Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Fryssingtons Fisimatenten

von Teekon

Er war nichts Besonderes. Machte nicht viel her. Da war keine spezielle Note an ihm, nichts Auffälliges, keine sehr hellen Haare oder leuchtende Augen, weder distinguierte Kleidung noch ausladende Gestik. Eine winzige Nickelbrille auf einer durchschnittlichen Nase war vielleicht das einzige Markenzeichen. Nicht mal der schüttere, spitze Kinnbart war außergewöhnlich. Professor Pellyn hatte auch so einen, wenn der auch wesentlich dichter und noch dunkler stand als dieses weißlich graue Ziegendreieck. Scharf zwar der Blick hinter den dünnen Gläsern, aber nicht bohrend, nicht stechend, fast ein winziges Stück angeödet, musterte er die Schülerinnen und Schüler mit einer Mischung aus mildem Interesse, kategorischem Misstrauen und zum Seufzen bereiter Langeweile.

Gekleidet in eine simple, sehr traditionelle Zaubererrobe, der von Dumbledore gar nicht so unähnlich, stand er da, die Arme auf dem unteren Rücken verschränkt, und ließ sich Zeit. Mit Stoff bezogene Knöpfe an einer hochgeschlossenen Weste mit rundem Ausschnitt bis hoch an den Kehlkopf schauten zwischen den lang fallenden, dunklen Schössen hervor, und der offensichtlichste Unterschied zum Schulleiter war die deutlich weniger knallige Farbgebung. Unscheinbar fast mochte man ihn nennen, so zauberisch und üblich, wie Mr. Flourish aus dem Buchladen in der Winkelgasse beispielsweise, oder wie Sherlock Dervish. Der einzige, weiße Fleck an ihm bestand aus dem engen Stehkragen seines Hemdes, der sich ihm in den Hals schnitt und dabei augenscheinlich nicht mal unangenehm war. Zumindest nicht ihm.

Die gut gepflegte, silberne Kette einer Taschenuhr zeigte sich an seiner linken Seite, während die spitzen Zipfel seiner Weste ihm bis auf die Oberschenkel fielen. Nadelstreife, sehr fein gewebt, aber nicht überteuerten Luxus zur Schau stellend, und die Knöchel bedeckt von schwarzen Gamaschen über hoch polierten Schuhen, denen an ihren eigenen Füßen sehr ähnlich, wippte er nicht einmal vor und zurück, verharrte einfach nur im Gang zwischen den Pulten der ersten Reihe und ließ seine Augen durch die Bänke huschen, sich jeden einzelnen gut ansehend. Und dabei fielen ihm die fussligen Überbleibsel von früher vielleicht einmal vollem Haar gut gekämmt über die Stirn und die Schläfen.

Nicht mal groß oder klein mochte man ihn nennen, den Mann mit der schörkelig altmodischen Schrift, der seinen Namen wie all seine Vorgänger vor ihm gut lesbar an die Tafel geschrieben hatte. G. Fryssington. Professor Fryssington, ihr neuer Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Man kannte ihn, oder zumindest seine Werke, wenn man sich etwas ausführlicher mit Büchern beschäftigte als unbedingt notwendig und sich nicht nur auf die übliche Schulliteratur beschränkte. Interessante Ideen zum Thema Verbergezauber und Infiltration hatte er, das konnte man nicht leugnen, aber eine Koryphäe war er nun nicht gerade. Eben ein durchschnittlicher, ganz typischer Wissenschaftler und Lehrer auf einem viel beforschten Gebiet.

Er hatte was von der McGonagall, so streng, wie er dreinschaute, musste Remus zugeben, aber richtig sympathisch machen wollte ihn das nicht. Jedenfalls nicht gleich, nicht nach dieser arglistigen Täuschung des vergangenen Schuljahres. Keiner der anwesenden Schüler, weder die Gryffindors, noch die Slytherins, schienen große Lust zu haben, diesem fremden Mann Vertrauen entgegen zu bringen. Nicht dass Typen wie Avery oder Rosier ganz vorn gleich neben der knorrigen Gestalt, etwas gegen Bradshagh gehabt hätten. Immerhin war er einer von ihnen gewesen, oder besser einer aus den Reihen ihrer Väter. Denn keiner dieser lächerlichst begabten Waschlappen hatte den Mumm oder das Können, um ein Todesser zu sein. Auch wenn sie mit Sicherheit mehr als fleißig daran arbeiteten, dieses Manko zu beheben. Remus schnaubte leise und dachte an die gebleckten Zähne von Travers in einem finsteren Hinterhof.

