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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Schulter an Schulter

von Teekon

Sirius Black atmete tief aus, bis er spürte, wie die kleinen Bläschen in seiner Lunge kollabierten, und dennoch entwich immer noch ein feiner Strom von Luft aus seinen Nasenflügeln. Die obersten, abstehenden Härchen seines eindrucksvollen Schnäuzers flirrten davon, wie elektrisiert, und die Oberlippe zuckte. Blaues Licht flackerte auf den dunklen Regenbogenhäuten seiner Augen, ausschlagend im krampfhaften Versuch, einen Punkt zu fixieren, während die runde Wand ringsherum sich drehte und rumpelte und rotierte. Und dann stand sie still, und das flackernde goldene X auf der ersten Tür leuchtete wieder wie eine Neonreklame auf der Oxford Street.

Aus dem Augenwinkel nur, als schwärzeren Schatten zwischen den Anderen, nahm er wahr, wie neben ihm sich jemand nach vorne beugte, um auf einer Höhe mit ihm zu sein. Er hätte schwören können, den Vollmond aufblitzen zu sehen, erwartete halb und halb den Geruch von feuchtem Gras und den dumpfen Klang von sanften Pfoten auf dem Waldboden. Ein Lächeln huschte ihm über die Lippen, auch wenn ihm seine Augen verrieten, dass es ein Mensch war, kein Wolf, dessen Schulter sich gegen seine rieb, und Remus Lupin stützte sich schnaufend in die Knie. „Davon wird mir übel,“ raunte er ihm zu und schüttelte sich.

Kein Streifzug durch Hogsmeade bei Nacht. Kein gemeinsames Wacheschieben in den Gassen von London. Und trotzdem fühlte es sich ganz genau so an. Und Sirius hatte das vermisst. Sehnsucht, ein Ziehen im Bauch, die ganze Zeit über gewesen, und nun, in diesem so aufreibenden Moment, jetzt, wo die Finger zitterten und die Zauberstäbe regelrecht ausschlugen wie Wünschelruten, wo das Herz in der Brust hämmerte vor Sorge und Angst, schien sie aufzugehen, zu erblühen, wie eine Rose ihre Blätter zu weiten und als warme Erfüllung von unten nach oben in jedes seiner Glieder zu sickern. Herrlich. Einfach unbeschreiblich schön, hier zu stehen, Seite an Seite, wie früher, und egal wie aussichtslos die Lage sein mochte, gleichgültig, wie schwer der vor ihnen liegende Kampf sein möge, er genoss jedes Prickeln unter der Haut davon.

„Krieg' nicht die Krise, Moony,“ beschwichtigte Sirius und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter, wie er grinste und ihm zu zwinkerte. „Sind noch höchstens elf Türen!“ Remus rollte mit den Augen und stöhnte, bekam genau so wenig wie sein alter Freund mit, wie Kingsley die nächste Möglichkeit austestete. Der Knauf klapperte, schepperte, doch ließ sich nicht drehen. „Flagrate,“ flüsterte Mad-Eyes knorrige Stimme in der nur schwach von runden Funzeln erhellten Dunkelheit, und ein weiteres, schimmerndes X erschien auf dem Türblatt. Und dann begann das Spiel von Neuem, und Remus schloss die Lider, weil er dieses Drehen des gesamten Raumes nicht ertragen konnte.

Das Kinn in seine Richtung wendend, zeigte Sirius schon wieder die Zähne, fast so schief wie Moony selbst es immer tat, und betrachtete ihn. Sein Gesicht, vom blauen Schein in Linien gezeichnet, als stünde er auf dem Seitenstreifen einer Autobahn, als husche Diskothekenlicht über seine Züge, wie in den Clubs und Bars vor so vielen Jahren. Zwei Matrosen auf Landgang, zwei Soldaten zwischen den Gefechten. Die Schlagader über dem Kragen wummerte sichtbar, und selbst diese fahle Beleuchtung konnte es nicht verbergen, wie das Blut in Remus' Wangen schoss und seine Stirn zum Glühen brachte. Horizontale Falten darauf, tief eingegraben, gepaart mit dieser einen, dieser einzigen, dem langen Strich aus Denken vom Nasenrücken bis rauf an den winzigen Wirbel in der Mitte seines Haaransatzes. Grübeln und Kümmern gleichzeitig. Remus Lupin eben.

Der ganze schlanke, sehnige Körper, kein Gramm zu viel, kein Muskel zu wenig, war gespannt wie die Sehne eines Bogens, der Pfeil schon eingelegt, kurz vor dem Abfeuern. Wach und strahlend die silbernen Augen, so hell, dass die bunten Lichter die Farbe überdeckten, und wie neonblaue und goldene Flammen schauten sie so nun aus. Der Erlenstab lag fest in der Hand, die Faust auf das rechte Knie gestützt, und er nickte wie zu sich selbst und öffnete den Mund, zum Sprechen ansetzend, in dem Augenblick, in dem der Raum erneut zur Ruhe kam und den fünf Mitgliedern des Phönixordens erlaubte, ein weiteres seiner Geheimnisse zu lüften. „Ich bin für die Leberwursttaktik,“ meinte Remus mit einem Mal, starr geradeaus auf die nächste Tür starrend, auf die nun der Auror Shacklebolt zutrat, um einen Blick dahinter zu werfen, sein Rücken gedeckt von beiden Seiten, Moody links, Tonks rechts. Kein Grund dazu. Dahinter tickten nur Uhren, laut und durcheinander, so viele, man konnte sie nicht zählen, und dennoch zeigte die Halle der Zeit deutliche Spuren eines Kampfes. Sie waren hier gewesen. Und dort hinten ragten lange Beine in dunklen Hosen unter einem Tisch hervor, nicht die eines Jugendlichen. Man kümmerte sich nicht darum.

