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Im Silberlicht bis Nimmermehr - Brief und Besen

von Teekon

„Du hast es so versiebt, Mann, so dermaßen in den Sand gesetzt!“ schüttelte Sirius Black den Kopf, kicherte albern und legte sich eine Hand auf die Stirn, um sein Gesicht halbwegs zu verdecken, während er James fest auf die Schulter klopfte und ihn vorwärts schob. Schnaubend, dass er fast grunzte, schielte Potter nur an seinem eigenen Kragen vorbei, hielt aber im Gehen nicht inne, wie er die Stufen der kleinen Wendeltreppe hinauf stapfte. Protest war eigentlich vollkommen sinnlos, denn Black hatte recht. Und trotzdem stieß es ihm sehr sauer auf, und am liebsten hätte er alles abgestritten und irgendwem anders die Schuld gegeben. Und außerdem ... Ach, Mist, verdammter!

Die Türklinke zu ihrem Turmzimmer drückend, schaute er sich schon etwas mehr zu ihm um, und obwohl Sirius zwei Stufen tiefer stand, waren sie beinahe auf einer Höhe. Der könnte wirklich langsam mal aufhören zu wachsen! Schlimm genug, dass er in wenigen Wochen, fast schon Tagen nun, volljährig wurde (und damit jedem sagenhaft auf den Wecker fiel), nein, er musste auch noch mittlerweile gefährlich hoch an Moonys Nase heranreichen. Der fand das nicht so tragisch, da somit die dümmlichen „wie ist die Luft da oben?“ - Sprüche seiner Schlafsaalgenossen gewaltig ins Hintertreffen gerieten, und gerade Peter sollte doch der Antwort „nicht gut, riecht nach Zwerg“ eigentlich mittlerweile überdrüssig geworden sein. War er aber nicht. Trotzdem: Zwei Riesenkerle in der Clique zu haben, das hatte schon Vorteile.

Missmutig grummelnd, bewegte James seine Oberlippe hin und her, und prompt, ob er das richtig wollte oder nicht, kam eine seiner üblichen Entschuldigungen: „Barty hat doch regelrecht danach geschrien!“ verteidigte er seine soeben auf dem Gang abgelaufene Aktion, und Sirius rollte grinsend mit den Augen. Natürlich war's ihm doch phänomenal egal, ob der Zweitklässler nun heulte oder sogar petzen ging, aber darum ging es ja schließlich auch nicht. „Ja, selbstverständlich, James, mein Gutster!“ beruhigte er theatralisch und obendrein geheuchelt mit übertrieben zurückgezogenem Kinn. „Jeder möchte doch unbedingt mal der versammelten Mädchenmannschaft im Muggelsport seine Elefantendruck-Unterhosen zeigen!“ stemmte er die Hände in die Hüften und tat ganz ehrlich so, als sei das die erstrebenswerteste Anmache aller Zeiten. „Ich mache das täglich so!“

OK, OK, da hatte Sirius schon irgendwie recht. Der Knilch hatte es sicherlich nicht böse gemeint, den großartigen Quidditch-Kapitän halb umzubrezeln, während der gerade in ein einigermaßen zivilisiertes Gespräch mit der Präfektin des Hauses vertieft war. Naja, gut. Es hatte sich um Hausaufgaben gedreht. Und wenn er ehrlich war, hatte er sie das sowieso nur gefragt, damit sie überhaupt mit ihm redete, und richtig zugehört hatte er ihr nicht. Das ging auch gar nicht. Denn wenn Lily Evans erstmal tatsächlich loslegte und voll in ihrem Element aufging, dann war ihre Aussprache eh viel zu schnell. Abgesehen davon konnte er ihr nur abwechselnd auf die süßen Lippen oder in die fabelhaft leuchtenden Augen oder auf die weiche, glühende Wange starren und blöd nicken. Immerhin kriegte er es gebacken, dabei interessiert und aufmerksam auszusehen und zwischendurch sogar mal „ach, ich verstehe!“ oder „das macht Sinn“ zu stammeln.

