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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Ein Schrei im Dunkeln

von Teekon

Peter war der Erste, der bei ihm war. Mit einem einzigen Satz war er aus dem Bett gesprungen, dass der Boden unter seinen Füßen bebte, einen Arm ausgestreckt und die Hand auf seine Schulter gelegt, wie Remus nun keuchend und aufrecht zwischen den Kissen saß. Leicht vorgebeugt, die Linke auf Höhe der Brustwarzen fest gegen den Knochen gedrückt, das Gesicht verzerrt vor plötzlichem Schmerz. Das Klappern von James' Brille auf dem hölzernen Nachttisch, wie er danach griff, um sie sich hastig auf die Nase zu drücken, unterbrach die gespannte Stille, die dem markerschütternden Schrei gefolgt war, von dem sie alle aufgeweckt worden waren. Sirius' Augen leuchteten zwischen den zusammen gebundenen Portieren seines Himmelbettes, wie er durch das dunkle Zimmer zu ihm herüber starrte.

Man konnte es nicht recht sehen, so finster war es im obersten Schlafsaal des Gryffindor Turms, und nur der feinste Geruch von versengten Haaren und kokelndem Baumwollgewebe mochte stutzig machen. Aber niemand von ihnen nahm es bewusst wahr, abgesehen von Remus selbst, der kaum fassen konnte, wie kühl das Metall nun schon wieder war. Hätte er nicht gespürt, wie das dünne Fleisch über seinen Rippen noch immer pulsierte und stechend brannte, wäre da nicht dieser deutliche, angeflemmte Abdruck im Stoff seines Pyjamas gewesen, er selbst hätte es bloß für einen Traum gehalten. Doch es war geschehen, die Beweise dafür waren eindeutig. Der Schlüssel war heiß geworden, glühend heiß wie ein Hufeisen im Feuer des Schmieds, aufgeheizt in wenigen Sekundenbruchteilen, so sehr, dass irdisches Gold und magisches Grün gestrahlt und ihn geblendet hatten. Noch immer tanzte das Licht davon auf den Innenseiten seiner Lider, wenn er, wie jetzt kurz, die Augen schloss.

Mit dem Daumen presste er den verborgenen Gegenstand an einer schlanken Kette gegen das Brustbein, rieb sich die jetzt kahle und rötlich schimmernde Stelle. Das tat weh, und wie. „Au!“ zischend, beachtete er seine Freunde kaum, die sich in dem Raum nun zu schaffen machten. Black schob die Füße von der Matratze und beugte sich über die Laterne auf dem Fenstersims, um sie rasch mit seinem Zauberstab zu entzünden, genau in dem Moment, in dem Remus sich mit Gewalt und ohne Fingerspitzen die obersten Knöpfe seines Pyjama-Hemdes aufriss, um die Wunde, die da sein musste, zu begutachten. Tatsächlich: Exakt die Form des Schlüssels, des Geschenks seines ehemaligen Lehrers, prankte in empfindlichem Rosé auf verletzter Haut, und das kleine Ding aus glänzendem Gold baumelte friedlich und still nicht weit davon, als wäre nichts gewesen.

„Bist du OK?“ fragte jemand links neben ihm und riss ihn damit aus seinen konfusen Gedanken, brachte ihn zurück in die Gegenwart, wo er in seinem Bett in Hogwarts saß und nur deshalb nicht umfiel, weil er die Beine halb angewinkelt und die Fußsohlen unter der Decke gegeneinander gestemmt hatte. Gar nicht richtig sehen konnte er, erkannte aus dem Augenwinkel die dicken Brillengläser von James Potter, der nun gleich vor seinem Nachttisch stand und sich in die eigenen Knie stützte. „Hattest du einen Alptraum?“ erkundigte sich ein piepsiges Stimmchen von der anderen Seite, und Peter war bereits halbwegs auf die Matratze gekrabbelt, vorsichtig, beruhigend seine Schulter tätschelnd. Stumm, aber mit mindestens genau so viel Sorge, schlich sich Sirius vom Fußende herauf, die Laterne hoch erhoben, dass ihr warmes Leuchten sein Gesicht beschien und die fallenden Locken, ganz wirr vom Schlafen, springende Schatten malten.

Erst jetzt bemerkte Remus die Schweißtropfen, die sich an seinen Schläfen gebildet hatten und nun langsam an den Koteletten hinunter zu laufen begannen. Noch immer schwer atmend, lehnte er sich ein wenig mehr nach vorne, bis der Schlüssel an seiner Kette stärker ins Schwanken geriet, und den Kopf schüttelnd, verneinte Moony. Das war es nicht, nicht wie sonst. Und trotzdem stimmte irgendwas nicht. Warum war das passiert? Das hatte er noch nie gespürt, das Gold war immer einfach das gewesen, was es war, ohne großartige magische Eigenschaften zu offenbaren, abgesehen vielleicht von gelegentlichem Schimmern der Reide und einem grünlichem Leuchten, das sich um sein Handgelenk zu schlingen schien, wenn er den Schlüssel längere Zeit in den Fingern drehte, aber diese unglaubliche Hitze hatte er nie zuvor entwickelt. Das konnte nicht richtig sein, etwas war nicht in Ordnung. Nur was?

