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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Dumbledores Bitte

von Teekon

Nicht mal eine Uhr tickte. Es war so still, nicht mal das sprichwörtliche Grab konnte das widerspiegeln. Da hätte man zumindest knirschende Wurzeln und das feine, mahlende Graben der Würmer und Käfer gehört. Keine Dachschindel wobbelte unter einem sonst lebendigen Wind. Kein viel zu dünnes Fenster klapperte in schlecht schließendem Rahmen. Es fiel keine Asche von irgendwelchen höher gelegenen Simsen in die lange Esse des Kamins hinunter. Keine Diele knarzte, keine Schritte draußen auf dem langen, dunklen Flur oder der engen Holztreppe nach unten und nach oben. Weder trommelte leiser Regen gegen die Scheiben oder rappelte auf die blecherne Fensterbank, noch zwitscherten Spatzen streitend auf der Gasse. Einfach nur komplette und ohrenbetäubende Stille.

Vielleicht lag es an dem für die Jahreszeit unnatürlich dichten Nebel, der von den Seitenarmen der Themse im alten Hafenbecken heraufkroch. Fein, so rund und schön die eng bei einander hängenden Tröpfchen, zerriss keine Böe ihren Zusammenhalt, wie sie heimlich still und leise in Bänken, nicht in Schwaden, durch die Straßen und kleinen Seitenwege der Stadt zogen, sich wie Zuckerwatte auf die Wände legten und von dort mit zarten Fingerchen weiter wanderten. Erst war es wie eine steigende Flut gewesen, die Bordsteinkanten so gerade gefangen in der grau-weißen Suppe, dann höher hinaus über die Stufen zu den Häusern, rauf, das erste Stockwerk bedeckend, das Zweite auch, und mittlerweile war alles bis hinauf zu den Dächern versunken in einer Masse aus erstickendem Nass.

Das war etwas für Oktober, November, gelegentlich auch für den Februar, aber im Juli war es definitiv vollkommen fehl am Platze. Die Londoner traten hinaus auf die Straßen, warfen grummelnde Blicke gen Himmel und Fluss, aber dann schlugen sie ihre Kragen hoch und huschten hinaus, um ihrer Arbeit nachzugehen. Es verwunderte sie zwar, doch wirklich beunruhigen tat es sie nicht. Und dennoch spürten sie instinktiv, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging, und sei es nur, weil auch ihre Gemüter nicht an Sommer denken wollten. Gedrückt, bedrückt, unter dem Entzug der hellen Sonne leidend, schleppten sie sich von Tag zu Tag, und diese Stimmung schlug sich auf das ganze Land nieder, nicht nur vom Wetter her, sondern auch ökonomisch. Und sie hatten keine Ahnung, warum das so war.

Aber er wusste es. Er spürte es, in jedem Knochen, überall, von den Haarwurzeln auf seinem Kopf bis hinunter in die letzten Hautzellen seines längsten Zehs. Wenn sie vorbeihuschten da draußen, dann wurden sie für einen Sekundenbruchteil lauter, die Stimmen im Hirn, die Geräusche, wieder heraufbeschworen, das schmerzende Platschen von zu viel Regen im frisch aufgetürmten Schlamm, der dumpfe Aufprall von Körper auf Stein, das schlecht imitierte Heulen der jungen Männer. Fest die Augen zusammenkneifend, schüttelte er den Kopf und zwang sich, es auszublenden. Nur Erinnerung. Und auch nicht die Auswirkung brütender Dementoren, losgesagt von jeglicher restringierender Kontrolle des Ministeriums, sondern schlicht und ergreifend Gedanken an vergangene Pein.

Fortbestehende Pein. Wie blitzend polierte Klingen, ganz ähnlich denen am Gemüseschäler in einem guten Restaurant (da, wo man die Tellerwäscher am miesesten bezahlte), die sich eifrig wetzend von links und rechts oben an den verhalten pochenden Klumpen heranschnitten, Scheibe für Scheibe, jedes Mal, wenn er wieder eine Seite umschlug, wenn er die Handschrift erkannte unter dem sich bewegenden Foto. Es tat weh, furchtbar weh, und trotzdem musste er, wollte er sehen und nicht vergessen. Das war keine Option, nicht dieses Mal, denn dieses Mal gab es keine Wiederkehr aus irgendeinem dreckigen Loch weit draußen auf dem Meer. So sehr er es auch wünschen mochte, egal, wie oft er es sich vorstellte – die Tür geht auf und darin steht ein „Tada!“ gröhlender Sirius Black mit ausgebreiteten Armen – es würde nicht geschehen. Fort. Ein für allemal.