Das war doch nur natürlich, wenn man da von einer solchen Unterbrechung nicht begeistert war, oder? Schon gar nicht, wo die Abgelenktheit (oh, wie herrlich sich die Drosselgrube da zwischen den Kragenspitzen ihrer Bluse hob und senkte, wenn sie so redete) einem keinerlei Widerstand erlaubte. Und wenn man dann so wenig graziös das Gleichgewicht verlor und sich zum Deppen machte, bloß weil Barty Crouch nicht aufpassen konnte, wo er hinlief, durfte man geflissentlich wütend werden. Und Rache ist bekanntlich Blutwurst. Wie auch immer. Ein klein bisschen reduzierte Hitzigkeit wäre hier vielleicht angebracht gewesen, da wollte er dem guten Mr. Black gar nicht widersprechen.

„Ja, gut, vielleicht hab' ich da etwas überreagiert!“ gab er zähneknirschend zu, schob die schwere Eichentür in den Raum, und ein Strahl aus angenehmem, aber bleichem Wintersonnenlicht fiel hinein in den engen Treppenaufgang. Prustend brach Sirius in Gelächter aus und verpasste ihm einen kräftigen Schubs, der Potter rascher ins Turmzimmer beförderte als geplant. „Etwas? Mein lieber James, ich glaube, du unterschätzt dein Temperament!“ drückte er sich absichtlich hübsch gewählt aus, und noch bevor James die Möglichkeit hatte, den Mund zu öffnen, ertönte von irgendwo dahinten ein lautes, langgezogenes Seufzen.

Moony. Er hockte, die langen Beine aufgestellt, die Füße und den Rücken flach gegen die steinernen Rahmen des größten Fensters gestemmt, auf dem breiten Sims zwischen seinem und Potters Bett, und er schaute nicht einmal von seiner Lektüre auf. „Lass raten,“ eröffnete er die Runde, blätterte gedankenverloren in einem kleinen Stapel Pergamente und schoss einfach ins Blaue. „Er hat sich Lily gegenüber mal wieder wie der letzte Arsch benommen?“ James' Kiefer klappte so heftig zu, dass es knallte, und er blieb angewurzelt mitten im Raum stehen. Das Kichern von der Seite machte es nicht besser, wo Peter auf seiner Matratze im Schneidersitz saß und sich eine Hand unter der Nase vor den Mund schob. „Oder wie der erste Mensch?“ schlug er vor, worauf Sirius endgültig zu lachen anfing.

„Die Beantwortung dieser Frage überlasse ich Hochwürden selbst,“ verbeugte er sich im Stil eines barocken Musketier, so als zücke er einen mit Federn geschmückten Dreispitz, bevor er zur Seite trat und sich auf sein eigenes Bett fallen ließ, dass die Sprungkerne nur so knarzten. Die Tür fiel ins Schloss, und die Geräusche und Stimmen aus dem Gemeinschaftsraum verklungen, als James sich wieder aufraffte und schmollend mit geballten Fäusten das Zimmer durchschritt. „Ich hab' ihr absolut nichts getan,“ verfocht er seinen Standpunkt, und genau genommen stimmte das, oder etwa nicht? Er war nicht unhöflich zu ihr gewesen, er hatte sie nicht (rein aus Versehen) beleidigt oder war anzüglich gewesen, nein, ganz und gar nicht. Remus nahm es ihm dennoch nicht ab.

