Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Krieg

von Teekon

„Es besteht kein Zweifel daran, so bestätigte uns auch Rufus Scrimgeour, der mit den Ermittlungen beauftragte Auror, dass es sich um die Tat der schwarzmagischen Gruppierung der selbesternannten 'Todesser' handelt. Wie hinreichend bekannt, nennen sich so die Anhänger eines Zauberers mit Namen Lord Voldemort, der sich seit mehreren Jahren im Südosteuropa versteckt hält und von dort aus kriminelle Bestrebungen gegen unsere Heimat plant und ausführt. In den vergangenen Wochen und Monaten wurde er selbst des Öfteren auf unseren Straßen gesehen; wie viele dieser angeblichen Sichtungen tatsächlich stattgefunden haben, ist nicht zu eruieren. Mit diesem erneuten schauerlichen und abscheulichen Verbrechen jedoch dürfte die Hysterie und sich ausbreitende Panik weiter zunehmen.

'Wir bitten die Bevölkerung inständig, Ruhe zu bewahren', sagte uns Milicent Bagnold, Ministerin für Magie, in einer Stellungnahme. 'Befolgen Sie die Anweisungen Ihrer zuständigen Auroren-Teams und lesen Sie aufmerksam die verteilten Sicherheitshinweise! Die Abteilung für Strafverfolgung kümmert sich angemessen um das Problem, und wir versichern unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, dass wir nicht eher ablassen werden, bis wir die Schuldigen gefasst und bestraft haben!' so die Ministerin weiter.

Und das wird auch Zeit! Offenbar wurde die Bedrohung bisher nicht ernst genug genommen, solange nur Muggelgebäude einstürzten und ganze Landstriche von – wie in der nicht-magischen Presse publiziert – Naturkatastrophen verwüstet wurden. Nun aber, wo offen sprechende und tapfere Hexen und Zauberer auch an Leib und Leben angegriffen und sogar getötet werden, scheint das Ministerium endlich aufzuwachen. Wir fordern mehr als Pamphlete und halbseidene Empfehlungen, wie wir unsere Familien schützen können! Es mag zu spät sein für Edgar Bones, seine Frau und seine minderjährigen Kinder, aber wir alle zusammen dürfen nicht zulassen, dass ein einzelner Mann und seine wahnsinnigen und fanatischen Sympathisanten unsere Freiheit und unser Leben zerstören!“


James las nicht weiter vor. Sie alle hatten es längst gehört, sie wussten davon, brauchten nicht daran erinnert zu werden, dass der fähige Magier, Averill Isentung, der diese Zeilen geschrieben und diesen mutigen Aufruf zu den Stäben veröffentlicht hatte, nicht mehr unter den Lebenden weilte. Sie hatten ihn genau so vorgefunden wie die Familie, von der er geschrieben hatte, deren furchtbares Ende er im Tagespropheten angeprangert hatte als das Ergebnis der Nachlässigkeit der Obrigkeit. Sein Haus im friedlichsten, stillsten und schönsten Teil von Kent komplett verwüstet, die Türen aufgebrochen und alle Fenster zerschlagen, und während er, ruhig und kalt und mit dem Ausdruck größter Überraschung auf dem Gesicht, sein Körper so gut wie unversehrt, zwischen umgeworfenen Sesseln und Tischen auf dem Perserteppich vor dem Kamin gelegen hatte, prangte, giftig grün und allseits bewegt wie eine magische Fotographie, der grässliche Schädel des Dunklen Mals über dem Reetdach.

