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Fanfiction

Im Silberlicht bis Nimmermehr - Hitzkopf

von Teekon

Fluchend murmelte er vor sich hin, so wütend, dass er gar nicht richtig sanft sein konnte. Dabei konnte das Tier nun wirklich nichts dafür, und schließlich war er doch hier zum Helfen. Erschrocken darüber, wie grob und fest er die abgewickelte Mullbinde in die Schüssel mit der Murtlap-Essenz pfefferte, dass die grünlich-gelbe Flüssigkeit nur so spritzte, krächzte Seidenschnabel und klapperte vor sich hin wie ein genervter Storch. Ja ja, er war auch nicht begeistert davon, hier oben in dem engen Raum eingesperrt zu sein, ganz sicher nicht. Und es gefiel ihm erst recht nicht, dass er im Moment nicht so herumspringen konnte wie er wollte, weil ihm sein Hinterlauf schmerzte und er nicht richtig auftreten konnte. Aber das war kein Grund, sich so ungehörig aufzuführen. Würdelos, Mr. Black!

Das Geräusch, das der Hippogreif mit dem Schnabel verursachte, und wie er ihn dabei aus seinen großen, gelben Raubvogel-Augen musterte, erinnerte Sirius daran, weder allein zu sein noch ein Recht darauf zu haben, sich so anzustellen. „Sorry, alter Kumpel,“ brummte er und verzog die Lippe ein wenig beschämt, wischte sich eine Strähne seiner langen, schwarzen Locken aus dem Gesicht und seufzte. Trotzdem. Es war doch wirklich zum Auswachsen, oder etwa nicht? Seidenschnabel konnte wohl kaum behaupten, nicht maßlos sauer auf dieses dämliche Elfen-Vieh zu sein. Man brauchte sich die Schweinerei doch nur anzusehen, geschweige denn, sie zu fühlen.

Als hätte er einmal mit seinen spitzen kleinen Zähnen herzhaft in das Bein des stolzen Zauberwesens gebissen, so schaute das Fesselgelenk aus, und auch wenn Seidenschnabel nicht sprechen konnte, so war doch relativ klar, dass es genau so gewesen sein musste. Keine Ahnung, was das sollte. Natürlich war es für Kreacher nicht gerade angenehm, das Haus mit einem so potentiell gefährlichen Tier teilen zu müssen, das nicht nur wesentlicher größer war als er, sondern obendrein etwas Besseres und häufiger zu essen bekam, und das ausgerechnet in dem Zimmer leben durfte, in dem einst seine ach so wunderbare Herrin ihre Häkelkränzchen abgehalten hatte.

Am liebsten hätte Sirius schon wieder geschmollt, aber er gab nur ein abschätziges Prusten von sich und schüttelte den Kopf. Der verblödetste und selbstzerstörerischste Hauself, der einem unterkommen konnte, dieser Kreacher. Wie passend zu der Familie, der er diente. Man musste schon ganz schön bescheuert sein, um einem Hippogreif zwischen die Läufe zu geraten, und falls Seidenschnabel ihn aus Versehen mit den Hufen erwischt hatte, so war das bestimmt nicht böse gemeint gewesen, und schon gar kein Grund, ihn derartig zu verletzen. Denn blutig war die Wunde, wirklich tief, und einen guten Eindruck machte sie nicht. Na gut, mit ein wenig Pflege sollte es bald wieder gehen. Das arme Tier, das.

„Ich sag' dir eins, Mann,“ sprach er mit dem Mischwesen, halb Pferd, halb Greif wie mit einem Menschen (und auf eine gewisse Weise betrachtete er ihn auch als einen echten Freund nach allem, was sie gemeinsam durchgestanden hatten), tätschelte ihm fest, aber liebevoll die Flanke, „wenn ich das Drecksvieh in die Finger kriege, dann ....“ Mit den Kiefern knirschend, verdeutlichte Sirius, was Kreacher da erwartete, und zustimmend, beinahe triumphierend, warf Seidenschnabel den kräftigen Schädel hoch und schüttelte krähend sein Federkleid. Recht so! Auf Mr. Black war Verlass!

