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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Eine Truhe voll Wärme

von Teekon

Die Bäuche vollgestopft bis obenhin, die Hosen spannten über den Kugeln, die Gürtel quietschten und die Hosenträger rollten träge zur Seite, bis sie irgendwo unter den Seiten der Jackets verschwanden, und die Clips bogen sich gefährlich zur Seite. Wundervoll, einfach fabelhaft, dieses Gefühl, auch wenn's ein bisschen weh tat und man sich kaum noch rühren konnte. So fühlte man sich nur nach einem unwahrscheinlich guten Festmahl, so ungefähr wie nach der Schuljahreseröffnung oben in Hogwarts, aber das konnte Edward nicht wissen. Allerdings war es im Internat in Edinburgh sicher auch kaum anders gewesen.

Mit Lachspastetchen hatten sie angefangen, kleinen, fingerlangen Stückchen von schönster Farbe, geräuchert und gesprenkelt mit grünen Stippchen aus gehackten Kräutern. Der Meerettich war selbstverständlich selbst zusammengerührt, und hätte Großvater den Jungen nicht ständig daran erinnert, was sonst noch alles herrlich in der Küche wartete, er hätte sich schon mit dem Fisch bis zum Kragen hin aufgefüllt. Dabei gab es noch so viel mehr. Der Truthahn, so wie er sein musste, mit Maronen im Innern und gerösteten Zwiebeln im eigenen Fett als Krönung, hatte in einer See aus Rosenkohl gelegen, und die leicht angebratenen Kartoffeln dazu schmeckten umso besser, je mehr Schmalz darüber ausgelaufen war. Zum Platzen schön.

Wer dann noch konnte, der durfte den Plumpudding anschneiden, vorsichtig, um die Silbermünze nicht zu erwischen, gut verteilt für jeden ein (mehr oder weniger) großes Stück auf den kleinsten Teller, denn als ob das nicht genug gewesen wäre, folgten noch die ersten Plätzchen drüben im Salon, dem festlichst geschmückten Raum im ganzen Hause in der Monkshood Alley Nummer 12, dem allerletzten Heim in Richtung Fulford-Wiesen, im beschaulichen Zaubererdorf Nether Poppleton, Yorkshire, Nordengland.

Was konnte so fabelhaft glänzen wie polierte Glaskugeln unter Kerzen aus gezogenem Bienenwachs? Gab es irgendetwas auf der Welt, das in einem solchen Funkel erstrahlen konnte wie Sternchen und mundgeblasene Vögel auf satten, grünen Tannenzweigen, saftige Nadeln und harzig durftende Borke? Salzteig verströmte seinen Duft dazu, Stutenkerle und Lebkuchenmänner daraus geformt, und klingendes ausgewalztes Blech zeigte Szenen aus der Weihnachtsnacht genau wie winzige Zinnsoldaten und Nussknacker aus geschnitztem Holz. Ein Rauschgoldengel, das Kleid aus dunkelrotem Brokat mit goldenen Spitzen versehen, dunkelgrün gepufft die Ärmel und eine Krone auf dem lockigen Kopf, zierte die oberste Krone, so dicht unter der getäfelten Decke, dass kaum ein Finger dazwischen gepasst hätte. Äpfeln nachempfundene Bälle aus Eiche, Pferdchen aus Stroh geflochten und silberne Glöckchen, die leise klimperten, als hingen sie an einem Schlitten, der dort draußen über die tief verschneite Ebene unterhalb der Hügel von Heslington glitt, vervollständigten diesen einmalig schönen Baum.

