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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Die Könige von Hogwarts

von Teekon

„Erstklässler?“ schallte die laute, dröhnende Stimme wie eine lebendig gewordene Trommel durch den engen Einschnitt. „Erstklässler zu mir!“ Köstlich und wohlig wärmend, dieser so bekannte Lärm, das Knallen der Türen und das Trappeln von unzähligen Füßen, die schnatternden und plappernden Gespräche von Kindern und Jugendlichen, die wie Getreidekörner aus einem aufgeschnittenen Kornsack aus dem Zug auf den Bahnsteig kullerten. Gepäckstücke knallten auf das Pflaster, Eulen gurrten nervös und Katzen zischten unruhig, hassten dieses Chaos und dieses Tohuwabohu der Ankunft. Über all den vielen Köpfen, die sich furchtsam und zurückhaltend duckten, hing das weiß emaillierte Schild mit den schwarz aufgetragenen Buchstaben: Hogsmeade.

Der scharlachrote Hogwarts-Express stand schmauchend auf dem einspurigen Gleis wie ein altes Mütterchen nach langem Marsch, paffend und helle, sich überschlagende Wolken aus Dampf aus dem Schornstein entlassend. Sofort ergriffen Wind und Regen die Schwaden, zerrissen und zerhackten sie mit klatschenden Tropfen und heftigen Böen, die jedoch ihren Weg nicht zwischen die Wagons und das schmale, langgestreckte Bahnhofshäuschen fanden. Relativ ruhig war es deshalb auf der Plattform, und nur ein feines, kriechendes Nieseln ging stetig auf die aussteigenden Schülerinnen und Schüler nieder.

Genießen sollte man es, dieses letzte Mal, entschied Remus, wie er im Aufgang den rot gefütterten Kragen seiner Robe umschlug und sich an der zurückgeklappten Tür des letzten Wagens vor den Transportwagons festhielt. Den Kopf zuerst streckte er heraus, kniff fest die Lider zusammen und wehrte den Regen mit der zweiten Hand über der Stirn ab. Augenblicklich durchnässt wurden seine rotbraunen Haare, und auf das dicht gewebte Vlies der Oberbekleidung legte sich ein glitzernder Film aus silbernen Tropfen.

Abscheuliches Wetter. Viel zu kalt und viel zu feucht für die Jahreszeit, und hier oben in Schottland noch weniger gut zu ertragen als weit im Süden in London. Egal. Die Kutschen standen bereit, wie immer, geschlossen für eine derartige Fahrt den Berg hinauf, wo selbst in dieser unangenehmen Finsternis die Fenster von Hogwarts lichterloh in blendendem Gold leuchteten. Nichts wie rauf und in die Große Halle zum Festmahl!

Wie immer so ziemlich die letzten, die den Zug verließen, schoben ihn Peter und Sirius regelrecht vor sich her und die beiden metallenen Stufen hinunter, bis Remus mit voller Breitseite der Witterung ausgesetzt war, und er fröstelte und schlang seine Arme um sich, den Zauberstab aus dem über die Faust gezogenen Ärmel heraus lugen lassend, damit er sein Gepäck neben sich her dirigieren konnte. Die Blicke der eilig vorbei hastenden Erst- und Zweitklässler, die einen krampfhaft probierend, mit den langen Schritten des Rubeus Hagrid mitzuhalten, die anderen nicht ganz schlüssig, was es mit den antriebslosen Wagen auf sich hatte, waren ihm sicher damit, und beinahe wäre eine halbes Dutzend dieser Knirpse übereinander gestolpert. Ihnen nur freundlich zulächelnd, das polierte Silber-P auf seinem Reveres präsentierend, konnte Remus ihre ängstlichen Reaktionen kaum abmildern.

Vollmond kaum eine Woche her und dazu dieses sonnenlose Trauerspiel am Himmel, gepaart mit Sorge und gerade erst verblassender Erinnerung, die sich mit vorausahnender Wiederholung zusammen tat, das war keine gute Mischung, das wusste er. Die Ringe unter seinen Augen stachen hart heraus wie blaue Flecken, als habe er sich ein paar Mal derb eins draufhauen lassen, während die roten Striemen seiner Narben immer besonders heftig glühten, wenn Kälte und Nässe ihm zusetzten. Das galt nicht nur im Gesicht. Ein kurzer, peinigender Stich in der Flanke erinnerte ihn daran und zwang dazu, das rechte Bein ein wenig steifer nachzuziehen, um die alten Wunden nicht derart zu strapazieren, dass sie aufreißen mochten. Kein Wunder, dass die Kleinen sich fürchteten. Er schob die Brauen ineinander, damit die Tropfen nicht in seine Augen rannen, behauptete er sich selbst gegenüber, zog sich noch ein wenig weiter zwischen die Schultern zurück und trottete vorwärts.