Mit einem fiesen, zwinkernden Grinsen, wandte Sirius sich der mitgebrachten Schüssel zu, in der er die Essenz zubereitet hatte, die Kingsley ihm mitgebracht hatte. Der unterhielt sich jetzt da unten mit Moody, die beiden alten Haudegen, wie sie im Salon bei einander hockten, der eine ein Glas Wein, der andere seinen privaten Flachmann leerend, und vermutlich redeten sie über gemeinsam bestrittene Kämpfe für das Ministerium, als Mad-Eye noch nicht der vollkommen durchgeknallte Rentner, sondern der respektierte Auror gewesen war. Sirius selbst hatte da noch so Einiges im Kopf, wenn er zurückdachte an Lageberichte im ersten Orden des Phönix, und nur eines machte ihn immer wieder froh: Moody war nicht dabei gewesen damals auf der belebten Straße. IRA. Na logisch. Er schloss die Augen und vertrieb das Gefühl, so gut er konnte.

Tapferes Biest, der gute Seidenschnabel, wie er die Prozedur über sich ergehen ließ, während Black ihm vorsichtig und nun mit wesentlich sanfteren Händen die eingeweichte Mullbinde wieder um den verletzten Lauf wickelte. Sofortige Linderung verspürend, schnatterte der Hippogreif, senkte den Kopf auf die schuppenbedeckten Vorderbeine, deren Krallen er übereinander gelegt hatte. Ob es ihm weh tat, das zeigte er nicht. Wie man ein solches Wesen nur für gefährlich erachten konnte, das blieb Sirius ein Rätsel. Klar, er konnte zuschlagen, wenn er wollte, sogar töten mit einem einzigen Hieb seines mächtigen Schnabels. Aber so friedlich und so gutmütig wie Seidenschnabel war sicher kein einziges Pferd auf der Welt. Nur sagen sollte man ihm das besser nicht, da wäre er strunzbeleidigt.

Zu summen anfangen wollte Sirius, weil er schon fast keine Lust mehr hatte, zornig auf Kreacher zu sein. Sicher, der würde sein Fett wegkriegen, da sollte er man keine Bange haben, aber es war sinnlos, sich aufzuregen. Die untergehende Sonne schien so wunderbar durch die offenen Fenster herein, dass es sogar hier, in Seidenschnabels Pseudostall, gar nicht mal so übel nach toten Ratten roch (die fraß er nämlich besonders gern, wenn er keine Frettchen kriegen konnte – braver Junge), und es war doch eigentlich ganz in Ordnung heute. Verglichen mit gestern, zum Beispiel.

Er mochte das nicht. Wenn Remus in Aldgate schlief (ja, er wusste jetzt, dass er immer noch die gleiche, schäbige Kaschemme bewohnte wie damals), dann war das OK, sollte er. Aber beim Frühstück war er hier gewesen, oder zumindest ein Schatten von ihm, der kurz, in Unterhemd und schief hängenden Hosen, durch die Küche gehuscht und mit einem Teller voll mit Brot, Käse und Rührei wieder verschwunden war. Also hatte er hier übernachtet, oder etwa nicht? In seinem „Lieblingszimmer“ vermutlich, im zweiten Stock, wo auch die Kinder schliefen, wenn sie hier waren. Und was hatte er da gemacht? 'Denken'? Sirius schnaufte missmutig und befestigte die Wickel am Gelenk des Hippogreifs. Auch egal. Wenn er ihn nicht fragte, würde Remus es ihm nicht erzählen.

Zärtlich die kräftigen Muskeln des Zauberwesens klopfend, seufzte Black. „So, mein Freund,“ lobte er Seidenschnabel nur indirekt, damit der Hengst sich nicht beschämt fühlen musste, und er stemmte sich unter dem dankbaren Krächzen des Tieres auf die Füße. „Ich bring' dir gleich Futter, ja?“ schlug Sirius vor, stopfte die Hände in die Taschen und machte einen Buckel, als wolle er sich dahinter verstecken. Fast ein Nicken war das, was der Hippogreif mit seinem Adlerschädel vollführte, während der Zauberer schon mit den Gedanken ganz woanders war. Ja, er wollte's machen. Runtergehen und ihn fragen, ob er da oben an seiner Karte arbeitete und wieso nicht mehr in der Küche. Jetzt gleich.