Das warme Licht ruhiger Flämmchen spiegelte sich in jeder Oberfläche, gewienert und geölt die Nussbaumsimse des Kamins, in dem ein kleines, nun langsam herunter brennendes Feuer knisterte. Obstschnitt hatten sie darauf geworfen, Kirsche vor allem, und das ganze Zimmer mit dem Erker zur Straße hinaus wollte danach duften. Oh, nichts konnte so riechen! Das Gebäck in der Schale auf dem niedrigen Tischchen, auf dem sonst der Nachmittagstee serviert wurde, heute Abend gedeckt mit Gläschen voll dampfend heißem Grog, war mit bunten Perlchen aus Zuckerwerk übersät, Marzipan in Form gebracht und gefärbt, als wären es echte Früchte, dazwischen gelegt, und halbe Baumkuchen aus Nougat und Schokolade türmten sich oben darauf. Eine andere Schüssel beherbergte Mandarinen und Nüsse, von Haseln bis Aschantis, von Amazonasmandeln bis Kaschu, alles war dabei, schon längst geknackt und fertig zum Verzehr. Und man mochte es kaum glauben: Aber immer noch kramte hin und wieder einer von ihnen darin herum, als habe es noch nicht genug zu essen gegeben.

Mistelzweige, das helle Grün der Ästchen und Blätter gespickt mit dem glasigen Schimmer der jungen Beeren, thronten über jedem Türsturz, und geflochtene Girlanden aus Efeu und Stechpalme voller rot glühender Punkte in dichten Trauben zogen sich an den Bordüren entlang. Hinein und hinaus schlang sich Tannengrün um die Pfosten des Treppengeländers, Laternen wie tanzende Sternschnuppen schmückten die Fenster und leuchteten hinaus in die wundersam stille Dezembernacht. So viele, so unendlich schöne viele Lichter da draußen, von Haus zu Haus, von Straße zu Straße, tauchten das ganze Dorf in ausgesperrte Dunkelheit, und nichts konnte dieses hehre Strahlen trüben. Es war so, wie es sein sollte, Frieden auf Erden, zumindest für diese eine Nacht.

Und sie genossen es in vollen Zügen in jenem Salon am Ende der Gasse, weit zurückgelehnt nun in zwei hohe Ohrensessel, während auf dem Canapé, das sie in die Mitte der Runde gezogen hatten, John und Isabel, mit vielen Kissen im Rücken aufgepflanzt und gut in unzählige Decken eingepackt, zwischen ihnen saßen. Die angenehme Dunkelheit mit gedimmtem Licht und wohliger Wärme des seit Stunden brennenden Feuers verbargen ihre dünn gewordenen Gestalten gut, und mit Schals umwickelt und je einem großen Pott frisch aufgebrühtem Tee in den Händen, schauten sie gar nicht mal so fürchterlich krank aus. Nein, gesund sicher nicht, das nie, aber doch kräftig genug für einen langen Abend bei alten Geschichten und Erzählungen, bei ein wenig Musik aus dem Magischen Rundfunk und neugierigem Geschenke Schütteln wie eh und je.

Wie weit die Nacht schon fortgeschritten war, niemand von ihnen zählte die Minuten, und auch wenn die herrlich alte Uhr auf dem Bücherregal, schräg verborgen hinter dem ausladenden Weihnachtsbaum und gezimmert aus glänzendem Kirschholz, leise vor sich hin tickte, sie nahmen es kaum wahr. Hin und wieder knirschten die Zahnräder, klickerte der Mechanismus, und die eingebauten Glöckchen schlugen die volle Stunde in dem selben, dunklen Ton wie die große Uhr von Big Ben weit im Süden in London. So vertraut und gewohnt war diese Musik, sie integrierte sich in den Alltag und verlor vollkommen ihre Funktion als Anzeiger von voranschreitender Zeit. Zuhause klang so.

