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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Astons Dreierkette

von Teekon

Das 'Freckled Friend' war eine so urgemütlich englische Kleinstadtkneipe, wie man es sich aus alten Romanen vorstellte, wie Reiseführer sie anpriesen irgendwo zwischen dem Besuch von Shakespeares Geburtshaus und der Kathedrale von Canterbury. Wirklich schmal, der an diesem Abend einzig geöffnete Raum, vielleicht 20 mal 40 Fuß gemessen, und die an einer Seite beinahe vollkommen die ganze Wand einnehmende Theke vergrößerte diesen Eindruck noch. Gelbliche Funzeln hingen tief, umschwebt von wabernden Rauchschwaden über den kleinen Tischen am Rand und den größeren mit den Eckbänken im hinteren Bereich, Kerzen und Aschenbecher auf quadratischen Deckchen in rot-weißen Karos, und jede Pflanze, die man hier aufgestellt hätte, wäre gelb geworden vom Nikotin und schließlich kläglich verreckt. Das tat dem Konsum keinen Abklang, und auch das Bier wurde reichlich ausgeschenkt.

Es gab Ale und Porter direkt vom Fass, und der Wirt zapfte ununterbrochen aus zischendem Hahn, während er sich mit den Stammgästen unterhielt, egal ob sie direkt vor ihm am Tresen vornübergebeugt hockten oder sich auf die runden und eckigen Tische verteilten. Entsprechend war der Geräuschpegel hoch, Lachen und gelegentlich laut anhebendes Singen erfüllte nicht nur den Pub, sondern auch die angrenzenden Hinterhöfe und Seitengassen. Besonders dort, wo ein kleines Fenster auf der Rückseite offenstand, gelb getönte Butzenscheiben, hübsch und undurchsichtig wenn geschlossen, und dort fiel auch das schummrige, flackernde Licht auf den dunklen Asphalt hinaus, aber kein wirklich erfrischender Zug eisiger Novemberluft traute sich herein.

Man konnte auch Stout bekommen, allerdings nur in Flaschen, und so standen diverse dunkelbraune Pullen auf Bierdeckeln hier und da verteilt, und das hellere Kling ihrer abgesetzten Böden vermischte sich mit dem dumpferen Klong der gläsernen Krüge, vorzugsweise in einem Crescendo, einem kleinen Kanon, wenn die Besatzer eines Tisches einander zugeprostet und einen tiefen Schluck (oder zwei oder drei) genommen hatten.

Zwischen den oberen Regalen der Theke und dem Durchgang zum großen Feiersaal stand auf einem Eckpodest ein winziger Mini Star 416 in Schwarz-Weiß, und selbst über all die gröhlenden Gespräche hinweg konnte man gelegentlich die beiden Kommentatoren der Sportnachrichten eines hiesigen Lokalsenders verstehen. Das übliche Geprotze darüber, wie Aston, der Vorortclub in der höchsten Liga, problemlos die Gäste des morgigen Tages aus Middlesborough vom heiligen Rasen treten würde, und der pummelige junge Mann mit dem noch so jugendlich verpickelten Gesicht an dem kleinen Tisch direkt darunter konnte nur mit offenem Mund und geweiteten, wässrigen Augen verständnislos den Kopf schütteln.

„So ein Blödsinn,“ murmelte er und hielt sich dabei an seinem Halfpint fest, die beiden Freunde links und rechts von ihm grinsend, einander zu zwinkernd. Der Größere, ein typisch nordenglisches Gesicht mit prominenter Nase und rotbraunem Haar, beugte sich vorsichtig zu ihm herüber, schaute gleichzeitig ihn verschwörerisch an und nahm im selben Moment nicht das verschmitzte Feixen für den anderen Mann von den Lippen. „Sag' das hier lieber nicht zu laut, Pete,“ mahnte er ihn und deutete nur mit einem zuckenden Kinn ringsherum. „Fußball ist für diese Leute mindestens so wichtig wie,“ er senkte die Stimme noch mehr und ließ beide Brauen hüpfen, „wie Quidditch für Potter.“ Der dunklere Kerl, langes, lockiges Haar, stützte sich mit einem Ellbogen auf den Tisch vor sich und versteckte sein markantes Gesicht mit dem schwarzen Schnäuzer und Kinnbart hinter der dazugehörigen Hand, und nur seine Schultern und das Blitzen der braun-grauen Augen zeugten von verborgenem Kichern.