Sich daran zu erinnern, war wichtig, das wusste er, das kannte er. Es war ja nicht das erste Mal, dass Remus Lupin sich aus einem solchen Tief ziehen musste, und wenn er ehrlich war, hatte es schlimmere Momente gegeben. Allerdings waren die ersten drei Wochen auch schon vorüber, und damit der längste Teil des Jammertals hinter ihm. Zu viel Arbeit voraus hielt ihn davon ab, sich so gehen zu lassen wie damals. Es ging eben einfach nicht dieses Mal, es war nicht vorbei mit dieser Trauerzeit, wie es vor 15 Jahren nun einmal gewesen war. Dahinter lag keine Periode des Friedens, in der man Zeit und Gelegenheit hatte, darüber zu sinnieren, jemanden zu vermissen, sich neu zu ordnen. Es war immer noch Krieg. Und aussichtsloser denn je. Wo Voldemort jetzt war? Warum er sich immer noch nicht zeigte, obwohl es nun jeder wusste, das entnervte, das machte schrecklich nervös. Und es gab so viel zu beachten und so vieles, an das man denken musste, da war kein Platz für Verzweiflung.

Und trotzdem war sie da und ließ sich nicht vertreiben. Unterschwellig wie das Gefühl der Muggel, dass doch irgendwas nicht natürlichen Ursprungs war bei diesem Brodem da draußen, aber Remus glaubte, Sieger zu sein in diesem Duell. Sie konnten ihm nichts anhaben. Ein bisschen Schwermut vielleicht, aber das war ja nichts Neues für ihn und bei ihm. Damit konnte er umgehen. Nur schwerer fiel es dadurch, voraus zu schauen und positiv zu denken, eine Möglichkeit zu sehen, wie man diese spitzen Felsen umschiffen konnte, um letztendlich ans Ziel zu gelangen: Voldemorts endgültige Vernichtung und endlich Frieden und Ruhe für alle. Auch für ihn. Irgendwie. Remus zuckte die Achseln und grunzte regelrecht, wie er ein gequältes Lachen nur leise durch die Nase presste. So weit hatte er noch nie geschaut. Zukunft war etwas, das ihm seit jener grausamen Nacht vor über dreißig Jahren nun schon nur eines bereitete: Pechschwarze Angst.

Man lebte halt, von Tag zu Tag, nahm's wie es kam und kümmerte sich um die Probleme, die direkt vor der Nase lagen. Oft genug war das eben Nahrung, Kleidung, Miete, und man konnte sich allein damit Ewigkeiten beschäftigen. Ein Sechzehnstundentag forderte Tribut, besonders, wenn er körperlich hart gewesen war. Fast noch mehr, wenn es geistig, seelisch gewesen war. Beides zusammen fast tödlich. War's dann mal was Anderes, ein abgeknicktes Stuhlbein, eine heruntergerissene Wäscheleine am Nachbarhaus, die es zu reparieren galt, schön und gut, das brachte Abwechslung. Nur keine Pausen, nicht anhalten und im Gras liegen im Hyde Park, die Sonne genießen, die einem warm und streichelnd über die blasse Nase wischte. Denn dann dachte man nach. Dann träumte man. Und Träume, so tröstlich sie waren, so entsetzlich niederdrückend war doch die Tatsache, dass man ihrer niemals habhaft werden konnte. Und im Park saßen viel zu viele Pärchen.

Und er musste sofort, ob er wollte oder nicht, an sie denken. Diese Mischung war so merkwürdig, so unerträglich, dass Remus sich vorbeugen musste, bis er beinahe die Falz des Fotoalbums berührte, den Oberbauch direkt unterhalb der Rippen fest in die Tischkante gepresst. Das war so seltsam. Noch nie so gewesen. Er war sich sicher, welches Gefühl das war, er kannte es gut, glaubte sich zumindest darin ein wenig erfahren, aber es überraschte doch immer wieder aufs Neue. Man konnte das unterdrückten und ummünzen, gewaltsam, Stück für Stück, auch darin hatte er Übung. Nur, ob er das wollte, war eine ganz andere Frage. Es kam nicht darauf an, was er sich wünschte. Das war noch nie der Fall gewesen. Eine aschgraue Farbe sickerte in das so früh gezeichnete Gesicht, während der Mann, dem es gehörte, innerlich kämpfte. Es ging um Verantwortung. Um die richtige Entscheidung. Nicht für ihn, sondern für sie.

Etwas unterbrach die einwickelnde Stille, und Remus merkte erst jetzt, dass es nicht der Nebel war, der Brutdunst der Dementoren, die Voldemort befreit hatte, sondern seine eigene tiefe Versunkenheit, von der sie heraufbeschworen worden war. Wie abgesperrt und ausgeblendet alles, was nicht innerhalb seines kleinen, schäbigen und muffigen Zimmers in Aldgate East geschah. Dennoch hatte das Klopfen an der Tür, wohl bekannte fette Fingerknöchel gegen das dünne Sperrholz, ihn daraus hervor holen können, widerwillig zwar, aber vollständig.

