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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Summer in the City

von Teekon

Lange Balken aus grellem Sonnenlicht warfen kontrastreiche Schatten in die engen Straßenschluchten. Gegen einen wolkenlosen, strahlend blauen Himmel hoben sich die schmutzigen Fassaden aus verwittertem Backstein und ehemals weißem Stuck ab, und die Fenster darin glitzerten entweder frisch poliert oder schluckten das sommerliche Licht gänzlich weg vor speckigen Schlieren. Grüne Pflanzen mit spitz zulaufenden, raschelnden Blättern auf freien Simsen spiegelten sich verzerrt in den offenen, sich bewegenden Scheiben, und wehende Vorhänge und Gardinen suchten sich ihren Weg hinaus in eine schwache, angenehme Brise, die durch die Gassen huschte. Wäsche, fast schon trocken, bevor sie aufgehängt wurde, flatterte an bunten Plastikkneifern an quer über die Straße gespannten Schnüren in den oberen Stockwerken, während darunter faserige, karoförmige Muster aus Hell und Dunkel entstanden.

Wahnsinn, wie heiß es war. Flimmernd tanzte die Luft über den Dächern aus Blech und gebogenem Zinn, angelaufen und grünlich von Oxidanz, hier und da blank gescheuert altmodisches Kupfer zum Vorschein gebracht. Wie Palmen einer Oase schauten die runden Schornsteinessen daraus hervor wie bei einer Fata Morgana in der Wüste, und auch über dem Asphalt glühten die Moleküle förmlich. Als koche der Teer schon, als verdampfe jegliche Feuchtigkeit aus den Ritzen zwischen den Schottersteinchen, während die kleinsten Gräserchen zwischen den Kopfsteinen elendig verdorrten unter solch einem brütenden Feuer. Aber sobald jemand einen Putzeimer mit schäumender Bracke ausschüttete, saugte der ausgedörrte Boden jeden Tropfen davon auf.

Und trotzdem war es wundervoll. Der Wind half, trug Salz und Sand vom Meer herüber, vermischte sich auf seinem Weg mit satten Wiesen, blühenden Blumen, um schließlich den unverwechselbaren Geruch von heiß gewordenen Bürgersteigen und viel zu viel Verkehr angenommen zu haben, ehe er hier in die Gassen tauchte und die Markisen der Geschäfte und Eisdielen und kleinen Bars streichelte. Grüppchen aus Baststühlen und wackligen, dreibeinigen Tischchen reihten sich dort unten auf der Straße aneinander, immer eines nach dem anderen, dicht an die Wände gedrückt, damit noch genug Platz blieb, um dazwischen hindurch zu flanieren. Bänke unter Sonnenschirmen säumten die so typisch mit Holz verkleideten und bunt lackierten Fassaden der Pubs, hinter deren nun offenen, aber dunklen Fenstern die entfernten Lichter über der Theke schimmerten.

Ketten aus Glühbirnen in quietschigen Farben, noch nicht eingeschaltet, waren an den kleinen Flächen aus Putz an den Vorderseiten der Häuser angebracht, und darüber leuchteten die weißen Schilder mit schwarzer und roter Schrift, die Namen der Straßen und winzigen Plätze und engen Gassen von Soho, City of Westminster. Nachts gab es hier Cocktails und Blended Whiskey, aber dafür war es jetzt, zur Mittagszeit, einfach viel zu warm. Salate und vielleicht noch gefüllte Ofenkartoffeln und selbstverständlich Sandwiches, das waren die Snacks des Sommers in jenem Jahr, und der bestechendste Aspekt dieses Stadtteils beschränkte sich auf wohlige Siesta, ein kühles Bier im Schatten der Häuser und exzessiven Genuss von viel zu lauter Musik: Die Menschen, die hier lebten.