Gekämpft hatte er wohl, niemand wusste, gegen wie viele, und die nächsten Nachbarn, verängstigte und verstörte Muggel, gut drei Meilen entfernt, hatten sich in ihrem Keller versteckt, sobald die roten und grünen Blitze um den Hügel geschlagen waren. Glücklich, diese Menschen, jetzt unwissend, ihr Gedächtnis bereinigt von diesem Schrecken, aber sie hier oben im Turmzimmer, auf der höchsten Zinne von Gryffindors Wacht, mussten damit leben und sich daran erinnern und es niemals vergessen. Denn es bedeutete, was nun endlich jeder zu begreifen begann in ganz Britannien, egal wie lange man die Augen davor verschlossen hatte: Lord Voldemort scherzte nicht, Lord Voldemort suchte keinen Konsens, keine Einigung über neue Rechte auf politischem Wege. Der Mord an Edgar Bones, dem jungen Anwalt aus London, und seiner gesamten Familie, war bereits eine Kriegserklärung gewesen, und Averill Isentung nur das Opfer, das diese Tatsache in jeden Kopf brannte.

Doch es gab keine Front. Keine langen Reihen von Zelten, in denen Hexen und Zauberer warteten und ihre Stäbe polierten, um auf offenem Feld gegeneinander anzutreten, wie sie es vor vielen hundert Jahren in der Wüste von Lybien getan hatten, oder auf den endlosen Steppen von Zentralasien. Nicht einmal verborgene Trupps in tiefen Wäldern, auf einander lauernd, zuschlagend wo immer es ging. Nein. Ein stiller, heimlicher Bürgerkrieg, und niemand wusste, wer auf welcher Seite stand, wer ein Spion war, wem man noch trauen konnte, oder an wen man sich überhaupt wenden konnte in einer Zeit voller Anschuldigungen und Verdächtigungen. Jeder konnte ein Mitglied der Todesser sein, sie alle mochten unter dem Imperius-Fluch stehen und längst Voldemorts Willen ausführen, vielleicht sogar ohne es selbst zu bemerken. Wer wusste das schon? Und Gerüchte gingen um in den eisigen, nun verregneten Novembernächten, dass Inferi durch die Moore und Abwässerkanäle schlichen und durch die Fenster spähten, um nach Kindern Ausschau zu halten, Kindern wie denen von Edgar Bones.

Acht und fünf Jahre alt, nicht einmal alt genug, einen Zauberstab zu halten, die Jüngere, das Mädchen, gerade soweit, dass ihre magische Begabung zu Tage getreten war, und dennoch lagen sie beide genauso still zwischen den toten Körpern ihrer Eltern, die sie zu schützen gesucht hatten. Erfolglos. Apparierschutz, die üblichen Vorrichtungen an den Türen, die Einlass unterbanden, wenn nicht von ihnen erlaubt, das alles hatte nichts genützt. Und Bones war kein Dummkopf gewesen, kein ungeschickter Hexer, und seine Frau bloß ein Muggelmädchen. Es hatte keinen Grund gegeben, ihn zu töten, nicht mehr als jeden anderen Anwalt in der Abteilung für Strafverfolgung, auch wenn er gewiss zu der Gruppierung gehört hatte, die am schärfsten gegen Schwarzmagier vorging, und die immer wieder darauf drängte, auch nahmhafte Familien wie die Crabbes, die Lestranges, die Malfoys nicht von Razzien auszunehmen, auch ihnen, besonders ihnen nicht zu trauen. Und wieso nur die Kinder? Die Kinder. Keiner konnte es begreifen, auch nur fassen, dass so etwas wirklich geschehen war. Und die Stille, die in den Fluren von Hogwarts hing, die sich ausgebreitet hatte durch die Klassenräume bis in die hintersten Winkel der Schlafsäle, sie reflektierte die Ängste und den Horror, den diese entsetzliche Tat in die Herzen von Hunderten von Schülern gesetzt hatte. Auch sie waren nicht mehr sicher. Sie nicht, und erst recht nicht die Familien mit jüngeren Geschwistern, die sie im September zurückgelassen hatten.