Sich schüttelnd, dass eine saftige Gänsehaut aus den Ärmeln hinunter tröpfelte und sich über seine sehnigen, aber dünnen Arme ausbreitete bis auf die schlanken Handgelenke, hob Remus den Kopf und drehte ihn langsam, bedächtig wie eine wartende Eule in Richtung des Geräusches. Es war nicht nötig, zu fragen, wer das war. Sein Vermieter war unverkennbar, auch ohne dass man ihn zu Gesicht bekommen musste. Das heftige Schnaufen des viel zu fülligen, speckigen Kerls in immer gleichen abgetragenen Hosen aus ehemals beigem Stoff, die ausgeleierten Hosenträger kaum in der Lage, sie vor der Schwerkraft zu bewahren, und dazu ein fleckiges Unterhemd, verrieten ihn einwandfrei. Niemand hätte das imitieren können. „Es ist offen,“ sagte der nicht einmal 40 Jahre alte Bewohner des kargen Zimmers, so leise, dass der Hausherr es vermutlich nicht selbst gehört hatte. Sein Begleiter mit scharfen, wachsamen Ohren schon.

Die lose angebrachte Klinke schepperte unangenehm metallisch, wie der baumastdicke Arm sie herunter drückte, und die Tür schwang quietschend in den Raum hinein. Es war so dunkel in dem fensterlosen Flur da draußen, dass die beiden Menschen im Rahmen sogar von dem fahlen, nebelverhangenen Licht über Whitechapel regelrecht angestrahlt wurden wie vor einer Fotowand. Mr. Thomson lehnte sich gefährlich schwankend auf den Türknauf, einen angebissenen Zigarillo schmauchend zwischen den dreckigen Fingern, und mit der anderen Hand kratzte er sich an mehr als gut ausgefülltem Feinripp über seinem deutlich sichtbaren Nabelbruch. „Ey, Lupin,“ grüßte er wenig freundlich und zog aggressiv die Nase hoch. Von all seinen komischen Kauzen und ständig blanken Taugenichtsen hier oben war dieser hier mit Sicherheit der merkwürdigste von allen. Warum der immer und überall eine Krawatte trug, selbst allein hier in seinem Zimmer, das blieb ihm ein Rätsel, und er raffte es auch nicht, wieso der Typ immer so dämlich grinste. Das irritierte ihn, und damit konnte Thomson nicht umgehen. Also nichts wie weg. „Besuch für dich.“

Dumbledore war es. Wer sonst? Sie kam nicht durch die Tür, hatte keinen Bock, an diesem schmierigen Typen vorbei zu flanieren, der ihr hinterher glotzte, pfiff und womöglich noch widerliche Sprüche losließ, und nur daran denkend fühlte Remus zum ersten Mal tatsächlich etwas, wenn er an Thomson dachte. So abscheulich und unangenehm der Vermieter schon auf den ersten Blick war, es hatte ihn nie gestört. Aber sich das nur vorzustellen, es gar nicht mal gesehen oder nur berichtet bekommen zu haben, brachte es zu Tage: Kalte Wut und schaudernden Ekel. Er unterdrückte beides, verbuchte es nur ebenso wie vieles zuvor auf der Nachteile-Seite und lächelte ihn genau so schüchtern und vorsichtig an wie immer. „Vielen Dank, Mr. Thomson,“ sagte er fast melodisch, während der große, seltsam gekleidete Mann neben ihm einen Schritt in das Zimmer hinein und aus der Schusslinie der Tür tat.

Der dicke Kerl schien es nicht zu bemerken, dass der Gast, den er hinaufgeführt hatte zum Apartment #7, einen bodenlangen, lilafarbenen Umhang trug, und auch der spitze Hut und der sagenhaft lange Bart, die Spitze hinter einen breiten Goldgürtel voller leuchtender Gemmen gesteckt, fielen ihm offenbar nicht im Geringsten auf. Den Mieter dagegen musterte er mit unverhohlener Neugier und deutlichem Argwohn, wie er eine Braue hochzog und schnaubend rückwärts auf den Flur zurück wabbelte, die Tür dabei zu ziehend. Das letzte, was man von ihm sah, war ein Kopfschütteln und ein Biss auf den qualmenden Tabakstengel.

Fast wäre Remus nicht einmal aufgestanden. Er musste schon zugeben, er war erstaunt über diesen Besuch, aber entweder fiel es Dumbledore nicht auf (sehr unwahrscheinlich), oder er hielt sich höflich zurück und wertete die Verlangsamung seines jungen Freundes als Verdutztheit und Reserviertheit. „Himbeere,“ ließ der Schulleiter fallen, sinnlos wie es schien, und doch die Antwort auf eine Frage, die der Gastgeber zu stellen angehalten war. Augenblicklich löste Mr. Lupin sich aus seiner Starre und lächelte. Ja, das war definitiv Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore aus Godric's Hollow in Wales, denn das und nur das war seine Lieblingsmarmeladen-Sorte, und kein Todesser hätte jemals ahnen können, dass ausgerechnet diese Tatsache das Passwort für die Mitglieder im Orden des Phönix war, an dem sie ihren Gründer und Anführer erkannten. Wie nebenbei klappte der ehemalige Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste das Album unter seinen zittrigen Händen zu und schob es fort von sich, in die obere Ecke der Tischplatte, während er sich schon aus dem Stuhl stemmte, um den unangemeldeten Besuch ordnungsgemäß zu begrüßen.