Andererseits erinnerte er auch ein wenig an Binns, und das wiederum war überhaupt nicht erstrebenswert. Für niemanden. Er hatte den gleichen, angenervten Ausdruck in seinem schlanken, aber nicht dürren Gesicht, der eindeutig davon zeugte, wie wenig Lust er darauf hatte, hier vor ihnen zu stehen. Und immerhin waren sie die Ältesten, die Siebte Klasse, standen vor den NEWTs, waren also am weitesten fortgeschritten unter all den Kindern und Jugendlichen, die er zu unterrichten hatte, und für gewöhnlich brachte das in einem Lehrer die besten Seiten zum Vorschein. Sogar Professor Kesselbrand hüpfte beschwingt zu diesem Unterricht (gut, Pflege magischer Geschöpfe war obendrein ein Wahlfach, und wer da jetzt noch bei geblieben war, der war ein ... ein Freak!), aber Gairbhith Fryssington machte den Eindruck, als erledige er eine lästige Pflicht, als leiste er Sozialstunden ab. Und wer wusste das schon? Vielleicht war das auch so? Auch ohne sich eine Notiz in sein schwarzes Büchlein machen zu müssen, speicherte Remus diese Aufgabe ab: Nachforschungen anstellen.

Vertrauen erwartete er nicht, nein. Man sah es ihm an, es war ihm gleichgültig, was sie von ihm dachten. Gleichzeitig jedoch erwiderte er diese Grundhaltung, die auch sie ihm entgegen brachten. Er hatte ebenso keinerlei Bedürfnis, sich irgendeinem von ihnen zu öffnen. Reine Zweckgemeinschaft jedoch war es nicht. Dazu beäugte, beobachtete, musterte er sie alle zu eindringlich, zu vorsichtig und neugierig. Ein winziges Blitzen war in den gewöhnlichen blau-grauen Augen, wie er im Seitenblick hier und da jemanden länger beobachtete. Schwören hätte Remus können, dass es Snape war, den er so lange ansah. Darüber runzelte er die Stirn. Wieso nicht Dragomir? Oder Valdrin? Die Söhne derjenigen, die bereits in Haft saßen für Umtriebe schwarzmagischer Natur? Weil er – wie Bradshagh – unbemerkt von Dumbledore sympathisierte? Und wenn dem so war, warum waren es nicht James oder Lily oder er selbst, den er betrachtete und mit fragenden Blicken durchlöcherte? Die Stirn des jungen Mannes legte sich in unzählige horizontale Denkfalten, die winzige senkrecht stehende Entsprechung von dumpfer Sorge gesellte sich auf die Nasenwurzel.

Wie er sich aufrichtete, die Hände noch immer auf dem unteren Rücken gekreuzt, die Wirbelsäule durchdrückend, hob Fryssington den Kopf und nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase, dass sich die Flügel blähten, und eine Braue zuckte unwillkürlich nach oben. Keine Begrüßung. Er stellte sich nicht vor, er gab keine Einleitung, welchen Stil des Unterrichtens er bevorzugte, erklärte nicht seine Methoden oder Ideen. Nur einen einzigen Satz zur Eröffnung des neuen Kursjahres ließ er verlauten, ohne auch nur einmal die argwöhnischen Augen von ihnen zu nehmen. Und dennoch reichte es aus, jeden einzelnen Anwesenden aufzuwecken, sogar die, die es geschafft hatten, in einem solchen Moment zu dösen. Sirius spitzte förmlich die Ohren und gab die lässige Haltung auf, kippelte den Stuhl lautlos nach vorne und legte die Arme auf der Tischplatte ab. „Ich werde dort beginnen, wo Sie aufgehört hatten.“