Bloß ein Todesser. Ein Gegner weniger für die Kinder, und auch für sie. Ausgeschaltet. Sehr gut. Sie kämpften. Sirius verkrampfte die Hand um sein eigenes Buchenholz, und noch ehe diese Tür geschlossen und markiert wurde, wandte er hastig den ganzen Kopf nach rechts, um Moony direkt ansehen zu können. Remus tat das selbe. Und gleichzeitig, ein Grinsen auf ihre Gesichter zaubernd, das beiden Männern zwanzig Jahre ihres Lebens zurückgab, wie zwei Jungs, erläuterten sie einander dieses Prinzip: „Reinstechen und auseinander drücken!“ Ja, so wollten sie es machen. Keine Ahnung, mit wie vielen Feinden sie es zu tun haben würden. Nicht den geringsten Schimmer über die Lage. Aber den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. So sollte es gehen. Das hier war kein Spiel. Sie wussten das. Niemand besser als sie beide. Und trotzdem: Das Feuer aus Adrenalin in den Adern, es ließ Lachen, nicht Zittern.

Er drehte sich wieder, der Raum mit den zwölf Türen, das Foyer der Mysteriumsabteilung. Wie man sich dabei noch bewegen konnte, ohne umzufallen, das reinste Rätsel. Sie tat es dennoch. Das Abklatschen der zwei Tunichtgute, wie sie einander Fünf gaben, irgendwo in Höhe ihrer Knie, und dabei heiser lachten, bedachte sie mit einem grinsenden Kopfschütteln. Wahnsinnskerle. Einer schlimmer als der andere. Aber welcher davon nun der Zahme und welcher der Starke war, das mochte Dora Tonks nicht entscheiden. Auf sie zu und halb zwischen sie tretend, legte sie jedem eine Hand auf den Rücken, Sirius auf das Schulterblatt, Remus in den Nacken. „Nicht reden, Jungs,“ murmelte sie, wie ihr Kopf zwischen denen der beiden Männer erschien, das pinke Haar noch leuchtender als sonst vor Aufregung und Kampfeslust, dieses Blitzen in den Augen gefährlich und wunderschön und seltsam vertraut.

Das Rotieren stockte, die Wände kamen zur Ruhe, und Kingsley und Moody traten rasch vor. Noch ehe diese Tür ganz geöffnet war, wusste es jeder von ihnen, und ein Schub aus heißem Blut rauschte in jeden Schädel, pochte in jeder Schläfe. Lärm. Das unverwechselbare Zischen und Schwirren von umherfliegenden Kampfzaubern, das Splittern von Stein, das Donnern von fallenden Trümmern, und die Schreie von Getroffenen, die trappelnden Füße. Hier waren sie richtig. Und Tonks beugte sich vor, das Lächeln aus Vorfreude umso göttlicher. „Party!“ flötete sie, lehnte sich mit verschmitztem Zwinkern gegen den Mann zu ihrer Rechten und küsste ihn auf den Knorpel seines Ohrs, bevor sie zwischen den Schultern hindurch trat und den Zauberstab fester griff.

Die Blicke auf sie gerichtet gehabt, hatten sie beide die Nasen einander zugewandt, und nun trafen sich ihre Augen. Wortlos. Sirius musste nicht fragen, hatte geahnt auf dem Treppenabsatz im Grimmauld Place, was er nun bestätigt sah, und ein kurzes Heben der Braue genügte. Fast verlegen, aber ohne Scham, nickte Remus bestimmt. Nie zuvor hatte er sich über ein schnaubendes Lächeln so sehr gefreut. Keine Zeit jetzt dafür, aber das machte nichts. Es erleichterte ungemein, und einander erneut auf die Schultern schlagend, eilten sie auf die offene Tür zu, überholten sogar noch den humpelnden Mad-Eye und die beiden Auroren, so auf den Kampf brennend, auf die erste wirkliche Schlacht dieses Zweiten Krieges. Zeit für lang aufgeschobene Vergeltung.

Es war bereits in vollem Gange dort unten, die Lage aussichtslos für die verbliebenen Kinder. So schnell sondierte Remus Lupin das Feld, dass es selbst kaum bis an sein bewusstes Selbst drang, was er sah, hörte, spürte auf jedem Achtelzoll seiner Haut. Augenblicklich stellten sich die Härchen auf den Wirbelkörpern auf, hoben sich selbst die krausen Löckchen von den Kleinfingerrücken ab, so aufgeladen war die Luft in diesem hohen, weiten Raum von magischer Energie. Rote Blitze flogen, weißes Feuer wie Sägezähne rauschte quer von einer steinernen Stufe zur anderen, und sich rasch an den Wänden links und rechts entlang drückend, bildeten die Ordensmitglieder eine saubere Linie, die sofort, wie abgesprochen, die großen Gestalten in Schwarz mit Flüchen eindeckte. Jemand schrie auf und prallte mit dem Rücken gegen eine Bank aus Felsen in der Mitte des Amphitheaters, und Harrys dünne, flinke Figur duckte sich in Sicherheit. Er war wohlauf.

Da war noch ein Junge, groß und unwesentlich schlanker als Sirius' Patensohn, und sein ehemaliger Lehrer erkannte Neville Longbottom, am Boden liegend, doch er bewegte sich zielgerichtet und rasch. Gut so, dann war auch er in Ordnung. Die Todesser auf den Stufen hatten andere Sorgen als die beiden Jugendlichen, hatten sich hastig, erschrocken, fluchend nun, zu den Neuankömmlingen herum gedreht, und ehe sie sich versahen, steckte jeder Einzelne von ihnen mitten in einem zauberischen Gefecht Mann gegen Mann. Es machte keinen Unterschied, ob Voldemorts Anhänger in der Überzahl waren. Geballte Kampferfahrung prasselte auf sie ein, Kriegsveteranen und erprobte Auroren, genau für solche Momente ausgebildet. Er brauchte sich nicht zu sorgen. Gedanken konzentrieren jetzt auf seinen eigenen Gegner. Und lächelnd, leise und still und friedvoll beinahe, so wie er es immer tat, sprang Remus eine Etage tiefer und zögerte nicht, eine unförmige Gestalt hinter schmeichelhafter Maske mit einem Impedimenta zu bombardieren, während Sirius sich den Dicksten herauspickte.