Noch bevor er allerdings das leergeräumte Zimmer verlassen konnte, machte man ihm einen Strich durch die Rechnung. Wie ein orangefarbener Blitz aus verpuffender Energie glühte die Luft, und es knallte hörbar, dass Seidenschnabel überrascht krähte und Sirius rückwärts sprang, doch da war es schon vorbei, und die winzige Feder, nur ein Abklatsch der wahren Größe des Phönix, schwebte als Warnung vor ihm zu Boden. Für ihn? Der Herzschlag, so in die Höhe getrieben von diesem Schrecken, blieb hochfrequent und trieb die geballten Fäuste aus den Taschen, und Sirius sprang vor und fing den scharlachroten Flaum in seinen Händen auf. Ein vereinbartes Zeichen. Von Snape.

Wasser, er brauchte Wasser, eine ebene Fläche. Den fragend quietschenden Hippogreif ignorierend, rannte Black los, donnerte die Tür auf und eilte mit trappelnden Schritten so eilig die Stufen hinunter, dass er beinahe über seine nicht gerade kleinen Füße stolperte. Diese Feder verlangte nach sofortiger Kontaktaufnahme, und er konnte nicht säumen, auch wenn die Visage von Snivellus so ungefähr das Letzte war, was Sirius Black freiwillig jemals betrachtet hätte. Darum ging es nicht. Snape war nun mal derzeit das einzige Ordensmitglied in Hogwarts, ihre letzte Verbindung und die verbliebene Wache über Harry, ob ihm das gefiel oder nicht. Und auch wenn er dem alten Schulkameraden nicht von hier bis zur Nasenspitze traute, so war er doch endlos froh darüber, jemanden mit Verstand an Ort und Stelle zu haben. Denn Harry – Verzeihung – so sehr er den Jungen liebte, er hatte beizeiten eben keinen. Ein echter Potter halt.

Im nächsten Stockwerk schon packte Sirius den Rahmen eines Durchgangs so hart, das Holz knirschte unter seinen Händen, und er katapultierte sich mit Schwung den schmalen Flur hinunter und in eines der Badezimmer, das sie noch nicht wirklich gesäubert hatten (abgesehen von einem ziemlich hässlichen Ghul, der nun heimatlos war). Spinnweben flogen ihm um die Nase, und er atmete sie ein und spuckte sie sofort wieder aus, kämpfte sich mit erhobenen Händen durch ganze Schichten von Staub, dass unter seinen Schuhen ganze Wolken aus lauter Flocken aufgewirbelt wurden. Die Amaturen aus Messing, Kreuze mit dicken, kolbenartigen Enden, bohrten sich in seine Handflächen, wie Sirius sich darauf stürzte und sie in irrsinniger Panik aufzudrehen begann. Bitte, die Rohre mussten funktionieren, sie mussten einfach!

Es spotzte und brodelte, und der Hahn bebte regelrecht, doch Sirius war zu ungeduldig, um ihm diesen kurzen Moment des Anlaufs zu gewähren. „Komm schon! Komm schon!“ presste er halb gebrüllt aus der Kehle und prügelte mit flachen Händen auf das Porzellan ein, dass es nur so wackelte. Vorsichtig, es brachte gar nichts, wenn er das Becken aus der Wand riss. Und endlich quoll eine rostbraune, widerlich nach abgestandenem Metall stinkende Brühe aus dem Kran, und erleichtert griff Sirius nach dem Stopfen, der den Abfluss verriegelte. Hitze schoss ihm den Hals hinauf, und er konnte kaum fassen, wie schwer er atmete, dabei war es vielleicht gar nichts Schlimmes, eine Kleinigkeit, konnte doch sein, oder? Snape übertrieb bestimmt maßlos, ganz sicher!

Konnte sich das denn nicht schneller füllen, Mann? Um die Zeit zu überbrücken, grabschte Black sich bereits in die Innentasche seines Samtjackets, von dem er keinen Schimmer hatte, wieso er das eigentlich trug bei so schönem Wetter, aber dieser Gedanke kam ihm jetzt erst, wo er so besonders sinnlos und störend war. Scheißegal! Er hatte es eben an, na und? Wo war sein Zauberstab, den brauchte er, wo war das Drecksding? Das Buchenholz fiel ihm genau da in die Hände, wo es immer war, und er zog den Stab hervor und verfing die Spitze dabei im Futter der dafür eigens eingenähten Tasche, bevor er ihn befreien konnte. „Merlins Unterhose!“ schollt Sirius sich selbst für solche Kopflosigkeit. Ganz ruhig, ruhig nur, das brachte gar nichts.