Die Matratze dellte sich ein, und die Laterne kam näher, dass der Ring an ihrem Deckel quietschte, wie Sirius auf ihn zu kroch und ihn mit grimmigem Blick musterte. „Du bist ganz blass,“ fand er, und augenblicklich nickten Peter und James hastig, ebenso besorgt, aber Remus war nicht in der Lage, richtig darauf einzugehen. Viel zu durcheinander waren seine Gedanken, konnte er nicht recht Ordnung hinein bringen und zu fassen kriegen, was ihn eigentlich so verwirrte. Er hatte nicht geträumt, und die Hitze war nun schon vorbei, nichts davon zurück geblieben als wundes, verbranntes Fleisch, das heilen würde. Trotzdem wollte sich sein Inneres nicht beruhigen. Ihm schlug das Herz bis zum Hals, so laut, dass er das Klopfen an der Tür kaum mitbekam.

Erschrocken starrten die anderen Jungen einander an, wechselten rasche Blicke und entschieden ohne Worte, und sofort rutschte Pettigrew rückwärts, während erneutes, ungeduldiges Pochen aus dem schmalen Treppenhaus zu ihnen herein schallte. Jemand musste den Schrei gehört haben, der auch sie geweckt hatte. Die daraufhin eingetretene Stille im oberen Jungenschlafsaal dürfte nicht gerade zur Beruhigung beigetragen haben. Die Türklinke knarzte, und Peter steckte seinen Kopf durch den winzigsten Spalt, den er damit hinkriegte. Den Atem anhaltend, lauschten sie hinaus, Potter und Black, und nur Remus selbst konzentrierte sich weder darauf, noch schien er überhaupt wahrzunehmen, dass jemand dazu gestoßen war. Und das versetzte seine Freunde nur noch mehr in Aufruhr.

Geflüster draußen, nervös und sorgenvoll fragend, und Sirius rollte mit den Augen. James grinste. Natürlich, wer denn sonst? Fast hätte er sich in die Haare gelangt, um sie entweder noch schlimmer durcheinander zu wurschteln oder irgendwie zu glätten, aber er unterdrückte es, ehe Peter die Tür weiter öffnen und schon zu ihnen zurückkriechen konnte. „Ist bloß Evans,“ murmelte er, als könnten sie das nicht selbst sehen, wie das Mädchen mit dem langen, roten Bauernzopf in ihren Schlafsaal schlüpfte und sorgfältig hinter sich für Sichtschutz sorgte. Offenbar war sie nicht die Einzige, die im Gemeinschaftsraum und auf der Wendeltreppe herumlief. Neben Pettigrew auf die Matratze krabbelnd, gesellte sie sich dazu in ihrem Blümchennachthemd. „Was ist los?“ wisperte das weiblich hohe Timbre, viel leiser dadurch als das Brummen der Jungs.

Mit einem Kopfnicker in seine Richtung erklärte Sirius nur, dass irgendwas mit Remus war, und sie betrachtete ihren besten Freund aufmerksam. „War er so laut?“ erkundigte sich James, konnte sich keinen anderen Reim darauf machen, wieso die Präfektin und augenscheinlich noch andere Schülerinnen und Schüler mitten in der Nacht ihren Weg hier herauf gefunden hatten. Nur einen kurzen Seitenblick gönnte sie Potter und nickte bestimmt. Oh ja, das war er! Und so wie er aussah, war das mehr als einer seiner gewöhnlichen Alpträume gewesen. Ohne zu zögern, fasste auch sie Remus an die Schulter, doch, anders als vorhin noch bei Pettigrew, reagierte Lupin nun darauf, wenn auch nur schwach. Flüchtig fast wanderten seine Pupillen in ihre Richtung, um sofort wieder abzudriften.

„Alles in Ordnung, Remus?“ wollte das Mädchen wissen und holte ihn damit mehr und mehr ins Hier und Jetzt zurück. Die Lider schließend, schluckte er fest die Trockenheit aus seiner Kehle und holte tief Luft, bevor er zu heiserem Sprechen ansetzte. „Es geht mir gut,“ bestätigte er, und erleichtert atmete Pettigrew so laut aus, dass quietschiges Pfeifen seiner Luftröhre entwich. Auch die Schultern von Black senkten sich in Entspannung, wenn er auch weiterhin in Bereitschaft blieb und die Laterne nicht abstellte. James legte den Kopf schief, um ihn besser anschauen zu können, und die flackernde Flamme spiegelte sich glitzernd in seinen Hornhäuten, wie seine Augen forschend hin und her sprangen.

Wie der zierliche Daumen durch den Stoff des Pyjamas das Schlüsselbein streichelte, fingen sie sehr gut ein, doch weder Zeit, noch Augenblick gab es, um darüber nachzudenken oder ein Gefühl dazu zu entwickeln. „Was war denn?“ fragte Lily, sich keinen Deut um den Quidditch-Kapitän scherend, während Sirius neben ihr die Beine unter seinen Körper zog und Peter sich über sie hinweg beugte, um auch etwas sehen zu können. Immer noch fixierte Remus keinen Punkt, leckte sich statt dessen unruhig über die Lippen und schüttelte langsam und bedächtig den Kopf. „Ich weiß nicht genau,“ sagte er, schob sich die Zunge vor die Zähne und zog sie wieder zurück. „Irgendwas,“ er musste eine Denkpause einlegen, „stimmt nicht.“

Seine Hand krallte sich noch immer über seiner Brust in die offenen Hälften seines Oberteils, und Perlen aus Schweiß glänzten in der Drosselgrube. Die Finger schlossen und öffneten sich und griffen erneut fester zu, und er schien nicht in der Lage, das Hemd loszulassen. Niemand bemerkte das im Geringsten, so sehr kümmerten sie sich nur um das bleiche, verwirrte Gesicht. „Hast du geträumt?“ wiederholte Peter seine Frage von vorhin, aber dieses Mal schüttelte Remus gleich wieder den Kopf, heftiger als zuvor. „Nein, es ...“ Er konnte es nicht richtig erklären offenbar. Aber vielleicht war es auch etwas Anderes. Nur kurz warfen seine vier Freunde sich verständnislose Blicke zu.

