Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Die Brücke zur Eulerei

von Teekon

Am anderen Ende der Schule beinahe, und vier Stockwerke unter ihnen. Ein ganz schönes Stück für jeden Schüler, selbst wenn man sämtliche Schleichwege und Geheimgänge kannte, die Hogwarts zu bieten hatte. Mindestens fünfzehn Minuten brauchte man, mindestens, und damit viel länger als aus dem siebten Stock hinunter in die Große Halle. Um viele Ecken, endlos lange Korridore hinunter, verschachtelt und hier und da unterbrochen, musste man laufen, das Tempo durch viel zu viele zu schlagende Haken und Treppen aus schmalen, niedrigen Stufen, deren Abstände die Beine schmerzen ließen, herabgesetzt zu einem milden Dauerlauf. Sprinten war nicht machbar. Und das wurmte jeden Einzelnen von ihnen.

Zu spüren war es, eine Spannung in der Luft, unausgesprochene Gedanken über die Vorgehensweise, und obwohl sie alle die selben Ideen und Vorstellungen davon hatten, kamen sie doch zu einem Entschluss. Wenigstens ein kleines Bisschen musste man das Chaos und die verräterischen Spuren beseitigen, bevor sie die Bibliothek verlassen konnten. Black eilte voraus, einen ganzen Stapel von Petes Büchern unter den Arm geklemmt, sprang wie ein Rehbock über das abtrennende Seil zwischen der Verbotenen Abteilung und dem Hauptraum der Bücherei, und seine Schuhe berührten den blanken Holzboden leichtfüßig, als hätte er nun schon in menschlicher Gestalt Tatzes Samtpfoten. Kaum, dass er in dem niedrigen Torbogen verschwunden war, duckte er sich und eilte schnellen Schrittes quer durch den Saal und raus auf den Flur, rechts herum und keine zehn Yards bis zu dem drolligen Wandteppich mit den betrunkenen Kobolden. Ein kurzer Griff, die Verkleidung gelüftet, und schon warf er die Bücher ohne Rücksicht auf Verluste in den stillen, mit Sternenglanz gefüllten Raum mit dem kleinen Steinbänkchen.

Sich beruhigen sollte Peter, abgestellt zur Überwachung der Karte, und er nahm seine Aufgabe äußerst ernst. Wie gebannt starrte er auf das Pergament, die kleinen, wässrigen Augen fieberhaft hin und her schnellend lassend, um den vierten Stock im nördlichen Schlossteil, also ihren Aufenthaltsort, genau so im Blick zu halten wie den Fuß des Westturms, in dem sich die Eulerei befand. Der Punkt mit Namen Bradshagh bewegte sich nur sehr langsam, den schlechten Lichtverhältnissen angepasst, und sogar Pettigrew konnte sich vorstellen, warum er keine Lampe dabei hatte oder zumindest den Zauberstab nutzte. Bloß nicht gesehen werden, von niemandem, wenn er den dunklen Hof, das Stück zwischen dem Seitenausgang des Schlosses und dem etwas abseits stehenden Turm überquerte.

Gleichzeitig sortierte James rasch die herausgerissenen Klemmbretter mit den aufgetackerten alten Tagespropheten, stapelte sie so gut es eben ging in einigermaßen richtiger Reihenfolge wieder an ihrem Platz auf, während Remus und Lily all die vielen Bücher, die sie für ihre Suche aus den Regalen gezogen hatten, mit geübten Griffen hastig wieder an ihre angestammten Orte zurück schoben. Keine zwei Minuten dauerte die ganze Aktion, bevor erst Potter in dem tiefen Loch seiner Reihe erschien, die Hände schon über den Gesäßtaschen in den Rücken gestemmt, und die beiden Jahrgangsbesten sich herumdrehten. Mit einem Kopfnicken in James' Richtung, klopfte Moony dem Dicksten von ihnen auffordernd auf die Schulter, und als hätte er nur auf dieses Signal gewartet, faltete Peter die Karte in einer einzigen Bewegung zusammen und rollte los.

Die Vier allerdings sprangen nicht über das Absperrseil, sondern hakten es aus, schlüpften hindurch und befestigten es wieder an dem kleinen Messinghaken auf dem gegenüberliegenden Torbogen, um die Verbotene Sektion zu verlassen. Sowieso konnten sie nur einer nach dem anderen gehen, viel zu eng der Durchgang, um dann sofort auszuschwärmen und jedem seine eigene Geschwindigkeit zu gewähren. Hier hatten sie nichts verändert, hier war alles beim Alten geblieben, und so mussten sie nur noch eiligst das Gitter verschließen, das normalerweise ab acht Uhr abends fest verrammelt war, um Madame Pinces so heilige Hallen zu schützen. Sirius wartete ungeduldig auf sie, den Zauberstab aus Buche gezückt, unruhig von einem Fuß auf den anderen tretend.