Endlich voll genug, das Waschbecken, und er drehte hastig den Hahn wieder zu, während er dem dreckigen Wasser darunter einen winzigen Augenblick gab, dass die Wellen darin sich verzogen. „Transpectus!“ murmelte Sirius, berührte mit der Spitze seines Zauberstabs die Oberfläche, und es klappte. Die Augen nach oben rollend gen Himmel, bedankte sich Black bei irgendwem, wer auch immer ihm da oben zuhören mochte, bevor er sich mit beiden Händen auf das Becken stützte und in die Bracke hinunter starrte.

Snapes ölig-schmieriges Gesicht, das darin erschien, machte das Ganze kaum hübscher. „Was ist?“ blaffte er ihn an, konnte die Abneigung nicht zurückhalten, egal wie heftig sich die Sorge in ihn bohrte. Und noch schlimmer wurde sie, schneidender, wie er den Ausdruck in Snapes schwarzen Augen sah.

Die schlangenartigen, so dichten Brauen des Tränkemeisters kräuselten sich in einem merkwürdigen Steil an den Schläfen nach oben, und hätte Sirius ihn nicht besser gekannt, er hätte behauptet, so etwas wie Kummer in diesem bleichen, gelblichen Gesicht schwimmen sehen zu können. Es gab ihm den Rest. Was immer es war, es war nicht übertrieben, und Snape hatte allen Grund, ihm die Warnung zu schicken und um Unterstützung zu bitten. „Black,“ sagte er mit dem selben, aber nur winzigen Unterton der Abneigung in der Stimme, und er schnaufte missmutig, doch nicht aus diesem Grund. Er hatte offenbar jemand anderen erhofft, der sich im Hauptquartier befand. Natürlich. Denn was konnte Sirius schon tun? So nutzlos, so hilflos, er hasste das. Nicht dieses Mal. Er würde alles tun, alles, und wenn er sich dabei verriet und nach Azkaban musste – Sirius biss sich fest auf die Zunge – dann sollte es so sein.

„Mach' hinne, Snape!“ knurrte er ungeduldig und fing erneut an, auf dem Porzellan herum zu trommeln. Aus Gedanken geschreckt (was konnte Black machen, gab es eine andere Möglichkeit, hatte er Zeit dazu?), schüttelte Severus den Kopf und holte tief Luft. Es hatte keinen Zweck, er musste es weiterreichen, damit Andere davon erfahren konnten. „Potter hat eine Vision gehabt,“ kam er also endlich zur Sache. Nicht um den heißen Brei geredet. Sehr gut. Sirius schlug gegen die Fliesen oberhalb des Waschbeckens und unterdrückte einen zornigen Aufschrei. Dieser dumme, dusslige Junge! Er sollte das Aussperren! Aussperren! Die Art, wie dieses verständnisvolle Zucken durch Snapes Miene zuckte, verriet ein einmaliges Ereignis: Black und Snape – einer Meinung.

„Er ist der irrigen Annahme aufgesessen, Sie, Black, befänden sich in den Händen des Dunklen Lords.“ Wenigstens verlor Severus darüber seine Fassung nicht, auch wenn er den Anschein machte, zumindest kurz davor zu stehen. Sirius klappte der Kiefer herunter, und mehr als ein würgendes Geräusch konnte ihm nicht entkommen, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach. Oh, Merlin sei Dank, so ein Glück! Die Erleichterung war unbeschreiblich, und er griff sich an die Brust und atmete das Brennen hinter den Rippen weg. „Na, prächtig, Sniffy, dann sag' dem Dummkopf, dass ich wohlauf in 'nem echt total verstaubten Badezimmer stehe und Voldemort den Stinkefinger zeige!“ wischte er sich über die mit einem Mal so schwitzige Stirn.