Keine Ahnung, wieso er es nie getan hatte, und erst recht nicht, wieso er nicht wenigstens jetzt den Schlüssel zeigen wollte, den er immer, stets um den Hals trug, der ihm unter Pullunder, Krawatte und Hemd gegen die Brust schlug bei jeder Bewegung, wenn er sich über Bücher beugte, wenn er sich zu Bett legte, nur abgenommen im Bad oder in Vollmondnächten. Auch nun, wo er eindeutig die Ursache für seine Unruhe, für diese merkwürdige Empfindung der Sorge und der Bangigkeit war oder es zumindest nahelegte, verspürte Remus keinerlei Bedürfnis, dieses kleine Geheimnis, diesen stillen Bund preiszugeben. Mit kräftigen Fingern hielt er sich daran fest und zog an der Kette, dass sie klirrte. „Es ist nur,“ er schob die Brauen ineinander und schüttelte sich ganz, „so ein Gefühl.“ Mehr war es ja auch nicht. Nur der Gedanke, dass so etwas sicherlich nicht einfach geschah, dass es einen Grund dafür geben musste. Welchen?

Einer der Siebzig Schlüssel von Alexandria war es. Nicht irgendeiner. Kein Schmuckstück, kein Erbe, kein einfacher Erinnerungsgegenstand, sondern eines von siebzig identischen Werkzeugen. Also doch irgendwie ein magisches Artefakt. Wieso hatte er nie darüber nachgedacht? Wozu war das gut? Ein Schlüssel schloss auf. Oder ab. Je nachdem, ob die Tür zuvor offen oder geschlossen gewesen war. Ein irrer Schub Hitze schoss ihm in den Kopf, und für einen Moment glaubte Remus, das Metall hätte wieder zu glühen begonnen und ihm erneut die Haut und dieses Mal auch die Hand versengt, aber so war es nicht. Nur der Schock der Erkenntnis, der ihm das Rückgrat hinauf rauschte. 'Der Feind hat seine Höhle verlassen. Wohin ist nicht bekannt.' So heftig warf Remus die Decke von sich herunter, dass James davon springen musste und Sirius von allein rücklings vom Bett geworfen wurde.

Die Laterne schwankte gefährlich, und das Licht darin flackerte, verlöschte jedoch nicht. Black hatte nicht einmal vor, sich zu beschweren. Der Ausdruck, der mit einem Mal in Moonys Gesicht erschienen war, reichte ihm vollkommen aus, um keinerlei böswillige Absicht hinter diesem Verhalten zu erkennen. „Ich muss zur McGonagall,“ murmelte Remus und zog sich an einem Bettpfosten hoch. Keiner von ihnen widersprach, ganz im Gegenteil. Zumindest Lily hatte genau das vorschlagen wollen, mochte das überhaupt nicht, wie geistesabwesend und gleichzeitig hoch alarmiert ihr bester Freund ausschaute, und sie alle bewegten sich mit ihm in eine Richtung. Auf dem warmen Ofen stellte Sirius die Lampe ab, als Remus bereits die Türklinke griff und das schwere Eichenholz mit enormer Kraft aufriss. Barfuß, nur in seinem Pyjama, wollte er loslaufen, und um ihm folgen zu können, schlüpften die anderen nur rasch in die eigenen Schlappen. Lily, keine Chance dazu so weit von ihrem Schlafsaal entfernt, nutzte die wenigen Sekunden, um Lupins Morgenmantel und Schuhe aufzuheben, bevor sie ebenfalls hinterher rauschte.

Der Gemeinschaftsraum war nicht leer und still, wie er es um diese Uhrzeit eigentlich sein sollte, kurz nach vier Uhr morgens mitten in einer Unterrichtswoche, und auch wenn viele der Aufgewachten schon wieder in ihre Zimmer zurückgekehrt waren und beschlossen hatten, mit den Neuigkeiten bis morgen warten zu können, so befanden sich doch vor allen Dingen Oberklässler noch hier, saßen halb auf den Rückenlehnen der Sofas und Sessel, hüllten sich in ihre Baderöcke und hielten sich fröstelnd selbst in den Armen, leise miteinander tuschelnd. Sobald sie die Schritte von nackten Füßen auf den Stufen hörten, verstummten sie und schauten auf, erwartungsvoll der Rückkehr ihrer Präfektin harrend, doch es war nicht sie, die in aller Ruhe mit beschwichtigenden Worten zu ihnen herunter kam. Es war Lupin selbst.

Er achtete ihrer nicht, betrachtete jeden einzelnen seiner Mitschüler wie einen Einrichtungsgegenstand, wie er aus dem schmalen Durchgang heraus rannte und sich im Slalom, so schnell er nur konnte, zwischen den Möbeln und Jugendlichen hindurch bewegte. Er ignorierte Mafalda Gainsworth genau so wie Filimon Stebbins, der einen Arm nach ihm ausstreckte. „Lupin, alles gut?“ quietschte seine sonst so tiefe Stimme vor Überraschung, doch er erhielt keine Antwort, nicht einmal einen Blick, der ihm zeigte, dass er überhaupt wahrgenommen worden war. Noch ehe er hinter ihm her rufen oder sich darüber wundern konnte, brezelte ihn Black fast um, seinem Zimmergenossen dicht auf den Fersen, und wo Sirius war, konnte Potter nicht fehlen. Wie eine Gnu-Herde in Stampede brachen die beiden siamesischen Freunde durch die Reihen der Gryffindors, und Peter Pettigrew sorgte wie eine Bowlingkugel dafür, dass auch Lily Evans freie Bahn hatte. Mit wehendem Nachthemd, ein paar Schuhe in der einen Hand und einen dunkelroten Morgenmantel über dem anderen Arm, huschte sie wie eine Elfe durch den Gemeinschaftsraum.