Sobald er nur das erste Klappern von Schuhen auf dem steinernen Boden des Foyers hörte, des kleinen Halbrondells, das der Bibliothek als Vorraum diente, spannte sich der ganze Körper an, und Black knirschte lautstark mit den Zähnen davon. Remus mit seinen langen Beinen war der Erste, der zu ihm heraustrat und sofort seitwärts huschte, um nach dem Faltgitter zu greifen, dicht gefolgt von Lilys fliegender, roter Mähne, sogar in dem spärlich beleuchteten Gang noch intensiv in der Farbe. James war ihr gleich auf den Fersen, musste sich beinahe an ihr festhalten, um sie nicht vor sich her zu schieben, und Peter schnaufte schon, wie er zuletzt die Bücherei verließ. Ein schepperndes Prasseln gab das Tor von sich, als Remus es auseinander drückte und einrastete, und das Schloss knackte blechern. Zu.

Keine verbale Kommunikation war mehr notwendig. Nur eindringliche Blicke, rasch durch die Düsternis geworfen, simple Gesten mit Händen und Kinn reichten aus, um sich zu verständigen. In einem dicht gedrängten Pulk, immer nah bei einander wie die Schildkröten-Formation einer römischen Legion, bewegten sich die vier Rumtreiber und ihre weibliche Unterstützung durch die wohlbekannten und oft beschrittenen Korridore, wie sie instinktiv den kürzesten und zugleich sichersten Weg beschritten.

Am Steinbänkchenraum vorbei und gleich links in die enge Wendeltreppe, die ihnen schon so viele Male behilflich gewesen war, brachten sie zunächst die vertikale Entfernung hinter sich, ließen Stockwerk um Stockwerk zurück, um im ersten Obergeschoss einen weiteren Kontrollblick auf ihre unverzichtbare Karte zu werfen. Die Gänge hier waren frei, Filch nirgends zu erkennen, und so verließen sie die Deckung des dem Hausmeister unbekannten Geheimwegs.

Vorne herum war nicht ratsam, und deshalb mieden sie ihren sonst so häufig genutzten, schmaleren Flur, der direkt auf die Ballustrade der Marmortreppe über der Eingangshalle führte, hielten sich statt dessen an der Außenmauer des Schlosses und liefen rasch, aber nicht zu schnell, um keinen Lärm zu veranstalten, in Richtung Norden, ein Stück des Wegs zurück, den sie von der Bibliothek gekommen waren.

Es gab mehrere Ausgänge und Übergänge, um zur Eulerei zu gelangen, einem vier Geschosse hohen Turm, der allerdings nur einen für Menschen begehbaren Boden hatte. Darunter befand sich das Fundament, tief in den Felsen getrieben, gleich über einem steilen Abgrund, die stille, ebene Fläche des Sees darunter, und er glitzerte nun friedlich unter dem Sternenhimmel, reflektierte die vereinzelt brennenden Lichter der Schule zu dieser späten Stunde. Der Turm von Gryffindor erhob sich nicht weit davon, und Professor McGonagall mochte es sein, die noch Essays korrigierte in ihrem Büro oder über Plänen brütete, die der Mann dort unten, so viele Stockwerke unter ihr und doch nicht weit genug entfernt, niemals erfahren durfte.

Bradshagh selbst hatte den unteren Eingang gewählt, war gänzlich aus dem Schloss heraus und über den kurzen, feuchten Rasenabschnitt gelaufen, der sich auf der Klippe erstreckte. Nicht einmal einen Trampelpfad gab es dort, die Tür in der Mauer schwergängig, wo sie so selten benutzt wurde. Die Schülerinnen und Schüler, die Nachrichten verschicken oder einfach ihre fliegenden Gefährten besuchen wollten, hielten sich lieber an den brückenförmigen Überwurf gut zehn Fuß darüber, der aus dem ersten Stock der Schule gleich hinüberführte in den kleinen Raum unterhalb der vielen Sitzstangen für unzählige Eulen. Diesen Weg hatten auch die fünf jungen Gryffindors im Auge, wie sie nun endlich den Sichelmond am klaren Nachthimmel über dem Tal durch die hohen Seitenfenster erhaschen konnten. Westseite, gleich da.

Ein Plan war nicht nötig. Es war nur ein Mann, nicht die sieben Todesser auf der Stiege, zum Kampf gerüstet und zum Kampf gekommen, sondern ein ahnungsloser Lehrer, ein Verräter zwar, aber nur einer, der vollkommen unvorbereitet durch die Nacht schlich. Sie würden ihn einfach stellen, und das war's. Und wenn er Glück hatte, verpassten sie ihm nicht gleich die dicksten Dinger aus purem Zorn über solche Schmach. Getäuscht. Schlimmer noch, ausgehorcht, Schwächen und Stärken ausgetestet, jeden einzelnen Schüler katalogisiert und gezielt die herausgesucht, die man für Voldemorts Sache gewinnen konnte. Und es in die Tat umgesetzt. Verführer. Die kalte Wut, die jedem einzelnen von ihnen bei diesen Gedanken, bei Erinnerungen an strahlende Freude, wenn eine seiner Aufgaben funktioniert hatte, durch Mark und Bein fuhr, offenbarte sich in zusammen gepressten Kiefern und geballten Fäusten, wie sie sich alle anspannten und in der Nische sammelten. Die Tür vor ihnen war nur mit einem einfachen Colloportus gesichert.

