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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Auf das Glück

von Teekon

„Ein Toast!“ rief der junge Mann aus. „Ein Toast auf das Brautpaar!“ schallte die kräftige Stimme durch den kleineren der beiden Festsäle, übertönte das laute Lachen und Durcheinanderreden, die ruhige Musik von nebenan, und sogar der Pulk an Hochzeitsgästen rings um ihn herum konnte sich von einander losreißen und sich ihm zuwenden. „Hört, hört!“ antwortete James Potter und reckte einen Finger gen Decke, und die Versammlung aus Schulfreunden am Rande der großen Feier stimmte lautstark zu.

Ein wunderbar klarer Tag, der Himmel so rein und hell in seinem Blau wie frisch gewaschen, und nur winzige, dünne Hochnebelschleier zogen langsam und zerrupft darüber hinweg. Fast weiß erschien der Horizont, wo sich dicht stehende Eichenwäldchen direkt daran anschlossen, die Wipfel so herrlich dunkel belaubt, die Stämme von feinstem Hellbraun, wie gutes Leder. Die Wiesen waren ausgedörrt von einem langen und sehr warmen Sommer, in dem die Britischen Inseln ihrem Namen als von Regen verwöhnte Eiländer nicht gerade wahre Ehre gemacht hatten. Ein trockenes, verspieltes Rascheln brachte das in die dennoch hoch gewachsenen Gräser, wie sie in einer nun langsam auffrischenden Brise vom Atlantik her zu schaukeln begannen.

Unerträglich war es oft gewesen in der großen Stadt, die Hitze kaum auszuhalten, nur barfuß, nur spärlich (und ganz und gar unzauberisch) bekleidet auf dem schmalen Balkon über der engen Gasse in Soho. Nicht einen Gedanken dennoch verschwendet an das so einfach mögliche Entkommen. Eine kurze Pirouette auf der Stelle und schon hätten sie am Fluss in Wales sein können, Fliegenfischen auf Muggelart, oder auf der Wiese zwischen Fulford und Heslington, oder an irgendeinem der unzähligen Strände von Südengland, doch sie hatten es nicht getan. Genossen, diese Freiheit, die London zu bieten hatte. Nicht mehr wichtig nun, denn der Sommer neigte sich seinem Ende zu.

Längst wurden die Nächte empfindlich kühl, und wenn die morgendlichen Nebel über die Themse waberten, dann verfingen sie sich in dicken, glitzernden Tautropfen in den kunstvoll gewebten Spinnweben in den Hecken und Sträuchern der Parks. Wie mit feinstem Puderzucker bestreut, schauten die gepflegten Rasen von St. James und Kensington aus, so dicht über dem Boden schwebte kondensiertes Wasser, wie es in der rasch aufheizenden Sonne verdunstete. Wundervoll war das und verfärbte die ersten Blätter zu goldenem Gelb und leuchtendem Rot an den Ahornbäumen und Platanen und Buchen, während Astern ihre strohigen Köpfe reckten und den Herbst ankündigten. Bald schon würde die Sonne früher die Erde küssen, und dann würde sich das Licht verändern und satter und herber werden, ehe noch der scharlachfarbene Hogwarts-Express seine Reise gen Norden antrat.

Hier draußen auf dem Land, nicht allzu weit entfernt von Axminster, zeigte es sich einerseits noch eindrucksvoller mit sich sammelnden Vogelschwärmen und glühenden, reifenden Äpfeln an den Zweigen, und andererseits verzögert, wie die weiten Felder voller Korn noch hoch standen und schwankten und sich treiben ließen, wenn ein weiterer, breiter Streifen Landregens über sie hinweg zog. Dunkle Wolken, ganz weich und verwaschen, noch gestern waren sie nahezu über das Firmament gerollt, unterbrochen von hellen, strahlenden Flecken aus Sonnenschein, und Licht und Schatten hatten gespielt auf den Feldern von Devon. Aber heute war alles anders, heute wollte das Land mit ihnen feiern.