Offenbar beeindruckte nichts davon den Dicksten in der Runde, und, sich geräuschvoll aufrichtend, grunzte er, wandte sich von dem kleinen Fernseher ab (der allein ihn schon komplett nervös machte – waren das kleine Menschen aus Phosphor da drin?) und seinen Freunden zu. „Findest du das etwa gut?“ zuckte sein Daumen über die Schulter in Richtung von 22 Männern auf dem Weg durch den halb gefrorenen britischen Matsch, und der augenscheinlich auch Älteste in der Gruppe Fremder nickte eifrig, ehe er sich die Flasche an die Lippen setzte und sich hinten rüber beugte, um die letzten Tropfen des Malzgetränks in die Kehle zu schütten. Die Empörung und der Ekel auf der Miene des Kleineren waren göttlich, und der Dritte im Bunde brach halb auf der Tischplatte zusammen und lachte bellend wie ein riesiger Hofhund, dass man am Nachbartisch einen Moment zusammen zuckte, um dann mit einzufallen, auch wenn man nicht wusste, um was es ging.

„Ich hab' als Kind selbst gespielt!“ behauptete der junge Mann in dem Tweed-Jacket, noch immer nickend, während er seine Flasche auf dem Tablett einer vorbei eilenden Kellnerin abstellte und einen raschen Blick auf die Uhr warf, um zu prüfen, ob sich ein neues Bier noch lohnte, was jedoch der bisher schweigsamste der drei Freunde entschied und einfach zwei Finger in ihre Richtung hob. Das Mädchen stolperte fast über eine Stufe zum Tresen hinauf, die immer da gewesen war und die sie eigentlich kennen müsste, so sehr verrenkte sie sich den Kopf dort hinüber, und hochrot anlaufend, musste sie peinlichst berührt kichern. Er grinste nur, angenehm warm und kein bisschen schadenfroh, und der Wirt rollte mit den Augen und konnte es kaum fassen. Der war doch viel zu jung für's Betsy.

Sie erst aus den Augen lassend, als zwischen ihr und ihm mehr Zigarettenrauch als Nebel über dem Blythe hing, zuckte der Kerl in dem unverkennbaren Rock-T-Shirt die Achseln. „Und was denkst du über die Saison?“ ignorierte er das entsetzte Unverständnis des Pummels, und wie es sich für einen englischen Jungen gehörte, bekam er prompte Antwort. „Nottingham.“ Nicht nur sein Gegenüber prustete los, und überall lunsten Gäste hinüber und hielten ein bisschen inne, um zuhören zu können. „Remus!“ rief der Dunkelhaarige aus und lachte, „es sind noch 27 Spieltage!“ Nur noch mehr verunsicherte die Richtung, die dieses Gespräch zu nehmen schien, den käsigen Dicken, und von einem zum anderen schauend, quietschte er hörbar wie eine Ratte. Keine Erwiderung gab es darauf.

Der Älteste lächelte nur schief und wissend, auf merkwürdige Weise überlegen, so wie man sich Da Vinci vorstellte oder Michelangelo, und jeder, auch der tumbste Hafenarbeiter im 'Freckled Friend' heute Abend begriff eines ganz genau: Hier saß jemand gut getarnt, und gleichgültig, wie sehr er einfach einem Jungen aus ihren Reihen glich, da steckte hinter dieser Stirn ein Geist, zu rege und zu gebildet, um in den Schatten der Fabriken zu schuften. Das brachte viel mehr Abstand zwischen ihn und sie als es die so offensichtlichen Narben in seinem Gesicht jemals gekonnt hätten. Niemand zog sich zurück.