Wo Bradshagh aufgehört hatte. Er wollte nahtlos anknüpfen an die Stunden eines Verräters, eines Verführers, eines Mannes, der sich auf abscheulichste Weise in Gedanken und Herzen von Kindern geschlichen hatte, um eben diese beiden Orte ihrer Persönlichkeiten zu vergiften und zu verderben, und wer konnte schon sagen, bei wie vielen er letztendlich erfolgreich gewesen war? Der Ekel davor, die Ablehnung, innere Revolte, die einem Übelkeit in heftigen Schüben den Brustkorb hinauf bis unter den Kehldeckel drückte, entlud sich in einem sofortig ausbrechenden, wenn auch leisen Tumult, und überall rückte Holz über Stein, und raunende Geräusche entkamen den Siebtklässlern, wenn auch niemand zu sprechen wagte. Nur mit einem weiteren Hochziehen der dünnen Braue, dass sich die im Vergleich zum Kopfhaar viel dickeren Haare sträubten wie die Stacheln eines irritierten Igels, ließ er erahnen, dass der mindestens 60 Jahre alte Zauberer überhaupt etwas davon mitbekommen hatte.

Störte es ihn, so zeigte er es nicht. Klar und deutlich jedoch machte er eines: Widerrede würde er nicht zulassen. Er diskutierte nicht. Er verbot sich Respektlosigkeit. Seine Stimme hob sich einfach ein wenig, und ein schnarrendes Knirschen mischte sich unterschwellig darunter, das jedem in dem hohen Klassenraum für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, dem selben Zimmer, in dem Professor Keigwins fliegender Weihnachtsmann um ihren Hut gekreiselt war, in dem Saladin Al-Haranis wunderschöne Glaslaternen Mosaike aus Licht verbreitet hatten, eine eisig kalte Gänsehaut über den Rücken jagte. Nein. Angenehm würde dieser Unterricht nicht werden. Und ob er zumindest lehrreich sein würde, das stand in den Sternen. Ohne weitere Erläuterungen ging Professor Fryssington zum Lehren über.

„Nonverbale Sprüche,“ sagte er laut und klar und löste endlich seine Starre, wie er die Hände vornahm und den die gesamte Zeit darin gehaltenen Fichtenstab präsentierte. Seidig glänzend die weißlich gelbe Oberfläche des Holzes, reich geschnitzt und verbrendelt die eingravierten Schneckensymbole, wie Rauch, dreidimensional darauf gemalt, drehte er die 14'' bedächtig in den Händen. „Nonverbale Sprüche sind in jedem Kampf eine nützliche Waffe und ein entscheidender Vorteil,“ begann er seine Lektion und schritt redend den mittleren Gang ab, langsam, Satz für Satz nur eine Bewegung vorwärts, und an jedem Pult, das er passierte, beugte sich ein Schüler oder eine Schülerin nach vorne und kritzelte eilig und hastig auf Pergamentpapier herum. Remus war sich sicher, bei den grünen wie bei den roten Roben das gleiche zu erkennen: Sichtbare Hitze schoss ihnen die Hälse hinauf, kroch aus dem Kragen und färbte die Gesichter in einem dunklen Florentiner-Ton.

Einschüchternd, wie er von oben herab auf die jungen Leute herunter schaute, das konnte man nicht anders sagen. Peter rutschte unruhig auf seinem Stuhl direkt vor ihm herum, duckte sich zwischen die eigenen, schmalen Schultern und lief mindestens so unglaublich rot an wie es Wilkes zwei Reihen vor ihm getan hatte, und Filimon Stebbins machte den Eindruck, ohnmächtig zu werden und wie ein Mädchen im Korsett seufzend zu Boden zu gleiten. Ja, das stimmte schon, er war eine merkwürdig beeindruckende Person, dieser neue Lehrer, das konnte man nicht abstreiten, aber Remus fühlte sich nicht niedergedrückt. Im Gegenteil. Herausgefordert. Sich halb dem Pergament unter seiner Hand widmend, es mit den eigenen, speziellen Kürzeln beschriftend, was ihm wesentlich mehr Aufmerksamkeit für andere Dinge übrig ließ, blieb er aufrecht sitzen und sondierte Fryssington von schräg unten her.