Nonverbal wurde der Zauber aufgehoben, und wie von allein schwang das Blatt bereits auf, öffnete das schwere Eichenholz mit den geschwärzten Beschlägen nach außen auf den gerade mal anderthalb Yards breiten Sims. Nur geschützt zu beiden Seiten von hüfthohen Mauern, bog sich die Brücke über einen Spalt zwischen Schloss und Westturm, und die Dunkelheit darunter war so vollkommen, dass man die Tiefe nur erahnen konnte. Niemand störte sich nun daran, keiner verschwendete einen einzigen Gedanken an ungünstiges Terrain. Nur hinüber. Wenn sie ihn dort erwischten, hatte er nur noch einen Ausweg, konnte er nur noch wieder hinunter und durch die Treppe im Fundament laufen, die ihn zurück bringen würde auf die Grassoden der Klippe. Falls er es überhaupt so weit schaffte.

Es war kühl, wesentlich frischer als erwartet dort draußen auf dem Überwurf, und der Wind brachte zusätzliche Kälte in einer wolkenlosen Sommernacht. Sterne glitzerten über ihnen in einem so reinen Dunkelblau, als habe man es mit einem einzigen Pinselstrich von einem Horizont zum anderen auf das Firmament gemalt. Als heller, bleicher Rand stand der Neumond zwischen den Gipfeln der umgebenden Berge, verschaffte ihnen das nötige Licht, um auf den unebenen Pflastersteinen nicht zu stolpern, wie die fünf Jugendlichen einer nach dem anderen, aufgereiht wie Orgelpfeifen, in halb geduckter Haltung hinüber schlichen. Keine Fenster gab es in der Eulerei in dieser Höhe, er könnte sie nicht sehen von dort drinnen, und dennoch war dies eine Vorsichtsmaßnahme, die ganz natürlich eingehalten wurde.

Unmöglich konnten sie sich sammeln und formieren, bevor sie die Tür erreichten, hatten keinen Platz für eine Aufstellung oder auch nur für eine kurze Besprechung. Es sollte eben so gehen. Fünf gegen Einen. Sirius, der die Spitze übernommen hatte, spürte sein klopfendes Herz kaum vor Zorn und Entschlossenheit, dachte nicht darüber nach, wieso sich ihm die Kehle so heftig zuschnürte, gleich oberhalb der beiden Schlüsselbeine, und die grau-braunen Augen glommen in der Dunkelheit ringsherum wie vom Himmel herunter geholte Kometen, wie heiße Kohlen im Feuer. Er zögerte keine Sekunde lang, sondern stieß das niedrige Tor einfach auf und schlüpfte als Erster in den steinernen Raum.

Und er blieb wie angewurzelt stehen. Nichts. Niemand. Eulen flogen auf mit rauschenden Flügeln, erschrocken von einem solchen Eindringen, aber nur wenige der stolzen Vögel überhaupt anwesend. Die meisten waren fort auf der Jagd oder führten Aufträge aus, und dennoch hallte das wenig amüsierte Krächzen der in ihrer Ruhe gestörten Tiere in dem hohen, kahlen Turm wider. Stange über Stange, im Rondell angebracht, reihte sich aneinander, hoch hinaus bis in das Dachgebälk der Eulerei, und selbst von hier aus, so weit unten und in dieser Finsternis, war der aufragende Kegel der abschließenden Spitze deutlich zu erkennen. Die unterschiedlich großen Öffnungen in der runden Außenmauer, Fenster mochte man sie nennen, aber eher Ausflugsluken für die Eulen vom Waldkäuzchen bis zum Uhu, warfen helle Reflexionen von Mondlicht so verwirrend durch den Raum, dass ein Physiker seine Freude daran gehabt hätte. Wie ein zweifarbiges Kaleidoskop, die weniger guten Augen von Menschen arg strapazierend. Sirius schielte davon für einen Moment, bevor er das wegschütteln konnte.

Nach und nach huschten seine Freunde hinter ihm in den Raum. Das Stroh unter ihren Füßen raschelte, Knöchelchen von ausgewürgten Mäusen und Frettchen und Maulwürfen knackten unter den Lederschuhen ihrer Schuluniformen, und wie viele klebrige Überbleibsel von verdauten Mahlzeiten sie an den Sohlen haben würden, wenn sie in ihre Turmzimmer zurückkehrten, hätten sie nicht einmal zählen können, wenn sie Zeit dafür gehabt hätten. Aber die war ihnen nicht beschieden. Bradshagh war fort. Nirgends zu sehen.

Stutzend, verwirrt, verharrten sie alle, Black, Potter, Evans, Lupin und Pettigrew, schauten sich vorsichtig um in dem allerhöchstens zwanzig Fuß im Durchmesser betragenden Raum. Dort war niemand außer ihnen und den vielleicht zwölf, dreizehn Eulen, die entweder schon zurück waren von ihren Beutezügen, oder die aus irgendeinem Grund vorgezogen hatten, die Nacht im Turm zu verbringen.