Man konnte sich gar nicht satt sehen an dieser Fülle von Leben, dieser Leichtigkeit des Seins, die nur der Sommer mit sich bringen konnte. Alles war so viel einfacher mit Wärme und Sonne am Himmel und diesem herrlichen Duft auf der Haut. Man dampfte es regelrecht von sich selbst ab, brauchte nur einen tiefen Atemzug nehmen und es aufsaugen, zurückgelehnt und zufrieden, die Brust gefüllt mit dreiwertigem Sauerstoff, der schläfrig, benommen und gleichzeitig euphorisch machte, wie er in einer großen Glocke über der Stadt an der Themse lag. Ozonsmog. Das gab es nicht auf dem Land, und trotzdem war es das selbe Gefühl, die gleiche fantastische Stimmung wie draußen auf der Brücke über den kleinen Bach zwischen Fulford und Heslington.

Der junge Mann seufzte und verhakte seine großen Zehen fester in dem schmiedeeisernen Geländer, das er als Widerlager verwendete. Der Stuhl, mit dem er sich gegen die abbröckelnden Ziegel in seinem Rücken lehnte, kippelte gefährlich weit hinten auf zwei klapprigen Beinen, und die ganze Konstruktionen knarzte bedrohlich, wenn er sich nur im Geringsten bewegte. Aber es war ihm egal. So eingekeilt war er auf dem winzigen Balkon, dass er unmöglich fallen konnte. Gähnend, die sehnigen, aber immer noch furchtbar blassen Arme nach oben reckend, schloss er die Augen und legte den Kopf in den Nacken, bevor er die Ellbogen einknickte, um sich mit beiden Händen die eigenen Schultern zu massieren. Trocken die Haut, Salzkristalle winzig darauf zu spüren, wenn er sie so rieb, der Kragen seines einfachen, ärmellosen Shirts weit genug dafür, fühlte sich auch das genau richtig an.

Eine angestrengt gezupfte elektrische Gitarre jaulte ein Solo und hallte in der schmalen Gasse der Newburgh Street wider, wo Remus Lupin auf dem gerade mal etwas breiter als einen Fenstersims imponierenden Erker saß und dem Viertel beim Mittagsschlaf zuschaute. Gerade eben hatte er selbst noch gedöst und geträumt, geweckt von einem Schweißperlchen, das ihm von der mittlerweile hochrutschenden Schläfe den unrasierten Kiefer entlang gerollt war, und so richtig Lust zum Aufwachen hatte er immer noch nicht. Zu schön war es, hier zu hocken, halb liegend, zu beobachten und zu denken, ganz banales Zeug, nichts Hochtrabendes, einfach nur zu genießen, wie angenehm die Wärme war und wie viel ruhiger und gleichzeitig lebenslustiger es zuging im Juli in London.

Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er diesen Platz wahrscheinlich nie mehr verlassen. Fernab von heimlichen Treffen in einem Kellersaal in Wales, auch weit fort von röchelndem Husten in einem abgedunkelten Raum, und auch wenn er sich für einen klitzekleinen Moment für diesen Gedanken schämte, so war es ihm nicht möglich, sich schlecht zu fühlen. Zu gut nunmal, wie sorglos der Sommer machte. Eingeimpft in den Genen. Er brummte, zufrieden eben, holte so tief Luft, wie er nur konnte und schaltete seine Sinne wieder komplett ein, um wieder in die wache Realität zurück zu kehren.

„Da sind noch Eiswürfel drin,“ behauptete Sirius Black und deutete auf die große Phiole, die er auf dem Tischchen in der Ecke seines Wohnzimmers abgestellt hatte. Ein einfacher Gefrierzauber, und schon musste man Getränke nicht mehr als lauwarme Brühe zu sich nehmen. Stöhnend bedankte Peter sich und rollte, eine einzige Kugel aus Speck und Schweiß, quer über das dunkle Parkett, um sich noch ein paar der glückseligen Kleinode in den Tee zu kippen. „Ich raff's nicht,“ keuchte er dabei und wischte sich über die flache Stirn. „Wie halten die Muggel das aus?“ Während Black noch die Achseln zuckte und die Lippe verzog, rollte der Älteste auf dem Balkon zuerst mit den Augen und schüttelte dann den Kopf, wie er vorsichtig seinen Schädel auf dem Hals herum drehte und das Kinn gegen die Schulter fallen ließ. „Kühlschränke, Wurmi,“ erinnerte er ihn an das große, summende Ding in der Küche seines Großvaters und zauberte damit ein verlegen errötendes Lächeln auf Pettigrews Gesicht. „Oh,“ kicherte Peter und hob entschuldigend die Arme.