Einander beinahe enthusiastisch die Hände schüttelnd – nicht eine, beide – traten die hochgewachsenen Zauberer aufeinander zu, der eine in den blendenden Accessoires seiner Würde, der andere bescheiden und ärmlich, und dennoch auf ein und derselben Höhe. „Professor!“ freute Remus sich still wie immer, konnte den hochtrabenden Titel einfach nicht ablegen, egal wie oft ihm dieser Mann den Vornamen anbot. „Remus,“ entgegnete Dumbledore, und seine strahlend blauen Augen, nur umso mehr betont von den fast schlohweißen, dichten Brauen mit gebogenen Ausläufern, musterten den Jüngeren eindringlich und sanft. Man mochte vergehen unter diesem Blick, so transparent ließ er einen zurück, und das nicht nur als Schüler. Remus konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand auf dieser Welt dieses Gefühl einmal abgelegt hatte, der je diesen Lehrer erlebt hatte. Nicht einmal Tom Riddle. Und das musste den Dreckskerl ganz schön wurmen. Kein Wunder, dass er Angst vor ihm hatte.

Heute war es besonders schlimm, intensiver als sonst. Röte schoss in die Wangen des Gastgebers, und er senkte den Blick, um ihn nicht direkt anschauen zu müssen. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, er wusste es einfach, jeder seiner Gedanke, all die Konflikte der letzten Tage und Nächte, und dafür musste Dumbledore nicht einmal Legilimentik anwenden. Die Barrieren in Remus' Kopf, selbst antrainiert in langen Jahren für den Orden durchgestandener Kämpfe und weiterhin praktiziert in Friedenszeiten, spürten nicht einen Hauch von Berührung.

Die Lebenserfahrung verriet dem alt gewordenen Zauberer alles, was er wissen musste, und seine Intuition und Feinfühligkeit ließ ihn entsprechend reagieren. Remus Lupin, der Sohn von John und Isabel, machte nicht den Eindruck eines von Trauer Zerfressenen und Niedergeworfenen. Er stand aufrecht, die Schultern nur so weit gebeugt, wie man es seit jeher von ihm kannte, und die Wohnung war sauber und gepflegt. Fast ein bisschen zu ordentlich. Man war es gewohnt von dem hochintelligenten und talentierten Jungen (ach, für Albus würde er das immer sein), dass er Gegenstände streute, die ihm am Herzen lagen, die er besonders liebte oder oft brauchte, wie Tintenfässer, Federkiele, Pergament und Teegeschirr. Aber nichts dergleichen zeigte sich irgendwo. Der Kessel hing über einer kalten Feuerstelle, der Tisch war, abgesehen von einem einzelnen Büchlein, komplett leer.

Das Bett war gemacht, die Tagesdecke darüber gebreitet, keine Lektüre zusätzlich als der hohe Stapel an zauberischen Wälzern, den er als Nachttisch benutzte. Ein Kerzenstumpen darauf, regelrecht festgeklebt von übergelaufenem Wachs, bildete seine Lampe, und zwei Kleinigkeiten konnte Dumbledore von der Tür aus erkennen. Für einen Moment verengten sich die Augen zu kleineren Schlitzen, wie er seine Linsen an die Entfernung zu gewöhnen suchte, aber mehr als ein dunkles Stück Papier und einen schmalen, filigran gearbeiteten Schlüssel an einem steif und hart gewordenen Lederbändchen konnte er nicht daraus machen. Es war nicht wichtig. Er war wegen anderer Dinge gekommen, und die waren schwierig genug zu diskutieren. Unter dem weißen Bart verkrampften sich die Kaumuskeln, wie er wünschte, es wäre nicht so.

Remus war nicht wie Dedalus oder wie Elphias. Sie beide, gute Freunde, der eine schon aus eigenen Schulzeiten, und kein Gramm dumm wie sie waren, hätten es nicht gespürt, hätten fröhlich Tee aufgesetzt oder den Brandy aus dem Schrank genommen und drauflos geplappert, aber dieser junge Mann hier hatte eine Antenne für Neuigkeiten, gute wie schlechte. Er roch es förmlich, wenn man etwas von ihm wollte, er ertastete Bedürfnisse wie mit Schnurrhaaren, und genau wie immer war es auch heute so. Es ging um ihn, um eine Bitte, die der Schulleiter an ihn zu richten gedachte, und es war ihm bereits klar, dass es sich dabei nicht um einen Einkauf im Muggelsupermarkt oder Recherche in der Königlich Britischen Bibliothek handelte. Sich fast ein wenig zurückziehend, machte Lupin einen Schritt rückwärts und schob sich beide Hände flach in die Gesäßtaschen, wovon er einen grotesken Knick in die Schultern bekam.