Erst als die ganze Bande schon das Einstiegsloch der Fetten Dame erreicht hatte (die missmutig schnarchte, als sie gewaltsam zurückgerissen wurde), schaltete jemand, und es war Serena Dearborn, die ausgerechnet Sirius am Ärmel erwischte, dass James regelrecht in ihn hinein rasselte, während Remus ungehindert voraus rennen konnte. Wieselflink umrundete Peter dieses neuerliche Hindernis und purzelte damit im wahrsten Sinne des Wortes in der Schlange nach vorne. Das Geräusch, das Black entwich, glich dem aggressiven Knurren eines Krattlers im Sumpf, wie er sich mit hochrotem Kopf zu ihr herumdrehte, im Begriff, sich loszureißen, aber der Anblick brachte zumindest ein wenig Zurückhaltung in seine Bewegung. Den Zeigefinger drohend erhoben, drehte er den Ärmel des anderen Armes mehr aus ihrem Griff, als dass er brutal daran zerrte und ihr damit die Finger verdrehte. „Nicht jetzt, Serena!“ schnitt er dem Mädchen das Wort ab, ehe sie nur den Mund aufmachen konnte.

Potter hatte sich längst aufgerappelt und war weiter gestolpert, erhaschte so gerade noch das Porträt, bevor es wieder zuschwang, und die Fette Dame krakelte mittlerweile irgendwas von Schülern, die nachts auf den Korridoren nichts zu suchen hatten, aber das brachte ihr auch nur ein paar rüde Zurufe des Kapitäns ein, der ohne Anzuhalten weiter lief. „Aber, was ...“ kriegte Serena heraus, erneut davon abgehalten durch ein gequetschtes „nuh!“ von Sirius, der den Finger höher zucken ließ und sich ebenfalls davon machte. „Geht ins Bett!“ befahl Lily Evans, genau hinter ihm, sich halb herumdrehend in eiliger Hast, und ihr wütendes, aufgeregtes Gesicht ließ keine Widerrede zu. Niemand folgte ihnen. Aber schlafen ging trotzdem niemand.

Es war nicht weit vom Gemeinschaftsraum der Gryffindors zu den privaten Räumlichkeiten der Hauslehrerin und stellvertretenden Rektorin der Schule für Hexerei und Zauberei. Keine 50 Yards die lange Gallerie hinunter, begleitet nur vom ewigen Rumpeln und Poltern der sich bewegenden Treppenfluchten im hohen Turm, mussten die vier Schüler und die junge Frau rennen, bis sie an die rundbogige Tür aus dem selben Holz und von der selben Farbe wie die ihres eigenen Schlafsaals, versehen mit den gleichen Beschlägen, zu gelangen. Remus prallte regelrecht dagegen, hämmerte mit den Fäusten und hielt das für vollkommen ausreichend, um Professor McGonagall wecken zu können. Einen Bären im Winterschlaf hätte dieser Lärm nicht kalt gelassen, und es war ein reines Wunder, dass nicht sofort Filch auf der Matte stand. Peter raufte sich die Haare, während er noch keuchend den Gang hinunter rollte, und James gleich hinter ihm, schon auf- und ihn überholend, rollte mit den Augen. Scheiße, Mann, was war denn bloß mit dem?

Irgendwo hinter ihm klickte das Schloss der Fetten Dame, die noch immer aufgebracht vor sich hin schimpfte, wenn auch bereits wesentlich leiser und eher schmollend, als Lily als Letzte aus dem Loch stieg und die Verfolgung wieder aufnahm. Niemand rührte sich in McGonagalls Büro, nichts bewegte sich, kein „herein“, kein entsetztes Aufreißen der Tür mit sofortiger strenger Schellte, es geschah einfach gar nichts! Sich kurz aufrichtend, keuchte Remus, weniger vor Anstrengung nach diesem Lauf, als vor aufkeimender Panik, und seine Augen suchten wieder irgendeine Ebene seiner Gedanken ab, die niemandem außer ihm erschließbar war. Peter konnte nicht mehr weiter, stützte sich mit einem ausgestreckten Arm an der Ballustrade ab und ging halb in die Knie, um wie ein Fisch nach Luft zu schnappen.

„Gleich zu Dumbledore?“ fragte James, der als Erster den Ältesten erreichte und ihm eine Hand auf das schwitzige Schulterblatt legte, während die nackten Zehen auf dem kalten Steinboden bläulich angelaufen ineinander griffen. Remus antwortete nicht, gab nicht einmal mit einer Geste zu verstehen, was er davon hielt, auch wenn der dazu stoßende Sirius schon heftig nickte und diese Idee befürwortete. Das wäre das Beste. Auch wenn er keinen Schimmer hatte, wo überhaupt Moonys Problem lag, was denn wirklich los war (insofern hätte er Serenas Frage gerade nicht einmal beantworten können, wenn er Zeit dazu gehabt und es gewollt hätte). Evans, Lily, schien der gleichen Meinung, und sie war erstaunlicherweise die Einzige von ihnen, die kein bisschen aus der Puste war. Nur ihr Gesicht glühte in dem kaum erhellten Haupttreppenhaus.