Andere Schülerinnen und Schüler hätte er damit getäuscht. Problemlos, ganz leicht, aber nicht diese hier, und er erwartete es auch nicht ehrlich, Euphemius Bradshagh, falls das wirklich sein Name war. Bauernschläue mochte er das nennen, konnte es sich selbst nicht recht erklären, wieso diese Kinder so viele Dinge zu erahnen schienen, zu wissen schienen, auch ohne den kleinsten Fehler in Plänen und Vorbereitungen. Mochte sein, dass einer von ihnen – oder eine – die Gabe des Sehens besaß. Ja, das wäre eine Erklärung, vielleicht das. Oder etwas Anderes. Er wusste es nicht und hatte es nicht in Erfahrung bringen können in diesem einen Jahr, in dem er sie unterrichtet und so vieles herausgefunden hatte über sie alle. Und auch heute Nacht kam er nicht umhin, ihnen zumindest dazu zu gratulieren: Ihre Augen, einmal blau, einmal grau-braun, einmal braun, einmal silbern, einmal grün, fixierten seine Position sofort und einmütig, als sprächen sie zueinander in ihren Köpfen.

Dennoch kam er ihnen zuvor. Noch ehe sie ihre Zauberstäbe fester greifen konnten, bannte Bradshagh diese Gefahr, und sein stummes Expelliarmus entwaffnete alle fünf Schüler gleichzeitig. Der gepresste Aufschrei des Sirius Black half gar nichts, und ihm folgte sogleich ein leises, amüsiertes Lachen. Er hatte das oft gemacht. Fröhlich, zufrieden, immer gut gelaunt. Dieses war anders. Dunkler und tiefer, die Stimme, und spöttelndes Kichern im untersten Ansatz dabei, doch deutlich zu vernehmen, wie er seufzte, und die Wand am anderen Ende des runden Raumes verschwomm und schwummerte unter der Bewegung. „Ich muß zugeben,“ machte er den Mund auf, und die Zauberstäbe in seiner Hand waren das Einzige, was tatsächlich sichtbar war, „ich bin beeindruckt.“

Nur noch dichter rotteten sich die Gryffindors zusammen, ihre rot-goldenen Krawatten leuchtend wie giftige Seeschlangen, aber sie konnten nichts tun. Gar nichts. Und wenn Black noch so fest mit den Zähnen knirschte, dass die letzten Eulen die Flucht vorzogen, wenn Potter seine mickrigen Fäuste so hart zusammendrückte, dass völlige Blutleere eintrat. Sollte Lupin die Brauen auftürmen, bis sie so zusammenwuchsen, und Evans' Schlagadern an ihrem hübschen Schlammblüterhälschen pulsieren vor Wut. Nur Pettigrew, der kleine Feigling, der Weichling, verbarg seine dicke Silhouette halbwegs hinter den größeren Jungen in diesem Quintett.

„Es ist mir wirklich ein Rätsel,“ fuhr ihr Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste fort, und endlich offenbarte er sich vollends, wie er mit der Spitze seines eigenen Stabes in Höhe seines unsichtbaren Kopfes dreimal auftickte, und schon hob sich die Desillusionierung auf. Wie ein flackerndes Fernsehbild, wie eine Fata Morgana in der Wüste, entpuppte sich der Mann, der dort verborgen gestanden hatte, und sein langes, schwarzes Cape, Tarnung in dunkler Nacht, verdeckte immer noch jeden Teil seiner Kleidung abgesehen von den Spitzen derber Reitstiefel. „Wie haben Sie es bloß geschafft, meine Herrschaften, meinen kleinen Ausflug nicht nur zu bemerken, sondern mich auch noch aufzuspüren?“ fragte er, den gleichen, ernsthaften und dennoch fast freundlichen Gesichtsausdruck dabei wie im Unterricht, wie er sich das glatt rasierte Kinn rieb und die vier Jungen und das Mädchen eindringlich musterte.

Die letzte Eule hoch oben über seinem Kopf beobachtete dieses merkwürdige Spektakel aus ihren großen, orangefarbenen und unbeweglichen Augen, plusterte sich auf dabei und verhielt sich vollkommen still. Genau wie die Schüler. Keiner von ihnen sagte auch nur ein Wort. Immer noch starrten sie ihn nur an, nicht gebannt, sondern fest und voller Zorn, fast schon niedlich, wie sie ihre Gefühle zum Ausdruck brachten. Schade drum, dass er niemals gut gewesen war in Legilimentik. Das wäre ein Fest gewesen, nun erst recht, wenn nicht schon das ganze Jahr über. Was sie wohl dachten? Ob sie grübelten darüber, wie sie das bewerkstelligt hatten? Oder war das purer Zufall und reines Glück des Dummen gewesen, nur wollten sie das nicht gern zugeben?