„Was kann ich für Sie tun, Professor?“ kam er gleich zur Sache, auch wenn die soeben noch fleckige Röte der Verlegenheit bereits vollständig wieder aus seinen gelegentlich schrecklich hohlen Wangen geflossen war. Albus musste einfach lächeln, warm und zufrieden, obwohl die Traurigkeit in den Mundwinkeln steckenblieb und auch die Augen davon abhielt, gänzlich zu leuchten. Bemerkenswert, wie resolut und krampfhaft aufrecht er sich hielt. Ein echter Soldat. Zu früh einer geworden und niemals aus der Rolle hinaus gekonnt, selbst in herrlichster Sommerbrise in den spätern 80ern nicht. Ein Zeitungsartikel fiel ihm ein, den er mal in einer Muggeluniversität gelesen hatte, während er auf einen befreundeten Squib gewartet hatte, über die Kämpfer von Dak To und Kham Duc, und er kam nicht umhin, unter seinem wärmenden Umhang zu frieren, egal wie warm er ihn draußen in dem unnatürlichen Nebel gehalten hatte. Ein grausiges Bild, wie die Gesichter jener Männer mit dem verschmolzen, das ihn so erwartungsvoll betrachtete.

Der Schuldirektor seufzte und schüttelte vorsichtig den Kopf, wie er die Stimme hob. „Ich fürchte, Remus, ich habe keine guten Nachrichten,“ konnte er ihn damit nicht schocken, und nicht einmal für eine Millisekunde erhöhte sich der Herzschlag des Mieters. Nur einen Arm ausstreckend in Richtung des kleinen Tisches am Fenster mit dem einen Stuhl, bot Remus ihm den Sitzplatz an, und Dumbledore nickte dankend und schwebte regelrecht wie selbstverständlich dort hinüber. Lupin war nicht pikiert, nicht einmal überrascht, wie Albus sich in die Innentasche griff und mittels seines herrlichen, hell gefärbten und beinahe schmucklosen Zauberstabs einen zweiten Sessel, streng geschnitten, doch mit grünem Samt gepolstert, aus der Luft herbeizauberte, um sich darauf niederzulassen. Remus nahm ohne weitere Worte gegenüber Platz und faltete die Hände auf dem Tisch. „Das hatte ich auch nicht erwartet,“ beruhigte er, doch sein Lächeln war absichtlich deutlich gespielt.

Ein paar Herzschläge lang schwieg der Professor, schien halb weg zu dösen, so verstrickt in seine Gedanken und einen letzten inneren Streit zu diesem Thema, bevor er diesen Vorschlag unterbreiten und damit die Entscheidung darüber abgeben wollte. Geduldig wartete Remus, verbarg das wippen wollende Knie unter der Tischplatte und schaute nur, vorsichtig bedacht, nicht zu fixieren, den ehemaligen Lehrer für Verwandlung lange und aufmerksam an, bis dieser sich wieder rührte und nickend ein zweites Mal seufzte. „Es fällt mir schwer, dich darum zu bitten,“ kleidete er den soeben ausgetragenen Konflikt in Worte, verriet damit erst recht, worauf dieser Besuch hinauslief, und Lupin zögerte keinen Lidschlag lang. „Ich mach's,“ sagte er bestimmt und täuschte einen Hieb mit den ineinander verdrehten Fingern auf das Holz unter ihnen an, ehe er überhaupt nur erahnen konnte, worum es tatsächlich ging.

Nicht sicher, was er davon halten sollte, lächelte Dumbledore erneut, doch dieses Mal überwog die darin so sichtbare Traurigkeit um ein Vielfaches. „Dein Vertrauen ehrt mich sehr, Remus,“ brachte er zum Ausdruck, dass er zwar dankbar war für eine so bedingungslose Zusage, diese jedoch nicht annehmen konnte: „Aber du weißt noch gar nicht, was ich von dir verlangen könnte.“ Und etwas blitzte durch seine Augen, dunkler als solch helles Blau jemals enthalten dürfte, dass Remus die Stirn runzelte und sich rasch zwang, dieses Bild ganz tief in seinem Unterbewusstsein zu vergraben. Aber Dumbledore hatte keine Ahnung. Er meinte es so, gleichgültig, was er ihm nun sagen, worum er ihn bitten würde. Alles würde Lupin tun, das war er dem alten Zauberer schuldig. So viel mehr noch, oh, so viel mehr. Ausgenutzt die großartige, selbstlose Chance, die ihm der Schulleiter gewährt hatte, drei Freunde in schwarze Magie gezogen, aus der sie nie wieder herausgekommen waren, und das nur der schlimme Höhepunkt all seiner Gedankenlosigkeit. Remus schluckte das herunter, zuckte nur die Achseln zum Zeichen, dass er zu seinem Wort stand, und wartete auf die Erklärung.