„Drag, du alter Walfisch!“ gröhlte Black, die Füße so beschwingt, als habe man ihn zum Ende des Balls doch noch zum letzten Tanz aufgefordert, als habe er sich diese Gewandtheit aufgespart für diesen Augenblick. „Du brauchst doch dein hübsches Gesicht nicht vor mir zu verstecken!“ Er konnte nicht anders. Er musste einfach lachen. Es tat so gut. Das hier war Ernst, blutiger Ernst, er konnte nicht erwarten, dass sie alle heil hier herauskommen mochten, und trotzdem musste Remus lachen. Avery. Und auch seinen eigenen Kontrahenten erkannte er problemlos. „Vald dagegen schon!“ befand er grinsend, mühelos einen Angriff abwehrend, den Mulciber zu führen versuchte, und das bellende Lachen von Sirius schallte von den Wänden wider wie dutzende abgelenkte Flüche gleichzeitig.

Die Masken waren überflüssig, verzerrten die Stimmen zu gedämpftem Knurren. Wie sein eigener Vater damals, dort unten auf der Stiege, so leicht zu verletzten, griff Valdrin sich ans Kinn und riss sie herunter, entblößte die grässliche Visage, kaum besser geworden seit der Schulzeit, seit dem Ersten Krieg, seit ihrem letzten Aufeinandertreffen. Und auch das war ihm nicht gut bekommen. Als müsse er vor dem Anblick zurückschrecken, verzog Remus das Gesicht und machte einen Schritt rückwärts. „Merlin, Valdrin, das tut mir leid!“ konnte er es einfach nicht lassen, und um ihn zu erlösen, knallte er dem vor Wut aufschreienden Mulciber ohne Vorwarnung einen Stupor mitten in die Brust.

„Der Nächste, bitte!“ verlangte Sirius keine 6 ½ Fuß von ihm entfernt, eine Stufe weiter herunter gesprungen bereits, und trotz der Witze (Dragomir stöhnend und japsend hinter sich lassend), konnte Remus es genau erkennen. Ein Muster in seinen Bewegungen, Stück für Stück, Ausfallschritt für Ausfallschritt, immer näher heran, immer weiter auf Harry zu. Nur für Sekundenbruchteile hatte er Gelegenheit, nach den beiden Jungen Ausschau zu halten, noch immer tief dort unten in dem Graben zwischen den Bänken und dem Fels mit dem hohen Bogen aus Stein, endlos glücklich darüber, dass es zu laut war für die Stimmen dahinter, zu ihnen hinaus zu dringen. Schon bekam er selbst, was Sirius soeben noch für sich gefordert hatte: Ersatz für den bewegungslos am Boden verharrenden Mulciber.

Auch den kannte er. Auch Victor Crabbe war kaum schwieriger zu beharken als sein Schulfreund zuvor, dennoch war das Hochgefühl gedrückt. Was war das nur? Der Rausch aus purem Adrenalin, die Kampfesfreude, gestört, zurückgedrängt, ein wenig nur, und trotzdem deutlich, und Remus runzelte die Stirn, während er wie ein Fechter, die Linke hoch erhoben, die Rechte elegant um das Handgelenk rotierend, einen Protego zwischen sich und den Vater eines strunzdummen Schülers setzte. Das konnte nicht alles sein. Solche Pfeifen hatte Voldemort geschickt, um Harry Potter selbst in eine Falle zu locken? Um an die Prophezeiung zu gelangen? Nein, das machte keinen Sinn, er mochte das nicht, dieses Gefühl, es war nicht richtig. Geschützt von seinem Zauber, die Chance nutzend, warf er einen schnellen Blick ringsherum, wollte es besser wissen, genauer wissen, mit wem sie es zu tun hatten.

Bellatrix Lestrange. Der Schock darüber, ihr vor irrem Wahnsinn verzerrtes Gesicht auf den oberen Stufen zu entdecken, schlimm genug, doch erst recht in dieser Gesellschaft. Das Mädchen war ihre Gegnerin, allein, stand aufrecht und grimmig ihr gegenüber, schneidende Kommentare genau so rasch und Schlag auf Schlag austeilend wie ihre Zauber, eine echte Black. Das stachelte Bellatrix nur noch mehr an, entfachte den Hass in ihren Augen zu flammendem Inferno. Remus musste nicht darüber nachdenken, um zu begreifen. Ihre Nichte war es, gegen die sie da kämpfte, Dora Tonks, mit den gleichen, tiefbraunen Regenbogenhäuten ihrer selbst, geerbt von der Mutter, Andromeda, geborene Black, Bellas Schwester. Davon gelaufen von Zuhause, verliebt in einen Muggelstämmigen. Ted Tonks, Schlammblut, zur Verräterin an ihrer Sippe gemacht, erst recht mit der Geburt dieses Kindes, das nun hier war und es wagte, sich ihr in den Weg zu stellen. Stolz und unbrechbar. Er wollte nicht, aber er musste lächeln, und wenn ihm dabei das Herz in der Brust vor Angst zersprang. Denn Bellatrix war Voldemorts Adjutant.

Er kriegte es nicht mit, wie MacNair in den Graben hüpfte, hörte nur entfernt seinen Schmerzensschrei, als Neville ihm einen Zauberstab ins Auge stieß, auch wenn er Crabbe ohne Schwierigkeiten beinahe einhändig abwehren und in Schach halten konnte. Zu viel geschah um ihn herum, zu vieles, dem er Aufmerksamkeit schenken musste und wollte, wie auf der anderen Seite des Raumes das schneidende Stahlsilber von schwarzer Magie hernieder sauste und Mad-Eye Moody, den besten Auror aller Zeiten, von Fuß und Holzbein riss. Er fiel nicht tief, nur eine Stufe, und dennoch sprang es aus der Höhle von der Wucht des Fluchs, noch in der Luft, in kreisendem Flug versuchend, weiterhin zu sondieren, das elektrische-blaue magische Auge, bevor es wie eine gläserne Murmel irgendwo zwischen dem Felsenbogen und den Bänken auf dem sandigen Grund aufkam.