Breitschultrige Kerle mit kurzgeschnittenen Haaren saßen überall in der Kneipe, einfache Jungs in karierten Flanellhemden, die Lederjacken der Jüngeren über die Stuhllehnen geworfen, während die bald berenteten oder schon pensionierten Männer eher auf Wachsmäntel zurückgriffen. Wer hier zusammenkam, der arbeitete hart und viele Stunden in der Woche, und das sah man ihnen an. Die Hände voller Schwielen, die Nägel kräftig und immer etwas dunkel, die Gesichter verhärmter, aber gekrönt von Lachfalten die Augenränder. Keiner war sonnengebräunt, denn sie verbrachten ihre Tage in den Backsteinhallen und Werkstätten unter Neonlicht, und selbst wenn sie heraus krochen, hing der Himmel meist voller Wolken. 'Regen macht Britannien groß' sagte man nicht umsonst. Gemütlich war's in Kneipen wie dieser, wo man sich traf, um zu reden, über die Gewerkschaft genau so wie über Fußball, über die Sorgen der Inflation und über die kleinsten Kinderfüßchen auf dem Linoleumboden zuhause, und sie hatten keine Ahnung von dem blutigen Krieg, der rings um sie herum ausgetragen wurde. Für sie waren Grubenunglücke und einstürzende Gebäude eben einfach Pech. Die drei jungen Männer, die noch nie vor heute Abend hier gewesen waren, wussten es besser.

Aston hatte gut gespielt gegen Liverpool in der vergangenen Woche, aber wie sehr die Herren in den Nachrichten das auch betonen mochten für das morgige Spiel, es wurde mit einem einzigen, klingelnden Geräusch uninteressant. Im Pub war es viel zu laut, als dass irgendwer der zahlreichen Besucher es bemerkt hätte, und selbst Sirius Black, in dessen rechter Gesäßtasche dieses Schellen ertönte, fühlte es mehr als kribbelndes Schütteln. Hastig griff er danach, so vertraut dieses Signal, das sonst eher irgendwo auf Höhe seines Brustbeinfortsatzes beheimatet war, doch heute trug er keine Zaubererroben, sondern Muggeljeans. Wie einer dieser Schnösel, die sich ständig kämmen mussten, ließ er seine Finger kerzengerade zwischen Stoff und Körper gleiten und fischte einen flachen Gegenstand heraus, der mit einem Klirren scheppernd vor ihm auf dem Tisch landete, halb auf dem Holz, halb auf der Tischdecke, und sofort beugten seine beiden Begleiter sich mit ihm darüber.

Vielleicht hieß das, sie bräuchten die frisch bestellten Biere doch nicht mehr, und die Audienz bei Familie Evans war beendet. Dann könnten sie jetzt vielleicht in ein etwas jugendlicheres Etablissement aufbrechen, entweder irgendwo hier in Birmingham (da müsste Lily sich doch auskennen) oder unten in London, und wenn ihnen gar nichts Besseres einfiele, konnte man immer noch nach Hogsmeade zurückkehren und sich unter das Zauberer- und Hexenvolk im 3 Besen mischen. Pettigrew schwitzte augenblicklich und wischte sich erleichtert über die Brauen. Endlich raus hier, wo man auf Plastikkästen starrte, in denen winzige Gestalten auf Bälle eintraten! Und tatsächlich: Der zweiseitige Spiegel funkelte, dunkelgrün wie ein Waldteich, in den man einen Stein geworfen hatte, um ihn über die Wasseroberfläche hüpfen zu lassen, deutliches Zeichen dafür, dass ihn jemand von der anderen Seite benutzen wollte.