„Wieso ist sie nicht da?“ arbeitete ihr Verstand auf Hochtouren um diese späte Uhrzeit, deutete so gut sie konnte auf die verschlossene Tür, und Potter und Black zuckten gemeinsam die Achseln wie Spiegelbilder. Aber da hatte Remus schon entschieden, in die Innentasche seines Pyjama-Hemdes gegriffen und „Alohomora!“ geflüstert.

Erschrocken, die Augen allesamt weit aufgerissen, starrten sich die Vier hinter ihm abwechselnd an. Remus brach in das Büro einer Lehrerin ein? Der McGonagall? OK, das war jetzt ein absolut eindeutiges Warnzeichen. Bevor auch nur irgendjemand etwas sagen konnte, hatte er die Eichentür in den stockdunklen Raum geschoben und war hindurch geschlüpft. „Remus, das ist wirklich nicht deine beste ...“ versuchte James und verstummte sofort. „Idee?“ vervollständigte Sirius und schaute seinen besten Freund wie von unten her an, bevor er Moony in das Büro folgte, und da sah es auch die hinter ihm stehende und immer noch fassungslose Lily: Grüner Feuerschein flackerte über die Wände und tanzte in Schlieren auf Blacks Gesicht, und dann war er drinnen verschwunden, und James drückte die Tür weiter auf.

Es war absolut nicht wie erwartet. Weder herrschte das totale Chaos einer durchwühlten Wohnstätte, noch war es still und friedlich dunkel, wie es sich für eine Nacht gehörte. Die McGonagall war tatsächlich nicht da. Eine weiter hinten gelegene Tür zu ihrem Schlafzimmer stand sperrangelweit offen, das Bett zerwühlt, aber ihre Robe nicht am Haken. Alles, was sie zurückgelassen hatte, waren die mahnend schimmernden Linien auf dem Boden, die sich in einem sauberen Rechteck auf dem Boden um die Öffnung ihres Kamins herum zogen. Ein Effractor-Zauber schützte das lodernde Flohfeuer, das offen rauschte und kein Anzeichen davon zeigte, verlöschen zu wollen. Professor McGonagall war nicht einmal auf dem Schulgelände.

Ohne die Wand loszulassen, schob sich Peter nach Atem ringend durch den Türrahmen, und auch sein Gesicht wurde blass und kränklich von der Farbe der leckenden Flammen, die sich in seinen wässrigen, geweiteten Augen spiegelten. Auch ihm musste man nicht erklären, was das bedeutete. Sie alle standen davor, Remus noch mit gezücktem Zauberstab, den er nun noch unruhiger zwischen den Fingern drehte, und die Knöchel von Blacks Hand traten weiß hervor, wie er die Faust ballte. James mahlte mit den Kiefern und nahm einen so tiefen Atemzug, dass sich seine schmalen Schultern bis unter die Ohren hoben. „Eine Versammlung?“ schlug er vor, schaute von einem zum anderen, während Lily grübelnd die Brauen auftürmte. Was meinte er denn damit? Versammlung wovon?

Es war so deutlich, wie sehr das beiden volljährigen Jungen missfiel, aber es musste so sein. „Ohne uns Bescheid zu sagen.“ Keine Frage, eine simple Feststellung, und sie schauten einander grimmig von der Seite her an. Das war nicht fair. Sie gehörten dazu, sie waren ordnungsgemäß aufgenommen, und sie wollten dabei sein, egal um was es ging. Wo Remus sonst verständnisvoll war, wo er nicht murrte und meckerte, wenn der Orden sie beide aus bestimmten Aktionen heraushielt, so sehr hasste er es heute Nacht. Die Schlagadern an seinem Hals pulsierten sichtbar in dem schummrigen, unruhigen Licht im Büro der Hauslehrerin. „Zu kurzfristig?“ überlegte Sirius laut zugunsten der Erwachsenen, wusste ganz genau, dass es wohl kaum das Problem war. Ihn in diesen Gedanken bestätigend, schüttelte Remus den Kopf, die Muskeln an seinen Kieferwinkeln fest und schmerzhaft heraustretend. „Kampfhandlungen,“ brummte er heiser und krächzend, in der selben Stimmlage wie nach Untergang des Mondes.

Die Zähne von Sirius knirschten so hörbar, dass Lily Gänsehaut bekam, und ihr Rückgrat kribbelte, während Black fest seine eigene linke Schulter packte und zu massieren begann. Ausgeschlossen zu werden, wenn sie irgendwelches hochtrabendes Zeug zu besprechen hatten, OK, das konnte er verschmerzen. Aber nicht das. Wenn Funken flogen, dann wollte er dabei sein, dann wollten sie alle dabei sein. Einander erneut einen Blick aus den Augenwinkeln zuwerfend, verabredeten Remus und Sirius das weitere Vorgehen, ohne es diskutieren zu müssen. Normalerweise hätte Black sich über einen so ungeteilten, fast unvernünftigen Entschluss von Moony diebisch gefreut, aber nicht heute Abend. Dafür war die Sache – was auch immer es war – viel zu ernst. Sie nickten beide, und augenblicklich machte James, zwischen und halb hinter ihnen, einen energischen Schritt nach vorne. Er wurde überrascht.