Weiterhin wie gebannt auf seine Papiere starrend, die silbernen Augen hierhin und dorthin über die Zeilen huschen lassend, schürzte er die Lippen. „Wem hast du dann was getan?“ Mann, der zielte heute wieder echt zu gut! Das war nicht nett. Wie sollte er sich da herausreden? War denn das nicht schlimm genug, dass sie bei seinem Anblick jetzt wieder diese steile Falte zwischen den Brauen haben würde und ihn nur mit Verachtung strafte? Dabei hatte der Morgen so gut angefangen! Ein schöner, eiskalt-klarer Spätnovember-Samstag in Hogwarts, so wie man ihn sich besser nicht erträumen konnte für ein Quidditch-Spiel! Sich bückend und dabei immer mehr die Stirn in hässliche Grübelfalten aus Gewissensbissen und Trotz werfend, öffnete er schnackend die Verschlüsse seines Schrankkoffers.

Weil er sich offenbar nicht äußern wollte, tat Sirius das für ihn, Zeuge der Tat (und eigentlich Nutznießer, denn er hatte sich königlich berieselt), warf sich nach hinten und reckte seinen ganzen, schlanken Körper, um an einen Quibbler auf seinem Nachttisch heran zu kommen. „Barty Crouch,“ sagte er dabei gepresst, weil sich die rechte Faust unter ihm in seinen Brustkorb bohrte, und sorgsam darauf bedacht, nicht mit den dreckigen Schuhen auf sein Duvet zu kommen, schlackerte er die Füße halb in der Luft hängend aus. Remus schnaubte, und Peter hob einen tadelnden Finger und gab dieses mahnende „ts ts ts“ von sich, das seine Mutter immer anbrachte, sollte seine Krawatte einen Achtelzoll schief stehen.

„Du Held!“ verkündete Moony ironisch und schüttelte fassungslos den Kopf. Wie konnte man nur so sagenhaft dämlich sein und ausgerechnet vor den Augen einer Präfektin, vor Lily Evans, die ihre Aufgabe sehr ernst nahm und in diesem Falle sogar mehr als im Recht gewesen sein dürfte, einen winzigkleinen Kerl zu verhexen, der nun wirklich alles andere als eine schreckliche Gefahr darstellte? Avery ein „küss mich, ich wieg 400 lbs!“ auf den Rücken zaubern, OK! Die Käferaugen der Carrow Füßchen kriegen lassen, dass sie kreischte, wunderbar! Alles kein Thema. Darüber hätte Lily wahrscheinlich sogar heimlich gelacht (auch wenn sie das James gegenüber nie zugegeben hätte), aber Crouch? Ehrlich, Mann.

Potter schmollte nur unzufrieden, schob sich die Brille höher gegen das Nasenbein und wühlte in seinen Habseligkeiten herum. „Er hat mich angerempelt,“ versuchte er ein letztes Mal, sich irgendwie auf einen grünen Zweig zu bewegen, aber Remus seufzte nur und hörte ihm gar nicht mehr richtig zu. Wie sollte er da jemals sein Versprechen halten können, wenn dieser Trottel heftigst gegen ihn arbeitete? Es war wirklich nicht gerade einfach, ein so blödes Arschloch einem netten Mädchen schmackhaft zu machen, schon gar nicht, wenn sie das absolut nicht nötig hatte. Da standen Typen reihenweise Schlange. Glücklicherweise schien sie sich nicht im Geringsten für einen ihrer Verehrer zu interessieren, und somit blieb wenigstens auf dem Gebiet etwas Hoffnung.

Aber ehrlich gesagt, war es Remus in diesem speziellen Augenblick sowas von gleichgültig, das konnte man nicht groß genug auf eine Wand pinseln. Es gab Wichtigeres im Leben als Verkuppelungsaktionen. Zumindest jetzt gerade, denn was er da in den Händen hielt, das waren nicht irgendwelche Essays für Professor Bradshagh oder Vokabeltabellen aus Alte Runen. Ein Brief. Ein langer, ausführlicher, mit sehr viel Zeit und Hingabe verfasster Brief, den keine Eule heute Morgen über seinem Frühstück an Gryffindors langer Tafel in der Großen Halle abgeworfen hatte. Ein Storch war es gewesen, mit glänzend schwarzem Gefieder und leuchtend rotem Schnabel, die Beine nach hinten gestreckt, und er war aufgeplustert mitten zwischen Cornflakes und Rührei gelandet.