Sie taten es ihm gleich, seine beiden Sitznachbarn. Der Federkiel von Sirius ganz rechts außen wobbelte, schrieb jedoch eindeutig nicht, sondern wurde nur unruhig in den Fingern gehandhabt, während die dunklen Locken vor und zurück wippten. Und James hatte die Brille ganz nah an seine Augen geschoben, musste die Stirn kraus legen, um überhaupt noch etwas sehen zu können. Rasch, sondierend bloß, huschten Remus' Blicke durch den Raum, während der Professor kurz seinen Schritt verlangsamte, um einem Schüler über die Schulter zu schauen, und während Isidor Jigger immer kleiner wurde in seiner Bank, entdeckte der Jahrgangsälteste (und damit der Älteste der ganzen Schule), dass die vier Rumtreiber nicht die einzigen waren, die sich so verhielten.

Diese Stimmung. Diese brodelnde Schwüle in bestimmten Klassen, sie war so deutlich zu spüren, wie es eben nur ging. Wieso ihm das gerade jetzt auffiel, in diesem Moment, in dem ein Impuls aus dem Unterbewusstsein ihm riet, sich nach seinen Mitschülern umzusehen, wusste Remus nicht. Verwandlung, Kräuterkunde, Verteidigung, es waren die Fächer, die sich diese beiden Häuser teilten, in denen Slytherins und Gryffindors Tisch an Tisch zu sitzen gezwungen waren. Wie schrecklich, diese Vorstellung. Krieg. Mitten in der Schule, mitten in Hogwarts herausgebildete Frontlinien, wenn auch verborgen, wenn auch nicht offen ausgetragen, nicht mehr als in den Jahren zuvor. Sicher, die Attacken untereinander auf den Fluren, die blieben, besonders, wenn kein Lehrer zuschaute. Und ja, sie waren aggressiver geworden, bösartiger, von beiden Seiten. Aber kein Blutvergießen dabei, keine willentliche Verletzung, nur dummes Zeug. Vorgeschoben. Er wusste es. Er hatte das vorfreudige Glimmen in Lucius Malfoys Augen gesehen, und auch Remus bekam eine Gänsehaut, doch nicht wegen des neuen Lehrers, der nun langsam auf ihn am Gang zukam.

Evan drehte sich herum und lugte über die eigene Schulter, die blauen Augen zu engen Schlitzen verengt, wie er den Professor anstarrte, ihm regelrecht den Blick in den Rücken bohrte. Misstrauen? Nicht nur das. Das war mehr, und es ließ Lupin leise und heimlich stutzen. Was taten die Anderen? Severus traute sich nicht, hoch zu schauen, stierte verbissen auf sein Blatt und schrieb in seiner winzigen, gedrängten Schrift mit, gut versteckt das so schlecht aussehende Gesicht dieser Tage hinter einem Vorhang aus länger werdenden fettigen Haaren. Zu viele Gedankenstränge, zu viele offene Fäden zur Zeit, und es fiel Remus schwer, sich auf eine Sache, die nun vordringlichste, zu konzentrieren. Was wohl mit ihm los war, dem sonst so aufbrausenden, selbstbewussten Snape? Er kam nicht darauf, er hatte keine Gelegenheit. Denn auch Wilkes hatte die Oberlippe hochgezogen, während er den Kopf beinahe um 180° auf seinem Hals drehte wie eine Eule, um Fryssington zu folgen.

Seine Größe, immer noch, auch jetzt, wo viele seines Jahrgangs volljährig und ausgewachsen waren, ein gutes Stück höher geschossen als Andere, erlaubte Lupin einen wunderbaren Überblick über den gesamten Raum. Es war wie ein Agentenspiel, wie im Kino - „der Spion, der mich liebte“ - und fast hätte er darüber gelacht, wäre es nicht so unsagbar grausig gewesen. Merlins Bart und allmächtiger Gott, sie waren doch bloß Kinder! Ja, er selbst auch! Aber sie saßen hier, am zweiten Tag ihres siebten und letzten Schuljahres, das die Entscheidungen für ihr gesamtes Leben beinhaltete, und starrten sich in Grüppchen von feindlich gesonnenen Soldaten über die Köpfe von unschuldigen Zivilisten hinweg an. Nicht jeder Slytherin war ein Todesser oder wollte einer werden. Und nicht jeder Gryffindor riskierte Kopf und Kragen für die Weiße Magie.