Sein schiefstes Grinsen, träge und verpennt jedoch, setzte sich auf Remus' Miene fest, wie er mit halb geschlossenen Augen, die Lider wie Jalousien heruntergelassen, über die eigene Schulter in den kühlen Raum mit der hohen Decke hinein schaute. Naja. Nicht gerade die Meisterleistung eines künstlerisch begabten Innenarchitekten, aber ausbaufähig, definitiv mit Potential, das neue Zuhause des abtrünnigen Sohnes, und zum Wohlfühlen allemal. Noch nicht wirklich vollständig im Sinne eines Zauberers renoviert (wenn man das so nennen konnte, was man da machte, wenn man den Stab wedelte und die Dinge so hatte, wie man sie wollte), aber Sirius schien es damit nicht allzu eilig zu haben. Offenbar gefiel ihm dieses Provisorium, dieses heillose Chaos, und so richtig fertig war eigentlich nur die eine Ecke, in der Remus seine Nächte verbrachte.

Sicher, er hätte jeden Abend nach Hause apparieren können, so wie Peter das machte, so wie James es tat, aber die letzten Tage hatte er sich das geschenkt, war nur kurz daheim gewesen, um Edward zu unterstützten und nach dem Rechten zu sehen, hatte einfach mal da raus gemusst. Es war nicht für lange, es war nicht viel, aber es half, es gab neue Kraft. Einfach mal ein wenig Zeit verbringen mit den Jungs, auf Black aufpassen, diesen Holzkopf, der allein sowieso nur Mist baute und womöglich noch in ernsthafte Schwierigkeiten geriet, so ganz für sich im großen London. Und dann noch ausgerechnet in diesem Viertel. Remus grinste noch etwas mehr und rollte den Kopf zurück in die auffrischende Brise, die eine Tischdecke an der Leine aufblähte wie ein davon fliegendes Zirkuszelt und ihm sanft durch die feuchten Haare wischte.

Grunzend richtete Sirius sich wieder auf und kam aus der Küche zurück, die Butterbierflaschen klimpernd aneinander schlagend. „Klugscheißen einstellen, Moony!“ verbot er sich solches Geschwätz in seinem Zuhause, trat barfüßig in seinen Schlagjeans und einem viel zu eng anliegenden weißen Oberteil an der Fensterfront entlang, bis er die offene Balkontür einsehen konnte. Natürlich reagierte Remus darauf gar nicht, und das hatte er auch nicht erwartet. „Hier, fang!“ rief er ihm zu und deutete den Wurf nur an, bis Lupin, ohne überhaupt aufzusehen, die Hände öffnete und in Fangposition brachte. Offenbar fand Peter Bier noch besser als Eistee, und er seufzte wohlig, wie Sirius auch ihm eine Flasche reichte.

Wundervoll, wie das blendete, wenn das Mädchen zwei Stockwerke über ihnen, schräg gegenüber in dem Haus mit den vielen rotblühenden Geranien in Hängetöpfen an der Front, das Fenster ein wenig weiter aufstieß. Sie summte dabei, und auch wenn Remus es nur sehr leise hören konnte, schmunzelte er davon. Er kannte den Song, der wurde oft gespielt, Softrock, und die Versuchung war groß, einfach ebenfalls den Kehlkopf in der Melodie mitvibrieren zu lassen. „Lay back in the arms of someone“. Als hätte sie ihn genau so schwach nur wahrgenommen, hielt sie inne, da oben, fast verschämt, bis sie den jungen Mann auf dem Balkon entdeckte. Eine Strähne dunkelblonden Haares, unfrisiert und locker zusammengebunden, wischte sie sich aus der Stirn, wie sie lächelnd und wortlos grüßte. Auch solche Dinge fielen eben viel leichter in dieser Jahreszeit. Trotzdem schüchtern errötetend, räusperte er sich und senkte den Blick, um sofort wieder aufzuschauen und sie damit zum Kichern zu bringen.