Keine kleine Veranstaltung, natürlich nicht, bei einer so alt eingesessenen Zaubererfamilie. Ein ganzes Rugby-Spielfeld war da wohl angemietet worden, allein um den kleinen Baldachin und die im Freien stehenden Stuhlreihen für die eigentliche Zeremonie aufzustellen, während hohe Stehvasen aus weißem Porzellan in schlanker Form mit hängenden Gestecken gefüllt die Spaliere säumten. Wirklich hübsch, die goldenen Hanfseile zur Abtrennung, und mit einem praktischen Anti-Schmutz-Zauber belegt die weiße Stoffbahn mitten durch das Aufgebot hindurch, auf dem die Braut zu dem naturbelassenen Altar in Form eines Menhirs geschritten war. Ein alter Freund der Familie hatte die Trauung vorgenommen, irgendein fürchterlich betagter Zauberer des Ministeriums, gleich die Papiere korrekt aufgesetzt und alles in Ordnung, damit auch ja alles seine Richtigkeit hatte und niemand etwas zu meckern haben konnte. Als wenn irgendjemand diese Verbindung hätte anzweifeln können!

„Lächerlich,“ hatte Sirius geschnaubt, wie sie darüber gesprochen hatten, und Sturgis hatte sich fast an der Olive in seinem Martini verschluckt, so hastig und heftig hatte er zustimmen wollen. Einfach fabelhaft unkitschig war es gewesen, ganz nach dem Geschmack der 'harten Jungs' unter ihnen, und selbst jetzt, wo es schon Stunden her war und sich der Abend vor den blanken Butzenscheiben des Lokals ankündigte, konnte das Mädchen sich darüber kaum einkriegen. Wie man nur so bescheuert daher quatschen konnte! Sie jedenfalls hatte genau gesehen, wie Black sich ein Tränchen aus dem Augenwinkel gewischt hatte! Ganz zu schweigen von James' verklärtem Lächeln. Nur Peter summte noch immer vor sich hin und wippte von den Hacken auf die Zehen und zurück mit hinter dem Kreuz verschränkten Händen, während Remus seine Weißweinschorle rundherum im Glas kreisen ließ und abwesend zu Boden stierte.

Sie waren nicht allein, die 'fünf' Jungs aus dem Turmzimmer von Gryffindor, sondern umgeben von so vielen bekannten Gesichtern, wie es sonst in der Öffentlichkeit selten geschah. Vielleicht wäre es nicht ganz so fremden Menschen aufgefallen, wie gut sie über einander im Bilde waren, wo doch einige von ihnen schon so lange die Schule verlassen hatten, doch den Hochzeitsgästen fiel es nicht auf. Diese jungen Leute hier, Freunde, mehr als Bekannte, heimliche Mitstreiter in einem schweren Kampf, kannten Seiten von einander, die mehr offenbarten als selbst der Hut von Hogwarts es konnte. Die gesamte Jungriege des Phönixordens hatte sich geschlossen versammelt, um die Gläser zu erheben.

In dem größeren der beiden Säle schnatterten noch die Anverwandten, während klappernd und klirrend das Geschirr von umherwuselnden Hauselfen abgeräumt wurde, und irgendwo dort hinten erhaschte man einen Blick auf die Mutter des Bräutigams. Aufrecht wie immer, in ein heute hellblaues Kleid gehüllt, trug sie ungeniert ihre beste Handtasche in schreiendem Rot vor sich her, und der Hut hätte der Queen höchstpersönlich beim Pferderennen Konkurrenz gemacht. Ein fabelhaftes Weib, die gute Witwe. Stolz wie ein Paradiesvogel auf ihren einzigen Sohn, zurecht, wie eben besonders Mr. Black niemals müde wurde zu erwähnen, und mehr als zufrieden mit seiner Wahl obendrein. Nicht, dass Frank Longbottom sich jemals von diesem Schritt hätte abbringen lassen. Eben genau das hatte er von seiner Mutter geerbt: Das Rückgrat.