Entscheidungen. Richtig. Welche NEWTs? Wo lege ich meine Schwerpunkte zum Lernen? Welche Karriere sollte es sein? Bald schon den Freund, die Freundin heiraten, den oder die man schon jahrelang auf der Schule geliebt hatte? Kinder bald oder später? Wo leben? Ausziehen? Ja, das waren Dinge, über die sich ein Siebtklässler klar werden sollte. Viel mehr stand auf dem Spiel hier für sie, die Abschlussklasse von 1978, und Remus spürte sie wie einen schwere Findling irgendwo haarscharf über seinen Schultern hängen. Zwei Seiten, die Angst geschürt, das Feuer schon entfacht. Verbrennen oder Triumphieren, das stand zur Auswahl, nichts dazwischen. Fragte sich nur, wo man die besseren Chancen für sich sah. Und ob das wirklich eine Rolle spielte.

Er seufzte leise, hatte komplett vergessen, was um ihn herum geschah, so vertieft in diese elendige Wahrheit, und gleichzeitig absorbiert von einem Schimmer, den nur jemand wie er in einer derartigen Zwickmühle und einer solchen Furchtbarkeit für so viele junge Leben erkennen konnte. Es zögerte hinaus. Der Krieg, so schrecklich das war, behielt ihn wie in einer Kugel aus weicher Watte glückselig und sinngebend eingebettet in eine Gemeinschaft, von der er nicht wusste, wie lange sie ihm gehören würde. Das letzte Schuljahr, ein Job, bald schon. Und sie war da, diese Panik, so lange verdrängt, unterdrückt und nur ein einziges Mal echt hervorgebrochen in diesem vergangenen Septimum. Was würde geschehen, wenn er mit dem Abschlusszeugnis in der Hand hinaus trat in die Welt? Er wusste es genau. Und eben das trieb Tränen und Verzweiflung in den enger werdenden Brustkorb. Keine Stelle. Niemals. Und Offenbarung vor Jedermann.

Die Finger zitterten mit einem Mal, und Tinte tropfte, dick und schwarz und deckend auf die letzten Buchstaben, die er von der Vorlesung mitgeschrieben hatte. Die Anderen würden denken, es lag an dem Lehrer und seinem halb entkleidenden Blick, und er konnte spüren, wie Sirius von der Seite zu ihm herüber lunste. Ach, er wünschte, er könnte es sagen, er wünschte, er könnte sie zusammentrommeln und es einfach alles heraus lassen. Aber wieso sie belasten? Wieso seinen Freunden, diesen guten Jungs, diesem sagenhaften Haufen, wieso ihr, dieser stärksten aller Schönheiten, die Tage noch weiter verdunkeln als unbedingt nötig? Genießen sollten sie Hogwarts, einen letzten Herbst und Winter und Frühling lang, und er wollte das auch, mit ihnen zusammen! Und außerdem. Sie würden es nicht verstehen. Niemand konnte diese Angst begreifen, niemand. Reiche Jungs wie Sirius und James, wie sollten die sich das vorstellen können, das Damokles-Schwert der Armut? Und Peter, der gute Peter, viel zu zart für seine Sorgen, viel zu leicht in Trübsal zu stürzen dieser Tage. Nein. Nein, das hatten sie nicht verdient. Und Lily, sie würde sich viel zu viele Gedanken machen und Zeit verschwenden, Zeit, die sie in seligem Glück ihrer neuen Liebe verbringen sollte, Hand in Hand am Seeufer. Und die Tinte fiel so laut, dass Stebbins eine Reihe davor zusammen zuckte.