Wie ein zoomendes Objektiv holten seine Augen ihn sich näher, den Mann, der das getan und fertiggebracht hatte, einen so unglaublich geschickten und erfahrenen Krieger außer Gefecht zu setzen. Crabbe kreischte wie ein Waschweib, Flederwichte um den Kopf, und er rutschte förmlich nach vorne weg und plumpste unsanft auf den Hintern, umringt von flappenden Flügeln und quietschenden Schreien der auf ihn einhakenden Unholde. Selbst wenn er ihn nicht getroffen hätte, wäre Victor für Remus nicht von Bedeutung gewesen. Das Gesicht dort hinten, die Gestalt, die nun behende in den Graben sprang und sich auf die keuchenden Jungen zu bewegte, würde er nie im Leben vergessen. Gezwinkert hatte er, salutiert regelrecht, als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, wie es ihm Brauch geworden zu sein schien, wann immer sie einander begegneten. Voldemorts Bester. Frisch entkommen aus seinem Kerker in Azkaban. Und mit Sicherheit hatte er gerade dort seinen Verstand nicht wiedergefunden. Antonin Dolohov.

Harry. Ihm blieb das Herz stehen, und gleichzeitig pumpte es nur noch heftiger pulsierendes Blut in schmerzende Gefäße. Nein, die Pfeifen waren bloß das schmückende Beiwerk, aufhaltende Maßnahmen für jeden, der zur Hilfe eilen mochte, und genau das hatte hervorragend funktioniert. Das musste man Riddle schon lassen: Ein ausgezeichneter Taktiker! Egal jetzt. Egal wie sehr das in der Seele brannte, diese Erinnerung an die unglaubliche Frequenz, mit der Dolohov seine Zauber schleudern konnte, nur noch vor Augen, wie rücksichtslos, wie brutal und verachtend er handelte. Nicht aus Vergnügen wie Bellatrix, aus Berechnung. Und deshalb umso bedrohlicher.

Gleichzeitig, auch wenn sie einander in all dem Getümmel und der Hektik nicht wahrnahmen, ihre Gegner ausgeschaltet, sprinteten Sirius und Remus los, nur darauf bedacht, gerade diesen Todesser von Harry und Neville fern zu halten, und wer ihn als Erster erreichte, der kümmerte sich darum.

Es war Black. Die Zähne fest zusammen gebissen, dass es knirschte, selbst in all dem Lärm deutlich wahr zu nehmen, ein eiskalt loderndes Feuer aus Rache in den Augen, verpasste er Antonin Dolohov ein unangenehmes Deja vu körperlicher Gewalt, rammte ihn mit der eigenen, noch immer ausgemergelten Schulter in die Seite und stieß ihn damit von den Jungen weg. Ein greller Blitz aus fehlgeleitetem Fluch prallte an die Decke, dass feiner Staub und Bröckchen aus gelöstem Fels herunter rieselten. Eine ganz ähnliche Staubwolke verursachte Remus, wie er die Fersen in den Boden stemmte, um seinen eigenen schnellen Lauf abzustoppen. Gut. Sirius beschäftigte Dolohov, und auch wenn er den armen Longbottom bereits erwischt hatte (eine Tarantagella bloß, nichts Schlimmes, dem Himmel sei Dank), konnte Lupin sich diesem anderen Todesser dort vorne widmen. Langes, weißblondes Haar, schwitzige Strähnen aus einem Pferdeschwanz gelöst. Malfoy. Sich heranschleichen, ja? Feigling.

Direkt vor die Füße seiner gamaschenbestückten Stiefel feuerte er einen Krater aus Bombardement in den Untergrund, ein Warnschuss nur, der augenblicklich den ehemaligen Präfekten von Slytherin zum Stehen zwang. Hastig hob er den Kopf, folgte der Richtung, aus der dieses rote Glühen auf ihn zu gerauscht war, und dort fand er einen aufrecht stehenden Lupin, den Zauberstab wie zum Duellgruß kerzengerade vor dem Gesicht erhoben, und er funkelte ihn drohend an. 'Keinen Schritt,' weiter besagte dieser Blick. 'Hier ist kein Durchgang für dich'. Malfoy fletschte die Zähne wie einer seiner Windhunde, ließ das eigene Ulmenholz die Luft regelrecht zerschneiden, wie er zum ersten Schlag in diesem neuen Kampf ausholte. Ohne Schwierigkeiten wehrte Remus ihn ab, löste sich aus der starren Haltung und machte einen Satz nach vorn, den Lucius kaum so flink erwartet hatte. Rasch, aber ohne Panik, zog sich der Todesser zurück, das Ordensmitglied immer im gleichen Abstand folgend.

Ob er etwas sagen wollte, ob er vorhatte, einen seiner lächerlichen Sprüche loszulassen, reicher Bengel, Schnösel aus zu lange unbehelligtem Hause, das wusste Remus nicht, aber es war ihm auch egal. Fluch um Fluch schlugen sie einander um die Ohren, dicht neben Sirius und seinem eigenen Gegner, dem leichtfüßig und schrecklich streitenden Dolohov, während irgendwo hinter den beiden Harry versuchte, dem strauchelnden Neville auf die um sich tretenden Füße zu helfen. Nur im Augenwinkel nahm er das wahr, fixiert auf die helle Mähne des Zauberers vor ihm, die hierhin und dorthin flog, wie er auswich, sich drehte und wand, um entweder zu treffen oder nicht selbst getroffen zu werden. Dabei blieben beide Kontrahenten ruhig, keiner von ihnen verausgabte sich oder machte auch nur die geringste Anstalt, den Zirkel aus Erwiderungen zu durchbrechen. Und dennoch dauerte das ganze Gefecht weniger als ein paar Minuten, bevor Remus die Kontrolle über seine Magie entwich.

Es lag nicht an mangelndem Talent oder an Angst, er spürte keine Schwäche gegen Lucius Malfoy, den er zuvor schon so viele Male geschlagen hatte in Kämpfen wie diesem, wieder und wieder. Das schreiende Lachen des Triumphs auf seiner Linken, halb geradeaus, mehrere Stufen über ihnen, war der Auslöser. Und noch ehe Lupin überhaupt aufgeschaut hatte, um sich zu vergewissern, noch bevor er sehen konnte, was geschehen war, verriet es ihm der reißende Stich in der Brust, und das aufschießende Blut, das ihm Hals und Schädel in siedender Hitze badete. Wie ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich, flackerte ein Schimmer aus Hoffnung in Malfoys grauen Augen auf, aber die rotierende Bewegung seines Handgelenks führte er nie zuende, der Zauber, der ihm auf der Zunge lag, verließ nicht in einer einzelnen Silbe seine Lippen.

