. Zwischen ihnen, geduckt und klein, aber deutlich zu erkennen, egal, wie tief er die Robe ins Gesicht zog, schaute Regulus Black sich einen Moment um, wie zweifelnd, bevor er sich vom Letzten, dem hochgeschossenen, gelblich-bleichen Severus Snape, vorwärts schieben ließ. Kälte. Tief drin. Und er presste die Zähne noch fester aufeinander und schluckte es herunter. Bloß einer von denen. Bloß einer mehr.

Remus' ganzer Körper prallte gegen seinen Rücken, und die weiteren Schubser, die folgten, zeigten ihm nur, dass auch die anderen Gryffindors ihn erreicht hatten. Keuchend, nach Atem ringend von diesem schnellen Lauf, mehr noch vom Schock, schluckten sie hinter ihm, wischte sich James über die Stirn, während Peters jammerndes Glucksen beinahe zum Hintergrundgeräusch wurde. „Was zum ...?“ murmelte Emmeline, wie sie nicht fassen konnte, was sie da gesehen hatte, was sie immer noch sah, denn diese eben so deutlich sichtbare Tür, eine Tür, die durchschritten worden war, verblasste wie ein Aquarell an der Wand und löste sich in Wohlgefallen auf, und die verblüfften, ergrauenden Gesichter rundherum verrieten ihr, dass dieses Geheimnis bisher nicht bekannt gewesen war.

Es war nicht mehr wichtig jetzt, sich zu verstecken, und im selben Moment, in dem James vortrat und Lily seinen Tarnumhang reichte, schlug Remus dem Kleinsten unter ihnen förmlich die zusammengefaltete Karte vor die Brust, dass er sie ihm abnahm. Peter bekam es gar nicht richtig mit. Genauso perplex stierte er nur auf die völlig unberührten Steine dort gegenüber von dem Bild von Barnabas dem Bekloppten und seinen tanzenden Trollen im Tütü, auf diese Wand, die nun genau so aussah, wie sie es gewohnt waren. Und doch nie mehr gleich. Gemeinsam näherten sich die beiden jungen Männer der Stelle, an der die Tür verschwunden war, der Beste in Verteidigung, der Beste in Verwandlung, und gemeinsam begannen sie, die Felsen abzuklopfen, zu suchen. Nichts.

Den Umhang ausgebreitet, als wolle sie sich in dem zugigen Korridor mehr zum Schutz vor Kälte darin einwickeln, kaute Lily auf ihrer Lippe herum und beobachtete diese beiden, die ihr am nächsten standen im Herzen, und man konnte regelrecht zusehen, wie es hinter ihrer Stirn ratterte. Emmeline war schneller. „Das muss der Da-und-Fort-Raum sein!“ wisperte sie voller Erkenntnis und schaute ihre Zimmergenossin mit einer so raschen Kopfbewegung an, dass ihr langes, blondes Haar flog. Aber natürlich! Es stand in diesem Buch, das sie beide in der ersten Klasse gelesen hatten! Wie hatten sie das vergessen können? Wie hatten sie jemals glauben können, so etwas wäre unmöglich, nach allem, was sie schon selbst getan und erlebt hatten?

Keine Zeit, darüber nachzudenken. Mit weit aufgerissenen Augen stierte Sirius den Gang hinunter, den sie gekommen waren, und quietschend sprang Peter vorwärts, ohne sich umzusehen, als wäre er sicher, wenn Black so ausschaute, dann musste ein Monster von der Größe des Nelson-Denkmals hinter ihm lauern. Nein, groß war es nicht. Aber bösartiger als jeder Grindeloh im ganzen verdammten See von Hogwarts. Das Fell gesträubt, die rot glühenden Hornhäute eingebrannt in die kleine Gesellschaft dort in der Kreuzung, maunzte Mrs. Norris drohend. Und irgendwo in der Dunkelheit hinter ihr schwankte bereits die hoch gehaltene Laterne und schlurften die Schritte von Argus Filch über die Teppiche. „Was gefunden, mein Liebes?“ schnarrte er, ein gutes Stück noch entfernt, und dennoch zu nahe. Verdammt. Nicht aufgepasst in ihrem Schrecken.

Widerwillig, man sah es ihnen an, unterbrachen James und Remus augenblicklich ihre Untersuchungen, richteten sich auf und starrten einander an, als bräuchten nur sie beide eine Lösung finden, als wäre es allein ihre Verantwortung. Die selben Gedanken teilend, schauten sie sich nicht einmal nach einem Fluchtweg um. Sie kannten jede Abzweigung, jede Nische, jeden Flecken in diesem Schloss, abgesehen von jenem einen, und sie wussten genau: „Es gibt keinen anderen Weg hier raus.“ Die Farbe wich aus ihren Gesichtern, Peter winselte und verbarg sich halb hinter Sirius, der immer noch die hässliche Knieselmischung fixierte. Keine Chance, Moony und Krone hatten recht.

Als brächte es irgendetwas, zogen sie sich rasch gemeinsam, Rücken an Rücken, den längeren Weg hinunter zurück, bis sie dort an ihre Grenzen stießen, ein kleines Fenster, das über den stillen, dunklen Wald hinaus schaute. Welch grandioser Ausblick. Man hätte ihn genießen können. Er würde sie erwischen, sie konnten nicht weg, sich nicht verstecken, die Karte jetzt nutzlos, und niemand dachte auch nur daran. „Merlin!“ murmelte Lily, fasste sich an die Stirn und wollte sich am liebsten ohrfeigen, den Tarnumhang doch immer noch wie eine Robe umgehängt, und in der düsteren Ecke war kaum aufgefallen, dass nur ihr Kopf in der Luft schwebte. Sicher doch! Der Umhang!