Bradshagh seufzte. Es hatte keinen Zweck, sie würden es ihm nicht preisgeben. Und er hatte keine Zeit. Wer wusste denn schon, wem sie noch alles von ihrer Entdeckung berichtet hatten? Dumbledore sicher nicht, der wäre längst hier. Die McGonagall vielleicht. Die gab nicht viel auf Schauergeschichten. Es war jedenfalls der passende Moment, sich zu verdrücken. Dabei hatte es wirklich Spaß gemacht, und er hatte sehr viel tun können für die Sache. Nun. Dann eben auf anderem Gebiet. Jetzt nur keine Fehler begehen, das wäre fatal auf den letzten Yards dieses Unterfangens. „Nun, wie auch immer,“ zuckte er die Schultern und ließ, fast enttäuscht, resigniert, die Hände gegen die Seiten seiner Oberschenkel schlagen, den eigenen Zauberstab in der Rechten, die konfiszierten fünf Hölzer in der Linken. „Ich hatte meine Nachricht noch nicht versandt.“ Ein suchender Blick nach oben in die Runde der leeren Sitzstangen begleitete theatralisches Kopfschütteln, bevor er mit einem Mal lächelte.

Die Zähne zeigte der vielleicht 35jährige Lehrer, quiekste fröhlich und hob erneut die Achseln. „Tja, aber das macht nichts,“ befand er, zückte aus einer tiefen Tasche seines Capes einen kleinen, dunklen Umschlag und hob ihn gegen das schräg einfallende Licht des Neumonds. „Ich kann es ihm ja nun selbst sagen, nicht wahr?“ lachte er belustigt, gab dem Brief einen winzigen Drall nach oben. Sobald das Pergament seine Finger verließ, verpuffte regelrecht die Luft ringsherum, und heiß leckende Flammen schlugen aus dem Inneren der Nachricht hervor, verbrannten sie rasch und vollständig, und noch bevor die Überbleibsel auf dem Boden aufkamen, zerfielen die letzten Aschefetzen. Vernichtet. Was auch immer Bradshagh seinem Meister hatte sagen wollen, müsste er nun selbst offenbaren oder gar nicht.

Er nahm diese Bewegung wahr. Rechtzeitig, darauf vorbereitet, und hastig hob der Verräter seine beiden Arme. „Oh, nein nein, nein nein!“ warnte er in dem gleichen Tonfall, in dem er von bösartigen Hinkepanks erzählte und runzelte dabei die Stirn, als schellte er ein unartiges Kind. Sein Ärmel rutschte herunter davon, bis auf den gebeugten Ellbogen, und selbst in der tiefen Dunkelheit der Eulerei war ein großer, schwarzer Fleck auf den Innenseiten seines Unterarms deutlich zu sehen. Die Tätowierung, der Schädel, die Schlange, und sie züngelte und bewegte sich, und der Mann zuckte förmlich zusammen, wie der Stoff nur sacht, fast zart darüber fuhr. Voldemorts Markierung. Der endgültige Beweis dafür, dass Euphemius Bradshagh oder wie immer er heißen mochte, ein Todesser war. Als hätten sie den noch gebraucht.

„Nicht doch, Mr. Lupin!“ hob der Lehrer einen mahnenden Finger, den er hin und her springen ließ, untermalt von einem albernen, beschämenden „ts ts ts“. Augenblicklich hielt der Älteste der Schüler inne, die zusammengeführten Hände starr in der Luft. „Keine Sternenzauberei jetzt, Mr. Lupin,“ erläuterte Bradshagh, wie genau er seine Absichten erraten hatte, und die Kiefermuskulatur des Gryffindor'schen Präfekten presste sich nur noch massiver hervor. Sein Adamsapfel hüpfte unter dichtem Bartschatten, wie der Todesser grinste. „Ich weiß, dass Sie das können,“ feixte er, ganz ähnlich einem stolzen Onkel, der einen kleinen Knirps bei Unsinn erwischt hatte. „Sie selbst waren so freundlich, es mir zu zeigen.“ Ja. Das stimmte. Es ließ sich nicht leugnen, er hatte es ihm bewiesen, im Unterricht, weil er sich bestätigt fühlte, weil er ihn beeindrucken wollte. Hitze schoss Remus in den Kopf hoch, und er konnte nur hoffen, dass niemand sie bemerkte, diese Röte aus Scham und verletzter Ehre.

Nur langsam senkte der Junge seine Arme wieder, wollte sie hinter dem Rücken zusammenführen, aber Bradshagh war nicht dumm. Er ließ ihn nicht. Eine winzige, quirlige Bewegung mit dem Zauberstab, Lily kannte den Spruch, den er nonverbal anwandte, und schon schnürten sich dünne, aber feste Seile aus schneidendem Hanf um die Gelenke. Remus zischte durch die Zähne vor Schmerz, und das Blut, das ihm unter die Augen quoll, war nun doch für alle zu sehen. Sie alle knurrten auf wie ein ganzes Rudel schäbiger Straßenköter, wenn man einen davon trat, und fast hätte er gelacht, wie ausgerechnet das Mädchen einen Schritt nach vorne tat. „Na, Miss Evans!“ warnte er auch sie und fuchtelte mit ihrer aller Zauberstäbe herum, ehe er sich wieder dem wesentlich interessanteren Part zuwandte.