Der Schock, die Notwendigkeit, sich des Todessers sofort und ohne Umschweife zu entledigen, befreite eine solche Welle aus Zauberkraft aus Lupins geschwenktem Arm mit dem Erlenstab als Fokus daran, dass Lucius nicht umgeworfen, sondern aufgehoben und gegen die Ballustrade geschleudert wurde, dass keuchend Luft aus seinem Brustkorb entwich wie aus einem Blasebalg. Und gleichzeitig fiel sie von den Rängen über ihnen herab, langsam, Stufe für Stufe, sich überschlagend, die Glieder schlaff und bewegungslos, nur das Birkenholz noch fest umklammernd. 'Nein,' flüsterte Remus stumm, angewurzelt am Boden für einen aussetzenden Herzschlag, um sich aus Bewegungslosigkeit heraus zu katapultieren.

Über den im Staub liegenden, röchelnden Malfoy sprang er hinweg, egal ob mitten hinein in Dolohovs Schussfeld, denn sein Unterbewusstsein steuerte den Körper, während sein Geist vollkommen fest auf das Mädchen gerichtet war. Tonks lag still jetzt, zwischen dem untersten Treppenabsatz und dem Fels, der in der Mitte des Raumes aufragte, und auch wenn um ihn herum Kampfzauber und Flüche einschlugen und sausten und das schrille Gelächter der Wahnsinnigen von den Wänden widerhallte, wie sie sich nicht einzukriegen schien über diese Tat, kümmerte er sich nicht darum. Atmete sie? Atmete sie? Sie musste einfach, sie durfte nicht aufgeben, sie musste – atmen! Und sie tat. Erschöpft, nicht in der Lage, sich wieder aufzustemmen, rollte die junge Frau auf den Rücken zurück, breitete die Arme aus, die Augen noch fest geschlossen, doch die Rippen hoben und senkten sich, kräftig, lebendig, von Schmerz getrieben. Aber sie lebte.

Und Remus schaltete augenblicklich weiter. Die Erleichterung beflügelte, ließ ihn sogar lachen, obwohl er selbst das gar nicht mitbekam. Mad-Eye war dicht bei ihr, keine zwei Yards entfernt, selbst benommen und kaum bei sich, doch er hielt sich schon den blutenden Kopf und rollte mit dem verbliebenen dunklen Auge, suchte angespannt nach seinem magischen Hilfsmittel. Er gab es auf, sobald er seinen Schützling neben sich erkannte, und auf zitternden Armen vorwärts robbend, bewegte er sich auf Tonks zu. Jemand kümmerte sich. Jemand war bei ihr. Und nicht nur das ließ ihn herum fahren und sich wieder dem Geschehen widmen. Nur noch zu dritt. Und die beiden Jungen, der eine davon gefangen in einem grässlichen Tanz, dem er nicht entrinnen konnte. Und Voldemorts großartigste Diener von beiden Seiten heran nahend.

Als wären ihre Hirne miteinander vernetzt, genau so einfach und leicht, wie sie einander im Spaß die Bälle zuwarfen, die Witze immer weiter hochschaukeln konnten, stimmten sie sich auch im Kampf ab. Ein winziger Blick unter aufbauschenden Locken zu ihm herüber genügte, und Sirius und Remus sprachen sich mit kleinsten Veränderungen der Mimik ab. Wen interessierte die Prophezeiung, solange sie nicht in die Hände des Feindes fiel? Harry. Harry mussten sie schützen. Vor Bellatrix Lestrange und Antonin Dolohov. Jeder den Gegner, den er besser kannte, jeder denjenigen, mit dessen Stil und Zaubern er am besten vertraut war. Sorglos beinahe konnte Black herum wirbeln und die ersten Schauer auf seine Cousine einprasseln lassen, denn auch wenn der russische Schwarzmagier noch auf ihn eingeschossen war, blieb sein nächster Fluch an Remus' Scutum hängen.

Er sprang ihm in die Feuerlinie, nur abgestoppt durch den Rücken von Sirius, Schulter an Schulter, Wirbelsäule an Rückgrat, gaben sich die beiden Männer gegenseitig Halt und hielten sich den Hinterkopf frei. „Whow, whow, whow!“ mahnte Black, der Schwung seines rechten Armes deutlich spürbar. „Nicht so hastig, werte Base!“ Und dann rotierte er den ganzen Schulterkopf, und ein grelles, gelbes Leuchten pulsierte auf Bellatrix zu, dass es Remus fast die Sicht nahm, obwohl es hinter ihm geschah. Viel wichtiger war der Mann vor ihm, hochgewachsen und noch immer blond, auch wenn Bart und Schläfen ausgebleicht waren in Azkaban zu einem Schlohweiß, wie nicht einmal Schnee hätte reflektieren können. Stumpf jedoch, und Ränder unter den hellen, so schönen blauen Augen, wie Remus selbst sie aus dem Spiegel kannte. Das ganze Gesicht, jeder einzelne Zug, zuckte in einer Mischung aus Agonie und Hass und perverser Freude, sobald Antonin Dolohov seinen neuen Gegner erkannte.

Erschreckend. So bleich und ausgezehrt, der einst so stolze Kopf des reichen Mannes genau so hohlwangig und Totenschädel-gleich wie der von Sirius, schlimm genug. Doch das Feuer in den Augen, früher schon heiß und voller Inbrunst, war angeschwollen zu ähnlich irrem Orkus wie damals bei dem Jungen auf den Stufen, auf dem letzten Absatz unterhalb der Schlossmauern. Aleksandr. Sekundenbruchteile vor seinem Tod. Gezeichnet von seinem gestörten Gehorsam und verblendeter Unterordnung. Glühende Lava aus Vergeltungshunger flimmerte in jedem Beben seiner Züge. Ja, es war laut um sie herum. Steine splitterten, Füße donnerten über den felsigen Grund, Rauschen und Lodern von magischer Energie erfüllte den ganzen Saal, und während in seinem Rücken die Arme von Sirius so schnell die Positionen änderten, dass er ihn fast umwarf, fiel zwischen Dolohov und ihm nicht ein einziger Fluch.