Gleichzeitig streckten seine beiden älteren Freunde jeweils einen Arm aus und kreuzten sie übereinander, versperrten ihm so den Zutritt zu dem glühenden Rechteck auf dem Boden vor dem Kamin. So unerwartet kam das, dass Potter genau hineinlief und fast Anstalten machte, es ein zweites Mal zu versuchen, weil es einfach nicht sein konnte. Erstaunt hob er die Augen und schaute erst Remus, dann Sirius an, die sich halb zurücklehnten zu ihm und die Köpfe schüttelten, ohne ihre Blicke von ihm zu nehmen. „Hey, Moment mal!“ beschwerte er sich, konnte genau sehen, was sie vorhatten. „Ich war genau so dabei da unten auf der Stiege!“ erinnerte er daran, wer denn damals ausgeknockt an der Wand gelegen hatte, indem er Sirius fest mit einem ausgestreckten Finger in den Oberarm piekste.

Blacks Gesicht blieb wie versteinert, und er hörte nicht auf, den Kopf zu schütteln. Die genau so wenig vorhersehbare Unterstützung von Lily, die, mit vollen Armen und nacktem Fuß auf dem Boden aufstampfte, brachte rein gar nichts. „Wenn ihr geht, gehen wir auch!“ trotzte sie, obwohl Peter eher den Eindruck machte, als wolle er entschieden gegen dieses „Wir“ protestieren. Also, ihn hatte keiner gefragt. Und jetzt mal ernsthaft, eine Heldentat reichte doch wirklich, oder? Das musste man doch nicht schon wiederholen, nicht mal ein Jahr war seitdem vergangen. Weihnachten gab's schließlich auch nur im Dezember und nicht auch noch im Juni, und das aus gutem Grund, richtig? Aber ihn beachtete sowieso gerade niemand.

„Ihr könnt nicht mit,“ sagte Sirius ausdruckslos, jedoch keinerlei Widerrede zulassend, was allerdings nicht unbedingt solche verhinderte. James kochte regelrecht hoch, wie er die Fäuste erhob und hochrot anlief. „Das ist nicht fair, Sirius!“ platzte er fast, und Lily machte eine Bewegung, als wolle sie Remus' mitgeschleppte Habseligkeiten fest auf den Steinfußboden pfeffern. „Wir wollen auch kämpfen!“ wehrte sie sich dagegen, zurückgelassen zu werden und rückte demonstrativ zwei Schritte auf, bis sie direkt neben James stand, keinen Zoll von ihm entfernt. Am liebsten hätte er einen Arm um ihre Schultern gelegt, um das Bild einer unzerbrechlichen Mauer nur noch mehr zu verdeutlichen, konnte sich aber so gerade noch zurückhalten. Vielleicht hätte ihr das nicht gefallen. „Genau,“ baute er statt dessen mit Worten diese Einheit auf. „Lily ist fast volljährig, ihr könnt nicht ...“ Auch wenn er den Satz nicht beenden konnte, unterbrochen von Remus' resoluter Handbewegung, schenkte sie ihm ein winziges, dankbares Lächeln. Wenigstens Potter, der blöde Arsch, wollte sie nicht ausschließen, nur weil es heiß hergehen sollte. Merkwürdig, nicht? Dabei war er es gewesen im Sommer, der ihr Zurückbleiben vorgeschlagen hatte.

„Es geht nicht!“ knurrte Remus, aber wie James und Lily gleichzeitig lautstark einatmeten, um auch gegen ihn ihren Mann (beziehungsweise ihre Frau) zu stehen, streckte er den Zauberstab aus und deutete auf die schimmernden Fäden aus Magie vor seinen Füßen, und augenblicklich verstummten beide. „Ihr könnt diese Linie nicht überschreiten,“ erklärte er, schob einen bloßen Zeh darüber, und nichts geschah. Der Effractor wurde nicht ausgelöst. „Nur Mitglieder.“ So fest biss James sich auf die Zunge, dass metallischer Geschmack von Blut ihm in die Kehle lief. Verdammt. Verloren. Er wollte nicht hier bleiben müssen, wenn seine Freunde sich in Gefahr begaben! Er wollte einfach nicht! Die Wut tief hinunter in seinen Bauch drückend, um vor Lily nicht wie ein unwirsches Kind dazustehen, legte er die Stirn in Falten und schloss die Augen.

Nur Peter schien einigermaßen zufrieden damit, sich nicht herausreden zu müssen und auch nicht gegen seinen Willen und besseres Wissen erneut in eine Situation wie damals zu kommen, und erleichtert seufzend, plumpste er auf einen Stuhl vor dem Schreibpult der Hauslehrerin. Lily hingegen war nun komplett verwirrt. Dass Potter sich so schnell geschlagen gab, dass er sich von ein paar kleinlichen Anti-Eindringlings-Fallen abhalten ließ, das konnte sie nicht verstehen. Er war hervorragend in Verwandlung, ein Meister in Zauberkunst, er musste doch mit sowas fertig werden können, wenn er es wirklich wollte, oder? Durcheinander, eine steile Falte zwischen den Brauen, schaute sie den halben Kopf zu ihm auf und musterte ihn ausgiebig, das wirr abstehende schwarze Haar, die hohe, in unzählige Runzeln gelegte Stirn, die rehbraunen Augen hinter den Brillengläsern und die schmal ausgezogenen, leicht blutigen Lippen, aber er senkte nur mehr und mehr niedergeschlagen den Blick. Und da erst hörte sie bewusst, was Remus gesagt hatte. „Mitglieder?“ hakte sie nach. „Was für Mitglieder?“

Nicht mehr länger warten wollte Remus nun, und er beugte sich an Sirius und James vorbei in ihre Richtung, klaubte seine Schuhe und den Morgenmantel aus ihren Händen, aber sein anerkennendes, wenig fröhliches Zwinkern entging ihr ebenso wie das leise „danke, Lily“, so sehr war sie auf eine Antwort bedacht. Während der Älteste in die Oxfords schlüpfte und sich dafür bückte, hastig und eilig jetzt wieder, stierte sie abwechselnd Black und Potter an, doch wo der Quidditch-Kapitän nur die eigenen Fußspitzen observierte, sah Sirius keinerlei Grund, dem Mädchen nicht die Wahrheit zu sagen. Immerhin war sie 'einer von den Jungs'. „Ordensmitglieder,“ erläuterte er, wartete nur noch darauf, dass Remus so weit war.