Und er sah toll aus in seiner maßgeschneiderten Hochzeitsrobe! Schlicht und dennoch elegant, hervorragend angepasst an seine muskulöse Gestalt, aber – wie Podmore nicht umhin kam zu erwähnen – schaute nichts daran so gut aus wie die junge Dame an seinem Arm, die von nun an den Ring seiner Mutter und dazu seinen bescheuerten Nachnamen tragen würde. Aus Alice Prittchard war an diesem wunderbaren August-Tag Alice Longbottom geworden. Vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt dafür, aber der perfekte Moment.

„Ein Toast auf Alice und Frank,“ setzte Sirius erneut zu einem Versuch an und hob den Cognac ein wenig höher, prostete bereits dem ganzen Haufen zu und überhörte auch Emmelines und Marlenes bescheuertes Kichern, oder er tat zumindest so. Schmeichelhaft doch, das, sein Ego nur ein wenig mehr kitzelnd. „Das – und bitte verzeiht mir, wenn ich das sage - unbestritten berechnbarste Pärchen, das Hogwarts je hervorgebracht hat!“ schielte er wie von unten her zu ihnen auf und brachte sie damit alle zum Lachen. War doch eben so! Schon während der Schulzeit klar wie Kristallwasser! Nur eine Frage der Zeit, bevor aus zwei hervorragenden Schülern erst die beiden besten Jungauroren seit Alistor Moody und schließlich Ehemann und Ehefrau werden mussten.

„Auf Alice und Frank!“ antwortete eine halbe Schulklasse, zusammen gesetzt aus verschiedenen Häusern und Altersstufen, und die hohen Gläser klirrten fein und melodisch aneinander, während das Brautpaar sich nur noch enger und fast verlegen lächelnd aneinander festhielt. Schon merkwürdig irgendwie. So viel älter als sie waren die beiden Ministeriumsangestellten doch gar nicht. Und jetzt sowas. Wer wusste das schon? Vielleicht lief im nächsten Jahr schon ein kleines Paar Füße mehr mit? Erschauerlich, die Vorstellung, diese kribbelige Mischung aus Schrecken und Schönheit im Angesicht einer solchen Verantwortung. Einen kurzen Augenblick verlor Remus die Kontrolle über sein sorgsam geschwenktes Getränk, und die sich hoch auftürmende Welle rollte durch das Glas und verebbte nur sehr langsam in wieder gleichmäßigerem Schwung. Warum sich darüber Gedanken machen? Niemals.

Gleich neben ihm, er konnte es nicht einmal aus dem Augenwinkel wahrnehmen, so dicht auf standen die beiden Freunde, drückten James' Finger ein wenig fester zu, und Lilys schlanke Glieder antworteten vorsichtig, begleitet von einem halb zwinkernden, halb lächelnden Seitenblick, den der junge Mann erwiderte. Es drängte sich förmlich auf, obwohl es verrückt war nach so kurzer Zeit. Wie lange jetzt gingen sie miteinander aus? Und seit wann konnte man es als etwas Festes bezeichnen? Keine zwei Monate. Sie wussten es beide, es war der Krieg, es war der Schock vom Juli, die Tatsache, dass keiner von ihnen mehr allein auf die Straße gehen konnte oder es zumindest nicht unbedingt tun sollte. Aber das war egal, sollte es auch pure Unvernunft und völlig überstürzt sein. Denn gleichzeitig waren das glimmende Kohlen ganz tief drin im Bauch, die einem zu zurufen schienen: Es ist richtig! Es könnte die einzige, kurze Chance auf Glück sein. Sich ein bisschen enger aneinander festhalten.