„Lupin,“ sagte der Todesser, das Flackern eine Winzigkeit heller für diesen Moment. Nicht mehr 'Lupins Sohn'. Lupin selbst war er jetzt für diesen Feind, der Letzte noch übrig aus den Reihen der Drei von damals. Seine einzige Chance auf selbsterfüllte Rache, Remus wusste das, und er presste die Zähne fest aufeinander und hoffte, der Schwarzmagier sähe es nicht. Er antwortete ihm nicht, konzentrierte sich starr nur auf seine Augen. Nicht nötig, die Arme im Auge zu behalten, sinnlos, auf Bewegungen der Lippen zu achten. Dolohov kämpfte am liebsten nonverbal, und viel zu schnell, um sich auf seine Hände zu verlassen. Den ersten Schlag erahnen musste Remus, dann konnte er in den Fluss kommen und sich seiner erwehren, und es genügte, dieses erneute Blitzen auf den Hornhäuten zu erhaschen.

Keine Ahnung, was es war, womit er das Duell eröffnete, aber Sirius hielt die Wucht ab, während das Protego den Zauber selbst zurückschlug, und Remus hätte schwören können, dass Black in seinem Rücken gerade ebenso zurück geworfen worden war. So blieben sie aufrecht, beide, ihren Gegnern keine Chance gebend, ihren momentan schwachen Stand ausnutzen zu können. Die Linke griff nach hinten, als hätte er es erwartet, und Blacks Finger drückten zu. Stummer Dank für Schützenhilfe, und dann sprangen sie auseinander, Sirius eine Stufe höher, Remus in direkten Schutz des Felsens. Fast wie Gewohnheit war das, wie Radfahren, wie Stricken oder Tabakrollen, sich mit Dolohov die Zauber um die Ohren zu prügeln, einen nach dem anderen, so rasch in der Abfolge, dass man sie kaum voneinander unterscheiden konnte. Keine Zeit, darüber nachzudenken, irgendwas, oftmals vielleicht sogar Albernheiten oder Alltäglichkeitszauber, und dennoch war es unbedeutend. Es kam sowieso kaum einer durch. Mal ein Pungere, stechend und zischend die Luft aus der Kehle treibend. Oder ein Ratzeputz, das schmerzhaft scheuernde Bürsten auf den Arm des Russen trieb.

Nur von den Jungs fernhalten, alle beide, und von den Verletzten etwas weiter hinten, nicht zu sehen von hier aus, verborgen hinter dem hohen Podest des Bogens, während er hier gegen Antonin kämpfte. Sirius' Stimme drang an sein Ohr, bellend, lachend, wie er es gewohnt war von ihm, und mehr brauchte er nicht. Es war nicht nötig, seine behenden Sprünge zu sehen, die eleganten, fast lässigen Bewegungen, wie er die Flüche abwehrte und seine eigenen Kampfzauber anbrachte, genau so agil und frisch wie der erprobte und im Training stehende Kingsley, der sich mit dem nun enttarnten Rookwood duellierte, irgendwo weit dort oben in Richtung des Ausgangs. Niemanden sonst entdeckte Remus noch, wenn er die winzigsten Pausen seines eigenen, so merkwürdig fließenden Kampfes ausnutzte. Das Herz pochte, ja. Das Blut schoss durch die Adern, doch Adrenalin und entspannte Ruhe hielten sich die Waage. Fast schön war das hier, fast angenehm, mehr wie ein Spiel als dieser blutige Ernst, den er so gewohnt war von Auseinandersetzungen mit Dolohov. Vielleicht lag es daran, dass er besser geworden war über die Jahre? Kein Junge mehr, kein Jugendlicher, hinein geworfen in Kriegshandlungen? Vielleicht hatte Azkaban ihn geschwächt, ihn langsamer gemacht? Vielleicht beides?

Harry stolperte in sein Sichtfeld, der rötliche Blitz eines Stupors auf seinen Fersen, und Neville strauchelte hinterdrein, die Beine noch immer gefangen in diesem irrsinnigen Reigen, dessen er sich nicht erwehren konnte. Halb und halb erwartete Remus einen ganzen Schwung Todesser, aus Verstecken hervorspringend, doch längst waren die meisten von Voldemorts Anhängern außer Gefecht gesetzt. Beide Lestrange-Brüder hatte Shacklebolt erledigt, wenn auch nur temporär, MacNair blutete im Gesicht, gekrümmt vor Schmerzen und in Panik um sein Augenlicht, und noch immer kalt ausgeschaltet lag Avery, während Mulciber, aus dem Petrificus gelöst, sich mit wachsenden Flederwichten auseinander setzen musste. Ein Großteil des an- und abschwellenden Lärms verursachte er allein. Und Victor, der drückte sich hinter eine der vielen Türen dort oben auf der obersten Stufe, duckte sich, sobald Black und Bellatrix vorbei glitten in ihrer tänzerischen Choreographie der Gewalt, feige, längst seine Unterlegenheit eingestehend. Nur einer konnte das sein, der sich den Jungen näherte.

Und da sah er ihn auch schon, über Dolohovs Schulter hinüber, wie Lucius Malfoy aus den Schatten heraussprang, das Ulmenholz steil erhoben und zum Schlag ausholend, und Remus blieb das Herz stehen, obwohl seine eigenen Arme Spruch um Spruch umsetzten und den Russen damit weiter in Schach hielten. Nein, nein, Harry musste sich umdrehen, er musste ihn sehen, um ihm begegnen zu können, Remus konnte jetzt nicht eingreifen, es sei denn ... Es sei denn er gab seine eigene Deckung auf, ließ alles fallen für einen einzigen Zauber in diese Richtung dort, auch wenn das bedeutete, Dolohovs nächsten Fluch sitzen zu lassen. Gleichgültig, welcher es sein mochte. Als könne er mit einem Mal Gedanken lesen, als wäre er von einer Sekunde zur anderen zum Legilimentiker geworden, spürte Lupin, was auf ihn zukommen würde. Er schloss die Augen und ließ den Stab über sein Ziel hinaus zucken, fackelte nicht lange, dachte erst gar nicht darüber nach. Harry. Einziger Grund zum Weiterleben. Durfte nicht umsonst gewesen sein.