Die Fünf im Turmzimmer wussten es, hatten es längst gewusst, dass Voldemort nicht Halt machen würde vor Unschuld. Die ganze Zeit damit gelebt, nie daran gezweifelt, und dennoch war auch für sie das Verbrechen von Whitehall ein Schock. Das Feuer in Aleksandrs Augen, es war wieder da, klar und präsent, dieses irre Leuchten, diese Ohrfeige, dass er alles tun würde, einfach alles. Das berechnende Funkeln im Lächeln seines Vaters in der Sekunde, in der er den Fulguratus geschleudert hatte, Mulcibers gellendes Lachen, die wahnsinnige Entschlossenheit in Travers zusammengepressten und gefletschten Zähnen auf jenem Besen dort unten in London, wo nur die Schnelligkeit eines Muggelautos sie vor ihm gerettet hatte, das alles war nun keine Einbildung mehr. Die Todesser hatten keinerlei Skrupel. Keinen Respekt vor dem Leben. Und keinen Funken Ehre im Leib. Und während sie noch Averill Isentung zu Grabe trugen, wisperte man nur noch, und es war das letzte Mal, dass der Name des Lord Voldemort offen in einem Zeitungsartikel erschien.

„Edgars ältere Schwester ist eine Schulfreundin meines Vaters,“ sagte Remus plötzlich tonlos, wie er auf seinem Bett saß, die Beine angewinkelt und die Arme fest darum geschlungen, den langen, schlacksigen Körper zu einem möglichst kleinen Ball zusammen gefaltet. Es war als hätte er in ein Kissen hinein gesprochen, als gäbe es so etwas wie Echo nicht, und die halb geschlossenen Vorhänge seiner Portiere dämpften den letzten Hauch von Resonanz vollkommen ab. Nicht einmal Scheite knackten in dem brüllend heißen Ofen in der Mitte des Zimmers, um den sie alle herum saßen, und das Licht war herunter gedimmt zu einem feinen, orangefarbenen Glühen, verbreitete Wärme und Geborgenheit, und trotzdem spürten sie alle die schmerzende Gänsehaut.

Gefrorene Tropfen, halb Regen, halb Schnee, trommelten und prasselten gegen die rundbogigen Fenster des Turms von Gryffindor, getrieben von einem kräftigen und bösartigen Winterwind, der schon einige Male nun in heftigen Stürmen über die Berge gekommen war. Von viel weiter nördlich als sonst schien er zu reisen, brachte arktische Luft und Kälte in die tief eingeschnittenen Täler von Schottland, und die Bäume des Verbotenen Waldes bogen sich darunter. Abgerissen selbst die sonst so treuen Blätter der Eichen, ragten die vielen Äste nur kahl und nackt und frierend in die Dunkelheit der fortschreitenden Nacht, Zweige längst so gebrochen, dass die Kronen ausschauten wie wildes, sinnloses Webwerk. Die hohen Tannen legten ihr Nadelkleid dicht an die winzigen Triebe, sie für den Frühling zu schützen, doch ob ein Ende dieses Winters jemals kommen mochte, das bezweifelte jeder Fuchs in seinem Bau und jeder Dachs tief in den Höhlen und jedes Eichhörnchen in schwankenden Behausungen oben in den Bäumen. Und jeder Mensch fühlte die selbe Furcht, als ob es Lord Voldemort möglich wäre, die Sonne auszusperren.

Hogsmeade lag irgendwo dort unten, verborgen in dichten Schlieren von aufgeworfenem Graupel, und selbst wenn sie die Vorhänge aufgezogen hätten – nun bei Einbruch der Dämmerung bereits geschlossen, die Spiegelung der Stimmung im Winter aussperrend – sie hätten das so vertraute Dorf in dem langgezogenen Tal unterhalb des Sees nicht finden können. Denn auch dort verhängte man die Fenster, blieb das warme Licht der Laternen im Inneren, und wo sonst lautes, fröhliches Leben sich in den Kneipen und Gaststätten des 3 Besen, des Hog's Head und Madame Puddifoots geregt hatte, saßen nun höchstens drei, vier Reisende eng bei einander an der Theke, den Türen nur widerwillig den Rücken zukehrend, und magische Bolzen sicherten die Eingänge, während die Bewohner zuhause blieben und das Näherrücken des geschundenen Waldes fürchteten.