Jeder von ihnen hatte schon ein Geschenk aufgemacht, ganz wie es Tradition war, nur eines zwischen Festmahl und Gute Nacht, und so drehte Edward noch immer die neue Meerschaumpfeife in den Händen, während John das kleine Etui voller Schnitzwerkzeuge fest an seine Brust gepresst hielt, als habe er Angst, es würde sonst verschwinden. Ja, einer solchen Beschäftigung konnte er auch im Bett nachgehen, auch auf der Bank unter dem Fenster dort vorn, wo nun die schweren Vorhänge zugezogen waren und dennoch die Lichter durch den Stoff flackerten. Ins Ministerium, zu seinen Experimenten, das konnte er schon lang nicht mehr, doch wenigstens mit Holz arbeiten, so wie früher in Ollivanders Laden, das bekam er noch mehr als gut hin, und schon hatte er wunderschöne Stücke vollbracht, die er sorgsam aufbewahrte. „Vielleicht schicke ich sie ihm, ja, vielleicht,“ das sagte er immer wieder, und Remus wusste eins ganz genau, wie er nun dort saß und seiner Mutter zuschaute, die sich die neuen Haarnadeln kichernd wie ein Schulmädchen in die Frisur steckte: Sollte John sie auch nur einmal aus den Augen lassen, seine Zauberstabhüllen, er würde sie zu Ollivander bringen.

„Jetzt bist du dran!“ erinnerte sein Vater, als habe er seinen Gedanken gehört und wolle ihn rasch davon abbringen, und in der wohligen Dunkelheit des Salons deutete er mit dünn gewordenen Fingern auf seinen Sohn, nicht ohne dabei herzlich zu lächeln. Er war der Einzige heute Abend, der noch ein Geschenk frei hatte, bevor sie sich langsam zurückziehen würden. Egal, wie viel Arbeit Remus und Edward ihnen abgenommen hatten, es war dennoch ein anstrengender Tag gewesen. So ungern John das auch zugab, selbst langes Sitzen strengte ihn mittlerweile sehr an, brauchte er seine Muskeln nun viel mehr zum Atmen, als für irgendetwas Anderes. Es würde gut tun, gleich ins Bett zu gehen, dort oben aufrecht sitzend zu schlafen und sich auszuruhen. Auch wenn er alles dafür gegeben hätte, noch ein wenig mehr Energie zu haben für ein solches Weihnachten im Kreis all seiner Lieben.

Mit so viel Elan, wie sie ihn aufbringen konnte, klopfte Isabel auf ihre Decke und spornte ihn ebenfalls an, von dem Sessel herunter zu krabbeln und sich auf den Boden zu begeben, denn alle Paketchen und Pakete, die für das jüngste Mitglied der Familie bestimmt waren, versammelten sich wie eh und je unter den herabhängenden und fantastisch geschmückten Zweigen der Tanne, so als wäre er immer noch das Kind, das sowieso keine Tische mochte. „Hopp hopp!“ verlangte die zierliche Lady, nun schon nur noch ein feenhaftes Wesen in Seide und Spitze in ihrem besten Nachthemd. „Such' dir eins aus!“ Na gut, na gut, er würde ihnen den Gefallen tun! Schmunzelnd hob Remus abwehrend die Hände und kam der Bitte endlich nach, rutschte förmlich von der Sitzfläche und kroch auf allen Vieren zwischen die Stuhlbeine. Er war einfach zu groß dafür, definitiv zu groß und viel zu alt. Eltern.

Leise schnaubend, halb missmutig, halb belustigt, musste er sich erst einmal orientieren, so finster war es in den Schatten der niedrigsten Äste, und wie immer hatte er den größten Stapel von allen. Als wäre er fünf Jahre alt und brauche die Bestätigung. Irgendwas Kleines, eins von den winzigsten Kästchen wollte er nehmen und hervorziehen, damit er nicht auch noch das letzte Klischee erfüllte, doch so sehr Remus sich auch darum bemühte, seine Hände hatten Anderes vor. Eine Kiste war dort, die war nicht eingeschlagen in buntes Papier. Eine kleine Truhe vielmehr, ein Reiseköfferchen, ganz ähnlich der patentierten Transportbox von Bobbins, in der er vor anderthalb Jahren einen illegalen Trank in die Schulmauern von Hogwarts geschmuggelt hatte. Die Stirn in unzählige Falten runzelnd, stutzend, überlegend, wo er dieses hübsch verzierte Kleinod schon einmal gesehen hatte, stemmte Remus sich auf die Knie, um es mit beiden Händen vorwärts und ans Licht ziehen zu können.