Sich mit einem Finger auf die Lippen tippend, schien er überlegen zu müssen. „Bemerkenswert,“ befand der Todesser, als habe er einen dressierten Affen gefunden, der von allein Auto fuhr. „Äußerst bemerkenswert und wirklich schade, nicht wahr?“ zwinkerte er Remus zu wie einem Freund. „Viel zu gut für Dumbledore.“ So leise er auch sprach, fast flüsterte, sie hörten ihn dennoch, und gleichzeitig schielte James an die Decke so weit, weit oben über ihrer aller Köpfe. „Sternenzauberei, das lernt man nicht einfach so.“ Laut denkend überlegte Bradshagh, aber für eine Idee hatte er wohl keine Zeit mehr heute Nacht. Seufzend zuckte er wieder die Schultern und beförderte damit mit einem einzigen Ruck ihre Zauberstäbe in den Dreck aus Stroh und Gewölle auf dem Boden, während er den eigenen fester griff.

„Wie dem auch sei, meine Herrschaften,“ kehrte er zu seinem altbekannten familiären Ton zurück und lächelte sie alle an, als hätten sie soeben einen Test durchweg mit Outstanding bestanden. „Ich sollte mich nun langsam auf den Weg machen, finden Sie nicht?“ Ohne großartig ausholen zu müssen, den Stab nur leicht nach vorne kippend, implizierte er bereits, was er von den Schülern verlangte. Aus dem Weg zu gehen. Damit er über die Brücke, über die sie hierher gekommen waren, die Eulerei verlassen, dreist ein letztes Mal das Schloss durchstreifen und schließlich verschwinden konnte, einfach so, als wäre nichts gewesen, als wäre er bloß ein netter, junger Mann, der so gern Kinder unterrichtet hatte. Regelrecht spüren konnte man die dampfende Hitze, die von dem Pulk ausging, die Wut über diese Hilflosigkeit, die Anspannung, der Wille, ihn aufzuhalten, irgendwie, und dennoch nicht dazu in der Lage, schwitzte aus ihnen heraus, und trotzdem stierten sie ihn einfach nur an, ohne mit der Wimper zu zucken.

Er schob sie regelrecht von der Tür fort, ihre Schuhe auf dem unebenen Boden schlurften und kratzten, wie einer nach dem anderen beiseite trat, unwillig, langsam, ohne dabei auch nur einmal den Blick zu senken. Winzige Brustkörbe von toten Mäusen kullerten davon, Beinchen zerbrachen splitternd und Stroh türmte sich auf, bis sie endlich gute drei Fuß vom Ausgang entfernt standen und Bradshagh sich sicher genug fühlte, an ihnen vorbei zu stiefeln. Mit langen, ausholenden Schritten des Überlegenen. „Also, dann,“ grüßte er förmlich, lächelte genau so unschuldig und nett wie an jenem Tag vor fast einem Jahr, als er sich ihnen vorgestellt hatte, wie er salutierend zwei Finger von der Stirn wegzog und damit die passende Möglichkeit bot. „Ich verabschiede mich.“

Jetzt! Es war keiner von ihnen, der den Angriff einleitete, es war der riesige Vogel, der dort oben auf dem Gebälk gehockt und alles beobachtet hatte. So gut sich der Lehrer vielleicht auch mit seinen Schülern beschäftigt hatte, ihre Schwächen kannte, ihre Tricks, ihre Methoden, so wenig Beachtung geschenkt hatte er der Umgebung. Es war die Eule der Potters. Mit einem langgezogenen Schrei, ganz ähnlich dem, den sie von sich gab, wenn sie sich auf Beute herabfallen ließ, schwang sich das beeindruckende Tier von seiner Stange und stieß hernieder, die scharfen Krallen ausgestreckt, und mit einem einzigen Flügelschlag war sie über ihm und riss den ganzen Mann mit ihrem Gewicht zu Boden. Die Jugendlichen zögerten nicht einen Moment.

Noch im Fallen drehte Bradshagh sich herum, den Zauberstab, den er vorhin noch so nachlässig gesenkt hatte, wieder kampfbereit erhoben, und während Peter brüllend und geduckt vorwärts hechtete und schon die kurzen Arme um die langen Beine des Todessers schlang, fand irgendein schwarzmagischer Fluch sein Ziel. „Au!“ kreischte Lily auf und fiel zurück, hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Oberarm und die linke Schulter, wie sie rücklings gegen die Wand torkelte. Schwindelig war ihr, aber sie konnte klar sehen, fühlte sich in Ordnung, doch das tat der Wut ihrer Freunde keinen Abbruch. Ausgerechnet auf das Mädchen!