Petes dicker Hintern schob sich ihm ins Sichtfeld, wie der proppere junge Mann seinen wuchtigen Bauch auf dem Geländer ablegte und stöhnte wie ein Hafenarbeiter nach Beladen der Titanic. Das eine Nummer zu kleine, schmutzig-gelbe T-Shirt mit dem grinsenden Gesicht darauf trug nicht gerade zu einer Verbesserung seiner Gesamterscheinung bei (vor allem, weil der arme Smiley komplett verzerrt wirkte und einen riesigen Schokoladeneiscreme-Fleck mitten zwischen den Augen hatte). Für einen Moment betrachtete Remus sich das, ehe er sich kopfschüttelnd abwandte, um den Kronkorken seiner Flasche irgendwo rechts von sich hübsch versteckt zwischen Körper und Mauer mit dem Zauberstab zu öffnen. Das Mädchen da oben würde denken, er hätte sie am Geländer aufgehebelt.

Sich wieder aufrichtend, um einen tiefen und langen Schluck nehmen zu können, stopfte Lupin das Erlenholz wieder kerzengerade in die hintere Hosentasche seiner abgewetzten Jeans, während Sirius drinnen schon wieder ununterbrochen davon faselte, wie genau er sich das eigentlich vorstellte, die Einrichtung seiner Wohnung, wenn sie erstmal komplett sein würde und all das. Zauberisch hatte er sich das wohl gedacht, so richtig dekadent (und Black'sch, aber das sagte man besser nicht zu laut) mit Stuck an der Decke und riesigen Kerzenleuchtern aus Kristall. Plüschsofas wollte er in einer Ecke aufbauen, dort, wo jetzt Moonys Nachtlager in Form eines alten Canapés aus Onkel Alphards Salon errichtet war. Und natürlich ein Mahagoni-Kaffeetischchen, das müsste unbedingt sein, befand er jetzt gerade wieder, wie er mit den Händen in den Hüften mitten in dem leeren Zimmer stand und gewichtig mit geschürzten Lippen nickte. Seine beiden Freunde draußen auf dem Balkon warfen einander einen zwinkernden Seitenblick zu und grinsten.

Die Küche war schon einigermaßen bestückt, besaß genügend Stühle, um sie alle gemeinsam an dem herrlich duftenden Tisch aus geöltem Tannenholz sitzen zu lassen und zu Abend zu essen, auch wenn Sirius noch immer keine Tischdecke oder zumindest Gedecke dafür angeschafft hatte. Gekocht wurde auf einem eigentlich eher zum Heizen denn zum Brutzeln gedachten Ofen aus geschwärztem Eisen, den der Patenonkel ihres durchgeknallten Zweitältesten ausgemustert hatte. Im Allgemeinen hatte man sehr das Gefühl, dass Alphard keinerlei Probleme damit hatte, den Sohn seiner verhassten Schwester mit Alteigentum auszustatten, das ihm persönlich nicht mehr fehlen würde. Naja, man sollte nicht meckern, obwohl er Sirius echt als eine Art Sperrmüllverwalter zu missbrauchen schien, immerhin zahlte er die Miete. Vermutlich nur, um Walpurga eins auszuwischen. Aus Prinzip. Aber vielleicht, ja, vielleicht hegte er doch eine merkwürdig Black'sche Affektion für den jungen Mann.