Im selben Moment, in dem er es wieder erkannte, seufzte auch John langgezogen und sehnsuchtsvoll. Es war tatsächlich eine Truhe. Vielleicht zwölf Zoll lang und vier Zoll breit, die Kanten hoch ausgezogen und der Deckel abgerundet, waren zwei Reifen aus geformtem Holz einmal ganz und quer um den Körper herumgezogen worden, als handele es sich um ein Lederköfferchen. Doch das war es nicht. Viel stabiler, hartes, und doch flexibles Erlenholz, so wie er es von seinem Zauberstab kannte, und genau so rötlich schimmerte es, gemacht aus dem blutenden Baum. Eigentlich schlicht, wunderbar anzusehen und hervorragend gepflegt, kein einziger Splint zu erkennen, keine Unebenheiten zu fühlen, wenn man mit den Fingerkuppen darüber strich, war es dennoch das schönste Kistchen, das man sich nur vorstellen konnte. Vor allem, wenn man ein Lupin war. Denn diese Truhe barg Erinnerung.

„Ah,“ sagte John und lehnte sich genüsslich zurück, so weit er eben konnte, ohne husten zu müssen. „Mutters Schatzkiste!“ nannte er sie beim Namen, den er ihr schon als Kind gegeben hatte, und Edward nickte fast feierlich, während Remus schon ganz erstaunt von dort unten zu ihm aufschaute. Die konnte er ihm nicht geben. Die gehörte doch ihm! Darin bewahrte er doch Erinnerungsstücke auf, besonders an Großmama! Den Protest schon spürend und ihn im Keim erstickend, streckte Professor Lupin eine flache Hand aus und schüttelte ganz sacht, aber bestimmt nur, den Kopf. „Sie gehört jetzt dir, Remus,“ bekräftigte er noch einmal, doch ließ er auch nicht zu, dass der junge Mann die polierten Messingbeschläge der Schlösser zu offensichtlich berührte. „Aber mach' sie nicht auf!“

Fast wie ertappt zuckten Remus' Daumen zurück, und er hievte sich das nicht gerade leichte Holz auf die Oberschenkel, streckte die Beine aus und blieb dort auf dem Boden sitzen. Er kam nicht dazu, den Mund aufzumachen und zu fragen, warum. Ohne Hast und Eile beantwortete Edward die unausgesprochenen Worte schon. „Noch nicht. Es braucht Zeit, sich all die Dinge darin in Ruhe anzuschauen,“ bat er seinen Enkel um Geduld, und verstehend nickte Remus, auch wenn er nur zu gern einen Blick riskiert hätte. Was da wohl drin sein mochte? Was für neue kleine Welten dort drinnen warteten? Herzklopfen verursachte die Neugier, doch nur zaghaft und schön. „Und ich möchte,“ fuhr Edward fort, „dass du auch in diese Kiste etwas hineinlegst, Remus.“ Sein Finger, viel kräftiger als der seines Sohnes, deutete auf den hohen Deckel. „Alles, was dir etwas bedeutet.“

Lebhaft vorstellen konnte sich der junge Zauberer, was für Dinge das sein würden, was er dort drin deponieren und transportieren wollte, und ein silbernes Glitzern huschte über seine Augen, wie er sich selbst zu nickte. Da gab es zum Beispiel fünf herrlich anzusehende Steine im Tafelschliff, die noch verborgen unter einer losen Planke in der knarzenden Hütte am Ende von Hogsmeade ruhten. Hier drin wären sie besser aufgehoben, bis sie eines Tages vielleicht wieder gebraucht werden würden. Oder bis ihm ein anderer Verwendungszweck für sie eingefallen war. Über das ganze Gesicht strahlend, die kleinen Fältchen an den Augenrändern, die von rumtreiberischer Aktivität in diesem listigen Hirn zeugten, so gut es ging unterdrückend, schaute er wieder auf und seinen Großvater an. „Danke“ zu sagen war nicht nötig, aber er tat es trotzdem, hob die Truhe von seinen Beinen und stemmte sich auf, um den alten College-Lehrer zu umarmen, der zufrieden lachte und ihm die Schulterblätter klopfte.