„Das würde ich,“ fuhr Severus ungerührt fort, doch die deutlich sichtbaren Muskeln, zu Knoten verhärtet an seinen Kieferwinkeln, zeugten keineswegs von Entspannung. „Wenn er nicht bereits davon gelaufen wäre und sich wahrscheinlich längst auf dem Weg zu dem vermeintlichen Ort Ihrer Gefangennahme befände.“ Ihm blieb das Herz stehen. Die Luftröhre schnürte sich so abrupt zu, dass ein erstickendes Ziehen entstand, und alles, was Sirius noch tun konnte war, sich mit beiden patschnassen Händen an der Wand abzustützen, doch er rutschte gleich daran herunter. Die Locken berührten die Wasseroberfläche, dass sie sich kräuselte, und das sorgenvolle Gesicht von Snape verschwamm, ohne die Verbindung abzubrechen.

Dass er nicht sprechen konnte, war Severus klar. Ja, er konnte Black nicht bloß einfach nicht leiden. Das war tiefste Abscheu und Hass zwischen ihnen, aber er konnte es nachvollziehen. Potter war eben Potter, für sie beide die selbe Person, auch wenn es Vater und Sohn sein sollten. Und wo Snape in dieses Gesicht sah und spucken wollte, so entdeckte Black darin eben den besten Freund wieder. Den man ihm entrissen hatte. Der tot war. Das noch einmal durchzustehen, das könnte er nicht ertragen, das verstand auch ein so gefühlskalter Mann wie Severus. „Nein,“ verlangte Sirius und schüttelte heftigst den Kopf. „Ich fürchte doch, Black, und deshalb sollten Sie auf den Weg schicken, wen Sie auftreiben können.“

Klar, sofort, sicher. Moody war unten. Und Kingsley, zwei Auroren, natürlich. Und Remus war da. Zu Viert, wunderbar. Heftig, schon mit der Planung beschäftigt, nickte Sirius, die Nase beinahe in dem brackigen Wasser da unter sich, wie er abwesend „Ja. Ja!“ flüsterte und sich die staubtrockenen Lippen leckte. Das Feuer in seinen Augen war selbst durch die Entfernung und das magische Medium so glühend, dass es den Tränkemeister alarmierte. „Dumbledore dürfte in Kürze im Hauptquartier eintreffen, Black, Sie sollten auf ihn warten und ihm Bericht erstatten, während die Anderen sich zum Ministerium begeben.“ Mehr als ein Vorschlag sollte das sein, eigentlich eher eine Art Befehl, auch wenn er Protest erwartete. Es kam keiner, und zum ersten Mal in seinem Leben war das nicht, was Snape erhoffte. Im Gegenteil. Es versetzte ihn in unangenehmen Aufruhr. Das war Black. Heißblütig, temperamentvoll, er würde nicht herumsitzen und auf Dumbledore warten.

„Ja, Ministerium, klar,“ brummte er vor sich hin und rieb sich das bärtige Kinn, während Snape schon abwehrend die Hände hob. „Black, das ist kein Rat!“ fauchte er bereits barscher, als er wollte. „Es ist nicht ratsam, für einen gesuchten Häftling, in die Mysteriumsabteilung einzudringen, um ...“ Sirius hörte nicht zu. Es war sinnlos, er konnte ihn nicht packen und durchschütteln, um sich Gehör zu verschaffen, und egal, wie sehr er brüllen würde, Black würde sich um seine Meinung sowieso einen Dreck scheren. Er bewies es himmelschreiend, wie er mit dem gleichen, gehetzten Tonfall seinen Spitzbart zwirbelte. „Mysteriumsabteilung? Gut, gut, zu Viert, das reicht, das reicht,“ murmelte er und wandte sich bereits ab. „Black!“ rief Severus ein letztes Mal, aber er konnte ihn nicht mehr erreichen.

Nicht einmal das Wasser ablassend, kein Wort des Abschieds mehr, sondern einfach nur hinaus und den Plan in die Tat umsetzen. Ja, sicher, ins Ministerium zu rennen war vielleicht nicht die beste Idee seines Lebens, aber Harry brauchte sie, brauchte ihn jetzt! Das war eine Falle, das musste einfach eine sein, Voldemort hatte irgendwen dorthin geschickt, um auf den Jungen zu warten, und so wie er Harry kannte, würde er vielleicht sogar so bescheuert sein, alleine dorthin zu rennen, ohne seine Freunde. Obwohl er denen wiederum zutraute, sich nicht abwimmeln zu lassen und ihm notfalls heimlich zu folgen. Keine Zeit zu verlieren, er musste hin.