„Bitte,“ begann der Ordensgründer, „hör' dir erst an, um was es geht, und denk in Ruhe darüber nach, bevor du zusagst,“ war alles, was er von dem jungen Mann wirklich verlangte, auch wenn er bereits wusste, wie die Antwort lauten würde. Auch wenn es ihn zerriss, vor seinen Augen hier und jetzt, Remus Lupin war nicht nur einfach ein Gryffindor, er war ein Altruist. Mit einem leider ausgesprochen gebeutelten Selbstwertgefühl, und noch ehe Albus vollständig preisgegeben hatte, weshalb er hergekommen war, bereute er diesen Schritt. Es war nicht richtig, um so etwas zu bitten. Nicht fair, nicht in Ordnung, wenn es auf dieser furchtbaren Schwäche beruhte. Er hatte nicht wirklich eine Wahl. Man gewöhnte sich an diese Rolle.

Fast an einem Stück, ohne ein einziges Mal von dem stumm und lauschend dasitzenden Jungen unterbrochen zu werden, erzählte Albus Dumbledore von den neuen Erkenntnissen, die ihn zu diesem Schritt bewogen hatten, von der Quelle unten am Hafen, von der er diese Information bekommen hatte, und mehr und mehr grub sich eine kaum merkliche Veränderung in Remus' Züge, die erst nach Beendigung der letzten Worte so rasch und heftig umschlug, dass sie unübersehbar war.

Von Greyback berichtete er, von Machenschaften an den Docks und verlassenen Lagerhallen mit zerbrochenen Fenstern und offenen Türen in der menschenleeren Dunkelheit, von dort drinnen gesichteten Feuern und verschwundenen Wachhunden, und man konnte dabei zusehen, wie Remus sich die Nackenhaare sträubten. Es waren beide Seiten in ihm, die offene, die allseits vorhandene, seine Persönlichkeit, die eine Angst verspürte, wie sie einem die Kehle zuschnürte, und die andere, die verborgene, die lauernde, das Tier irgendwo tief in den Windungen seines Kopfes, das eine grollende Wut und beißenden Revierneid aufkochte.

„Die Tatsache, dass er dort viele Seinesgleichen um sich gescharrt hat, ist nur das geringere Problem,“ fuhr Dumbledore fort, und wenn auch der Nebel, dieses dichte, weiße Gewaber die Sicht auf den Himmel verwehrte, so wurde es doch merklich dunkler vor den Fenstern. Ob das Einbildung oder der aufziehende Abend war, das wusste Remus nicht. Er konnte es sich denken, was schlimmer sein konnte, und dennoch sagte er kein Wort, sondern wollte es hören. „Auch Todesser wurden in diesen Gegenden gesehen, und ich habe deshalb den begründeten Verdacht, dass Voldemort auch hier seine alten Allianzen wieder errichtet.“ Der Jüngere nickte nur, und winzige Perlen aus Schweiß bildeten sich an seinen Schläfen. Eine grauenvolle Vorstellung. Wie viele sie wirklich waren, das wusste niemand, nicht einmal diese abartige Registrierungsbehörde, und die meisten davon dürften unter Fenrir Greybacks Fuchtel stehen. Gefährlich. Mehr als gefährlich. Monströs.
Remus mochte es sich nicht vorstellen, aber er musste. Und mehr als das.

Wie lange Dumbledore ihn dieses Mal gemustert hatte, so forsch, als könne er seine Augen kunstvolle Schnitzereien in die innere Grube seines Schädeldaches brennen lassen, wusste Lupin nicht. Irgendwann wachte er daraus auf, die Kerze neben seiner Hand nun leicht flackernd in einem Durchzug vom Fenster, und der Schulleiter öffnete wieder den Mund, bevor er Luft holte. „Wir brauchen jemanden, der für uns sondiert. Ihre Pläne aushorcht. Vereitelt, ohne aufzufallen.“ Natürlich, was sonst? Und wer besser geeignet als er? Einer von ihnen. Oh ja, er bereute es. In der Sekunde, in der die Sickle zur Galleone fielen, bereute es Remus bereits, so schnell 'ja' gesagt zu haben, und er fühlte dieses kalte Entsetzen in Form körperlichen Schmerzes, so als wäre sein Blut schockgefrostet und werde dennoch weiter gepumpt, durch das Rückgrat nach oben drücken und bis in die Fingerspitzen schießen. Sogar die Haarwurzeln taten weh.