Was da geschehen war nach jenem Disco-Besuch an einem so normalen und alltäglichen Samstagabend vor gerade einmal vier Wochen hatte eingeschlagen, als wäre es wirklich eine IRA-Bombe gewesen. Wie Voldemort sie gefunden hatte, das war nicht schwierig zu erraten, sorglos und offen, wie sie damit umgegangen waren, und öffentlich, wie ihr Auftritt gewesen war. Die Besitzer des Lokals mochten es für eine Nachwirkung des für sie falschen Alarms halten, dass viele Stammgäste nicht mehr hinkamen, aber junge Hexen und Zauberer wussten es besser. Die Angst saß tief nun bei den Muggelgeborenen. In solch großen Pulks wollten sie nicht mehr zusammen kommen, genau so in Furcht vor Anschlägen wie ihre Onkel und Tanten und Cousins und Cousinen vor dem Terror der nordirischen Freiheitskämpfer. Nur dass sie gezielt ausgewählt wurden, dass sie nicht zufällige Opfer sein sollten. Voldemort wollte sie. Nur sie allein. Weil sie 'die Magie gestohlen hatten'.

Aber nicht nur das, schlimm genug wie es war, beunruhigte den Orden des Phönix und jeden Gegner der schwarzmagischen Ideologien. Das war eine Jagd gewesen. Ein gezielter Angriff. Einen oder mehrere der Jüngsten in die Hände bekommen, zum 'Dialog', wie Malfoy das ausgedrückt und damit netterweise verraten hatte, worum es ging. Informationen. Das mochte gut erscheinen im ersten Moment, denn es hieß, dass Tom Riddle und seine Anhänger ahnungslos waren, dass ihnen wichtiges Wissen fehlte, das sie unbedingt und unter großem Einsatz zu erlangen suchten, und das konnte eigentlich nicht verkehrt sein. Doch es brachte sie alle in Gefahr. In schreckliche, mehr als tödliche Gefahr. Aus gestandenen Zauberern bestand der Orden, aber auch zu einem recht großen Teil aus unerfahrenen jungen Leuten, und Potter und Evans waren nicht die einzigen, die nur knapp einem solchen Anschlag entgangen waren.

Verrückt mochte man das nennen, wenn man Franks Geschichte kannte, wenn man ihn je in Aktion erlebt hatte, und dennoch hatten sie es versucht. Dolohov mit dabei zwar statt des verletzten Travers, und trotzdem hatte nur Voldemort selbst die Waagschale in Richtung der Todesser ausschlagen lassen. Man griff nicht zwei so unglaubliche Auroren wie Alice und Frank zur gleichen Zeit an und erwartete nicht kräftig eins auf die Fresse. Das hatten sie bekommen, oh ja, aber die Rettung war auch hier nicht ihr eigenes Können gewesen. Moodys Patrouille, ein Haufen Veteranen mit jahrzehntelanger Erfahrung gegen derartige Angriffe, war von Nöten gewesen. Entkommen. Genau so knapp und gerade eben noch wie das zweite Pärchen hier unter ihren Freunden. Und während der Orden die Vorsichtsmaßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen für seine jüngsten Mitglieder immer enger zog, begann man auf den Straßen, den Namen des schauderhaften Dunklen Lords nur noch zu flüstern, und dabei zitterten die gewöhnlichen Hexen und Zauberer in eisiger Gänsehaut aus Furcht.

Zusammentreffen wie das heutige fanden unter dem komplizierten Fidelius-Zauber und Apparier-Schutz statt, und die Älteren schüttelten traurig die Köpfe und erinnerten sich an ihren runden Tischgesellschaften daran, wie es gewesen war zu Grindelwalds Zeiten, noch nicht lang genug zurück liegend, wo selbst die Muggel Krieg geführt hatten, wo alles auf dem Kopf gestanden hatte. Sich erneut nicht frei bewegen zu können, dem besten Freund kaum trauen zu können, ohne knacksichere Passwörter zu benutzen und einander mit nervenden, schmerzenden Fragen erkennen zu müssen, es stand ihnen ins Gesicht geschrieben, wie sehr es auf den Schultern lastete. Nie wieder würde so etwas geschehen, hatten sie gehofft, es ihren Kindern und Kindeskindern ersparen wollen, und nun war es wieder so weit, und mit dem grässlichen Potential, noch schlimmer zu werden als zuvor. Und das nicht nur, weil Lord Voldemort nicht auf dem fernen Festland sein Zuhause hatte.