So durfte man Black mittlerweile durchaus bezeichnen, ganz ehrlich. OK, möglicherweise nicht von seinem Benehmen und seiner Reife her, aber rein äußerlich betrachtet, war es nicht mehr abzustreiten. 17 ½ Jahre alt, ausgewachsen nun bei etwas über 6'2'' mit ausladend breiten Schultern und einem Kreuz wie dem von Jesus persönlich, die springenden Locken kürzer geschnitten, dass sie nicht wie eine Löwenmähne abstanden, aber auch nicht unbedingt wie Korkenzieherchen hüpften bei jedem Schritt. Und das ewig durchschimmernden Fläumchen seiner zu erwartenden Manneszierde piekste nun hin und wieder als härter werdende Stoppeln durch die immer braungebrannte Haut. Kein Wunder, dass ihm nicht nur das Mädchen von schräg gegenüber freundlich zuwinkte. Ein bisschen könnte man glatt neidisch werden. Aber nur ein klitzekleines Bisschen.

Seine eigene Reflexion in den spiegelblank gewienerten Fenstern auf der anderen Straßenseite dagegen, die fand Remus kein Stück beeindruckend. Nicht einmal irgendwie interessant. 'Nichts Besonderes' hätte er nicht behaupten können und hatte es auch nicht vor, denn immerhin sah man eine solche Visage nicht jeden Tag. Das war kein Schmiss einer schlagenden Verbindung, das war die Zeichnung des Verfluchten, was da als zwei schräge, nun im Sommer blässlicher leuchtende Striemen quer über den Nasenrücken imponierte. Verhärmt sah er manchmal aus, fand er, wie er sich betrachtete, und eine steile Falte, wie ein umgedrehtes Dreieck, schummelte sich zwischen die Brauen, während er sich das bärtige Kinn voller rot-blonder bis hellbrauner, von Sonne ausgebleichter Kräuselhaare rieb. Nicht das leiseste Fünkchen an Farbe. Immer noch Käse, Milch und Spucke. Erst recht um diese Zeit des Monats.

Aber was wirklich auffiel, oder zumindest, was er sah, wenn er in den Spiegel schaute, das waren diese seltsam helleren Streifen, Strähnchen fast, die sich radiär zu allen Seiten von dem Wirbel ganz hinten am Oberkopf ausbreiteten. Grau. Erste graue Haare, eindeutig. Man mochte bitterlich lachen, auch wenn er für gewöhnlich nur Letzteres tat und dabei fröhlich zu klingen versuchte. Edward war schneeweiß heute, mit knapp sechs Dekaden, ja, und er hatte sehr viel mitgemacht in dieser Zeit. John hingegen ... erst in den vergangenen Monaten war das über ihn gekommen. Und nun? Nun sah er beinahe älter aus als sein eigener Vater. Und mit ihm alterte sein einziger Sohn. Und mit seiner Mutter wurde Remus dünner und dünner.

Die Zähne blitzten so weiß auf in der Scheibe dort vorn, dass er aufmerksam wurde und hinschauen musste, und Peters breites, freundschaftliches Grinsen entlockte ihm entgegen dieser Nachdenklichkeit ein schiefes Lächeln. Der Dicke. Wie der wieder aussah. Wie die letzte Sau. Mit dem Handrücken ausholend, schlug er ihm klatschend vor den Bauchnabel, und der Smiley wabbelte wie ein Fernsehbild bei schlechtem Antennenempfang, hörte nicht mehr auf, weil Wurmschwanz so furchtbar lachen musste. „Hey, Jungs! Jungs!“ rief Sirius von drinnen, und sie fanden ihn, halb hockend, halb kniend, am Rahmen zur Badezimmertür.

Sich am Geländer festhaltend, lugte Remus um die Ecke, um erkennen zu können, was da für Black so interessant war, und Peter trollte sich einfach wieder hinein. Es war sowieso viel zu heiß da draußen, wo zurückgeworfenes Sonnenlicht blitzende Reflexe auf die Hornhäute warf und wie durch eine am Boden liegende Scherbe im Wald als Fokus ein Feuer auszulösen vermochte. „Was is'n?“ fragte er müde, die Zunge kaum bewegend, derweil Black schon mit ausgestrecktem Finger auf einen recht kleinen, sehr dunklen Fleck in der Vertäfelung deutete. „Was meint ihr?“ erkundigte er sich und schaute verschmitzt auf. „Rattenloch?“ Und schon kicherte er weibisch los und brach in sein lautes, bellendes Lachen aus, sowie Peter zu schmollen begann und sich „manno“ maulend die Arme vor der Brust verschränkte. Der Smiley zerknautschte davon so sehr, auch Moony musste fürchterlich gröhlen.