Die einzigen Menschen, die sich zeigten, hin und wieder, waren die dunklen Schatten, schlank und drahtig, in lange Roben mit Kapuzen gehüllt, wenn die Auroren sich auf ihren Streifzügen befanden, ihren Patrouillen rund um die Grenzen der Schule für Hexerei und Zauberei. Eigene Magie hatte das Schloss, verstärkt und aufrecht erhalten durch endloses Bemühen von Albus Dumbledore, dem größten Feind aller Schwarzmagier weit und breit, und wo konnte man sicherer sein als in diesen Mauern? Und dennoch konnte es sich das Ministerium nicht mehr leisten, den kleinsten Anschein von Nachlässigkeit zu zeigen. Vielleicht war es so, dass niemand, nicht einmal der Zauberer ohne Namen selbst, die Tore von Hogwarts aufsprengen konnte, solange Dumbledore die Festung hielt, doch nicht einmal in deren Nähe sollte einer dieser Schergen geraten können. Und so liefen sie, selbst durch den grässlichsten Sturm, zeigten Präsenz in dunkelster Nacht.

Den jungen Leuten im Turmzimmer war es egal. Sie hatten keine Angst, nicht für sich selbst. Wie viele Streiche sie ausgeheckt hatten, hier auf ihren weichen, großen Betten unter den dunkelroten Baldachinen, sie konnten sich nicht entsinnen. Explodierende Kürbisse und ganze Horden beißender Fangzähniger Frisbees, eine Art Heuler, der am Rücken klebte und Sachen schrie wie 'Mein Vater ist mein Onkel!' und damit Reinblüter wie Casper Yaxley halb zum Wahnsinn brachte, das lag in so weit entfernter Vergangenheit, als wären es Träume, Auftaktspiele für diesen blutigen Ernst, in dem sie nun längst bis an die Ohren versanken. Es war nicht mehr wichtig, wie viele Striche auf der Seite von Slytherin oder Gryffindor standen auf dem Plakat im Gemeinschaftsraum, das den Stand erfolgreicher Attacken anzeigte. Und im Unterricht direkt hinter Dragomir Avery zu sitzen, zu wissen, dass auch er vielleicht längst das Dunkle Mal trug, und nichts tun zu können, brannte eine unstillbare Wut in jedes Herz. Denn auch Domenikus Wilkes hatte eine kleine Schwester, kaum älter als die süße Miriam Bones, die nun niemals einen Brief aus Hogwarts kriegen würde.

„Die wollten das Gleiche mit meiner Familie machen.“ Natürlich war genau das ihre Intention gewesen, das wusste jeder hier im Raum, und dennoch senkte Peter hastig die Augen und verdrehte seine schwitzenden Finger ineinander, und Sirius verengte die Lider, bis sie nur noch winzige Schlitze mit darin funkelndem Feuer waren, und er nickte sacht. Lily hatte recht. Und nur eine unwichtig erscheinende Ungenauigkeit in Voldemorts Informationen war es gewesen, die sie am Leben erhalten hatte. Hätte er von dem zweiseitigen Spiegel gewusst, hätte er ahnen können, dass ihre drei Freunde dicht bei blieben und in Rufweite waren all die Zeit, es wäre nicht Edgar gewesen, an dem das Exempel statuiert worden wäre. Ihnen war das klar. Als hätte sie diese Erkenntnis gerade erst gehabt, oder als wäre es ihr jetzt endlich begreiflich geworden, schauderte Lily Evans und schmiegte sich enger an den schmalen Körper ihres Freundes, neben dem sie auf dem Bett gegenüber der Tür lag, halb aufgerichtet gegen die Rückenlehne.