Schlafenszeit. Zumindest für seine Eltern, das sah er genau, wenn auch nur aus dem Augenwinkel, wollte sie nicht so direkt ansehen. Edward und er, sie könnten sich um den Abwasch kümmern, könnten die Küche und den Esstisch aufräumen und sich noch einen kleinen Egg Nogg gönnen, bevor sie hinausgingen und der Tradition der Lupins entsprachen, ein Spaziergang durch die weiße Pracht der Weihnachtsnacht, über die verschneiten Wiesen und Felder rund um das Dorf, den Sternen zuschauen, die Aurora borealis nur erahnen, irgendwo weit hoch im Norden, als winzige grüne Schlieren aus wallendem Sternenstaub. Merkwürdig war das, ja, fast wie umgekehrte Realität. Früher, fast einst, mochte er sagen, war er es gewesen, der im Bett gelegen und an sie gedacht hatte, wie das wohl wäre, in lange Mäntel und Schals verpackt, mit kahlem Kopf, getaucht in Eiseskälte und singenden Winterwind, die Schnuppen zu zählen. Und nun würde er es sein, der das für sie erlebte. Wehmut. Und gleichzeitig Stolz.

Das schafften sie allein, den kurzen Weg, auch wenn es länger dauerte als früher, die Treppen zu erklimmen, doch sie taten das gemeinsam und ließen sich nicht helfen dabei. Arm in Arm, bei einander eingehakt, das schwere Duvet aufgeschlagen, dass sie nur noch unter die Decken und in die Kissen schlüpfen mussten, verabschiedeten sie sich, John und Isabel, und noch auf den Stufen winkte sie mit leichten Fingern, während er so verschmitzt zwinkerte wie nur er es konnte. Nicht gleich anfangen wollten die beiden, die zurück blieben, und derweil ihre bedächtigen Schritte auf dem Parkett des Obergeschosses verhallten, stopfte Edward zum ersten Mal herrlich duftenden Apfeltabak in den Bauch seiner neuen Pfeife.

Der Kienspann, einfach aus dem Kamin gezogen, tauchte sein markantes Gesicht mit der prominenten Nase und dem gut gestutzten, fast schlohweißen Bart, in tanzendes Licht, das sich mehr im Rahmen seiner Brille spiegelte als in den geschliffenen Gläsern. Stattlich und kräftig, in einen seiner besten Anzüge aus fein braunem Tweed gekleidet, lehnte Edward J. Lupin sich zurück und nahm einen tiefen Atemzug. Augenblicklich stoben die Schlieren aus Duft und Rauch davon, in der von Wärme und wunderbarsten Gerüchen bereits geschwängerten Luft träge und fast müde auf angenehmste Weise, als wären sie so gut genährt wie die beiden Herren in ihren Sesseln. Wenn sie so da saßen, Edward in dem einen, Remus in dem anderen, konnte niemand mehr die Ähnlichkeit abstreiten. Und niemand hätte es auch je gewollt.

Das Knistern der Flammen und das Knacken von Lufteinschlüssen in den Dochten der Kerzen, das schimernde Klingen der Silberglöckchen am Baum waren die einzige Musik, die sie brauchten. Schöner konnte Stille kaum sein. Sanftes Rauschen von atmender Gesellschaft, und dazu das dumpfe Nachttuch von fallendem Schnee draußen vor den Fenstern, man konnte es fast hören. Wundervoll. Einfach nur ruhig und geborgen und schön, und nichts konnte daran etwas ändern. Die Sorgen blieben, sie waren da, aber sie drückten nicht, sie beschwerten nicht, alles war gut. Remus genoss das, er genoss es unendlich, und er dachte zurück an einen Abend im Herbst, drüben in der Küche, und der Sturm hatte um ihr hübsches Häuschen getobt, doch Edward, Edward blieb ein fester Fels. Und vielleicht war er allein es, der ihm diese Ruhe nun gab.