Am liebsten hätte er schon dort unten gelesen, aber da starrten so viele Schülerinnen und Schüler, nicht nur aus den anderen, sondern auch aus dem eigenen Haus, und das war ihm nicht nur unangenehm, das wäre auch nicht gerade günstig gewesen. Immerhin war es durchaus möglich, dass dieses Schreiben Informationen enthielt, die nicht für Jedermanns Ohren bestimmt waren, und schon beim ersten Überfliegen war dieser Eindruck bestätigt worden. Und nun, wo er zum dritten oder vierten Mal Zeile für Zeile durchging, sanken die vielen Andeutungen und Warnungen erst recht tief in seine Gedanken ein. Und die so gut angebrachten neuen Lektionen.

Die Überschrift allein. Er mochte sie am liebsten streicheln, weil es so gut tat, so etwas zu lesen. Klitzekleine Fünkchen entzündete das in Geist und Seele, Zukunftslichter, ganz anders als der triste graue Nebel von Britannien, der ihm sonst die Sicht verstellt hatte, so viele Jahre lang. Welche Möglichkeiten das eröffnete, so genannt zu werden! Salam aleikum, Telmied! - Zauberlehrling. Und nicht einmal in lateinischen Buchstaben, nein, in Ta'liq, auf Arabisch, von rechts nach links zu lesen, und er kam gut zurecht. Darauf war Remus schon ein bisschen stolz, und zur Not, da musste er eben das ein oder andere nachschlagen. Als würde es nicht ausreichen, eine so hohe Ehre tragen zu dürfen, war jedes einzelne Wort explizit an ihn gerichtet, auf ihn gemünzt, und er konnte das spüren zwischen den Zeilen, konnte das olivbraune Gesicht mit dem kurz geschnittenen Bart und den tiefbraunen Augen direkt vor sich sehen, wie Saladin Ibn Ahmad Al-Harani auf seinem Lieblingspuff saß und ihm erzählte von der Arbeit, die er verrichtete, und die auf ihn, Remus Lupin, dort unten wartete.

Nach Flüchen hatten Sie mich gefragt in Ihrem letzten Brief an mich (den ich mit sehr viel Freude gelesen habe), und ich kam nicht umhin, ein gewisses Maß an Sorge darin zu erkennen. Der Nil ist lang und hat mehrere Quellen, so sagt man, und es ist gut möglich, dass ein solcher Cacoethes-Fluch daran eine Mitschuld trägt. Ich selbst verstehe davon nicht viel, doch verspreche Ihnen, einen Experten innerhalb meiner Wirkungsstätte um seine Meinung und eventuelle Abhilfe zu befragen. Am liebsten hätte Remus diese merkwürdige Bewegung gemacht, die sie in Dumbledores Bowling-Club vollführten, wenn alle kleinen Holzpüppchen auf einmal umfielen, und er hätte fast das Papier geküsst. Auf Saladin war Verlass!

Endlich schien James seine besten Quidditch-Hosen gefunden zu haben, warf sie gemeinsam mit der Schutzbekleidung auf sein Bett und donnerte den Deckel des Schrankkoffers wieder zu. Schmollen tat er allerdings immer noch. Dabei wusste er genau, dass sie recht hatten, sie alle Drei, und dass er selbst Schuld war, wenn sie ihn nicht nur einfach nicht beachtete, sondern komplett verabscheute. „Und was soll ich da deiner Meinung nach tun?“ blaffte er patzig und setzte sich wie ein nasser Sack auf die äußerste Kante seiner Matratze, wo er anfing, sich die Lederschuhe seiner Uniform abzustreifen. Alles andere als wirklich erpicht auf einen Ratschlag vom ach so welterfahrenen Moony war er, und das hörte man auch deutlich heraus, aber Remus nahm es ihm nicht übel. Wenn es um solche Dinge ging, dann war James eben echt bloß ein arroganter Affe. Wie Malfoy. Aber nicht sagen, sonst Beule.