Gleichzeitig donnerten Black und Potter auf die Knie und stöberten in dem Chaos, dem Lärm und der Finsternis nach ihren Zauberstäben irgendwo dort auf dem Boden im Dreck, während Remus nichts weiter tun konnte, als mit seinen Fesseln zu kämpfen. Hart schnitten sie ihm in die Gelenke, ließen brennende, stechende Risse zurück, und er stampfte auf und unterdrückte die Tränen.

Der dicke Junge war schwer, und er hatte wesentlich mehr Mut anzubieten in dieser Situation, als Bradshagh es ihm jemals zugestanden hätte. Bis an die Knie rauf war er gekrabbelt, behielt den viel kräftigeren Mann in einem fast unbrechbaren Griff, egal wie sehr der sich wehrte und strampelte und sich auf die freie Hand stützte, um der offenen Tür näher zu kommen. Wie ein Tunnel erhob sich der Torbogen dort, heller der Himmel dahinter, das winzige Stückchen davon, zwischen den Zinnen des Schlosses sichtbar. Nur ein paar wenige Yards über die Brücke und dann die Außentür zwischen sich und die Kinder bringen, und schon wäre er sie los! Aber Pettigrew knurrte wie ein zorniger Dachs, den man in seiner Höhle gestört hatte, seine ganze Masse pinnte die Füße des Lehrers auf den Boden. Da half nur noch eins.

„Stupor!“ brüllte der Lehrer unvermittelt, und der Zauber erwischte Peter mitten zwischen die Augen. Quietschend, halb gelähmt von der Wucht, flog der Junge quer durch den runden Raum und landete dank des Strohs einigermaßen weich. Aber Bradshagh war frei. Hastig, kein bisschen mehr souverän, wie er eben noch getan hatte, mit schwitziger Stirn und dampfendem Atem rappelte er sich auf, kroch auf allen Vieren, bis er sich hochstemmen konnte. Die ausgestreckte Hand langte nach der Tür, doch weiter kam er erneut nicht. Blacks Impedimenta traf ihn in den Rücken, und er stolperte vorwärts und fiel mit dem Kinn voran auf die hölzerne Schwelle zwischen der Eulerei und der Brücke, während Potter auf einem Knie herum wirbelte und Evans ihren Weidenstab zu warf.

Ungeduldig, ohne groß nachdenken zu müssen, wandte Remus sich zu dem Mädchen herum, wusste genau, dass nur sie ihm mit diesen Fesseln jetzt helfen konnte, derweil seine beiden Zimmergenossen sich aus dem Dreck aufstellten. Mit grimmiger Miene, die Zähne so laut knirschend, dass es in dem hohen Turm widerhallte, griff Sirius sein Zauberholz fester und trat auf den sich am Boden windenden Todesser zu, wie er sich aus dem Fluch zu befreien suchte, und James bückte sich in der gleichen Bewegung rasch zu Peters benommener Figur. Es ging ihm gut, er war nur fast ohnmächtig, aber seine Lider flackerten, und er stöhnte matt, der Puls kräftig und lebendig. Auch dafür würde Bradshagh zahlen.

Er rollte herum, Euphemius Bradshagh, die Arme grotesk ausgestreckt und angewinkelt wie ein Käfer auf dem Rücken, die hellblauen Augen geweitet vor Schreck, wie er die beiden näherkommenden Jungen abwechselnd anschaute, und dann grinste er. Nonverbal, wie fast jeder seiner Sprüche zuvor, holte er aus, die Schüler sofort in Abwehrposition zwingend, doch es folgte kein Schlag. Einen Schild setzte er zwischen sich und sie, die einzig vernünftige Lösung des Moments, Vier gegen Einen, wo der Dicke noch immer außer Gefecht war und das geflüsterte „Libere“ der jungen Frau den Ältesten von winzigen Hanfseilen befreite. Lupin rieb sich die Handgelenke, die Schnitte als leuchtend rote Linien, durchwebt mit dunklen Tropfen halb geronnenen Blutes, selbst in dieser fast kompletten Nacht deutlich zu erkennen. Und Bradshagh war wieder obenauf.

„Netter Versuch, meine Herrschaften!“ spöttelte er, wie er sich am Türrahmen nach oben zog und krampfhaft versuchte, seine Atemfrequenz herunter zu schrauben. Das blonde Haar klebte ihm an den Schläfen, und selbst mit einer wischenden Hand konnte er sich kaum davon befreien. Es war egal, er war sicher hinter seinem Schild. Er wusste das, und sie wussten es auch. Scutum invisibile, ihre eigene, ihre ureigenste Erfindung, perfekter Schutz gegen jeglichen Kampfzauber und physikalische Angriffe. Solange er dieses feine, rote Glühen bei sich hatte, konnte kein Spruch auf ihn einwirken. Nicht auf ihn.