Die Arme auf der Kante vor sich faltend, lehnte Sirius sich weit über das Kommunikationsmittel, und seine fallenden Locken bildeten von beiden Seiten eine hervorragende Abschirmung gegen neugierige Blicke. Im ersten Moment glaubte er, das wäre allerdings auch der Grund, wieso das Bild so dunkel blieb, wieso er so schlecht James' Gesicht erkennen konnte, das ihm da doch entgegen lachen musste. Normalerweise wurde es heller, sobald man sich meldete, nahm der Spiegel die Lichtverhältnisse des Hintergrunds an, aber keine elektrische Lampe schien hinter der Schulter von Potter, kein Deckenleuchter über einem schäbigen Arbeitercouchtisch zeigte sich, nur Schatten und verwischte Töne von Grau und Schwarz. Sofort stemmte Remus sich aus seinem Stuhl, um näher heran kommen zu können, und Peter steckte seinen runden Kopf zwischen den kräftigen Schultern seiner Freunde hindurch.

„James!“ flüsterte Sirius belustigt und kicherte, sorgsam darauf bedacht, dass niemand um ihn herum die Sprechrichtung mitbekam. „Doch nicht gleich am ersten Abend bei den Schwiegereltern!“ scherzte er, machte sich schon erstens auf eine Schellte gefasst und zweitens auf die Bestätigung seiner Vermutung, die somit die Gestaltung der restlichen Nacht den drei Jungs hier allein überließ. Doch Lupin war es, der ihn anherrschte, der ihm mit einem scharfen, zischenden „shhh!“ den Mund verbot und mit einer heftigen Bewegung seinen bloßen Arm packte, um ihn zusätzlich ruhig zu stellen. Ehe Black protestieren konnte, begriff er, sah, was Remus sah, und verstummte.

Es war dunkel auf der anderen Seite des Spiegels, ja. Aber das lag nicht daran, dass sich das Pärchen in einen Kleiderschrank oder ihr altes Kinderzimmer zurückgezogen hatte. Auch die gewundene Straße, auf der jede zweite Laterne mittlerweile erloschen war, schwamm nicht im Hintergrund. Bilder an der Wand, Vitrinen und Schränke mit Porzellanpüppchen darauf, und gleich neben James' Kopf die staubige Rückenlehne eines Sofas, das war es, was sie sehen konnten. Und er musste auf dem Boden dahinter hocken. Die raschen, aber geschmeidigen Bewegungen links neben ihm, das war Lily, doch sie schaute nicht zu ihnen, sondern ganz woanders hin, und da waren noch drei oder vielleicht auch vier andere Personen in der Finsternis des gepflegten Wohnzimmers. Warum man jedoch im eigenen Haus hinter die Möbel kroch und alle Lichter ausmachte, das brauchte niemand diesen drei Soldaten erklären.

Er sagte kein Wort, aber der gehetzte Ausdruck in seinem schmalen, blassen Gesicht, die rehbraunen Augen durch die dicken Brillengläser noch mehr vergrößert als ohnehin schon, hätten bereits ausgereicht, um ihnen verständlich zu machen, was los war. Etwas stimmte nicht. Und sie waren nicht mehr allein im ruhigen Vororthäuschen der Familie Evans. Keine Ahnung wieso, keine Ahnung warum, aber James hielt Finger hoch, drei fest, einen vierten und fünften flackern lassend, sich nicht sicher, wie viele es wirklich waren. Keinen Schimmer, wieso die nicht einfach die Muggel griffen und davon apparierten, weg, fort, irgendwohin, ganz egal, was mit dem Haus geschah. Das waren nur Gegenstände, nur Möbel und Tapeten und Treppenstufen und Kleider, das konnte man ersetzen, sollte damit irgendwas passieren. Aber sie rührten sich nicht, sie blieben dort, James signalisierte es wortlos mit niedergedrückten Handflächen, um sie aufzurichten und zu einem Ball zu formen. Eingeschlossen. Sie brauchten Hilfe, jetzt sofort.