Sie hörten gar niemanden kommen. Die sonst so knarrend lauten Schritte auf den Stufen draußen in dem engen Flur gingen vollkommen unter, wie sie sich auf die Schenkel klopften und sogar Pettigrew davon lachte, weil Sirius Tränen vergoss und sich halb grunzend verschluckte, als Remus vorschlug, hier doch einfach ein Gästezimmer speziell für Wurmschwanz einzurichten („nur benutz' bitte die Toilette wie alle anderen auch, ja?“). Erst als schon die Tür wie von Geisterhand aufsprang, der innen steckende Schlüssel im Schloss sich ganz von allein drehte, rafften sie überhaupt irgendwas. Aber niemand griff nach dem Zauberstab, keiner warf sich in Kampfeshaltung oder hörte auch nur im Entferntesten auf, sich vor Kringeln zu biegen und zu winden. Alles in Ordnung. Hier herein kam man nur mit magischer Erlaubnis.

„Ho ho!“ rief James Potter aus, wie er als Erster in die flurlose Wohnung hinein stolperte, und wie immer wesentlich schneller als er oder irgendein anderer Anwesender (abgesehen vielleicht von ihrem viel größeren Schatten), begriff Lily und lachte schon kichernd los, musste sich die Hand vor den Mund halten. Alberne Kinder waren diese Jungs! Und sie gehörte dazu. Mit Leib und Seele. Sogleich hatte Sirius sein neustes Opfer gefunden, plumpste auf den Hintern und streckte die Beine in den langen Schlaghosen links und rechts von sich, wie er sich auf die Hände nach hinten stützte. „Sieh an, wen haben wir denn da?“ flötete er und pfiff fast durch die Zähne, als das rothaarige Mädchen hinter ihrem Begleiter hervortrat. Ein sagenhaft hübsches Kleidchen trug sie, kurz, bis knapp auf die Mitte der Oberschenkel nur fallend, mit einem rechteckigen Ausschnitt und einem hellblauen Muster auf weißem Stoffgrund, drehte sie sich amüsiert auf dem dunklen Parkett. Umwerfend. Wie immer. Und James? Der strahlte wie ein explodiertes Atomkraftwerk.

Warum? Das musste man nicht wirklich fragen, so verdreht sein ganzes Handgelenk noch immer war. Nur so konnte er ihre Finger halten, und müsste er sich den Arm auskugeln, er hätte es sicherlich ohne zu zögern getan. Aber Lily schaute nicht aus, als wolle sie es ihm allzu schwierig machen. Sich am Rahmen der Balkontür festhaltend, lugte Remus darum herum, dass gerade mal sein hoher Kopf um die Ecke zu sehen war und damit den Eindruck machte, es existiere dazu kein Körper, abgesehen von den Mittel- und Endgliedern dreier Finger, die sein ganzes Gewicht trugen. „Na, ihr Zwei?“ sagte er und zwinkerte. „Wie war euer Date?“

Jetzt war es an der jungen Frau, ein fabelhaftes Lächeln aufzulegen, und sie konnte kaum verbergen, wie Röte in ihre Wangen schoss. Nur hoffen konnte sie, man möge es für Auswirkungen der sommerlichen Hitze oder für Überbleibsel der Anstrengung von vier Stockwerken ohne Fahrstuhl halten, aber das war wohl vergebliche Liebesmüh. Augenblicklich senkte sie verlegen das Gesicht und griff sich an die losen Strähnchen, die aus ihrer lockeren, offenen Frisur mit kleinen Spängchen über den Schläfen heraus fielen. James antwortete für sie beide und grinste, kein bisschen anzüglich oder unverschämt. „Exzellent!“ behauptete er, und niemand brauchte sie ein zweites Mal anzuschauen, um zu verstehen, dass sie das ganz ähnlich sah, und deshalb durfte er ein bisschen vorsichtig an ihrer Hand ziehen, sich zu ihr herüber beugen und sie sacht nur, aber deutlich, auf die Wange küssen.