Die Tür. Er durfte nicht entkommen, er durfte einfach nicht Erfolg haben. Die Hände nun wieder frei, trotz der flammenden Schmerzen, noch immer ohne seinen Zauberstab, aber keinesfalls unbewaffnet, konzentrierte Remus sich nur darauf. Ein lautes Händeklatschen, ein geflüstertes, arabisches Wort, und Wellen aus magischer Energie rauschten an Bradshaghs Schild vorbei. Schneller als er sie überhaupt richtig sehen konnte in der Dunkelheit, türmten sie sich über ihm auf, feine, gelb-rote Knisterfunken, die sich hinter ihm und seiner Barriere zusammen fanden und wie winzige Granaten in die Ritzen der Tür einschlugen. Wamm – zu. Und nicht mehr zu öffnen, kein Alohomora, kein altbekannter britischer Zauber würde ihm dabei helfen. Panische Hitze schoss dem Todesser in den Kopf. Er war gefangen auf der hohen Brücke über dem schrecklichen Abgrund.

Jetzt war es der Todesser, der die Kiefer übereinander mahlen ließ, die Brauen schoben sich schmerzhaft ineinander, wie er sich auf die Lippe biss und tat, was ihm übrig blieb. Den Torbogen verlassend, wagte er sich auf den schmalen Überwurf hinaus, sofort in bleiches Licht des Neumonds getaucht, und seine blasse Haut schimmerte wie Perlmutt. Viel Zeit blieb ihm nicht. Dem pummeligen Pettigrew auf die Füße helfend, das verletzte Mädchen stützend, folgten sie ihm, und Black bückte sich bereits, um das Scutum mit dem Gegenfluch aufzuheben. Nur entschlossener glommen ihrer aller Augen in der Finsternis der Eulerei, die er hinter sich gelassen hatte. Sie würden ihn kriegen, wenn er keinen Ausweg fand.

Wie eine elektrische Bildröhre flackerte der magische Schild. Fieberhaft suchten die blauen Augen die Mauern ab, schätzten die Höhe, die Entfernung, keine Zeit zum Überlegen oder Testen. Entweder es klappte, oder es ging nicht. Ein Felsvorsprung ragte aus dem Massiv heraus, auf dem das Schloss erbaut war, Stein um Stein darum gepflastert, wie sich die Wände in den Himmel erhoben. Und darunter die rettende Insel aus saftigem, grünem Gras, über die er hierher gekommen war, die rostige, selten genutzte Tür ins Erdgeschoss kaum sechseinhalb Fuß entfernt. Es war zu schaffen. Nur runter musste er gelangen. Hastig drehte er sich hin und her, der Todesser auf der Brücke, während die Schüler näher und näher traten und seine schützende Barriere aufhoben. Alles, was er brauchte, waren kostbare Sekunden.

Der erste Gedanke, ein blendender Blitz, der ihnen genau so lange die Sehkraft raubte, wie er es brauchte, explodierte förmlich dort oben auf der Zinne über dem tiefen Tal von Hogwarts, spiegelte sich tausendfach in glänzenden Fenstern und verbreiterte sich über der weiten Fläche des Sees, als bestünde er aus sich entzündendem Öl. Lumos solem, mitten in der Nacht, und nur erhobene Arme konnten die Augen vor völliger Erblindung schützen, als Euphemius Bradshagh sich auf das Geländer schwang und zum Sprung ansetzte. Nicht weit, nicht tief, Stück für Stück. Im selben Moment fiel der Schild, und trotz blinzelnder, tränender Augen warfen sie sich vorwärts, einer nach dem anderen, durch den engen Rahmen der Tür, und trotzdem konnten sie nichts tun.

Er fiel einfach. Er schrie nicht mal, er schien so überrascht von seinem Pech, dass der Todesser mit weit offenen Augen in den wunderschönen, klaren Juni-Himmel über Hogwarts starrte, zum ersten Mal gewahr, wie herrlich Sterne blinken können. Zu glatt, zu schlüpfrig der Fels, um ihn und sein Gewicht zu halten, ein kurzes Schwanken in die falsche Richtung und das Gleichgewicht war für immer verloren. Doch tiefer als erwartet, wie lange das dauerte. Oder war das eben so, wenn man keine Zeit mehr hatte, multiplizierte sie sich?

Während Licht um Licht in den hohen Fenstern des Schlosses aufflackerte, starrten sie nur in die dunkle Spalte, in der er verschwunden war, das flatternde Cape noch um sich geschlungen wie die Flügel einer Fledermaus, die vergessen hatte, wie man flog. Weit über das schmale Mäuerchen gebeugt, Black, Potter, Evans, Lupin und Pettigrew, atmete keiner von ihnen, auch wenn die Herzen weiter schlugen in hellem, lautem Rhythmus. Erst als Professor McGonagall dort unten auf dem Rasen erschien, dicht gefolgt von Filius Flitwick und Pomona Sprout, begriffen sie. Dieser Abgrund dort wartete auf jeden, der Voldemorts Weg kreuzte. Die Frage war nur, ob man hinein fiel oder darüber sprang.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Er kann sich wunderbar in andere Menschen versetzen und hat viel Sinn für Humor. Ein großartiger Filmemacher.
David Heyman über Alfonso
Cuarón