Mit einem seltsam zufriedenen Lächeln rutschte Remus sich in seiner Fensternische zurecht und holte tief Luft, noch halbwegs mehr mit dem Brief als mit Potters Frage beschäftigt. Längst hatte Sirius sich flach auf dem Rücken ausgestreckt, eine Hand im Nacken, die andere die Zeitschrift haltend, und auch er hatte es nicht nötig, seinen Blick vom Bilderrätsel zu nehmen. „Vielleicht einfach mal weniger Impulsivität?“ hatte Black einen nicht gerade hilfreichen Ansatz, denn wenn es etwas gab, das James Potter nicht abstellen konnte, dann war es sein Hitzkopf. Augenblicklich grummelte er ein beleidigtes „Pah!“, wie er sich von seiner Robe befreite und die Hose aufzuköpfen begann. Pete quietschte und hob sein aufgeschlagenes Buch über „Kristallkugeln, rund oder oval?“ etwas höher, damit ihm der Anblick erspart blieb.

Seufzend schüttelte Remus den Kopf und schaute endlich einmal hoch. „Wie wär's mit einer Entschuldigung?“ schlug er statt dessen vor, bügelte die Seiten aus Pergament auf seinen langen Oberschenkeln regelrecht glatt und lugte über eine imaginäre Brille hinweg. „Bei wem?“ raffte Sirius nicht, aber das war erstens nicht wichtig und zweitens zählte es nicht, denn gerade hatte er einen der fünf Fehler gefunden, lupfte freudig überrascht die Brauen und langte nach einem Federkiel, um eine Markierung anzubringen. Die schwarzen, eher weit geschnittenen Alltagshosen rasch in dem nach dem Lüften noch nicht wieder ganz angenehm beheizten Zimmer gegen die wollweiße Quidditch-Kluft tauschend, versuchte James von Herzen, Sirius zu ignorieren, auch wenn eine steile Falte mitten auf der Stirn von großer Anstrengung diesbezüglich zeugte.

Moony dagegen kriegte das besser hin. Ihm nur einen kurzen, augenrollenden Blick zuwerfend, den Potter schon fast ein bißchen belustigend fand, beugte er sich ein wenig in Richtung des Jüngsten. „Also, wie ist das, James, hat der Junge das wirklich verdient (was immer du mit ihm angestellt hast)?“ appellierte er an sein Gewissen, und der junge Mann mit den wirren Haaren kam nicht umhin, ein häßliches, fieses Kneifen irgendwo zwischen den Ohren zu spüren. Erstaunlich, wie gut das funktionierte. Remus hatte das echt raus, einen so richtig auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Schon gleich ein wenig gedämpfter wog James den Kopf hin und her und mahlte mit den Kiefern. „Nein, eigentlich nicht.“

Obwohl sie ihn geflissentlich übersahen, hatte Black absolut nicht das Gefühl, aus diesem Gespräch ausgeschlossen zu sein. Der sich aus solchen Angelegenheiten grundsätzlich heraushaltende Peter (weil er erstens keinen Schimmer von Mädchen hatte und zweitens keine Lust dazu, von entweder Sirius oder James einen dummen Spruch nach dem anderen an den breiten Schädel geworfen zu bekommen), schielte mehr über den Rand seines Buches hinweg und beobachtete die Szenerie wie mit den Augen einer Hello-Kitty-Uhr, mit Ausnahme des sich bewegenden Schwanzes.