Das reichte Remus als Bestätigung mehr als aus, und sein Lächeln wurde einen Tick, eine winzige Spur nur, träumerischer, wie er die Lider zu einem verlängerten Reflex schloss und den Griff seiner Finger um den Rahmen bereits merklich löste, um sich wieder auf den Balkon zurück sinken zu lassen. Sehr gut. Es lief wunderbar. Alles perfekt. Die kühle Flasche, längst widerlich aufgewärmt, in seinen Händen drehend, nickte er sich selbst zu. Schnell war das gegangen. Wirklich ganz schön rasch. Vielleicht zwei Wochen der Ferien waren vergangen, ihr erster gemeinsamer Ausgang (vor dem James sich aufgeführt hatte wie ein Pfau mit Durchfall - oder wie Lucius Malfoy mit einem Pilz) gerade einmal 15 Tage her, und schon trafen sie sich zum vierten Mal. Hervorragend so. Prächtig. Den Lügner schluckte er herunter.

„Ihr solltet es euch wirklich ansehen,“ befand James' Stimme irgendwo am Rande seiner Wahrnehmung, und für ein paar Momente lang wusste Remus gar nicht mehr so richtig, wovon er da faselte. Ach, doch, ja, im Hyde Park waren sie gewesen, auf dieser Ansammlung von Muggeln, die dem reinblütigen Mr. Potter vor ein paar Tagen noch Schweißausbrüche beschert hatte. Naja. Was tat man nicht alles für eine süße Lady, was? Lupin schnaubte und schüttelte sacht den Kopf, zusammengesunken auf dem klapprigen Stuhl über der Newburgh Street. Wie Sirius sich vom Boden aufstemmte, bekam er gar nicht mit.

Bierflaschen klirrten, als Peter sich bückte und sein geleertes Exemplar dazu beförderte, sich keuchend aufrichtete und in den eigenen Jeans hängen blieb. Gewöhnen konnte er sich nicht so recht an diesen Stoff, und er verstand einfach nicht, was daran so toll sein sollte. Man schwitzte wie verrückt, und dann klebte der wenig biegsame Denim so penetrant an seinen Hüften fest, dass er sich kaum rühren konnte. Geschweige denn, wieder die Vertikale einzunehmen. Regelrecht an den eigenen Knien hochangeln musste er sich, wischte sich die Stummelfinger erst an dem gewölbten Gesicht auf seinem Bauch ab und langte in die rechte Gesäßtasche, wo er seinen Kamm voller fehlender Zinken aufbewahrte. „Ist das weit?“ schnaufte er außer Atem von dieser Kleinigkeit.

Als wenn es irgendeinen Unterschied machen würde, wie weit es war! Nur hinüber appariert und schon konnten sie durch die Parkanlage schlendern, hinüber zu den kleinen Karussels und Schießbuden, zu Zuckerwatte und Softeis und Musik, und so wie Sirius sich schon wieder die Haare nass machte, gab es da mit Sicherheit auch jede Menge ... Täubchen. Oder sowas. „Ich bin dabei,“ seufzte Black zufrieden, und Peter zuckte die Achseln. Wo es was zu essen gab, da konnte es nicht schlecht sein. „Kommst du mit?“ wollte Lily wissen, wie sie den Kopf aus der Balkontür steckte und lächelnd um die Ecke lugte. Er sah müde aus. Natürlich. Denn der Mond dort oben am klaren Sommerhimmel war fast voll. Ein winziger Schatten huschte über ihre Stirn, Bedauern und Sorge, und eine seltsame Mattigkeit von Kummer flackerte über die schauderschönen grünen Regenbogenhäute.