Es riss ihn gleichsam aus seiner trübsinnigen Grübelei, wie es die Aufmerksamkeit des Lehrers auf ihn zog, und schneller brachte er die fehlenden Schritte zwischen der vorigen Bank und dieser hinter sich, als man je an Geschick von ihm erwartet hätte. Professor Fryssington baute sich direkt neben dem Pult des Ältesten auf, das Rückgrat ganz gerade und die Hände mitsamt dem Zauberstab wieder auf dem Rücken gekreuzt, und nur aus dem Augenwinkel erkannte Remus, wie ausdruckslos sein vorgealtertes Gesicht ihn anstarrte. Nicht wie die Anderen. Auch ohne ihn direkt anzuschauen, seinen Blick zu treffen, wusste Lupin, warum er das tat, und eine seltsame Steifigkeit sickerte wie erwärmte Melasse seinen Nacken hinauf. Er wusste es. Natürlich wusste er es, alle Lehrer wussten es. Und seine blau-grauen Augen huschten rasch, fast hastig, von links oben nach rechts unten schräg über den Nasenrücken des jungen Mannes.

Remus musste fest schlucken, konnte nichts dagegen tun, dass ihm der Adamsapfel lautstark unter das Zungenbein sprang, und die Muskulatur an seinem Kieferwinkel verbuk zu einem einzigen harten Klumpen. Er wollte nichts sagen, hatte auch keinerlei Idee, was er hätte tun können, damit dieser fremde Mensch aufhörte, ihn derartig mit spürbaren Fragen zu durchlöchern. Saladin hatte auch Neugier gehabt. Hatte wissen wollen, erfahren wollen, doch stets sanft, vorsichtig, niemals wirklich unangenehm. Wie ihm gleichzeitig noch mehr wütende Hitze in den Kopf stieg und das Herz in Schwermut in die Magengrube rutschte, mochte er sich am liebsten über seinen Tisch krümmen wie mit schwerstem Bauchgrimmen. Er tat es nicht. Remus Lupin saß still und starr und schrieb seine patentierten Kürzel auf das Pergament, bis er den letzten gesprochenen Satz des Professors eingetragen hatte und ignorierte dabei den kräftigen Fleck mitten zwischen den Zeilen, als wäre es eine notwendige Skizze oder ein Wasserzeichen.

Und es geschah etwas Merkwürdiges. Etwas vollkommen Unerwartetes, denn Gairbhith Fryssington lächelte. Für Sekundenbruchteile nur, aber deutlich für jeden, der einen winzigen Blick auf seine sonst so graue Miene werfen konnte (und das waren nicht viele in der vorletzten Reihe, so nah an der Wand und der Tür), blitzte es förmlich auf. Blendend weiße Zähne hatte er, perfekt gereiht und kräftig, und ein Schimmer floss durch die müden Augen dabei, der alle Langeweile und Gereiztheit eliminierte, um sofort wieder Platz für deren Neubelebung zu schaffen. Aber es war da gewesen, Remus wusste es genau, bildete sich das nicht ein. Wieso sollte er auch? Er hegte keinerlei Sympathie für dieses knorrige Männchen mit der strengen Stimme, nicht einmal ansatzweise. Es gab keinen Grund, ihn sich schöner, freundlicher zu wünschen (immerhin hatte er 'Jage nicht bei Vollmond' geschrieben, und diesen Bestseller unter den Angestellten der AzFuAmG hatte John feierlich im Kamin verbrannt), und deshalb konnte es nur eines gewesen sein: Tatsächlich passiert.