„Vielleicht hättest du auch zu Lily nicht sagen dürfen, sie solle die Klappe halten,“ flötete Black höchst unpassend zur Tragweite dieses Zitats, und während Remus noch scharf Luft durch die Zähne einholte und Pettigrew geschockt aufkeuchte, duckte James sich für einen Herzschlag zwischen die eigenen Schultern, um die aufschießende Röte zu verbergen. Oh je. Das hatte er schon vollkommen verdrängt gehabt, diese Antwort auf ihre Anklage, nachdem er den kleinen Barty verhext hatte. Ein regelrechter Flush breitete sich vom rot glänzenden Kragen seines Quidditch-Capes aus, das er sich soeben umgeworfen hatte, und seine Finger wurden ganz klamm und eisig, wie er versuchte, irgendwie den Verschluss zu zukriegen. Wie dankbar er Remus dafür war, dass er das nicht mal direkt ansprach, sondern es bei einem kummervoll kopfschüttelnden Stirnrunzeln bewenden ließ, konnte er kaum ausdrücken.

Das machte Platz für das andere Gefühl, das die Erinnerung daran herauf beschwor, und zornig mit der flachen Hand neben sich auf die Matratze schlagend, wandte er sich an seinen besten Freund, der ihm nun wirklich mal wieder keine Hilfe gewesen war da unten auf dem Korridor des siebten Stocks. „Du drückst dich auch nicht gerade gewählter aus!“ erinnerte er ihn daran, wem er es oftmals zu verdanken hatte, eine so verbal entgleisende Sprache überhaupt an den Tag legen zu können, wenn sie sich gegenseitig hochschaukelten. „Pffft!“ machte Sirius, nur oberflächlich und sehr gespielt beleidigt, wie er das Kinn zurückzog und mit im Gelenk eingeknickten Händen auf seine Brust deutete. „ Mich dagegen mögen die Mädchen gerne!“ wollte er mal festhalten, dass da offensichtlich ein Unterschied bestand.

Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war die fiese kleine Spitze, die James nun widerlich auspackte und gekonnt gegen ihn einsetzte. Gewaltig unter die Gürtellinie war das. Richtig fies. Aber ganz ernsthaft: Dann hielt er vielleicht den Mund. „Ha!“ spuckte Potter aus und stemmte die Hände in die Hüften. „Bis auf die eine, die du willst!“ Das Rascheln eines zerknüllten Quibblers mischte sich in einer unangenehmen Kakophonie mit dem Poltern von Peters Buch, das ihm aus den Händen glitt, und dem klickenden Geräusch aus Remus' Kehle. „Oi!“ beschwerte Black sich, jetzt wirklich getroffen, und die beiden Jungs starrten sich quer durch den Raum an wie zwei Elche vor dem Kampf.

Wie schwer und tief dieser Schlag tatsächlich gegangen war, das ließ sich nicht am Grad der Farbe in Sirius' Gesicht messen oder am Funkeln seiner braun-grauen Augen. Es zeigte sich überdeutlich genug, wie er diesen Blickkontakt brach, wie nebenbei die Schultern zuckte und stumm hinter seiner Zeitschrift verschwand. James hatte gewonnen. Daran gab es nichts zu rütteln. Es stimmte eben. Und er wollte weder darüber reden, noch etwas daran ändern oder sonst irgendwas. Sirius Black litt lieber still, und das war genau das, was Potter hatte erreichen wollen. Ihn nur noch einmal böse anblinzelnd stemmte er beide Fäuste rechts und links von sich auf die Matratze und drehte sich mehr zu Remus herum. „Ja, glaub' du hast recht,“ gab er zu und überlegte schon ein wenig, während Moony bereits anerkennend die Lippe verzog und nickte.

Einen Finger auf den Mund legend, grübelte James bereits so laut, dass er fragend brummte, wie er sich nach seinem Besen bückte und ihn vom Boden auflas. „Hm, wenn ich dafür sorge, dass sie's mitkriegt, wenn ich's mache ...“ sagte er, was er eigentlich dachte, provozierte damit ein neugieriges Auge von Sirius (was ziemlich merkwürdig aussah, wie er da an dem Quibbler vorbei lugte), aber gleichzeitig auch ein hastiges Heben beider offener Handflächen von Remus. „Oh, nein, nein, nein, nein!“ beeilte der Älteste sich zu rufen und schüttelte fast die ganzen Arme, dass die Pergamentseiten auf seinen Beinen ins Rutschen gerieten, was ihn nur wieder dazu brachte, hastigst danach zu greifen und dabei beinahe vom Fenstersims zu segeln.