Seinen Arm fester um sie schlingend, küsste James die junge Frau beruhigend auf die Stirn, konnte das Zittern seiner Lippen dabei dennoch kaum unterdrücken. Sie musste das spüren, aber sie ließ es niemanden wissen, sperrte es genau so aus wie die Furcht um die Unversehrtheit ihrer Eltern und – ja, auch ihrer hysterischen Schwester. Beide schlossen sie die Augen für einen Moment, ehe der 17jährige seufzte und ihren Oberarm rieb. „Es ist gut, Lily, sie sind jetzt in Sicherheit,“ behauptete er erneut, und sie nickte vorsichtig und hielt sich fest, während zu ihrer Rechten der Älteste die Knie höher unter das eigene, stoppelige Kinn zog. Ja. Henry Evans und seine Frau waren behütet. Besser als viele. Zwei Muggel irgendwo in Birmingham. Während anderen nicht zu helfen war. Er sagte nichts.

Wie sie es letztendlich geschafft hatten, das konnten sie nur gemeinsam zusammentragen. Drei oder vier Halfpints hatte Peter getrunken im 'Freckled Friend', und in dieser Zeit hatte James sich vorgestellt bei Lilys Eltern und ihrer ständig sauertöpfisch dreinschauenden Schwester, und deren fürchterlich fetter Verlobter hatte auf den eigenen Zähnen herumgekaut und mit hochrotem Kopf dieses komplette Gegenteil seiner Person betrachtet, das sich da als eventueller Schwager präsentierte. Natürlich hatte er nichts gewusst, selbstverständlich hatten sie ihm nicht gesagt, dass Lily eine Hexe war und der junge Mann an ihrer Seite ein Zauberer, doch diese Aura von Aristokratie, dieser Schimmer von verdienter Arroganz, den ein jeder Potter, aber erst recht 'der Letzte', James Charlus, in jede seiner Bewegungen, in seine pure Anwesenheit legte, reichte vollkommen aus, um Vernon Dursley zur Weißglut zu treiben. Neid? Eifersucht? Nicht nur, sicherlich, vielleicht zu viele schlechte Erfahrungen mit Menschen, denen das Glück einfach leichter zuflog als ihm, denn Dursley musste hart arbeiten für alles, was er wollte. Und James Potter, das sah man ihm an, das spürte jeder in seiner Gegenwart, und entweder man bewunderte ihn dafür, oder man hasste ihn, gehörte zu jenen, die nur zu zwinkern brauchten, und alles lag ihnen zu Füßen.

Oh, Lily war nicht naiv gewesen, ganz im Gegenteil. Sie hatte längst Maßnahmen getroffen, viel zu bekannt ihr Name in dieser, ihrer Welt, Lily Evans, das muggelgeborene Mädchen, das ganz Hogwarts auf den Kopf stellte mit seinem Talent, ein glattes Outstanding-Zeugnis in den OWLs, Mitglied im Orden des Phönix (wenn das auch nicht gerade öffentlich war), und ihr Gesicht gut genug eingebrannt in die Erinnerungen der jüngeren Todesser. Und nicht nur das. Es war jener Mann, vor dem sie fast mehr Angst hatte als vor Voldemort, den sie erwischt hatte, der Allererste, und sie konnte kaum fassen, welches Glück sie gehabt hatte. Antonin Dolohov. Rache. Sie wusste es, spürte es, seinen besonderen Hass, projeziert auf sie, auf Remus, auf James, denn sie waren es gewesen, die den Gang über der Stiege zum Einsturz gebracht hatten, und die Trümmer hatten sein einziges Kind erschlagen und seine Linie zum Aussterben verdammt. Das Inferno seiner hellblauen Augen würde sie nie vergessen, und trotzdem hielt ihn eines zurück: Voldemorts Befehl.