Während er noch staunte und stutzte, sich keinen Reim darauf machen konnte, die Nase so kraus gezogen, dass es schmerzen musste, holte der Professor tief Luft und fuhr fort. Dieses Mal war es an ihnen allen, nicht nur Remus und James, der jeden Moment dieser stummen Konfrontation beobachtet und ebenso misstrauisch abgespeichert hatte, irritiert die Köpfe zu heben. Einen Monolog hatte Fryssington bisher gehalten, die halbe Stunde lang ununterbrochen geredet und ohne Worte verlangt, dass jede einzelne Silbe niedergeschrieben und fast dogmatisch auswendig gelernt wurde. Doch nun schien auch er in die Gegenwart zurück zu finden, erkannte, dass er sich in einem Klassenzimmer befand und lupfte seinen so herrlich verzierten Stab aus geschältem Fichtenholz. „Bilden Sie Zweiergruppen,“ verlangte er, der Befehlston, den sie erwartet hatten, komplett außen vor gelassen. „Und räumen Sie Tische und Bänke beiseite, wir brauchen,“ er machte eine theatralische Pause und breitete die Arme aus, „Platz!“

Nichtmal getrocknet war die Tinte auf den vielen Pergamentrollen, die in dieser Stunde beschriftet worden waren, und niemals hätte die McGonagall zugelassen, dass gute Federkiele derartig versifft liegen gelassen wurden zu späterer Reinigung. Aber der Neue wollte es so. Keine Zeit zu verlieren, jede kostbare Sekunde des Unterrichts nutzen, und das taten sie, das ließ er sie, das verlangte er so. „Eine gute Kenntnis der Theorie befähigt Sie zu vollendeter Ausführung in der Praxis, meine Herrschaften!“ verkündete Fryssington, wie er durch die übenden Reihen schritt, und glücklicherweise bekam er nicht mit, wie Sirius Black mit den Augen rollte und stöhnte. Sowas Ähnliches hatte er doch schon öfter gehört? Irgendwo ein paar Stockwerke tiefer in einem schmutzigen alten Wachraum vielleicht? Ihm mit dem Ellbogen in die Seite rammend, grinste James, und Remus tat einfach so, als habe er das gar nicht gehört, obwohl er sich das Lachen kaum verkneifen konnte. Kichernd hielt Peter sich die Hand vor den Mund und duckte sich mit hochroten Ohren, sobald ihn ein vernichtender Blick des Lehrers traf.

„Verraten Sie nicht, welchen Spruch Sie vorhaben!“ ermahnte der Professor mit lauter Stimme, das Schnarren daraus gänzlich verschwunden und statt dessen klar und rein im Klang wie die eines Priesters in der Kirche. „Erkennen Sie, wie wertvoll der Vorteil des unvorbereiteten Gegners ist!“ Narrenfreiheit! Böse Falle. Bald schon war das Klassenzimmer mit der hohen Decke, die hölzernen Balken quer und längs verstrebend gespannt, erfüllt vom Kreischen von Flederwichten, hingen unzählige Schüler an ihren Knöcheln in der Luft, und Fryssington musste an mehreren Ecken arglose Opfer von Eiterbeulen und aussprießenden Fühlern befreien. Zu köstlich, zu verlockend diese Einladung, als dass ein James Potter hätte widerstehen können.

Abseits gestanden, darauf wartend, dass er, als überzähliger Dritter in seiner Gruppe, an die Reihe kam, war Snape ganz unvorbereitet. Aber schließlich war das Sinn und Zweck der Übung, oder? Und er mochte das nicht, wie dieser schmierige Möchtegern-Reinblüter zu ihr herüber glomm, die Augen ganz poliert und hervorquellend. 'Schlammblut' hatte er gesagt, und egal wie lange das her war, es brannte James noch immer in der Seele. Dieses widerliche Wort, dieser Makel, nur daran denken musste er, um den Zorn hoch genug kochen zu lassen, dass ein nonverbales Ad axilla die zu weite und mit schäbigen Hosenträgern zusammengehaltene Uniform mitsamt den Bundfalten bis rauf in seine Achselhöhlen zog und dort zuschnürte wie das obere Ende eines Kartoffelsacks. Jetzt hatte Snivellus echt mal einen Grund, die Lider ganz weit aufzureißen.