Erstaunt aus seinen Gedanken geschreckt, richtete Potter sich wieder auf und beguckte sich das Chaos, in das er Moony gestürzt hatte, ohne es wirklich zu bemerken, viel zu beschäftigt mit seinem eigenen Murks. „Nicht? Aber das wär' doch gut, wenn sie ...“ wollte er diese Idee gerne genauer erläutern, doch sogar Peter winkte grunzend ab und konnte es kaum fassen. James, der Mädchenschwarm, hatte augenscheinlich noch weniger Ahnung von Frauen als er! Das war doch sonnenklar! „Nu uh!“ wehrte Remus ab, kriegte endlich wieder Ordnung in sein Geschreibsel da und nahm einen tiefen Atemzug. Mann. Was für eine Aufregung wieder.

„Es geht nicht darum, eine perfekte Show abzuliefern, Krönchen!“ tadelte er ihn mit einem kräftigen Dreieck aus leicht angegrätzter Rüge zwischen den Augen, ließ den Ältesten gar nicht erst zu seinem Protest kommen. „Du sollst es ehrlich meinen!“ hielt er einen ausgestreckten Zeigefinger hoch und machte dabei den Eindruck eines Pfarrers auf der Kanzel bei einer Predigt über Enthaltsamkeit. Darüber allein hätte James fast schon gelacht. Wie passend! Autsch, was war er heute fies! Die armen Hufflepuffs gleich auf dem Quidditch-Feld ... Die konnten einem schon leid tun. Aber als ein entspanntes, mehr und mehr spitzbübisches Lächeln in Moonys Gesicht kroch, verwirrte ihn das mehr, als er ohnehin schon war. „Und außerdem,“ fügte Remus an, senkte die Stimme verschwörerisch und zwinkerte, „hat es viel bedeutendere Wirkung, wenn sie es von jemand anderem erfährt.“

Ah. Verständnis breitete sich wie ein Sonnenstrahl auf James Potters Miene aus, und er hob die Brauen vom oberen Rand seiner Brillengläser ab. Alles klar. Geschickt, geschickt, das musste man Remus schon lassen. Keine Ahnung, woher er solche Weisheiten hatte, aber am besten dachte gerade er auch nicht darüber nach, sondern nahm sie einfach als gut gemeinten Ratschlag an, einen, den man dringend in die Tat umsetzen musste. Natürlich. So hatte sie nicht das Gefühl, dass es bloß wegen ihr geschah. Ganz im Gegenteil. Und es war ja nicht so, dass er es nicht wirklich ernst gemeint hätte. Der kleine Crouch tat ihm da schon leid, und fair war es echt nicht gewesen. Vielleicht könnte er sogar ...

„Barty wollte doch immer ins Koboldstein-Team von Ravenclaw,“ fiel ihm eine Unterhaltung ein, die er mit ein paar Klassenkameraden aus dem Haus mit dem bronzenen Adler geführt hatte, und sich bereits sinnierend das glatte Kinn reibend, erhob James sich von seinem Bett, den Rennbesen in der einen, in goldenen Lettern „Potter“ auf dem Rücken. „Ich könnte doch mal mit Honorius reden ...“ Ganz erstaunt pfiff Peter durch die Zähne, und Remus nickte ihm aufmunternd zu, auch wenn der Quidditch-Kapitän das gar nicht mehr so richtig mitbekam. Schon halb auf dem Weg nach draußen, grabschte er nach einem von Blacks Schuhen, in denen noch seine Füße steckten, gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er ihn gefälligst zum Aufwärmen zu begleiten hatte, wenn die zwei Anderen hier schon auf das Spiel an sich warten wollten, und trottete zu der schweren Eichentür.