Jetzt erst recht klappte ihr der Kiefer herunter, denn natürlich half ihr das überhaupt nicht weiter. „Was für ein Orden?“ kreuzte die Präfektin die Arme vor der Brust, verbarg damit nicht nur das zornige Zittern ihrer Finger, sondern wärmte sich auch. Es war kühl in dem dunklen Büro, und das kalte Flohfeuer änderte daran nichts. In die Ärmel seines Morgenrocks schlüpfend, war es Remus, der zumindest hier etwas mehr Licht herein brachte, ehe er seinen Zauberstab fester griff und die Linien des Zaubers überschritt. „Der Orden des Phönix,“ sagte er, fasste den Kaminsims und schwang ein Bein in weiten Pyjama-Hosen über den Funkenfänger, wie er in die grünen Flammen stieg. „Komm schon, Sirius!“ forderte er noch auf, und dann begann seine Silhouette zu verschwimmen, wie er davon gezogen wurden, wo immer dieser offene Kanal hinführte.

Black holte tief Luft und rollte die Schultern zurecht, machte zwei lange Schritte, um ihm zu folgen. „Moment mal!“ schlackerte das Mädchen mit den Händen, wollte mehr darüber wissen, sah überhaupt nicht ein, wieso sie mit solchen Häppchen gefüttert wurde, aber Sirius hatte keine Zeit mehr zu verlieren. Wo Remus jetzt auch immer hingegangen war, er sollte so schnell wie möglich nachrücken. Unter den buschigen Brauen und den langen schwarzen Locken warf er James einen Blick zu, deutete auf das Mädchen, während er sich schon rückwärts in den Kamin hinein manövrierte. „Erklär's ihr!“ wies er ihn an und löste sich wirbelnd im Feuer auf. Zurück blieben grünes Flickern und drei unmündige Schüler.

Gerade noch tief in Gedanken daran, wie sehr er das hasste, wie sehr ihn das bedrückte, hier sitzen zu müssen, während seine beiden besten Freunde vielleicht um ihr Leben, um ihrer aller Freiheit kämpften, schnaubte James Potter und unterdrückte die Tränen. Nicht vor ihr weinen. Auch wenn er sich fühlte, als habe er allen Grund dazu. Das war einfach albern. Man kriegte eben nicht immer, was man wollte. Aber Lily interessierte sich nicht für seine inneren Konflikte. Sie hatte genügend andere Fragen. Mit dem nackten Fuß auf dem Teppich herum tappend, auf den sie sich zurückzog, stopfte sie sich die Hände nur fester unter die Achseln.

„Also, Potter!“ verlangte sie Aufklärung. „Der Orden des Phönix?“ Weiterhin mit den Zähnen knirschend, vollführte James eine Bewegung, als müsse er sich die Halswirbel einrenken, und die Lider noch immer geschlossen, öffnete er den Mund. „Der Orden des Phönix ist eine Geheimgesellschaft gegen Voldemort,“ gab er ohne zu zögern die Kurzfassung. Lily schnappte nach Luft. Wie nicht anders erwartet. Wäre er nicht gerade so aufgewühlt gewesen, er hätte darüber geschmunzelt. Ein tolles Mädchen. Was für ein Temperament.

Jetzt hatte sie beide Hände, zierliche, zarte Fäuste, in die Hüften gestemmt, und ihre mandelförmigen Augen waren zu grasgrünen Schlitzen verengt, nur noch verstärkt von dem magischen Feuer im Kamin. „Und ihr seid da Mitglieder, ja?“ konnte sie es nicht fassen, ließ die aufkeimende Wut darüber nur umso höher schlagen und hielt sie kein bisschen zurück. James schüttelte gleich den Kopf, wollte es nicht länger vor ihr verschweigen. Sowieso merkwürdig, dass Remus ihr nichts gesagt hatte. Erzählten sich doch sonst so viel. Alles, mochte man meinen. Naja, nicht ganz alles. Pelzige Probleme blieben da wohl unerwähnt. Remus' Sache. Das hässliche Kneifen ging nicht weg. „Nur die Volljährigen,“ deutete er mit dem Kinn in Richtung der offenen Feuerstelle, fast ein bisschen abschätzig, sah sie dabei nicht an.

Lily schnaubte vor Zorn. Das war ihr egal, das hatte schon seinen Sinn, aber darum ging es nicht, und deshalb war sie auch nicht wütend. Sie hatte sich daran gehalten. Immer, über all die Jahre hinweg, egal wie verführerisch es war, egal wie sehr sie sich gewünscht hatte, die Abmachung zu brechen, um Remus' Willen, um ihrer Gefühle Willen, gleichgültig weswegen, sie hatte es machen wollen und es sich verboten. Weil man sowas nicht machte. Vereinbarung war Vereinbarung. Und jetzt das hier. „Gegen Voldemort, also?“ betonte sie den Namen des dunklen Zauberers so energisch, dass Peter sich darunter duckte, und erst jetzt schien James zu begreifen und hob die Augen. Shit.