Gleichzeitig stemmten die drei Männer sich auf, und der Längste von ihnen fingerte hastig ein paar Geldscheine aus der Hosentasche, warf das Antlitz von Königin Elisabeth auf den Tisch zwischen die leere Flasche von Sirius, die noch dort stand, und das halbvolle Glas von Peter, während der Dicke sich schon zwischen Fernseher und Theke hindurch quetschte und Black sich seine Jacke vom Stuhl angelte. Raus hier, nichts wie rüber, so schnell es eben ging und dennoch in Heimlichkeit. Wieselflink durchquerten die Fremden den schmalen Durchgang, zwischen den Stammgästen hindurch und aus der hölzernen Tür mit den Veranstaltungshinweisen aus der Gemeinde daran auf die drei steinernen Stufen des Pub. Eisig war die Nacht da draußen. Ein kräftiger Wind frischte mehr und mehr auf und heulte durch die engen Gassen am Hafen herauf, breitete sich, beschleunigt durch die dicht bei einander stehenden Häuser und Fabrikhallen, wie ein Fluss aus, der einen Damm durchbrochen hatte. Die Bäume am Straßenrand rauschten und bogen sich mit den Böen, aber der Himmel über ihnen war jetzt sternenklar und jede Wolke verschwunden. Glimmernd wie weit entfernte Lampions schienen die Sonnen und Planeten da oben am Zenit.

Keine Zeit, die Schönheit des heraufziehenden Winters zu betrachten. Die meisten Fenster in der Straße waren dunkel, doch die Vorhänge nicht überall zugezogen, Rollläden offen. Apparieren war nicht möglich. Es blieben nur die eigenen Füße, und ein abklärender Blick von einem zum anderen reichte aus, bevor sie lossprinteten. Die Kurve war sanft zunächst, doch dann relativ scharf, aber das interessierte sowieso nicht. Niemand hielt sich an den Verlauf der Wege, die Lederschuhe laut klappernd auf dem Asphalt, unterbrochen von einem langen Satz auf den Bürgersteig und abgedämpft von feucht überfrorenem Rasen an der Ecke. Keine Zäune im Weg, wenigstens das, nur runter jetzt, immer auf dem Seitenstreifen, auch wenn die Gefahr eines Sturzes hier größer war. Nur nicht zu laut ankündigen, dass Verstärkung eintraf. Moony, mit langen Beinen immer dicht bei Sirius, der durchtrainiert war und kräftigere Oberschenkel hatte, wies den Weg, deutete nur mit hastig deutendem Finger, der Zauberstab längst gezogen, während sich weiße Wolken aus kondensiertem Atem vor ihren Mündern bildeten und allen drei Jungs, sogar Peter, in winzigen, schneegleichen Tropfen im Schnäuzer hängen blieben.

Hausnummer 7, sie hatte es ihm gezeigt im Vorbeigehen, weil er nicht hatte hereinkommen wollen auf eine Tasse Tee, nicht drinnen warten, bis James endlich auftauchte, aber hier waren sowieso alle Häuser gleich, von außen wie von innen. Der selbe Grundriss, die schmale Front, die fensterlosen Seiten, nach hinten raus ein langer Vorbau, der die Küche beherbergte, und dort auch der nach Ost und West von Gebäuden, nach Süd und Nord von Mauern umgebene Garten. Büsche und ausladende Sträucher bedeckten die Vorgärten lose, genug Versteckmöglichkeiten, um sich ungesehen, wenn auch weit herunter geduckt, über den niedrig geschnittenen Rasen an den kleinen Erker heranzuschleichen, hinter dessen gläsernen Außenwänden sich der Salon befand.