Da machte es auch nichts, dass er die Stille schließlich brach, als er die Pfeife mit einem feinen, schnalzenden Geräusch aus dem Mund nahm und noch einmal den Rauch aus der Nase ausblies, genauso zufrieden brummend wie nach dem letzten Bissen Pudding. Ein gutes Geschenk. Ganz nach seinem Geschmack. Im wahrsten Sinne des Wortes. Seinem Enkel nur einen Seitenblick zuwerfend, ein schiefes, so wohl bekanntes Grinsen auf den Lippen, nur angedeutet und niemals so offen und unbeherrscht wie Remus es tat, bedankte er sich noch einmal stumm, bevor er sich aus seinen Gedanken löste und zurück kam zu jenem Thema, das sie beide schon mehrfach angeschnitten hatten während der Vorbereitungen auf diesen Abend.

„Erklär' es mir noch einmal, Remus,“ bat er den Jungen, der er wohl für ihn immer sein würde, und der Zauberer brauchte nicht darüber nachzudenken, was Großvater meinte. Es spukte ihm schon so lange im Kopf herum, es war so wichtig geworden in den vergangenen Wochen, dass er die Sache geklärt haben wollte, noch ehe er wieder für sein letztes Term nach Hogwarts zurückkehren würde. Er musste ihn sicher wissen. Er konnte ihn nicht so zurücklassen, nicht ohne Vaters und Mutters rasche Hilfe in der Nähe. Die zu gewähren waren sie längst nicht mehr in der Lage. Das war kein Vorwurf, das war Pragmatismus, und der war nun einmal angebracht bei einem wehrlosen Muggel, der einem Angriff wie dem im Hause Evans nichts, aber auch gar nichts entgegen setzen konnte.

Nickend stemmte Remus sich auf, setzte sich auf die äußerste Kante des Sessels und lehnte sich so weit vor, dass er seine Ellbogen auf beiden Oberschenkeln abstüzten musste. Die Hände verschränkten sich ineinander, gestikulierten von nun an gemeinsam. „Der Fidelius-Zauber schirmt dich und das Haus komplett von der Außenwelt ab,“ begann er noch einmal. „Und nur du und all diejenigen, denen du es verrätst, können es überhaupt wahrnehmen, geschweige denn, es betreten.“ Die hellen Augen, blauer als die des Jungen, waren klein, wie er grübelte, und abgeschirmt von dichten, gekräuselten Brauen. „Das heißt, meine Nachbarn würden es nicht sehen, obwohl sie wissen, dass es dort ist.“ Edward formulierte es nicht als Frage. Was er tat, war reine Rekapitulation, eine Zusammenfassung dessen, was er erzählt bekommen hatte, und er tat genau das, was er in all den Jahren an der Universität getan hatte. Bejahend nickte Remus fest. „So ist es. Aber sie werden sich nicht wundern.“

Ein seltsamer Gedanke. Es war da und doch nicht da. Als wäre es nie gewesen. Und dennoch konnte er ganz normal leben und hinausgehen und sie würden ihn grüßen und mit ihm plaudern und nicht eine Sekunde daran verschwenden, dass er kein Zuhause hatte, das sie sehen und in das sie hineingehen konnten. „Und jeder, dem ich es sage, der kann kommen.“ Ein wenig zaghafter nickte der Schüler erneut und schränkte die Aussage ein, dass seine Augen nur so kullerten dabei. „Ja,“ meinte er langgezogen, „doch nur, wenn sie das auch verinnerlicht haben. Es würde nicht reichen zu sagen 'ich wohne Barstow Nummer 28', sie müssen dir aufmerksam zuhören und es am besten wiederholen.“ Nun, das konnte man ausprobieren. Es gab ein paar Leute, auf die er ungern verzichten wollte. Und nichts hielt ihn davon ab, es mehrmals zu sagen.