Durch das hohe, enge Treppenhaus von Grimmauld Place Nummer 12 stolperte Sirius, halb nur da, die Stufen hinunter, seine dunklen Augen von links nach rechts wandernd, ohne wirklich zu sehen. Hatte Snape gesagt, wann Harry aufgebrochen war? Nein, hatte er nicht, das hätte er mitbekommen. Ein Grund mehr, sich zu beeilen. Augenblicklich zurückfindend, diese Panik da tief unten in seinem Herzen und tiefer noch, im Bauch, verdrängend, die so altbekannten, von Dementoren eingepflanzten und immer wieder heraufbeschworenen Schreie aus der Vergangenheit („James! Wo bist du? James! Lily? James!“) in seinem Hinterkopf ins Unterbewusste verbannend, schaltete Sirius Black auf Kampf um, und er war wieder klar.

Sogleich wurden seine Schritte schneller, trommelnder, wie er sein ganzes Gewicht nutzte, um schneller vorwärts zu kommen, und er musste nach dem Treppengeländer greifen, damit er nicht abwärts segelte. „Remus!“ Er schrie, ohne Rücksicht auf Verluste. „Remus!“ Gleichzeitig brach das Getöse los, wie die Vorhänge vor dem Porträt im Erdgeschoss aufflogen, und das ohrenbetäubende Gezeter seiner verewigten Mutter gellte so schrill, dass die mottenzerfressenen Gardinen wie von einem Ventilator getrieben aufstoben. „Remus!“

Er bekam die Tür fast ins Gesicht, als er den Absatz erreichte und erneut nach seinem Freund brüllte, und auch eine Etage tiefer rührte sich Leben. Durch den offenen Rahmen zum Salon stürzten Mad-Eye und Shacklebolt, und das magische Auge des Ex-Aurors rollte in gefährlichem Spin in seine Richtung, während Moody mit einem halb entsetzten, halb empörten „Merlins Bart, Sirius, verdammt!“ schon begann, auf seinem Holzbein nach unten zu eilen, damit diese grässliche Hexe die Klappe hielt. Kingsley dagegen verharrte auf dem Absatz und starrte zu ihm herauf. „Was ist los?“

Die Brauen schwer ineinander geschoben, erschien Remus Lupin im dunklen Flur, drückte die Tür so weit auf, sie schlug um 180° gedreht gegen die Wand. „Sirius?“ fragte er, die Aufregung schon selbst darin mitschwingend, dass man den Herzschlag hindurch hören konnte. So panisch schrie Black nicht, wenn es keinen Grund dazu gab. Er scherte sich nicht um die Bilder, die nun heulten und wehklagten, schlimmer als jemals zuvor, und sein seit der Gefangenschaft sowieso immer ein wenig gehetztes Gesicht war noch eingefallener und bleicher als sonst. Die Augen waren wieder zurückgerutscht in die Höhlen, leer und gleichzeitig wie weiß glimmende Kohlen, wie er ihn nur kurz musterte. „Zieh' dir was an, Harry ist in Schwierigkeiten.“

In den gleichen, abgetragenen Kleidern wie zum Frühstück noch, abgesehen von einem wohl hastig übergestreiften Paar Schuhen, stand Remus da, die Hosen beinahe rutschend, so locker mit dem offenen Gürtel hingen sie ihm in den schmalen Hüften, aber er schaltete genau so schnell und glänzend wie Sirius. 'Harry' hatte er nur gesagt. In Schwierigkeiten. Dann los. Alles Andere zählte nicht. Nur ein winziges Flackern huschte über Lupins Stirn, das Black zu einem Stutzen verleitete. Was war das? Er hätte schwören können, etwas wie Abwehr darin erkennen zu können, so als wolle Moony etwas vor ihm verbergen, diesen Gedanken aber nun um der Situation willen beiseite drängen. Wieso ...