Darüber musste man einfach lachen. Die ganze Klasse, der gesamte Kurs tat es, auch die Slytherins, amüsierte sich königlich über das lebende Knallbonbon, das Snape aus heiterem Himmel abgab, die Arme zu weit hoch gedrückt, um sich selbst aus dieser misslichen Lage befreien zu können. Wie sollte ein solcher Radau dem Lehrer entgehen? Wie peinlich war sowas? Die Farbe seines Gesichts bekam einen gescheckten Stich aus zusätzlichem Pink, wie das rote Blut nicht vollkommen das kränkliche Gelb seiner schlechten Laune der letzten Tage zu überdecken vermochte. Regelrecht knirschen hören konnte man Severus' Zähne, als wollten sie statt seiner lautstark nach Rache brüllen. Keine Chance. Auch wenn ihm vollkommen klar war, wer dahinter steckte, selbst ohne Blacks feixendes, stümperhaft verborgenes Grinsen.

„Nicht sehr gentlemanlike!“ unterbrach Fryssingtons Stimme die bisher geduldete Ausgelassenheit, und sein schneidender Ton ließ augenblicklich alle verstummen. Keine Ahnung wieso, aber jeder von ihnen hatte das unbestimmte Gefühl, dass dieser Mann auch ohne viel Federlesens herausfinden konnte, wer das angestellt hatte, und während Snape noch mit seiner Hose kämpfte, musterten die bohrenden, so durchschnittlichen Augen die umstehenden Reihen. „Aber wie Sie sehen: Sehr effektiv, weil nonverbal!“ Die Kiefer klappten herunter. „Ich nehme an,“ er starrte niemanden direkt an, kümmerte sich sorgsam, dass seine Verdachtsmomente im Dunkeln blieben, „da Mr. Snape ein Slytherin ist,“ noch mehr Erstaunen. Natürlich trug er Grün, wenn seines auch verwaschen und ausgebleicht war, aber darum ging es nicht. Sie hatten sich ihm nicht vorgestellt, und dennoch kannte er den mit sich kämpfenden Schüler. „Da er ein Slytherin ist, können wir wohl davon ausgehen, dass es sich beim Verursacher um einen Gryffindor handelt.“

Wie Recht er damit hatte! Und wie könnte es anders sein? Sie grinsten breit, die Jugendlichen mit den rot-goldenen Krawatten, und nur Lily Evans wagte den festen Tritt mit ihrem ganzen Fußballen auf James' Zeh. Er unterdrückte das Jaulen und biss sich auf die Lippe, um nicht lauthals loszubrüllen vor Schmerz und vor Lachen. Die Schulglocke rettete ihn, übertönte das quiksige Geräusch, das ihm dennoch trotz all seiner Bemühungen aus der Kehle sprang, und die sofort einsetzende Bewegung der Schülerinnen und Schüler markierte endgültig das Ende dieser Stunde. Nur der Professor wollte noch sein letztes Wort loswerden, und wenn er sie auch bis zu diesem Zeitpunkt mehrfach erschreckt, verwirrt und äußerst aufgewühlt hatte, so rechnete niemand mit diesem Satz, während er mit einer wischenden Schleife seines Zauberstabs Snapes Hose an vorbestimmten Ort zurück beförderte: „Korrekte und anschauliche Ausführung: Fünf Punkte!“

Mochte sein, dass man sich mit einem solchen Mann kaum anfreunden konnte. Aber von diesem Moment an sank die Vorurteilsrate unter den Gryffindors im gleichen Maße, wie die Gesichter der Slytherins förmlich explodierten. Kaum einer von ihnen mochte Snape, selbst diejenigen, mit denen er seine Freizeit verbrachte, fanden ihn merkwürdig, aber er war dennoch aus ihrem Haus. Und wenn es gegen Godrics Schüler ging, waren sie immer dafür. Und obwohl diese Aktion so eindeutig gegen Slytherin gerichtet war, kam Remus nicht umhin, eben Salazars Züge darin zu erkennen, und im Zusammenpacken musterte er vorsichtig den neuen Lehrer von der Seite, nur um festzustellen, dass Gairbhith Fryssington das Gleiche tat. Mit einer undefinierbaren Mischung aus Scheu und Widerwillen und Sehnsucht auf grau-blauen Regenbogenhäuten.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: The World of Ice & Fire: The Untold History of Westeros and the Game of Thrones
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Es hat mich beruhigt, zu sehen, dass eigentlich niemand die Szenen beim ersten Take schafft.
Evanna Lynch