Nein. Nicht groß genug für sie alle, längst nicht. Verfluchter Mist. Die Ideen gingen aus, aber als wäre es ein Durchbruch von Vernunft, packte James Emmeline an ihrem schlanken Arm, und gleichzeitig raffte er die eine Seite des Umhangs hoch, zwang die große Schülerin regelrecht darunter und schubste sie beide rücklings, noch ehe sie protestieren konnten. „Die Mädchen!“ raunte er den anderen zu, und wie eine Mauer schoben sich die vier Rumtreiber vor die nun sicher verborgenen jungen Frauen. Wenigstens sie sollten nicht erwischt werden. Wenn Lupin, Potter, Black und Pettigrew Scheiße bauten, wunderte das niemanden. Ein wenig Nachsitzen, eine Standpauke von McGonagall, das war schon auszuhalten.

Gerade noch rechtzeitig. Er kroch um die Ecke wie eine garstige Schlange, trieb den gleichen Ausdruck dazu auf Peters Gesicht, wie eine echte Natter es bei seinem animagischen Alter Ego verursacht hätte, und mit dem Geräusch von panisch schlackerndem Pergament rutschte Wurmschwanz ein Stück weiter rückwärts, bis die Zehen von Lily ihm nicht erlaubten, weiter zu gehen. „Sieh an, sieh an, wen haben wir denn da?“ triumphierte der Hausmeister, seine knorrige Fratze mit den fettigen, strähnigen Haaren als Rahmen blitzend im Schein seiner funzligen Laterne, und Mrs. Norris miaute im beinahe gleichen Tonfall. Keiner der Jungen sagte etwas. Sie standen nur da, vier Mann, aufrecht und mit geballten Fäusten in den Aufschlägen ihrer Roben, wie sie ihm entgegen starrten.

„Auf diesen Moment habe ich lange gewartet,“ keckerte Filch vor sich hin, boshaft und gehässig, konnte sein Glück kaum fassen. Black war ganz blass. Ach, welche Genugtuung! Kein dummer Spruch, keine schnippische Antwort, sie waren vollkommen überrascht und am Boden. Am liebsten hätte er sich die Hände gerieben, und er konnte gar nicht genug bekommen von diesem Anblick. Wieso Pettigrew, dieser fette kleine Trottel, so merkwürdige Bewegungen machte, nach vorn zuckte, mehrfach, als hätte ihn jemand in den Rücken gepiekst, begriff er zwar nicht, aber es reichte, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.

„Peter!“ flüsterte Lily verzweifelt. „Peter, die Karte! Die Karte, Peter!“ Aber entweder er verstand sie nicht, oder er war zu stocksteif vor Schreck und Angst, nicht in der Lage, sich zu rühren, zu schalten, wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines Lastwagens auf nächtlicher Straße. Oh, wenn er sie ihr doch nur unter den Umhang reichen würde! Er tat es nicht.

„Was habt ihr da?“ blaffte Filch, und das Mädchen biss sich fest auf die Lippe, dass es blutete. Zu spät. Er hatte sie gesehen.

Direkt neben ihm baute Lupin sich noch mehr auf, drohend fast, und misstrauisch tat Filch einen raschen Schritt zurück. Gruslig, dieser Junge, schon immer gewesen. Irgendwas faul mit dem, keine Ahnung was. Hätte schwören können in dem Moment, dass grünes Flackern durch seine Augen huschte, als wär' die Visage nicht schon scheußlich genug mit diesen Dingern da quer über die Nase. Filch knurrte und beschloss, sich nicht einschüchtern zu lassen. Sein runzliger Finger deutete erneut auf das Papier in Pettigrews Hand. „Was ist das? Huh?“ Diese gespielte Entspannung von Potter funktionierte nicht. „Pergament,“ sagte er nur, und der Hausmeister witterte mehr.

Eine so schnelle Bewegung hatten sie ihm gar nicht zugetraut. Hastig grabschte Filch danach, und Peters schwitzende Hände waren viel zu feucht, um die Karte festhalten zu können. Er wollte es nicht, er wollte es unterdrücken, aber er konnte nicht, und mit einem schmerzerfüllten Laut, die Fäuste nur fester geballt und die Zähne bleckend wie ein Raubtier, stemmte Lupin sich auf und sprang fast vorwärts, nur zurückgehalten durch Blacks vorausschauenden Arm. Und Filch schaute aus, als wolle er jubeln. Was immer es war, bloßes Pergament sicher nicht. Es bedeutete dem Rotzlöffel was. Und das war mit Sicherheit interessant.

„Muss ich wohl behalten dann, was?“ feixte der grässliche Kerl, und auch wenn sie ihn am liebsten hier und jetzt niedergerungen hätten, sie blieben aufrecht und starr stehen, die Wut in ihren Augen deutlich sichtbar. Nein nein, keinen Lehrer rufen, nicht die McGonagall wecken. Die würde ihm dieses Kleinod bloß wegnehmen. Die Übeltäter in ihre Betten schicken und selbst antreten lassen zur Strafarbeit, ja. Die Gewalt hatte er. Und so wie sich die Rumtreiber und die versteckten Mädchen bewusst waren, dass Argus Filch kein Wort über das konfiszierte Stück verlieren würde, so war ihm klar, dass auch sie das selbe vermeiden würden.

Patt.


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