„Reich' mir das!“ bat Remus hinter sich, drehte sich halb in den Raum hinein und brachte Sirius damit dazu, endgültig auf dem Treppenabsatz abzustoppen, den er schon zu verlassen im Begriff gewesen war. Eine weitere Stimme konnte er wahrnehmen da in dem Zimmer, in das Lupin zurück langte und mit einem zerknitterten Hemd wieder hinauskam, um ihm zu folgen. „Wo ist er?“ wollte er wissen, während er hinein schlüpfte, und endlich verstummte Mrs. Black dort unten, sobald Moody ihr eine Fibula auferlegt hatte. Eilige, aber leichte Schritte wurden so hörbar. „Im Ministerium,“ fasste Sirius sich kurz, nur halb bei der Sache, über die Schulter seines besten und einzigen Freundes hinweg lugend.

„Er ist wo?“ Es war Tonks. Wie ein Lichtlein, diese grell pinken Haare, und das erfrischend strahlende Gesicht der kleinen Cousine erschien in der Tür hinter Remus. Sie sortierte die Kapuze auf ihrem Rücken und konnte offenbar kaum fassen, was sie da erfahren hatte. Sirius konnte gar nicht anders als zu lächeln, egal wie viele Sorgen er sich gerade machte und wie sehr diese Angst da in seinem Innern brannte und ihn schon fast zu verzehren begann. Immer gut, sie zu sehen. Und außerdem bedeutete das, dass sie nicht zu Viert, sondern zu Fünft waren. Erneut in Schweiß ausbrechend, grüßte er mit dem Kinn und einem Vettern-Zwinkern. „Du bist auch da! Gut, dann kannst du auch mitkommen,“ verlangte er, ohne es zu müssen, und die Tatsache alleine tat schon sagenhaft gut. Sie alle wollten helfen, keine Fragen, kein Zögern, sie waren dabei. Eine Mauer. So wie früher.

Eines seiner alten Tweed-Jackets vom inneren Türgriff klaubend, hielt Remus sich noch rasch am Türrahmen fest, bevor er endgültig aus dem engen Flur zu seinem Schulfreund hinaus auf die Galerie trat, und gab damit den Blick frei auf das junge Mädchen, das ihm auf dem Fuße folgte. Die Stirn rutschte sofort in horizontale Falten, wie Sirius sie ansah, und er hatte keinen Moment, um zu erkennen, dass sie nicht einmal errötete darunter. Fast als wäre er nicht da, oder als wäre es selbstverständlich, dass er das hier sah, dass er verstehen durfte, wie etwas wie das hier zustande kommen konnte, zog sie mit einem lauten, fast reißenden Ratsch den Reißverschluss ihrer grauen Jersey-Jacke zu und verdeckte damit die bloße Brustbeinrinne und den deutlich allein getragenen Büstenhalter aus schwarzer Spitze.

Im gleichen Maße wie sie sein begreifendes Starren ignorierte, erwiderte Remus den Blick auf ihn, und das so intensiv, dass Sirius es spüren konnte. Eine rasche Kopfbewegung mit fragendem Gesicht in seine Richtung, aber weder sagte Moony irgendwas, noch gab er ihm mit dem Ausdruck in den Augen zu verstehen, ob er recht hatte oder nicht. Auffordernd nur präsentierte er die herabhängenden offenen Handflächen, als wolle er ihn die Treppen hinunter schieben. Später, bitte, bat diese Miene, bat die ganze Körperhaltung, und Sirius nickte. Ja, das ging jetzt nicht. War nicht so wichtig, nicht jetzt, Harry brauchte Hilfe. Er konnte später fragen, wenn sie zurück waren, wenn es ausgestanden war. Und dann würde er es wissen wollen. 'Denken'. Sirius schluckte fest, damit diese Mischung aus wirrsten Gefühlen einfach verschwand. Er musste bei klarem Verstand sein.

Sich selbst Mut zunickend, ballte Black die Fäuste und übernahm die Führung, und während er die Stufen hinunter sprintete, koordinierte er schon, genau wie früher. „Kingsley, Moody, ohne euch geht’s nicht,“ griff er Shacklebolt freundschaftlich an die Schulter und zog ihn mit, und der Auror bestätigte sogleich seine Beteiligung. „Worauf warten wir dann?“ grollte Mad-Eye, den Zauberstab schon ausgestreckt und damit jedes einzelne Bild der Reihe nach bedrohend, das auch nur ansatzweise den Versuch startete, wieder los zu jammern. So lobte er sich das! Endlich nicht mehr dieses abwartende Herumsitzen, diese Übervorsicht, jetzt waren sie alle vereint und zum Handeln willig. Sirius frohlockte förmlich und spürte schon den Wind der Freiheit auf der Haut.