Er war da gewesen. Selbst. Und es war er gewesen, den Sirius, Remus und Peter durch den langen, schmalen Korridor im oberen Stockwerk des Evans'schen Hauses hatten fliegen sehen, zurückgeworfen von etwas, das er nicht erwartet hatte: Gegenwehr. Verborgen in einem dunklen Wohnzimmer, lächerlich nahezu hinter einem Sofa, die quietschende, kaum zu beruhigende Petunia unter ihnen, und die massige Gestalt von Vernon Dursley, die Augen weit vor Entsetzen und vor Unglauben, die ganze Zeit bei ihnen. Sirius schnaubte, wie er daran zurückdachte, den eleganten Bogen des schlanken Körpers, wie Voldemort beinahe in Zeitlupe an ihnen vorbei gesegelt war, der Zauberstab – welch unglaubliches Glück – seinen Fingern entgleitend, und die schäbige, kitschige Kuckucksuhr aus einem lang zurückliegenden Urlaub im Schwarzwald erwischte seinen Hinterkopf so unangenehm, dass der große, der schreckliche Dunkle Lord für Dekaden aus Sekunden das Bewusstsein verlor. Zeit genug.

Zeit genug, um eines ganz sicher zu wissen: Dieser Weg war versperrt! Es gab nur eine Möglichkeit, an ihm vorbei, seinem für ihn so beschämend peinlichen Ruin, den ihm ein James Potter beschert hatte, und in die andere Richtung fliehen, über die Hintertreppe. Denn das, und sogar Sirius Black begriff das sofort, stemmte sich nicht dagegen, gleichgültig wie sehr er das verabscheute, war ihr Ziel. Sie konnten nicht gegen ihn kämpfen, nicht mal zu Fünft, das widersprach jedem gesunden Menschenverstand und jeglichem Instinkt. Raus hier und die Muggel in Sicherheit bringen. Das Haus war nicht wichtig, das ließ sich wieder aufbauen. Nichts gab es hier von Wert für den Dunklen, nichts, was hätte gerettet werden müssen, abgesehen von kostbaren Leben, der Familie von Lily Evans.

Dursley war ein Dummkopf. Ein fetter, blöder Vollidiot, der sich für Wer-weiß-was hielt, wie er sich aufgestemmt hatte mit schwabbelndem Wanst vor Aufregung, die kindskopfgroßen Fäuste in die Hüften gestemmt, und mit jedem Atemzug hüpfte die ganze Fettmasse noch höher. „Was geht hier vor?“ hatte er gebellt, ehe ihn die kleine, aber kaum weniger schwere Kugel von Peter Pettigrew in vollem Schwung erwischt und umgeworfen hatte, zurück in Deckung, ehe der erste Strom aus grün-glühendem Zauber haarscharf an seinem Stiernacken vorbei schrammen konnte. Petunia hatte gekreischt und die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und sofort angefangen, auf Pettigrew einzuprügeln, der, voller Unverständnis ganz perplex, ihrem Wunsch nachkam und liebend gern das halb explodierende Gesicht des fetten Muggels in Ruhe ließ. Am liebsten hätte Sirius gelacht in jenem Moment, aber es ging nicht, auch wenn er, wesentlich graziler und kraftvoll wie ein Oryx über die Sofalehne sprang und sich direkt neben seinem besten Freund in Sicherheit duckte.

Remus, zu groß, um zu springen – er hätte die tief hängende und nicht besonders hübsche Lampe über dem Couchtisch mitgenommen – hatte sich in einem scharfen Haken links herum geworfen, schon in gewolltem Schlittern in Richtung Teppichboden die Armlehne des Sofas gegriffen und sich, fallend, darum herum gezogen, gleichzeitig gepackt und in seinen Bestrebungen unterstützt durch Lilys feingliedrige, aber starke Hände, wie sie ihn am Jacket zu ihnen in den improvisierten Schützengraben zog. Beide Arme ausgestreckt, bekam er gleichzeitig ihre Schultern zu fassen, und das reichte ihm aus, um sicher zu sein. Es ging ihr gut, alles war in Ordnung. Zwischen James und ihr, der zweiseitige Spiegel wieder verstaut, kauerten ihre Eltern, still und blass, aber gefasst, und nickten ihm und dem gelockten jungen Mann auf ihrer anderen Seite, nur rasch zu.