Merlin, es ging nicht. Er konnte nichtmal atmen, wie er nur daran dachte. Der Geruch schoss ihm in die Nase von diesem Mann – wenn man ihn so nennen wollte – dieser Gestank von Schweiß und Dreck und Blut von was auch immer für Tieren (oder Schlimmerem), bestialischer als ein Raubtierkäfig im Zoo, und die gelblich verfärbten Reißzähne hinter grimassierend verzerrter und aufgesprungener Lippe sprangen ihm förmlich ins Gedächtnis. Bernsteinfarben. Seine Regenbogenhäute hatten bei wachem Tage, weit entfernt von der magisch entfesselnden Kraft des Vollmondes, die gleiche Farbe wie die des Monsters, und es war da, in jeder Sekunde, das Ding. Er warf Wörter ein, bindend und füllend, wenn er redete, und Remus kannte das, kannte es aus seinem Kopf, kurz bevor diese riesige Faust in seinem Inneren ihm die Eingeweide in den Brustkorb quetschte und seinen so fragilen Körper gleichzeitig auseinander riss. Dass er sich gar nicht bewegte, bemerkte Remus nicht. Für ihn fühlte es sich an, als werfe er sich bereits auf den Boden, um mit selbst erzeugtem Schmerz das Leiden zu mildern.

Am liebsten wollte er lachen. Bitterlich lachen und im selben Moment heulen vor Verzweiflung und Aussichtslosigkeit. Es konnte niemand machen außer ihm. Das stand außer Frage, und die Wichtigkeit, die Bedeutung dieser Informationen, war von unschätzbarem Wert für den Orden. Für Harry (und das war viel wichtiger). Die Frage war nicht ob, sondern wie. Der Boden unter seinen Füßen rollte bereits fort, Lupin wusste das, und er wusste noch viel mehr. Hinaus, dorthin, wo die anderen Wölfe sich sammelten, fort von seinen Freunden, seiner selbst gemachten Familie, von allem, was ihm wichtig war, um sich, um die Mission, um niemanden sonst in Gefahr zu bringen. Und obendrein ...

„Werd' ich den Wolfsbann kriegen?“ Erstaunlich, wie erschrocken er diese Überlegung vorbrachte, wo es doch so viel schwieriger, so viel unerträglicher war mit diesem Trank, die Verwandlung durchzumachen. Bei vollem Verstand, nicht unterbrochen, gerettet durch die Verdammung und Verbannung des eigenen Geistes, erinnerlich jedes aussprießende Härchen und jede durch die Haut brechende Klaue, und dennoch wollte er es, musste er es so haben. Nicht die Kontrolle verlieren müssen, bitte nicht. Er selbst bleiben. Er – Remus John Lupin – nicht der Wolf. Fast flehentlich starrte er den Schulleiter an und entspannte sich erst schwitzend, wie dieser nickte. „Selbstverständlich.“

Es war nur noch Nebensache für ihn, obwohl er es fragen musste, und wunderte sich nicht wirklich darüber, wie wenig ihn die Antwort scherte. „Und werden sie das nicht merken?“ Dumbledore zögerte nicht, überlegte jedoch einen Augenblick. „Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß es nicht.“ Natürlich nicht. Niemand hatte das jemals ausprobiert. Nur drei Jungen vor vielen, vielen Jahren, die Herzen voller Freundschaft und die Köpfe voller Unsinn hatten es jemals gewagt, sich einem transfomierten Werwolf in den Weg zu stellen, als Animagi, als Zauberer in Tiergestalt, und niemand vor und keiner nach ihnen hatte ein ähnliches Experiment jemals gewagt. Remus zuckte die Achseln in todesmutiger Dreistigkeit oder einfach in maßloser Gleichgültigkeit: „Ich muss es riskieren.“

Dumbledore gefiel diese Haltung nicht. Auch nicht die Wortwahl oder der merkwürdig kalte Tonfall. Sirius gerade drei Wochen fort, es war zu kurzfristig. Er wünschte erneut, er betete förmlich darum, die Zeit zurückzudrehen, und wenn er das schon nicht ungeschehen machen konnte, dann wenigstens diese Frage, diese Bitte, diesen Auftrag zurückziehen zu können. Remus war noch nicht so weit. Er gab es nicht zu, er zeigte es nicht, er spielte den Tapferen und den Aufrechten, der es gewohnt war, sterben zu sehen, zu verlieren, verstümmelt zu werden. Aber es war eine Lüge. So deutlich in sein Gesicht geschrieben, so offen zu erkennen. Und da war noch mehr. Es war keine Aufgabe, es war kein Gedanke an heldenhaften Selbstmord, Kamikaze des Phönix, doch es kam dem sehr nahe. Nichts zu verlieren, also zur Hölle mit Allem. Und gleichzeitig stimmte das nicht, Albus wusste es, er kannte dieses Gefühl, er kannte diesen Ausdruck in den Augen, besser als er es Remus Lupin, als er es irgendwem jemals hätte begreiflich machen können, ohne seine eigenen Schutzbarrieren, seine Mauern gegen genau diese grässliche Leere im Innern des Herzens gänzlich einzureißen und damit schlussendlich irgendwann den Verstand und die Seele zu verlieren. Die nagende Schuld des Überlebenden. Nichts mehr für mich. Abgleichen. Für die Anderen.