Ein kleines bisschen anders war diese Fahrt schon gewesen, im Vergleich zu den Jahren zuvor, und dennoch irgendwie den Kreis schließend. Zu Fünft dieses Mal in ihrem Abteil, die meiste Zeit über, sobald die Besprechungen in den vorderen Wagons abgeschlossen gewesen waren, und das war schön, das war gut so. Dennoch hinterließ es ein merkwürdig mulmiges Gefühl. 'Abschiedsstimmung' sagte Remus zu sich selbst und nickte, als habe er mit jemandem gesprochen, grimmig die Stirn in Falten gelegt. Das war's. Das musste es einfach sein. Eben das letzte Mal. Nie wieder hiernach. Aber es war auch die Sitzordnung gewesen. Einheitlich, immer, jeder seinen angestammten Platz, Sirius und Peter gegen die Fahrtrichtung, der Ältere am Fenster, und ihm gegenüber James, schließlich Remus. An der Tür aber zog es, und man konnte nicht gut hinaus schauen während der langen Fahrt einmal längs durch das Britische Königreich.

Dabei doch eigentlich schön, die beste Freundin bei sich, neben sich zu haben. Reden und lachen und lästern über die unförmige Plantschkuh Carrow, die mit rausgestrecktem Entenhintern und hochgereckter Nase von der Toilette zurück an ihrem Abteil vorbei gelatscht war, und mit dem Kopf in ihre Richtung angelehnt ein wenig schlafen, das war toll. Wenn nicht die Hand in ihrer gewesen wäre, nicht wahr? Er wollte darüber so nicht denken, er sollte das auch nicht. Aber es ging nicht weg. Das Unbehagen blieb. Sie tröstete doch nur, er war eben noch immer angeschlagen und traurig, nicht so laut wie sonst, so voller Tatendrang wie an den vorangegangenen Septembertagen. Das war in Ordnung, mehr als das. Es tat trotzdem weh. Und außen zu sitzen, den leeren Platz vor sich, das machte es nicht leichter.

Hagrids massige Gestalt verschwand wippenden Schrittes um die erste Kurve des schmalen Pfades, der zwischen raschelnden Sträuchern hindurch in ein kleines Gehölz tauchte, und die lange Schlange von zu Zweit hinter einander weg trottenden Kindern folgte ihm wie ein Wurm. Ein schöneres Übersetzen über den See konnte man sich durchaus vorstellen. Nicht gerade das ideale Wetter dazu. Schniefend bog Remus nach rechts ab, für eine Minute oder weniger den Durchstich durch das Bahnhofsgebäude begrüßend, wo sich sofort dumpfe Windstille über die Ohren legte und wunderbare Trockenheit einen sanften Vorgeschmack auf die beheizte Halle im Schloss gab. Bibbernd schüttelte Lily sich die feuchten Haare aus, wie sie vor ihm wegschritt und sich dabei fester bei James einhakte.

Diese Bedrücktheit von allen Seiten. Kaum auszuhalten, nicht einmal unter freiem Himmel in einer so herrlich windigen Nacht. Der aufziehende Sturm blies sie nicht davon, die sich von rechts und links und vorne und hinten um ihn schließenden Wände. So viel auf einmal, so furchtbar hart und unumgänglich. Er sollte dankbar sein, befand Remus, zwang sich dazu, es auch so zu sehen. Das P musste reichen, konnte reichen, es war doch keine Degradierung. Doch, das war es. Denn er war immer noch er, immer noch derjenige mit den zehn Outstandings, immer noch der ruhigere, bessere Schüler, der besonnenere, reifere Charakter. Oder vielleicht nicht? Bewies er mit solchen Gedanken nicht das Gegenteil? Wie er vorwärts stolperte, langsam auf dem glitschigen Waldboden, der sich hinter dem Eisenbahngelände erstreckte, bekam Lupin gar nicht so recht mit.