Die Vorhänge waren allesamt zugezogen, und kein noch so winziger Schimmer von Licht drang heraus auf die schmale, mit Kies gefüllte Rabatte direkt unter den geschlossenen Fenstern der Vorderfront. Keine Gardine bewegte sich in Durchzug oder durch Berührung, niemand stand direkt dahinter und beobachtete die friedlich daliegende Vorstadtstraße. Gut für sie. Und wieder nicht. Denn es bedeutete eines sehr klar: Sorglosigkeit. Wer immer gekommen war, wen auch immer Lord Voldemort an diesem Tag in den Krieg geschickt hatte, der fürchtete sich nicht. Konnte alles mögliche heißen, konnte meinen, man erwarte kaum Widerstand (was absurd war, wenn man Lily Evans' Familie angriff), oder schlimmer, es konnte eine große Anzahl Gegner sein. Oder gewaltige Zauberer. Weder Sirius, noch Peter und auch nicht Remus interessierten sich in diesem Moment für einen solchen Gedanken. Dann war es eben so. Man würde damit fertig werden. Sie mussten.

Eine niedrige Hecke fasste das Grundstück des Heizungsbauers auf dieser Seite ein, und schon im Heraneilen knickten die drei jungen Männer ihre Knie so weit ein, dass sie halb auf den Hosen heranrutschen mussten an das schmale Gartentor. In der Dunkelheit schauten die gerade eben sichtbaren Hinterköpfe der größer gewachsenen Black und Lupin aus wie auf und nieder fahrende Bolzen in einem Jahrmarktsspiel, und sie konnten nur hoffen, dass noch niemand den dazu gehörigen Hammer gefunden hatte. Alles blieb ruhig, nichts rührte sich, und ihre keuchend gehenden Atemzüge vermischten sich nur mit den sacht knisternden Kleidungsstücken. Kein klappernder Absatz zerriss die Stille der Nacht. Wie auch, mit einem Silencio bedacht?

Wie von Geisterhand klappte das Törchen nach innen und fiel mit einem wispernden Geräusch gegen die dichten Zweige der Ligusterhecke, und einer nach dem anderen schlüpften die jungen Männer wie kompakte Schatten in das rechteckige Feld zwischen Haus und Straße, um sich gleich links unter einen immergrünen Glanzmispelbusch zu schlagen. In seinem Schutz krochen sie vorwärts, ihre vom Laufen aufgeheizten Körper schmolzen den leichten Bodenfrost, und kalte Feuchtigkeit kroch ihnen durch sich vollsaugenden Hosenstoff bis hinauf auf die Oberschenkel. Kürzer seine Beine und Arme, musste Peter bald auf allen Vieren kriechen, betäubend der eisige Matsch an den Fingern, und dennoch folgte er seinen beiden älteren Freunden.

Ohne die winzigste Mondsichel am Himmel über Birmingham, die Straßenlaternen längst zum größten Teil verloschen, fanden sie problemlos einen sicheren und ungesehenen Pfad durch die Blumen von Mrs. Evans bis an den vorspringenden Sims aus Backsteinen unterhalb der Fenster, in etwa in Höhe der Kellerdecke, und sich daran festhaltend, tasteten sich die drei freien Rumtreiber auf die drei Stufen zu, die zur Haustür hinauf führten. Die Ohren gespitzt, den Atem so flach geregelt, dass sie kaum Luft holen konnten, lauschten sie auf jedes Knarzen von hölzernen Dielen, auf das Knacken der Stufen gleich hinter dem Eingang, auf flüsternde Stimmen, auf jedes noch so kleine Geräusch dort drinnen, doch nichts war zu vernehmen, weder im Haus noch im Garten davor.

Wortlos mussten sie sich verständigen, und Black, der zuerst die abgerundeten Kanten der Raseneinfassung erreichte, hockte sich halb in den Kies, vorsichtig, sacht, um ja nicht mit seinem Gewicht oder nur der wummernden Bewegung seines Herzens, die der Puls auf die Kniekehle übertrug, die kleinen Steinchen zum Knirschen zu bringen. Den Zauberstab in der einen, Lupin abschirmend in seinem Rücken, zog er den Spiegel ein weiteres Mal hervor, und nun war es wirklich und wahrhaftig schwierig, sein Gegenüber darin zu erkennen. Nur ein Klotz mit Löckchen musste er sein für James, doch irgendwie halfen Adrenalin und Ungewissheit, und die gestikulierenden Hände des jungen Mannes im Inneren der Wohnung wurden deutlich.