„Impedimenta!“ brüllte der Junge, die gerade erst gebrochene Stimme zittrig und dennoch voller Kraft, und das Gefühl aus verzweifelter Aufgabe, kollidiert mit festem Willen, einfach weiter zu machen, noch nicht gehen zu wollen, rutschte so tief in den Hintergrund, dass Remus sich vorkam, als sei er aus Treibsand hinaus gestiegen wie aus einer Badewanne. Nur einen halben Zoll tiefer, und der Fluch saß wieder mitten auf Dolohovs Abwehr. Dunkle Gestalten sprangen über ihre Köpfe hinweg, erst eine, dann der Zweite, und Sirius' schneidende Worte gegen seine Kontrahentin brachten endgültig zurück in Gegenwart und Leben. Noch nicht. Neue Grimmigkeit war das, was da in Lupins Innern hochkochte, der winzige Fleck aus Leere irgendwo zwischen den Hirnhälften pulsierend wie schöner Kopfschmerz, anstachelnd, ließ ihn grollen, und er warf sich vorwärts und drängte Dolohov ein Stück zurück, um bessere Sicht auf das Geschehen haben zu können.

Sirius' Befehl Folge zu leisten versuchten die Jungen, wie das aussah. Irgendwie, so gut es eben ging mit einem hysterisch hüpfenden Neville, Tränen im Gesicht vor Hilflosigkeit ob dieses fürchterlichen Zaubers, demütigend und entwürdigend, zogen sich die Schüler gegenseitig die schmalen, niedrigen Treppen zwischen den hohen Stufen ringsherum nach oben, die schimmernde Kugel aus Glas fest in Harrys Hand gebettet. Gesessen hatte der Kampfspruch, aber die Kraft war die eines Kindes gewesen, nicht das volle Potential eines Erwachsenen, und Malfoy rappelte sich bereits wieder auf, bevor die Jungs auch nur wenige Yards weit gekommen waren. Aber dieses Mal rechneten sie nicht damit, hatten ihm beide den Rücken zu gedreht, zu sehr beschäftigt damit, endlich zu entfliehen aus diesem so furchtbaren Chaos einer echten Zaubererschlacht.

Und Remus mitten im Duell mit dem Schrecken seiner eigenen Kinderträume. Dolohov ließ nicht nach, nein. Nicht mehr so schnell und erdrückend wie früher war er, nicht so unerbittlich und überlegen wie auf der Stiege, als er den ganzen Gang mit stinkendem Schwefel erfüllt hatte, und dennoch konnte man ihn nicht einfach stehen lassen. Remus war gut, richtig, aber nicht so gut. Er musste ihn loswerden! Loswerden! Aber wie nur, wie? Der Russe kannte jeden Kampfzauber, den er nur entfernt anzuwenden gedenken konnte, ahnte sie voraus regelrecht, zu gut, zu erprobt, zu kriegsgewandt, als dass er irgendeinen Gegenspruch nicht beherrschen würde! Und keine Zeit, großartig zu überlegen, denn Lucius richtete sich auf und stemmte sich gegen den Felsen an seinen Schultern, um den Zauberstab aus Ulmenholz drohend zu erheben.

Sirius lachte so laut und ausgelassen, als wäre er auf einer Hochzeit, nicht mitten in einem mörderischen Ringen mit einem der herausragendsten Talente in den Reihen der Todesser. Sirius. Der Stern, der Hellste am Himmel. Sirius. Sternenzauber. Die Erkenntnis traf Remus wie eine Schnuppe vom Nachtteppich. Natürlich. Wie damals. So leicht, so einfach, Dolohov konnte nicht gewinnen. Tot mochte er sein, der Meister, aber er hatte getan, was er gelehrt hatte: Weitergeben, nicht zurück! Sie lebten fort, seine Zauber, in seinem Schüler. Den Zauberstab zum Schutz noch erhoben, ballte Remus die linke Faust und schüttelte sie aus in Richtung des kampfbereiten Schwarzmagiers, warf regelrecht die Finger von sich. „Ashkaal!“ murmelte er dazu, und das feine Klirren von glänzend magischen Stahlketten, die sich wie aus dem Nichts um Dolohovs breite Schultern schlangen, seine Arme steil an seinen Körper pressten und ihm den Stab aus den Händen rangen, kamen zu überraschend. Keine Zeit für das hassverzerrte, überraschte Gesicht, für das Zähneknirschen aus Zorn und das Blitzen in den Augen, das nur noch mehr nach Rache schrie. Malfoy! Harry!

Wie schnell das alles ging. Wie viele Minuten verstrichen waren, seit sie von dort oben aus dem Raum mit den zwölf Türen herunter gesprungen waren, er wusste es nicht. Nicht viele, sicherlich. Wesentlich weniger als gefühlt. Und trotzdem immer das Gefühl, es reiche nicht. Dieses Mal schon. Lupin machte einen großen Satz mit seinen langen Beinen und geriet mitten zwischen die beiden Jungen und den erhobenen Arm von Lucius, der augenblicklich einen Schritt zurückwich und sich neu orientieren musste. Keine kleinen Kinder mehr als Gegner, sondern einen Veteranen, der soeben Antonin Dolohov zu einem vor Wut schreienden Bündel zusammen geschnürt hatte. Wie lange die arabischen Ketten halten mochten? Keine Ahnung. Lange genug hoffentlich, dass Harry und Neville endlich entkommen konnten. Während über ihren Köpfen Cousin und Cousine Fluch um Gegenzauber auf einander eindroschen, fixierte Remus den weißblonden Todesser mit eiskalten Augen.