Es sah fabelhaft aus auf ihrer Robe, diese zweite Plakette , oberhalb des Hauswappens angebracht und leise klirrend gegeneinander, wenn sie sich vorbeugte oder bückte. Silbern wie das andere, wie sein eigenes, aber der eingravierte Buchstabe darauf mit Gold überzogen, trug Lily Evans nun das S der obersten Vertrauensschülerin, das Abzeichen, das sie über die Präfekten des fünften, sechsten und siebten Jahres in dieser Reihenfolge erhob. Und stolz war er auf sie, sie hatte es verdient, es gab keine bessere Kandidatin für diesen Posten. Überall beliebt und gern gesehen wie sie war, bei Lehrern wie Schülern, und selbst Slyhterins würden sich an sie wenden (wenn auch heimlich, man gab sich ja nicht mit Muggeln ab), könnte niemand sonst derzeit die Aufgabe prächtiger erfüllen. Vermutlich hatte es auch damit was zu tun, dachte sich Remus immer wieder und lächelte gequält. Ihn schauten die Kleinsten ja nicht einmal an, ohne halb Tränen in den Augen zu haben.

Er dagegen. Er war ein Star. Die Kids prügelten sich fast darum, überhaupt nur einen Platz auf der Liste für die Auswahlspiele des Gryffindor'schen Quidditch-Teams zu bekommen, und viele davon einfach nur, weil sie einmal, nur ein einziges Mal in ihrer Schulzeit mit dem unglaublichen James C. Potter sprechen wollten. Ihm flog das zu, selbstbewusst und (wenn er wollte) charmant und einfach gut in allem, was er anpackte. Sicher, es mochte hier und da jemanden geben, der ihm auf ein oder anderem Gebiet den Rang ablaufen konnte, aber es war das Gesamtbild. Hübsch auf seine Weise, so gänzlich unpassend kindlich weich im Vergleich zu seiner ganzen Art, witzig und schlagfertig und clever, das war eben ein wahrer Mädchen-Magnet. Und wenn ein junger Mann eine solche Wirkung auf Frauen hatte, dann machte er sich auch für Geschlechtsgenossen interessant. Nur natürlich, dass es er war, der das Abzeichen trug, oder nicht?

Das war ungerecht. Beides. Die Tatsache an sich schon. So zu denken genau so. James konnte nichts dafür. Er hatte nicht darum geschrien, diese Aufgabe zugeteilt zu bekommen, hatte nicht gebettelt nach einem zweiten Silberling an der Brust, genug zu tun mit seiner Aufgabe als Kapitän. Und niemals hatte er seinen ältesten Freund ausgebootet. Die McGonagall hatte es doch gesagt, hatte es ihm erklärt. Zu seiner eigenen Entlastung sollte es beim Präfekten bleiben, nicht weil er sich weniger geschickt anstellte in der Öffentlichkeit oder weil er eben nicht den Glanz und Ruhm und Reichtum des James Potter genoss. Nein, für seine Eltern brauchte er Zeit und freien Kopf und keinen Termindruck. Für Ma und Pa. Weil sie krank waren und auf seine Hilfe angewiesen, wann immer er sich entbehrlich machen konnte. Düster zogen Wolken um Remus' hohen Kopf, als seien sie aus der dichten Decke des Sturms dort oben herunter geschwebt, um seinen Ärger zu verbergen, diese beißende Enttäuschung und den winzigen Anflug von Wut, der sogleich pochendes Feuer aus Scham in sein Gewissen bohrte.

Einer nach dem anderen stiegen sie in den Wagen ein und kuschelten sich auf den schmalen Bänken aneinander, gerade genug Raum zur Verfügung für sie alle. Es tat gut, wie sich die Wärme ausbreitete, und die Gänsehaut auf seinen Oberschenkeln ebbte sofort ab, sobald Lily ihren zweiten Arm an seinem Rücken vorbeischob und die beiden Männer an ihre Seiten zog. Peter kicherte mit seinen Hasenzähnen auf der Unterlippe, und James grinste schwach, ihrer Zugrichtung folgend und sich an ihre so zierliche Schulter lehnend. „Kalt!“ klapperte das Mädchen mit den Zähnen und duckte sich regelrecht unter die höher aufragende Gestalt ihres besten Freundes, während Sirius die patschnassen Locken ausschüttelte wie ein Pudel im Hundesalon.