Über seine Schulter hinweg lugend, die Stirn in seine so typischen Grübelfalten gelegt, sog auch Remus jedes einzelne Zucken der Finger in sich auf, verarbeitete die dadurch übermittelten Informationen und schmiedete in Windeseile einen improvisierten Plan daraus, während Pettigrew hinter ihm sich nicht traute, seinen Anteil an der Unterredung zu fordern. Damit mochte er alles kaputt machen. Heimlichkeit jetzt.

Wie viele es nun tatsächlich waren, da war auch James sich nicht ganz sicher, doch Grüppchen hatten er und Lily wohl ausmachen können. Ein paar Mann unten in der Küche, Wenige nach vorne in den Salon hinaus und die Anderen bereits nach oben vordringend, wo sich die Familie versteckt hielt, hinter die Couch gekauert, und alles, was James und seine Freundin tun konnten, war, abzuwarten und sie zu schützen, defensive Taktik, wie keiner von beiden sie gerne durchzog. Egal jetzt. Die Verstärkung war da. Bald konnten sie ausbrechen. Hastig den Kopf herumwendend, dass seine schwarzen Locken flogen, bohrte Black seinen fragenden Blick in Moonys silberne Augen, und darin schwamm bereits Entschlossenheit. Er hatte sich für einen Weg entschieden.

Nur per Handzeichen verständigten sich die Mitglieder im Orden des Phönix, verschwendeten keinen Gedanken daran, eventuell noch weitere Hexen und Zauberer zu alarmieren, die ihnen helfen mochten. Keine Zeit dafür, es musste schnell gehen, der Spiegel wurde schwarz, wie Potter sich abwandte und sich tiefer hinter das Plüschmöbel duckte. In einer halben Seitwärtsrolle vorwärts huschte Sirius über den schmalen Gartenpfad, um die Tür von der anderen Seite zu attackieren, sein Rücken in dem dunklen T-Shirt die bessere Tarnung gegen die ungeschützten Fenster des Salon-Erkers, wo seine Freunde hellere Kleidung trugen. Remus und Peter rückten auf, und nur einen weiteren Herzschlag warteten sie ab, bevor sie sich mit einem Nicken den Einsatz gaben.

Es war Black, der zuerst hoch kroch, mit der Spitze seines Zauberstabs ausholend, um den lächerlichen Verschluss einer Muggeltür zu knacken, doch statt eines zischenden Alohomora war es nur ein hölzernes Klicken, das Pettigrew hören konnte, und mit Moonys breitem Kreuz im Weg stutzte er nur und reckte seinen kurzen Hals, um sehen zu können. Eine steile Falte zwischen Sirius' Brauen zeugte von dem gleichen Unverständnis, aber Remus schüttelte nur sacht den Kopf und deutete mit dem Kinn auf das merkwürdig dunklere Vertäfelungsfeld im unteren Abschnitt der Tür. Was das wohl sein mochte, erkannte Black nicht gleich, und auch Peter musste einen viel zu langen Moment überlegen, bis es klar war: Eine Katzentür! Fast gleichzeitig breitete sich ein Grinsen von Dämmerung auf den Mienen der drei Männer aus, und Black und Lupin warfen sich regelrecht flach auf die Stufe vor sich, um diesen wunderbaren, lautlosen Spion zu nutzen.