Heute sollte all das gleichgültig sein. Sie wollten es vergessen, wollten feiern und essen und trinken und tanzen auf der Hochzeit guter Freunde, die sich trotz der schwierigen Lage diesen Schritt zutrauten. Auch wenn überall Spuren des Krieges zu erkennen waren, auch wenn sie an jeder Ecke, selbst hier in den herrlich schönen Räumlichkeiten eines altenglischen Inns, stets daran erinnert wurden, drehten die jungen Leute ihre Fröhlichkeit und Lebendigkeit wie Springbrunnen auf, fast zu hoch sogar, und lebten. Die einzige Möglichkeit. Und nur hin und wieder, ganz leise, mischten sich unter ihre protzenden und überheblichen Erzählungen, ihre stolzen Berichte von ausgetragenen Gefechten und kühnen Meisterstücken für die Anderen die flüsternden Sorgen. Wie die graue Farbe in Edgars markantem Gesicht, obwohl er lächelte. „Er macht sich Gedanken um seine Kinder,“ hatte Archie, der Bruder der Braut, gewispert und ihn nur vorsichtig taxiert, eine Antwort von niemandem notwendig. Natürlich tat er das. So jung noch, die Kleinen, und ihr Vater im Orden, ihr Vater auch im Ministerium ein Ahnder von schwarzer Magie, wie seine ältere Schwester in der Strafverfolgung tätig. Drohungen blieben nicht aus. Doch ein Bones gab niemals klein bei.

„Ich hätt' euch zu gern gesehen,“ grinste Dirk Cresswell mit seinem Aperitif in der einen Hand und toastete Sirius noch einmal extra zu, als könne er die grünlich bleiche Übelkeit noch erhaschen, die den selbstbewussten Mr. Black an jenem Abend im Griff gehabt hatte. In einem Auto geflohen! Dieser Haufen hier, diese so unglaublich zauberischen Mistkerle! Und auf der Rückbank, cool und Herrin der Lage, Lily Evans! Man mochte es sich zu gern nicht nur vorstellen! Und was machte Sirius? Er warf sich regelrecht in die Brust und lachte auf, als wäre er der Held des Tages gewesen. „Ich sag's immer wieder: Es gibt genug Muggelartefakte, an denen auch ein so hervorragender Zauberer wie ich Gefallen finden kann!“ spielte er auf den sagenhaften Geschwindigkeitsrausch gepaart mit erheblich höherem Komfort als ein Besen an und wackelte mit einem ausgestreckten Zeigefinger herum. Darüber mussten einfach alle lachen.

Kaum zu fassen! Wer hatte so etwas schon mal erlebt? Einen Hexer, einen Black obendrein, der ein ausgesprochenes – ja, er hatte das selbst so genannt – Schlammblut wie den Ravenclaw Dirk um Hilfe bat, und das nicht bei irgendwas. „Nächste Woche nehm' ich dich mit, Sirius,“ versprach der gute Schüler erneut und nickte mit fest ineinander geschobenen Brauen und zusammengepresster Lippe, und Marlene kicherte sich fast verrückt, während Caradoc Dearborn nur den Kopf schüttelte und einfach den Mund hielt. Das war sowieso besser. Für ihn, für Sirius, für die ganze Stimmung, denn so richtig verziehen hatte seine Familie ihm noch immer nicht, auch über ein Jahr nach der Eskapade mit seiner kleinen Schwester nicht. Das hielt ihn nicht von Engagement in der gleichen Sache ab. „Sirius Black will ein Motorrad kaufen!“ konnte Emmeline es nicht fassen und klopfte sich sehr undamenhaft auf die Schenkel.