Die Zeitschrift in Richtung der eigenen Brust einknickend, brummte Sirius, betrachtete den davon stapfenden Potter mit einer steil nach oben gezogenen Braue und zuckte die Achseln. Na gut. Wieso nicht? Der Quibbler flog im hohen Bogen und landete in einem zerknitterten, zeltartigen Haufen auf dem Boden, während er sich vom Bett herunter katapultierte, die Hände in die Taschen stopfte und mit einem genuschelten „bis gleich, Jungs“ seinem besten Freund folgte.

Peter und Remus blieben zurück, warfen einander wortlos einen vielsagenden Blick zu und kicherten jeder für sich. Oh Mensch. Diese zwei Volltrottel. Die musste man einfach lieb haben. Einer bekloppter als der andere. Seufzend beugte Pettigrew sich nach vorn und sammelte sein Buch wieder auf, wollte wenigstens noch diese Hausaufgabe für Wahrsagen zuende bekommen, bevor auch sie beide sich ihre rot-goldenen Gryffindor-Schals um die Hälse werfen und gemeinsam zum Stadion hinunter trotten würden. Samstage in Hogwarts während der Saison waren eigentlich nicht wirklich freie Tage. Aber trotzdem furchtbar schön.

Ebenfalls einen Schwall Luft fest durch die Nase prustend, widmete Remus sich noch ein letztes Mal dem wunderbar langen Brief auf seinen Oberschenkeln. Gar nicht genug davon bekommen konnte er, liebte die Handschrift, die geschwungenen Buchstaben der fremden Sprache, das grobkörnige Pergament vom Ufer des Nils und besonders die Vertrautheit zwischen Lehrer und Schüler, die in jedem Wort mitschwang. Auch wenn diese letzten Absätze nicht von Grüßen und baldiger Wiedersehensfreude durchdrungen waren. Aber was war das schon in diesen Zeiten? Sich vorsichtig auf die Lippen beißend, spürte Remus diesen schweren Klumpen, der sich irgendwo zwischen den Rippen herabsenkte und seine Lungen daran hinderte, sich vollends zu entfalten, frei zu atmen. Ja, da zog etwas herauf. Und er nickte jeder Zeile zu, die er las, und innerlich versprach er es, nein, schwor er es ihm, jeden Ratschlag darin zu befolgen.

Bevor ich diesen längst überfälligen Bericht nun schließe, Telmied, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf weniger erfreuliche, jedoch umso notwendigere Thematik lenken. Auch auf die Gefahr hin, Ihre jungen Tage zu verdunkeln, was ich, Allah ist mein Zeuge, nicht vorhabe, sollen Sie wissen, welche Gerüchte im Umlauf sind. Ein Körnchen Wahrheit mag in ihnen stecken. Nicht nur als Feuervogel sollen Sie Ihre Augen offen halten, sondern auch und vor allem als umsichtiger Bürger Ihrer Heimat und als Verfechter von Sternenzauberei und Weißer Magie. Es heißt geflüstert, der Feind habe seine Höhle verlassen. Wohin? Das ist nicht bekannt. Umso sorgsamer müssen wir unsere Schritte gestalten. Haben Sie Acht, mein Zauberlehrling!

Nun will ich für dieses Mal von Ihnen scheiden. Lernen Sie! Nicht von Papier, von Bienen und Vögeln, Mr. Lupin! Und gehaben Sie sich und all Ihre Lieben wohl, bis dass wir uns bald schon wiedersehen, so es Allahs Wille sei!

Fi aman Allah, Telmied!
Alexandria in Ägypten, am 4ten Tag des Dhu 'l-Hijja im Jahre 1369
Ihr ergebener Saladin Ibn Ahmad Al-Harani


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