„Coloportus magnifica!“ hatte Black auf die Tür gesetzt, und würde es Voldemort auch nicht lange aufhalten, so gab es ihnen die klitzekleine Chance, den anderen Ausgang zu erreichen, ehe er wieder auf den Füßen stand und sie mit unaufhaltsamen Flüchen eindecken konnte, denen keiner von ihnen, nicht mal gemeinsam, gewachsen war. Und auch ein Mann wie Tom Riddle brauchte seinen Zauberstab, um derartige Magie freisetzen zu können. In der Dunkelheit dort draußen auf dem Treppenabsatz, musste er diesen erst einmal wieder in die Finger bekommen. Noch vollkommen ohne Plan setzte sich die Partie hinter der Couch in Bewegung, und Remus, als Letzter in der Reihe, hatte auf Lily einzumurmeln begonnen: „Wieso seid ihr nicht appariert?“ „Zu viele!“ war die prompte Antwort von James über all die Köpfe hinweg, und Lily hatte ebenfalls den Kopf geschüttelt. „Apparierschutz.“

Apparierschutz! Remus konnte es noch immer nicht fassen, auch jetzt nicht, wie er hier in Sicherheit auf seinem Bett im Turmzimmer in Hogwarts saß. Sie ganz allein, Lily selbst, hatte das gemacht, hatte den komplexen Zauber auf das Haus und das Grundstück ihrer Eltern gelegt, doch so bewunderswert das war und so sehr es sie vielleicht auch über einige Zeit geschützt hatte: In diesem Moment war es beinahe zur tödlichen Falle geworden, denn gefunden hatte Voldemort sie trotzdem, und das Haus auf anderem Wege zu betreten, hatte keine Schwierigkeit dargestellt. Dafür hatten sie fast den Preis bezahlt in jener Martinsnacht. Und wie sie sich schließlich über die Hintertreppe gekämpft hatten, Dolohov, mit dem Rücken zu ihnen, der sie nicht erwartet hatte, der die kleine Tür für eine Besenkammer gehalten hatte, aus dem Weg förmlich sprengend, während im oberen Stockwerk noch drei weitere Zauberer stöhnend, schreiend, von Flederwichten umgeben, ihren Meister zur Hilfe riefen, war schieres Glück gewesen.

Das Mädchen in James' Armen schüttelte sich ein letztes Mal, bevor sie erneut seufzte und sich tiefer in die Kissen kuschelte. „Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ihr nicht gekommen wärt,“ fasste sie ihren Dank in Worte, und die wunderbar schauderschönen grünen Augen huschten von einem zum anderen, blieben an ihren Zügen hängen, und sie lächelte so liebevoll und zärtlich, dass sogar Black darunter errötete. Peter kicherte weibisch und stopfte sich einen angewinkelten Daumen halb zwischen die Zähne, um fest hinein zu beißen. Diesen Blick gewohnt, ihn herbei sehnend regelrecht, schon so viele Monate nun nicht mehr davon berührt, knickte Remus den Kopf ein und starrte auf seine eigenen, nackten Füße, deren große Zehen sich ineinander verhakten und verdrehten, und nur aus dem hintersten Augenwinkel erwiderte er vorsichtig. Er mochte darüber auch nicht nachdenken.