Die Kutsche rumpelte los und folgte den Vorausgefahrenen über den aufgeweichten Weg hinaus aus dem Dickicht rund um den Bahnhof. Rasch vereinte sich die Seitengasse mit der Hauptstraße, vom Dorf heraufkommend und in einer breiten Schleife den steiler werdenden Hang hinauf ziehend. Unzählige Male waren sie hier gemeinsam hinauf geschlendert, von ihren Ausflügen nach Hogsmeade heimkehrend an irgendeinem Samstag bei Sonne, Regen oder Schnee, kannten jeden Stein und jede Windung, die sie um die Ufer des neblig verhangenen Sees herum führte und schließlich die aufragenden Tore der Schule durchbrach. Die geflügelten Eber saßen auf den hohen Zinnen und schauten genau so traurig und bedröppelt aus wie die vom Regen schweren Bäume am Rande des Waldes. Genau so wie Remus sich fühlte.

Es war nicht mehr das selbe. Sie alle hatten sie genau gesehen, schon in King's Cross in der großen Wartehalle, mal wieder unpassend gekleidet und deshalb sofort auffallend. Auroren waren stationiert gewesen am Eingang zum Bahnsteig 9 3/4, drückten sich wie Stadtstreicher und verirrte Passanten an den Mauern entlang und hatten ein Auge auf jeden, der die Barriere durchquerte. Wo sich so viele Muggelstämmige (und entsprechend ihre nicht magisch begabten Familien) versammelten, bestand Gefahr. Das spürten nicht nur diejenigen, die es direkt betraf. Wie viele dieses Jahr mit Ausnahmegenehmigungen herkamen, über das Flohnetzwerk statt wie üblich mit dem Zug, aus Angst vor einem Anschlag des Dunklen Lords und seiner Anhänger, das musste man nicht zählen, aber man konnte es erahnen. An der unnatürlichen Ruhe im Express. An der kleiner gewordenen Gruppe von haltenden Wagen ohne sichtbare Rosse auf dem Vorplatz von Hogwarts. Und auch in den Schatten der Torpfeiler verharrten reglose Gestalten mit dem Emblem der Morgenröte auf den schwarzen Roben.

Als wäre es nicht schon schwierig genug. Remus seufzte in der Dunkelheit und lehnte die Stirn an die kühle Scheibe, an der ununterbrochen der nun stärker werdende Regen herunter lief, als gieße jemand Eimer um Eimer vom Dach der Kutsche herunter. Froh war er, dass ihn seine Freunde nicht richtig anschauen konnten. Alles so verrückt, so merkwürdig, so seltsam. Von einem Schreckensrausch in den Nächsten, und nichts schien mehr irgendwelche Bedeutung zu haben. Diese Stimmung mochte er nicht, doch sie überkam ihn oft dieser Tage, und der aufziehende, so frühe Herbst in diesem Jahr tat sein Übriges dazu. Die Beerdigung war auch nicht gerade das Highlight des Monats gewesen. Er schloss die Augen fester und würgte es herunter, musste um jeden Preis jegliche damit verbundene Erinnerung und Empfindung nieder zwingen. Zu groß. Zu überwältigend. Das konnte er nicht gebrauchen.

„Remus,“ sagte eine Stimme, so weit entfernt wie das Meer von Ben Nevis, und fast wollte er es als Traum oder Einbildung abtun, hätte er nicht gleich darauf diese zarte Berührung gespürt. Lilys schlanke Finger, die sich vorsichtig um seinen Oberarm schlossen und ihn sanft rüttelten, waren das, und mit einem winzigen fragenden Geräusch drehte Moony den Kopf leicht zur Seite, um sie anschauen zu können. Offenbar hatte sie ihn nicht leise angesprochen. Und sie war nicht die einzige, die ihn forschend, aber nicht eindringlich musterte. Sie alle lächelten in der unbeleuchteten Kutsche zu ihm herüber, und Peter streckte ihm schon ein bisschen die Zunge heraus. „Bloß 'ne Plakette,“ erriet Sirius problemlos und zwinkerte ihm zu. „Es ist 'ne Scheißarbeit, und du weißt das.“ Remus konnte gar nicht anders, er lief hochrot an und schnaufte verlegen.