Zweifel schimmerte in Lucius' Gesicht. Er wusste nicht recht, wie er dieser neuen Situation begegnen sollte, mehr als offensichtlich war das. Ganz wie sein Sohn, das selbe, grübelnde Zucken der Mundwinkel, die Nasenflügel gebläht in seiner üblichen Abscheu, aber auch in Groll sich selbst gegenüber, nicht besser reagieren zu können. Genug Gelegenheit für Remus. Einen raschen Blick über die Schulter werfend, hielt er Ausschau nach den Schülern, die einander umklammert hielten, erhaschte so gerade noch, wie Harry die Prophezeiung in Nevilles Robe gleiten ließ, bevor sich James' Sohn bereits herumdrehte und seinen Stechpalm-Stab aufrichtete. Oh nein nein, nicht weiter kämpfen, das reichte jetzt! „Harry,“ donnerte Remus, eine Wucht und ein Befehl in seiner Stimme, der den Jungen zusammensacken ließ wie von einer Kugel getroffen. „Sammel' die Andern und geh!“

Der die Stufen hinauf zuckende Finger verlieh den Worten Nachdruck, doch Harry brauchte das nicht mehr. Hastig nickte er, aschfahl im Gesicht, das Schluchzen seines Freundes ob dieser entsetzlichen Demütigung, die ihm seine nicht mehr gehorchenden Beine bereiteten, nur noch zusätzlicher Ansporn. Er schob einen Arm unter Nevilles Achsel hindurch und stemmte ihn hoch, während Remus bereits erneute Kampfstellung einnahm und sich Malfoy zuwandte. Ein angenehmer Gegner, im Vergleich zu Antonin Dolohov. Durchhalten jetzt. Dumbledore müsste längst im Grimmauld Place gewesen sein, dürfte mittlerweile wissen, was geschehen war und wo sie sich aufhielten. Oder irgendwer Anderes, irgendwer aus dem Orden. Sie brauchten Unterstützung, nur zwei, drei Leute vielleicht und sie könnten es allein schaffen.

Es war nicht mehr nötig. Vielleicht zwei sondierende Flüche von Lucius musste er noch abwehren, als er die nasale Stimme von Longbottom hinter sich hören konnte, irgendwo ein paar Stufen höher, durch die gebrochene Nase gebrüllt: „Dumbledore!“ So merkwürdig verzerrt mit Blut auf der Zunge, die Knochen verschoben und der Resonanzraum zerstört, und dennoch deutlich. „Dumbledore!“

Augenblicklich änderte sich die Schlachtordnung schlagartig. Der Blick, den Malfoy, ohne schützende Maske, ohne die Möglichkeit, sich hinter der Fratze des Todessers zu verstecken, nach oben und über Remus' Kopf hinweg warf, verriet alles. Es stimmte. Und nicht nur er verfiel ihn Fluchtbewegung. Ein letztes, hastiges Mal flogen seine grauen Augen auf den blassen, viel zu geschickten Mann, der zwischen ihn und die Jungen gesprungen war, ehe Lucius Malfoy zu fliehen versuchte, sich duckend nach vorne warf, um an ihm vorbei zu eilen, doch Remus ließ ihn nicht.

Nicht einmal Magie war von Nöten. Er streckte einfach einen Arm aus und schlang ihn um die Brust, die sich bereitwillig in seine Umklammerung begab, nutzte den Schwung und warf ihn zurück, dass Malfoy auf den blöden Hintern plumpste. Obwohl bewaffnet, wehrte er sich nicht, saß nur da, die Beine lang ausgestreckt, auf beide Hände gestützt, und starrte ihn von unten her an, entsetzt, begreifend, was hier gerade geschah. Kein Entkommen mehr. Crabbe, auf dem obersten Absatz, keine 10 Fuß von der rettenden Tür entfernt gewesen, flog wie von einem Angelhaken erwischt bis herunter zu ihm und landete direkt neben ihm im Dreck, so wie auch die bereits besiegten und am Boden liegenden Todesser mühelos eingesammelt wurden, als seien sie Fallobst. Dumbledore selbst eilte die Stufen herunter, und das Kampfgetümmel zerfiel in ruhige Stille. Nur an einer Stelle nicht.

Magisch gebunden wurden sie, die Zauberstäbe zu einem bunten Strauß zusammengefügt, und endlich spürte Lupin, welche Anstrengungen sein Körper gerade gemeistert hatte. Keuchend nach Atem ringend, die Sauerstoffschuld seines Herzens auszugleichen versuchend, stemmte er sich kurz in die Knie, rieb sich das Stechen vom Rippenbogen und richtete sich wieder auf. Vorbei. Geschafft. Alles gut gegangen. Nicht ganz. „Komm' schon! Das kannst du besser!“ Halb verdeckt von dem hohen Felsen, auf dem noch immer Sirius Fluch um Fluch seiner Cousine flink und gewandt zurückschlug, lagen lang ausgestreckt das Bein und der hölzerne Stumpf von Mad-Eye, sich sacht vorwärts robbend, und dieser Schub aus glühendem Eisen war wieder da, lief ihm wie Feuer über die Ohren und hinunter in den Kragen. Dora. Er musste zu ihr.

An einem vorstehenden Splitter aus schneidendem Fels hielt er sich fest, um sich schneller um die Rundung katapultieren zu können, den Blick hinauf gewandt zu dem britzelnden Feuerwerk aus Zaubern vor dem bleich schimmernden Licht aus dem Inneren des steinernen Bogens. Der rote Funke brannte sich auf seine Netzhaut, tanzte vor geschlossenen Lidern. Das bellende, brüllende Lachen seiner Kindertage setzte aus wie ein Gong, den man festgehalten hatte, wie eine Schallplatte, von der man die Nadel hob.

Von den Füßen gefegt, nicht mal schlimm, ein Stupor vielleicht, ein Impedimenta, nichts weiter, und dennoch. Die dünnen, leichten Streifen aus löchrigem Stoff, falls es denn welcher war, sie öffneten sich wie die Arme eines Mädchens, das man lange nicht gesehen und ewig vermisst hatte, wie Sirius Black rückwärts fiel. Einen eleganten Bogen beschrieb der so dürr gewordene Körper, früher so kräftig und wohlgeformt, und die Mischung aus erschrockener Überraschung und ängstlicher Ungewissheit auf seinem Gesicht verschwamm merkwürdig lächelnd, wie sich der Schleier aus nebelhaften Gestalten um ihn legte, dichter wurde und ihn verschlang. Bis er nicht mehr zu sehen war.


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Beziehungskomödien aufzubauen und die entsprechenden Dialoge zu schreiben kann Joanne K. Rowling so gut wie Woody Allen. Im vierten und fünften Band ist das schön zu beobachten, wenn es die ersten Eifersüchteleien zwischen den Freunden gibt.
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