„Kennst du überhaupt die Straßenverkehrsordnung?“ erkundigte sich Sturgis, mindestens genau so penetrant alle Zähne zeigend wie der muggelstämmige junge Mann neben ihm, und das Wort allein provozierte einen erneuten Lachkrampf aller Anwesenden. Als hätte er was Unanständiges gesagt – Damenschlüpfer oder sowas – so stellten die sich an. Prustend winkte Sirius ab und rollte mit den dunklen Augen. „Also, bitte, Mr. Podmore!“ ereiferte er sich und konnte kaum das Grinsen unterdrücken. „Ich habe vielleicht merkwürdig unzauberische Vorlieben, aber ich bin dennoch der nächste Mr. Black schlechthin, nicht wahr?“ Fabelhaft, wie er das noch immer betonte, wie er nicht davon abließ, das rechtmäßig nächste Oberhaupt einer schwarzmagischen, rassistisch reinblütigen Sippe zu sein, stinkendreich und skrupellos. „Selbstverständlich belege ich das gute Stück mit einem Flugzauber!“ Und dabei reckte er das Brustbein so sehr raus, dass ihm fast die Knöpfe von der grau-schwarz gestreiften Weste sprangen.

Eine Vorstellung, wie sie ungeheuerlicher kaum sein konnte. Ein Motorrad, in ausladenden Schleifen und mit knatterndem Motor über Soho fliegend! Ob er sich wohl einen Parkplatz auf dem Dach seines Wohnhauses dort unten zwischen Picadilly und Oxford Street mieten konnte? Oder würde sein Hausmeister diese Bitte irgendwie seltsam finden? Fast lauter als beide Familien nebenan im größeren Saal lachten sie, kringelten sich fast auf dem Boden in ihren herausgeputzten Festroben, wie sie darüber spekulierten, und sogar Caradoc grunzte ein wenig und schüttelte sich, konnte aber das Amusement nicht verbergen. Black war schon ein wahrer Teufelskerl. Auch wenn er sich Serena gegenüber wie der letzte Saftarsch verhalten hatte. Sie hatte Recht: Man konnte ihm einfach nicht böse sein. Zumindest nicht für lange. Nicht, wenn man ihn Auge in Auge erlebte.

Hätte man ihn nicht fortgerufen, wäre gerade sein bester Freund nicht aus dem Grüppchen heraus getreten, mit Sicherheit nicht. James liebte ihn. Gerade deswegen. Weil er so furchtbar laut und lustig war, selbst im Angesicht von Schrecken und Tod, weil er sich nichts verbieten ließ, nicht mal in größter Not. Erfrischend und belebend wie Gin Tonic oder wie ein prickelnder Eiswürfel, wie kitzelnde Sonnenstrahlen an einem Frühlingsmorgen, die einen aus dem Schlaf rissen, so war Sirius Orion Black. Seine Gesellschaft jemals missen zu müssen, das konnte und wollte James sich nicht ausmalen. Zärtlich fast lächelnd, ließ er die Hand des Mädchens sacht aus seiner gleiten und gab ihr mit einem Nicken und einem verlängerten Lidreflex zu verstehen, dass er dem Zuruf kurz folgen wollte, um gleich wieder bei ihnen zu sein.

Sirius bemerkte es kaum, wie sein bester Freund gemächlich hinüber schritt zum nun geöffneten Fenster, wo der junge Gastwirt auf ihn wartete. Lieber heizte er seinen unglaublichen Charme nur noch mehr an und brachte die ganze Bande zu schreiendem Lachen. Sogar Moony genoss diese Albernheiten, diese Abwechslung von einem düster gewordenen Alltag und ließ sich darin gefangen nehmen, vergessen alle Sorgen, für ein paar kostbare Stunden. Sowas schaffte nur Tatze. Ohne ihn das Leben ein gutes Stück finsterer. Und ohne sie, das Mädchen gleich neben ihm, das ihm mit einem bloßen Ellbogen in die Seite knuffte und ihn verschmitzt angrinste, nichts wirklich zu ertragen. Solange sie da war, konnte er alles. Selbst ohne sie. Auch wenn das keinerlei Sinn ergab. Auch wenn sie dabei ununterbrochen ein halbes Auge und mindestens drei Viertel ihrer Gedanken bei dem anderen Mann dort vorne hatte.