Erwischt. Mit keinem Wort hatte er's erwähnt, hatte sich große Mühe gegeben, fröhlich und beschwingt auszusehen, wie jemand, der sich für James und Lily freute. In jeder Hinsicht. Und die? Die grinsten ihn einfach an und feixten, und Potter langte quer über seine Freundin hinweg und boxte ihn vorsichtig in die Schulter, das Gesicht verzogen zu dieser Grimasse aus noch lauernder Trauer und schon wieder aufkeimender Freude am Sein, die ihm so charakteristisch geworden war in den vergangenen zwei Wochen.

Wie konnte man da noch böse sein? Wie konnte man sich bedrückt und beengt fühlen, wenn man so leicht durchschaut und so einfach und effektiv getröstet wurde? Ein bisschen fester zudrückend, zog Lily an ihm und lachte ihn an, die schauderschönen grünen Augen leuchtend im matten Licht der verhangenen Laternen am Haupteingang, wie ihr Wagen schwankend zum Stehen kam, und mit glühenden Wangen hatte er gar keine andere Wahl, als sich in ihre Richtung zu lehnen und die Lider zu schließen. „Moony,“ schnaubte Peter kopfschüttelnd und kicherte, ehe er Sirius regelrecht in den Regen hinaus schubste.

Um das Gepäck musste man sich nicht mehr kümmern, wenn man es erst einmal so weit geschafft hatte. Hauselfen sicherlich sorgten dafür, dass jeder seine Koffer und Kisten und Taschen und Tiere auf dem richtigen Zimmer und am richtigen Bett stehen hatte, sobald das Festmahl in der Großen Halle mit sämtlichen Ankündigungen für das neue Schuljahr und die Auswahlzeremonie für die Erstklässler beendet waren. Mit über den Kopf gehobenen Roben konnte man eilig durch die Pfützen springen, Wasser in alle Richtung davon spritzen lassen und die Stufen erklimmen, die zu den weit geöffneten Toren führten, um endlich, wie durch eine unsichtbare Wand aus Gelee hindurch zu treten in die wohlige Wärme und das wohltuend angenehme Licht der hoch hängenden Lampen im Foyer von Hogwarts.

Wie eine Bestätigung dieses herrlichen Gefühls war das, das ihm seine Freunde beschert hatten, wie sich dieser ganz spezielle Duft in seine Nase mogelte, Sandstein und Bücher und gebeiztes Holz und Geschichte, wie sich Heimat in die Seele stahl und herzlich grüßte, dass einem das Herz viel voller und beruhigter schlug. Zurück! Einfach unglaublich. Dass ein Schloss, ein riesiges Gebäude aus unbelebtem Material, nur so viel Bedeutung und Geist haben konnte, als wäre es eine Person, nicht bloß Türme und Dächer und Verließe. Jedes Detail, jede Schramme in den hölzernen Dielen auf dem Boden des Speisesaals, jeder abgegriffene Handlauf an endlosen Treppen und jede blank geriebene Klinke an Klassenzimmertüren erzählte so viel, hatte so unwahrscheinlich viel erlebt in 1000 kaum vorstellbaren Jahren, und Schüler um Schüler in langen, schwarzen Roben mit farbigen Aufschlägen war durch diese Korridore gelaufen, lachend und brüllend mit den Freunden, vorbei an den vier hohen Gläsern voller bunter Steinchen, die den Punktestand der Häuser wiedergaben. Remus liebte das! Oh, er liebte es mit jeder Faser seines Seins, und kein dunkler Zauberer, kein Krieg und kein Vollmond konnte daran etwas ändern. Im Gegenteil. Nur noch wertvoller und einzigartiger wurde dieser Ort davon.

Zufrieden seufzend, schlug er die Kapuze zurück, die er auf dem kurzen Stück vom Wagen in die Eingangshalle übergeworfen hatte, und seine feinen, nie wirklich dick gewesenen Haare standen beinahe so wirr ab wie die von James. Sirius schüttelte sich schon wieder und machte dabei ein Geräusch wie ein hungriger Tiger, während dicke Regentropfen von seinen Locken davon sprangen und jeden Anderen rundherum ein kleines bisschen nasser zurückließen. Erschrocken getroffen von kühler Feuchtigkeit kreischte Lily auf und ging sofort in Lachen über, und Black grinste sie fröhlich an. Das Stimmengewirr wurde lauter mit jeder Sekunde, in der sich die wogende Menge an vorwärts wandernden Schülerinnen und Schülern mehr aufwärmte und akklimatisierte, und in jedem einzelnen Gesicht schwamm die selbe Wiedersehensfreude und Glückseligkeit wie in Remus' silbernen Augen.