„Ich mach es, Professor,“ bekräftigte Remus seinen Entschluss. „Gleich morgen,“ stemmte er sich aus dem Stuhl und hätte damit fast die Kerze verlöscht, so viel Wind machte er dabei, doch Albus erhob sich ebenso flink und viel zu agil für sein fortgeschrittenes Alter, der Bart, lang wie er war, gesträubt, die Hände abwehrend, aber nicht hastig ausstreckend. „Oh nein nein, Remus, geh langsam vor!“ schlug er vor, ohne laut zu werden, und er war froh, den jungen Mann so rasch beruhigen und bremsen zu können. Sofort in sich zusammensinkend, sich jedoch nicht wieder setzend, nickte Lupin vorsichtig. „Ja,“ bestätigte er und überlegte bereits fieberhaft, aber ihm wollte sich der Schädel nicht aufklaren. Als wäre dieses weiße Meer aus Dementorendunst nun auch in seinen Kopf gedrungen und vernebele ihm komplett die Sinne und den sonst so messerscharfen Verstand. Ihm wollte nicht verständlich werden, warum das so war, während das Herz in seiner Brust bereits brüllte.

Es war besser, ihn allein zu lassen. Remus brauchte Bedenkzeit, brauchte eine Nacht oder zwei, um sich darüber klar zu werden, welcher Weg der Beste war, um einerseits seine Mission zu erfüllen, andererseits um dabei am Leben zu bleiben, und das nicht nur endlich. Zwischen dem Tisch und seinem Sessel hervor tretend, zückte Albus erneut den Zauberstab und ließ seine Sitzgelegenheit dorthin entschwinden, wo er sie her beordert hatte. „Erkundige dich nach Bainhrydge,“ gab er einen letzten Rat, und nur entfernt erhaschte er das Aufgehen einer figurativen Lichterkette in Lupins Hirn. Sicher, ja, das war eine gute Idee, um einen Fuß in die Tür zu kriegen. Er würde nach ihm fragen am Hafen, unten am Canary Wharf, da war er früher oft gewesen. Sich das bärtige Kinn reibend, nickte Remus wieder und geleitete den Schuldirektor zu seiner Wohnungstür.

„Remus,“ wollte Dumbledore noch ein Letztes sagen, bereits im Flur stehend, nur noch eine seiner langen, braungebrannten Hände an der dünnen Tür, wie er sich zurücklehnte, „ich werde für ein paar Tage nicht erreichbar sein.“ Er flüsterte, und ein erneutes Flackern von Dunkelheit huschte über die so strahlenden blauen Augen, aber dieses Mal bekam Remus es nicht im Geringsten mit. „Wenn du Hilfe brauchst, wende dich an Minerva oder Arthur.“ Welche Art von Hilfe er jedoch meinte, das sagte Albus Dumbledore nicht, wie er hinausschlüpfte in den unbeleuchteten Korridor in jenem schäbigen Mietshaus in Aldgate East, und der Zurückbleibende verschloss mit einem leisen Klicken die Tür.

Mit der Spitze seines Erlenstabes berührte Remus das Schloss, sponn einen roten Faden aus Coloportus und einen gelben Anti-Eindringlingsalarm um den Eingang zu seiner Ein-Zimmer-Wohnung, so wie jeden Abend vor dem Zubettgehen. Ganz egal, ob es wirklich schon Zeit dazu war, nicht wichtig oder überhaupt nur prüfenswert, wie viel Uhr es war, wie weit die Sonne untergegangen und die Dämmerung fortgeschritten war. Dunkler alles noch einmal, die Zukunft, die Gegenwart selbst schon verfinsternd wie unter einer Gewitterwolke. Der Hagel fiel bereits. Nicht vor dem Fenster. In ihm drin. Schmerz, Furcht, Heimlichkeit, Hunger, Kälte voraus, ohne Aussicht auf baldiges Entkommen. Zu ertragen, irgendwie, auch ohne ihn, auch ohne sein bellendes, aufheiterndes Lachen und die festen, tröstenden Schulterklopfer. Doch dieser Auftrag bedeutete viel mehr als das.

Er nahm ihm eine Entscheidung ab, einen Entschluss, den zu fassen er zu schwach – schwach? Nein, nicht das richtige Wort, komplett falsch, das – gewesen war. Und dennoch musste es so sein, hatte so kommen müssen, wie geahnt, wie gefürchtet, wie prophezeit. Glück konnte nicht halten. Glück musste früher oder später zerstört werden. Und lieber so als auf die für ihn sonst übliche und typische Weise.

Und auch wenn es richtig war, das einzig Richtige im Moment überhaupt, so konnte Remus Lupin es nicht leugnen: Es war das Fürchterlichste, das Bekümmernste, das Selbstzerstörerischte, was er jemals getan hatte. Und es führte unweigerlich zur tiefsten Trauer, die er zu erleben in der Lage war, wie es ihm die stummen Tränen bewiesen und das blutend schlagende Herz in der Brust. Der schrecklichste Moment in seinem Leben.


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Die Halle der Prophezeiung ist das erste Set in einem „Harry Potter“-Film, das komplett im Computer generiert wurde.
Stuart Craig, Produktionsdesign