Erst hätte er es fast nicht gesehen, diese steile Falte, die sich auf Lilys Nasenwurzel geschummelt hatte, und schon im Begriff gewesen, sich wieder Sirius' Show zu zuwenden, bog Remus hastig den Hals wieder in ihre Richtung und musterte das wunderschöne Gesicht. Die Sommersprossen ihrer Kindheit längst verloschen darin, schwammen Sorgen auf den Hornhäuten, aber nicht die mittlerweile so unterschwellig normal gewordenen Ängste, die der Krieg mit sich brachte. Es war etwas Akuteres, Aktuelleres, und selbst die Brauen ineinander schiebend, folgte Remus ihrem Blick hinüber zu ihrem Freund, der allein dort stand, und das Licht der herrlichen Spätsommersonne wurde getrübt von dem dunklen Schatten auf dem Sims.

Es war die Waldohreule der Potters, die dort hockte, stumm und still und unbewegt, während ihr Herr mit bleichen Zügen die Zeilen überflog, die sie ihm gebracht hatte. Ein kurzes Pergament, nicht viel mehr als eine Notiz, hielt James in den Händen, vornübergebeugt, als wäre er mit einem Mal nicht nur extrem kurz-, sondern auch noch weitsichtig geworden und seine Brille reiche ihm nicht mehr aus. Die leuchtende Robe verlieh ihm nicht mehr den eleganten Glanz, den er diesen Tag über dargestellt hatte, und sein immer wirres Haar, relativ friedlich geblieben während der Feierlichkeit, schien abzustumpfen und aus der Form zu geraten wie bei einer Katze, die ihr Fell sträubte. „James?“ fragte Remus ein wenig lauter von seinem Standpunkt zwischen all den lachenden Hochzeitsgästen aus, doch der Quidditchkapitän reagierte nicht einmal. Und auch Lilys Ansprache - „James?“ - brachte rein gar nichts. Außer ungeteilter Aufmerksamkeit.

Sie verstummten alle beinahe gleichzeitig, antrainiert in diesen vergangenen Monaten, nicht wie Schülerinnen und Schüler in der Großen Halle, wenn man sie zur Ruhe anhalten musste für Professor Dumbledores Eröffnungsrede. Sirius' Scherze waren vergessen, nicht nur für die Zuhörenden, sondern vor allem für ihn, und genau so alarmiert wie Remus und Lily zuvor, hob er den Kopf und reckte sich, um über Sturgis' breite Schulter hinweg schauen zu können. „James!“ rief er nun ebenfalls. „Hey, James!“ Und so langsam kam etwas Bewegung in den 17jährigen und Jüngsten unter ihnen. Seine rehbraunen Augen hingen halb noch an den Worten auf dem Pergament, während er schon versuchte, aufzuschauen und seine Freunde zu finden, wie sein Adamsapfel hüpfte, regelrecht sprang und ein klickendes Geräusch seinen Kehldeckel öffnete.

Wie gebannt starrten ihn alle an, und so richtig sagen musste er nichts, um ihnen eine Ahnung zu geben. Die Frage war nicht 'was', nicht mal wirklich 'wie'. Nur 'wer'. Noch bevor er den Mund aufmachen und etwas sagen konnte, stolperten seine Freunde vorwärts, der pummelige Peter verzögert herlaufend hinter den schneller Schaltenden, und als Lily ihn erreichte und einfach seine Hände nahm, ungehindert dessen er den Brief noch darin trug, bekam James es endlich heraus. Im Saal nebenan lachte man noch, und das Geschirr klapperte weiter, und der Wind fegte durch die noch nicht abgeernteten Kornfelder, und James Potter wurde von seinen Freunden umringt, wie er ganz durcheinander, wie ein verloren gegangener Krabbler im riesigen Supermarkt, so verwirrt und ängstlich flüsterte: „Meine Mutter.“


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