Man konnte sich diesem Zauber nicht entziehen. Es war nur noch von untergeordneter Bedeutung, welche Gefahren da draußen lauern mochten. Solange man hier war, in diesen Mauern, beschützt von uralter Magie der Gründer und unter den wachsamen Blicken von Albus Dumbledore und seiner Mannschaft, war man in allerbesten Händen. Ein Fluchtpunkt, eine Trutzburg, jederzeit und immer, und das hieß etwas, das zählte wirklich. Hier konnte man alle Sorgen fahren lassen und sich einzig und allein darauf konzentrieren, Kind zu sein. Nur zu gern schalteten sie alle ab, jeder ein feines Lächeln auf dem Gesicht, und sogar James schaute nicht mehr ganz so geknickt und daneben aus. Er hatte doch auch allen Grund dazu. Verteidiger des Quidditch- und Hauspokals, neuer Schülersprecher, NEWT-Student mit allerbesten Voraussetzungen und obendrein frisch verbandelt mit der Liebe seiner Jugend, wie konnte man da nicht guten Mutes in die Zukunft sehen? Seine Mutter würde es so wollen. Kein Zweifel.

Es wirkte. Hogwarts wirkte. Mit einem Mal laut auflachend, als habe er einen vor Stunden gerissenen köstliche Witz endlich kapiert, breitete Remus seine Arme aus und zog Peter auf der einen und Sirius auf der anderen Seite dicht an sich heran, drückte ihre Schultern so unerwartet und fest, dass Pettigrew ein mausiges Johlen entkam und Black beinahe umgekippt wäre trotz seines wesentlich höheren Gewichts. „Jungs,“ proklamierte er mit einem so eindeutigen Blick in Lilys Richtung, wie von unten her, dass ihre Mitgliedschaft eindeutig hervor gehoben und bestätigt wurde – auch wenn das Geschlecht nicht stimmte. „Willkommen Zuhause!“ Und das Mädchen lupfte mit einem „hört, hört!“ den ausgestreckten Finger, und James lachte nur noch mehr und schlang einen Arm fest um ihre Taille, um sich zu ihr herüber zu beugen und sie laut und offen auf die Wange zu küssen, dass es auch jeder hier sah: Diese Frau gehört zu mir!

Könige des Hauses, Platzhirsche, Herren auf weiter Flur, so kehrten die vier Rumtreiber und ihre weibliche Erweiterung ein letztes Mal auf das Parkett der Schule zurück, unangefochten Filchs #1 auf der Liste der Störenfriede, ganzer Stolz von Gryffindor und scharf beäugt von jedem, der grünes Innenfutter in der Robe trug, und auch das Grüppchen aus Siebtklässlern am Treppenaufgang zu den Verließen musterte sie mit abschätzig gehobenen Oberlippen und vor Abscheu gerümpften Nasen. Egal, wie angeekelt sie dreinschauten. Keine Chance. Aber während Avery und Mulciber, Rosier, Wilkes und Carrow sich mit mahlenden Kiefern abwandten, konnte Severus Snape seine Augen nicht von diesem Bild nehmen.

Er sah alles. Wie herangezoomt von einer Weitwinkelkamera. Zeitlupe, jede Bewegung, jede Geste, jedes Ändern der Mimik, es entging ihm nicht. Das S in Gold auf Silber direkt neben dem rot-goldenen Wappen des verfeindeten Hauses, es sprang ihn regelrecht an, als wolle es sich ihm ins Gesicht bohren. Schulsprecher. Weisungsgebender Oberster. Im Falle der Abwesenheit aller Lehrer ihrer aller Anführer. Schlimm genug. Nicht das Furchtbarste, das Grausamste, was das Schicksal ihm antun konnte, und bleiche, kränklich gelbe Blässe stieg im Kopf des dürren Jungen hoch, und in den zu langen und zu weiten Ärmeln seiner aufgetragenen Robe ballten sich seine Hände zu Fäusten, denn Lily, seine Lily, Lily Evans, schmiegte sich zärtlich an ihn und schloss die Augen in Verzückung, wie sie seinen Kuss erwiderte, und Severus spürte, wie tief in ihm drin irgendetwas in einem letzten Schlag zerbrach.


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