„Aber diejenigen, die es wissen, können es nicht weitersagen,“ versicherte sich Edward noch einmal. Sinnlos sonst, die ganze Aktion, nicht leicht zu berwerkstelligen ohnehin, wenn er das recht verstanden hatte. Remus selbst konnte es nicht, und er war nicht untalentiert und kein schlechter Zauberer, so viel verstand auch ein einfacher Muggel. Man bekam keine Bestnoten, wenn man ein Dummkopf ohne Fähigkeiten war. Erfahrung reichte ebenfalls nicht, denn John vermochte es nicht, dafür brauchte er nicht zu fragen. Dumbledore selbst würde es tun müssen. Und was das bedeutete, das begriff Edward sehr gut. „Richtig,“ bestätigte Remus, als habe er auch jene Gedanken erraten, und von dort unten schielte er an seiner eigenen Nase vorbei zu seinem Großvater hinauf.

„Das kann nur der Geheimniswahrer.“ Sie sprachen es nicht aus. Sie sagten nicht, wieso nicht Remus, wieso nicht John eben diese Position einnehmen sollte, wieso Edward Lupin selbst sein eigenes Geheimnis wahren, sein eigener Fidelius, sein Vertrauter sein sollte. Sollte derjenige sterben, das hatte er ihm gesagt, erlosch der Zauber augenblicklich, und damit jeglicher Schutz für den alten Professor. Jeder weitere Gedanke war nicht notwendig, zuende zu führen. Als wolle er sie daran erinnern, hustete John im oberen Stockwerk so laut, dass die Balken der Decke knarzten, und ein Scheit im Feuer zerfiel zu Asche im selben Moment.

Er mochte es nicht. Es gefiel ihm nicht, er war ein Kämpfer, das war er immer gewesen, und dennoch wusste Edward genau, wo der Hase langlief. Keine Chance hätte er, so sehr er sich das auch wünschte, und so sehr er es verabscheute, sich verstecken zu müssen wie ein Fuchs in seiner Höhle, wenn die Jäger mit den Hunden kamen. Sich in Gefahr zu bringen, mochte nobel sein, auch wenn es sich vermeiden ließ und besonders dann, doch er wurde noch gebraucht. Heil und ganz, solange wie Remus zur Schule ging, denn John und Isabel konnten nicht allein leben. Edward schlief nicht hier, das musste nicht sein, er war Zuhause in seinem eigenen Haus, in seinem eigenen Bett, und dieser Ort sollte seine Zuflucht sein, angeschlossen von Dumbledore an das Flohnetzwerk, dass er ohne über die Straßen zu laufen direkt und ungesehen herkommen konnte, ausgestattet mit einem Maß an Magie, das selten einem Muggel zuteil wurde. Aber die beste Lösung. Und auf keinen Fall vom Gesetz erlaubt. Egal. Niemand wusste davon.

Es gab nichts mehr zu diskutieren. Die beste, die einzige Lösung, und so stopfte sich Edward die Pfeife in den Mundwinkel und sog scharf daran, bis ihm der herrlich raue Geschmack von geräuchertem Apfel gegen den Gaumen schlug. Brummend nickte er seine Zustimmung, und die winzigen Schweißperlchen aus Erleichterung in Remus' zunehmenden Geheimratsecken glitzerten im Feuerschein. Also gut. Dann sollte es so sein. Und kein weiteres Wort mehr sprechend, lehnten die beiden Männer sich zurück, der alte Professor und der junge Schüler, während sich die wundersam wohlige Wärme und die hehre Stille einer Weihnachtsnacht wieder um sie legte. Vielleicht die Letzte. Man sollte sie genießen.


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