Ihre so hübschen Regenbogenhäute flackerten wie Kerzenlicht im Wind, wie sie einen Schritt nach vorne machte und ihm fest einen gut gepflegten Fingernagel in die Brust trieb, fast genau wie damals auf dem Weg zu dem kleinen Raum mit dem Steinbänkchen, als sie sich auf ihren ersten großen Kampf zu bewegt hatten. Das ganze Gesicht verzerrt vor Ablehnung und Widerwillen, funkelte sie ihn an. „Wir hatten einen Deal!“ Ein stutzendes Quietschen entkam dem dicklichen Jungen hinter ihr, doch sie ignorierte ihn vollkommen, derweil dem jungen Mann vor ihr, dem ihre Aufmerksamkeit nun ungeteilt galt, verlegene Röte in die Wangen schoss. Abwehrend, entschuldigend fast, breitete er die Hände aus. „Hey, ich konnt' dir das nicht erzählen!“ bettelte er regelrecht um ihr Verständnis, aber Lily wich keinen Zoll ab.

Wenn er ehrlich war, heimlich im Kopf und sich selbst gegenüber, hatte er es komplett vergessen. Das war so lange her, solche Ewigkeiten, und so viel war passiert und geschehen seitdem, besonders in seiner eigenen Beziehung zu diesem damals 12jährigen Mädchen, das er unter seinen Tarnumhang gezerrt hatte, um sie vor Filchs Strafe zu bewahren. Schon lange war es nicht mehr nötig gewesen, ihr versteckte Zettel zukommen zu lassen, oder in irgendeiner dunklen Ecke in ihr Ohr zu flüstern, was es Neues gab, weil sie 'einer von den Jungs' war und von Remus alles erfuhr, was es über Voldemort zu wissen gab. Wozu sich also noch darum kümmern? Und er hatte das eigentlich nicht so richtig mitbekommen, dass er ihr vom Orden nicht berichtet hatte. Nicht mehr als in seine Zuständigkeit fallend hatte er das empfunden. Wo sie ihn jetzt mit solcher Vehemenz daran erinnerte, traf ihn das wie ein Schlag. Es war nicht James Potters Art, sich an Abmachungen nicht zu halten. Sie hatte recht. Schlicht und ergreifend.

„Sicher. Ist ja auch sowas großartig Anderes, nicht wahr?“ Jetzt schwang auch Enttäuschung in ihrer Stimme mit, und winzige Filmchen aus Tränen blitzten in ihren Augen. Kaum zu ertragen, das. Für den Bruchteil einer Sekunde verstand James, wieso Remus nicht anders konnte, und genau so lange verzieh er ihm, bevor er das beiseite drängte und sich der Situation stellte. „Ehrlich, Lily, wenn ich gewusst hätte, dass er's dir nicht ...“ Sie ließ ihn nicht weiter sprechen. Mit einem halb grunzenden Geräusch wehrte sie ab und drehte sich schon in Richtung der Tür, die zurück auf die Galerie führte. „Schon verstanden, Potter. Bin ja bloß das dumme Mädchen, was?“ Wirkliches Wasser war nun in den schmalen Winkeln ihrer schönen Augen, und ein wenig wunderte er sich darüber schon. Hatte sie denn etwas Anderes erwartet von einem Typen, den sie so sehr verabscheute wie ihn? War doch so, oder? Fand ihn grässlich, arrogant und unhöflich und, wie hatte sie ihn genannt? Ah ja: Widerling!

Aber es stimmte eben einfach nicht! Und er hielt sie weder für dumm, noch für schwach, noch für sonst irgendwas in der Art! Im Gegenteil! „Und ich dachte, du hättest dich geändert,“ sagte sie so gepresst, als wäre da wirklich ein kleines Schluchzen dabei. Ganz perplex von einem so fürchterlichen Vorwurf einerseits und von einer so seltsamen Bemerkung auf der anderen Seite, klappte James der Kiefer herunter, und er stammelte ein paar unzusammenhängend blubbernde Geräusche, die keinerlei Sinn machten, während sie die Nase hochzog und sich zum Ausgang wandte. „Lily, das ist nicht wahr, das denk' ich nicht!“ bekam er schließlich heraus, aber sie winkte nur erneut heftigst ab und quiekste. „Unser Deal ist gestorben, Potter!“ spuckte sie seinen Namen regelrecht aus, und schon war sie den Gang hinauf, ehe ihm überhaupt bewusst werden konnte, was sie damit meinte.

Er stand bloß da, die Arme ausgebreitet, die Handflächen nach oben, die Augen ganz groß und konnte nicht schlau werden aus der Situation. Remus und Sirius fort, keine Ahnung wo, vielleicht in einen Kampf verwickelt, der genauso hart und kräftezehrend und gefährlich war wie unten auf der Stiege, Peter nur blöd da sitzend und ihn anblinzelnd, und Lily sagte komische Dinge, die er weder raffte, noch einordnen konnte. „Was hab' ich jetzt schon wieder gemacht?“ quietschte James und glotzte Pete an, aber der zuckte nur die Achseln und verzog die Lippen. Keine Ahnung. Richtig. Und die Abmachung nicht mehr existent. Shit.


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Dass die computer- und videogeprägten Kinder in 400-Seiten-Romanen versinken, reißt deren Eltern zu Jubelstürmen hin. Ganz abgesehen davon, dass auch die Erwachsenen längst mit der "Pottermania" infiziert sind.
Elisabeth Sparrer, Abendzeitung