Ihre Zauberstäbe, Erle und Buche, schoben die leichtgängige Klappe in den unbeleuchteten Flur, und hätte jemand dort auf dem Boden gehockt und einen solchen Anblick erwartet, er hätte sich dennoch vor Lachen kaum halten können. Ein blinkend helles und ein grimmig dunkles Auge schaute da hinein, wie der grotesk zusammengesetzte Kopf eines Ungeheuers, rotes Haar auf der einen, schwarzgelocktes auf der anderen Seite, und zwei Nasen hatte es, schief in einem zähnestarrenden Gesicht, und dabei waren es nur zwei frech grinsende Jungs, die ihr erstes Opfer gefunden hatten. Wie bestellt und nicht abgeholt stand er da, der Wachmann, der über den engen Flur eines so ganz üblichen englischen Einfamilienhauses beide Seiten des schmalen Gebäudes gut im Blick haben sollte. Eine wahre Freude, diesem wandelnden Wackelpudding von Goyle eins auszuwischen. Noch bevor Remus etwas vorschlagen konnte, hatte Black seinen Zauberstab weiter durch die Öffnung geschoben und leise, wispernd wie eine trappelnde Maus, ein weiches „Vesicula“ geflüstert.

Druthmar Goyle konnte gar nichts dagegen machen. Genau so leicht wie er nach der Schule aus dem Leim gegangen war, erhob er sich mit einem Mal vom frisch gesaugten Läufer der Evans', stumm geschlagen wie ein Fisch, und wie einer sah er auch aus. Sich selbst betrachten konnte er sogar beim Schwimmen in Luft, wie er im Garderobenspiegel die kaum sichtbare Blase, schalldicht und wirklich kleidsam, um sich herum schimmern sehen musste, die ihn wie mit Seifenlauge umgab und schweben ließ. Stück für Stück ging es höher hinaus, bis er mit seinem dicken Hintern endgültig den Halt verlor, schwerelos nach vorn kippte und an die Decke stieß, die Augen entsetzt geweitet, doch, so sehr er auch mit seinem Zauberstab herumzufuchteln gedachte, nichts gegen sein Gefängnis ausrichten konnte. Anerkennend die Lippen schürzend, nickte der Älteste seinem Sitznachbarn zu, und Sirius feixte zufrieden und öffnete endlich die Haustür.

Gleichgültig, wie sehr er sich wehrte, der gute Slytherin da oben in der Blase, er hatte keine Chance, seine Kameraden zu warnen, obwohl sich die drei Herren aus dem Haus des Löwen ganz offen und aufrecht in den Flur schoben, die Tür nur einen Spalt breit geöffnet, sie mit einem weiteren Silencio belegt wieder schließend, und frech grinsend salutierte Black in seine Richtung. Fast entschuldigend zuckte Lupin die Achseln und präsentierte Handflächen, die alles andere als leer waren. Pettigrew, huschend wie ein ängstlicher Nager, duckte sich hinter seine Freunde, und trotzdem hielt er sich beharrlich und energisch an seinem eigenen Holz fest, die Kaumuskulatur in harten Klumpen hervortretend. Dennoch wagte er es nicht, auch nur einen einzigen Blick zu dem gefangenen Vorposten hinauf zu werfen. Und sie begingen auch nicht den Fehler, ihre Kräfte zu teilen.

Die Rumtreiber erklommen die Treppe ins Obergeschoss gemeinsam, keine Ahnung von den Verhältnissen, die sie erwarten mochten, doch das zählte jetzt nicht. Es würde schon gehen, irgendwie, und so drückten sie sich dicht an die Wand und stiegen Stufe um Stufe empor, immer tiefer hinein in die unbekannte Gefahr des dunklen Stockwerks. Und noch bevor sie den Absatz erreichten, zerriss ein grelles, rotes Leuchten die Finsternis, wie Donner auf Blitz gefolgt von einem ohrenbetäubenden, schrillen Knall, und wie die Tür zu ihrer Linken aufgestoßen wurde von einem bogenförmig hindurch geworfenen Körper, bedeckten sie ihre Augen mit den hochgerissenen Armen, während die befehlende Stimme von Lily Evans den Abmarschbefehl gab: „Jetzt!“


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Ich habe diese Bücher für mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock für mich. Ich dachte mir, dass die Bücher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
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