„Ist jetzt egal, Lily-Maus!“ winkte Sirius prustend ab und grunzte, änderte die Körperhaltung ein wenig, um komfortabler zu sitzen. „Sie stehen unter dem Schutz des Ministeriums, und das ist mehr als die meisten haben,“ erinnerte er sie an alles, was seitdem für ihre Familie getan worden war, und das Mädchen konnte nur zustimmend nicken und versuchen, sich mit diesem Gedanken zu beruhigen. Mehr war eben nicht machbar. Seine Nase in ihre Haare steckend, hielt James sie nur fester, und wenn er gekonnt hätte, irgendwie, er hätte alles getan, um diese Last der Sorge von ihr zu nehmen. Aber wenn er dieses Geheimnis gekannt hätte, wäre er schließlich nicht selbst so fürchterlich nervös und angespannt gewesen ob seines allein zuhaus lebenden Vaters, eines Mannes, der dem gleichen Beruf nachging und der selben, hart durchgreifenden Strömung angehörte wie Edgar Bones.

Die Nacht schritt weiter fort, und draußen tobte der Wintersturm in ungeänderter Härte. Hagel mischte sich unter die Schauer, Eisklumpen so dick wie Stecknadelköpfe, und ihr helles Rappeln gegen die Scheiben klang wie Millionen kleiner Füße auf gekiestem Pfad. Einschläfernd, doch gleichzeitig alarmierend. Ob sie würden schlafen können, das stand, einmal mehr und wie nun bald schon jede Nacht, in den Sternen. Und dabei wussten sie ganz genau, dass es jedem Kind, jedem Jugendlichen, jeder Schülerin und jedem Schüler im ganzen Schloss, von den runden Gängen unter der Küche im Hause Hufflepuff bis hinauf in die hohen Türme von Ravenclaw und Gryffindor, von den kleinsten Erstklässlern bis zu den schlausten Ältesten, genau so gehen würde.

Es hatte keinen Zweck, sie mussten schlafen. Dass Lily nicht gehen würde, dass sie bei ihnen blieb hier oben, fern ihres eigenen Bettes im Mädchenschlafsaal, das war kein Problem, und es war erwartet. Zu warm jetzt, zu schläfrig, zu tröstlich die Nähe ihres Geliebten und ihres besten Freundes, um noch hinunter zu schleichen durch die kühlen Treppenaufgänge. Vorwärts krabbelnd auf seinem Bett, lehnte Peter sich über die Lücke zwischen der Matratze und dem Ofen, und er blies die Laterne aus, während Sirius umständlich das Duvet aufhob und die Beine darunter steckte. Sich die Brille von der Nase ziehend, seufzte James, und das feine Geräusch eines Gute-Nacht-Kusses begleitete das Knistern und Rascheln der Bettdecken. „Schlaft gut, Jungs!“ wünschte Lilys Stimme, beantwortet von brummelndem Murmeln von allen Seiten.

Wie lange es dauerte, bis endlich alle eingeschlafen waren, das wusste Remus nicht, doch wie so oft, wie meistens, wie immer, war er der Letzte, und zurückgelehnt an die kühlen Steine zwischen den Kopfbettpfosten, fröstelnd ob der aufziehenden Kälte trotz des Ofens, lugte er vorbei an der fast zugezogenen Gardine des Fensters zu seiner Linken, und während in fahlem Mondlicht, schwer verhangen und verstümmelt von dicken Wolken, der eisige Novemberregen fiel, wusste er eines ganz genau: Egal wie sicher die Eltern von Lily Evans waren, es würde andere geben. Die Konsequenzen dessen, auch für sie hier, waren noch nicht voll absehbar, und fürchtete er auch die Beschneidung ihrer Freiheiten, so ängstigte ihn eines noch viel mehr, denn es war unaufhaltsam und hoffnungslos, und diese Erkenntnis bohrte sich tiefer und tiefer in seine Seele mit jedem Atemzug. Zwei Menschen da draußen standen bereits im Schatten. Und diese zwei Menschen liebte er.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Hau mich ruhig.
Tom Felton zu Emma Watson bei den Dreharbeiten zur Schlagszene im dritten Harry-Potter-Film