Gemeinsam erreichten die vier Ordensmitglieder den altgedienten Recken im Erdgeschoss, wo das Porträt von Walpurga Black hinter der kräftigen silbernen Fibel protestierte, aber nur Geräusche von sich geben konnte wie jemand, dem man mit aller Macht eine Hand vor den Mund presste, die Ausmaße eines Tellers besaß. „Eins noch,“ hob Sirius einen mahnenden Finger, stieß mit dem Fuß eine Tür auf und brüllte hinunter: „Kreacher!“ Natürlich, jemand musste zurück bleiben, und Sirius würde mit Sicherheit nicht derjenige sein. Grinsend warf Remus der Jungaurorin halb hinter sich einen Blick zu, den sie mit herausgestreckter Zunge erwiderte. Tatze ist zurück!

Mit einem Puffen erschien der greise Hauself, den Kopf zwischen den Schultern geduckt, als erwarte er Schläge ohne Vorwarnung, und die so matten, schwarzen Kulleraugen rollten müde in den Sockeln, wie er sich augenblicklich tief verbeugte. Seine schlaffen Ohren berührten die Mosaikfliesen und wischten darüber. „Der Herr hat gerufen?“ quietschte er mit seiner kratzigen, piepsigen Stimme und wunderte sich wohl über den Aufruhr und die Menge an Leuten, die um ihn herum stand und auf ihn herunter glotzte. Noch bevor Sirius etwas befehlen konnte, machte der Diener einen hastigen Schritt rückwärts und stieß an die Wand. Ein Reh im Scheinwerferlicht, als wäre er derjenige, der in eine Falle getappt war, nicht Harry. Die steile Falte zwischen Remus' Augen verriet Sirius, dass er das selbe dachte: Hier war was faul. Keine Zeit dafür. Auch das musste warten.

„Kreacher, du wartest auf Dumbledore, hörst du?“ hielt Black ihm einen mahnenden Finger entgegen, ohne sich auf Augenhöhe herab zu lassen. Kriecherisch fast verbeugte sich der Elf erneut. „Sehr wohl, Meister.“ Aber Sirius' Hand schnellte nach unten, griff an das von fussligen, weißen Haaren bedeckte Kinn und zwang ihn damit, wieder aufzusehen. „Du wirst ihm alles sagen, hast du mich verstanden? Dass Harry im Ministerium ist und wir dorthin gegangen sind?“ Jetzt schwamm Wasser auf den kristallkugelgleichen Augen, und Kreacher quetschte es mehr aus der Kehle, als dass er sprach. „Ja, Meister!“ Er traute ihm nicht. Nicht nur das, auch die Sache mit Seidenschnabel schwang noch mit hinein, wie Sirius grob das fleckige Trockentuch packte und den Diener halb vom Boden aufhob, bis Remus seinen Unterarm berührte und mäßigend der Schwerkraft entgegen drückte.

Die Füße des Elfen berührten wieder den Boden, und er wimmerte und schloss die Lider, traute sich jedoch nicht, um Gnade zu bitten. Er wusste genau, was er ausgefressen hatte da oben mit dem Hippogreif. Sirius hatte keine Zeit dazu. „Und du wirst – nicht – lügen, Kreacher!“ Der letzte Widerstand brach, das Zauberwesen sackte in sich zusammen, als hätte man ihm verboten, jemals wieder die Sonne zu sehen. „Ja, Meister,“ quakte er und wischte sich über die triefende, schnauzengleiche Nase. Zufrieden damit, ließ Black ihn los, richtete sich auf und würdigte ihn keines Blickes mehr. Vorerst. Auch das konnte und musste zurückstehen.

Den Mitgliedern des Orden des Phönix, seinen Freunden, zunickend, deutete Sirius den langen Flur hinunter ins Foyer und auf die schwarz lackierte und mit mehreren Schlössern gesicherte Haustür. „Wir sollten keine Zeit verlieren,“ schlug er vor, und damit waren alle einverstanden. Einer nach dem anderen folgte ihm, hinaus in den mondhellen Abend, offen und ohne Rücksicht, bevor sie auf dem betonierten Bürgersteig disapparierten und nichts zurückließen als gespannte Stille.


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