Wie sie es erwartet hatte. Er schüttelte den Kopf, und trotz des Dreitagebartes („wenn Männer zusammen hausen!“) waren die verhärteten Kiefermuskeln deutlich zu erkennen. „Lass nur,“ beschwichtigte Remus, schaute sie erst von der Seite her an und hob schließlich gänzlich den Kopf. Er half nicht wirklich, dieser milde Versuch eines Lächelns. Zu gut kannte sie ihn, zu vertraut war er ihr, und war es auch das erste Mal, dass sie so echt und ehrlich wissen durfte, was auf ihn zukam, wenn morgen der Abend sich auf Soho herabsenkte, entdeckte sie es gleich. Ein Anflug von Schmerz. „Ich schlaf' ein bisschen,“ erklärte Moony, weil sie nicht antwortete.

So waren die Jungs eben. Sie wussten, wann man ihn zu seinem Glück zwang und wann man ihn lieber in Ruhe ließ, wann er seine Zeit brauchte und wie er sie brauchte, und niemand protestierte, keiner warf ihm mitleidige Blicke zu. Ganz normal eben. Remus' Tag im Monat. „OK,“ zuckte Peter nur die Achseln, schon wesentlich besser aussehend durch den sauber gezogenen Seitenscheitel, und Sirius brummte bestätigend. „Pass auf, daß nicht so viele Mücken reinfliegen,“ ermahnte er den zeitweiligen Zimmergenossen. „Sonst fressen die mich Süßen wieder auf.“ Und dabei fuhr er sich so arrogant und selbstgefällig durch die Haare, dass James genervt röhrte, Pettigrew Luft aus der Unterlippe steil nach oben blies und Lily mit einem „hört, hört!“ lachend den Finger hob. Lupin schloss die Augen und lächelte zärtlich. Lieblingsidioten.

Sie machten sich davon, redend, brabbelnd, plappernd, und dieses Mal waren ihre Stoffschuhe und die Sandalen des Mädchens, zuletzt Sirius' klapperndes Lederschuhwerk, noch bis ins Erdgeschoss zu vernehmen. Jeder hatte seinen ganz speziellen Gang, geprägt von Gewicht, Statur, Geschick und Persönlichkeit, und auch ohne die Ohren des gierigen Wolfes konnte Remus sie alle von einander unterscheiden. Mindestens so vertraut wie ihre Stimmen. Den Hinterausgang würden sie nehmen, in den Hof oder in den Keller, von woaus sie ungesehen apparieren konnten, statt die Straße zu betreten, irgendwo dort unten unter seinen nackten Füßen, die sich weiterhin mit dem Geländer verhakten.

Warm war es, herrlich warm und schön, und die frische, aber nicht annähernd kühle Brise des wehenden Windes, wie er mit der aufgehängten Wäsche spielte, streifte die bloße Haut seiner Arme bis hinauf in die Achsel. Gut tat das. Blau, so blau war das Firmament über den aufragenden Dächern von London, und die runden Essen zeichneten sich dagegen ab wie beim Feuerwerk in jenem Film über ein magisches Kindermädchen, und wäre die Hitze nicht so brütend gewesen, wer weiß? Vielleicht hätte man darum herum tanzen können.

Halb schmunzelnd, halb wehmütig winselnd, lehnte Remus Lupin sich wieder zurück, während das Wasser von den soeben gegossenen Geranien in unregelmäßigen und fabelhaft lauten Kaskaden auf das Kopfsteinpflaster tropfte, sich die Sonne in den geputzten Scheiben spiegelte und das Mädchen zwei Stockwerke höher in dem hübschen alten Haus mit den verwitterten Backsteinkanten dem dösend träumenden jungen Mann auf der anderen Straßenseite dabei zusah, wie er einschlief. Sommer. In der großen, weiten Stadt. Wo das Leben einen kurzen Moment lang so leicht sein durfte.


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Es gibt einen Grund dafür, warum alle großen Fantasy- und Science-Fiction-Filme im Gedächtnis der Leute geblieben sind. Sie haben eine große Tiefe und nicht nur eine oberflächliche Handlung. Und deswegen werden wir in 50 oder 100 Jahren auch immer noch die Harry-Potter-Bücher lesen und hoffentlich die Filme anschauen.
Michael Goldenberg